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Thema: Indianersommer

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  1. #1
    First Lieutenant Avatar von sethos
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    Standard Indianersommer

    Da heute so ein wunderschöner Altweibersommertag ist möchte ich die Stimmung nutzen und wiedermal eine meiner schon vor längerer Zeit geschriebenen FFs zu parken. Danke das Ihr so lieb seid und ihnen hier eine Zuflucht gebt.



    Rating: G
    Staffel: nach der 8. Staffel, irgendwann zu Beginn der 9.Staffel

    Örtliche Bemerkung: Die Nellis Air Force Base, liegt in Nevada, 15 km von Las Vegas entfernt, das streng geheime Versuchsareal Area 51 liegt innerhalb dieses Geländes noch einmal ca.100 km weiter entfernt am Groom Lake, und wird zum Transport des nicht fest stationierten Personals täglich mehrmals von Fliegern der Air Force von Las Vegas Mc Carran International Air Port aus angeflogen. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Area_51

    Disclaimer: alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG-1 gehören MGM/UA World Gekko Corp. Und Double Secret Produktion.
    Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zuverdienen. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden und toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.


    ~~~


    Indianersommer




    7. 28 Uhr Nevadazeit. Vor fünf Minuten war eine der schicken und streng geheimen Air-Force Boeings, welche täglich das außerhalb wohnende Stützpunktpersonal von Las Vegas nach Groom Lake hin und her transportierten, wieder in Las Vegas gelandet. Eine Möglichkeit, welche vor allem das zivile und militärische Wissenschaftspersonal von Area 51 in Anspruch nahm.
    Lt. Colonel Samantha Carter bildete da keine Ausnahme.

    Eilig hastete sie aus dem halbleeren Flugzeug und warf einen gehetzten Blick auf die Uhr.
    ‚Oh mein Gott, schon so spät!’
    In kaum einer Stunde musste sie wieder hierher zurückkehren, allerdings in den offiziellen, nicht geheimen Teil des Flughafens. Wenn sie nicht sofort loskam würde sie ihren Flug verpassen.

    War doch, allem Anschein nach, keine so gute Idee gewesen, die letzte Nacht im Labor zu verbringen und die Testreihe zu Ende zu führen. Mit Sicherheit würde sich der nur kurz erlaubte, nächtliche Drei-Stunden-Schlaf mit dem Kopf auf dem Arbeitsplatte und die damit einhergehende Erschöpfung rächen.

    Sie zwängte sich durch die in andere Richtung strömenden Menschengruppen und wäre beinahe ziemlich unsanft mit Colonel Mayers kollidiert.
    „Sorry“, murmelte sie und verzog das Gesicht in typischer Carter- Verlegenheitsmanier, von der sie selber gar nichts wusste. Der Colonel brauchte deutlich länger für den Überraschungsmoment. Sie versucht an ihm vorbeizukommen, hoffend die Sache auf sich beruhen zu lassen.

    „Oh, Colonel Carter, noch hier?“

    ‚Scheiße!’

    „Ich denke, Sie haben Urlaub?“ ,und noch bevor sie die Möglichkeit bekam, ihm wegen des gespielt schlechten Gewissens deswegen zu entkommen, begann er einen seiner geballten Wissenschafts- und Wichtigkeitsmonologe.
    Sam ließ die Wortfetzen an sich vorbeirauschen, spürte fast körperlich die Sekunden verrinnen und unterdrückte das dringende Verlangen, von einem Bein auf das Andere zu hüpfen.

    ‚Bitte Herr, lass etwas geschehen!’
    Tief innerlich kämpfte sie gegen den starken Wunsch an, Mayers körperlichen Schaden zufügen zu wollen und nur der Umstand, dass dieser ihr Vorgesetzter und sein plötzliches Dahinscheiden ein wirklich arger wissenschaftlicher Verlust für die Menschheit wäre, hielt sie duldend zurück.

    Da, - eine kurze Lautsprecheransage- ‚Danke Herr!’ - , Mayers verstummte kurz und Carter nutzte die einmalige Chance.
    „Sie bekommen meinen Bericht per Mail...!“ und setzte zur wilden Flucht an.
    Sie schickte ein weiteres Stoßgebet gen Himmel und flehte, den Kontrollpunkt erreichend: ‚Bitte, bitte kein Neuer mit korrekte-Verfahrensweise-Koller.’
    Nein, sie hatte Glück, der dunkle Sergeant war ein altgedienter Profi, salopp winkend ließ er das bekannte Gesicht passieren.

    Sam spurtete in die Freiheit. Grell schlug ihr die Nevadawüstenhitze entgegen, der Klimaanlagenschock ließ den Kreislauf kurz taumeln.
    ’Toll noch nicht mal 8 Uhr und schon Richtung 30°C!’

    Sie stürzte zum Wagen, ging aufs Gas und wirbelte wild den allgegenwärtigen trägen roten Nevadastaub hinter sich auf.
    Damit war ihre Glücksphase für heute beendet. Fast unmittelbar landete sie im Stopp-und Go-Tempo der Zufahrtsstraße. - frühe Rush hour!
    Sam trommelte unruhig ein Wutstakkato aufs Lenkrad, ruckte artig meterweise vor und quälte sich gleichzeitig mit Gewissensbissen.
    Samantha Carter machte blau und die dringenden Arbeiten blieben zurück. Ihre Berichte, ihre Kollegen und vor allem Cassie!
    Samantha Carter machte blau!
    Ha, das sie nicht lachte! Wann machte sie schon mal Urlaub?
    Aber trotzdem. Mal ein Wochenende am dem sie verreiste, dass war okay - sogar vor ein paar Wochen ein verlängertes - ein kurzes Erinnerungslächeln durchzuckte ihre Seele - aber nicht gleich 14 Tage!
    Cassie würde in neue Depressionen verfallen, ihre Kollegen würden im hilflosem Chaos versinken und die Welt würde ganz bestimmt untergehen... weil sie die Arbeit nicht beendete.
    ‚Du spinnst Carter!’

    Sie drückte auf die Hupe, etwas was sie sonst niemals tat, scheuchte den verschreckten Träumer vor ihr in die richtige Spur und nahm die Abfahrt mit Vollgas.
    Vierzig Minuten! Vierzig Minuten nur noch und sie hatte noch nicht mal zu Ende gepackt!
    Sie würde zu spät kommen. Sie würde den Flug verpassen. Den einzigsten Flug heute in diese Richtung...Oh Mann!

    ~~~

    Sam wurde überrascht. Cassie stand vor dem Haus, die Reisetaschen zu ihren Füßen.
    „Wo bleibst du, Sam? Der Flug geht in einer halben Stunde!“

    „Ich musste doch noch die Testphase zu Ende bringen...ich hätte sonst keine Ruhe gehabt...“

    „Los Sam, rutsch rüber! Ich fahre! Du bist viel zu nervös.“

    „Cassie... du hast schon gepackt? Aber ich muss doch noch mal alles durchsehen...“

    „Keine Angst, alles drin. Wer ist hier eigentlich wessen Mutter? Und deinen Wissenschaftskram habe ich draußen gelassen, schlimm genug wenn du den dämlichen Laptop mitschleppst.“

    „Ich muss doch noch die Berichte fertig bekommen, sonst hätte ich es gar nicht mehr geschafft. Ich habe es versprochen. Und Cassie, das geht wirklich...ich meine 14 Tage! Sonst, wenn was ist, komme ich früher.“

    „Wage es dich Sam! Eyh? Wie alt bin ich? Ich mache bestimmt keinen Blödsinn und die ‚Ich will am liebsten sterben’-Phase, ist vorbei. Das mit Mike ist zwei Monate her. Du siehst, du kannst mich durchaus auch mal länger alleine lassen, als nur ein Wochenende.“

    „Trotzdem Cassie, du brauchst nur anzurufen...jeder Zeit!“

    „Spinnst du? Ich werde mich hüten! Ich habe mal 14 Tage Ruhe vor dir, da werde ich ganz bestimmt nicht anrufen!“

    Sam schluckte beleidigt. Cassie grinste verlegen und versuchte die Wogen zu glätten.
    „Wirklich Sam, ich habe 14 Tage sturmfreie Bude und jede Menge vor. Mike ist passé, wird Zeit, dass ich das wilde Singleleben genieße.“

    „*Und?*...wahrscheinlich werde ich das Haus nicht wiedererkennen?“
    „Kann vorkommen.“

    „Okay.“

    „Okay. Und jetzt schreibe deinen Bericht und lass mich in Ruhe fahren. Sonst sitzt du statt im Flieger in einer Karambolage.“

    „Okay.“

    ~~~

    Sam Carter rannte, dass ihr die Luft in den Lungen stach. Wahrscheinlich war sie das letzte Mal so vor den Goa’uld gerannt, aber dabei hingen nicht zwei tonnenschwere Reisetaschen an ihren Schultern. Und ganz ehrlich gesagt, das Training sollte sie auch mal wieder auffrischen.

    Sie erreichte das Terminal in letzter Minute. Eine kummergewöhnte Stewardess zog Taschen und Ticket zugleich an sich und schob Carter zum Boardingbereich.

    Keuchend erreichte sie den Sitzplatz in der startbereiten Maschine und ließ sich dankbar neben einer vollleibigen, älteren Dame plumpsen. Sam nickte ihr höflich zu und analysierte mit einem schrägen Blick, ob die Gefahr bestand, innerhalb der nächsten Stunden mit der Lebensgeschichte dieser Frau und ihrer Familie konfrontiert zu werden. Doch diese grabschte sofort gierig nach den, von der Stewardess angebotenen, Kopfhörern.
    ‚Gott sei Dank’, Sam registrierte es mit einem stummen Seufzer und schüttelte auf die höfliche Standardfrage: „Etwas zu lesen?“ mit dem Kopf.

    Sie klappte den Laptop auf.

    Sie hatte bereits zwei eilige Seiten des ausstehenden Abschlussberichtes verfasst, als die Maschine dröhnend abhob. Ein Kind plärrte hysterisch und zwei hilfsbereite „Tanten“ empfahlen der genervten Mutter Bonbons, während der Mann, schräg gegenüber mit Schweißperlen im Gesicht die Sitzlehne zerkrallte.
    Sie lächelte milde über die allgemeinen Startemotionen, - Fliegen war ihr täglich Brot - und wandte sich wieder der Arbeit zu.

    ~~~

    Sam schreckte auf. Sofort war das Dröhnen der Motoren wieder da.

    „Na gut geschlafen?“, die Dame neben ihr grinste freundlich.
    Sam versuchte etwas hilflos ins Jetzt zurückzufinden.
    „Ich... habe geschlafen?“

    „Sie waren seeehr müde...“

    „Ja“, erschrocken schnellte Sam nach oben und starrte zu dem Laptop auf ihren Knien. ‚Gott sei Dank!’ ,in stummer technischer Ergebenheit des Ruhemodus wartete das Gerät auf seine weitere Verwendung.
    Hastig brachte sie ihre Arbeit zu Ende, ließ das Verschlüsselungsprogramm laufen und fragte sich, wie lange sie wohl weg gewesen war?
    Die Stewardess schob ihr aufmerksam das - ungenießbaren Bordfraß umfassende - Lunchtablett zu.

    „Kaffee?“
    Wenigstens ein Lichtblick!

    „Stammen Sie aus Nevada?“

    Oje, die Dame glaubte doch noch ein Recht auf ein Gespräch zu haben.
    „Nein“, Sam flüchtete sich in die Einsilbigkeit.

    „Na ja auf die Dauer ist das dort unten auch nichts. Ich fliege mal ab und zu auf ein wenig Spaß nach Las Vegas, aber ansonsten... immer diese trockene Hitze, dieser Staub, die wenige Vegetation. Das hier ist doch ganz was anderes.“
    Mit einer winkenden Handbewegung schloss sie die durch das Fenster erkennbaren gelben und grünen Flecken ein.

    „Hmm.“

    „Ja die Winter sind manchmal schon etwas kräftezehrend, und bis der Frühling es schafft dauert es lange, aber das hier ist einmalig schön...“

    „Hmm.“

    Der Frühling, der Sommer, na gut wir haben viel Regen, aber...Oh, sehen Sie nur!“, verzückt zog sie an Sams Arm und schleifte ihre Aufmerksamkeit Richtung Fenster: “Die roten Seen!“

    Plötzlich doch gefangen starrte Sam auf die riesigen viereckigen Flächen, welche sich unter ihnen ausbreiteten.
    „Rote Seen?“

    „Ja“ Die Dame lächelte zufrieden über die eroberte Aufmerksamkeit.

    „Das sind Cranberryfelder. Sie wissen schon, dass Zeug das in jedem Müsliriegel klebt. Jetzt ist Erntezeit.“

    „Oh, und warum Seen?“

    „Die Felder werden geflutet. Nur so kann man die Beeren maschinell ernten und somit sind es Seen und sie sind rot. Knallrot!“

    Fasziniert staunend starrte Sam auf das surreal wirkende Schauspiel.

    „ Ja, Sie besuchen uns in der allerschönsten Jahreszeit. Die meisten haben vier, wir haben fünf. Wir haben den Indianersommer.“

    Sam nickte ergeben. Gleich würde sie erfahren, wie all die Kinder und Enkel dieser Dame hießen, welche Krankheiten und Katastrophen sie alle schon durchgemacht hatten und ihre zerknautschten Bilder bewundern dürfen- unweigerliche Strafe für ein kurzes Staunen.

    „Nein wirklich...es ist nicht mehr richtig Sommer und auch noch nicht Herbst. Es ist alles soviel milder und sanfter und doch schöner. Der Sommer ist Leidenschaft, anstrengend, Indianersommer ist Romantik.“

    „A-ha“ Sam wusste sie würde es bereuen.

    „Genießen Sie es. Sie sehen so gestresst aus. Sie brauchen mal etwas Ruhe und Frieden. Es gibt nichts Schöneres als diese Jahreszeit. Vertrauen Sie mir.“

    Das einsetzende Kreischen des Bremsschubes enthob Sam Carter der Antwort. Die Maschine bereitete sich auf die Landung vor. Das nervend schreiende Kind setzte auf der höchsten Oktave wieder ein.
    Genießen Sie es!

  2. Danke sagten:


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