Der Planet der Seepferdchen
Autor: Antares
Serie: SG-1
Pairing: Jack/Daniel
Rating: NC-17 (im zweiten Teil)
Inhalt: Eine Mission läuft schon nach wenigen Minuten schief
Staffel: 7
Beta: Vielen Dank an KJ für das Beta der engl. Version und an Anne für das deutsche Beta.
Anmerkungen: : Dies ist der erste von insgesamt 2 Teilen
Das Wallpaper hat den Titel der engl. Version, weil ich es dafür erstellt habe. *g*
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Sonniges Wetter, eine laue Brise vom Meer, frische, klare Luft und die kleine Stadt, die wir besuchen wollten, keine halbe Stunde Fußmarsch vom Stargate entfernt, so sollten Missionen aussehen. Es war einfach angenehmer, an Urlaube in North Carolina erinnert zu werden als an Kriegsschauplätze. Wann hatte ich das letzte Mal Zeit gehabt, wirklich Urlaub zu machen? Nicht nur drei Tage, um auf eine historische Tagung zu fahren und dann noch eine halbe Woche Stadtbesichtigung anzuhängen, die mich auch meist nur in Museen und Bibliotheken führte? Mir wurde bewusst, dass sich da in den letzten Jahren doch einiges an Nachholbedarf angesammelt hatte und beschloss, sobald wir wieder zu Hause wären, einen kleinen Abstecher in ein Reisebüro zu machen.
Aber auch hier war nicht nur alles Natur und Unberührtheit. Zwischen dem Grün der Bäume und Sträucher schimmerte linker Hand heller Sandstein und in der Sonne glitzerndes Gold hindurch. Neugierig geworden, folgten wir den vielen Leuten, die hier vom Weg abbogen. Schon nach wenigen Metern sahen wir uns einem Palast ähnlichem Gebäude gegenüber, das mich ein wenig an eine byzantinische Kirche erinnerte, die eine innige Begegnung mit einem römischen Mosaikfußboden gehabt hatte. Was mich zu diesem unorthodoxen Vergleich brachte – der Jack aber bestimmt gefallen hätte – waren die großen, farbenprächtigen mit Gold durchsetzten Mosaiken, die die hoch aufragenden Wände schmückten. Beeindruckt ließen wir unseren Blick an den Mauern empor wandern und ich schaute mir gerade die reich verzierten Tempeltüren an, als…
“Halt!“
Ein durchdringender, befehlender Ruf riss mich aus meinen sanft dahinplätschernden Überlegungen, welche Art von Holz verwendet war. Plötzlich umringte uns ein halbes Dutzend schwer bewaffneter Wachleute und richtete ihre Waffen, die so aussahen als würden sie bereits über eine ordentliche Feuerkraft verfügen, bedrohlich auf den Colonel. Obwohl Jack seine Hände auf der P 90 liegen hatte, war diese Aufforderung so überraschend gekommen, dass er keine Zeit mehr gehabt hatte, die Waffe zu entsichern. Meine Aufmerksamkeit war schlagartig wieder da, aber umsonst, denn weitere Bewaffnete kamen hinzu und hielten Sam, Teal’c und mich ebenfalls in Schach.
„Du hast das Heiligtum des Goldenen Seepferdchens entweiht!” Die Wache stupste Jack unsanft mit der Waffe in die Seite.
Im ersten Moment glaubte ich nicht richtig verstanden zu haben, zu lächerlich klang die Anschuldigung. Außerdem waren erst knapp zehn Minuten vergangen, seit wir durch das Sternentor getreten waren – ich fürchte, das war unsere neue Bestzeit, um uns in den Klauen der ortsansässigen Polizei wiederzufinden.
„Was? Das ist doch gar nicht wahr!“, beschwerte sich Jack aufgebracht, als der Wächter mit der Waffe vor seiner Nase herumfummelte. „Ich habe noch nicht einmal die Außenmauern des verdammten Dings berührt!“ Und das hatte er wirklich nicht. Keiner von uns. Wir hatten den eindrucksvollen Tempel bisher nur von dem großen Vorplatz aus bewundert, aber hatten das Heiligtum selbst noch nicht betreten.
„Du hast deinen nackten Finger auf das Auge Seiner Heiligkeit gerichtet.“ Bei diesen Worten führte der Wachmann eine respektvolle Verbeugung in Richtung des imposanten Seepferdchen-Mosaiks aus, das die ganze Wand hinter ihm einnahm.
Ich hätte ja geschworen, dass Seepferchen liebenswürdige, sanfte Kreaturen sind, aber als ich mir die Tiere an der Wand genauer anschaute, bemerkte ich, dass sie einen bösartigen Glanz in den strahlenden, blaugrünen Augen hatten. Das war kein Bild zur Erbauung, kein niedliches Seepferdchen aus einem Kinderbuch. Das sollte Macht, Stärke und Durchsetzungsfähigkeit repräsentieren. Einen Herrschaftsanspruch, der im krassen Gegensatz zu den zerbrechlichen Wesen stand, als die ich Seepferdchen bisher angesehen hatte.
„Wie wäre es denn dann mal mit einer kleinem Hinweisschild?“, erkundigte sich Jack flapsig. „Das würde die Leute davor warnen, nicht …“
Die Wache unterbrach Jack: „Schweig! Ihr werdet vor das Hohe Gericht gebracht und dort wird dann über deine Strafe entschieden.“
„Ich denke, es gibt hier ein ganz großes, kulturelles Missverständnis, das wir vielleicht auch ohne das Gericht klären können“, mischte ich mich ein, ehe Jack Luft holen und wer weiß was antworten konnte. „Sehen Sie, wir sind friedliche Forscher vom Planeten Erde und …“
Ich hätte mir den Atem auch sparen können, denn sie nickten immer nur höflich. Sie ließen mich sogar ausreden und mein Sprüchlein von den gegenseitigen Vorteilen, die unsere beiden Gesellschaften hätten, wenn wir uns erst einmal näher kennen würden, aufsagen. Aber nicht eines meiner Argumente konnte sie umstimmen.
Im Gegenzug lernten wir in wenigen Worten, dass sie eine Gesellschaft waren, deren ganzes Leben sich um die Seefahrt drehte. Der Schrein des Goldenen Seepferdchens war ihr höchster Kultort. Es war ein sehr unglücklicher Zufall gewesen, dass dieses Heiligtum, das erste war, über das wir auf unserem Weg vom Stargate zur Stadt gestolpert waren. Sonst hätten wir vielleicht mitbekommen, welch tiefe Verehrung sie diesem speziellen Gott entgegenbrachten. Eine Verehrung, die schon an Besessenheit grenzte, was uns erst jetzt wirklich bewusst wurde. Überall prangten Seepferde: auf ihren Rüstungen, auf den Waffen und ihrer Kleidung und in gigantischen Ausmaßen, auf den Außenmauern des Tempels.
Aber nachher ist man ja bekanntlich immer klüger. Wenngleich ich gestehen muss, dass es das erste Mal war, dass schon ein bloßer Fingerzeig auf etwas verboten war. Normalerweise hatten wir mehr Probleme mit meiner ausgeprägten Leidenschaft etwas zu berühren, das man besser nicht angefasst hätte.
Wie dem auch sei, sie entwaffneten uns, geleiteten uns in die Stadt und brachten uns in einen großen, angenehm kühlen Innenhof. Dort wurden wir auffordert auf Holzbänken, unter ein paar hohen Bäumen, Platz zu nehmen. Wieder hatte es etwas von Urlaub an sich, als man uns auch noch etwas zu trinken brachte. Aber wir konnten uns nicht entspannen, waren alle auf der Hut, bewacht von den Bewaffneten und begafft von der Stadtbevölkerung, die sich immer zahlreicher versammelte. Sie tuschelten und lachten, zogen besorgniserregende Gesichter, fingen aber mit uns kein Gespräch an, so sehr ich mich auch bemühte.
Man teilte uns mit, dass das Hohe Gericht hinter verschlossenen Türen zusammen trat und man uns in Kürze das Urteil verkünden würde. Unsere wiederholten Beschwerden, dass dies kein ordentliches Gerichtsverfahren sei, dass wir ein Recht auf einen Verteidiger und eine Anklageschrift hätten, verhallten ungehört.
Schon kurze Zeit später, es war kaum eine halbe Stunde vergangen, tauchten die Richter, die gleichzeitig die Priester des Seepferdchenkults waren, aus dem Gebäude, das an der Frontseite des Innenhofes stand, auf. Eine Prozession von fünf alten Männern, alle in wallende blaugrüne Gewänder mit Meeresmotiven gekleidet, und von mehreren jungen Männern und Frauen begleitet, näherte sich uns. Die Menge verstummte und verneigte sich ehrfürchtig.
Es ist immer übel, wenn die geistlichen Führer auch die Gerichtsbarkeit vertreten, Gewaltenteilung ist schon eine feine Sache. Was sich auch hier wieder bewahrheiten sollte. Denn auch jetzt gab man uns keine Möglichkeit zur Verteidigung, gab uns keinen Rechtsbeistand, ließ uns nicht selbst sprechen, obwohl wir alle vier versuchten, den Priestern klarzumachen, dass in Jacks Fall mildernde Umstände geltend gemacht werden müssten, da wir mit ihren Sitten und Gebräuchen nicht vertraut waren. Alles, was wir zu hören bekamen, war der nur wenig abgewandelte Spruch, Unwissenheit schütze nicht vor Strafe.
Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, trat der älteste Priester gemessenen Schrittes vor, hielt ein dickes in Gold und Leder gebundenes Buch in die Höhe und verkündete der gespannt wartenden Menge das Urteil: „Schuldig!“
Applaus brandete auf. Dieses eine Wort schien genug zu sein, schien das zu sein, was sie erwartet hatten. Eine Begründung für diesen Schuldspruch folgte nicht.
„Colonel O’Neill, erhebe dich!“
Jack, der ebenso wie wir nicht aufgestanden war, als die Priester den Hof betreten hatten, erhob sich betont langsam, stand dann vor dem Priester, ohne aber Haltung anzunehmen. Seine Art und Weise, dem Gericht mitzuteilen, dass er es nicht für legal hielt.
„Du hast das altehrwürdige, geschriebene Gesetz übertreten und dich der Blasphemie schuldig gemacht. Eines der schlimmsten Vergehen. Als Wiedergutmachung wirst du den „Kelch der Strafe“ trinken!“
Ohne unsere Waffen, und von hunderten von Stadtbewohnern umringt, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollten, war es illusorisch anzunehmen, dass wir es lebend bis zum Stargate schaffen würden, wenn wir jetzt lossprinteten. Schadensbegrenzung war also angesagt.
Da man hier wohl viel Wert auf Etikette legte, verbeugte ich mich respektvoll und meinte: „Darf ich vorschlagen, dass Major Carter als erstes eine kurze Analyse des Getränks durchführt? Denn es gibt Viele in unserem Volk, die auf verschiedene Substanzen mit einer tödlichen Allergie reagieren.“ Dann wüssten wir auch, ob es für uns schädlich war und wenn ja, was drin war, damit Janet schneller ein Gegenmittel finden könnte, sollte es nötig werden.
„Der ‚Kelch der Strafe’ ist doch nicht dazu da, um zu töten!“, rief der alte Oberpriester entsetzt und mit leicht brüchiger Stimme. „Alles Leben ist heilig, selbst das des Mannes, der unsere Gesetze verletzt hat.“
Wieder folgte eine Debatte über Gesetze, die für uns auf der Erde „heilig“ waren und wieder verloren wir, selbst wenn ich wohlweislich nicht die Todesstrafe erwähnte, die in einigen Bundesstaaten der USA noch angewandt wurde. Ich stellte unsere Erde fortschrittlicher dar als sie eigentlich war, aber entweder durchschauten sie uns oder sie wollten uns nicht glauben. Schon lange waren uns keine solchen Sturköpfe mehr begegnet. Sie wurden nicht laut, reagierten aber weder auf unsere vagen Drohungen, unsere Bitten, unser Flehen oder unsere Beschimpfungen und wollten uns auch nicht sagen, welche Wirkung und/oder Wirkstoffe der Trank hatte.
Am Ende mussten wir nachgeben und ihnen vertrauen, dass das Zeug Jack nicht nachhaltig schaden würde. Denn selbst wenn der Tod für ein Fehlverhalten in ihren Gesetzen nicht vorgesehen war, so waren Verstümmelungen nicht ausgeschlossen. Und niemals hätte Jack zulassen können, dass Teal’c seinetwegen seine rechte Hand verlor, denn das war ihre neue Drohung.
Jack schnappte sich den Kelch, den ein junger Priesteranwärter schon die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, während er fasziniert unserem Schlagabtausch gefolgt war. Der Colonel setzte den Becher an und leerte ihn resolut in einem Zug. Bang beobachteten wir ihn, ob das Zeug eine unmittelbare Wirkung zeigte.
„Der Saft der roten Oloriblume ist ein starkes Aphrodisiakum“, erklärte der Oberpriester mit einer tiefen Verbeugung, nachdem Jack den leeren Becher wieder abgestellt hatte. „Der Gesetzesübertreter wird jetzt in eine Kammer gebracht werden, wo er mit einem von euch kopulieren muss, oder er wird sterben.“
Nein! Am liebsten hätte ich den alten Kerl an seinem goldenen Halsband gepackt und erwürgt. Ich hatte Mühe, meinen Zorn zu zügeln und mich nicht auf ihn zu stürzen bei diesen ungeheuerlichen, perfiden Worten, die er mit so einer ruhigen Stimme verkündete.
„Echt klasse“, warf Jack sarkastisch ein und setzte seine Sonnenbrille wieder auf. „Der perfekte Abschluss für einen perfekten Tag.“ Betont lässig verschränkte er die Arme vor der Brust.
Der Oberpriester schaute Sam, Teal’c und mich, einen nach dem anderen, durchdringend an, dann blieb sein Blick an mir hängen. „Du wirst mit ihm gehen.“ Ich habe niemals erfahren, warum er ausgerechnet mich ausgesucht hat, vielleicht war ihm einfach mein ständiges Nachhaken und Argumentieren auf den Geist gegangen und er wollte mich damit bestrafen. Aber das waren reine Spekulationen, denn mit so etwas Profanem, wie Erklärungen für die Strafe, gaben sich diese Priester natürlich nicht ab. Es war Gesetz, sie konnten es durchdrücken, der Menge gefiel es – und das schien genug zu sein.
Wieder protestierten wir alle, aber wir hätten uns, wie schon die Male davor, die Worte auch sparen können. Einer der jungen Priesterlehrlinge bot mir einen weiteren Becher an und ohne lange zu zögern, trank ich ihn auf einen Zug leer. Inzwischen war ich der Meinung, es wäre besser wenn sowohl Jack als auch ich die Ausrede von fremden Substanzen in unserem Blut hätten, das würde viele Erklärungen später einfacher machen.
Der Oberpriester nahm mir den leeren Becher ab und erklärte mir mit bedächtiger, ruhiger Stimme: „Dieser Trank aus dem Saft der schwarzen Oloriblume wird dich abweisend und kalt machen und die Avancen des Täters entschieden zurückweisen lassen. Du hast nur eine Wahl: entweder nimmst du ihn – oder du wirst gegen deinen Willen genommen.“
„Nein!“ Mit einem wutentbrannten Schrei versuchte sich Jack auf den Priester zu stürzen, aber die Wachen hielten ihn zurück.
TBC...