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Thema: [FSK-18] Mostly Dangerous

  1. #21
    The Dark One Avatar von Fayanor
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    Standard Chapter 16: Hunter And Prey II

    @ Dark Phönix: Grüß dich. Hm, deine Frage zu der Frau wird mehr oder weniger in diesem Kapitel beantwortet werden ... hoff ich. Dank dir fürs Lesen und fürs Feedback .

    Hallo ihr Lieben. Ich denke, ich werde in Zukunft den Donnerstag als Releasetermin für die neuen Kapitel anpeilen. Denn wann immer ich mir vornehme Mittwochs etwas hochzuladen klappt es nicht, weil ich nämlich vor der Glotze häng und brav SGU/SGA schaue. Also ... in meinem Kapitel geht die Jagd jetzt erstmal weiter. Ich wünsch euch wie immer viel Spaß!

    Chapter 16: Hunter And Prey II

    Spoiler 
    Wütend fuhren die vier Männer herum und starrten den Wraith mit weit aufgerissenen Augen an. Lediglich einer der Männer schien auf seine Illusion hereinzufallen, denn er sah sich panisch nach allen Seiten um und begann etwas von einer ganzen Wraitharmee zu lallen. Einer der restlichen Drei lachte höhnisch: „Was treibt einen Wraith Mutterseelenallein auf eine Welt voller Kopfgeldjäger und Söldner? Hey … Jungs wie es scheint werden wir heute noch eine viel größere Beute machen … schnappt ihn!“ Die Zwei die Yerren festhielten ließen ihn zwar zu Boden fallen aber einer der Beiden schlug noch mal mit dem dicken Ast kräftig auf den Kopf des Hybriden ein. Yerren ging zu Boden und eine kleine Blutlache begann sich unter seinem Schädel auszubreiten.
    Norrec quittierte diese Aktion mit einem amüsiert klingenden Knurren und stürzte sich dann ohne zu zögern auf den lallenden Typen. Da seine Illusion offenbar bei den anderen Menschen keine Wirkung zeigte musste er jetzt zwangsläufig dieses torkelnde und lallende Exemplar zu erst ausschalten, um zu verhindern das er ins Dorf lief um Verstärkung zu holen. Mühelos tauchte er unter dem schlecht gezielten Hieb des Mannes mit dem Ast durch und stieß ihn zeitgleich zu Boden. Mit einem geschmeidigen Satz kam er neben dem lallenden Mensch zum Stehen und Griff nach dessen Hals, riss ihn an seine Brust und drehte sich im selben Moment den anderen beiden Angreifern entgegen. Das Messer eines der beiden Typen drang tief in die Bauchregion seines menschlichen Schutzschildes ein und brachte den zappelnden Mann in seinem eisernen Griff zum quieken. Auf Norrecs Gesicht zeichnete sich ein arrogantes Grinsen ab als er sich an dem immer noch jammernden Mann in seinem Griff zu nähren begann.

    Der Typ mit dem Messer stolperte einen Schritt rückwärts und sah dem grausigen Schauspiel wie gebannt zu. Immer heftiger triefte das Blut aus der Bauchwunde seines Freundes und dieser alterte binnen Minuten bis nichts weiter als eine lederartige Hülle übrig zu sein schien. Der Wraith knurrte befriedigt und wandte sich nun den anderen drei Männern zu. Beiläufig löste er den Blaster von seinem Gurt und feuerte auf einen der Männer welcher auch sofort betäubt zusammenbrach. Dank seiner Instinkte, die jetzt durch seinem Jagdtrieb zusätzlich verstärkt worden waren nahm er rechtzeitig die Bewegung in seinem Rücken war. Der Kerl mit dem Ast war wieder auf die Beine gekommen und stürzte sich jetzt ebenfalls mit einem Messer bewaffnet auf den Wraith. Norrec drehte sich leicht zur Seite weg und griff nach dem Handgelenk des Mannes, unter seinem festen Griff ließ der Kerl fluchend das Messer fallen, nur um fast augenblicklich herumgerissen zu werden. Während der Wraith den Mann wie eine Puppe gegen den großen Baum schleuderte war das Geräusch von brechenden Knochen zu hören und keine Sekunde später jaulte der Typ vor Schmerzen auf. Da noch ein Mensch übrig war zog Norrec es vor den wimmernden Typen mit einem gezielten Schuss zu betäuben.
    Als er sich dem letzten Kerl zu wenden wollte, sah er gerade noch wie dieser die Fluch ergriff und ins Dickicht des Waldes davon stürmte. Mit einem amüsierten Grinsen und einem leisen Knurren nahm der Norrec die Verfolgung auf. All seine Sinne waren geschärft und er konnte sogar den hektischen Herzschlag seiner Beute hören. Ja … versuch dich zu verstecken, das erhöht nur den Reiz., die Gedanken des Wraith waren gänzlich von den raubtierhaften Zügen seiner Natur geprägt. Seit langem hatte er das berauschende Gefühl der Macht welches sich während des Nährprozesses einstellte nicht mehr so genossen wie heute.

    Deutlich hörte er wie seine Beute durch das Unterholz rannte. Norrec erhöhte sein Tempo denn trotz allem durfte dieser Mensch das Dorf nicht erreichen. Der Kerl war gut drei bis vier Meter vor ihm und immer wieder strauchelte er über einige Wurzeln oder Äste. Der Wraith grinste lediglich amüsiert und als er feststellte, dass der Kerl nicht in Richtung des Dorfes sondern tiefer in den Wald lief erlaubte er ihm sogar den Vorsprung zu vergrößern. Wie eine Katze die mit einer Maus spielt begann sich der Wraith auf dieses tödliche aber für ihn äußerst unterhaltsame Spiel einzulassen. Immer wieder holte er den Mann ein, versetzte ihm einen derben Schlag und ließ ihn dann entkommen, nur um das Spiel in immer aggressiverer Form zu wiederholen. Enttäuscht musste er feststellen, dass der Mensch bereits nach ein paar dieser kleinen Zusammenstöße nicht mehr im Stande war sich zu wehren geschweige denn weiter zu laufen.
    Der Mensch kroch vor ihm auf dem Boden immer tiefer in den Wald hinein. Er wimmerte und hatte begonnen, um sein erbärmliches Leben zu betteln. Norrec grinste kalt: „Was ist denn aus deiner Überlegenheit geworden?“ Der Mann antwortete nicht sondern robbte immer weiter in der verzweifelten Hoffnung dem Wraith doch noch auf irgendeine Weise entkommen zu können. Dieser schritt langsam und ohne Eile hinter dem Mann her und versetzte ihm hin und wieder kräftige Schläge oder Tritte. Mehr als einmal war das widerliche Geräusch von brechenden Knochen zu hören gewesen, das zusammen mit dem triumphierenden Knurren des Wraith eine grauenerregende Geräuschkulisse gebildete.
    Irgendwann wurde dem Mann bewusst, dass der Wraith ihn wohl nicht gehen lassen würde und er früher oder später auf die eine oder andere Art sterben würde: „Dann bring es doch endlich zu Ende. Ich habe langsam genug von diesem Spiel … “, der Mensch röchelte und gleich darauf spukte er Blut. Mit einem wölfischen Grinsen auf den Lippen riss Norrec den Kerl vom Boden hoch und drückte ihn gegen den nächsten Baum. „Das ist äußerst bedauerlich denn ich für meinen Teil finde es recht amüsant.“, die Stimme des Wraith trieft vor Arroganz und Hohn. Langsam hob er seine Hand und presste sie dem Kerl auf die Brust. Norrec machte sich nicht die Mühe den Mensch mental zu unterwerfen, um so die Qualen des Nährprozesses für sein Opfer erträglicher zu machen. Er nährte sich an dem Menschen ohne Hast oder Gier und hin und wieder ließ er sogar ein wenig Lebensenergie auf seine Beute zurück fließen, nur um sie ihm gleich darauf wieder zu entreißen. Aber da der Mensch für eine ernsthafte Gegenwehr zu schwach war verlor Norrec schon nach relativ kurzer Zeit das Interesse an seinem Spiel, achtlos ließ er den lederartigen Kadaver zu Boden fallen und machte sich dann auf den Rückweg.

    Als Norrec endlich die Lichtung erreichte sah er wie sich die junge Frau gerade über Yerren beugte und mit zitternden Händen herauszufinden versuchte ob der Hybrid noch am Leben war. Leicht überrascht stellte er fest, dass sich auch der kleine Junge dort befand. Er zerrte an der Frau herum und versuchte offenbar sie mit sich zu ziehen. „Liann … schnell wir müssen hier weg. Der Wraith kommt sicher gleich wieder und dann sind wir auch tot.“, die Stimme des Kleinen bebte vor Angst. Die Frau hatte sich die Fetzen ihres Kleides um den Leib geknotet, um so notdürftig ihre Blöße zu verdecken: „Gleich. Ich will nur schauen ob der Mann noch lebt … wir können ihn nicht zurück lassen … er … er hat immerhin versucht mich zu beschützen.“, auch ihrer Stimme war die Furcht deutlich anzuhören. „Lass ihn doch … wir können ihn eh nicht tragen.“, der Junge versuchte wieder mit aller Kraft die Frau zum Gehen zu bewegen. „Jared, bitte … er wollte mir helfen und ich werde ihn jetzt nicht im Stich lassen.“, Liann bemühte sich ihre Stimme fest und zuversichtlich klingen zu lassen, obwohl ihr die Angst fast die Kehle zu schnürte. „Liann … “, setzte Jared erneut an, aber als er den Neuankömmling bemerkte konnte er nur noch ängstlich aufschreien.
    Der Zweite betrat mit gelassenen Bewegungen die Lichtung und bewegte sich zielsicher auf den am Boden liegenden Hybriden zu. Er beobachtete wie Liann nach einem morschen Ast griff und damit nach ihm schlug sobald er in ihre Reichweite gelangt war. Der Ast zerbarst in tausend Stück und die Frau keuchte erschrocken. Auf Norrecs Lippen begann sich ein amüsiertes Grinsen abzuzeichnen dann schubste er sie einfach beiseite und bückte sich zu Yerren herunter. Er drehte den Hybriden auf den Rücken und suchte nach dessen Halsschlagader. Mit einem wütenden Knurren presste er seine Hand auf das Brustbein Yerrens und übertrug seine Lebensenergie auf ihn, um den Hybriden wiederzubeleben. Ein paar Augenblicke später zog er sein Hand zurück, dann richtete er sich auf und schritt auf den Mann zu, den er zuerst betäubt hatte. Beiläufig registrierte er, dass diese Liann ganz in der Nähe des Kerls auf dem Boden lag und ihn völlig starr vor Angst ansah.

    „Lass meine Schwester in Ruhe!“, Jared hatte sich in der Zwischenzeit mit einem Messer bewaffnet und stürzte sich am ganzen Körper zitternd auf den Wraith. Mit aller Kraft, die sein kleiner Körper aufbringen konnte, stieß er es in den linken Oberschenkel Norrecs. Dieser knurrte gereizt und griff mit einer erstaunlichen Schnelligkeit nach dem Kind ehe es sich aus seiner Reichweite in Sicherheit bringen konnte. Die Klauen des Wraith bohrten sich durch den dünnen Stoff und kratzten über die Haut des Jungen, der vor Schmerz laut aufschrie. Als Liann ihren Bruder hilflos zappelnd in den Klauen des Wraith sah fiel die Starre von ihr ab und mit dem Mut der Verzweiflung griff sie nach dem nächstbesten Ast, um erneut auf Norrec einzuschlagen. Dieser wehrte den Angriff mühelos ab und bekam sogar den Ast zu fassen. Mit einer ruckartig zog er an diesem und Liann stolperte fast schon kraftlos auf ihn zu. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck als sich die Hand des Wraith um ihr Genick schloss.
    Sein wütendes Grollen hallte über die Lichtung und ließ die beiden zappelnden Menschen regelrecht vor Furcht erstarren. Seine Instinkte sprachen auf diese Furcht an und er begann das wachsende Gefühl seiner Macht über die Beiden auszukosten. Langsam und unaufhaltsam setzte der gleiche Rausch ein, den er schon vor wenigen Minuten gespürt hatte als sein Jagdtrieb die Oberhand gewann und er sich zu diesem kleinen amüsanten Spiel mit dem flüchtenden Mann hatte hinreißen lassen. Mit einem bösartigen Grinsen begann er langsam den Druck auf das Genick der der jungen Frau zu erhöhen. Liann stieß einen erstickten Schrei aus und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, allerdings erhöhte dieser Versuch lediglich den Schmerz. Der Junge schrie entsetzte auf und trat nach dem Wraith, Norrec hingegen zeigte sich von der Gegenwehr seiner Beute völlig unbeeindruckt und sein leises amüsiertes Lachen ließ den beiden Menschen das Blut in den Adern gefrieren.

    Liann schloss die Augen und mit dem Rest Würde der ihr noch verblieben war drängte sie die Tränen zurück, die bereits in ihren Augen brannten. Sie schluckte, dann öffnete sie ihre Augen wieder und suchte den Blickkontakt mit dem Wraith. „Bitte, lass meinen Bruder gehen. Er … er ist doch noch ein Kind und … “, ihre Stimme zitterte und war kaum mehr als ein Flüstern. Mit einem leisen und beinahe sanft klingenden Knurren ließ sich Norrec auf dieses neue Spiel ein: „Du bettelst also um sein Leben. Wie überaus selbstlos von dir.“ Er zeigte sich amüsiert und lachte wieder leise. „Nein … tut sie nicht. Liann, du … “, Jared schien mit dieser Entwicklung nicht einverstanden zu sein und protestierte lautstark. „Schweig! Offenbar hat dir niemand beigebracht wo sich dein Platz befindet … etwas das sich aber nachholen lässt.“, die Stimme des Wraith klang gefährlich leise und ließ keinen Widerspruch zu. Liann schrie erschrocken auf: „Bitte nicht! Ich … du kannst … “ Ehe sie den Satz beenden konnte zerriss das Geräusch eines Blasterschusses die Stille. Hoffnungsvoll sah sie in Richtung des Hybriden aber da der Wraith sie weder losließ noch Tod zu Boden fiel, nahm die Panik in ihrem Inneren wieder zu.

    Norrec nahm den Schuss wahr allerdings hatte er das Gefühl ihn aus mehreren Meilen Entfernung zu hören. Irritiert schüttelte er kaum merklich den Kopf, dann wandte er sich wieder seinen neuen Spielzeugen zu und gerade als er seinen Griff um das Genick der jungen Frau weiter verstärken wollte schob sich Yerren in seine Blickfeld, er hob ein pelziges Geschöpf in die Höhe und wedelte damit herum. „Ich habe das Zielobjekt zur Strecke gebracht.“, seine Stimme klang wie gewohnt völlig Monoton. Norrec blinzelte und schüttelte seinen Kopf heftiger. Dieses Tier kam ihm irgendwie bekannt vor, es war wichtig … aber warum war es wichtig? Er konzentrierte sich auf diesen Gedanken, langsam klang der Rausch ab und seine Instinkte begannen die Macht über seinen Verstand zu verlieren. Bevor er jedoch einen klaren Gedanken fassen konnte fuhr Yerren ungerührt fort: „Als wir kamen, sah ich wie das Zielobjekt auf diese Lichtung lief. Ich folgte ihm und wurde dann von Menschen angegriffen.“
    Norrec ließ die beiden Menschen abrupt los und starrte den Hybriden sichtlich entgeistert an. „Du hast das Tier hierher verfolgt?“, die Stimme des Wraith klang fassungslos. Der Hybrid nickte lediglich. „Wieso hast du nicht auf deine Angreifer geschossen?“, Norrec spürte, dass ihm die Antwort wohl nicht gefallen würde. „Du hast mir nicht befohlen auf Menschen zu schießen.“, Yerren blickte den Wraith völlig teilnahmslos an. Norrec knurrte wütend: „Wenn das nächste mal jemand versucht dich zu töten, dann wirst du mit dem Blaster auf ihn schießen … und stell sicher das der Blaster auf Betäubung steht.“ Sicher ist sicher, fügte er dann in Gedanken hinzu.

    Wieder wandte sich Norrec dem bewusstlosen Mann zu und als er einen Schritt vorwärts machen wollte, wurde sein Bein von einem stechenden Schmerz durchflutet. Erst jetzt drängten sich die Geschehnisse der letzten Minuten in sein Bewusstsein. Der Junge der ihm das Messer ins Bein stieß und die Frau deren Genick er fast zerquetscht hatte … er knurrte, Ich verliere langsam die Kontrolle. Dieser Gedanke erschütterte ihn zu tiefst. Noch nie in seinem langen Leben hatte er dermaßen die Kontrolle über sich und seine Handlungen verloren. Düster erinnerte er sich Lenn versprochen zu haben, dass er diesen Yerren lebend zurück bringen würde. Etwas das er bei einem erneuten aufflackern seines Jagdtriebs nicht mehr garantieren konnte.
    Mit einem wütenden Grollen zog er das Messer aus seinem linken Oberschenkel und warf es achtlos auf den Boden. Dann ging er zu dem betäubten Menschen, beugte sich zu ihm hinab und begann sich zu nähren. Ich werde auch noch das Leben des anderen Menschen nehmen müssen. Wer weiß wieviel Kraft ich noch mit Riven teilen muss., Norrec knurrte leise, wieder begannen seine Instinkte die Kontrolle über seinen Verstand zu übernehmen aber er war fest entschlossen es diesmal nicht zu zulassen. Er begann sich mit aller Kraft auf seine Aufgabe zu konzentrieren, immer wieder rief er sich den Zweck seiner Mission vor Augen und allmählich ließ das brennende Verlangen Jagd auf die beiden Menschen oder den Hybriden zu machen nach. Norrec wartete noch ein paar Augenblicke bis der Rausch abklang, dann erhob er sich und steuerte auf den letzten bewusstlosen Mann zu. Als er sich diesmal zu nähren begann wurde sein Verlangen Yerren durch den Wald zu jagen übermächtig. Während er sich langsam von dem lederartigen Leichnam zurück zog sandte er Yerren einen letzten telepathischen Befehl.

    Liann war zitternd wieder auf die Beine gekommen und zerrte ihren Bruder mit sich von der Lichtung runter. Aufmerksam hatte sie ihren Blick auf den Wraith gerichtet, der sich gerade von seinem letzten Opfer zurück zog. Als dieser sich umdrehte glich sein Gesicht mehr denn je dem eines Raubtieres und das bösartige Grinsen verstärkte diesen Eindruck auf unerträgliche Weise. Sie schrie leise auf und stolperte mit dem zappelnden Jared im Arm an Yerren vorbei.
    Norrecs Blick heftete sich sofort auf den Hybriden. Seine Augen funkelten kalt und voller Begierde. Dem Wraith war nur allzu deutlich anzumerken, dass er den Kampf gegen seine Instinkte verloren hatte. „Yerren … Lauf!“, seine Worte wurden von einem tiefen Grollen begleitet und das dämonische Grinsen auf seinen Lippen vertiefte sich, als er seinem Jagdtrieb endlich nachgab und den Hybriden durch den Wald zu hetzen begann.

    „Nein … Pooky!“, Jared riss sich aus den Armen seiner Schwester los und rannte dem Hybriden hinterher. Lianns Entsetzensschrei hallte zusammen mit dem Grollen des Wraith über die Lichtung und auch sie rannte jetzt ihrerseits hinter Jared her. Sie musste ihren kleinen Bruder vor diesem Monster schützen und die Todesangst, die langsam von ihrem Inneren Besitz ergriff ließ sie schneller Laufen als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Fassungslos sah sie wie sich im Ring der Vorfahren plötzlich eine bläuliche Masse bildete. „Jared … nicht.“, sie stolperte über eine Wurzel blieb aber auf den Füßen und rannte weiter in Richtung des Rings. Yerren stürzte sich als erster durch das Tor und Jared folgte ihm ohne zu zögern. Liann keuchte entsetzt, Nur nicht stehen bleiben, sonst fängt dich der Wraith. Eilig überwand sie ihren Schrecken und rannte ebenfalls durch den Ereignishorizont. Ein letzter Blick über ihre Schulter verriet ihr das der Wraith keine zwei Sekunden hinter ihr war und sie ihm vermutlich auf der anderen Seite schutzlos ausgeliefert sein würde …

    tbc.

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  2. #22
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    Standard Chapter 17: Otherwise I

    Hallo ihr Lieben! Ich hoffe ihr habt den heutigen Feiertag gut überstanden. Hier kommt also Kapitel 17. Ich wünsch euch viel Spaß damit, auch wenn es etwas ruhiger als das letzte Kapitel ausfällt.

    Chapter 17: Otherwise I

    Spoiler 
    Otheym strich zärtlich über Sihals Gesicht und lies seine Hand weiter bis in ihren Nacken gleiten, ruckartig riss er sie regelrecht an seinen Körper und als er seine Lippen verlangend auf ihre presste stieß er ein triumphierendes Knurren aus. Sie erwiderte seinen Kuss mit der gleichen brennenden Intensität und als er ihr Verlangen spürte begannen seine Instinkte die Kontrolle zu übernehmen. Otheym zerrte Sihal grob zu Boden und begann langsam die Rundungen ihres Körpers mit seiner freien Hand zu erkunden. Fast schon widerwillig löste er seine Lippen von den ihren, er sah kurz in ihre vor Verlangen leuchtenden Augen und ließ dann seine Zunge spielerisch über ihren zarten Hals gleiten. Immer wieder biss er sanft in ihren Hals und ihre linke Schulter, denn ein immer schwächer werdender Teil in ihm fürchtete sich davor dieses wunderbare Wesen ernsthaft zu verletzen.
    Die Krashty keuchte unter ihm und ihre leisen Lustschreie hallten überlaut in seinen Ohren wieder. Als Sihal nun flehentlich seinen Namen wisperte und ihn gleichzeitig regelrecht anbettelte ihr endlich Erfüllung zu schenken verlor Otheym auch den letzten Rest seiner Beherrschung. Ohne lange darüber nachzudenken riss er ihr das Kleid vom Körper und begann nun mit seinen Lippen leidenschaftlich ihren Körper zu erkunden. Als seine Lippen ihre aufgerichtete Brustwarze erreichten umschlossen sie sie und seine Zunge begann spielerisch ihre süße Qual zu verstärken. Sihal stieß einen heiseren Lustschrei aus und krallte sich in seinem Rücken fest. Er spürte wie sie sich unter ihm zu winden begann und das leise Raunen ihrer Stimme raubte ihm schlichtweg den Verstand. Immer wieder forderte sie ihn auf sich endlich das zu nehmen was ohnehin ihm gehören würde und Otheym quittierte ihr hemmungsloses Verlangen lediglich mit einem zufriedenen Grollen. Mit einem sanften Knurren ließ er seine Lippen bis zu ihrem Bauchnabel gleiten, immer wieder biss er sanft in ihren Bauch und seine Zunge begann aufreizend ihren Nabel zu liebkosen. Sihal wisperte leise seinen Namen und strich zärtlich durch sein Haar. Unendlich langsam begann sich seine Zunge einen Weg immer weiter nach unten zu bahnen …

    Plötzlich krallte sich eine Hand kräftig in seinen Haaren fest, ohne Vorwarnung wurde er hoch gerissen und wie ein Spielzeug gegen die nächste Wand geschleudert. Hilflos sackte Otheym in sich zusammen und als sich eine Hand fest um seine Hals schloss lief es ihm kalt den Rücken herunter. Er spürte wie er auf die Beine gerissen und gegen hart gegen die Wand gepresst wurde. Unbarmherzig verstärkte die Hand des unbekannten Angreifers den Druck auf seine Kehle und der Junge begann sich in Todesangst mit Händen und Füßen zu wehren. Allerdings schienen seine Angriffe seinem Gegner nichts aus zu machen und als Otheym langsam und immer noch benommen die Augen öffnete starrte er in Rivens wütendes Gesicht. Der Wraith fauchte ihm ein paar unverständliche Worte entgegen, dann beugte er sich vor und verbiss sich in Otheyms Schulter. Der Junge öffnete panisch den Mund allerdings kam kein einziger Ton über seine Lippen und der Schmerz raubte ihm fast die Sinne. Im nächsten Moment riss sich der Wraith von ihm los und biss dabei ein faustgroßes Stück Fleisch aus der Schulter des Jungen. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen beobachtete Otheym wie Riven das Fleischstück auf den Boden spukte, über das Kinn des Wraith lief eine breite Spur Blut und wieder richtete Riven einige unverständliche Worte an Otheym.
    Mit dem letzten Rest der ihm verbliebenen Kraft versuchte Otheym sich erneut aus dem Griff des Wraith zu befreien und zu seinem erstaunen hatte er diesmal Erfolg. Ohne wirklich Widerstand zu leisten ließ Riven sein Opfer auf den Boden fallen. Otheym wollte diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen und so versuchte er die Flucht zu ergreifen. Voller Entsetzten musste er feststellen, dass er sich nicht bewegen konnte und als er erneut laut Aufschreien wollte, kam wieder kein einziges Wort über seine Lippen.
    Fassungslos beobachtete er wie Rivens rechtes Bein plötzlich nachgab und den Wraith so auf die Knie zwang. Ohne ersichtlichen Grund begann der Wraith vor ihm plötzlich unkontrolliert zu zucken, entsetzt keuchend versuchte Otheym erneut aus dem Einflussbereich des Wächters zu kriechen allerdings versagte ihm sein Körper auch weiterhin den Dienst und so musste er hilflos mit ansehen wie der rechte Oberschenkel seines Freundes aufplatzte und sich ein paar hässliche Käfer aus dem Bein heraus schälten …


    Laut schreiend und schweißgebadet fuhr Otheym hoch. Panisch betastete er seinen Hals und seine Schulter, als er keine Verletzung finden konnte atmete er erleichtert auf aber die Bilder des Traums wollten einfach nicht verblassen. Immer noch sah er den zuckenden Wraith vor sich und die Käfer die aus dessen Bein krochen. Er seufzte leise und erhob sich dann vom Bett. Seit Rivens Attacke hatte er immer wieder versucht zu schlafen aber die nicht enden wollenden Alpträume hatten dieses Unterfangen fast völlig unmöglich gemacht. Der einzige Unterschied zu seinen bisherigen Träumen bestand in der Intensität der Bilder, die jetzt wie von selbst erneut durch sein Bewusstsein geisterten.
    Laut fluchend begab Otheym sich in den Sanitärbereich seines Quartiers. Inständig hoffte er, dass das kalte Wasser diese unerwünschten Bilder vertreiben würde. Seine Hoffnung wurde enttäuscht, denn die Bilder blieben allerdings begannen sie sich langsam zu verändern. Je länger er sein Gesicht mit dem kühlen Nass wusch desto deutlicher sah er Riven vor sich auf dem Boden liegen mit einer tiefen Wunde am rechten Bein. Nachdenklich lies er nun auch Wasser über seine Haare laufen und dann begann er schallend zu lachen. Diese grausigen Bilder waren offenbar Teil einer mentalen Botschaft gewesen, die er während seines Schlafes empfangen und in seinem Traum verarbeitet hatte. Je länger er über diese Option nachdachte desto wahrscheinlicher erschien sie ihm. Der Junge atmete einmal tief zur Entspannung ein und suchte dann die telepathische Verbindung zu Lenn.

    Otheym hatte sich in eine Ecke des Labors zurückgezogen und sich dort auf den Boden gesetzt. Er hatte seinen Kopf an eine Wand gelehnt und die Augen geschlossen. Wie aus weiter Ferne nahm er die Stimmen der anderen Anwesenden war. In seinem Kopf herrschte ein unbeschreibliches Chaos und er versuchte es irgendwie zu ordnen. Er atmete ruhig und tief ein, um sein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen, aber seine Gedanken kreisten viel zu sehr um die Geschehnisse der letzten Tage. Resigniert brach er die Meditation ab, um sich mit seinen Gedanken und Gefühlen auseinander zu setzten. Rasch kam er zu dem Schluss, dass der ganze Ärger der letzten Zeit auf seinen Vater zurückzuführen war.
    Erst diese kleine Auseinandersetzung mit den Kopfgeldjägern und dann hatte Riven ihn angegriffen, weil er seinen direkten Befehl missachtet hatte. Diese Disziplinierungsmaßnahme machte dem Jungen immer noch schwer zu schaffen. Seit Rivens Übergriff hatte er kaum eine Stunde vernünftig durchschlafen können. Immer wieder wurde er von Alpträumen geplagt und ein Teil von ihm wurde das Gefühl nicht los, dass Riven ihm diese Träume sandte, um ihn weiter zu quälen. Dieser Gedanke setzte sich mehr und mehr in seinem Geist fest und brachte die Wut auf seinen Freund erneut zum Vorschein. Wie Glut die eine Weile unter der Asche schwelt brach sie in ihm hervor und drohte seine Gedanken mit Racheplänen zu vergiften. Der Junge knurrte leise und beschloss an erfreulichere Dinge zu denken.
    Anfangs wollte ihm dies nicht so recht gelingen, doch dann konzentrierte er sich schließlich voll und ganz auf die beiden Personen die ihm am wichtigsten waren. Lenn und Sihal, die Schwestern waren immer freundlich zu ihm gewesen. Sie hatten ihn in ihre Familie aufgenommen und sich um ihn gekümmert als sonst niemand ihm eine Chance geben wollte. Er spürte wie ein Strom von Wärme und Zuneigung durch sein Innerstes floss und die negativen Gefühle für Riven verdrängte. Ja, sie waren immer für ihn da gewesen und hielten selbst jetzt in dieser äußerst bizarren Situation zu ihm.

    Otheym öffnete die Augen und wie von selbst richteten sie sich auf die Schwestern, die neben dem Labortisch standen. Während Sihal besorgt Riven ansah, strich Lenn ihr immer wieder aufmunternd über den Rücken. Der Junge runzelte die Stirn als er sich zu fragen begann was wohl hinter Lenns sprunghaftem Verhalten stecken mochte. Noch vor ein paar Stunden hatte sie darauf bestanden in Norrecs Fall sämtliche Regeln der Familie einzuhalten und nun erlaubte sie seinem Vater plötzlich mehr oder weniger das Kommando zu übernehmen. Ohne Widerstand hatte sie seine arroganten und autoritären Anweisungen hingenommen und sie sogar unterstützt. Otheym hatte immer geglaubt, dass Lenn ein offenes Buch für ihn wäre, aber anscheinend hatte er sich getäuscht.
    Ebenso wie ihr Verhalten irritierten ihn auch die fast identisch wirkenden Verletzungen der beiden Schwestern. Sowohl Lenn als auch Sihal wiesen Blutergüsse, Bisswunden und etliche Kratzer auf. Merkwürdig war auch Lenns Verhalten gewesen, als er sich nach eben jenen Blessuren erkundigen wollte. Anderst als sonst hatte sie verlegen den Blick abgewandt und seine Frage nach ihrem Befinden einfach ignoriert. Sicher, er hätte Sihal die gleiche Frage noch einmal stellen können aber er war sich ziemlich sicher, dass er außer ein paar gestammelten Worten keine sinnvolle Antwort bekommen hätte.
    Unter normalen Umständen empfand er Sihals Zurückhaltung als sehr amüsant, denn ihm war nicht entgangen welche Gefühle er in ihr geweckt hatte. Ein gieriges Grinsen begann seine Lippen zu umspielen, als er seinen Blick besitzergreifend über den Körper der Krashty gleiten ließ. Anfangs hatte er ihre Verliebtheit als lästig empfunden doch irgendwann vor ein paar Jahren hatte Riven ihm gegenüber seine Besitzansprüche auf Sihal geltend gemacht und gleichzeitig darauf bestanden, dass der Junge sich von ihr fernzuhalten hätte. Allein dieser Umstand hatte Otheyms Interesse an Sihal geweckt und ihn mit einem nie zuvor gekannten Verlangen erfüllt. Seit jenem Tag sah er in der Krashty nicht mehr die Freundin sondern eine begehrenswerte Frau. Aber als er ihr seine neu erwachten Gefühle gestehen wollte fiel ihm sein Verhalten aus der Vergangenheit wieder ein. Mehr als einmal hatte er sie verbal verletzt oder sie einfach ignoriert. Wie um alles in der Welt hätte er eine Entschuldigung für sein Verhalten finden geschweige denn ihr gegenüber formulieren sollen. Erschwerend kam hinzu, dass er ständig das Gefühl hatte von Riven beobachtet zu werden und auf eine direkte Konfrontation mit dem Wraith wollte er es nicht ankommen lassen.
    Aber jetzt war sein Rivale bewusstlos und Otheym wollte diesen Umstand in seinen Vorteil verwandeln, denn sobald Sihal sich für den Jungen entschieden hatte würde der Wraith es nicht wagen sich weiter einzumischen. Riven würde die Entscheidung der Krashty akzeptieren müssen … eine Entscheidung, die sie schon vor langer Zeit getroffen hatte. Sie liebte ihn und nicht den Wraith. Mit einem zufriedenen Lächeln erhob sich Otheym und ging langsam zu den beiden Frauen hinüber. Er würde Sihal trösten, sie so von seinen Gefühlen überzeugen und den Wraith so vor vollendete Tatsachen stellen.

    Lenn strich Sihal sanft über den Rücken: „Norrec findet mit Sicherheit einen Weg, um Riven zu retten.“ Sihal sah ihre Schwester von der Seite an und ihre Stimme klang erschreckend tonlos: „Und was wenn nicht? Woher nimmst du nur diese Gewissheit?“ Wieder strich Lenn beruhigend über den Rücken ihrer Schwester: „Kurz bevor Norrec aufbrach konnte ich spüren, dass er nicht nur auf die Jagd gehen sondern das er auch nach einem Gegengift suchen wollte. Ich für meinen Teil habe vollstes Vertrauen in seine Fähigkeiten, er wird mit diesem Gegengift zurückkehren … er muss ganz einfach!“ Ein schwaches Lächeln stahl sich auf Sihals Gesicht als sie begriff, dass Lenn ähnlich empfand wie sie selbst. Beide Frauen wollten das Leben des Wraith um jeden Preis retten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
    Mit einem leisen Seufzen wandte Sihal ihre Aufmerksamkeit wieder Riven zu. Seine Werte waren im Augenblick stabil aber wie lange das so bleiben würde war unklar. Als Norrec das Labor verlassen hatte, war der Krashty aufgefallen, dass es Riven irgendwie gelungen war seine Atmung und seinen Herzschlag zu verlangsamen. Er befand sich jetzt in einem Zustand der dem Winterschlaf seiner Spezies sehr nahe kam. Soweit sie es beurteilen konnte schien der Wraith in gewisser Hinsicht vor sich hin zu vegetieren, aber da sich das Gift jetzt offenbar langsamer in seinem Körper verbreitete, hatten sie womöglich etwas mehr Zeit gewonnen.
    Einem inneren Impuls folgend griff Sihal nach Rivens Hand. Ihr Geist versuchte immer wieder instinktiv eine Verbindung zu seinem Bewusstsein herzustellen. Er fühlte sich so erschreckend schwach an, dass Sihal am liebsten laut aufgeschrien hätte. „Ich bin sicher, dass er unsere Gegenwart fühlen kann. Sprich einfach mit ihm oder teile deine Empfindungen mit ihm … gib ihm einen Grund bei uns zu bleiben.“, Lenn hatte die Verzweiflung ihrer Schwester gespürt und ohne es zu wollen wurde sie an Norrecs mentalen Kollaps vor einigen Stunden erinnert. Wieder fühlte sie sich hilflos einer fast aussichtslosen Situation ausgeliefert, allerdings würde sie diese Situation nicht alleine durchstehen müssen. Sihal war bei ihr und gemeinsam hatten sie bisher sämtlichen Widrigkeiten getrotzt.
    Sihal blinzelte erstaunt als sie begriff was Lenn ihr zu sagen versuchte. Irritiert sah sie ihre Schwester an und plötzlich musste sie lächeln, sicher sie konnte Riven auf telepathischen Weg vermitteln was sie empfand doch der Wraith würde es vermutlich wieder missverstehen. Wraith neigten nicht unbedingt zu einer ausgeprägten Emotionalität und wenn sie sich doch Gefühlen hingaben waren diese meist negativer Natur. Oftmals wurde das Handeln der Wraith eher von Wut, Hass oder Gier bestimmt als von Zuneigung, wie also sollte Riven begreifen was sie jetzt in diesem Augenblick empfand ohne es als Schwäche zu werten. Sie seufzte leise und spielte noch eine Moment mit dem Gedanken tatsächlich ihre Gefühle mit dem Wraith zu teilen. Dann riss sie sich von dieser Vorstellung los und bemerkte, dass Otheym sich zu ihnen gesellte.

    Als Lenn Otheym bemerkte schreckte sie merklich zusammen. Seit ihrer Vereinigung mit Norrec fühlte sie sich in der Nähe ihres langjährigen Freundes unwohl, denn sie hatte irgendwie das Gefühl, eine Grenze überschritten zu haben. Normaler Weise empfand sie ihr Wraitherbe als lästig und sie versuchte stets den menschlichen Teil ihres Seins in den Vordergrund zu stellen, aber heute war es anderst. Zum ersten Mal in ihrem Leben verabscheute sie ihr menschliches Erbe und die albernen Moral Vorstellungen, die sie im Laufe der Jahre von den Menschen übernommen hatte. Der Gedanke mit dem Vater ihres besten Freundes geschlafen zu haben, löste regelrecht Übelkeit in ihr aus. Als Sihal den emotionalen Wandel ihrer Schwester spürte hob sie den Kopf und sah fragend zu Lenn hinüber. Diese seufzte lediglich und brachte anschließend die traurige Karikatur eines Lächelns zustande.
    „Wie geht es ihm?“, Otheyms Stimme klang zwar besorgt, doch sein Blick zeigte deutlich, dass ihm Lenns eigenartige Reaktion auf seine Anwesenheit nicht entgangen war. Da Lenn Otheym lediglich schuldbewusst anstarrte, fiel es Sihal zu, dem Jungen zu antworten: „Es geht ihm soweit recht gut. Er hat sich in eine Art Winterschlaf versetzt, das verschafft uns zwar Zeit aber es ist keine Lösung.“ Die Stimme der Krashty klang erstaunlich fest obwohl eine tiefe Trauer jedes einzelne Wort zu begleiten schien. Otheym sah die beiden Krashty erstaunt an, vor ein paar Stunden konnte Sihal keine zwei zusammenhängenden Sätze mit ihm wechseln und jetzt wirkte sie beinahe entspannt in seiner Gegenwart während Lenn offenbar nicht in der Lage war mit ihm zu sprechen. Was geht hier nur vor?, eine merkwürdige Ratlosigkeit machte sich in Otheym breit. Wie sollte er denn seinen Plan in die Tat umsetzten, wenn die Schwestern offensichtlich gerade die Rollen getauscht hatten. Mit einem leisen Knurren machte er sich daran seine Taktik zu ändern, er musste Sihal jetzt für sich gewinnen solange Riven noch außer Gefecht gesetzt war.

    Lenn fluchte innerlich als ihr bewusst wurde, dass sie sich gerade absolut kindisch benahm. Aber was sollte sie ihm auch sagen ohne ihn direkt vor den Kopf zu stoßen. Während sie Otheym anstarrte wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie ihm irgendwann die Wahrheit über sich und seinen Vater sagen musste. Dieser Augenblick würde mit Sicherheit bald kommen und der Gedanke daran steigerte ihre innere Unruhe ins unermessliche. Instinktiv suchte sie in diesem Moment die mentale Verbindung mit Norrec, sie wollte auf keinen Fall schwach wirken aber ein wenig moralische Unterstützung seitens des Wraith würde ihr Ego mit Sicherheit wieder stärken und ihr den nötigen emotionalen Halt geben, um mit Otheym eine halbwegs normale Konversation führen zu können.

    tbc.

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  3. #23
    Dragon Avatar von Dark Phönix
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    Hi
    *Hüstel*
    Kein freund vieler Worte.
    Der Bücherwurm liest Schwarz und schart undgeduldig mit den Hufen.
    Genieße Jeden Moment mit ihr,
    und sage ihr sie hatte Recht,
    es gibt immer einen Ausweg.

  4. Danke sagten:


  5. #24
    The Dark One Avatar von Fayanor
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    Standard Chapter 18: Otherwise II

    @ Dark Phönix: Dank dir fürs Lesen und für dein Feedback!

    Hallo ihr Lieben! Heute ist Donnerstag und wie versprochen lade ich nun Kapitel 18 (fast schreibfrisch) hoch. Ich hoffe es gefällt euch, denn seit einer Weile ist meine Muse auf der Flucht und allen Versuchen zum Trotz sie mit einem Schmetterlingsnetz wieder einzufangen ... nun ja, sie ist entkommen . Aber egal, ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen!

    Chapter 18: Otherwise II

    Spoiler 
    Lenn suchte auf telepathischem Weg nach Norrec, allerdings konnte sie keine Verbindung mit dem Wraith aufnehmen. Der Verzweiflung nahe versuchte sie ihn immer und immer wieder zu rufen, allerdings endete jeder dieser Versuche im Nichts. Sie konnte nicht einmal ein schwaches geistiges Echo seines Bewusstseins spüren und je länger sie erfolglos versuchte ihn zu erreichen, desto stärker wurde die Furcht in ihr. Wieder fühlte sie sich allein und verloren, ohne jeglichen Halt in der ihr sonst so vertrauten Welt. Alles um sie herum wirkte plötzlich farblos und nicht einmal die mentale Nähe ihrer Schwester vermochte, die Leere in ihrem Inneren länger mit Wärme zu füllen. Eine entsetzliche Kälte begann sich in ihrer Seele auszubreiten und auf ihrem Weg schien sie sämtliche Hoffnungen und Sehnsüchte zu zerstören.
    Bis vor ein paar Augenblicken hatte sie noch fest an Norrecs Rückkehr und Rivens Genesung geglaubt, doch jetzt schien beides so unendlich fern und unmöglich zu sein. Ein Teil ihrer Selbst befürchtete sogar, dass Norrec getötet worden sei und je mehr sich der letzte Hauch rationalen Denkens gegen dieses Gefühl zur Wehr setzte, desto wahrscheinlicher erschien ihr sein Tod. Mit dem letzten Rest an Selbstbeherrschung, gelang es ihr die Tränen zurückhalten, die heiß in ihren Augen brannten und nur all zu gern hätte sie laut aufgeschrien, als die Verzweiflung sich wie eine eiserne Klammer um ihr Herz legte.

    Sihal bemerkte die Veränderung an ihrer Schwester sofort. Lenn wurde plötzlich unnatürlich blass und der Schreck stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Norrec hatte den Planeten zwar schon vor einer Weile verlassen, aber bisher war es Sihal gelungen die emotionale Leere, im Inneren ihrer Schwester mit ihrer eigenen Sorge um Riven, zu füllen. Als Norrec sie gebeten hatte ein Auge auf Lenn und deren emotionale Verfassung zu haben, hatte Sihal beschlossen ihre Gefühle auf ihre Schwester zu übertragen. Sie wollte Lenn bis zu Norrecs Rückkehr auf diese Weise beschäftigen und so verhindern, dass sie den mentalen Kontakt zu dem Wraith suchte. Ihr Plan hatte bis zu jenem Moment funktioniert, an dem Otheym sich zu den beiden Frauen gesellt hatte. Sihal spürte wie eine irrationale Wut auf den Jungen von ihr Besitz ergriff. Sie wusste, dass Otheym nichts von dem Pri'Tésh und dessen Auswirkungen auf Lenn wusste, aber dennoch verfluchte sie ihn innerlich für seine offensichtlich Anteilnahme.
    Die Krashty hob den Kopf und bedachte Otheym mit einem wütenden Blick, in der schwachen Hoffnung der Junge würde den Wink verstehen und sich zurückziehen. Ihre Hoffnung wurde enttäuscht, denn Otheym blieb neben dem Labortisch stehen und musterte Lenn aufmerksam. Ihm war die Veränderung an ihrer Schwester nicht entgangen und nun suchte er offenbar nach einer Erklärung. „Lenn? … Kann ich etwas für dich tun?“, die Besorgnis in Otheyms Stimme schien Lenns Zustand beinahe noch zu verschlimmern. Wieder fluchte Sihal innerlich, denn sie spürte, dass sich ihre Schwester immer weiter von ihr zurückzog und in ihrer eigenen Welt der Verzweiflung zu versinken drohte. Sihal wurde plötzlich bewusst, dass sie jetzt handeln musste bevor sich ihre Schwester noch weiter mental abschottete und es für sie unmöglich sein würde sie zu erreichen. Sie atmete tief ein und sah dann Otheym mit festem Blick an: „Ja, du könntest etwas für uns tun ... würdest du … ?“
    Als sie Otheyms verlangenden Blick auf sich ruhen spürte, blieben Sihal die Worte regelrecht im Hals stecken und sie konnte ihn nur noch anstarren. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken und ein leichtes Übelkeitsgefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Ein Teil von ihr war fasziniert von dem Umstand, welche Gefühle sie offenbar wider erwarten doch in ihm geweckt hatte. Der andere Teil fühlte sich von Otheym und seinem Verlangen regelrecht abgestoßen, dieser Teil empfand die offensichtlichen Gefühle des Jungen als unpassend. Krampfhaft versuchte sie ihre Fassung zurückzugewinnen, aber so recht wollte es ihr nicht gelingen und so starrte sie Otheym weiter schockiert an ohne das ein weiteres Wort über ihre Lippen kam.

    Otheym traf Sihals schockierter Blick wie ein Schlag ins Gesicht. Er hatte mit vielen Reaktionen gerechnet … nur nicht mit dieser. Bisher hatte sie ihn immer mit zärtlich Blicken bedacht, doch nun wirkte sie eher schockiert und abgestoßen. Sicher, in Anbetracht der allgemeinen Situation musste sein Vorstoß auch irgendwie abschreckend wirken aber er würde sobald keine neue Chance erhalten. Innerlich fluchte er, als ihm bewusst wurde wie sein Verhalten auf Sihal wirken musste. Sie wusste zwar, dass er nicht allzu viel von Riven hielt, aber die offensichtlich Zurschaustellung seiner Gefühle erschien selbst ihm irgendwie geschmacklos. Er seufzte leise und beschloss sich etwas zurückzuhalten, schließlich wollte er sie für sich gewinnen und sie nicht in die Flucht schlagen. Reiß dich zusammen!, Otheym schloss kurz seine Augen und als er sie wieder öffnete versuchte er jeglichen zärtlichen Gedanken an Sihal aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Sihal brauchte jetzt einen Freund an ihrer Seite … einen Freund, der ihr den Rücken stärkte und ihr neuen Mut gab. Er würde dieser Jemand sein und so ihr Vertrauen zurückgewinnen. Tief in ihm regte sich unbewusst eine Stimme, die ihm das Offensichtliche zu sagen versuchte …

    Als Otheym seinen Blick abwandte fühlte Sihal sich ein wenig erleichtert. Vor ein paar Stunden hätte sie sein Annäherungsversuch nicht gestört, doch jetzt empfand sie ihn nicht nur als unpassend sondern auch als völlig überflüssig. Alles was sie wollte war Riven, sie gehörte zu ihm und sehnte sich jetzt geradezu schmerzhaft nach seiner Nähe. Sie war dem Wraith so nahe und gleichzeitig schien er auch so unendlich fern zu sein. Obwohl sie ihn vor sich auf dem Labortisch liegen sah und ihn auch berühren konnte, hatte sie plötzlich das Gefühl den Wraith verloren zu haben. Sie keuchte leise und mit aller Macht versuchte sie die aufsteigende Trauer zu unterdrücken, um der ihr folgenden Verzweiflung keinen Nährboden zu bieten. Doch je mehr sie sich zur Wehr setzte desto stärker wurde ihr Kummer. Wie ein Ertrinkender versuchte sie nach jedem sich bietenden Strohhalm zu greifen, denn sie musste jetzt stark sein. Sihal war den Tränen nahe und ihre letzte Hoffnung bestand darin sich immer wieder einzureden, dass sie auf Riven und Lenn aufpassen musste.
    Lenn … , der Gedanke traf sie wie ein Blitz. Sihal atmete tief ein und konzentrierte sich auf die Tatsache, dass sie und ihre Schwester von je her eine sehr enge mentale Verbindung besaßen. Normaler Weise versuchten beide Schwestern diese Verbindung zu unterdrücken, damit jede für sich ein wenig Privatsphäre besitzen konnte und sowohl Lenn als auch Sihal hatten Gedanken, die keine von beiden mit der Anderen teilen wollte. Doch heute war eine außergewöhnliche Situation und Sihal hatte sich aus dieser Verbindung nicht zurück gezogen, um Lenns Gemütszustand jederzeit überwachen zu können. Sihal fühlte sich plötzlich ein wenig erleichtert, aber gleichzeitig wuchs auch ihre Sorge um Lenn.
    Wieder sah sie wehmütig auf Riven hinunter und in einer unbewussten Geste Strich sie dem Wraith zärtlich über die Wange. Dann atmete sie tief durch, sie brauchte jetzt ihre gesamte Kraft und Konzentration, um Lenn auf andere Gedanken zu bringen. Erstaunlicher Weise hatte ihre Schwester keine mentale Barriere errichtet, so das es ihr leicht viel in ihr Bewusstsein einzudringen. Für einen kleinen Augenblick wusste Sihal nicht wie sie Lenn beeinflussen konnte, doch dann entschloss sie sich alle Gefühle, die sie für Riven und ihre Schwester empfand, auf Lenn zu projizieren. Sihal hatte noch nie eine derartige mentale Gewalt auf ein anderes Wesen ausgeübt und sie war sich nicht einmal sicher, ob diese Strategie überhaupt den gewünschten Effekt erzielen konnte, aber sie wollte auf jeden Fall nicht Kampflos aufgeben.

    Als Lenn den telepathischen Zugriff ihrer Schwester bemerkte, versuchte sie die Verbindung augenblicklich zu beenden. Doch Sihal hatte wohl mit dieser Möglichkeit gerechnet, denn sie ließ sich nicht aus Lenns Bewusstsein vertreiben. Lenns Verzweiflung begann allmählich in Wut um zuschlagen als sie feststellte, dass Sihal sie mental zu dominieren versuchte und es ihr nicht gelingen wollte sie aus ihrem Geist zu verbannen. Mit dem letzten Rest an Konzentration ging sie nun zum Angriff über, sie würde sich Sihal auf keinen Fall unterordnen, geschweige denn ihr einen noch größeren Zugriff auf ihre kognitiven Fähigkeiten gestatten. Immer wieder versuchte sie nun eine Barriere um ihren Geist zu errichten, doch Sihal kannte sämtliche Kniffe ihre Schwester.Mit einem gereizten Fauchen begriff Lenn, dass ihre Schwester jeden ihrer Gedanken offenbar schon im Vorfeld kannte oder erahnte und sich so erfolgreich gegen jedweden Versuch der Vertreibung zur Wehr setzte.
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ließ sich Sihal auf den mentalen Machtkampf ein. Es war ihr zwar nicht gelungen Lenns Verzweiflung durch ihre eigenen Gefühle zu ersetzen, doch Lenn hatte sie als Eindringling eingestuft und nun versuchte sie Sihal mit allen Mitteln aus ihrem Geist zu vertreiben. Sihal wusste durchaus, dass sie ihre Schwester auf diese Art zwar nicht ewig beschäftigen konnte, aber mit etwas Glück würde Lenn bis zu Norrecs Rückkehr erfolglos versuchen eine mentale Barriere zu errichten und so nicht weiter in Trübsal verfallen.

    Fassungslos beobachtete Otheym wie Sihal sanft über die Wange Rivens strich. Vorsichtig versuchte er in ihrem Gesicht einen Hinweis auf ihre Beweggründe zu finden. Aber abgesehen von einem traurigen Gesichtsausdruck unterschied sich ihre Mimik nicht von dem was er von ihr gewohnt war. Er stieß seinen angehaltenen Atem leise aus und in einem leicht verzweifelt anmutenden Versuch irgendeine logische Erklärung für diese beinahe zärtlich wirkende Geste zu finden, kam ihm der Gedanke, dass Sihal und Riven sich schon immer sehr Nahe gestanden hatten. Ja, dass musste es sein … Sihal wollte dem Wraith sicherlich nur Mut machen, denn sie konnte für Riven unmöglich mehr als Freundschaft empfinden. Ja … so muss es sein … sie will ihm lediglich zeigen, dass wir hier sind und über ihn wachen., der Gedanke beruhigte Otheym zwar ein wenig, aber dennoch breitete sich in ihm das ungute Gefühl einer dunklen Vorahnung aus. Wie ein leises aber stetiges Flüstern regte sich der erste Keim der Eifersucht in ihm und begann die Gefühle des Jungen erneut mit kalter Wut zu vergiften. Aber im Moment wollte er das Offensichtlich noch nicht sehen und so blieb seine Eifersucht vorerst ein leises Raunen unter der Oberfläche seiner aufgewühlten Gedanken.

    Liann rannte durch den Ring der Vorfahren und als sie den Ereignishorizont hinter sich ließ, suchte sie verzweifelt nach einer Spur ihres Bruders. Nur am Rande registrierte sie, dass sie sich auf einer Art Platz befand, der von etlichen Ruinen gesäumt wurde und im sanften roten Schimmer der aufgehenden Sonne ausgesprochen friedlich wirkte. Am südlichen Ende des Platzes entdeckte sie aus den Augenwinkeln einen riesigen Busch, dessen Zweige hin und her wippten, dies musste die Richtung sein in welcher ihr Bruder und dieser merkwürdige Mann verschwunden waren. Hastig folgte sie dem Pfad in Richtung des Busches und das tiefe Grollen in ihrem Rücken sagte ihr, dass der Wraith auch jetzt noch direkt hinter ihr war. Liann stieß einen erstickten Schrei aus, als sie den Wraith plötzlich in ihrem Bewusstsein spürte ... er sondierte ihre Gedanken und Gefühle ganz ohne Hast und Norrec machte sich auch erst gar nicht die Mühe seine Präsenz in ihrem Geist zu verbergen. Die junge Frau schrie wieder leise auf und die aufkeimende Panik half ihr, das Tempo weiter zu erhöhen.

    Norrec hatte die Kontrolle über seine Instinkte völlig verloren, ohnmächtig nahm er wie aus weiter Ferne wahr, dass er eine junge Frau vor sich her durch den Dschungel jagte. Längst war ihm Yerren als Beute egal, die Frau schien ein weitaus interessanteres Spielzeug zu sein. Genau wie Lenn verfügte auch sie über einen unbeugsamen Geist, der Norrecs Instinkte regelrecht anspornte ihn zu unterwerfen. Ebenso wie vor kurzem auf dem anderen Planeten verlangsamte er sein Tempo, um der jungen Frau einen kleinen Vorsprung zu geben. Er würde sie jagen und mit ihr auf ähnliche Weise spielen wie mit dem menschlichen Mann vor ein paar Stunden. Der Wraith war sich sicher, dass diese Frau bis zum letzten Atemzug kämpfen würde und die Aussicht auf eine solche Herausforderung versetzte ihn in einen regelrechten Rausch.
    Wieder drang er in ihr Bewusstsein ein, kurz genoss er ihre Panik und die damit verbundene mentale Gegenwehr. In freudiger Erwartung des bald beginnenden Spiels, fiel es ihm zunehmend schwerer ihren Geist nicht zu beeinflussen. Jede Faser seines Seins sehnte sich danach ihr auf telepathischem Weg, einen Vorgeschmack dessen zu geben, was sie schon bald erwarten würde. Das einzige was ihn im Moment davon abhielt war lediglich das berauschenden Gefühl der Vorfreude. Er genoss diese Jagd in vollen Zügen und immer wieder ertappte er sich selbst bei dem Gedanken das Spiel noch etwas weiter hinauszuzögern. Der Wraith trieb sie immer tiefer in den Dschungel und nur am Rande bemerkte er, dass ihm die Umgebung eigenartig vertraut vorkam.
    Ohne Vorwarnung entstand in ihm plötzlich wieder die gleiche emotionale Leere wie vor ein paar Stunden auf dem anderen Planeten. Norrec verlangsamte sein Tempo merklich, denn einem zunehmend stärker werdenden Teil in ihm war diese Frau völlig egal und das berauschende Gefühl der Jagd begann allmählich zu verblassen. Obwohl seine Instinkte immer noch versuchten die Oberhand zu gewinnen, gelang es ihm mehr und mehr die Kontrolle über seinen Geist zurückzugewinnen. Mit einem gereizten Knurren blieb der Zweite neben einem umgestürzten Baum stehen, nachdenklich musterte den Baum und die nähere Umgebung. Otheym … ich bin schon einmal hier gewesen., diese Erkenntnis hatte irgendwie eine leicht beruhigende Wirkung auf den Wraith, denn etwas tief in ihm spürte, dass seine mentalen Qualen bald ein Ende haben würden. Während er geistesabwesend mit seinen Fingern über die Rindes des umgestürzten Baumes strich, kehrten allmählich die Erinnerungen an die letzten Tage zurück. Leise knurrend begann er sich weiter darauf zu konzentrieren, immer wieder drängten seine eher animalischen Instinkte an die Oberfläche seines Bewusstsein und versuchten ihm erneut die Kontrolle über seine Handeln zu entreißen. Aber so leicht gab er sich diesmal nicht geschlagen, mit aller Kraft versenkte er seinen Geist weiter in die langsam auf ihn einströmenden Erinnerungsfetzen und wie von selbst formte sich plötzlich ein einzelnes Wort in seinem Bewusstsein … Pri'Tésh.
    Dieses Wort hallte wie ein Echo in seinem Geist wieder und vor seinem inneren Auge nahm das Bild einer Frau Gestalt an. Irritiert bemerkte er, dass sie offenbar eine Wraithhybridin war, aber er spürte auch gleichzeitig, dass ihm dieser Umstand gleichgültig war. „Lenya … “, während er ihren Namen flüsterte breitete sich ein brennendes Verlangen in ihm aus und jede Faser seines Seins sehnte sich geradezu schmerzhaft nach dieser Frau. Er knurrte leise und als er glaubte genug Kontrolle über seinen Geist zu besitzen, suchte er die mentale Verbindung zu ihr.

    Unvermittelt nahm Lenn plötzlich ein zweites Bewusstsein wahr, dass in ihren Geist einzudringen versuchte. Ihr Zorn wuchs ebenso wie das Bedürfnis sich auch gegen diesen neuen Eindringling zur Wehr zu setzten. Merkwürdiger Weise fühlte sich dieses andere Bewusstsein irgendwie vertraut an und es hatte sogar eine tröstlich Wirkung auf ihren angeschlagenen Geist. Wie von selbst kam ihr ein Name in den Sinn und allmählich begriff sie, dass Norrec tatsächlich zurückgekehrt war. Unbewusst flüsterte sie seinen Namen und nur am Rande registrierte sie, dass sich Sihal aus ihrem Bewusstsein zurückzog. Lenn spürte wie neuerlich Tränen in ihren Augen zu brennen begannen, Warum hast du solange gebraucht? Für einen kleinen Augenblick fürchtete sie keine Antwort zu erhalten, doch dann teilte der Wraith seine Gedanken und Gefühle mit ihr. Entsetzt durchlebte sie seine Erinnerungen an die letzten Stunden. Sie erlebte die Jagd auf den Menschen durch seine Augen, sie fühlte Norrecs Rausch den sein Jagdtrieb in ihm entfesselt hatte und sie spürte auch deutlich seine Ohnmacht, als seine Instinkte die Kontrolle über seine Handlungen übernahmen.
    Was hast du nur getan? Wieso … ?, verzweifelt suchte ihr Geist nach einer Entschuldigung für sein Handeln. Hatte sie sich möglicher Weise in ihm getäuscht oder hatte er ihr gerade einen Einblick in das wahre Wesen der Wraith gegeben. Wild, unbändig und gänzlich von Instinkten getrieben ohne Reue oder Gnade? War das ein Teil an ihm der schon immer da gewesen war und den sie nur nicht hatte sehen wollen oder war möglicher Weise die enge Bindung des Pri'Tésh für seinen Kontrollverlust verantwortlich?
    Aus seinen Gedanken wusste sie, dass er Menschen nicht als Beute oder reine Nahrungsquelle betrachtete. Sie sah gequält auf und ihr Blick blieb ohne das sie es hätte verhindern können an Otheym hängen, Nein, er ist nicht so … Menschen sind für ihn mehr als nur Beute … Otheym ist dafür der beste Beweis. Dieser Gedanke spendete ihr ein wenig Trost, aber dennoch blieb ein bitterer Beigeschmack zurück. Zum ersten Mal war ihr die Tatsache bewusst geworden, dass Wraith zwar humanoid und zivilisiert waren, aber gleichzeitig waren bei ihnen selbst die primitivsten Gefühle und Instinkte stärker ausgeprägt als bei einem Menschen. Ein leises Seufzen begleitete die Erkenntnis, dass trotz des Pri'Tésh eine Kluft zwischen ihnen entstanden war. Plötzlich fürchtete sie sich vor dem Augenblick, an dem Norrec vor ihr stehen würde denn sie ahnte, dass sie nicht im Stande sein würde, ihm in die Augen zu blicken ...

    tbc.

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  6. Danke sagten:


  7. #25
    The Dark One Avatar von Fayanor
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    Standard Chapter 19: Hunting Humans

    Hallo zusammen! Dieses Kapitel ist wieder fast schreibfrisch und meine Muse ist immer noch auf der Flucht ... naja, sporadisch ist sie auch anwesend. Aber egal, ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen! Etwaige Schreibfehler dürfen gefangen und behalten werden ... bei guter Fütterung können sie sehr alt werden. In dem Sinne bis zum nächsten Mal.

    Chapter 19: Hunting Humans

    Spoiler 
    Liann sog hastig Luft in ihre schmerzenden Lungen. Erst vor ein paar Stunden war sie von vier angetrunkenen Männer durch einen Wald gehetzt worden und sie wäre ihnen möglicher Weise auch entkommen, aber dann war ihr kleiner Bruder Jared mit dem Fuß an einer Wurzel hängen geblieben und gestürzt. Einer der Kerle hatte sich den Jungen gegriffen und sie so gezwungen gute Mine zum bösen Spiel zu machen. Ohne sich dessen bewusst zu sein verlangsamte sie ihr Tempo, erst jetzt drängten die Geschehnisse der letzten Stunden voll und ganz in ihr Bewusstsein, die Erinnerungen an die Vergewaltigung und an den nach Alkohol stinkenden Atem der Männer wirkte regelrecht lähmend auf sie, nur ein kleiner Rest in ihrem Geist forderte sie unbarmherzig auf weiter zu laufen. Der Wraith hatte sich schon vor einer Weile aus ihrem Geist zurückgezogen und als sie irgendwann einen flüchtigen Blick über ihre Schulter riskierte, hatte sie erleichtert festgestellt, dass der er sie nicht länger verfolgte. Sie konnte sich jetzt also vorerst auf die Suche nach ihrem Bruder konzentrieren und genau das war ihr Problem. Als diese Bestie in ihren Geist eingedrungen war, hatte sie nicht mehr darauf geachtet in welche Richtung ihr Bruder möglicher Weise gelaufen sein konnte. Wieder stieg Panik in ihr hoch und ihre Verzweiflung wuchs, als ihr bewusst wurde, dass sie an dem Baum mit den kräftigen rötlichen Blättern bereits zweimal vorbei gelaufen war.
    Sie stieß einen leisen Fluch aus und blieb direkt vor dem Baum stehen. Fragend blickte sie sich in alle Richtungen um, doch es gab keinen Hinweis auf den Verbleib ihres Bruders geschweige denn hatte sie auch nur die geringste Ahnung in welche Richtung sie laufen sollte, ohne in ein paar Minuten wieder an dieser Stelle zu landen. Unsicher bewegte sie sich erst nach links und dann wieder rechts, alles sah irgendwie gleich aus und die dichten Kronen der Bäume ließen keine Orientierung am Lauf der Sonne zu. Sie würde also auf sich selbst gestellt einen Weg aus diesem Dilemma finden müssen. Ich muss hier weg … schnell! Wenn ich weiter im Kreis laufe wird er Wraith mich sehr bald finden … oder schlimmer noch … ich werde Jared nicht ..., dieser Gedanke ängstigte sie mehr, als der Wraith es jemals vermocht hätte. Tränen schossen ihr in die Augen und drohten ihr die Sicht zu nehmen. Hastig wischte sie sich mit ihrem Ärmel über die Augen und mit einem winzigen Rest an Zuversicht, gelang es ihr die Tränen zu unterdrücken. Liann blinzelte noch einmal und entschied sich dann für einen kaum sichtbaren Pfad, der direkt von diesem Baum weg in den Dschungel führte.

    Norrec stand noch immer auf der Lichtung vor dem umgestürzten Baum. Der mentale Kontakt zu Lenn hatte ihm zwar geholfen sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, doch ihm war ihre Ablehnung nicht entgangen. Sie verurteilte seinen Kontrollverlust und die damit verbundene Gewalt, aber gleichzeitig schien sie auch nach einer Entschuldigung für sein Handeln zu suchen. Er war sich der Tatsache bewusst, dass Lenn gehofft hatte in seinen Gedanken Reue oder Mitleid zu finden, doch solche Emotionen hatten im Augenblick keinen Platz in seinem Geist. Die einzigen Gefühle, die er im Moment empfand waren Wut und Selbsthass.
    Das Schicksal der Menschen interessierte ihn nicht weiter. Lediglich der Umstand, dass er trotz seiner überlegenen mentalen Disziplin die Kontrolle über sich verloren hatte, war von Bedeutung. Noch nie in seinem langen Leben war er seinen Instinkten so ohnmächtig ausgeliefert gewesen, aber am meisten hasste er sich dafür, dass es einem Teil in ihm gefallen hatte. Dieser Teil hatte die Jagd und das damit verbundene Machtgefühl in vollen Zügen genossen, während der Rest seines Selbst regelrecht zum Zuschauen verdammt gewesen war. Er hatte sich wie berauscht gefühlt und seinem Jagdtrieb freien Lauf gelassen. Ein solches Verhalten war für ihn bisher absolut indiskutabel gewesen und er selbst hatte für jene Wraith, die sich nur allzu bereitwillig ihren Trieben hingaben, stets nichts weiter als Verachtung empfunden. Wie sollte er jetzt mit dieser Situation umgehen? Er hatte vor ein paar Stunden am eigenen Leib erfahren was diese Wraith empfanden, wenn sie sinnlos Jagd auf Menschen machten und er hatte es zu allem Überfluss auch noch genossen. Der Zweite knurrte abfällig, durch das Pri'Tésh war er zu eben dem geworden, was er bisher am meisten verachtet hatte. Neuerlich stieg Wut in ihm Hoch, aber diesmal richtete sie sich gegen Lenn. Wie hatte sie es sich nur anmaßen können, ihn auf diese Art und Weise an sich zu binden? Ohne ihren mäßigenden Einfluss würde er in Zukunft also nichts weiter als eine primitive, von Instinkten gesteuerte Kreatur sein, der das Leben und Sterben anderer völlig egal war.
    Norrec war sich der Tatsache durchaus bewusst, dass Wraith über ein weitaus höheres Gewaltpotenzial verfügten als Menschen, schließlich basierte ein Großteil ihrer Bräuche auf der Ausübung von Gewalt, dabei war es völlig egal ob es sich um einfach Disziplinierungsmaßnahmen oder einen Rangkampf handelte. Stets stand die physische Auseinandersetzung mit dem Kontrahenten im Mittelpunkt. Die Anwendung subtilerer Methoden wurde immer als Schwäche gewertet und selbst Norrec hatte seinen ersten Commander als schwach empfunden, nur weil dieser einen ausgeklügelten Plan entwickelt hatte, um ihn aus dem Weg zu schaffen.
    Wieder lies der Wraith seine Hand nachdenklich über die Rinde des umgestürzten Baumes gleiten. Er selbst hatte immer daran geglaubt, dass es wichtig war ein gesundes Maß zwischen Gewalt und mentaler Disziplin zu finden. Von je her hatte er sehr viel Zeit darauf verwandt, seinen natürlichen Hang zur Aggression durch eine eiserne mentale Disziplin zu kontrollieren. Allein dieser Umstand hatte ihn in vielen Situationen davor bewahrt, seine Kräfte in aussichtslosen Kämpfen zu vergeuden. Sein eiserner Wille hatte ihm sogar geholfen dem Rausch des Nährprozesses zu trotzen, allerdings war dieser Umstand, in Anbetracht seiner Ernährungsgewohnheit, oftmals ziemlich hinderlich. Während andere Wraith gierig und ohne Rücksicht einem Menschen das Leben nahmen, war es für ihn lediglich ein Mittel zum Zweck, er empfand dabei keine Freude und er gab sich auch nie dem Gefühl von uneingeschränkter Macht über Leben und Tod hin. Aus diesen Gründen war der Nährprozess im Laufe der Jahre zu nichts weiter als einem notwendigen Übel geworden, um zu überleben.
    Doch nun hatte er ungewollt einen Einblick in die Empfindungen und Gedanken jener Wraith erhalten, die ihren Obsessionen freien Lauf ließen und die sich vermutlich nur noch dann lebendig fühlten, wenn sie sich am Leiden anderen ergötzten. Denn genau das hatte er während der Jagd empfunden. Nicht nur, dass er sich auf eine unglaubliche Art und Weise lebendig gefühlt hatte, sondern er hatte auch das Leben in jedem anderen Wesen gespürt. Es schien regelrecht zu pulsieren und strahlte eine hypnotisierende Kraft aus, der er sich nicht hatte entziehen können. Doch jetzt mit etwas Abstand zu den Ereignissen der letzten Stunden, empfand er nichts als Verachtung für seine Schwäche. Wieder knurrte er wütend, denn er würde mit diesem Wissen leben müssen, auf die eine oder andere Weise und sein Selbsthass würde daran nichts ändern. Langsam setzte er sich in Richtung des Hive in Bewegung.

    Unbeirrte folgte Liann weiter dem schmalen Pfad in den Dschungel. Zu ihrer Erleichterung war sie nicht noch einmal auf diesen Baum mit seinen kräftigen roten Blättern gestoßen und da sie bisher auch keine Spur des Wraith gefunden hatte, erlaubte sie es sich für einen kurzen Augenblick stehen zu bleiben und nach Luft zu schnappen. Eine bleierne Schwere ergriff sofort von ihr Besitz. Sie fühlte sich unendlich erschöpft und müde. Am liebsten hätte sie sich unter einen der riesigen Bäume gelegt und ein paar Stunden geschlafen, aber die Sorge um ihren kleinen Bruder trieb sie auch jetzt weiter vorwärts. Leise keuchend stützte sie sich gegen einen Baum und mit einer trotzigen Bewegung rieb sich die Augen. Immer wieder brannten Tränen in ihnen und allmählich breitete sich Verzweiflung in ihr aus, denn sie begann langsam zu begreifen, dass sie ohne ein Wunder Jared vermutlich niemals finden würde. Weshalb war ihr Bruder aber auch nur so verdammt stur? Nie tat er das was er sollte und mehr noch, sein Handeln war der Art impulsiv, dass nicht einmal sie sagen konnte was er als nächstes im Schilde führte.
    Ein leises rascheln im Unterholz ließ Liann den Kopf heben. Angestrengt lauschte sie ins Dickicht hinein und ihre Augen suchten die nahen Büsche aufmerksam ab. Als sie keine Gefahr ausmachen konnte versuchte sie sich wieder ein wenig zu entspannen, denn sie würde in den nächsten Stunden mehr Kraft benötigen als sie im Moment noch besaß. Mit einem Seufzen setzte sie sich wieder in Bewegung, sie richtete ihren Blick fest auf den kaum sichtbaren Pfad am Boden, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Wieder vernahm sie das leise rascheln von Blättern, allerdings war es diesmal deutlich näher. Liann spürte wie die aufkeimende Panik sie fast zu ersticken drohte, Das war nur der Wind … nur der Wind, alles ist gut … Auch wenn der Gedanke sie eigentlich beruhigen sollte, beschleunigte sie unbewusst ihren Schritt. Immer wieder versuchte sie unauffällig einen Blick über ihre Schulter zu werfen, um etwaige Gefahren ausmachen zu können. Aber wie schon kurz zuvor ließ sich nichts ungewöhnliches entdecken, jedoch hatte sie jetzt zunehmend das Gefühl beobachtet zu werden.
    Sie zwang sich zur Ruhe, denn sie konnte auf jeden Fall den Wraith ausschließen. Er war sich seiner Macht bewusst und hatte es somit nicht nötig sich ihr auf eine derartige Weise zu nähern. Nein, er würde die direkte Konfrontation suchen und sich nicht im Gebüsch verstecken, um sie zu beobachten. Vermutlich würde er genauso wie vorhin in ihren Geist eindringen, um diesen durch Halluzinationen zu beeinflussen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken als sie sich an die geistige Berührung des Wraith erinnerte. Sie hatte seinen unbändigen Jagdtrieb aber auch seine Verzweiflung gespürt. Dieser Zwiespalt hatte sie mehr geängstigt, als die Tatsache von ihm als Spielzeug betrachtet zu werden. Liann hatte sich gar nicht ausmalen wollen, zu welchen grausamen Spielen diese Kreatur fähig wäre und mit etwas Glück würde sie es auch nie herausfinden. Noch einmal zählte sie die wenigen Erkenntnis, die sie über die Wraith gewonnen hatte, zusammen und in ihr wuchs die Gewissheit, dass er es unmöglich sein konnte. Aber wer war es dann? Fieberhaft suchte ihr Verstand nach einer Antwort, denn sie wollte so gut wie möglich auf diese neue Bedrohung vorbereitet sein.
    Das knackende Geräusch eines brechenden Astes riss sie abrupt aus ihren Gedanken. Panik stieg in ihr hoch, denn wer auch immer es war, er schien sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufzuhalten und mehr noch ... offenbar hatte dieser jemand gerade beschlossen, dass die Zeit der Beobachtung vorbei war. Furchtsam blickte sie in die Richtung aus der das Geräusch zu hören gewesen war. Lediglich ein paar Blätter eines Busches schwangen leicht hin und her, aber zu sehen war wie schon kurz zuvor niemand. Vorsichtig begann sie sich von diesem Busch zu entfernen und ihre von Furcht geschärften Sinne ermöglichten es ihr, einen Großteil der Umgebung weiterhin im Auge zu behalten. Sie erhöhte ihr Tempo merklich und als plötzlich direkt neben ihr ein tiefes Grollen ertönte begann sie schließlich zu rennen. Aus einem ihr völlig unbekannten Grund empfand sie diese Situation beängstigender als sie noch vor ein paar Minuten den Wraith. Wieder vernahm sie das Geräusch von brechenden Ästen, das zusammen mit dem tiefen sie verfolgenden Grollen eine unheimliche Atmosphäre zu bilden begann. Voller Panik stieß sie einen spitzen Schrei aus, nur allzu deutlich machten sich jetzt ihre schmerzen Muskeln bemerkbar und ihr Füße fanden zunehmend weniger halt auf dem lockeren Dschungelboden. Immer öfter knickte sie um oder stolperte über ihre eigenen Füße. Voller Panik warf sie einen Blick über ihre Schulter, doch auch jetzt hielt sich ihr Angreifer bedeckt, denn er jagte leicht versetzt neben ihr her und wurde so auch weiterhin vom dichten Blattwerk der Büsche verdeckt.

    Langsam Trieb die Furcht Tränen in Lianns Augen, die ihr die Sicht zu verschleiern drohten und als sie versuchte sie mit einer raschen Bewegung aus ihren Augen zu wischen, blieb ihr Fuß an der Wurzel eines riesigen Baumes hängen. Sie schrie entsetzt auf, als sie vorwärts stolperte und gegen etwas erstaunlich kühles mit glatter Oberfläche prallte. Sie wurde regelrecht rückwärts zu Boden geschleudert und als sie ihren Blick hob, gefror ihr das Blut in den Adern. Hatte sie sich etwa doch die ganze Zeit getäuscht?
    Panisch versuchte Liann wieder auf die Füße zukommen, doch der Wraith kam ihr zuvor. Seine linke Hand krallte sich in die Überreste ihres Kleides und mit einem kräftigen Ruck riss er sie vom Boden hoch. Mit aller Kraft stemmte sich Liann gegen ihn, es war zwar nur ein schwacher Versuch sich aus seinem Griff zu befreien, aber sie wollte nicht so einfach aufgeben. Irritiert musste sie allerdings feststellen, dass sich der Wraith gar nicht für sie zu interessieren schien. Er hielt sie zwar nach wie vor fest, doch seine Aufmerksamkeit galt den Büschen und nicht ihr. Wieder ertönte das tiefe Grollen ganz in ihrer Nähe, wieder stieß sie einen panischen Schrei aus und instinktiv drückte sie sich jetzt an den Körper des Wraith. Sie zitterte und als sie bemerkte, dass der Wraith plötzlich einen Dolch in der Hand hielt schrie sie wieder entsetzt auf.
    Wieder versuchte sie sich verzweifelt aus seinem Griff zu winden, doch der Wraith blieb von ihrer Gegenwehr völlig unbeeindruckt und ohne auf ihre Attacken einzugehen wandte er sich leicht nach links. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein arrogantes Grinsen ab und sein Knurren klang wie eine Herausforderung, die an jenen Unbekannten im Dickicht gerichtet zu sein schien. Ohne sie eines Blickes zu würdigen gab er ihr eine Anweisung, von der er nicht einmal wusste ob sie ihr auch Folge leisten würde: „Klettere auf den Baum dort … schnell!“ Kaum das der Wraith die Worte beendet hatte, stieß er sie auch schon kräftig in Richtung eines hohen Baumes von sich.

    Liann prallte hart gegen den Baumstamm und sackte leicht benommen zu Boden. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte und rebellierte zunehmend gegen die physische Dauerbelastung, der sie ausgesetzt waren. Sie atmete schwer und nach einigen Versuchen, schaffte sie es schließlich sich leicht schwankend aufzurichten. Unsicher stützte sie sich am Baum ab, um einen Blick auf den Wraith zu werfen. Sie hoffte, dass er schnell die Lust an diesem grausamen Spiel verlieren und sie schnell und schmerzlos töten würde. Als sie sich endlich soweit herumgedreht hatte, dass sie in die Richtung des Wraith sehen konnte, presste sie entsetzt eine Hand vor den Mund, um ihren Schrei zu dämpfen.
    Vor ihr stand nicht der Wraith sondern ein Geschöpf, dass offenbar in diesem Dschungel heimisch war. Es überragte Liann um gute zwei bis drei Köpfe, sein Körper wirkte wuchtig und die stark ausgeprägte Muskulatur ließen auf enorme Körperkräfte schließen. Ähnlich dem Menschen besaß es fünf Finger mit rasierklingenscharfen Krallen, mit denen es vermutlich mühelos seine Beute in Stücke reißen konnte. An seinen Füßen konnte Liann lediglich vier Zehen erkenne, die aber mit nicht minder scharfen Klauen ausgestattet waren. Der lange Schwanz dieses Wesen peitschte erregt hin und her, er diente unter normalen Bedingungen wohl eher dazu die Balance zu halten, denn die Beine der Kreatur waren deutlich kürzer als deren Arme. Der Körper des Wesens war mit feinen, sehr kurzen bräunlichen Haaren bedeckt, lediglich an den Unterarmen waren sie etwas länger und dichter. Hals und Schädel dieses Wesens waren ebenso wie sein Körper wuchtig und muskulös. Es besaß kräftige Kiefer, die mit Leichtigkeit die Knochen eines erwachsen Mannes zertrümmern konnten. Seitlich an seiner Stirn befanden sich zwei lange spitze Hörner, mit denen es vermutlich einen Angreifer aufspießen und beiseite schleudern konnte. Als sie bei näherer Betrachtung der Hörner und Klauen grünliche Blutspuren erkannte, schrie sie voller Entsetzen laut auf.

    Seltsam … bis vor wenigen Minuten hab ich dem Wraith den Tod gewünscht, doch jetzt … jetzt wünschte ich, es wäre nicht so … , sie wimmerte leise und endlich bahnten sich die Tränen einen brennenden Pfad über ihre Wangen. Sie empfand eine unbändige Furcht, die ihr das atmen nahezu unmöglich machte. Liann zitterte am ganzen Leib und sie konnte nichts weiter tun als diese Bestie furchtsam anzustarren. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie einen Kampf gegen dieses Monstrum nicht gewinnen konnte. Sie würde hier genauso sterben wie der Wraith, ihre einzige Sorge galt plötzlich wieder Jared. Voller bedauern begriff sie, dass sie ihm in Zukunft nicht mehr würde helfen können und ihr blieb jetzt nur die Hoffnung, dass dieser bleiche Mann für ihren kleinen Bruder sorgen würde. Innerlich begann sie sich von ihm zu verabschieden und sie wünschte sich in einem anderen Leben wieder mit Jared vereint zu sein. Auch wenn sie nie viel auf den Aberglauben an ein Leben nach dem Tod gegeben hatte, so erschien ihr dieser Gedanke jetzt plötzlich tröstlich und verheißungsvoll. Ein schwaches Lächeln begann sich auf ihrem Gesicht abzuzeichnen während sie ihre Augen schloss und auf das Unvermeidliche wartete ...

    Seinem Befehl folgend lief Yerren ohne Umschweife zum Hive zurück. Er hatte zwar den kleinen Jungen bemerkt, der ihm laut schreiend folgte, doch irgendwie schien es für ihn nicht weiter von Belang zu sein. Wichtig war für ihn lediglich die Erfüllung seiner Aufgabe, er würde Lenn dieses Tier übergeben und dann würde man Riven retten können. Ohne sein Tempo zu drosseln stürmte er ins Hive und folgte den schier endlos wirkenden Gängen bis zu jenem Labor, in das sich die Krashty zurückgezogen hatten. Erst als er das Labor betrat kam er abrupt zum stehen und als plötzlich etwas gegen seine Beine stieß, blickte er irritiert nach unten. Einen guten halben Meter entfernt lag Jared auf dem Boden. Der Junge keuchte und wimmerte leise. Dann sah er Yerren trotzig an: „Pooky gehört mir! Gib ihn zurück!“, Jareds Stimme bebte vor Wut und Furcht gleichermaßen.

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    Standard Chapter 20: Illusions I

    Hallo ihr Lieben. Heute gibts ein schreibfrisches Kapitel, dh. ich hab nichts fertiges mehr und lade die neuen Kapitel hoch sobald sie fertig sind . Ich werde aber trotzdem versuchen jeden Donnerstag ein Kapitel hochzuladen ... mal sehen obs klappt . Also in dem Sinne wünsch ich euch viel Vergnügen!

    Chapter 20: Illusions I

    Spoiler 
    „Hallo … mein Name ist Sihal.“, der Junge beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie eine Frau langsam mit ausgestreckten Händen auf ihn zu kam. Sie war sehr hübsch, auch wenn ihre Haare weiß waren und sie so fast wie eine uralte Frau auf den Jungen wirkte. Sie schien freundlich zu sein, doch Jared begriff plötzlich, dass er sich wieder in Schwierigkeiten gebracht hatte und zu seinem Entsetzen, war seine Schwester nicht einmal in seiner Nähe, um ihn zu beschützen. Liann … , ängstlich fragte er sich plötzlich was mit ihr geschehen war. Er erinnerte sich, dass sie nach ihm rief, kurz bevor er durch den Ring der Vorfahren lief und plötzlich erinnerte er sich auch an den Wraith, der die kleine Gruppe gejagt hatte. Jared stieß einen erstickten Schrei aus, als ihm der Gedanke kam, dass der Wraith seine Schwester möglicher Weise erwischt hatte und … nein, daran wollte er nicht denken. Liann war schlau, sie würde einen Weg finden um mit diesem Monster fertig zu werden.
    „Du brauchst keine Angst zu haben … wir werden weder dir noch Pooky etwas tun.“, Sihal ließ ihre Stimme bewusst sanft und ruhig klingen. Sie hatte zwar keine Ahnung wer dieser Pooky sein sollte, aber irgendwie wollte sie erst einmal das Vertrauen dieses Kindes gewinnen. Der Kleine zitterte regelrecht vor Angst, immer wieder öffnete er den Mund, doch es kam kein einziges Wort über seine Lippen. Furchtsam musterte er die Anwesenden und als sein Blick auf den Labortisch mit dem darauf liegenden Wraith fiel, gab Jared wieder ein ängstliches quietschendes Geräusch von sich. Sihal seufzte leise, denn ihr war nur zu gut bewusst, wie das Ganze auf den Jungen wirken musste: „Es ist alles in Ordnung … der Wraith stellt keine Bedrohung dar. Er ist … sehr krank und wird dir nichts tun.“ Wieder machte sie langsam ein paar Schritte auf ihn zu und da Jared immer noch panisch in Richtung des Wraith starrte, gelang es ihr ihn in ihre Arme zu ziehen.
    Plötzlich fiel die Starre von Jared ab und er begann sich mit Händen und Füßen gegen die Krashty zu wehren. Sihal ließ ihn gewähren und redete dabei unentwegt beruhigend auf ihn ein. Sanft strich sie über das dichte schwarze Haar des Jungen und schon nach wenigen Minuten begann er in ihren Armen zu schluchzen. Seinen Gegenwehr ließ nach und verebbte schließlich ganz. Jared schmiegte sich an die Krashty, er empfand ihre Nähe plötzlich als tröstlich und bevor den Impuls unterdrücken konnte, sprudelten die Geschehnisse der letzten Stunden förmlich aus ihm heraus. Sihal verstand zwar kaum etwas von dem was der Junge erzählte, denn seine Stimme klang piepsig und überschlug sich regelrecht vor Furcht: „In unserem Dorf wurde ein Fest gefeiert … da waren Männer, böse Männer … die haben meiner Schwester weh getan … ich wollte Hilfe holen … da war ein Wraith … er hat … er hat alle getötet … der bleiche Mann war auch Tod, dann hat der Wraith ihn angefasst und der Mann war wieder lebendig … der Mann hat auf Pooky geschossen und ihn mir weggenommen … wir haben ihn durch den Ring der Vorfahren verfolgt … der Wraith … er war auch da … er hat uns gejagt … er … Liann … “
    Jared bebte vor Angst, erst jetzt wurden ihm die Ereignisse der letzten Stunden wirklich bewusst und die Sorge um seine Schwester trieb ihm erneut Tränen in die Augen. Wieder begann er hemmungslos zu schluchzen und Sihal drückte ihn mitfühlend an sich. Ihr fehlten zwar für einige Worte die Zusammenhänge, aber was dieser menschliche Abschaum der Schwester des Jungen angetan hatten, konnte sie sich sehr gut vorstellen. Kalte Wut machte sich bei dem Gedanken in ihr breit, dass dieses Kind offenbar Zeuge einer Vergewaltigung geworden war. Der Umstand, dass Norrec sich an diesen Kerlen genährt hatte würde ihr wohl keine schlaflosen Nächte bereiten. Sorgen hingegen bereitete ihr die Tatsache, dass der Wraith auch Jagd auf den Jungen und seine Schwester gemacht hatte. Liebend gern hätte sie die Umstände dieser Jagd noch etwas näher beleuchtet, doch sie wollte den ohnehin schon völlig verängstigten Jungen nicht noch weiter mit ihren Fragen quälen. Das Etwas nicht stimmte spürte sie auch durch Lenn, denn ihre Schwester wirkte immer noch seltsam in sich gekehrt und nachdenklich.
    Während Sihal diesem Gedanken noch nachzugehen versuchte, war Lenn neben die beiden getreten. Sie strich sanft über das dunkle Haar des Jungen. „Deiner Schwester geht es gut. Der Wraith verfolgt sie nicht länger … ich habe ihn gebeten sie hierher zu bringen … er wird ihr nichts tun.“, Lenns Stimme klang sanft und beruhigend. Sihal hob ihren Blick und sah in die leicht gequält wirkenden Augen ihrer Schwester. Was auch immer auf jenem anderen Planeten geschehen war, Norrec hatte Lenn offenbar alle Details übermittelt und so traurig wie ihre Schwester wirkte, hatte er auch nichts beschönigt oder ausgelassen. Vorsichtig gab sie Lenn auf mentalem Weg zu verstehen, dass sie für sie da sein würde. Lenn nickte zwar dankbar, doch im Moment war sie noch nicht bereit ihre Empfindungen mit Sihal zu teilen. Sie würde einfach noch etwas Zeit brauchen, um das Chaos in ihren Gedanken zu ordnen, bevor sie eine telepathische Verbindung mit Sihal zulassen würde.

    Liann spürte den heißen und nach Aas stinkenden Atem der Kreatur in ihrem Gesicht. Nur mit Mühe gelang es ihr einen Würgereflex zu unterdrücken und noch immer hielt sie ihre Augen krampfhaft geschlossen. Das letzte was sie in diesem Leben sehen würde, sollte nicht dieses grauenerregende Monster sein. Wieder rief sie sich das Gesicht ihres Bruders ins Gedächtnis zurück, doch der Gestank dieser Bestie machte es nahezu unmöglich sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ängstlich öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit und im gleichen Augenblick stieß sie einen panischen Schrei aus.
    Sie beobachtete wie die Kreatur ihr Gewicht nach Hinten verlagerte und mit ihrem riesigen Schädel Schwung holte. Die Bestie riss ihre Schnauze auf und wollte offenbar nach Liann schnappen. Entsetzt versuchte Liann rückwärts auszuweichen und stieß dabei hart mit ihrem Kopf gegen den Baum. Völlig benommen sackte sie in sich zusammen und wie aus weiter Ferne hörte sie das wutentbrannte Brüllen des Wesens, welches seine Zähne einen guten halben Meter über ihr in den Baumstamm geschlagen hatte. Liann schrie entsetzt auf und beobachtete fassungslos, wie dieses Tier mühelos ein großes Stück Holz aus dem Baum herausriss und es mit seinen mächtigen Kiefern zertrümmerte. Gleichzeitig richtete es sich mit einer geschmeidigen Bewegung zu seiner vollen Größe auf und holte dabei mit seinem rechten Arm weit nach hinten aus. Der schrille Entsetzensschrei der jungen Frau wurde vom wütenden Brüllen der Kreatur fasst völlig übertönt. Liann war vor Furcht wie gelähmt und so konnte sie lediglich, die auf sie zu rasende Pranke des Tieres anstarren. Sie duckte sich leicht zur Seite weg, schloss ihre Augen und versuchte reflexartig ihren Kopf mit dem linken Arm zu schützen.
    Unvermittelt wechselte das wütende Brüllen der Bestie zu einem ohrenbetäubenden Jaulen. Liann zitterte am ganzen Körper, als sie ihre Augen öffnete und vorsichtig in die Richtung des Wesen blickte. Der Wraith … er lebt und … , Hoffnung begann ihren Geist zu durchströmen, mit etwas Glück würden sich diese beiden furchtbaren Geschöpfe gegenseitig töten und sie würde noch einmal mit dem Schrecken davon kommen.

    Norrec erhob sich schwerfällig vom Boden. Seine Wunden waren zwar weitestgehend verheilt, doch die Schmerzen drohten dennoch ihm das Bewusstsein zu rauben. Leicht benommen schüttelte er noch einmal den Kopf und sofort drängten die Bilder der letzten paar Minuten zurück in sein Bewusstsein, seltsamer Weise konnte er sich an jede kleine Einzelheit erinnern, so als hätte er das Ganze als stiller Beobachter miterlebt. Er knurrte leise und rieb sich irritiert die schmerzende Stirn. Merkwürdiger Weise empfand er einen stechenden Schmerz in seinem Kopf, den er nicht so recht zu zuordnen wusste. Diese Bestie hatte ihn mit ihren Hörnern aufgespießt und anschließend mit einem kräftigen Hieb der rechten Pranke ins Dickicht befördert, er war dort zwar gegen einen Baum geprallt, doch das auch nur mit seinem Rücken. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er sich den Kopf weder gestoßen, noch hatte dieses Tier ihn dort auf irgendeine Weise verletzt.
    Während er noch über dieses Paradoxon nachdachte, erreichte der Schmerz in seinem Schädel eine beinahe unerträgliche Intensität. Er empfand eine eigenartige Benommenheit und da war noch etwas anderes. Anfangs konnte er dieses Gefühl nicht einmal benennen, denn es war schon so unendlich lange her, dass er so etwas verspürt hatte. Als ihm endlich die passende Bezeichnung einfiel, blinzelte er irritiert. Das was er empfand nannte sich Übelkeit, seit einigen tausend Jahren hatte er diese Empfindung nicht mehr erlebt. Als er das letzte Mal ein solches Gefühl empfand, durchlebte er gerade das Dósh'Vár, jenen Lebensabschnitt, der mit der menschlichen Pubertät vergleichbar ist. Voller Abscheu erinnerte er sich an jene Tage, als sein Körper zunehmend die Fähigkeit verlor aus fester Nahrung ausreichend Energie zu gewinnen und er ständig unter Magenkrämpfen und Übelkeit litt. Er hatte diese Veränderung als demütigend empfunden und der Umstand Menschen von nun an als Lebensmittel betrachten zu müssen, war dabei nicht unbedingt hilfreich gewesen. In den folgenden Jahren hatte er gelernt den Nährprozess als notwendiges Übel zu akzeptieren, doch wirklich abfinden hatte er sich damit nie können. Er war sich der Tatsache bewusst, dass die Wraith hochspezialisierte Jäger waren und das genau dieser Umstand zu einer enormen Abhängigkeit von der menschlichen Beute führte. Letztendlich würden die Wraith aufgrund ihrer Nahrungsgewohnheit irgendwann aussterben, entweder durch Clankriege oder weil es nicht mehr genug Menschen gab, um ein Überleben der Spezies zu sichern.

    Mit einem mürrischen Knurren schob er die Erinnerungen an jene Zeit beiseite. Übelkeit … dieses Spiel kann ich auch spielen … , plötzlich wurde ihm bewusst was gerade geschah. Ein arrogantes Grinsen begann seine Lippen zu umspielen, als er die mentale Barriere um seinen Geist zu verstärken begann. Augenblicklich hörten die Schmerzen auf und auch die Benommenheit fiel gänzlich von ihm ab. Ein kurzer Blick über seine Schulter verriet ihm, dass Liann immer noch benommen vor dem Baum. Sie zitterte am ganzen Leib und schien Todesängste auszustehen. Für einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken ihren Geist mit dem seinen abzuschirmen, doch das hätte nur unnötiger Weise die Aufmerksamkeit ihres Angreifers auf ihn gezogen. Norrec wollte sich den Überraschungsmoment nicht nehmen lassen, denn solange ihr Kontrahent abgelenkt war, würde es um so leichter sein, den Verstand des Anderen zu manipulieren. Er hatte zwar auf diesem Gebiet nicht sehr viel Erfahrung, aber so etwas hatte ihn noch nie davon abgehalten einen Entschluss in die Tat umzusetzen.
    Auf Norrecs Lippen begann sich ein spöttisches Lächeln abzuzeichnen, denn er hatte es geschafft für seinen Widersacher die Illusion, des sich vor Schmerzen windenden Wraith, aufrechtzuerhalten. Er atmete tief ein und begann mit seinem Geist die nähere Umgebung telepathisch abzusuchen. Fast augenblicklich wurde er fündig und ohne länger zu zögern griff er mental nach dem Bewusstsein seines Gegners. Kurz analysierte er dessen Denkstrukturen und als er erkannte, dass sein Kontrahent offenbar gewalttätige Illusionen zu bevorzugen schien, entschloss er sich diese Schwäche auszunutzen. Norrec begann nun seinerseits die Illusion eines physischen Angriffs auf seinen Gegner zu projizieren.

    Der Zweite begann vorsichtig die Illusion, die für Liann bestimmt war zu erweitern. Anfangs gelang es ihm nur minimal einen Veränderung zu erzeugen, denn dieses Wesen verfügte über einen eisernen Willen. Er grinste spöttisch als er dafür sorgte, dass die Bestie ihre Fänge nicht in die Frau sondern in den Baumstamm schlug. Es war zwar nicht unbedingt das was er beabsichtigt hatte, doch dieses kleine Manöver sorgte dafür, dass sein Gegner kurzzeitig ein wenig an Konzentration verlor. Norrec spürte wie blinde Wut von seinem Kontrahenten Besitz ergriff und ihn unvorsichtiger werden ließ. Leise lachend machte er sich daran auch den nächsten Angriff der Kreatur zu vereiteln, indem er jetzt direkt eine physische Attacke auf die Bestie hinzufügte. Diese jaulte vor Schmerz auf und stürzte sich wutentbrannt auf den imaginären Wraith.
    Norrec knurrte leise und beschloss, dass die Zeit des Versteckspiels vorbei war. Rücksichtslos drang er in den Geist seines Gegners ein und begann diesem auf mentalem Weg zu zusetzen. Erstaunt stellte er fest, dass sein Widersacher die Illusion für die menschliche Frau aufrecht erhielt. Vermutlich fürchtete er, dass ihn diese vor Angst zitternde Frau hinterrücks angreifen könnte, dieser Gedanke ließ erneut ein spöttisches Grinsen auf dem Gesicht des Wraith erscheinen, denn so war sein Gegner gebunden, er musste seine Kräfte aufteilen und war so vermutlich nicht in der Lage Norrecs mentalen Angriff wirkungsvoll abwehren zu können. Kurz fragte er sich was die Frau wohl in diesem Augenblick sah und ob sie möglicher Weise begriff was hier gerade vor sich ging. Mit einem verärgerten Fauchen schob er die letzten Gedanken beiseite, denn wenn er erfolgreich gegen ihren Angreifer bestehen wollte, musste er sich konzentrieren und er durfte sich unter keinen Umständen von derlei Fragen ablenken lassen. Rücksichtslos projizierte der Wraith wieder und wieder die Illusion physischer Angriffe in den Verstand seines Gegners und allmählich begannen sich erste Schmerzenslaute unter das wutentbrannte Brüllen zu mischen.

    Es hatte eine Weile gedauert, bis Norrec begriff, wie er die Illusion physischer Schmerzen auf seinen Kontrahenten übertragen konnte, denn die Illusionen, die die Wraith benutzten um den menschlichen Verstand zu verwirren, waren eher einfacher Natur. Die Menschen gerieten schon in Panik, wenn ihnen das Bild eines Wraith in den Geist projiziert wurde, es war noch nie nötig gewesen ihnen auch noch komplexe Empfindungen oder gar mentale Befehle zu übermitteln. Die Wraith waren dazu durchaus in der Lage, doch es kostete viel Kraft in den Geist eines Nichttelepathen einzudringen und ihn dann zu beeinflussen. Aus diesem Grund hatten sie irgendwann das Interesse an etwaigen Experimenten der gedanklichen Kontrolle ihrer Anbeter verloren, denn sie konnten es sich nicht leisten Energie in irgendeiner Form zu verschwenden und so möglicher Weise das Überleben des Clans zu gefährden.
    Die Schmerzsschreie seines Gegners wurden seltener und Norrec brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, dass es seinem Kontrahenten offenbar gelungen war sich aus dieser Illusion zu lösen. Kurz breitete sich Frustration im Inneren des Wraith aus, die dann aber sofort einer unbändigen Wut Platz machte. Der Zweite knurrte wütend, er hatte zwar mit dieser Möglichkeit gerechnet, doch er hatte auch gehofft, dass sein Widersacher vorher aufgeben würde. Er hatte seinen einzigen Trumpf ausgespielt und sein Gegner hatte sich früher als erwartet aus seiner Illusion befreit. Norrec zwang sich zur Ruhe, er durfte seiner Wut jetzt nicht freien Lauf lassen, denn ein besonnenes Vorgehen versprach die höheren Aussichten auf Erfolg. Mit Schmerzen kannst du also umgehen … , der Zweite verbarg seinen Gedanken nicht vor seinem Feind, denn er wollte ihm das Gefühl geben, dass dieser Umstand ein Teil seines Plans war. Mit etwas Glück würden diese Gedanken seinen Gegner demoralisieren und in die Flucht schlagen. Aber der unbekannte Feind machte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, er blieb wo er war und stellte sich der mentalen Attacke des Wraith. Aber dennoch hatte sich etwas verändert, Norrec spürte deutlich so etwas wie Anerkennung, die sein Gegner offenbar für ihn und seinen Versuch empfand.
    Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen übermittelte er seinem Widersacher ein ähnliches Gefühl, doch gleichzeitig war ihm klar, das es noch nicht vorbei war. Fieberhaft überlegte Norrec wie er seinem Feind bei kommen konnte und ohne das er es beeinflussen konnte, glitten seine Gedanken zu den Geschehnissen der letzten Stunden. Erst diese absolute emotionale Leere und dann hatte er sich seinen inneren Dämonen stellen müssen, mit einem Hauch von Verbitterung gestand er sich selbst ein, dass er jenen Kampf beinahe verloren hätte und … Emotionale Leere … , dieser Gedanke war vielleicht nicht unbedingt die beste Lösung, doch es war durchaus einen Versuch wert. Norrec sammelte all seine Konzentration für einen letzten mentalen Angriff, er rief sich die Empfindung des absoluten Nichts in Erinnerung und ohne weiter darüber nachzudenken, übertrug er dieses Gefühl auf seinen Gegner.

    Liann blinzelte irritiert, als die Bestie sich plötzlich in Luft auflöste, vor ihr stand lediglich der Wraith. Verwirrt blinzelnd erkannte sie, dass der Wraith unverletzt war und immer noch wie gebannt auf einen Busch starrte. Sie rieb sich ihren schmerzenden Schädel und langsam begann sie zu begreifen, dass die Attacke des Tieres nichts weiter als eine Illusion gewesen war. Aber wer sollte eine solche Illusion erschaffen? Das einzige Wesen, das Liann einfiel, war der Wraith. Er hatte vor gar nicht allzu langer Zeit versucht ihren Geist zu beeinflussen, aber warum … sie runzelte ihre Stirn, denn der Wraith hätte sich wohl kaum eine solche Mühe mit einer Illusion gegeben, nur weil er sich an ihr nähren wollte. Ängstlich folgte sie dem Blick des Wraith, doch die großen fleischigen Blätter des Busches machten es unmöglich einen Blick auf den vermeintlichen Angreifer zu werfen. Liann seufzte leise und mit dem Mut der Verzweiflung, beschloss sie ihr Leben dem Wraith anzuvertrauen. Was auch immer gerade Jagd auf sie und den Wraith machte, es verstand sich sehr gut auf mentale Tricks und da sie selbst keine telepathischen Befähigungen besaß, blieb lediglich der Wraith als einzige Alternative übrig. Liann hoffte inständig, dass der Wraith irgendeinen Plan hatte, der sein und möglicher Weise auch ihr Überleben sichern würde.

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  11. #27
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    Standard Chapter 21: Illusions II

    Hallo erstmal. Puh ... ich habs geschafft! Das neue Kapitel ist gerade fertig geworden und ich hoffe es wird euch wieder gefallen . Viel Vergnügen und ich bin wie immer für jede konstruktive Kritik offen.

    Chapter 21: Illusions II

    Spoiler 
    Der erste Commander wanderte unruhig in seinem Quartier auf und ab. In den letzten Tagen hatte seine Königin immer wieder den mentalen Kontakt zu ihm gesucht. Jedes Mal hatte sie mit ihm ihre Erinnerungen und Gefühle geteilt und allmählich kam er zu dem Schluss, dass sie offenbar ihren Verstand verloren hatte. Ihre Gefühlsschwankungen und Gedankensprünge ließen gar keine andere Schlussfolgerung zu. Mehr als einmal hatte er in den vergangenen Tagen mit dem Gedanken gespielt sie einfach zu töten, um so seinen mentalen Qualen ein Ende zu setzten. Das Einzige was sie vor dem Tod durch sein Dró'HiTal bewahrte, war lediglich seine Furcht vor den Konsequenzen dieser Tat. Ohne Königin war das Überleben des Clans eher unwahrscheinlich, denn es würde keine Nachkommen mehr geben, um die Reihen der Gefallenen zu füllen. Also blieb ihm vorerst nichts anderes übrig, als ihren Wahnsinn zu ertragen und zu hoffen, dass er recht bald mit ihr einen weiblichen Nachkommen zeugen würde.
    Mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen stellte er sich jenen Augenblick vor, an dem seine Tochter die jetzige Königin herausfordern und deren Platz an der Spitze des Clans einnehmen würde. Er genoss diese Vorstellung in vollen Zügen, obwohl er sich gleichzeitig der Tatsache bewusst war, dass er sämtliche machtvollen Privilegien verlieren konnte. Möglicher Weise würde seine Tochter ihm gestatten weiterhin der erste Commander des Clans zu sein, doch er würde unmöglich ihr Primal werden können. Der Gedanke, dass ein anderer Wraith jenen machtvollen Posten einnehmen könnte, bereitete ihm im Augenblick kein Kopfzerbrechen. Er hatte sich zwar sehr schnell an die neuen Privilegien gewöhnt, doch der Preis, den er dafür zu zahlen hatte, war seiner Auffassung nach unverhältnismäßig hoch.
    Mit einem gereizten Knurren schloss der Erste die Augen. Er hatte sich bereits zweimal mit ihr vereinigt und es war bei weitem nicht so gewesen, wie er es sich vorgestellt hatte. Empfindungen wie Verlangen oder Leidenschaft schienen für seine Königin keine Rolle mehr zu spielen, denn sie gab ihm mehr als deutlich zu verstehen, dass sie lediglich ihren Pflichten dem Clan gegenüber nachkam und die Vereinigung mit ihm ein notwendiges Übel war. Aus ihren Erinnerungen wusste er, dass sie für ihren verstorbenen Primal anderst empfunden hatte. Jede einzelne Vereinigung mit ihm kam einem Rausch aus Lust und Sinnlichkeit gleich. Sie hatte ihren toten Primal begehrt und voller Eifersucht über ihn gewacht, doch jetzt schien sie seltsamer Weise nichts mehr zu empfinden. In ihrem Inneren herrschte ein einziges emotionales Nichts, dass hin und wieder zu rasender Wut oder Selbsthass umschlug. Während ihrer telepathischen Verbindungen hatte er mehr als einmal versucht, den Grund für diese Gefühlsleere zu finden, doch jeder dieser Versuche war buchstäblich im Sande verlaufen. Er wusste durchaus, dass Wraith nicht gerade zu einer ausgeprägten Emotionalität neigten, aber eine solche Leere, hatte er noch nie gespürt.
    Der erste Commander hätte gern noch etwas länger über diese emotionale Leere nachgedacht, in der Hoffnung irgendeine Möglichkeit zu finden, ihre Gemütslage zu verändern, doch der einsetzende Kopfschmerz machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ein eher frustriert klingender Laut kam über seine Lippen, denn diese Schmerzen kündigten stets einen mentalen Kontaktversuch seiner Königin an. In den letzten Tagen war es ihm zwar mit mäßigem Erfolg gelungen sie aus seinem Geist auszusperren, doch die daraus resultierenden Kopfschmerzen hatten ihn fast um den Verstand gebracht. Seitdem ließ er diese Kontakte für einen kurzen Zeitraum zu und da sie ihn danach für eine Weile mental in Frieden ließ, schien sie mit diesem Kompromiss einverstanden zu sein. Er atmete tief ein und versuchte halbwegs sein inneres Gleichgewicht zu festigen, denn er wusste nicht welcher Art diese Erinnerung sein würde und ein kleiner Teil in ihm hoffte, dass sie ihn nicht weiter mit den Erinnerungen an ihren verstorben Primal quälen würde. Langsam ließ er nun den mentalen Kontakt zu und eigenartiger Weise fühlte sich ihr Geist diesmal merkwürdig vertraut an. Irritiert versuchte er diesem Gefühl auf den Grund zu gehen, doch bevor er näher darüber nachdenken konnte, wurde sein Geist von den ersten Bildern aus der Erinnerung seiner Königin überflutet. Anfangs waren es eher Erinnerungsfetzten, die sich plötzlich unvermittelt zu einem komplexen Ganzen zusammen fügten.

    … das Laken unter ihrem erhitzen Leib strahlte eine angenehme Kühle aus. Brennendes Verlangen und unersättlicher Hunger quälten ihren Körper. Jede Faser ihres Seins sehnte sich schmerzhaft nach Erlösung, als sie ihre Hände im dichten schwarzen Haar einer Gestalt vergrub, die gerade sanft in ihre linke Brustwarze biss. Sie stieß einen heiseren Lustschrei aus und mit einem Ruck beförderte sie das Gesicht jener Person nach oben, die für diese süßen Qualen verantwortlich war. Voller Verlangen sah sie in das zufriedene Gesicht eines menschlichen Mannes von etwa Mitte dreißig. Die markanten Züge seines Gesichts spiegelten die Lust wieder, die er gerade zu empfinden schien und seine leuchtend blauen Augen schlugen ihren Blick regelrecht in ihren Bann. „Sayedun … “, voller Verlangen flüsterte sie den Namen des Mannes, der der stummen Aufforderung in den Augen seiner Königin nur allzu bereitwillig nachkam.
    Langsam drängte er mit seiner festen Männlichkeit in die Enge ihrer feuchten Hitze. Zunächst stieß er sie sehr langsam, denn der Mensch schien die Erregung seiner Königin in vollen Zügen zu genießen. Doch als sie leicht mit ihren Klauen über seinen Rücken kratzte, hielt auch er sich nicht länger zurück. Seine Bewegungen gewannen zusehends an Kraft, während er mit immer heftigeren Stößen den Körper seiner Königin in Besitz nahm. Voller Verlangen hob sie ihm ihr Becken entgegen, während sie ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln begann. Sayedun stöhnte zufrieden auf, als seine Königin ihn mit einer fließenden Bewegung auf das kühle Laken beförderte. Seine leuchtend blauen Augen waren ein Spiegel seiner Lust und seine Erregung wuchs weiter, als sie sich auf ihm aufrichtete. Sie bog ihren Rücken durch und stöhnte seinen Namen, während sie ihn mit sanften Bewegungen ihres Beckens verwöhnte. Sayedun ließ seine Hände über die Hüften seiner Königin bis hinauf zu ihren Brüsten gleiten. Seine Daumen begann spielerisch über ihre aufgerichteten Brustwarzen zu streichen und ihr neuerlicher Lustschrei brachte ihn dazu sich ebenfalls aufzusetzen. Er stöhnte heiser, als er ihr Becken mit seinen Händen umfasste und sie fester auf sein eregiertes Glied zog. Wieder stöhnte sie seinen Namen und endlich fanden ihre Lippen die seinen.
    Leidenschaftlich begann er ihre Mundhöhle mit seiner Zunge zu erkunden und wie schon unzählige Male zuvor, wurde er von ihrem Geschmack regelrecht überwältigt. Er spürte wie sie ihre Hand sanft über seine Brust gleiten ließ und die Erwartung dessen,was gleich geschehen würde, brachte ihn dazu, heftig in den Kuss hinein zu stöhnen. Sie löste sich von seinen Lippen, bog ihren Rücken durch und auf dem Höhepunkt ihrer Lust schrie sie seinen Namen. Er stöhnte ebenfalls, als er endlich spürte, dass sie ihre Hand fest auf seine Brust presst. Der Schmerz des Nährprozesses vermischte sich mit der unbändigen Lust, die er in diesem Moment empfand und mit einem fast schon animalisch klingenden Laut ergoss er sich heiß in ihr Innerstes.
    Leicht lächelnd begann sie ihn erneut in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Sayedun stöhnte heftig in diesen Kuss hinein, denn sie gab ihm jetzt sein Leben zurück. So wie schon unzählige Male zuvor machte sie ihm das Geschenk des ewigen Lebens. Sie löste ihre Lippen von den seinen und beobachte freudig den einsetzenden Rausch auf dem Gesicht ihres menschlichen Spielzeugs. Sie genoss dieses Gefühl der absoluten Macht über Leben und Tod in vollen Zügen. Mit einem neuerlichen zärtlichen Kuss zog sie ihre Hand zurück und strich stattdessen sanft über seine Wange. Noch immer befand sich sein fest aufgerichtetes Glied in ihr und sie begann sich nun langsam wieder auf ihm zu bewegen. Geduldig wartete sie bis der Rausch, der durch das Enzym hervorgerufen wurde, abgeklungen war. Sayedun hob ihr nun seinerseits sein Becken etwas entgegen und ihr sanftes Knurren klang fast wie das Schnurren einer Katze, als sie ihn voller Verlangen küsste. Dann sah sie ihm direkt in die Augen und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen: „Ich bekomme ein Kind … “

    Abrupt verschwand ihre mentale Präsenz aus dem Geist des ersten Commanders. Irritiert stellte er fest, dass er auf seinem Bett lag und zunächst konnte er das feuchte Gefühl in seinem Schritt nicht so recht einordnen. Mit einem angewiderten Laut erhob er sich langsam vom Bett und ohne lange darüber nachzudenken begab er sich in den Sanitärbereich seines Quartiers. Wut und eine gewisse Portion Ekel begann sich in seinem Inneren zu manifestieren. Seine Königin hatte sich mit einem Menschen vereinigt, dieser Umstand wirkte auf ihn nicht sonderlich befremdlich, da auch er von Zeit zu Zeit die Nähe menschlicher Frauen suchte. Aber sie hatte dabei eine Lust verspürt, die sie ihm offenbar nicht entgegen bringen konnte oder wollte und mehr noch … Ich bekomme ein Kind, wie ein surreal wirkendes Echo hallte dieser Satz durch sein Bewusstsein. Von wem erwartete sie ein Kind? Von ihrem Primal oder etwa von … nein, diesen Gedanken wollte er nicht zu Ende führen und doch begann er sich unwillkürlich die Frage zu stellen, ob ein Wraith/Mensch Hybrid überhaupt lebensfähig wäre. Silas hatte ihm einmal von eigenartigen Mischwesen berichtet, doch er hatte damals nur gelacht und seinen Diener hart für den vermeintlichen Unsinn bestraft. Der Erste hatte damals angenommen, dass sein Diener diese haarsträubende Geschichte erfunden hätte, um sein Versagen vor seinem Gebieter zu rechtfertigen. Doch ... was wenn diese Geschichte doch ein Fünkchen Wahrheit enthielt? Er würde dieser Sache auf den Grund gehen, denn im Logbuch des Hive wurden sämtliche Geburten und auch Fehlgeburten aufgezeichnet, also würde es dort auch eine Aufzeichnung zu dieser Schwangerschaft geben. Es gab lediglich eine einzige Schwierigkeit dabei … ihm fehlte der zeitliche Rahmen, ein wütendes Knurren entrang sich seiner Kehle und hallte dumpf im Sanitärbereich wieder. Er hob seinen Kopf und während er in den Spiegel schaute, begannen sich seine Züge aufzuhellen. In der Datenbank des Hive existierte auch eine Liste über die Namen der Wraithanbeter. Hastig streifte der erste Commander saubere Kleidung über und mit einem arroganten Grinsen auf den Lippen verließ er sein Quartier, um die Datenbank bezüglich des Namens Sayedun zu durchsuchen.

    Norrec stellte zufrieden fest, dass sich sein Widersacher aus seinen Gedanken zurückzog und für den Bruchteil einer Sekunde erlaubte er sich diesen kleinen Triumph zu genießen. Jedoch wich dieses Gefühl ziemlich schnell der Erkenntnis, dass ihn dieser mentale Schlagabtausch weitaus mehr Kraft gekostet hatte als er sich im Moment bereit war einzugestehen. Zudem wusste er, dass er einen erneuten Angriff auf seinen Geist nicht standhalten konnte. Er musste jetzt eine Entscheidung treffen und aus Ermangelung an anderen Alternativen, beschloss er seinen Gegner nun direkt mit physischen Attacken zu zusetzen. Mit einem leisen Knurren wog er seine Möglichkeiten ab. Als sein Blick auf seine rechte Hand fiel bemerkte er, dass diese immer noch sein Dró'HiTal umschloss. Fast geräuschlos ließ er seinen rituellen Dolch zurück in die Halterung an seinem rechtem Arm schnappen. Anschließend griff er nach seinem Blaster, mit etwas Glück würde sich sein Gegner betäuben lassen und ihm würde eine längere Auseinandersetzung erspart bleiben, denn Norrec konnte es sich nicht erlauben noch mehr Energie zu verschwenden. Wieder ließ der Wraith seinen Geist auf der Suche nach jenem Angreifer über die Lichtung schweifen und zu seinem Erstaunen hatte dieser seine Position verändert. Sein Gegner befand sich nun etwa fünf Meter links von ihm und soweit Norrec es beurteilen konnte, nährte sich sein Feind der Frau, die immer noch zitternd auf dem Boden hockte. Sie wirkte leicht apathisch und stellte so eine leichtes Ziel für jedweden Angriff dar. Ein spöttisches Lächeln huschte über die Züge des Wraith, denn sie wäre auch sein erstes Angriffsziel gewesen. Norrec begann seine Muskeln anzuspannen und sich auf den Augenblick zu konzentrieren, an dem sein Gegner das schützende Dickicht des Dschungels verlassen würde.
    Während Norrec sich nun vollständig der Frau zu wandte, befestigte er beiläufig seinen Blaster an seinem Gürtel, denn als er das Ziel des Gegners ausgemacht hatte, war ihm schlagartig bewusst geworden, dass ihm für einen gezielten Schuss die Zeit fehlen würde. Instinktiv verlagerte er sein Gewicht leicht nach vorn und als er das Geräusch brechenden Holzes hörte stürmte er auch schon in die Richtung des Gegners. Nur am Rande vernahm er den panischen Schrei der Frau, die nun ihrerseits versuchte aus dem Gefahrenbereich zu kriechen. Im nächsten Augenblick prallte der Körper des Wraith auch schon gegen den des Angreifers. Durch die Wucht des Aufpralls wurden beide Körper hart gegen den riesigen Baum geschleudert und für einen kurzen Augenblick sanken sie gemeinsam benommen zu Boden.

    Norrec zwang sich sofort wieder auf die Beine und obwohl er sich immer noch leicht benommen fühlte, schlug er sofort mit aller Kraft nach seinem Gegner. Er landete zwar keinen Volltreffer, doch sein Hieb reichte aus, um den Angreifer mit dem Gesicht voran auf den Boden zu befördern. Der Zweite richtete sich auf und starrte nun fassungslos auf den vor ihm liegenden Körper. Sein Gegner entsprach bei weitem nicht dem was er erwartet hatte und schließlich war es die menschliche Frau, die seine Gedanken in Worte fasste: „Aber das ... ist ja ein Mensch?“, ihre ungläubige Frage strahlte jene Fassungslosigkeit aus, die der Wraith gerade empfand. „Möglicher Weise aber auch nicht.“, jedes einzelne seiner Worte wurde von einem leisen Knurren unterstrichen und als er aus den Augenwinkeln bemerkte, dass die Frau sich vorsichtig von ihm zu entfernen versuchte, griff er mit seiner linken Hand nach ihrem Handgelenk. Sie keuchte entsetzt auf und versuchte erfolglos sich aus seinem festen Griff zu winden. „Du bleibst hier!“, die Stimme des Wraith hatte wieder den gewohnten Befehlston angenommen und sein leicht gereiztes Knurren deutete an, dass er keinen Widerspruch dulden würde. Die Frau hob ihren Blick und sah ihm nun direkt in die Augen. „Ich werde dich zu deinem Bruder bringen, sobald ich mit diesem Dregtá fertig bin.“, Norrec wusste, dass sie seinen Worten keinen Glauben schenkte, denn in ihrem Blick spiegelten sich immer noch Furcht und Unglauben wieder. „Ich werde dich jetzt loslassen. Solltest du zu fliehen versuchen, werde ich dich betäu … “, er sprach den Satz nicht zu Ende, denn ein leises Stöhnen deutete an, das der vermeintliche Mensch gerade wieder zu Bewusstsein kam.

    Norrec beobachtete wie sich der vermeintliche Mensch schwerfällig vom Boden erhob und sich anschließend rücklinks gegen den Baum lehnte. Der Wraith nutzte die Zeit, um den Krashty eingehend zu mustern. Die Statur des Krashty ähnelte seiner eigenen und tatsächlich war sein Gegenüber nur unwesentlich kleiner als er selbst. Das lange schwarze Haar und die bläulichen Augen erinnerten ihn auf merkwürdige Weise an Lenn und als er sich näher darauf konzentrierte, meinte er sogar ähnliche Gesichtszüge wahrzunehmen. Das leise Lachen des Krashty riss ihn aus seinen Gedanken: „Ja … ich sehe ihnen ähnlich, denn sie sind meine jüngeren Schwestern. Hm … du erinnerst dich also wirklich nicht an uns?“ Das gereizte Knurren des Wraith war dem Krashty offenbar Antwort genug: „Du kannst mich Sadu nennen … und nun sollten wir zu den anderen zurückkehren. Rivens Zustand ist zwar einiger Maßen stabil, ab … “ Sadu hatte sich vom Baum gelöst und wollte offenbar in Richtung des Hive aufbrechen, doch Norrec griff nach ihm und presste ihn hart gegen den Baum. „Warum hast du uns angegriffen?“, dem wütenden Grollen des Wraith folgte ein resignierter Seufzer des Krashty.
    Sadu sah Norrec direkt in die Augen und ein spöttisches Grinsen huschte kurz über seine Lippen: „Kurz nach meiner Rückkehr hierher, wurde das Tor angewählt und da wir hier nicht oft Besuch bekommen, wollte ich mir die ungebetenen Gäste anschauen und sie gegebenenfalls eliminieren. Es wäre schließlich nicht unbedingt wünschenswert, dass jemand von unserer Existenz oder vom Hive erfährt. Zu meiner Erleichterung kam Yerren durch das Tor, der seltsamer Weise von einem wütend brüllenden Kind gejagt wurde … ein durchaus belustigender Anblick … “ Der Wraithhybrid lachte leise, als er sich dieses Bild vor sein geistiges Auge rief. Norrec hingegen schienen Sadus Ausführungen nicht sonderlich zu belustigen, denn er drückte den Krashty etwas fester gegen den Baum und sein wütendes Knurren ließ darauf schließen, dass die Geduld des Wraith offenbar an ihre Grenzen stieß. Sadu ächzte leise und versuchte nun instinktiv den Griff des Wraith mit seinen Händen zu lockern: „Wraith und ihr unterentwickelter Sinn für Humor … “ Norrecs gereiztes Grollen brachte Sadu augenblicklich zum Schweigen. Der Hybrid seufzte: „Dann kam diese jämmerliche Gestalt durch das Tor.“, während er sprach deutete er vage in Lianns Richtung, „… dicht gefolgt von dir. Du hast diese armselige Kreatur vor dir her durch den Dschungel gehetzt und das machte mich ehrlich gesagt neugierig. Ich folgte euch und … “

    „Und was?“, die Stimme des Wraith hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen, denn die Arroganz des Krashty reizte ihn und für einen kleinen Moment verlor er die Beherrschung. Er riss Sadu leicht vom Baumstamm weg, nur um ihn sofort wieder hart gegen den Baum zu stoßen. Der Hybrid keuchte hörbar auf, als die Atemluft regelrecht aus seinen Lungen gepresst wurde. Sadu schnappte ächzend nach Luft und sah Norrec sichtlich verärgert in die Augen: „Als du plötzlich das Interesse an der Frau verloren hattest, beschloss ich ihr zu folgen, um ein Auge auf sie zu haben. Hier draußen gibt es etliche gefährliche Bestien … ich wollte sie wenn man so will beschützen … “ „Beschützen? Du Bastard hast mich fast zu Tode erschreckt!“, Lianns Stimme bebte vor Wut und einem unbewussten Impuls folgend trat sie Sadu kräftig gegen das Schienbein. Der Krashty knurrte verärgert und seine bläulichen Augen funkelte sie wütend an. Ruckartig versuchte er sich erneut aus Norrecs Griff zu winden: „Ich sollte dich bei Gelegenheit übers Knie legen, du undank … “ Das amüsierte Lachen des Wraith ließ ihn abrupt verstummen: „Und ich habe also einen unterentwickelten Sinn für Humor!“ Sadu starrte den Wraith kurz verständnislos an, doch dann musste auch er leise lachen. Etwas entspannter wandte er sich nun wieder Liann zu: „Während ich dir folgte bemerkte ich, dass du über schwache telepathische Fähigkeiten verfügst. Ich wollte lediglich herausfinden, wie stark sie ausgeprägt sind. Du warst nie wirklich in Gefahr … “ „Du wolltest sie angreifen!“, korrigierte Norrec gereizt den Krashty. „Nein, ich wollte sie lediglich aus deiner Reichweite bringen … ich war mir einfach nicht sicher, ob du wieder du selbst bist.“, und mit einem kleinen arroganten Lächeln fügte er hinzu: „Du kanntest meine Beweggründe nicht und hast sie offenbar fehlinterpretiert.“ „Offenbar hab ich das.“, Norrecs Stimme klang gefährlich leise und machte deutlich, dass er dem Krashty kein Wort glaubte. Sadu knurrte verärgert: „Wir sollten jetzt wirklich aufbrechen. Riven hat sich in einen winterschlafähnlichen Zustand versetzt, aber dennoch braucht er das Gegengift und du bist mehr oder weniger der Einzige, der es herstellen kann.“ Mit einem gereizten Knurren fügte sich Norrec dem Drängen Sadus. Beiläufig griff er erneut nach Lianns Handgelenk und als diese zu protestieren begann zerrte er sie einfach mit sich. Sadu hingegen verfolgte diese kleine Auseinandersetzung mit einer gewissen Genugtuung und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein arrogantes Lächeln ab.

    tbc.

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  12. #28
    Dragon Avatar von Dark Phönix
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    Mir gefällts, ist mal was anderes.
    Konstruktive Kritik: äh, .. jo, mhm. Wüsste im Moment nicht, wo rüber ich was an zu merken hätte.
    Du hälst meiner Meinung nach eine gewisse Spannung und auch Witz. Wo die beide, Norrec und Sadu sich über das Thema Humor gekabelt haben.
    Das einzigste was ich an zu merken hätte wäre das du immer an denn : spannendsten Stellen auf hörst.

    (Hast du schon mal versucht deine Muse mit Keksen zu locken?)
    Genieße Jeden Moment mit ihr,
    und sage ihr sie hatte Recht,
    es gibt immer einen Ausweg.

  13. Danke sagten:


  14. #29
    The Dark One Avatar von Fayanor
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    Standard Chapter 22: Not Alone

    @ Dark Phönix: Dank dir für dein Feedback . Es freut mich, dass dir meine Story offenbar gutgefällt. Naja, was die Cliffhanger angeht ... die entstehen eher unbeabsichtigt, weil ich immer befürchte, dass die Kapitel sonst zu lang werden. Vor einer Weile hat mir nämlich jemand gesagt, dass längere Kapitel schwer am PC zu lesen wären und man bei kürzeren Kapiteln öfter eines hochladen könnte. Naja ... ich habe die Länge der Kapitel ja schon verdoppelt, mal sehen ... vielleicht kommt ja noch eine Seite mehr dazu .

    Hallo ihr Lieben. Sorry … ich hab's gestern nicht mehr geschafft das Kapitel hochzuladen , ich war einfach zu müde . Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen und wie immer an dieser Stelle viel Vergnügen beim Lesen!

    Chapter 22: Not Alone

    Spoiler 
    Jared saß auf einem Labortisch direkt neben dem bewusstlosen Wraith. „Hast du Hunger?“, Sihal sah den Jungen lächelnd an und zeigte ihm eine faustgroße lilafarbene Frucht. Jareds Augen wurden groß und er beäugte die ihm angebotene Frucht neugierig. Die Frucht erinnerte von der Form her entfernt an einen Apfel, jedoch schien sie weitaus weicher zu sein und sie verströmte einen angenehm süßlichen Duft. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen, zögernd streckte er seine Hand nach dieser merkwürdigen Frucht aus, doch dann ließ er sie wieder sinken und sah stattdessen verlegen zu Boden. „Sie ist nicht giftig … auch wenn sie etwas seltsam aussieht.“, Sihal lächelte wieder sanft und legte die Frucht auf den Labortisch neben Jared ab. Der Junge riskierte einen weiteren neugierigen Blick und schüttelte dann den Kopf. „Liann hat mir verboten etwas von Fremden anzunehmen. Sie sagt immer, dass wir keine Ar … Abe … Altehosen brauchen, denn dass würde uns nur anbinden.“, Jared unterstrich seine Erklärung mit einem entschlossenen Nicken. Sihal blinzelte den Jungen überrascht an und ihrer Stimme war die Irritation deutlich anzuhören: „Alte Hosen? Wer bindet euch wo mit alten Hosen an?“ Jared sah nun seinerseits Sihal verwirrt an: „Nein, mit Altehose kann man denke ich niemanden fesseln. Das sind eher Dinge zum Essen oder Anziehen … glaube ich. In unserem Dorf haben uns Leute immer olle Sachen gegeben, die sie nicht mehr brauchten und dafür wollten sie manchmal was anderes haben oder so … “, der Junge runzelte nachdenklich die Stirn und sah fragend zu Sihal hinauf. Die Krashty versuchte noch für einen kurzen Augenblick den Sinn in der Aussage des Kindes zu finden und dann hellten sich ihre Züge plötzlich auf. Mit Mühe gelang es ihr zwar ein Lachen zu unterdrücken, doch ihrer Stimme war die Belustigung deutlich anzuhören: „ Almosen … du meinst Almosen und wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du dich nicht von uns abhängig machen … richtig?“ Jareds Augen strahlten die Krashty förmlich an und er nickte zufrieden: „Genau … das hab ich doch gesagt!“
    Sihal öffnete zwar ihren Mund, doch bevor sie Jared etwas erwidern konnte brach Otheym in schallendes Gelächter aus. Er hatte die ganze Zeit ebenfalls neben dem Labortisch gestanden und den Jungen neugierig gemustert. Sihal warf Otheym einen wütenden Blick zu, denn sie befürchtete, dass das Lachen ihres Freundes ihre Bemühungen um das Vertrauen des Kindes zu nichte machen würde. Doch das herzhafte Lachen des Krashty hatte eine ansteckende Wirkung auf Jared, der nun seinerseits ebenfalls kicherte. „Hm … du hast Recht. Wir wollen tatsächlich jemanden mit diesem Geschenk bestechen … “, Otheyms Stimme hatte einen albern klingenden Unterton angenommen und bevor Sihal es verhindern konnte fuhr er fort: „Aber wir wollen dich nicht bestechen, sondern das Ungetüm, dass hier die ganze Zeit mürrisch knurrt.“ Mit diesen Worten pikste Otheym Jared in die Magengrube, worauf der Junge noch einmal kräftig kichern musste. „Aber … vielleicht gefällt dir ja die Farbe nicht. Mal sehen … “, Otheym zauberte hinter seinem Rücken weitere Früchte in abenteuerlichen Farben hervor und diesmal gelang es Jared nicht mehr seine Neugierde zu verbergen. Er beobachte aufmerksam wie Otheym eine Frucht nach der anderen neben ihm auf den Tisch legte und als er dann voller Begeisterung in die braunen Augen des Hybriden blickte, stahl sich ein glückliches Lächeln auf sein Gesicht. Noch nie zuvor hatte jemand ihm ein derart großzügiges Geschenk angeboten ohne gleichzeitig irgendetwas anderes dafür zu fordern. „Die Lilafarbene schmeckt sehr süß, die Blaue hier ist eher etwas herb und diese rosafarbene Frucht ist süßlich und sehr saftig. Dann wäre hier noch diese zwar unansehnlich schwarze … hm, die schmeckt wie … nun ja, die schmeckt halt wie sie schmeckt. Greif zu … also ich würde zuerst die lila Frucht essen … “, Otheyms Stimme klang immer noch übertrieben belustigt und er redete in einem Fort ohne großartig eine Pause zu machen, denn er wollte Jared nicht allzu viel Zeit zum Nachdenken geben. Ein letztes Mal sah Jared die Früchte skeptisch an, doch dann siegte seine Neugierde und er griff entschlossen nach der lilafarbenen Frucht. Zögernd starrte er sie noch eine kurzen Moment lang an und dann bis er hungrig in sie hinein. Der lustige Mann hatte Recht, sie schmeckte wirklich sehr süß und während er gierig das Obst in sich hineinstopfte breitete sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht aus.

    Tief in seine Gedanken versunken bahnte sich Norrec einen Weg durch den dichten Dschungel. Er zerrte die Frau noch immer hinter sich her und erst als sie stolperte und zu Boden fiel, wurde er ihm bewusst, dass sie offenbar an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen war. Leise knurrend blieb er stehen und starrte sie an. Mit einem verächtlichen Laut gab er ihr Handgelenk frei: „Wir machen eine kurze Pause!“ Norrec beobachtete wie die Frau sich mühsam aufsetzte und auf dem Boden hocken blieb. Er konnte noch immer ihre Furcht riechen, auch wenn es ihr jetzt besser gelang sie vor ihm und Sadu zu verbergen. Zögerlich hob sie ihren Kopf und sah ihm direkt in die Augen. In ihrem Blick zeigte sich zwar deutlich ihre Angst, aber gleichzeitig spiegelte sich auch Wut und Resignation darin wieder. Im Moment würde sie keinen weiteren Widerstand leisten können und dessen war sie sich nur allzu deutlich bewusst.
    „Wie schlimm sind deine Verletzungen?“, Norrec musterte ihre Gestalt eingehend und die Art, wie er die Frage formulierte, ließ eher darauf schließen, dass er sich eigentlich mehr dafür interessierte, wie stark sie das Vorankommen der ungleichen Gruppe behindern würde. Liann blinzelte ihn erstaunt an: „Nur ein paar Kratzer und … es ist alles in Ord … “ Sie brach ab und starrte den Wraith plötzlich nur noch an. Unbewusst legte sie ihre Hand auf ihren Unterleib, denn die Schmerzen an dieser Stelle waren fast unerträglich. Wieder spürte sie das verräterische Brennen in ihren Augen, sie schluckte heftig und nur mit Mühe konnte sie ein leises Schluchzen unterdrücken. Sein Blick verriet deutlich, dass er ihr nicht glaubte und zu ihrem Erstaunen nickte er ihr lediglich zu. Liann senkte ihren Blick und starrte stattdessen auf den Boden. Sie hatte gelogen, der Wraith hatte ihre Lüge akzeptiert und sie würde ihn mit Sicherheit nicht Fragen weshalb er es tat.

    Norrecs Blick ruhte immer noch geistesabwesend auf der jungen Frau. Schwache telepathische Fähigkeiten … , Sadus Worte geisterten unablässig durch seinen Geist. Kurz ließ er den Moment Revue passieren, als er in ihr Bewusstsein eingedrungen war. Sie hatte zwar instinktiv versucht ihren Geist vor dem Zugriff des Wraith zu schützen, aber dennoch hatte er ihre Erinnerungen und Gefühle in geordneten Bildern wahrgenommen und mehr noch, es war ihm erstaunlich leicht gefallen eine mentale Verbindung zu ihrem Geist zu etablieren. Normaler Weise kostete eine solche geistige Verbindung mit einem Menschen viel Kraft und die dann einsetzende Flut unkoordinierter Bilder machte es fast unmöglich eine solche Verbindung lange genug aufrechtzuerhalten, um einen sinnvollen Informationsaustausch durchzuführen oder auch nur einen einfachen Befehl im Geist eines Menschen zu hinterlassen. Sorgfältig ging er all seine Erkenntnisse noch einmal durch und dann gab er Sadu im Stillen Recht, sie war telepathisch begabt und vermutlich tat sie diese Begabung als etwas ab, dass die Menschen im allgemeinen als Intuition oder Menschenkenntnis bezeichneten. Menschenkenntnis … Intuition …, Norrec schnaubte verächtlich. Mehr als einmal war ihm aufgefallen, dass Menschen eigenartige Umschreibungen benutzten, nur um sich dem offensichtlichen nicht stellen zu müssen. Leise knurrend schob er diese Gedanken beiseite, denn die Frau zu seinen Füßen stand kurz davor aufzugeben. Sie war demoralisiert und fühlte sich ihm vermutlich schutzlos ausgeliefert. Aus Erfahrung wusste er, dass es in seltenen Fällen von Vorteil war einen Untergebenen an seine Stärken zu erinnern, anstatt auf harte Disziplinierungsmaßnahmen zurückzugreifen. Kurz wog er seine Möglichkeiten ab und dann wandte er endgültig seinen Blick von ihr. Er ging ein paar Schritte auf einen Baum zu und lehnte sich leicht an diesen. Kurz streifte er Sadus Blick, der ihn amüsiert ansah und sich vermutlich gerade fragte aus welchem Grund ein Wraith die offensichtlich Lüge eines Menschen hin nahm ohne diesen sofort zu bestrafen. Mit einem leichten Kopfschütteln und einem angedeuteten spöttischen Lachen wandte Sadu seinen Blick ab und nahm stattdessen die nähere Umgebung in Augenschein.

    Der Zweite atmete tief durch und griff dann nach Lianns Bewusstsein. Dein Name ist Liann, instinktiv versuchte er eine schwache Vertrauensbasis aufzubauen, denn er wollte um jeden Preis verhindern, dass Sadu etwas von dieser Verbindung wahrnahm. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sie sich leicht versteift und ein wenig zu zittern begann. Wie gebannt starrte sie auf ihre Füße und nur mit Mühe schien sie einen entsetzten Aufschrei unterdrücken zu können. Das Kind nannte dich so, Norrec warf Sadu einen kurzen Blick zu, nur um sicher zu sein, dass dieser nichts von seinem Versuch bemerkte. Sadu wirkte immer noch belustigt und griff nach einer gelblichen Frucht, die an einem Busch mit kräftigen Blättern wuchs, er pflückte sie und mit einem übertrieben klingenden Zufriedenheitslaut begann er das Obst zu verzehren. wieder warf er Liann einen flüchtigen Blick zu und bemerkte erstaunt, dass auch sie Sadu aufmerksam beobachtete. Ihre rechte Hand krallte sich in die Fetzen ihres Kleides als sie ihren Blick auf ihn richtete und leicht nickte. Ja … , hallte es zaghaft durch seinen Geist. Norrec konnte ihre Furcht deutlich spüren, aber dennoch schien sie bereit zu sein, diese Verbindung zu zulassen. Liann schaute noch einmal zu Sadu und starrte dann wieder auf den Boden zu ihren Füßen. Mir ist bewusst, was dir diese Menschen angetan haben., Norrecs nüchterne Feststellung wirkte auf Liann wie ein Schlag ins Gesicht. Sie schloss kurz ihre Augen und das Zittern ihrer Hände nahm merklich zu. Er knurrte leise und es gelang ihm nur schwer seine Verärgerung zu verbergen, Du hast sehr viel Mut bewiesen, als du Yerren helfen wolltest. Wieder bekam er keine Antwort, aber diesmal spürte er deutlich ihre Ablehnung und ihr wachsendes Unbehagen. Leise knurrend unternahm er einen weiteren Versuch, Du bist stärk … .
    Hör auf! Ich will das nicht nochmal erleben müssen … ich will einfach nur ... vergessen., ihr Geist fühlte sich jetzt wütend und verletzt an. Sie war den Tränen nahe und da sie ihre Gedanken nicht vor ihm verbarg, begriff er plötzlich, dass ihre physischen Verletzungen bei weitem nicht so schlimm waren wie ihre seelischen. Trotzig hob sie ihren Blick und sah ihm direkt in die Augen, Du hast keine Ahnung wie ich mich fühle und wirst es auch nie begreifen … lass mich einfach in Ruhe! Plötzlich kam ihm eine Idee, Du hast recht, ich weiß nicht was du empfindest … aber du kannst es mir zeigen. Norrec versuchte jetzt absichtlich eine Reaktion ihrerseits zu provozieren, er bemerkte ihren überraschten Blick und zeigte sich bewusst spöttisch, … deine Fähigkeiten sind also beschränkter als ich anna …, bevor er ihr seine Gedanken vollständig mitteilen konnte, wurde sein Bewusstsein auch schon von ihren Gefühlen regelrecht überrollt. Wie eine Sturmflut brandeten sie durch seinen Geist und weckten in ihm Erinnerungen, die er tief in seinem Unterbewusstsein vergraben hatte. Wut, Hass, Furcht, Abscheu und Scham gipfelten schließlich in einem Gefühl der absoluten Demütigung. Dieses Gefühle war ihm nicht fremd und erinnerte ihn nur allzu deutlich an seinen Kontrollverlust und dessen emotionale Folgen. So plötzlich wie ihre Gefühle seinen Geist überflutet hatten verebbten sie auch wieder und zufrieden stellte er fest, dass sich die junge Frau etwas beruhigt hatte.

    Liann senkte verlegen ihren Blick und starrte wieder auf ihre Füße. Der Wraith hatte sie gezielt provoziert, wie ein kleines Hündchen war sie seiner Aufforderung nachgekommen und hatte ihre Gefühle mit ihm geteilt. Obwohl sie immer noch ein wenig wütend auf sich selbst war, fühlte sie sich jetzt etwas erleichtert. Ein stilles Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich der Ironie der ganzen Situation bewusst wurde. Nur mit Mühe gelang es ihr nun leises Lachen zu unterdrücken, denn ein Wraith war mit Abstand die unpassendste Person, um über solche Dinge zu reden und darüber hinaus, war es völlig unwahrscheinlich, dass ein solches Wesen auch nur Ansatzweise begriff, was sie empfand. Aber dennoch fühlte sie sich jetzt besser, denn sie hatte all ihre aufgestauten Gefühle und nicht zuletzt auch ihre Wut an ihm ausgelassen. Er schien ihren kleinen Ausbruch zu akzeptieren, denn er bohrte nicht weiter nach und überließ sie ihren Gedanken. Kurz fragte sie sich, weshalb er sich für ihre Gefühle interessierte und als ihr Blick auf einige Abschürfungen fiel begriff sie, dass er lediglich herauszufinden versuchte in wie weit sie das Vorankommen der Gruppe behindern würde. Die Erkenntnis wirkte ernüchternd auf sie, doch gleichzeitig war sie ihm auch irgendwie dankbar, denn er hatte sie daran erinnert, dass sie nicht allein war. Es gab immer noch Jared in ihrem Leben, der sie brauchte und liebte. Jared … , der Gedanke an ihren Bruder ließ neue Kraft durch ihren geschundenen Körper strömen und die Aussicht ihn bald in die Arme schließen zu können, erfüllte sie mit neuer Zuversicht. Aber gleichzeitig nahm auch das flaue Gefühl in ihrer Magengegend wieder zu.
    Der Wraith wusste nun von ihren Fähigkeiten und da er während dieser mentalen Verbindung vermutlich genügend Zeit gefunden hatte, um sich ein Bild von ihren telepathischen Fähigkeiten zu machen, würde er sie vorerst in Ruhe lassen. Doch dieser Sadu … sie hatte ungewollt sein Interesse geweckt und er hatte ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich mit ihr und ihren Fähigkeiten noch einmal befassen würde. Diese Vorstellung jagte ihr einen Schauer über den Rücken und ließ das Unbehagen in ihrem Inneren wieder wachsen.
    „Hast du Hunger?“, Sadus Stimme riss sie aus ihren Gedanken, sie hob den Kopf und starrte ihn erschrocken an, „Diese Früchte sind essbar … aber ihr Geschmack ist gewöhnungsbedürftig.“ Der Krashty streckte ihr eine dieser gelblichen Früchte entgegen und der Ausdruck auf seinem Gesicht deutete an, dass er ein Nein nicht akzeptieren würde. Zögernd und mit einer leicht zitternden Hand griff sie nach dem Obst, ohne den Blick von ihm zu wenden. Instinktiv versuchte sie ihren Gegenüber einzuschätzen, denn sie bezweifelte, dass er ihr diese Frucht aus reiner Nächstenliebe anbot. Sorgfältig suchte sie in seinen Augen und auf seinem Gesicht nach einer Regung oder sonst einem Hinweis, um seine Beweggründe zu entschlüsseln. Aber Sadu wollte es ihr offenbar nicht so einfach machen, denn sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos und lediglich in seinen blauen Augen spiegelte sich ein gewisses Maß an Belustigung wieder. Sie senkte schließlich verlegen ihren Blick und starrte stattdessen auf die Frucht in ihrer Hand.

    Eigentlich hatte sie sich diese Frucht genauer Anschauen wollen, doch ihre Gedanken schweiften sofort zurück zu Sadu und dem was er offensichtlich war. Sie wusste von der Existenz dieser Wraithbastarde, wie die Menschen die Krashty nannten. Wraithbastard …, sie hasste dieses Wort, denn es war den Schimpfwörtern sehr ähnlich, die die Bewohner ihres Dorfes für sie und ihren Bruder fanden. „Du solltest sie auch essen.“, Sadus spöttisch klingende Stimme riss sie abrupt aus ihren Gedanken, unwillkürlich hob sie ihren Blick und schaute ihm erneut in die Augen. „Warum … ?“, Lianns Stimme versagte, sie hatte eigentlich nicht mit ihm reden wollen und nun starrte sie ihn ein wenig hilflos an. „Weil du möglicher Weise Hunger hast … “, der Krashty wirkte sichtlich amüsiert, doch in seinen blauen Augen konnte sie erkennen, dass er sehr wohl verstanden hatte worauf ihre Frage abzielte. Sadu knurrte leise und hockte sich nun neben sie: „Du weißt was ich bin und dir ist mit Sicherheit bewusst, dass ich nicht der einzige Mischling bin. Als ich deine Fähigkeiten spürte, wollte ich mit Hilfe dieser Illusion lediglich herausfinden, ob du für uns eine Bedrohung darstellst.“ Er sah sie aufmerksam an und fuhr mit ruhiger Stimme fort: „Du warst nie wirklich in Gefahr und die Illusion war mehr als mangelhaft … “ „Mangelhaft? Diese Bestie hat mich fast zu Tode erschreckt!“, Lianns Stimme klang leicht gereizt und die Art wie sie die einzelnen Silben betonte ließ darauf schließen, dass sie seinen Worten keinen Glauben schenkte. Sadu lachte leise: „Ja, mangelhaft … diese Bestie hatte keine Zähne und … “ „Keine Zähne?“, Liann spürte wie kalte Wut in ihr aufstieg, „Dieses Ding hatte riesige Zähne … als es in den Baumstamm schnappte, hat es ein Stück Holz herausgerissen und mühelos mit seinen nicht vorhandenen Zähnen zerbissen!“ Sie funkelte Sadu wütend an und als sie den überraschten Gesichtsausdruck des Krashty bemerkte, spielte sie kurz mit dem Gedanken ihm kräftig ins Gesicht zu schlagen. „Du hast die Illusion also doch beeinflusst … wenn auch auf eine etwas andere Art, als ich es mir vorgestellt hatte.“, er sah sie stirnrunzelnd an. Sie würde ihm kein Wort glauben, egal was er jetzt noch sagen würde und als er die Wut auf ihrem Gesicht bemerkte, suchte er behutsam die Verbindung zu ihrem Geist. Er hoffte inständig, dass sie seinen Empfindungen mehr Glauben schenken würde als seinen Worten.

    Lianns Augen weiteten sich vor Schreck, als sie plötzlich Sadus Präsenz in ihrem Bewusstsein spürte. Instinktiv versuchte sie ihn aus ihrem Geist zu vertreiben und ihre Panik wuchs, als ihr dies nicht gelingen wollte. Sadu wusste, dass er nur eine Chance haben würde und so setzte er alles auf eine Karte. Vorbehaltlos teilte er seine Gefühle und Gedanken mit ihr, Bitte glaube mir … ich erwarte nicht, dass du mir vertraust … ich möchte nur das du meine Beweggründe verstehst. Lianns Widerstand ließ langsam nach als sie begriff, dass Sadu lediglich seine Familie schützen wollte. Ich glaube dir … , Sadu gab sich mit diesem Zugeständnis zufrieden und löste die mentale Verbindung. „ … aber vertrauen werde ich dir nicht.“, ihre Stimme klang trotzig und ihre Augen funkelten ihn immer noch wütend an. „Damit kann ich leben.“, mit einem zufriedenen Lächeln erhob er sich vom Boden, ohne den Blick von ihr zu wenden und sein Lächeln weitete sich zu einem breiten Grinsen aus als er sah, dass sie in die Frucht biss. Liann verzog angewidert das Gesicht und sah ihn wieder wütend an. „Wie gesagt … der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig.“, Sadu machte sich nicht die Mühe seine Belustigung zu verbergen und sein leises Lachen, brachte jetzt auch Liann zum Lächeln. „Wir sollten weitergehen.“, Sadu streckte ihr seine Hand entgegen, um ihr vom Boden auf zu helfen. Liann starrte ihn eigenartig an, schüttelte dann langsam den Kopf und erhob sich dann mühsam vom Boden.
    Ihr Blick folgte dem Wraith, der bereits weiter in Richtung Hive marschierte. Zögernd setzte sie einen Fuß nach vorn und die sofort einsetzenden Schmerzen ließen sie leise auf keuchen, Reiß dich zusammen … keine Schwäche zeigen. Der nächste Schritt war fast noch schlimmer, sie schwankte leicht und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie taumelte weiter nach vorn und plötzlich spürte sie, wie jemand stützend ihre Taille umfasste. „Die Frucht schmeckt grausam, aber sie ist ein natürliches Schmerzmittel.“, Sadus Stimme klang besorgt und ohne eine Antwort abzuwarten, hob er sie auf seine Arme: „Bis die schmerzlindernde Wirkung einsetzt werde ich dich tragen.“ Er sah ihr bei den letzten Worten direkt in die Augen und als er ihren aufkeimenden Widerstand spürte, fügte er ruhig aber bestimmt hinzu: „Solltest du dich widersetzen, werfe ich dich über meine Schulter … es liegt ganz bei dir.“ Liann seufzte widerstrebend, legte dann aber doch ihre Arme um seinen Hals und ihren Kopf an seine Schulter. Sie fühlte sich so unendlich müde und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern: „Danke.“

    tbc.

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  15. #30
    Dragon Avatar von Dark Phönix
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    Ich Persönlich habe kein problem 10 DIN A4 Seiten zu lesen
    Aber stimmt schon bei kürzeren Kapieteln muss man seine Muse nicht so beknien. ^^
    Aber was wollen die beiden von Liann, ein snack für zwischendurch?

    *ungeduldig rumhippelnd auf nächste Woche wart* ^^
    Genieße Jeden Moment mit ihr,
    und sage ihr sie hatte Recht,
    es gibt immer einen Ausweg.

  16. Danke sagten:


  17. #31
    The Dark One Avatar von Fayanor
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    Standard Chapter 23: Poison I

    @ Dark Phönix: Das freut mich zu hören, denn diesmal ist das Kapitel auch unmerklich länger geworden . Allerdings brauche ich für längere Kapitel auch mehr Zeit ... na ja, ich werde mal sehen was sich da machen lässt.

    Snack für zwischendurch ... also wirklich, na wenigstens redest du nicht von ihr als Nachtisch . Ne, mit ihr hab ich vorerst andere Pläne.

    Dank dir fürs Lesen und für dein Feedback.


    Sooooooo ... Ihr Lieben. Leider war ich zwischen zeitlich krank und konnte in dieser Zeit nicht so wirklich schreiben, deshalb gibst als kleinen Entschuldigung heute auch ein etwas längeres Kapitel. Tja und da ich lernfähig bin, werde ich jetzt die Kapitel einfach hochladen wenn ich sie fertig geschrieben habe . In diesem Sinne wünsche ich euch wieder viel Vergnügen beim Lesen.

    Chapter 23: Poison I

    Spoiler 
    „Du kannst mich jetzt runter lassen.“, Lianns Stimme klang ruhig und als Sadu keine Anstalten machte ihrer Bitte nachzukommen, begann sie in seinen Armen zu zappeln: „Meine Schmerzen sind fast weg ... ich kann alleine laufen.“ Sadu blieb stehen und sah sie amüsiert an: „Also gut … du hattest deine Chance.“ Umständlich stellte er sie auf die Füße und beobachtete wie sie ein paar wackelige Schritte in Richtung des Wraith machte. Sie blieb stehen und drehte sich zufrieden lächelnd zu Sadu um: „Die Schmerzen sind tatsächlich weg.“ Sadu wirkte sichtlich amüsiert: „Natürlich sind sie das. Komm … wir sind gleich da.“, er deutete auf einen dicht bewaldeten Berg vor ihnen. Liann spürte, wie ihr Unbehagen wieder deutlich zunahm. Sicher, sie freute sich darauf ihren Bruder in die Arme schließen zu können, doch der Gedanke an den Rest dieser Familie ließ neuerlich Furcht in ihr aufsteigen. Sie hatte keine Ahnung was auf sie zukommen würde und wie sie mit Jared von diesem merkwürdigen Ort entkommen konnte.
    Zögernd folgte sie Sadu und dem Wraith ins Innere des Berges, immer wieder blickte sie sich in Richtung des Höhleneingangs um und als dann die Gesteinsschichten plötzlich unvermittelt in den breiten Gang eines Wraithschiffes mündeten, schrie sie erschrocken auf. Die Beiden hatten sie also doch getäuscht und nun saß sie offensichtlich in der Falle, denn Sadu ergriff augenblicklich ihren Arm und zog sie trotz Gegenwehr mit sich. Immer tiefer folgten sie den Korridoren ins Innere des riesigen Hives. „Es ist alles in Ordnung.“, Sadus Stimme klang ruhig aber bestimmt als er fort fuhr: „ Das hier ist mein Zuhause und es wird auch deines sein.“ Liann stockte der Atem und sie begann augenblicklich sich heftiger zur Wehr zusetzten. Beinahe panisch versuchte sie Sadus Griff zu lockern, sie wollte einfach weg von diesem unheimlichen Ort und seinen mindestens genauso merkwürdigen Bewohnern. Erst als ihr bewusst wurde, dass sich Jared noch immer in den Händen der Krashty befand, zwang sie sich zur Ruhe. Sobald sie ihren Bruder gefunden hatte, würde sie sich Gedanken um einen Fluchtplan machen und ihn so schnell wie möglich auch in die Tat umsetzen. Sadus leises Lachen rief sie in die Gegenwart zurück und als sie ihm kurz in die Augen sah begriff sie, dass er ihre Gedanken wohl erraten hatte.
    „Hör auf in meinen Gedanken herumzuwühlen!“, sie fauchte ihn regelrecht an und Wut glitzerte in ihren grünen Augen. „Ich wühle nicht in deinen Gedanken herum. Das muss ich auch gar nicht, denn dein Wunsch zu fliehen ist dir buchstäblich ins Gesicht geschrieben.“, Sadus Stimme klang amüsiert, etwas ernster fügte er schließlich hinzu: „Gib uns doch wenigstens eine Chance. Du hättest hier ein sicheres … “ „Ein sicheres … was? Hier lebt zumindest ein Wraith und falls es dir entgangen ist … Wraith nähren sich an Menschen!“, Liann schäumte vor Wut und Frustration. Sadu seufzte: „Du hast dich doch bereits entschie … “ „Was? Wann habe ich mich denn dafür entschieden?“, die Stimme der jungen Frau bebte vor Wut. „Als du meine Illusion beeinfl ...“, doch Liann dachte gar nicht erst daran Sadu ausreden zulassen. „Oho … Du hast also entschieden, dass ich hier leben will, weil ich deine Gedankenspielchen beeinflusst habe? Was bildest du dir eigentlich ein?“, Lianns Zorn entlud sich in einem kräftigen Schlag gegen Sadus Rippen. Dieser seufzte wieder und auf seinem Gesicht begann sich ein resignierter Gesichtsausdruck abzuzeichnen: „Ich habe nichts entschie ...“ Wieder fiel ihm Liann ins Wort, während sich ihre Fingernägel in seinen Handrücken bohrten und dort tiefe rote Striemen hinterließen: „Doch, dass hast du! Du kannst mich nicht zwingen, gegen meinen Willen, an einem solchen Ort zu leben!“ Sadu blieb plötzlich stehen und knurrte leise, er ließ seine Stimme absichtlich etwas tiefer und sanfter klingen: „Wusstest du eigentlich, dass derlei Zuwendungen auf mich eine etwas andere Wirkung haben?“, mit diesen Worten sah er sie forschend an und zog beide Augenbrauen leicht nach oben. Liann ließ ihre Hand abrupt sinken und ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie begriff worauf der Krashty anspielte: „Also, dass … du … “
    Das amüsierte Lachen des Wraith brachte Liann augenblicklich zum Schweigen. Auch Norrec war stehen geblieben, er hatte sich zu den Beiden herumgedreht und musterte sie nun mit unverhohlenem Spott. „Ihr werdet später noch genug Zeit finden, um diverse Zuwendungen und Höflichkeiten auszutauschen.“ Zufrieden beobachtete Norrec, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten, denn Sadu setzte sich schweigend in Bewegung und Liann ließ sich von dem Krashty ohne weitere Gegenwehr mitziehen. Ein paar Minuten später erreichten sie endlich die Tür des Labors. Norrec blieb gut zwei Meter davor stehen, zögerlich suchte er den mentalen Kontakt zu Lenn und als diese ihm zu verstehen gab, dass sie den Schild bereits gesenkt hatte, setzte er sich ruhigen Schritts wieder in Bewegung. Mit einem kaum hörbaren Zischen öffnete sich die Tür und Liann spähte vorsichtig ins Innere des Raumes. Irgendwie hoffte sie ihren Bruder mit einem Wink zu sich rufen und dann fliehen zu können, doch da Sadu plötzlich wieder kräftig an ihrem Arm zog, blieb ihr keine andere Wahl das Labor zu betreten und sich den neugierigen Blicken seiner Familie zustellen.

    „Das sind Lenn und Sihal ... meine Schwestern. Hier haben wir Otheym und Yerren … ihn dürftest du ja bereits kennen. Der bewusstlose Wraith heißt Riven und die traurige Gestalt dort in der Ecke ist mein langjähriger Freund Dayan.“, Sadu stellte Liann alle anwesenden Mitglieder seiner Familie der Reihe nach vor und beobachtete dabei interessiert ihre Reaktion. Liann wirkte beinahe ein wenig verängstigt und irgendwie schien sie etwas zu suchen. Fragend richtete er seinen Blick auf Norrec, der sich bereits der Konsolen neben Riven zugewandt hatte. Er verliert wirklich keine Zeit, dachte Sadu verwirrt, dann sandte er Lenn seine Frage auf mentalem Weg. Lenn sah ihn erstaunt an und plötzlich zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen ab, Norrec hat dir also nichts von ihrem Bruder erzählt? Sadu konnte seine Irritation nur mit Mühe verbergen, Wer ist Norrec? Das Lächeln auf Lenns Gesicht gewann weiter an Kraft und zeigte deutlich ihr Amüsement, Der Wraith ... auf den du ein Auge haben solltest. Otheym hat ihm diesen Namen gegeben. Wieder warf der Krashty einen flüchtigen Blick auf den Wraith, Norrec … ich hoffe, dass Otheym niemals Kinder haben wird. Seine Vorstellung von einem passendem Namen ist grausam. Lenns amüsiertes Lächeln verschwand, um einem entrüsteten Gesichtsausdruck Platz zu machen, Norrec war der Name von Otheyms jüngerem Bruder … ich erzähle dir das alles später, jetzt haben wir andere Sorgen.
    Ohne Vorwarnung zog sich Lenn aus der mentalen Verbindung zurück, gleichzeitig machte sie ein paar Schritte auf Liann zu und lächelte sie gewinnend an. „Dein Bruder liegt dort auf dem Labortisch.“, Lenn deutete vage mit ihrer linken Hand in die Richtung des betreffenden Tisches, „Er ist vor ein paar Minuten eingeschlafen. Du kannst ihn wecken … “ Liann schüttelte hastig den Kopf und trat leise neben ihren kleinen Bruder. Wieder spürte sie das verräterische Brennen in ihren Augen, doch diesmal gelang es ihr nicht die Tränen zurückzudrängen. Trotzig fuhr sie sich mit dem Ärmel ihres Kleides über die Augen und verschmierte so den Staub auf ihrem Gesicht weiter. Sie schluchzte leise und bot alles in allem ein Bild des Jammers. Lenn trat vorsichtig neben sie und zog sie an ihre Schulter: „Es wird alles wieder gut. Du und Jared … ihr seit hier in Sicherheit.“ Vorsichtig strich die Krashty über das schwarze Haar der jungen Frau und mit sanfter beruhigender Stimme fuhr sie fort: „Liann … du und dein Bruder … ihr seit nicht allein … “ Sadu starrte die beiden Frauen fassungslos an, Liann … Wie ein Echo hallte der Name in seinen Gedanken wieder und brachte ihn schließlich dazu Dayan einen finsteren Blick zu zuwerfen.

    Sorgfältig prüfte Norrec die Vitalwerte Rivens. Den Werten zu folge, hatte sich Riven in einen winterschlafähnlichen Zustand versetzt und so die Ausbreitung des Giftes verlangsamt. Norrec knurrte anerkennend, denn um sich in einen solchen Zustand zu versetzen, bedurfte es eines starken Willens und eines Maßes an Konzentration, das Riven wohl nur mit Mühe in seinem Zustand hatte aufrecht erhalten können. Riven hatte seinen Freunden zwar etwas mehr Zeit verschafft, doch dieser Zustand barg auch Gefahren, denn ohne die stabilisierende Wirkung des Hives, konnten unter ungünstigen Umständen die Gehirnfunktionen geschädigt werden bis hin zum Tode. Riven war sich dieser Konsequenzen mit Sicherheit bewusst gewesen und doch war er das Risiko eingegangen. Ein arrogantes Lächeln umspielte kurz Norrecs Lippen, Riven hatte sein Leben also tatsächlich in seine Hände gelegt und dabei hatte er sich nicht einmal sicher sein können, dass der Zweite ihm auch wirklich helfen würde.
    Mit einem leisen spöttischen Lachen konzentrierte er sich wieder auf die Konsole und die Analyse des Giftes in Rivens Körper. Sein Spott legte sich schlagartig als ihm auffiel, dass dieses Gift nicht nur eine lähmende Wirkung besaß, sondern auch systematisch die inneren Organe schädigte. Es enthielt eine Substanz, die das Gewebe aufweichen und letztendlich zersetzen würde. Norrec fluchte innerlich, bisher hatte er angenommen, dass das Gift lediglich eine lähmende Wirkung besaß und diese Insekten ihre Beute lebend fressen würden. Doch diese Erkenntnis warf ein völlig neues Licht auf das Gift und die Herstellung eines Gegenmittels. Bis vor wenigen Minuten hatte er noch vermutet, dass dieses pelzige Geschöpf irgendein Hormon oder Enzym in seinen Blut besaß, welches die Lähmung aufheben würde. Aber jetzt würde eine Analyse des Blutes und Gewebes der kleinen Kreatur nicht mehr ausreichen, sie würden zusätzlich auch noch eine Probe des Giftes benötigen.

    Nachdenklich fuhr er sich mit der flachen Hand übers Kinn. Eine solche Probe zu beschaffen, kam für einen Menschen einem Todesurteil gleich und vermutlich waren sogar die Krashty für dieses Gift anfälliger als er es im Moment abschätzen konnte. Erschwerend hinzukam, dass diese Insekten normaler Weise in kleinen Gruppen von etwa drei bis fünf Tieren jagten, lediglich die Späher waren allein unterwegs und die Wahrscheinlichkeit ausgerechnet auf einen solchen zu treffen, war äußerst gering. Im Stillen ging er alle einzelnen Optionen noch einmal durch und je länger er nach einer Alternative suchte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass es keine gab. Egal wie er es auch drehte und wendete, letztendlich würden sie für das Serum eine Probe des Giftes brauchen und das wiederum bedeutete, dass sich jemand in Lebensgefahr bringen musste, um diese Probe zu beschaffen. Er entschied, dass eine kleine Gruppe von zwei oder drei Mann die größte Aussicht auf Erfolg haben würde und so stellte sich jetzt nur noch die Frage wer ihn begleiten sollte.
    Norrec knurrte leise, als er seinen Blick abschätzend über die anwesenden Personen schweifen ließ.
    Wie von selbst suchten seine Augen als erstes nach Lenn. Er war von ihren Fähigkeiten überzeugt und nicht zuletzt würde die Enge Bindung durch das Pri'Tésh eine verbale Kommunikation völlig überflüssig machen. Mit ihr würde er als Einheit arbeiten können, doch der Umstand, dass sie sich völlig von ihm abkapselte und seine mentale Nähe sogar gänzlich zu ignorieren versuchte, würde diese Mission nur erschweren und sie nicht erleichtern. Auch sie hatte unter der Trennung gelitten, wenn auch auf eine andere Weise und das Wissen um seinen Kontrollverlust, schien ihr zusätzlich zu zusetzen. Ein leises frustriertes Knurren begleitete die Erkenntnis, dass er auf sie verzichten musste und soweit er es beurteilen konnte, traf das auch auf Sihal zu. Auch ohne telepathische Verbindung wusste er, dass die Gedanken der Krashty einzig und allein bei Riven waren. Ihr Gesicht war geradezu ein Spiegel ihrer Seele und die Furcht um Riven spiegelte sich nur allzu deutlich in ihren Zügen wieder. Sie wäre ebenso wenig in der Lage sich auf die Mission zu konzentrieren wie Lenn und somit würde sie eine Gefahr für sich selbst und auch ihn darstellen.
    Leise knurrend gestand sich Norrec ein, dass er die Fähigkeiten der anderen Drei nicht so recht einschätzen konnte. Er wusste zwar, dass Sadu über ein paar äußerst subtile telepathische Fähigkeiten verfügte, aber solche Tricks würden für diese Mission irrelevant sein, denn die Insekten würden sich mit Sicherheit nicht von ein paar Illusionen täuschen lassen. Was Otheym anbelangte, war er sich sicher, dass der Junge auf sich selbst aufpassen konnte und vermutlich in schwierigen Situationen zu flexiblen Handlungen fähig war.
    Über Dayan allerdings wusste er nichts und es fiel ihm schwer diesen verschlossen wirkenden Krashty einzuschätzen. Dayan war genau wie Sadu hochgewachsen und sein muskulöser Oberkörper deutete auf einen durch trainierten Körper hin. Seine Haare waren weiß und verrieten seine Herkunft weitaus stärker als die schwach ausgeprägten Wraithmerkmale in seinem Gesicht. Er hatte seine Haare im Nacken zu einem Zopf zusammengefasst und lehnte augenscheinlich unbeteiligt an einer Wand in Jareds Nähe. Norrec knurrte leise als sich ihm die Frage aufdrängte, ob es Dayan egal war was hier gerade geschah oder ob er das Desinteresse lediglich heuchelte, um von seinen wahren Gedanken abzulenken. Aus Erfahrung wusste der Wraith, dass man solchen Individuen besser niemals den Rücken zukehrte, denn egal wie loyal sie auch wirkten, der Geruch des Verrats haftete an ihnen wie eine zweite Haut. Mit einem leisen abfälligen Laut wandte er sich der letzten Person zu und als sein Blick auf Yerren fiel, konnte er einen leisen Seufzer nicht unterdrücken. Dieser Hybrid war zwar stark und ausdauernd, doch eigenständiges Denken und flexibles Handeln, in einer sich verändernden Situation, gehörten nicht unbedingt zu seinen Stärken. Aber dennoch hatte er die letzte Aufgabe zufriedenstellend erfüllt und so beschloss Norrec, dass er diesen Hybriden auf jeden Fall auch bei dieser Mission dabei haben wollte. Yerren hatte sich als zuverlässig erwiesen und er würde jeden Befehl ausführen ohne ihn zu hinterfragen. Die einzige Stärke, die Wraithdrohnen haben … , obwohl Norrec wusste, dass Yerren kein Wraith war drängte sich ihm dieser zynische Gedanke regelrecht auf. Der Wraith atmete noch einmal tief durch und ging dann zu Lenn, da sie im Moment keine mentale Verbindung zuließ, musste er wohl oder übel mit ihr reden und er hoffte, dass sie ihm wenigstens zuhören würde.

    Sihal warf Norrec immer wieder vorsichtige Blicke von der Seite zu. Sie hegte die schwache Hoffnung auf dem Gesicht des Wraith irgendeine Regung erkennen zu können, die ihr verriet wie schlimm es um Riven tatsächlich gestellt war. Frustriert musste sie feststellen, dass Norrec offenbar seine Gedanken und Gefühle weitaus besser verbergen konnte als Riven. Das Gesicht des Wraith wirkte völlig ausdruckslos, er schien alle Anwesen abschätzend zu mustern und in Sihal wuchs eine schreckliche Gewissheit. Die Art wie Norrec jeden Einzelnen musterte, jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Sie selbst hatte sich, kurz bevor Norrec zurückgekehrt war, das Analyseergebnis des Giftes angesehen und hätte beinahe vor Entsetzen laut aufgeschrien. Der Wraith war wohl zu den gleichen Schlüssen wie sie selbst gekommen und jetzt überlegte er offenbar, wen er auf dieses Himmelfahrtskommando schicken sollte. So wie sie Norrec bisher kennengelernt hatte, würde er sich ohne Zweifel selbst an der Jagd beteiligen und plötzlich huschte ein schwaches Lächeln über ihr Gesicht. So aufmerksam, wie er jeden einzelnen in diesem Raum musterte, stellte er vermutlich gerade im Geiste eine kleine Gruppe zusammen, die ihm bei dieser Jagd behilflich sein sollte. Er wird versuchen eine Probe des Giftes zu bekommen., dieser Gedanke löste in Sihal eine unbeschreibliche Erleichterung aus, Norrec hatte von sich aus den Entschluss gefasst, das Leben des anderen Wraith zu retten und erstaunlicher Weise hatte sie keinen Zweifel an seinem Erfolg.
    Aber dennoch wuchs in ihr der Wunsch Norrec auf seiner Jagd zu begleiten. Sie konnte einfach nicht länger ruhig hier herum sitzen und zusehen wie Riven langsam vor sich hin vegetierte. Bis vor ein paar Minuten war sie noch vollends mit Lenn oder Jared beschäftigt gewesen. Dankbar für diese Ablenkung, hatte sie so viel Zeit wie möglich mit dem Jungen und ihrer Schwester verbracht. Sie hatte sich sehr intensiv um Jared gekümmert und ihm mit Hilfe Otheyms seine Furcht genommen. Was Lenn betraf, war sie leider nicht so erfolgreich gewesen, denn ihre Schwester ließ noch immer keinen mentalen Kontakt zu und über die Geschehnisse der letzten Stunden wollte sie offenbar nicht einmal reden. Unwillkürlich schweifte ihr Blick in Lenns Richtung und wieder drängte sich ihr die Frage auf, was Norrec wohl getan hatte, um eine solche Reaktion ihrer Schwester zu provozieren. Seitdem der Wraith zurückgekehrt war, hatte Lenn ihn keines Blickes gewürdigt und so weit Sihal es beurteilen konnte, vermied ihr Schwester auch jedwede andere Form des Kontakts mit ihm. Lenn ignorierte ihn und Norrec spielte dieses Spiel mit, Sihal seufzte leise, denn dieses Verhalten passte zu keinem der Beiden. Aber bevor sie sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, bemerkte sie, dass Norrec langsam auf Lenn zu Schritt. Der Wraith hatte also einen Entschluss gefasst und da Sihal des Wartens überdrüssig war, beschloss sie die beiden von ihren eigenen Plänen in Kenntnis zu setzen.

    Norrec blieb gut einen knappen Meter von Lenn entfernt stehen, kurz beobachtete er wie sie Liann immer noch sanft umarmte und die junge Frau zu trösten versuchte. Mit einem leisen Knurren zog er die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf sich: „Ich muss mit dir reden.“, seine Stimme klang fest und es schien ihr an jeglicher Emotion zu fehlen. Lenn schluckte und ließ Liann langsam los: „Was ist los?“, ihre Stimme war ein Spiegel ihrer eigenen Unsicherheit, denn sie wusste einfach nicht, wie sie mit dem Wissen über seinen absoluten Kontrollverlust und dessen Konsequenzen umgehen sollte. Sie starrte den Wraith nachdenklich an und einmal mehr fragte sie sich was sie wohl mehr erschreckt hatte. War es sein Eingeständnis des Kontrollverlusts oder ängstigte sie mehr der Umstand, dass sie seine Instinkte und die damit verbundenen Konsequenzen einfach akzeptiert hatte? Sie hatte sein instinktgesteuertes Verhalten als normal empfunden und ihr Mitleid für seine menschliche Beute hielt sich in engen Grenzen. Der Mangel an Mitgefühl für seine Beute hatte ihr schwer zugesetzt, sie hatte zwar etwas später erfahren was diese Männer Liann angetan hatten, doch allein dieser Umstand konnte ihre Empfindungen nicht rechtfertigen.
    Mit Mühe gelang es ihr sich von ihren Gedanken zu lösen und sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. „ … deshalb schlage ich eine kleine Gruppe bestehend aus drei Mann vor. Auf diese Weise sind wir flexibel und angriffsstark genug, um uns im Notfall verteidigen zu können. Yerren und Otheym werden mich beglei … “, Norrec wurde von Sihals aufgebrachten Fauchen unterbrochen, er sah sie ruhig an, denn er wusste, was sie eigentlich beabsichtigte. „Ich will dich begleiten, es geht immerhin um Riven und er befindet sich schließlich nur meinetwegen in diesem erbärmlichen Zustand.“, die Stimme der Krashty klang frustriert und wütend zugleich. Lenn warf ihrer Schwester einen erschrockenen Blick zu, denn sie hatte gar nicht bemerkt, dass Sihal sich ebenfalls zu ihnen gesellt hatte und mehr noch, sie hatte Norrec nicht zugehört und deshalb keine Ahnung worüber die Beiden sich jetzt offenbar stritten. Der Wraith blieb erstaunlich ruhig und seine Stimme hatte wieder einen befehlsgewohnten Ton angenommen: „Ich kann deine Beweggründe nachvollziehen, doch ich brauche dich hier … “ „Aber … “, Sihal konnte und wollte ihre Frustration erst gar nicht vor Norrec verbergen, denn sie hoffte den Wraith auf diese Art und Weise zum Einlenken zu bewegen. Doch Norrec zeigte sich ob ihres kleinen emotionalen Ausbruchs völlig unbeeindruckt, nach wie vor sah er sie ruhig an und nicht einmal seine Stimme hatte ihren Tonfall geändert: „Während ich … du hast eine komplette Analyse des Giftes durchgeführt und mir so eine Menge Arbeit erspart. Du scheinst also einige beachtliche Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu besitzen.“ Sihal seufzte und warf Lenn einen kurzen hilfesuchenden Blick zu, ihre Schwester sah nur immer wieder fragend von einem zum Andern und als sie Sihals Blick spürte antwortete Lenn, bevor Sihal es konnte: „Meine Schwester hat wahrscheinlich mehr Zeit mit Riven in irgendwelchen Laboren verbracht als beim Kampftraining. Sihal … was Norrec zu sagen versucht ist, dass er hier jemanden braucht, der Pooky auf Herz und Nieren untersucht. Keiner von uns wäre in der Lage diese Untersuchung durchzuführen.“

    Lenn hatte zwischenzeitlich doch den mentalen Kontakt zu Norrec gesucht, um herauszufinden was der Wraith eigentlich von ihr gewollt hatte. Erleichtert hatte sie festgestellt, dass Norrec sogar ein gewisses Verständnis für ihre Beweggründe aufbrachte. Der Wraith machte ihr keinen Vorwürfe und sondierte auch nicht ihre Gedanken, er setzte sie lediglich über seine Schlussfolgerungen in Kenntnis. Aber dennoch nutzte sie die Zeit um sich kurz ein Bild über seine emotionale Verfassung zu machen, dies geschah instinktiv, denn ihr Geist sehnte sich nach der engen mentalen Verbindung mit dem Wraith … etwas, dass sie im Moment noch nicht bereit war zuzulassen. Lenn beobachtete wie Sihal sich frustriert mit der rechten Hand über das Gesicht fuhr: „Lenn … ich muss einfach gehen … ich schulde es ihm … “ „Lenya hat Recht. Wenn du Riven wirklich helfen möchtest, dann führe einen ebenso umfassenden Scann dieser kleinen Kreatur durch wie du es vorhin bei dem Gift getan hast. Denn wenn du es nicht tust, verlieren wir wertvolle Zeit.“, Norrecs Stimme klang ruhig aber bestimmt. Er musste nicht einmal Sihals Gedanken lesen, um zu wissen, dass seine Worte den gewünschten Effekt erzielt hatten.
    Sihal seufzte leise und fügte sich schließlich den Anweisungen des Wraith. Obwohl sie über seine Entscheidung verärgert war, wusste sie doch gleichzeitig, dass er Recht hatte. Riven hatte ihr schon vor etlichen Jahren gezeigt, wie man mit den Systemen umzugehen hat und wie man eine vernünftige Analyse erstellt. Er hatte immer peinlichst darauf geachtet, dass sie die Ergebnisse sorgfältig dokumentierte und jeden noch so unwichtig erscheinenden Faktor mit auflistete. Anfangs hatte sie diese Vorgehensweise als lächerlich empfunden, doch im Laufe ihrer gemeinsamen Arbeit hatte sie begriffen, dass er in diesem Punkt Recht hatte. Einmal mehr fragte sie sich plötzlich, ob sie schon damals für den Wraith diese Gefühle gehegt und nur nicht wahrgenommen hatte, weil sie zu dem damaligen Zeitpunkt völlig auf Otheym fixiert war. Wieder spürte sie wie die Verzweiflung von ihrem Innersten Besitz ergriff, leise seufzend versuchte sie sich von dieser Frage zu lösen, denn sie hatte eine Aufgabe zu bewältigen. Zögernd suchte sie den Blickkontakt zu Norrec und nickte ihm dann zu. Dieser erwiderte ihr Nicken mit einem zufriedenen Lächeln und wollte sich gerade von den beiden Frauen abwenden, als Lenn ihn zurück hielt: „Warte … Es gibt da noch etwas, über das wir reden müssen.“
    Der Wraith sah Lenn forschend an, jetzt war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, um über seinen Kontrollverlust oder etwaige daraus resultierende Emotionen zu diskutieren. Lenn atmete einmal tief durch und erwiderte den Blick des Wraith: „Wenn wir schon gerade eine Lagebesprechung abhalten, dann können wir auch gleich über unseren Gast sprechen.“ Norrec ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken und gab seiner Stimme bewusst einen ungeduldigen Unterton: „Falls du Liann meinst, so hat diese Frage sicherlich noch bis zu meiner Rückkehr Zeit.“ Lenn fauchte leise und ihre aufkeimende Wut brachte ihre blauen Augen zum funkeln: „Sie ist erschöpft und ich wette, dass sie sich gerne waschen würde … außerdem ist ihre Kleid völlig zerrissen und selbst wenn wir ihr Kleidung beschaffen, so kann sie sich doch nicht hier vor all den Männern umziehen!“ „Es ist viel zu gefährlich diesen Raum zu verlassen und … “, Norrec kam nicht mehr dazu seine Argumente aufzuführen, denn Lenns wütendes Schnauben unterbrach ihn: „Genau wie du werden wir in einer kleinen Gruppe zu meinem Quartier gehen. Dort kann sie sich waschen und meine Kleidung passt ihr eventuell auch.“ „Es könnte auch jemand ein paar Kleidungsstücke herbringen … “, bevor Norrec seinen Gedankengang zu Ende bringen konnte, ertönte aus Sihals Richtung ein leises Lachen. „Nein, in diesem Fall stimme ich Lenn voll und ganz zu. Außerdem könnte sich Liann hier wohl kaum vor all diesen neugierigeren Augen umziehen. Sadu und meine Schwester sind durchaus in der Lage mit unserem Gast in eines der Quartiere zu gehen und unbeschadet wieder zurückzukehren.“, die Belustigung in Sihals Stimme reizte Norrec zum Widerspruch, doch als er den entschlossenen Ausdruck auf den Gesichtern der beiden Frauen sah, wurde ihm bewusst, dass er sie nicht von dieser Idee abbringen konnte. Wieder einmal verfluchte er die völlige Undiszipliniertheit der Krashty und deren impulsives Wesen, dass dem der Wraith ziemlich ähnlich war. Der große Unterschiede zwischen einem Wraith und einem Krashty bestand lediglich in dem Umstand, dass ein Wraith seinem Befehl Folge leisten würde. Die Krashty hingegen würden vermutlich warten bis er das Labor verlassen hatte, um dann ihren waghalsigen Plan in die Tat umzusetzen. Mit einem resignierten Knurren begriff er, dass es keinen Unterschied machen würde, ob er diesem Irrsinn zustimmte oder nicht: „Also gut. Aber sobald es gefährlich wird rufst du mich!“, er formulierte den letzten Satz absichtlich als Befehl und als er bemerkte, dass Lenn protestieren wollte, fügte er hinzu: „Ich werde in dieser Hinsicht keinen Kompromiss tolerieren. Du wirst mich beim ersten Anzeichen von Gefahr informieren und dich mit deinen Begleitern in Sicherheit bringen!“ Lenn lächelte ihn plötzlich amüsiert an: „Das Gleiche gilt dann aber auch für dich! Denn ich werde mir mit Sicherheit genau so große Sorgen um dich und dein Wohlergehen machen, wie du dir um meines.“ Der Wraith starrte Lenn fassungslos an, nickte dann aber und ging mit einem leisen Knurren auf Otheym zu. Diese Krashty trieben ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn und einmal mehr fragte er sich wie es Riven gelungen war so lange mit ihnen zusammenzuleben ohne den Verstand zu verloren zu haben.

    Kurz bevor Norrec Otheym erreicht gab er Yerren ein Zeichen, das dem Hybriden signalisierte, dass er sich zu den Beiden gesellen sollte. Wie erwartet folgte Yerren dieser Aufforderung ohne Protest und als er neben Norrec zum Stehen kam, unterbreitete der Wraith den Beiden seinen Plan. Yerren nickte knapp, doch Otheym starrte seinen Vater einfach sprachlos an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Norrec ein solches Vertrauen in ihn setzen könnte und als der Wraith den erstaunten Gesichtsausdruck seines Sohnes bemerkte, zeigte er sich gewohnt arrogant: „Hast du eine Frage zu unserer Vorgehensweise?“ „Ähm … nein. Es … ich bin einfach nur erstaunt, dass du mich gewählt hast und nicht Dayan. Seine Erfahrung in solchen Situationen übertrifft meine bei Weitem.“, Otheym sah seinen Vater forschend an. Norrec knurrte leise, er war es nicht gewohnt seine Entscheidungen erklären zu müssen, doch ihm würde jetzt wohl nichts anderes übrig bleiben. Mit einem amüsierten Lächeln auf seinen Lippen gab er Otheym die gewünschte Antwort: „Ich kenne Dayans Fähigkeiten nicht, aber du hast dich als zuverlässig erwiesen. Ich vertraue auf dich und dein Können flexibel auf eine Situation zu reagieren.“ Otheym starrte seinen Vater verwirrt an, doch dann hellte sich seine Mine auf und er grinste den Wraith breit an: „Ich freue mich auch etwas mehr Zeit mit dir verbringen zu können!“ Nur mit Mühe gelang es Norrec seine Fassung zu bewahren und einmal mehr beschlich ihn das Gefühl in einem Tollhaus gelandet zu sein. Schweigend gab er den Beiden einen Wink und als er sah, dass Otheym seinen Worten offenbar noch etwas hinzufügen wollte, setzte er sich rasch in Richtung Labortür in Bewegung. Bevor er das Labor verließ, warf er Lenn noch einmal einen Blick zu, er beobachte kurz wie sich mit Sadu unterhielt und ihm offenbar von ihrem Plan erzählte. Der Krashty wirkte nicht sonderlich erfreut, doch Norrec kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er seiner Schwester helfen und sie falls notwendig auch beschützen würde. Mit einem leisen Knurren riss er sich von der Szene los und verließ zusammen mit Yerren und Otheym das Labor.

    tbc.
    Geändert von Fayanor (04.07.2010 um 21:30 Uhr)

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  18. #32
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    Zitat Zitat von Fayanor Beitrag anzeigen
    Snack für zwischendurch ... also wirklich, na wenigstens redest du nicht von ihr als Nachtisch . Ne, mit ihr hab ich vorerst andere Pläne.[/B]


    Wäre doch das nahe liegenste oder?
    Wo zu bringt sonst ein Wraith einen Menschen auf sein Hive, sicherlich nicht zum Kartenspielen.
    Obwohl das "sein Hive" sei jetzt mal da hin gestellt.
    Wo bei Sadu sich über diesen "Nachtisch" sicherlich freuen würde. Auf die eine oder andere art. ^^
    Na mal, schauen wie die Jagt aus geht.

    Ach ja, was treibt der Erste den so, hat er gefunden was er sucht?

    *großen Teller mit Keksen und ein großes Glas mit Eistee für die Muse hin stell*
    Genieße Jeden Moment mit ihr,
    und sage ihr sie hatte Recht,
    es gibt immer einen Ausweg.

  19. Danke sagten:


  20. #33
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    Standard Chapter 24: Poison II

    @ Dark Phönix: Dank dir für dein Feedback. Den ersten Commander werde ich erstmal noch ein bisschen suchen lassen. Und der Rest deiner Fragen erklärt sich beim Lesen ... hoffe ich, ansonsten einfach fragen ich antworte gern ... solange ich nicht einen Großteil meiner Story verraten muss .

    Hallo ihr Lieben. Ich hoffe, dass der ein oder andere noch weiß wer ich bin. Die Veröffentlichung des letzten Kapitels liegt nun schon eine ganze Weile zurück und ich schäme mich ehrlich gesagt auch ein wenig. Aber mich hat die Muse mal wieder nicht küssen wollen ... lag wohl an meinem Knoblauchkonsum .
    Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen!

    Chapter 24: Poison II

    Spoiler 
    Sayedun … ,der erste Commander knurrte wütend, bei dem Gedanken an diesen menschlichen Namen. Soweit er wusste, nutzten die Menschen Namen um ihre Individualität zu unterstreichen, doch dieser Name war wohl eher die Bezeichnung für eine Gruppe, denn für eine einzelne Person. Allein im Moment trugen drei männliche Wraithanbeter diesen Namen, ganz zu schweigen von den restlichen siebenundachtzig anderen Menschen mit diesem Namen, die im Laufe der Jahre auf diesem Hive gelebt hatten. Wütend verließ er die Kontrollstation und wie von selbst schlug er den Weg zu seinem Quartier ein. Er würde heute nicht den Pflichten des ersten Commanders nachgehen, denn dazu fühlte er sich nach dieser Vision nicht im Stande. Außerdem vernebelte die Aussicht auf einen möglichen weiblichen Nachkommen der Königin völlig sein Denken. Immer wieder malte er sich aus, wie er seine Königin durch diese Tochter ersetzen würde. Er konnte es vor seinem inneren Auge deutlich sehen, wie er dieser Wahnsinnigen sein Dró'HiTal in den Hals rammte und es mit einer langsamen Bewegung hin und her bewegte, um so ihre Halsschlagader zu zerfetzen. Kurz dachte er daran, ihr zusätzlich auch noch die Kehle durch zuschneiden und ihr das Rückgrat zu brechen. Ein äußerst verlockender Gedanke, der ihm ein zufriedenes Grinsen entlockte.
    Als sich die Tür zu seinem Quartier hinter ihm schloss, genoss er einmal mehr die Privilegien seines neuen Standes. Er würde heute seinen Pflichten nicht nachkommen und gleichzeitig würde es auch niemand wagen ihn diesbezüglich anzugreifen. Er vereinte die beiden mächtigsten Positionen der männlichen Wraith eines Clans in seiner Person, lediglich die Königin selbst genoss einen höheren Stellenwert. Kein niederer Commander würde es wagen ihn oder seine Position in Frage zu stellen, denn das wäre glatter Selbstmord. Es hatte ihn viel Zeit gekostet diverse Gerüchte über das vermeintliche Ableben des zweiten Commanders zu streuen, so dass die anderen Wraith annehmen mussten, er hätte seinen Rivalen im Kampf besiegt. Sein Diener Silas hatte unter den Wraithanbetern angedeutet, dass der Zweite seinen Gebieter zu einem Dró'Gach herausgefordert hätte und bruchstückhaft hatte er zusätzlich einige Details des Kampfes angedeutet. Den Wünschen seines Herren folgend, hatte Silas die Einzelheiten derart schwammig und vage formuliert, so dass jeder der diese Geschichte weitererzählen würde automatisch damit anfing den Hergang des Kampfes etwas weiter aus zu schmücken. Wie erwartet hatten die Wraithanbeter ihren Gebietern von diesem Kampf erzählt und so war schlagartig die Machtposition des Ersten gefestigt gewesen. Niemand zweifelte jetzt noch seine kämpferischen Fähigkeiten an und dementsprechend würde er auch von niemanden herausgefordert werden, denn der Zweite galt im allgemeinen als der bessere Kämpfer.

    Einmal mehr war der Erste mit den Leistungen seines Dieners zufrieden gewesen und er hatte ihm sogar eine kleine Gefälligkeit gewährt. Silas hatte schon länger erfolglos um eine junge Wraithanbeterin geworben, jedoch hatte diese sich nicht für ihn erwärmen können. Diese Frau zog die Gesellschaft eines Wraith vor und obendrein trug sie ihr Desinteresse an Silas Person nur allzu deutlich zur Schau. Als nun Silas seine Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit seines Gebieters erfüllt hatte, bat er den Ersten darum, diese Frau besitzen zu dürfen. Die offensichtlich äußerst niederen Beweggründe seines Dieners hatten den ersten Commander amüsiert und da der Erste zu diesem Zeitpunkt von der Machtfülle seiner neuen Stellung regelrecht berauscht war, hatte er dem Wunsch seines Dieners nachgeben. Er hatte dieser Frau befohlen sich Silas unterzuordnen und ihm jeden seiner Wünsche zu erfüllen und gleichzeitig hatte er ihr gegenüber keinen Zweifel gelassen, dass sie von nun an nichts Weiter als das Eigentum seines Dieners sein würde. Mit einem leisen Lachen erinnerte er sich wie diese Frau voller Abscheu Silas gemustert hatte und lediglich der Umstand, dass der erste Commander und Primal ihrer Königin diesen Befehl gab, zwang sie zu absolutem Gehorsam, denn ein nein wäre einem Todesurteil gleichgekommen und so hatte sie sich gefügt, wenn auch der Widerstand deutlich in ihren Augen zu sehen gewesen war. Halbherzig fragte sich der Erste plötzlich was wohl aus dieser Frau geworden war und als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, dass seine eigene Situation der dieser Frau sehr ähnlich war, schlug er wütend gegen die nächste Wand.
    Nein, er hatte eine Wahl und seine Königin hatte ihm, in ihrem Wahnsinn, unfreiwillig einen Ausweg gezeigt. Er musste nur hartnäckig genug nach diesem Namen suchen, auch wenn ihm jeglicher Zeitrahmen fehlte. Zeitrahmen … aber natürlich … , die Frustration des Ersten schlug plötzlich in Euphorie um, denn plötzlich fiel ihm ein, wie er die Suche noch etwas eingrenzen konnte. Er hatte bisher zwar nach dem Namen gesucht, aber dabei hatte er einen wichtigen Hinweis völlig unbeachtet gelassen.
    Der Erste straffte seine Haltung und verließ erneut sein Quartier in Richtung jener Kontrollstation. Erfreut über seine neueste Idee schritt er, arrogant grinsend, den Korridor entlang. Der Name Sayedun schien zwar nach menschlichen Maßstäben so eine Art Sammelbegriff zu sein, doch wenn er jetzt als zweiten Parameter noch die Daten der Schwangerschaften seiner Königin mit eingab, konnten nicht mehr als zwei oder drei dieser Menschen in Frage kommen. Es würde vermutlich einige Stunden dauern, bis er sämtliche Daten verglichen hatte, doch allein die Aussicht auf einen lebenden weiblichen Nachkommen seiner Königin, ließ ihn sämtliche Mühen wie ein Spaziergang erscheinen. Jetzt, da er den Zweiten endgültig aus dem Weg geräumt hatte, würde er vor so einer Herausforderung nicht kapitulieren.

    Eiligen Schritts folgte Norrec dem Korridor zurück zum Hauptgang, Yerren und Otheym folgten ihm schweigend. Während Yerren aufmerksam auf jedes Geräusch achtete, schien Otheym irgendwie abgelenkt zu sein. Norrecs leises gereiztes Knurren deutete seine Verärgerung mehr als deutlich an, doch gleichzeitig war er auch froh keinen lästigen Fragen des Krashty ausgesetzt zu sein. Er akzeptierte zwar die Tatsache, dass Otheym sein Sohn war, aber gleichzeitig konnte er mit diesem Wissen nichts anfangen. Weder empfand er eine emotionale Bindung zu Otheym noch interessierte er sich sonderlich für den Jungen. Wraith verfügten über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, so würden sie etwa ihre Königin oder deren Nachwuchs notfalls mit ihrem eigenen Leben vor Gefahren schützen und soweit der Wraith das beurteilen konnte, galt dies in ähnlicher Form generell für Kinder. Kaum ein Wraith griff menschliche Kinder aus eigenem Antrieb an, denn das Bedürfnis den Nachwuchs zu schützen war wie ein innerer Zwang, dem man sich nur schwer entziehen konnte. Aber dennoch gab es auch hier Ausnahmen und wie er aus seinen jüngst erworbenen Erfahrungen wusste, fühlten sich diese Wraith auch nur dann lebendig, wenn sie jagten oder sich dem berauschenden Gefühl der Macht über das Leben anderer hingaben. Ein leichter Schauer durch fuhr ihn als er sich an seinen Kontrollverlust erinnert fühlte und um sich dieser negativen Gedanken zu entledigen, beschloss er seine Aufmerksamkeit vorerst auf die vor ihnen liegende Aufgabe zu konzentrieren.
    Endlich erreichten sie den Hauptgang und Norrec bog zielstrebig nach rechts ab. Da alle Hives vom Prinzip her gleich aufgebaut waren wusste er, dass er zwei Korridor weiter in dieser Richtung eine Kontrollstation finden würde. Von dieser Kontrollstation aus würde er auch Zugriff auf die internen Sensoren haben und mit etwas Glück, würde sich eines dieser Insekten sogar ganz in ihrer Nähe befinden. In Gedanken war Norrec seinen Plan immer wieder durchgegangen und die größte Schwachstelle seines Vorhabens war die Position der Käfer. Es würde nichts nützen eines dieser Insekten irgendwo auf dem Hive ausfindig zu machen, denn das Hive war groß und ehe sie den Weg zurückgelegt hätten, wäre das Insekt vermutlich schon verschwunden und im ungünstigsten Fall würde die kleine Gruppe dann in einen dieser Jagdschwärme hinein laufen. Dieser Gedanke brachte Norrec dazu sein Tempo leicht zu erhöhen und als er kurz mit seinem Geist Yerrens Bewusstsein berührte, machte er eine erstaunliche Entdeckung. Abrupt blieb der Wraith stehen, er wandte sich um und musterte Yerren aufmerksam.

    Mit einem resignierten Seufzer wandte sich Sihal der Konsole neben dem Labortisch zu auf dem Riven lag. Sorgfältig überprüfte sie die Lebenszeichen des Wraith, nach wie vor waren die Werte besorgniserregend und lediglich dieser winterschlafähnliche Zustand schien den Wraith am Leben zu erhalten. „Es kommt alles wieder in Ordnung … es muss einfach!“, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und sie richtete ihre Worte auch an niemand bestimmtes, vielmehr brauchte sie jetzt den Klang ihrer eigenen Stimme, um angesichts der deprimierenden Werte wieder neue Hoffnung schöpfen zu können. Sie versuchte sich zwar auf die vor ihr liegende Aufgabe zu konzentrieren, doch so recht wollte ihr das nicht gelingen.
    Ihre Gedanken kreisten ständig nur um Riven und dessen Zustand. Ihr Verstand war so ausschließlich mit dem Wohlbefinden des Wraith befasst, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Wieder wünschte sie sich auf die Jagd nach einem dieser Insekten zu gehen oder wenigstens Lenn und Sadu begleiten zu können. Alles schien ihr erstrebenswerter zu sein als die Analyse dieser unscheinbaren kleinen Kreatur. Sie fluchte lautlos, denn alles in ihr sehnte sich danach zu handeln, irgendetwas aktiv beeinflussen zu können. Nur mit Mühe gelang es ihr sich die Dringlichkeit dieser vermutlich langwierigen Untersuchung des Tieres vor Augen zu rufen und als ihr Blick über den reglosen Körper des Wraith glitt, begann sie sich instinktiv auf ihr Ziel zu konzentrieren. Sollte Norrec Erfolg haben und die Giftdrüse eines der Insekten erbeuten, brauchten sie die Vergleichswerte dieses pelzigen Geschöpfs, um ein Gegengift herstellen zu können. Sihal sog scharf die Luft in ihre Lungen und machte sich an die Arbeit.

    Sadu wanderte rastlos in Lenns Quartier hin und her. Mit mäßigem Interesse verfolgte ihre Suche nach einem geeigneten Kleidungsstück für Liann und ihre leisen Flüche, denn aus einem ihm unbegreiflichen Grund schien seine Schwester der Auffassung zu sein, dass keines ihrer Kleidungsstücke Liann auch nur Ansatzweise gefallen könnte. Stirnrunzelnd fragte er sich im Stillen, ob die Wahl des richtigen Kleidungsstückes in der jetzigen Situation überhaupt eine Rolle spielen konnte, denn im Moment hatten das Gegenmittel für Riven und die Vernichtung dieser skorpionähnlichen Insekten absolute Priorität.
    „Lenn?“, Sadu blieb stehen und lehnte sich, neben der Tür zum Sanitärbereich, an die Wand. Immer noch war seine Schwester damit beschäftigt, in ihrem Schrank nach ein paar passenden oder angemessenen Kleidungsstücken für Liann zu suchen und da sie keine Anstalten machte, diese Suche wenigstens für einen kurzen Augenblick zu unterbrechen begriff Sadu, dass sie ihn vermutlich komplett ignorierte. Prüfend ließ er seinen Blick über den ungeordneten Haufen aus Kleidern, Hosen und anderen Kleidungsstücken gleiten. Mit einem leisen Knurren richtete er seinen Blick wieder auf Lenn. Diese hatte sich von ihrem Schrank getrennt und wühlte nun in der Kommode direkt neben der Eingangstür herum. Immer wieder murmelte sie irgendetwas unverständliches und warf achtlos Sachen auf den Boden. Sadu sog scharf die Luft in seine Lungen, denn das sonst so penibel aufgeräumte Zimmer seiner jüngeren Schwester glich einem Schlachtfeld, wieder versuchte er mit sanfter Stimme ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: „Lenn?“ Als er auch diesmal keine Antwort erhielt, entlud sich sein Unmut in einem gereizten Knurren. Mit einer geschmeidigen Bewegung löste er sich von der Wand und bevor er sich dessen überhaupt bewusst wurde, griff er grob nach ihrem linken Arm und riss sie regelrecht zu sich herum.
    Lenn blinzelte ihren Bruder irritiert an und schien erst jetzt zu bemerken, dass er sich immer noch im selben Zimmer befand. „Was … ? Du tust mir weh.“, ihre Stimme klang erschrocken und wütend zu gleich, als sie den festen Griff ihres Bruders abzuschütteln versuchte. Dieser ließ sie zu ihrem Erstaunen nicht los, sondern lockerte lediglich seinen Griff und sah ihr besorgt in die Augen. „Was um alles in der Welt ist denn los mit dir?“, Sadus Stimme klang sanft aber bestimmt und der entschlossene Ausdruck auf seinem Gesicht verdeutlichte Lenn, dass er auf eine Antwort bestehen würde. „Ich suche nach ein paar Sachen für Liann … du bist ja keine wirkliche Hilfe … “, der verunsicherte Unterton in ihrer Stimme ließ Sadu aufhorchen.
    Plötzlich drängte sich ihm der Verdacht auf, dass es hier gar nicht um irgendwelche Hosen oder sonstige Kleider für Liann ging. Diese Erkenntnis jagte ihm einen Schauer über den Rücken, seine Schwester ließ sich für gewöhnlich in aussichtslos erscheinenden Situationen nicht von ihren Gefühlen leiten. Mehr als einmal hatte die Familie in Krisenzeiten auf ihr Urteilsvermögen vertraut, denn Lenn ließ sich weder von Wraith noch von einem Mob wütender Menschen aus der Fassung bringen. Bisher war es ihr immer gelungen allen Schwierigkeiten beherrscht und selbstsicher gegenüber zu treten. Stets war sie ihm als der sprichwörtliche Fels in der Brandung erschienen – ruhig und besonnen, ohne Zweifel an der von ihr getroffen Entscheidung oder der Notwendigkeit dessen was getan werden musste. Doch jetzt schien irgendetwas dieses Selbstvertrauen erschüttert und ihr Innerstes bis ins Mark aufgewühlt zu haben.

    „Es geht hier doch gar nicht um neue Kleidung für Liann. Dich beschäftigt doch etwas ganz anderes. Bitte Lenn, rede mit mir … sag mir was los ist.“, Sadus Stimme war weiterhin sanft und bestimmt, allerdings klangen seine Worte jetzt deutlich besorgter als noch vor ein paar Augenblicken. Geduldig wartete er auf die Antwort seiner Schwester, die sich buchstäblich innerlich zu winden schien. „Nein, ich suche … “, Lenn seufzte leise, Sadu hatte Recht. Sie versuchte gerade sich selbst und ihm etwas vor zuspielen. In den letzten Stunden hatte sich ihr Leben von Grund auf verändert und sie hatte bisher weder die Zeit noch den Willen gefunden sich mit dieser Veränderung auseinander zusetzen. Dankbar hatte sie nach jedem sich bietenden Vorwand gegriffen, nur um nicht über sich und Norrec und den Konsequenzen des Pri'Tésh nachdenken zu müssen. Doch jetzt, ließen sich diese Gedanken nur schwer verdrängen und erschwerend hinzukam der absolute Kontrollverlust Norrecs, ganz zu schweigen von ihrem mangelnden Mitgefühl für Norrecs menschliche Beute. Lenn knurrte widerwillig, irgendwann würde sie Sadu die Wahrheit über sich und Norrec sagen müssen, aber alles in ihr sträubte sich bei dem Gedanken es jetzt zu tun
    „Es ist einfach in den letzten Stunden soviel passiert und … “, Lenn Stimme war sehr leise und sie hoffte inständig, dass Sadu den Wink verstehen und nicht weiter nachfragen würde. Ihr Bruder sah sie weiterhin durchdringend an und seufzte leise: „Lenn, was es auch ist, du wirst mit mir darüber reden. Du bist mit deinen Gedanken nicht bei der Sache und das könnte uns unter Umständen in große Gefahr bringen. Ich werde also nicht mit dir darüber diskutieren!“ Resigniert senkte sie ihren Blick. Wie sollte sie ihm die Geschehnisse der letzte Stunden begreiflich machen? Würde er ihre Beweggründe überhaupt verstehen? Ihre innere Zerrissenheit nahm zu, denn ein Teil von ihr wollte ihm alles erzählen und das nicht nur, weil Sadu auf eine zufriedenstellende Antwort bestand. Leise fauchend hob sie den Kopf und hielt dem Blick seiner blauen Augen stand. „Ich weiß nicht einmal wo ich anfangen soll … “, Lenn ließ ihr Stimme absichtlich hilflos klingen, denn normaler Weise fragte Sadu dann nicht weiter nach. Dieses kleine Manöver hatte ihr oftmals geholfen, denn er wechselte dann immer das Thema, um ihr Zeit zu geben, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Doch diesmal ging er nicht näher auf ihre scheinbare Hilflosigkeit ein: „Dann teile deine Gedanken und Gefühle mit mir.“ Lenns blaugraue Augen weiteten sich vor Schreck. Lenn … du weißt, dass ich dir unter anderen Umständen die Zeit gegen würde die du brauchst. Doch jetzt steht nicht nur unserer beider Leben auf dem Spiel sondern auch Lianns. Wir können uns im Augenblick keine Empfindlichkeiten leisten., Sadus Geist berührte den ihren sanft und aufmunternd. Mit einem resignierten Seufzer senkte sie ihre mentale Barriere, um sich in das Unvermeidliche zu fügen.

    Liann lag mit geschlossenen Augen in der Wanne, sie genoss das angenehme Gefühl des warmen Wassers auf ihrer Haut und den dezenten Duft des ätherischen Öls, welches Lenn umsichtiger Weise ins Wasser geschüttet hatte. Anfangs hatte das Wasser in ihren unzähligen Kratzern und Abschürfungen gebrannt, doch jetzt trat langsam der beruhigende Effekt ein und sie begann sich zu entspannen. Unter anderen Umständen hätte sie die Stille des kleinen Raumes gestört, denn sie war es gewohnt sich mit ihrem kleinen Bruder einen Raum zu teilen. In diesem einen Raum wohnten, schliefen und wuschen sie sich. Bisher war sie in ihrem ganzen Leben noch nie lange von ihrem Bruder getrennt gewesen, geschweige denn hatte sie sich je den Luxus eines Bades im warmen Wasser gegönnt. Es war für sie eine erstaunlich Erfahrung, die sie bis ans Ende ihres Lebens festhalten wollte, denn sobald ihr und Jared die Flucht gelungen war, würde ihr Leben auf einem anderen Planeten vermutlich nicht besser aussehen als in jenem kleinen Dorf.
    Sie seufzte leise als ihr bewusst wurde, dass sie und ihr Bruder niemals dorthin zurückkehren konnten. Der Tod ihrer Peiniger hatte sie zwar erschreckt aber wirklich bedauern konnte sie ihn nicht. Diese Männer hatten sie nicht nur körperlich verletzt, sie hatte sie vor allen Dingen zutiefst gedemütigt. Sie hatten ihr etwas genommen, dass sie vermutlich niemals wieder zurückerhalten würde. Vertrauen … bisher hatte sie den Menschen in ihrem Dorf vertraut. Sicher, diese Söldner waren ein grobschlächtiger Haufen und neigten zu Gewalttätigkeiten, aber niemals hatte es jemand gewagt sie an zufassen. Sie wand sich leicht im Wasser hin und her, als sie daran denken musste, dass ausgerechnet ihre Peiniger stets freundlich und rücksichtsvoll mit ihr und Jared umgegangen waren. Einer von ihnen hatte Jared sogar vor einem Bola Kai gerettet und die Wunden des Jungen versorgt. Wieder fühlte sie das verräterische Brennen unter ihren Augenlidern, doch sie war nicht gewillt sich dem Selbstmitleid hinzugeben. Aber die Erkenntnis, dass sie vermutlich nie wieder jemanden vertrauen konnte, ließ sie schaudern und ein beklemmendes Gefühl in ihrem Inneren entstehen. Sie wollte nicht schwach sein, aber je mehr sie sich bemühte ihre Verzweiflung in den Griff zu bekommen, desto stärker nahm die Beklemmung zu.
    Liann atmete tief ein, um sich von ihrer inneren Anspannung zu lösen. Das beklemmende Gefühl drohenden Unheils ließ nach und wich blankem Entsetzen. Sie konnte diese Gefühlsregung nicht so recht zu ordnen und irgendetwas tief in ihr begriff, dass es sich nicht um ihre eigenen Empfindungen handelte. Aber wessen Empfindungen waren es, die sie bis ins Mark erschüttert hatten? Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe herum während sie spürte, wie sich das Entsetzen langsam in Furcht wandelte. Liann ließ die fremden Gefühle zu, sie verfolgte sie regelrecht zurück bis zu ihrem Ursprung. Plötzlich weiteten sich ihre Augen vor Schreck und sie musste sich die Hand auf den Mund pressen, um nicht vor Schreck zu schreien. Verdammter Mistkerl … , ihre stumme Beschimpfung verfehlte ihre Wirkung nicht. Sie spürte so etwas ähnliches wie einen mentalen Seufzer durch ihren Geist schweben und ein zufriedenes Lächeln stahl sich für einen kurzen Augenblick auf ihre Lippen.

    tbc.

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  21. Danke sagten:


  22. #34
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    Ah, es geht weiter. *sich freu*
    Na da würde ich als Muse auch streiken.
    So so den ersten Commander läst du also noch suchen, meinst du das is ratsam bei seinem Teperament?

    *allen Knoblauch weg räum*
    Genieße Jeden Moment mit ihr,
    und sage ihr sie hatte Recht,
    es gibt immer einen Ausweg.

  23. Danke sagten:


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