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Thema: The core

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Stunde des Erwachens

    Kapitel 7
    Stunde des Erwachens


    Do you know what’s worth fighting for
    When it’s not worth dying for?
    Does it take your breath away
    And you feel yourself suffocating?


    Sein Kopf dröhnte und fühlte sich an, als hätte man ein Eisenbahngleis hindurch verlegt, als sich der Schleier vor seinen Augen allmählich lichtete und der schwache Lichtschein ihn zurückzucken ließ. Das alles erinnerte erschreckend an seine Collegezeit! Partys, Mädels und ne´ Menge Alkohol- diese drei Sachen stets zusammen, aber in einer ständig variierenden Reihefolge und mit einem schlimm verkaterten Morgen. Es war schrecklich gewesen!

    Das Erste, was John sah, als er wieder einigermaßen Herr über seine Sinne zu sein schien, waren die verschwommenen Umrisse der Deckenkonstruktion. Diese schien ihm auf einmal viel näher zu sein, als vorhin und vermutete, dass er wahrscheinlich tot sei, obwohl er stark bezweifelte, dass man einen Platz im Himmel für ihn reserviert hatte. John blinzelte, als der- seiner Meinung nach- viel zu helle Lichtschein ihm die Tränen in die Augen trieb und schloss diese ebenso schnell wieder, wie er sie geöffnet hatte. Mit einem Stöhnen ließ er seinen Kopf wieder sinken und versuchte sich daran zu erinnern, warum er hier eigentlich lag und warum sich sein Kopf anfühlte, als stände er kurz vor er Explosion.
    Das Einzige, woran er sich erinnern konnte, war, dass Rodney und er diesen verdammt großen Raum entdeckt hatten- Gaterium, um es genauer zu definieren. Dann erinnerte er sich an einen großen Schmerz und an Rodney kehligen Schrei und dann an diese Dunkelheit, die ihn übermannt hatte. Es war…

    „ Rodney!“ John erschrak selbst, als die Sorge um seinen Freund plötzlich über seine Lippen brach und prompt mit einem Ziehen im Kopf bestraft wurde. Wieder stöhnte er leise, doch irgendwas stachelte ihn dazu an, dem Licht und den Schmerzen zu trotzen. Unter leisem Ächzen schlug er seine haselnussfarbenen Augen auf, stützte sich auf seine Ellenbogen und richtete seinen Oberkörper auf, soweit es nur eben ging.
    Seine Umgebung war in Dunkelheit gehüllt- dennoch konnte er Umrisse und Schatten erkennen.
    „ R…rodney?“ Diesmal klang seine Stimme nicht mehr ganz so souverän wie beim ersten Mal, klang erstickt, drohte in sich zusammenzubrechen.

    Langsam- unter Protest seines Körpers- richtete John sich weiter auf, ließ seinen Blick suchend umher schweifen. Die Ohnmacht spielte mit ihm, wie ein kleines Kind mit Murmeln- immer wieder wurde ihm schwindelig, er stolperte leicht zurück, konnte sich gerade noch abfangen. Immer wieder drohte sich erneut ein Schleier vor seine Augen zu legen, doch er kämpfte dagegen an. Es war nicht leicht, doch irgendwie schaffte er es immer wieder sich auf die Beine zu kämpfen- auch wenn diese unter Zittern protestierten.
    „ R…rodney!“, rief John abermals und wedelte Balance suchend mit seinen Armen. Er kam sich vor, wie ein tollpatschiges Kleinkind, das seine ersten Gehversuche machte. „ Rodney! W…wo sind Sie?“

    Ein leises Grummeln oder doch eher als Murren deutbares Geräusch drang an sein Ohr und dann sah er ihn... Rodney war nur wenige Meter von ihm entfernt, lag zusammengerollt wie eine Katze auf dem Boden, sein Gesicht schmerzverzerrt, zitternd am ganzen Körper, mit bebenden Schultern und Lippen.
    „ Rodney!“ John torkelte, so schnell es ging, zu seinem kanadischen Freund herüber und kniete sich neben ihm nieder, rollte ihn auf den Rücken. „ Hey, können Sie mich hören?“
    „ Mhmh…“, machte Rodney und schlug seine blauen Augen auf, kniff sie aber sofort wieder zu, stöhnte auf.
    „ Hey, alles in Ordnung?“ John rüttelte an Rodneys Schulter, was dieser mit einem sehr ungnädig klingenden Geräusch zur Kenntnis nahm und widerstrebend seine Augen erneut öffnete.
    „ W…was ist p…passiert?“ Rodneys Stimme klang so ähnlich wie die seine; krächzend, kehlig, schwach, kaum wahrnehmbar.
    John rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht, als ob er sich aus einem Alptraum wecken wollte. Was sollte er dem Kanadier erwidern? Er wusste es selbst doch noch nicht einmal! Er konnte sich so gut wie gar nicht erinnern!
    „ I…ich weiß es nicht“, antwortete schließlich, reichte dem am Boden liegenden Kanadier seine Hand und half ihm auf. Die ersten Sekunden schwankte Rodney gefährlich und wäre mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in den Abgrund gestürzt, hätte er nicht Halt an der nächstgelegenen Brüstung gefunden.

    „ Was…“, setzte Rodney an, rieb sich dann ebenfalls über Gesicht. Er verstummte und plötzlich sahen zwei blaue Augen durch seine Hände hindurch. „ Großer Gott!“
    John legte seinen Kopf schief, zum einen, weil sein Nacken von dem Aufprall schmerzte und zum anderen, weil Rodneys Worte für leichte Verwirrung bei ihm sorgten.
    „ Was ist?“, fragte er mit skeptischem Unterton und kräuselte die Stirn, als er in Rodneys Gesicht einen Ausdruck erkannte, der ihm aus irgendeinem Grund nicht so recht gefallen wollte.
    Rodney drehte sich zu ihm um, machte dabei einen nicht sonderlich erleichterten Eindruck. „ Der Energieanstieg…“
    „ Was? Rodney reden Sie bitte so, dass ich es auch verstehe.“ John rieb sich die Schläfe. „ Und im Moment verstehe ich bedauerlicherweise noch weniger also sonst, also bitte…“
    „ Äh… bevor wir hierher gekommen sind habe ich einen minimalen Energieanstieg auf dieser Ebene verzeichnet“, stotterte Rodney und begann wild mit den Fingern zu wedeln und zu schnipsen- so, wie er es immer tat, wenn ihm etwas in den Sinn geschossen kam. „ Ich muss zurück!“

    „ Was!?“ Verwirrt machte John dem Kanadier Platz, griff dann aber nach seinem Arm. „ Sollten wir nicht zuerst rausfinden, was da eben passiert ist?“
    „ Deshalb muss ich ja zurück“, antwortete Rodney trocken und löste sich aus seinem Griff, seufzte dann resigniert, als er den leicht verwirrten Gesichtsausdruck seines Freundes vernahm. „ Hören Sie, ich glaube, dass das, was da eben geschehen ist- was auch immer es war- irgendetwas mit diesem Energieanstieg zu tun hat.“
    John runzelte die Stirn. „ Sie glauben?“
    „ Ich vermute es“, gab Rodney zurück, seufzte dann abermals. „ Ich brauche die Daten von meinem Computer, um das genau bestimmen zu können und deshalb muss ich zurück. Sie können gerne hierbleiben, wenn Sie wollen, aber ich…“

    „ Jaja, schon gut. Ich komme mit.“ John setzte sich langsam in Bewegung, versuchte es zu ignorieren, dass sich alles um ihn herum drehte und dass seine Knie unter ihm nachzugeben drohten. Er biss die Zähne zusammen, wollte Rodney folgen, der schon im Gang verschwunden war, blieb aber noch einmal im Türrahmen stehen, wandte sich um und ließ seinen Blick noch einmal über die im schummerigen Licht golden glänzenden Chevrons des hiesigen Gates schweifen. Es war riesig, wirkte im Vergleich zu diesem
    „ Gaterium“ oder was auch immer das sein sollte schon fast klein.

    John musste schlucken. Irgendwie keimte in ihm das Gefühl auf, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Irgendwas war falsch! Es fühlte sich falsch an! Aus einen ihm nicht erfindlichen Grund beunruhigte ihn der Anblick des Stargates. Irgendwas stimmte hier nicht! Was? Das galt es herauszufinden!
    John ließ seinen Blick ein letztes Mal durch den riesigen Raum schweifen, drehte sich dann um, folgte Rodney.

    --------------------

    Irgendetwas stimmt hier nicht
    , spekulierte seine innere Stimme. Hier ist alles in Ordnung, kam die Antwort. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht, meinte seine innere Stimme wieder. Du fantasierst, meinte die andere verquäkte Stimme wieder, hier ist alles in Ordnung!


    John versuchte diesen inneren Monolog auszublenden, mit sich in Grenzen haltendem Erfolg. Seit gefühlten Stunden ging das nun schon so und so langsam wurde es ermüdend. Es waren zwei Gewalten, die da in seinem Inneren aufeinanderprallten und versuchten den Gegenüber von seiner Meinung zu überzeugen. Beide waren verbissen- so wie er- und beide dachten nicht daran aufzugeben- so wie er. John fühlte sich ausgeschlossen aus dieser Debatte, fühlte sich nur wie ein Zuschauer, der vom Rand aus alles betrachtete, aber der nicht eingreifen konnte. Das ganze Schauspiel auszublenden… ja, das war die Idee, doch an der Umsetzung haperte es ein bisschen. Die beiden Stimmen debattierten dermaßen laut, dass es fast ein Ding der Unmöglichkeit war sie zu ignorieren.

    John seufzte leise in sich hinein, was in dem hitzigen Wortgefecht seiner beiden inneren Stimmen allerdings unterging. Er wandte den Kopf geradeaus, versuchte Rodney zu folgen, was sich seltsamerweise als äußerst schwierig entpuppte, da der Kanadier anscheinend zu Höchstform auflief, wenn es um seine Arbeit ging. Rodney hastete buchstäblich durch den Gang!

    Seine Wenigkeit hatte keine Eile, zumal er viel zu sehr mit Denken und mit Ignorieren der beiden verquäkten Stimmen beschäftigt war. John verdrehte die Augen, als eine der beiden in seinem Kopf krakeelte: Hier stimmt irgendetwas nicht! Das muss dir doch auffallen! Herrgott, das sieht ja sogar ein Blinder mit nem´ Krückstock!
    Oh, verdammt! Haltet gefälligst eure Klappe, mischte sich John jetzt doch in das Wortgefecht ein und augenblicklich verstummten die beiden Stimmen; die daraus resultierende Stille war schon fast unheimlich.
    „ Heilige Scheiße!“, posaunte da auf einmal Rodney in die Stille hinein und veranlasste John dazu, das Tempo anzuziehen. Zwischen ihm und dem Kanadier lag immerhin noch ein etwa 50 Meter langer Gang und eine schwere Eisentür, die Rodney- wie er halt war- nicht aufgehalten, sondern zufallen hatte lassen.
    „ Sheppard!“ Wieder war es Rodneys Stimme, die in dazu brachte schneller zu laufen; ihm gefiel der merkwürdige Unterton in der Stimme des Astrophysikers nicht… sie klang leicht hysterisch, aber auch irgendwie angsterfüllt und geschockt.

    John hastete durch den Gang, hatte das Gefühl, dass das wohl die längsten 50 Meter seines Lebens waren, und keuchte einmal, als er die schwere Tür aufstemmte und sich augenblicklich wieder alles zu drehen und vor seinen Augen zu verschwimmen begann.
    Rodney stand nicht unweit von ihm entfernt, hatte sich mit vor Schreck verzerrtem Gesicht über eine am Boden liegende Gestalt gebeugt. Erst beim zweiten Blick erkannte John, dass es nicht nur eine Person war, sondern zwei; ein paar Meter entfernt lag eine weitere zusammengerollt. Und erst beim dritten Mal erkannte er, um wen es sich bei den beiden handelte.
    Carson Beckett- der sympathische Schotte- lag zu Rodneys Füßen, war kreidebleich und erweckte den Eindruck, dass ihn eine schlimme Grippe erwischt hatte. Und…
    „ Teyla!“ John lief an Rodney und an Carson vorbei, herüber zu der Athosianerin und ging neben ihr auf die Knie. Sie machte nicht gerade einen besseren Eindruck als Carson. John zog sie an den Schultern hoch und legte ihren Kopf auf seine Knie. Vorsichtig klatschte er mit der flachen Hand gegen ihre Wange. „ Teyla, können Sie mich hören? Teyla!“
    Die Athosianerin begann ihr Gesicht zu verziehen, als ob sie Schmerzen hatte, schlug dann aber ihre Lider auf und blinzelte ihn mit ihren vollkommenen, tiefbraunen Augen an.

    -------------------

    Teyla.
    Der Ausruf ihres Namens machte sie hellhörig, auch wenn dies mit unbeschreibaren Schmerzen geahndet wurde. Ihr Kopf schmerzte, ihr Körper fühlte sich an, als hätte man auf die eingeprügelt, aber dennoch konzentrierte sie sich auf diese raue Stimme, die von weit her an ihr Ohr drang und die ihr so bekannt vorkam.

    Sie merkte, wie der Boden unter ihr leicht zu beben anfing; im Takt sich ihr nähernder Schritte. Dann hörte es plötzlich auf und es war wieder so unerträglich still; die Schmerzen droschen auf sie ein und sie schrie innerlich so laut, dass das Dröhnen ihrer Stimme ihren Kopf beinahe zum Platzen brachte. Doch über ihre Lippen kam kein einziger Ton. Sie merkte, wie sie jemand an den Schultern hochzog, wie dieser jemand ihren Kopf behutsam auf etwas unangenehm Hartes, zugleich aber auch Weiches, legte und sie spürte, wie etwas gegen ihre Wange klatschte.

    Teyla, können Sie mich hören. Teyla.
    Wieder war da diese Stimme, diesmal mit einem beinahe unmerklichen Unterton, der sie dazu brachte ihre Augen zu öffnen.
    Erst war alles verschwommen; sie erkannte nur Umrisse. Irgendjemand hatte sich über sie gebeugt. Dann erkannte sie Schattierungen. Dieser jemand hatte dunkle Haare. Und dann- allmählich- konnte sie nähere Details sehen. Dieser jemand, der sich da über sie gebeugt hatte, hatte dunkle, fast schwarze Haare, die wirr von seinem Kopf abstanden, als hätte dieser jemand am Morgen vergessen in den Spiegel zu schauen. Sorgenvolle haselnussfarbene Augen sahen sie an. Ein ihr nur zu bekanntes, leicht schiefes Lächeln zog sich über sein Gesicht, als sie ihn ansah.
    John.

    Er hatte ihre Handgelenke fest umklammert und er machte nicht gerade den Eindruck, als hätte er vor, sie loszulassen. Sie wollte etwas sagen, doch ihr Rachen war staubtrocken und so war es nur ein Krächzen, was John zusammenzucken ließ.
    „ Teyla?“ Sein Gesicht näherte sich dem ihren, bis auf nur wenige Zentimeter. „ Können Sie mich hören?“
    Irgendwie- sie wusste nicht warum und woher- fand sie die Kraft, sich zu einem Nicken aufzuringen. Was ist passiert? Wo ist Carson? Was ist mit Ihnen? Die Fragen brannten auf ihrer Zunge, doch sie hatte noch immer nicht die Kraft sie auszusprechen. Ihre Kraft reichte gerade einmal aus, um ihren Kopf oben zu behalten, zu atmen und den Schmerz in ihrem Kopf zu ignorieren.

    Sie hörte ein leises Stöhnen, das aber weder von ihr, noch von John herrührte. Der dunkelhaarige Soldat wandte seinen Blick einen kurzen Moment von ihr ab und sah über seine Schulter hinweg. Es kostete sie allergrößte Anstrengung, um zu erkennen, wie sich Carson mit Hilfe von Rodney McKay auf die Beine zurückkämpfte und kaum, dass er dies getan hatte, heftig ins Schwanken geriet.
    Seine schnellen Bewegungen und das plötzliche Aufflackern der Deckenleuchten ließen sie stöhnen, worauf Johns Blick wieder auf sie flog.
    „ Ich bring Sie hier weg“, hörte sie ihn in einem beruhigenden Ton sagen und spürte, wie er sie in den Kniekehlen packte und sie vorsichtig hochhob. „ Es ist alles in Ordnung, Teyla.“

    Sie hörte an seiner Stimme, dass er sie anlog, doch sie hatte keine Kraft, um näher darauf einzugehen. Sie rang sich ein schwaches Lächeln ab und ließ ihren Kopf gegen seine Schulter sinken. Das Letzte, was sie mitbekam, ehe sie wieder wegdriftete, war, dass John ebenso zitterte wie sie tat und dass trotz alledem sein Lächeln auf ihr lag. Dann wurde wieder alles dunkel und das Geräusch der Schritte verklang allmählich… bis alles um sie herum still war.

    -------------------

    Daniel Jackson erwachte mit einem Ruck- oder vielmehr mit einem heftigen Ruck an seiner Schulter. Mit einem erstickten Laut, der ihm in seiner trockenen Kehle stecken blieb, fuhr er aus diesem Dämmerzustand und blinzelte in das Licht, das ihm in die Augen strahlte. Er gab einen leicht protestierenden Laut von sich, was dazu führte, dass sich eine Person über ihm beugte, die er aber nicht richtig zuordnen konnte; sie war männlich, groß und hatte muskulöse Oberarme.

    „ Hey“, meinte eine unglaublich tiefe und raue Stimme, die unerkennbar zu dem Mann gehörte, der sich da über ihn gebeugt hatte. „ Alles in Ordnung bei Ihnen?“
    „ K…kommt drauf an, wie man’s sieht“, entgegnete Daniel und erschrak, als er seine eigene Stimme zu hören bekam. Sie klang so… schwach, kehlig, verletzlich, so… ungewohnt.
    „ Dr. Jackson? Sind Sie wach?“ Eine zierlichere Gestalt drängelte den wuchtigen Kerl beiseite und bedachte seine Wenigkeit besorgten Blickes. Es fiel Daniel nicht schwer, dieser Person einen Namen zuzuordnen; dunkelbraune, leicht gelockte Haare und grünlich schimmernde, freundliche Augen: Dr. Elizabeth Weir.
    „ J…ja, Elizabeth, i…ich kann Sie hören“, erwiderte er ihr, woraufhin sie einen erleichterten Seufzer hören ließ. Er war zwar noch immer nicht Herr seiner Sinne, dennoch begann er sich langsam aufzurichten, wobei ihm die muskulösen Arme des Mannes halfen: Es war Ronon Dex, Satedaner und Mitglied in Col. Sheppards Team.
    Daniel bedankte sich bei dem Hünen mit einem kurzen Nicken, welches dieser mit fast ausdruckloser Miene zur Kenntnis nahm und dann einen Schritt zurück machte, als sich Dr. Weir wieder an ihm vorbei drängte.
    „ Wie fühlen Sie sich?“, fragte die Leiterin der Atlantisbasis ihn.
    „ Es… es ging mir schon mal besser“, log Daniel und verzerrte innerlich die Miene. Diese Kopfschmerzen brachten ihn um! „ Was ist passiert?“
    „ Ich weiß es nicht mehr genau“, antwortete Elizabeth. „ Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass wir beide zusammen das Archiv und die Datenbank durchgegangen sind und dass Sie plötzlich meinten, dass wir schnell weg müssten. Danach…“- Sie machte eine ausschweifende Handbewegung- „… nichts mehr. Alles weg.“
    „ Und… und was ist mit Ihnen?“ Daniel sah Ronon fragend an.
    „ Ich hab Sie beide gefunden“, erwiderte der Satedaner trocken. Daniel nickte, seufzte dann einmal und rieb sich über seine müden Augen. Die beiden schienen ebenso wenig wie er zu wissen, was passiert war, also hatte es keinen Sinn nachzuforschen. Wenigstens schien Dr. Weir ein bisschen mehr als seine Wenigkeit zu wissen; er hatte das Gefühl, als hätte jemand die letzten paar Stunden seines Gedächtnisses einfach so ausradiert.
    Er seufzte abermals, setzte sich ganz auf und sah sich um. Sie befanden sich in einem kleinen Raum; auf den ersten Blick konnte er ein Dutzend kleine, runde Tisch samt Stühle erkennen. Auf den zweiten Blick stach ihm eine kleine Ausbuchtung in der Wand ins Auge- wahrscheinlich eine Essensausgabe. Sie befanden sich in einem Essensraum!
    „ Ich habe Sie beide hierher gebracht, nachdem ich Sie bewusstlos draußen auf dem Gang gefunden habe.“ Ronon schien in seinem Gesicht wie in einem offenen Buch lesen zu können.
    „ Wie…“ Daniel wandte sich an Elizabeth, doch die schüttelte nur mit dem Kopf.
    „ Ich kann mich an so gut wie nichts erinnern“, sagte sie, klang dabei leicht bedrückt.
    Daniel neigte den Kopf zur Seite, musterte Ronon, doch auch der Satedaner schüttelte mit dem Kopf.
    „ Ich… ich erinnere mich nur noch an ein helles Licht“, sinnierte Daniel schließlich, nachdem er noch einmal in sich gegangen war. „ Und an ein merkwürdiges Kribbeln in meinem Bauch.“
    „ Jetzt, wo Sie es erwähnen“, murmelte Elizabeth nachdenklich. „ Ja, das habe ich auch gespürt?“
    „ Hat das was zu bedeuten? Ich hab das nämlich nicht gespürt.“ Ronon verschränkt seine Arme vor seinem Oberkörper.
    Daniel wollte ihm antworten, als ihm etwas anderes auffiel. Er stutzte und sah seine beiden Begleiter an. „ Hat einer von Ihnen die anderen gesehen?“
    „ Was meinen Sie, Dr. Jackson?“, wollte Dr. Weir wissen.
    „ Ich meine mich daran zu erinnern, dass uns vorhin, vor dieser Sache uns die anderen förmlich über die Füße gelaufen sind“, entgegnete Daniel und sorgte damit bei den beiden anderen für leichte Verwirrung.
    „ Ich befürchte…“, setzte Elizabeth Weir an, wurde allerdings von der sich öffnenden Türe unterbrochen. Sie, Daniel und Ronon wandten sich um, sahen einen leise vor sich hin fluchenden Cameron Mitchell in den Raum hineinstolpern. Der Colonel blieb hinter der Tür stehen, als er sie erspäht hatte und presste seine Lippen fest aufeinander.
    „ Okay…-„ Er klang aufgebracht- „…kann mir bitte jemand erklären, was zur Hölle da eben los war?“
    „ Cam, Sie auch?“ Daniel sprang von der Tischplatte, auf die er verfrachtet worden war, und machte einen Schritt auf seinen Teamleader zu.
    Mitchell kräuselte die Stirn. „ Sie etwa nicht?“
    „ Wer bei Ihnen?“
    „ Ich war allein. Wieso?“
    Daniel rieb sich abermals über seine Augen. „ Nichts, nur… irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass irgendwas nicht stimmt.“ Er seufzte und blickte in die Runde; die Gesichter, in die er blickte, schienen ihm zuzustimmen.

    ------------------

    John stand Schulter an Schulter mit Carson, als dieser- wieder einigermaßen beisammen- die immer noch besinnungslose Teyla untersuchte.
    „ Doc?“ John sah Carson nicht an, seine Augen ruhten auf Teyla. Es war nun schon fast eine halbe Stunde, dass er sie und den Arzt gefunden hatten und es machte ihn nervös, sie so zu sehen, während Carson schon wieder herum hantierte, wie der junge Morgen. Das war ganz und gar nicht Teylas Art!
    Carson schien seine Angespanntheit bemerkt zu haben, denn er drehte sich mit einem freundlichen Lächeln zu ihm um. „ Ihr geht’s gut, mein Junge. Ich kann nichts feststellen. Vielleicht sollten wir ihr einfach nur noch ein bisschen Zeit geben.“
    „ Wahrscheinlich haben Sie Recht“, erwiderte John, trat einen Schritt zurück, war aber höchst unzufrieden.
    „ Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, aber ich muss mich noch um andere kümmern.“ Carson klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, ehe er ging.

    „ Mhm…“, machte John und beachtete ihn gar nicht weiter. Gedankenverloren zog er sich an einen Stuhl an die Liege heran, auf die er Teyla gehievt hatte, und musterte die Athosianerin von oben bis unten. Er konnte nicht verleugnen, dass er sich Sorgen um sie machte, zumal es sie- im Vergleich zu den anderen Patienten- scheinbar am Schlimmsten erwischt hatte. Mit ihr waren in den letzten Minuten noch vier weitere Personen eingetroffen; zwei von ihnen waren bewusstlos gewesen, waren inzwischen aber aufgewacht. Den beiden anderen ging es den Umständen entsprechend gut.

    John seufzte resigniert und stützte seinen Kopf auf seine Handflächen. Er hatte die Aspirin, die Carson im in die Hand gedrückt hatte, mit Dank angenommen- das war vor knapp zwanzig Minuten gewesen und noch immer dröhnte sein Kopf. Wie damals auf dem College…

    Teylas leises Stöhnen riss ihn aus seinen Erinnerungen zurück auf die hiesige Krankenstation; die Athosianerin hatte wieder ihr Gesicht verzogen, so, wie sie es vorhin getan hatte.
    „ Teyla?“
    Sie öffnete ihre braunen Augen; ihr Blick wirkte leer und fiebrig, dennoch lächelte sie, als sie ihn sah.
    „ Wie fühlen Sie sich?“, fragte er sie mitfühlend.
    „ W…war schon mal besser“, antwortete sie ihm. „ W…was ist passiert?“
    „ Rodney ist gerade dabei, das herauszufinden“, antwortete John und stieß ein vorwurfsvolles „ Whoah, was haben Sie denn vor“ aus, als Teyla sich mit ihren Ellenbogen abstützte und Anstalten machte ihre Beine über die Bettkante hinweg zu schieben.
    „ I…ich will Rodney helfen“, antwortete sie ihm mit schwacher Stimme und fiel, kaum, dass sie versuchte sich aufzurichten, zurück in die Kissen.
    „ Das werden Sie schön bleiben lassen“, tadelte John sie. „ Oder ich muss Carson zwingen, Ihnen ein Sedativum zu geben! Sie gehen nirgendwo hin!“
    „ John…“
    „ Nein.“ Er schüttelte konsequent mit dem Kopf. „ Glauben Sie mir, es würde mich verrückt machen, wenn Sie da draußen durch die Gegend torkeln.“
    „ Aber…“
    „ Sie bleiben hier, Teyla. Zwingen Sie mich nicht, es Ihnen zu befehlen.“
    Teyla seufzte ergeben und fügte sich ihrem Schicksal. Sie schien gerade etwas sagen zu wollen, als eine verzerrt klingende Stimme aus Johns Headset drang.
    „ John, das sollten Sie sich ansehen.“ Es war Rodney und er klang alles andere als erfreut.
    „ Kann das nicht warten?“, zischelte John leise.
    „ Nein und ich befürchte, dass was ich Ihnen zeigen will, wird Ihnen noch weniger gefallen.“ Die Verbindung brach ab, Rodneys Stimme verebbte.

    TBC

  2. Danke sagten:


  3. #2
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Eine interessante Geschichte. Sie gefällt mir wirklich gut. Hoffentlich ist mein FB Grund genug für dich, diese FF weiterzuschreiben. Ich fände es nämlich wirklich schade, wenn es nicht mehr weiterginge. Ich bin ja schon gespannt, was Rodney John zeigen will.

  4. Danke sagten:


  5. #3
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard 10 Hours

    @ Delilah Blue: Natürlich werde ich weitermachen...schließlich musst du ja noch wissen, was Rodney unserem Johnnyboy zeigen will...

    10 Hours

    The universe is infinite. We should not restrict the universe to bring it to the limits of our imagination, like man it used to do before. Rather, we must expand our knowledge, so that it can hold the image of the universe



    Ich befürchte, dass das was ich Ihnen zeigen will, Ihnen noch weniger gefallen wird. Rodneys Stimme hatte sich hohl und ausdruckslos angehört, nicht so schrill und fordernd wie sonst. Er hatte langsam und gedrückt gesprochen. Von dem Feuer in seiner Stimme und von diesem immer leicht egoistischen, selbstverliebten Unterton war nichts mehr übrig geblieben und der Kanadier hatte sich fast wie ein normaler Mensch angehört…nicht mehr so überheblich und arrogant.
    John stutzte, als er sich daran zurückerinnerte. Er hatte Rodney noch nie so gehört und er musste zugeben, dass ihn das ein kleines bisschen nervös machte.

    Rodney war nicht im Maschinenraum, keiner war es. Der Maschinenraum war leer; nur Rodneys Instrumente lagen überall verstreut herum, verrieten, dass der Kanadier hier gewütet haben musste. Einen Moment lang blieb John mitten im Raum stehen und ließ das Tuckern der Maschinen auf sich wirken. Der Antrieb schnurrte wie eine Katze- wie eine asthmatische Katze! Dunkle Rauchwolken stiegen aus irgendeiner Öffnung empor und vernebelten ihm die Sicht, reizten seine Schleimhäute, ließen ihn husten und nach Luft ringen.
    John schlug sich die Hand vor den Mund und trat aus dem beißenden Rauch hinaus, wischte sich die säuerlichen Tränen aus den Augenwinkeln, betrachtete die schwarz-gräulichen Rauchschwaden. Er legte den Kopf schief und musterte deren Form genauer; es schien fast so, als würden sie einen Tanz gen Decke vollführen, auch wenn man nicht erkennen konnte, um was für einen es sich handelte.

    Irgendetwas stimmte nicht! Irgendetwas fühlte sich falsch an!
    Die Gedanken schossen durch seinen Kopf, wie die Autos über einen Highway, und brachten ihn dazu, seine Augen zu öffnen- er konnte sich nicht daran erinnern, sie geschlossen zu haben. Irgendetwas stimmte nicht!
    Fast schon reflexartig schweifte sein Blick durch den Raum, um den Grund für sein Unwohlsein zu finden… und blieb an den rotierenden, rauchenden, lärmenden, tuckernden Maschinen hängen; sie schienen zwar alt zu sein und machten einen unbeschreibbar Lärm, bewegten sich aber geschmeidig, schienen einwandfrei zu funktionieren. Seltsame Schriftzeichen waren in sie eingraviert, von denen er nicht wusste, was sie bedeuteten.

    Wieder legte John seinen Kopf schief und betrachtete die schwarze, Schmieröl ähnliche Masse, die zu Boden tropfte und dort bereits eine Pfütze hinterlassen hatte. Sein Spiegelbild schimmerte verzerrt.
    „ Vielleicht sollten Sie mir lieber folgen.“ Rodney war wie aus dem Nichts hinter ihm in der Tür erschienen und ließ ihn erschrocken zusammenfahren und herumwirbeln. Mit gar ausdrucksloser Miene stand der Kanadier hinter ihm, hatte die Arme vor dem Brustkorb verschränkt. Vor seine eisblauen Augen schien sich ein undurchsichtiger Schleier gelegt zu haben und sein Blick wirkte seltsam leer. John wollte ihn fragen, ob alles mit ihm in Ordnung sei, doch stattdessen nickte er ihm einfach nur zu und folgte ihm, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Irgendwas an dem Kanadier beunruhigte ihn, doch er konnte nicht sagen was.
    Stillschweigend folgte er Rodney, der genau zu wissen schien, wohin sie ihr Weg führen sollte

    Es ging durch drei Gänge, wobei der dritte sich von den beiden anderen unterschied; er war breiter, die Wände wirkten nicht mehr ganz so erdrückend und die Decke war höher. In die Wände waren ähnliche Zeichen, wie in die Maschinen eingraviert, nur um einiges größer. Links und rechts von ihnen leuchteten kleine, ovale Lampen an den Wänden, warfen Schatten, die elegant vor ihm her über den Boden tänzelten.
    Der Korridor schien länger als alle anderen zu sein; in Abstand vor fünf bis zehn Metern befanden sich Türen- manche von ihnen geschlossen, andere wiederum geöffnet, sodass er einen Blick hinein werfen konnte. Die meisten dahinter liegenden Räume waren verdunkelt, doch einer war schwach erleuchtet- es waren Quartiere!

    Am Ende des scheinbar nicht enden wollenden Korridors lag eine riesige Tür, vor der Rodney stehen geblieben war und mit der rechten Hand über ein schwach schimmerndes Wandpanel fuhr; die massige Tür öffnete sich mit einem überraschend leisen Zischen und gab einen atemberaubenden Blick frei…
    In die Schiffswand war eine riesige Glasfläche eingelassen, die den Raum fast völlig umspannte. Ein eisernes Geländer säumte sie. Die Sterne schienen durch die Glaskuppel hindurch, erleuchteten aber trotzdem nur einen kleinen Teil des Raumes, der zusätzlich mit weißen Sesseln und kleinen runden Tischen staffiert war. An den Seitenwänden waren wieder Schriftzeichen eingraviert worden, die ohne jeglichen Zweifel lantianischer Herkunft waren.

    Langsam trat John in den Raum, legte seinen Kopf in den Nacken, um die an der Glasfläche vorbeisausenden Sterne besser sehen zu können. Die, in wahnsinniger Geschwindigkeit vorbeirauschenden Himmelskörper zogen einen dünnen Schweif hinter sich her und die Glaskuppel schien sie einzufangen.
    Von diesem Anblick in den Bann gezogen, bemerkte John Rodneys finsteren Blick erst, als dieser neben ihm auftauchte und sich ebenfalls an die eiserne Brüstung lehnte. Die Gesichtsmuskeln des Kanadiers zuckten unmerklich und er presste die Lippen aufeinander.
    John musterte ihn und versuchte in seinem Gesicht zu lesen, bis…

    Er sog scharf die Luft ein, ehe seine Kinnlade der Schwerkraft nachgab und hinunterklappte. Langsam sah er wieder zu den vorbeisausenden Sternen hinauf, die seine Aufmerksamkeit derart gefesselt hatten. Er spürte, wie der Kloß in seinem Hals immer dicker wurde. Er schloss die Augen, senkte den Kopf. Irgendetwas stimmte nicht! Irgendetwas fühlte sich falsch an!

    ---------------

    Ronon und Col. Mitchell kümmerten sich um die Neueingetroffenen und Dr. Jackson war in ein Gespräch mit Col. Carter vertieft; die blonde Astrophysikerin saß auf einer Tischplatte und ließ sich von einer Krankenschwester ihre ziemlich übel aussehende Kopfplatzwunde versorgen. Immer wieder zuckte sie zusammen- ob es nun an den Schmerzen lag oder an einer Reaktion auf soeben von Dr. Jackson Gesagtes… war schwer zu erkennen.
    In der letzten halben Stunde waren zehn Neuankömmlinge eingetroffen- Wissenschaftler, Techniker und ein paar Marines. Sie alle saßen verteilt um die Tische im Essensraum, waren allesamt in Unterhaltungen über das Geschehene vertieft. Ihre aufgeregt klingenden Stimmen ergaben kein System- jeder redete einfach drauf los! Scheinbar schienen sie alle etwas zu berichten zu haben.

    Elizabeth stand etwas abseits der Menge und ließ den ganzen Wirrwarr auf sich wirken. Still sah sie sich um und dachte nach. Krampfhaft versuchte sich daran zu erinnern, was passiert war, doch in ihrem Kopf war eine große Leere. Dort war nichts, was sie als Anhaltspunkt hätte verwenden können; das Einzige, woran sie sich erinnerte, war ein großer Schmerz, der ihren Körper durchjagt hatte, bevor sich ihre Welt in Dunkelheit gehüllt hatte. Dann… Nein, dann nichts.

    Nur zu gern wollte sie wissen, was passiert war, doch scheinbar schien es den anderen nicht besser zu gehen: manche erinnerten sich an gar nichts mehr, fragten sich, wie sie überhaupt hierher gekommen waren. Andere wiederum wussten ungefähr so viel wie sie… trotzdem nicht sonderlich hilfreich.

    Elizabeth seufzte resigniert und verschränkte die Arme vor dem Brustkorb. Noch immer fehlte von manchen, die dieses Schiff betreten hatten, um es zu erkunden, jede Spur- unter ihnen auch John und Rodney. Sie hatte mehrmals versucht die beiden über Funk zu erreichen- doch ohne Erfolg.
    Wieder seufzte sie und ließ ihre Gedanken schweife, sah erneut in die Runde: Ronon half einer jungen Wissenschaftlerin mit hellblonden Haaren auf die Tischplatte. Col. Mitchell hatte sich zu Dr. Jackson und zu Col. Carter gesellt, die inzwischen schon wieder recht sicher auf ihren Beinen wirkte. Eine Unterhaltung an einem der Tische drohte zu eskalieren, doch die lauten Stimmen der beiden Techniker und auch alle anderen Unterhaltungen wurden je unterbrochen, als sich die Türe zischend öffnete.

    „ John“, rief Elizabeth erleichtert aus, als ihr befehlshabender Offizier den Essensraum scheinbar unverletzt und putzmunter betrat. Seine haselnussfarbenen Augen wanderten erst einmal durch den Raum, ehe sie sie fixierten und John ein kurzes Nicken gen Korridor andeutete.
    „ Kann ich Sie unter vier Augen sprechen?“, fragte er so leise, dass nur sie beide es hören konnten; die soeben verebbten Unterhaltungen waren wieder aufgenommen geworden, wenn auch nicht ganz so laut wie zuvor.
    „ Natürlich.“ Elizabeth nickte und folgte dem dunkelhaarigen Soldaten unsicher hinaus in den Korridor. John lief einige Schritte voraus, weiter in den Korridor hinein, blieb dann jedoch stehen und drehte sich zu ihr um. Er wartete, bis sich die Türe zum Essensraum geschlossen hatte, ehe er begann: „ Ich befürchte, wir haben ein riesiges Problem, Elizabeth.“

    Die Expeditionsleiterin neigte den Kopf, als ob sie ihn nicht richtig verstanden hatte. Seine Stimme klang ungewohnt leise und ein Hauch von Nervosität hatte sich unter sie gemischt.
    „ Definieren Sie riesig und definieren Sie Problem“, sagte sie zu ihm, woraufhin sich seine Miene noch mehr verfinsterte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er runzelte die Stirn.
    „ Es ist umständlich zu erklären und…“, begann John, sichtlich mit sich selbst hadernd. Er blickte einmal über seine Schulter und räusperte sich dann.
    „ Wir…wir sind vor über 10 Stunden in den Hyperraum gesprungen.“
    Elizabeth zog die Augenbrauen hoch. „ Wiederholen Sie das, bitte.“
    „ Wir sind vor über 10 Stunden in den Hyperraum gesprungen“, wiederholte John.
    „ D…das habe ich schon verstanden.“ Elizabeth schüttelte ungläubig mit dem Kopf und sah ihren Gegenüber schließlich entgeistert an. „ Heißt das…“
    John begann langsam zu nicken. „ Dieses Schiff befindet sich nicht mehr über Atlantis.“
    „ Und wo befindet es sich dann?“ Sie merkte, wie ihr Ton schärfer, hysterischer wurde. Seit 10 Stunden im Hyperraum! Sie befanden sich seit 10 Stunden im Hyperraum!
    „ Wir wissen es nicht“, antwortete John und wich ihrem Blick für wenige Augenblicke aus.

    Elizabeth nickte vollkommen überrumpelt und begann kleine Kreise zu laufen; die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt, den Blick starr zu Boden gerichtet. Wir wissen es nicht. Johns Worte klangen geradezu brutal, hatten denselben Effekt wie ein eiskalter, klitschnasser Waschlappen, der einem am frühen Morgen ins Gesicht geschleudert wurde.
    Sie blieb stehen und schnappte einmal nach Luft. Herrgott, jetzt erst begriff sie, was John ihr da eben berichtet hatte. Sie sah ihn verständnislos an.
    „ Und damit kommen Sie ausgerechnet zu mir?“
    „ Spielt es jetzt noch eine Rolle, ob ich zuerst zu Ihnen oder zu jemand anderem gegangen wäre?“ John neigte den Kopf. „ Elizabeth, wir sollten versuchen Atlantis zu…“
    „ Nein, nein.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „ Wenn das stimmt, was Sie mir da eben gesagt haben, sind wir schon längst aus deren Sensorenreichweite.“ Wieder schüttelte sie mit dem Kopf, doch diesmal um einen klaren Gedanken fassen zu können. 10 Stunden! Was um alles in der Welt war in diesen zehn Stunden passiert?
    „ Dann sollten wir wenigstens die anderen informieren.“ Johns Stimme klang auf einmal dermaßen ruhig, dass es schon fast wieder unheimlich war. Elizabeth hielt in ihrem nervösen Lauf inne und sah zu ihrem Militärkommandanten auf; äußerlich wirkte er gefasst und nur seine linke, leicht zuckende Augenbraue verriet, dass er innerlich am brodeln war und dass es ihm schwer fiel, sich zusammenzureißen. Sie hatte ihn schon immer dafür bewundert…

    Elizabeth begann langsam zu nicken- sie wusste, dass er Recht hatte. Dort, in dem Essensraum oder wie man es noch bezeichnen konnte- saßen an die zwanzig Leute, die nicht wussten was passiert war. Zugeben, sie wusste auch nicht, was in den zehn Stunden vorgefallen war, aber wenn sie so darüber nachdachte, war das jetzt ihr geringstes Problem.
    Sie merkte, wie das Adrenalin durch ihre Blutbahnen jagte und sich in ihrem Körper verteilte. Sie merkte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat und sie merkte, wie ihr Verstand so langsam Anstalten machte auszusetzen. Schnell versuchte sie sich das, was John zu ihr gesagt hatte, noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen:
    Zehn Stunden! Sie waren auf dieses Schiff gekommen, um es zu erforschen und wenn möglich nach einer Waffe gegen die Wraith zu suchen! Sie waren auf dieses Schiff gekommen, um etwas über die Antiker zu lernen und nun… Was war nun? Sie befanden sich im Hyperraum! Sie befanden sich auf einer Reise nach nirgendwo!

    Elizabeth seufzte unter der Welle an Informationen. Sie schüttelte leicht mit dem Kopf, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
    „ Wo ist Rodney?“, fragte sie John, der noch immer äußerlich sehr gefasst aussehend vor ihr stand, die Arme vor der Brust verschränkt.
    „ In der Messe“, antwortete der dunkelhaarige Militär. „ Das ist der Grund… vielleicht…“- Er räusperte sich- „… vielleicht wäre es eine gute Idee die anderen dorthin zu bringen und sie über alles zu informieren.“
    „ Ja gut, ich werde es arrangieren.“ Elizabeth nickte, doch so richtig verstanden hatte sie den Colonel nicht. Wie im Trance drehte sie sich um und wollte zurück in den Essensraum gehen, um es den anderen zu sagen, als sie Johns Stimme ereilte.
    „ Elizabeth!“ Er hatte sich nicht vom Fleck bewegt, doch seine Miene wirkte besorgt.
    „ Ja?“ Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
    „ Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Geht’s Ihnen gut?“ John machte einen kleinen Schritt auf sie zu, verharrte dann aber in seiner Bewegung, als er sie zurück zucken sah.

    „ Jaja, mir geht es gut“, antwortete Elizabeth schnell und ihre Stimme klang ausdruckslos und leer. Sie nickte ihm schwach zu. „ Wenn Sie mich jetzt entschuldigen.“ Schnell wandte sie sich um und ließ ihn hinter sich. Sie spürte seinen Blick im Nacken und erst, als sie um die Ecke bog, holte sie Luft.

    Die Gedanken schossen nur so durch ihren Kopf und irgendwo, in der hintersten Ecke ihres Verstandes, hörte sie plötzlich ein leises Flüstern. Es kam ihr bekannt vor. Irgendwo hatte sie es schon einmal gehört…
    Erea tucaméi slatos theca artemis macusa. Tua est kartanis mutiá jumiá keltana. Glücklich sind diejenigen, die den Spuren der Artemis folgen. Erleuchtung finden diejenigen, die bereit sind alles dafür zu geben.

    TBC

  6. Danke sagten:


  7. #4
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    Standard

    Wieder ein schöner Teil! Ach du Schreck! Sie sind also im Hyperraum und das schon seit 10 Stunden. Und keiner hat was gemerkt. Dieses Schiff ist echt mysteriös. Nur eine Frage stellt sich mir, wie hat es der letzte Jumper rechtzeitig zur Artemis geschafft? Hab ich da etwas übersehen?

  8. Danke sagten:


  9. #5
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Shadows Part I

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: O ja, dieses Schiff ist mehr als mysteriös. Ich nenne es immer liebevoll "meine zweite Destiny". Die Idee so dieser FF kam mir übrigens bevorSGU überhaupt angekündigt wurde. Sämtliche Parallelen sind unbeabsichtig (die meisten zumindest )


    Shadows Part I

    Shadows fill an empty heart
    As love is fading,
    From all the things that we are
    But are not saying.
    Can we see beyond the scars
    And make it to the dawn?

    Das aufgeregte Stimmengewirr dröhnte in ihren Ohren; es war schlimmer geworden. Nervös liefen die Expeditionsmitglieder, die in die Messe gebracht worden waren, umher, wirkten dabei wie aufgescheuchte Hühner. Ihre Blicke waren ängstlich. Nervös sahen sie sich immer wieder um, redeten dabei miteinander- mal leise, mal etwas lauter.

    Elizabeth lehnte mit dem Rücken gegen die eiserne Brüstung, hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und betrachtete die an ihr vorbeiziehenden Sterne. Es wirkte alles so… unwirklich! Es fiel ihr schwer, dass Geschehene zu begreifen, geschweige denn es in ihrem Kopf zu ordnen und dann möglichst in klare, verständliche Worte zu fassen. Sie seufzte resigniert und blickte sich in der Messe um, die sich langsam aber stetig mit Menschen füllte; die Tische und Sessel waren beiseite geschoben worden, damit alle in dem Raum Platz fanden. Trotzdem wirkte alles etwas beengt.

    Von hier aus, konnte Elizabeth sehen, wie John und Ronon die Leute in den Raum schleusten und zum ersten Mal- seit sie ihn kannte- hörte sie, wie John die Marines im Befehlston anherrschte, sie sollten gefälligst aufpassen, dass sich keiner aus der Gruppe löste. Er wirkte auf einmal verändert, nicht so locker und zu Späßen aufgelegt, wie sonst. Seine Miene war hart, dass für ihn charakteristische schiefe Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. Er hatte die Lippen fest aufeinander gepresst und seine sonst so vor Charme sprühenden haselnussfarbenen Augen wirkten kalt und leer, als sich ihre Blicke trafen. Als er in den Korridor hinausblickte und dann wieder über die Köpfe der Leute hinweg zu ihr sah, langsam zu nicken begann, fragte Elizabeth sich, ob er sie wohl verstanden hatte.

    Sie seufzte, als sie sich wieder umblickte, und als sie merkte, dass die Gespräche langsam verebbten und sich die Blicke in ihre Richtung wandten. Eigentlich war es ja nichts Neuen den Leuten eine Hiobsbotschaft zu übermitteln, aber dieses Mal

    Elizabeth sah die Sterne über ihrem Kopf vorbeirauschen und fragte sich, ob man diese Situation als Hiobsbotschaft bezeichnen konnte. Man konnte es so und so sehen… Wann hatten sie schon einmal eine solche Chance gehabt? Wann hatten sie schon einmal die Chance gehabt, mehr über die Antiker zu lernen?

    Dieses Schiff befindet sich nicht mehr über Atlantis. Johns Worte hallten in ihrem Kopf wieder und sie konnte sein bedrücktes, zugleich ernstes Gesicht vor ihren Augen sehen. Ja, sicherlich konnte man die Situation auch anders sehen: Eine Reise nach Nirgendwo! Ohne jede Rettung! Aber… konnte man es wirklich so bezeichnen?

    In der Messe war es nun vollkommen ruhig, sodass man eine Stecknadel zu Boden fallen hätte hören können. Vierzig Augenpaare waren auf sie gerichtet und auf einmal überkam Elizabeth ein unglaubliches Schuldgefühl. Was, in alles in der Welt, hatte sie geritten, so viele unschuldige Menschen an Bord dieses Schiffes zu holen? War vielleicht ihr eigener Enthusiasmus mit ihr durchgegangen?
    In den Augen aller Anwesenden flammte etwas auf, was sie nicht richtig zuordnen konnte; trotzdem zuckte sie leicht zurück und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

    Sie ließ ihren Blick wieder durch den Raum schweifen, versuchte dabei niemanden direkt in die Augen zu sehen. Warum sie das tat? Sie wusste es nicht. Vielleicht hatte sie Angst, für das ganze verantwortlich gemacht zu werden. Sie war die Leiterin der Expedition, konnte man da von ihr nicht erwarten, dass sie eine potentielle „Gefahr“ erkennen konnte? Dass sie weise und wohl überlegte Entscheidungen treffen konnte?
    Elizabeth schluckte, als sich ihr Blick John streifte und seine haselnussfarbenen Augen sie fixierten. Mit vor dem Brustkorb verschränkten Armen lehnte er gegen die Wand, hatte die Lippen fest zusammen, zu einem Strich gekniffen. Soweit sie sich erinnern konnte, waren sie beide immer einer Meinung gewesen- sollte sich das jetzt ändern? Es fiel nicht schwer, seinen Gesichtsausdruck und den in seinen Augen zu lesen, es erforderte keine spezielle Begabung; in John Sheppards Gesicht konnte man lesen, wie in einem offenen Buch. Er machte es einem nicht schwer…
    Er schien zu merken, was in ihr vorging und fing dann langsam an zu nicken, so, wie er es vorhin schon einmal getan hatte.
    Elizabeth erwiderte sein Nicken scheu und holte einmal tief Luft, versuchte dann ein möglichst beruhigendes Lächeln auf ihr verspanntes Gesicht zu zaubern.

    „ Dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?“ Sie wusste, dass diese Frage überflüssig war, da sie eh alle erwartungsvoll anstarrten. Es war totenstill und ihr eigenes Atmen erschrak sie.
    „ Ich weiß, dass Sie sich sicher alle fragen, was passiert ist“, fuhr sie mit leicht erstickt klingender Stimme fort und begann leicht nervös umherzulaufen… die Blicke folgten ihr. Sie seufzte. „ Glauben Sie mir, es fällt mir ebenso schwer, mich an das Geschehene zu erinnern und ich kann Ihnen nur das sagen, was ich weiß. Bei diesem Schiff handelt es sich in der Tat um ein Schiff der Antiker namens Artemis und das, was Sie hinter mir sehen können…“- Elizabeth atmete schwerfällig aus. Nein, so konnte sie es nicht sagen. Sollte sie all diesen Leuten es brutal ins Gesicht schleudern? Sollte sie ihnen direkt sagen, dass sich dieses Schiff selbstständig gemacht hatte und sich auf nach Nirgendwo befand? Einige waren derartige Botschaften gewöhnt, schließlich hatten sie alle vor gerade einmal drei Jahren nicht mal daran geglaubt jemals zur Erde zurückkehren zu können. Doch jetzt… wenn sie darüber nachdachte- konnte man einen Unterschied machen? Auf einem Schiff oder in einer Stadt- gab es überhaupt einen Unterschied?

    Elizabeth sah auf und versuchte den Kloß in ihrem Hals zu ignorieren. Wie stellte sie es sich vor? Wie wollte sie es denn Leuten sagen? In ihrer beruflichen Laufbahn hatte sie schon so manchmal Klartext reden müssen und normalerweise bereitete ihr dies keinerlei Probleme. Normalerweise.
    „ Ich…“, setzte sie an, doch genau in diesem Moment öffnete sich die Tür der Messe und ein sichtlich abgehetzter Daniel Jackson kam hinein gerauscht und stolpernd zum Stehen.
    „ Dr. Jackson?“ Elizabeth machte einen Schritt nach vorne, blieb dann jedoch wieder stehen.
    Die Augen des Archäologen wanderten durch den Raum, bis sich ihre Blicke schließlich trafen. „ Dr. Weir, es gibt da was, dass Sie wissen sollten.“

    Vala Mal Doran schaute sich um. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut, ganz im Gegensatz zu Daniel, der wie ein Wirbelwind umher schwirrte.
    „ Daniel“, sagte sie bittend, „ wir sollten jetzt wirklich zu den anderen gehen, meinst du nicht auch?“
    Doch der Archäologe reagierte nicht auf sie, schob nur seine Brille höher, hing wieder über einem dieser Computer, deren Funktionsweise Vala nicht einmal ansatzweise verstand. Es war Antikertechnologie und wenn man nicht gerade Dr. Daniel Jackson oder Col. Samantha Carter hieß, konnte man damit nicht gerade viel anfangen.
    „ Daniel“, startete die Schwarzhaarige einen letzten, aber zum Scheitern verurteilten Versuch, ihren Teamkameraden zu erreichen. Sie verstand ihn nicht! Wie konnte er nur dermaßen ruhig seiner „Arbeit“ nachgehen, obwohl er wusste, dass irgendetwas nicht stimmte?
    Vala seufzte resigniert und ließ sich auf einem im Raum aufgestellten Sessel sinken. Müde rieb sie sich ihre schmerzende Schläfe. Im Gegensatz zu Daniel erinnerte sie sich an nichts mehr; das Einzige, was sie noch wusste, war, dass sie mit Col. Mitchell in einem unheimlichen und ziemlich dunklen Korridor unterwegs gewesen war, der plötzlich noch dunkler geworden war. Dann… ja, dann war sie auf der Krankenstation aufgewacht, wo sich dieser Dr. Beckett um sie gekümmert hatte.

    Mit einem noch größeren Seufzen lehnte sie sich zurück, doch Daniels aufgeregt klingendes „ Vala“ riss sie wieder zurück. Er stand hinter einer ihrer Ansicht nach Kontrollplattform, vor ihm war ein holographischer Bildschirm aufgetaucht, den er intensiv anstarrte.
    Vala erhob sich und neigte den Kopf leicht zur Seite, um dieses Etwas- was es auch immer darstellen zu versuchte- besser zu erkennen und nachvollziehen zu können.
    „ Siehst du das?“, fragte Daniel sie mit vor Aufregung übersprudelnden Augen und deutete mit seinem Finger auf eine dünne, bläulich schimmernde Linie, die einmal über den ganzen Bildschirm führte und zudem anscheinend auch einmal durch das ganze Universum; elegant schlängelte sich die Linie über die Sternenkarte.
    „ Und was, wenn ich fragen darf, hat das zu bedeuten?“, fragte Vala vorsichtig zurück, denn sie wusste, dass Daniel nichts mehr hasste, als das man das wirklich Offensichtliche nicht erkannte.
    Doch Daniel sah sie einfach nur an. „ Das bedeutet, dass wir uns geirrt haben!“



    „ Was heißt das, wir haben uns geirrt?“ John hatte sich durch die gespannt lauschende Menge gekämpft und stand nun direkt neben ihr. Leicht ungläubig legte er den Kopf schief, schien Dr. Jacksons Worte noch einmal innerlich durchzukauen.
    Elizabeth bemerkte im Augenwinkel seine nachdenkliche Miene und musste ungewollt schmunzeln: Niemand, dem sie bisher über den Weg gelaufen war, sah beim Nachdenken so nachdenklich aus.
    „ Wir haben uns im Bezug auf dieses Schiff geirrt haben“, antwortete Daniel Jackson. „ Dieses Schiff war niemals in einer Schlacht.“
    „ Soll das heißen…“- Elizabeth stutzte leicht und sah den Archäologen leicht verwirrt an.
    „… dass das kein Schlachtschiff ist?“, beendete John ihren Satz und die Enttäuschung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
    „ Nein.“ Dr. Jackson schüttelte mit dem Kopf. „ Bei dem Durchgehen der Datenbank ist mir… vorhin etwas aufgefallen, doch es ist mir erst eben wieder eingefallen, als ich es vor mir sah.“
    „ Was haben Sie vor sich gesehen?“ Elizabeth trat einen Schritt auf das SG1 Teammitglied zu und zog ihre Augenbraue hoch.
    „ Einen genauen Bericht, über die genaue Route der Artemis“, kam die Antwort leicht verzögert. „ Ich erinnerte mich daran, dass die Göttin Artemis in der griechischen Mythologie nicht nur die Göttin der Jagd ist, sondern auch die des Waldes und die Behüterin der Frauen und Kinder.“
    „ Und was ändert das an unser jetzigen Situation?“ John klang leicht griffig.
    Daniel lächelte leicht nervös. „ Ändern tut es daran nichts, Colonel. Höchstens an der Tatsache, dass es sich bei der Artemis nicht um ein Schlachtschiff handelt, sondern um ein Versorgungsschiff.“
    „ Dann…“ Elizabeth begann wie ihm Trance zu nicken. Sie stolperte einen Schritt zurück, woraufhin John nach ihrem Arm packte und sie sorgenvoll ansah.
    „ Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, hörte sie ihn fragen und perplex nickte sie.
    „ Jaja, alles in bester Ordnung. Ich…“- Sie richtete ihren Blick auf Daniel und plötzlich umspielte ein Lächeln ihre Mundwinkel. „ Die Artemis… ich erinnere mich an diesen Bericht… von der Antikerin, Melia.“
    „ Ja, dass tue ich auch“, entgegnete Daniel und sie beide fingen an zu lächeln. Nur John, der ihren Arm immer noch fest umklammert hielt, schien das Ganze nicht allzu witzig zu finden.
    „ Und was hat das jetzt zu bedeuten?“, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    Elizabeth sah ihn an. „ Das es ein Versorgungsschiff ist, John. Mit festgelegter Route. Und wohin führen Versorgungsschiffe?“

    Die Augen ihres Gegenüber weiteten sich ein wenig und ein leises Raunen ging durch die Menge. Jeder hin schien es zu wissen, obwohl niemand es ausgesprochen hatte.
    „ Sie meinen…“, sagte John mit gesenkter Stimme. „ Aber…“
    „ Ich weiß, dass das alles etwas schwer ist, aber wir sollten diese Chance nutzen, auch wenn…“ Elizabeth schluckte, fuhr dann aber fort, ohne das auszusprechen, was eh alle schon zu wissen schienen. „ Deswegen sind wir nach Pegasus gekommen, John! Um fremde Welten zu erforschen und wenn uns dieses Schiff wirklich…“
    „ Gut.“ Der dunkelhaarige Soldat unterbrach sie mit einem schnellen Nicken.
    „ Wenn dies Ihr Wunsch ist.“
    „ Ich befürchte, im Moment bleibt uns nichts anderes übrig“, seufzte Elizabeth. „ Oder ist Rodney…“

    John verneinte.
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „ Wir sollten diese Chance wirklich nutzen. Und ich bin sicher, dass Sie das auch wollen.“
    „ Entschuldigen Sie mich bitte“, presste John hervor, nickte verabschiedend und verschwand dann in der Menge. Einige sahen ihm nach, andere wiederum tuschelten leise miteinander und Elizabeth wurde klar, dass dies zu einem Problem werden könnte.

    TBC...
    Spoiler 
    Charaktere sind bewusst ein bisschen OOC geschrieben.

  10. #6
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    Wieder ein schöner Teil!! Eine echt spannende Geschichte! Och, ich störe mich daran nicht weiter, da ich SGU bis jetzt noch nicht gesehen habe und nicht sicher bin ob ich es überhaupt schauen werde. Mir gefällt die Story trotzdem sehr gut.

  11. Danke sagten:


  12. #7
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    Standard Shadows Part II

    Spoiler 
    @Delilah Blue: Sieh es als eine Art Stargate Atlantis a la SGU an; nur halt mir den besseren Charakteren und nicht diesen Heulsusen von der Destiny


    Shadows Part II

    Walking down that road
    It's coming back to me
    Did you feel it inside
    A thousand memories


    Eigentlich hatte Elizabeth alle angewiesen, vorerst in der Messe zu bleiben, bis sie Näheres wussten, doch sie hatte sich rausgeschlichen- sie vermutete zwar nicht, dass Elizabeth ihr nun den Kopf abreißen würde, zumal die Expeditionsleitern wusste, dass sie sehrwohl auf sich aufpassen konnte.

    Teyla biss sich auf die Unterlippe, während sie durch die doch sehr verwirrenden Korridore irrte; einer glich dem anderen. Die lantianischen Schriftzüge an den Wänden sollten als Orientierungspunkte dienen, so hatte es zumindest Dr. Jackson behauptet. Sie beherrschte die Sprache der Vorfahren ein bisschen, doch diese Zeichen gaben ihr Rätseln auf.
    Es ist die Geschichte dieses Schiffes, hatte Elizabeth ihr zugeraunt, als sie beide sich vorhin auf dem Weg zur Messe befunden hatten. Höchst beeindruckend, nicht wahr?

    Der breite Korridor spaltete sich in zwei kleinere, dunklere auf. Teyla blieb stehen und entschied sich dann aber für den linken; er war etwas heller als der andere und sah irgendwie auch einladender aus. Sie fragte sich, wie die Besatzung damals diesen Wirrwarr aus Gängen auseinander gehalten hatte. Es musste doch noch andere Orientierungspunkte außer diesen überdimensionalen, an den Wänden angebrachten Schriftzügen geben.

    Teyla seufzte leise und ließ ihren Blick den Gang entlang schweifen; er war an die 100 Meter lang und immer wieder zweigte er ab und führte in Quartiere, in denen damals wahrscheinlich die Mannschaft untergebracht worden war. Dieser Komplex schien sowieso für das private Leben erbaut worden zu sein! Neben den Quartieren und der Messe mit dem grandiosen Ausblick ins Weltall, gab es noch einen Trainingsraum, eine Art Aufenthaltsraum und eine Krankenstation. Alles erweckte den Anschein, als hätte die Besatzung auf diesem Schiff gelebt…

    Eines der Quartiere war schwach erleuchtet und eine ihr bekannte Silhouette, die vor einem riesigen in die Schiffwand eingearbeiteten Fenster stand und in den Weltraum hinausstarrte, fing ihren Blick, als sie an der offenen Türe vorüberging.

    Teyla blieb stehen und seufzte noch leiser, als sie es zuvor getan hatte. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt ihm zu folgen, hatte ihm einfach nur verdutzt Platz gemacht, als er sich mit wütend aufeinander gepressten Lippen durch die aneinander gedrängten Menschen gezwängt und im Korridor verschwunden war. Doch irgendwas hatte sie dann doch dazu gebracht, ihm hinterher zu gehen. Sie hatte sich an Ronon vorbeigequetscht, worauf der Satedaner nur „ Passen Sie auf sich auf“ geraunt und versprochen hatte, sie auf dem Laufenden zu halten.

    „ John…“, sagte Teyla so leise, dass sie bezweifelte, dass er sie gehört hatte. Doch er hatte sie gehört; er hob den Kopf und wandte sich halb zu ihr um.
    „ Sollten Sie nicht bei den anderen sein?“, hörte sie ihn fragen und musste schlucken, denn dieser trockene, gleichgültige Unterton in seiner Stimme war ihr fremd.
    „ Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Sie ignorierte seine Frage geflissentlich, da sie eh wusste, dass er darauf keine Antwort haben wollte. „ Ich habe gesehen, wie Sie vorhin…“
    „ Es ist alles in Ordnung, Teyla“, unterbrach John sie, drehte sich jetzt ganz zu ihr um. „ Sie sollten lieber zu den anderen zurückgehen.“

    Sie wusste, dass er log- zumindest, was den ersten Satz anging. Man sah ihm an, dass irgendetwas nicht stimmte und bei aller Liebe… das war nicht schwer. Seine sonst immer so vor Charme übersprudelnden Augen wirkten leer und ausdruckslos und sein Gesicht hatte sich zu einer nachdenklichen Miene verzogen. So hatte sie ihn bisher nur einmal erlebt und das war schon lange her…

    Teyla runzelte die Stirn, zog die Augenbraue hoch und musste sich zusammenreißen nicht zu lachen, als sie sah, wie sich Johns Gesichtsausdruck veränderte. Er verdrehte schwach die Augen, so wie er es immer tat, wenn er wusste, dass sie wusste, dass er log.
    „ Sie sollten wirklich wieder zurückgehen“, meinte er schnell und drehte sein Gesicht so, dass sich ein Schatten über es legte und seine Miene vor ihr verbarg. „ Mir geht’s gut. Es ist nur alles…“

    Teyla seufzte resigniert, als seine Stimme verebbte und trat entschlossen in den Raum; es war ein Quartier. Recht gemütlich eingerichtet, wenn man davon absah, dass der Wohnstil dem von vor über zehntausend Jahren entsprach. Eine Wand der vier umspannte das riesige Fenster, welches wirklich einen unglaublichen Ausblick bot. Die drei übrigen zierte wieder ein Schriftzug, den sie nicht verstand. Eine Tür führte in einen zweiten, separaten Raum, wahrscheinlich das Bad. Etwas abgeschottet der Tür, sodass man es nicht gleich sehen konnte, war ein Bett aufgebaut worden, daneben ein kleiner Schrank. Rechts von ihr befand sich eine Art Bücherregal, aber leer. Davor waren zwei kleine Sessel, eine Couch und ein kleiner Tisch mit gläserner Tischplatte staffiert worden. An den Seiten des Fensters wallten sich Vorhänge, von denen sie aber bezweifelte, dass sie jemals zugezogen worden waren. Links von ihr prangerte eine kahle Zimmerecke, für die man anscheinend keine Verwendung gefunden hatte.

    „ … etwas überraschend?“, beendete sie seinen Satz. John sah sie aus dem Augenwinkel aus an und nickte schwach.
    „ Am Anfang war ich ebenso begeistert wie Elizabeth von der ganzen Sache, doch jetzt…“ Er verstummte wieder und räusperte sich. „ Tut mir Leid, dass ich Sie jetzt damit belästige.“
    Teyla schüttelte mit dem Kopf. „ Nein, Sie belästigen mich damit nicht, John. Reden Sie weiter.“
    Er seufzte. „ Es ist nur so, dass ich mir Sorgen um alle hier mache. Ich finde, wir sollten versuchen hier runterzukommen.“
    „Aber, dass hier ist doch eine einmalige Chance für uns, die uns möglicherweise nie wieder geboten wird“, warf Teyla ein und hörte einen leichten Anflug von Unverständnis in ihrer Stimme.

    John wandte sich nun völlig zu ihr. „ Sie machen sich keine Sorgen? Es interessiert Sie nicht, wie wir hier wieder weg kommen? Ob wir hier überhaupt jemals wieder weg kommen?“
    „ Davor haben Sie Angst?“ Teyla senkte ihre Stimme. „ Das wir hier nie wieder weg kommen?“
    „ Sie nicht?“, fragte ihr Gegenüber zurück und richtete seinen Blick wieder aus dem Fenster. „ Was ist mit Ihrem Volk? Haben Sie keine Angst?“
    „ Ich bin mir bewusst, John, dass es hätte besser kommen können, aber vielleicht sollten Sie auch einmal die Chancen in Betracht ziehen, die uns hiermit eröffnet werden.“
    „ Das ist doch gar nicht, Teyla.“ Er hielt seinen Blick noch immer von ihr abgewandt, doch sein Gesicht sprach Bände. „ Irgendwie verstehe ich Sie alle ja, doch irgendwie auch nicht. Glauben Sie mir, ich hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache, kaum dass ich dieses Schiff betreten habe und…“ Wieder einmal verstummte er, doch diesmal machte das Teyla stutzig. Warum hatte er aufgehört zu reden?

    „ Colonel?“, fragte sie vorsichtig und legte ihm ihre Hand auf die Schulter; er schien sie gar nicht zu beachten. Sein Blick war stur geradeaus gerichtet, als hätte er in der Ferne etwas fixiert. Teyla runzelte sie Stirn und rüttelte ihm sanft an der Schulter. „ John, ist alles in Ordnung?“
    „ So etwas hatte ich schon mal“, sagte er, ohne sie anzusehen. Seine Stimme klang nun nicht mehr so trocken wie vorhin, sondern schon fast ein bisschen wehleidig. Seine haselnussfarbenen Augen zuckten nervös umher und schimmerten feucht in dem dämmerigen Licht. „ Damals in Afghanistan.“

    „ John, nein…“, fuhr Teyla dazwischen. Sie wollte es nicht hören! Er hatte es ihr, Ronon und Rodney schon einmal erzählt und auf ein zweites Mal konnte sie verzichten. „ Sie müssen das nicht tun.“
    Doch statt auf ihre Bitte zu hören, fuhr er wie im Trance fort und Teyla wusste, dass sie ihn jetzt nicht mehr daran hindern konnte.

    „ Ich hätte sie retten können“, sagte John leise und bedrückt. „ Ich hätte sie alle retten können, hätte ich nur…“
    „ Es war nicht Ihre Schuld“, entgegnete ihm Teyla ebenso leise, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.
    „ Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Ich fühlte es und trotzdem…“- Er schluckte- „… und trotzdem habe ich zugelassen, dass sie gehen. Dass sie geht.“
    „ John, bitte nicht…“ Teyla klang nun schon fast bettelnd, trotzdem sie wusste, dass er nicht aufhören würde. Als er sich zu ihr umdrehte und als sein tränenüberschwemmter Blick sie traf, zuckte sie zusammen, obschon sie die Geschichte schon einmal gehört hatte.
    „ Verdammt, ich hätte Frauen und Kinder retten können, hätte ich nicht diesem verdammten Befehl befolgt!“, presste er zwischen seinen aufeinander gekniffenen Lippen hervor. „ Dreißig Frauen und ebenso viele Kinder. Ich habe sie alle umgebracht.“ Er wandte sich wieder von ihr ab, fuhr sich aufgebracht durch seine dunklen Haare, die in diesem Licht wie schwarzer Samt schimmerten.

    Teyla seufzte. Nur zu gut kannte sie die Geschichte aus Johns Zeit in Afghanistan- bevor er entschlossen hatte, eher seinem Gefühl als Befehlen zu folgen, wenn es darauf ankam. Bevor dieser Sache mit Captain Holland und bevor man ihn nach McMurdo strafversetzt hatte. Sie kannte die Geschichte über den geplanten Transport nach Kandahar; dreißig Frauen und Kinder waren an Bord des Militärflugzeugs gewesen. Sie kannte Johns Version nur zu gut- die, in der er schon vor der Start der Maschine Bedenken geäußert hatte, da das Gebiet- welches das Flugzeug überfliegen sollte- von den Taliban besetzt war und als besonders gefährlich galt. Doch niemand hatte damals auf ihn gehört und er hatte- wenn auch unwillig- seinen Befehl ausgeführt, was schlussendlich siebzig Personen das Leben gekostet hatte- den Piloten und die begleitenden Marines eingeschlossen. Und Malika Kuadana…

    Malika Kuadana war Afghanin gewesen, hatte auf dem Stützpunkt- auf dem John damals stationiert war- als Krankenschwester gedient und glaubte man seinen Berichten, so war sie wunderschön gewesen. In seinen Berichten hatte sie langes, fließendes dunkelbraunes Haar gehabt und ebenso dunkle Augen. Er hatte sie ein paar Monate zuvor kennengelernt; sie war direkt von der Akademie gekommen und man hatte sie beide zusammen in einen Trupp eingeteilt, der in den Westen des Landes aufgebrochen war, um die Leute in Malikas Heimatdorf mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen.
    John musste sie sehr geliebt haben, so wie er immer über sie sprach. Es hatte ihm das Herz zerrissen, als er von ihrem Tod erfahren hatte…

    „ E…es tut mir Leid, John“, wisperte Teyla mit erstickter Stimme und lächelte ihn aufmunternd an, obwohl er sie noch immer nicht ansah.
    „ Ich will nicht, dass es sich wiederholt“, sagte er leise. „ Diese Leute hier bedeuten mir was und ich… und es wäre für mich schrecklich, wenn ihnen etwas zustößt. Ich will das nicht noch einmal durchmachen müssen.“ Er pausierte kurz und sah sie dann endlich an. „ Verstehen Sie das?“
    Teyla nickte. „ Keine Sorge, ich verstehe Sie. Aber… wir sollten es einfach versuchen. Ich kann Elizabeth nur Recht geben: Es ist wirklich eine große Chance für uns und für diese Expedition. Und wer weiß… vielleicht werden wir es ja irgendwie schaffen zurückzukommen.“
    John biss sich auf die Unterlippe. „ Wissen Sie auch wie?“
    „ Es gibt Fragen, die kann niemand beantworten… noch nicht einmal ich“, antwortete Teyla und schmunzelte. „ Sie sollten sich besser daran gewöhnen.“
    „ Daran, dass Sie nicht alles wissen?“, fragte John und ein schwaches, aber dennoch leicht keck wirkendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, ließ seine Miene nicht allzu hart erscheinen. „ Das wusste ich schon länger.“
    „ Diesen Satz werde ich geflissentlich ignorieren, Colonel.“ Teylas Lächeln verebbte langsam und es dauerte nicht lange, bis sie sich wieder anschwiegen.
    „ Und… Sie haben wirklich keine Angst vor dem, was kommen mag?“, fragte John schließlich zögernd.
    „ Warum sollte ich?“, fragte sie zurück.
    „ Ich weiß nicht“, erwiderte er. „ Es ist nur… Vielleicht wäre es gut ein klein wenig Angst zu haben.“
    „ Solange es keinen Grund dafür gibt, werde ich mir keine Sorgen machen“, meinte Teyla und lächelte wieder ihr mildes Lächeln, das wiederum in sich zusammenbrach, als eine ihr bekannte Stimme aus ihrem und aus Johns Headset tönte.

    „ Col. Sheppard, Sie sollten in den Hologrammraum kommen. Es gibt da etwas, was Sie möglicherweise interessiert.“ Es war Samantha Carters Stimme, im Hintergrund hörten sie Rodney rumoren.
    „ Ich komme sofort, Colonel“, gab John ihr zu verstehen, woraufhin nur noch ein schnelles „ Verstanden“ folgte und die Funkverbindung dann abbrach.
    John seufzte resigniert und rieb sich über die Augen, fuhr sich dann durch seine schwarzen, wirren Haare. Entschuldigend sah er sie an. „ Ich werd da jetzt wohl hin müssen.“
    „ Gehen Sie“, lächelte Teyla und er begann sich langsam in Bewegung zu setzen. Sie folgte ihm mit ihrem Blick, bis er ihm Türrahmen stehen blieb und sich zu ihr umdrehte.
    „ Danke, für das… Gespräch“, sagte er mit einem schwachen Nicken und mit einem ebenso schwachen Lächeln.
    „ Keine Ursache“, erwiderte sie, doch da war er schon im Korridor verschwunden. Sie regte sich nicht von der Stelle, bis das Geräusch seiner entfernenden Schritte nicht mehr zu hören war.

    ++++++++++++++



    Man konnte Rodney ansehen, dass er Samantha Carter lieber an einen anderen Ort wünschte, aber gar nicht in seiner Nähe. Mit brummiger Miene drängelte er sich immer wieder an ihr vorbei, behandelte sie dabei wie Luft, ignorierte sie.

    Die blonde Astrophysikerin schien dies allerdings wenig zu interessieren und sie lächelte, als John den Hologrammraum betrat. Es war ein nervöses Lächeln- dafür musste man nicht unbedingt Psychologe oder ähnliches sein, um das zu erkennen.
    John nickte ihr kurz zu. „ Colonel.“ Er würdigte Rodney kurzen Blickes und verschränkte dann die Arme hinter dem Rücken. „ Sie wollten mich sehen?“
    „ Eigentlich wollte ich Sie sehen.“ Elizabeth trat aus dem Schatten des Kontrolltowers hinaus und zog ihm gegenüber die Augenbraue hoch. Er schluckte, wusste, was sie ihm an den Kopf schleudern wollte, doch überraschenderweise blieb sie still, musterte ihn nur. Neben ihr entdeckte er Daniel Jackson, der an dem Bügel seiner Brille herumnagte und angestrengt etwas zu betrachten schien, was auf dem Bildschirm abgebildet war, den er in seinen Händen hielt.

    „ Warum wollten Sie mich sehen?“, fragte John und versuchte so ausgeglichen wie möglich zu klingen. Auch ihm war bewusst, dass sein Verhalten vorhin mehr als unangemessen war, doch die Erinnerungen und Emotionen hatten ihn überrannt und er musste einfach raus da.
    „ Ich war nur der Annahm, dass Sie das vielleicht interessieren würde“, antwortete Elizabeth in einem freundlichen Ton, der ihn überraschte. War sie den gar nicht wütend auf ihn?

    Ein Hologramm erschien neben ihm und ließ ihn zusammenzucken; es hatte etwa die Größe wie die Bildschirme in Atlantis und sowieso ähnelte es stark der lantianischen Technologie, was wohl hauptsächlich daran lag, dass dieses Schiff von den Antikern stammte.
    John kräuselte die Augenbrauen und betrachtete das Angezeigte etwas näher; es war eine Route oder zumindest etwas so ähnliches. Bläulich schimmerte es ihm entgegen. An manchen Koordinaten schien es zu pausieren, dann folgte eine lange Strecke quer über die angezeigte Sternenkarte.
    Er sah zu Elizabeth auf. „ Und Sie zeigen mir das, weil…“
    „ Der nächste „ Stopp“, wenn man es so nennen kann, ist in einer Woche auf einem Planeten mit hohen Erdölvorkommen“, antwortete Elizabeth und deutete mit ihrem Zeigefinger auf einen schwach leuchtenden Punkten inmitten von unzähligen Sternen. „ Der Planet hat ein Stargate. Wir könnten von dort aus versuchen, Atlantis anzuwählen.“
    „ Wieso versuchen wir es nicht von hier aus?“, fragte John und stutzte, als ihn sowohl Elizabeth, als auch Jackson und Col. Carter verwirrt ansahen.
    „ Von hier aus?“ Elizabeth runzelte die Stirn. „ Was meinen Sie?“
    John sah im Augenwinkel, wie Rodney zusammenzuckte und seufzte. Er hatte es ihr also noch nicht erzählt.
    „ Rodney und ich haben eine Art… Reaktorkammer gefunden oder wenn man es so will, einen Gateraum.“
    „ Sagten Sie Gateraum?“
    Er nickte. „ Ja, das sagte ich. Es ist immens, größer als jedes, was ich bisher gesehen habe, mit goldenen Chevrons.“
    Elizabeth schüttelte ungläubig mit dem Kopf, sah zwischen ihm und Rodney hin und her. „ Und davon sagen Sie mir nichts?“
    „ Das wäre das Nächste gewesen, worauf ich Sie hin gewiesen hätte“, verteidigte sich John. Jetzt hatte sie noch einen Grund, um sauer auf ihn zu sein.

    „ Moment mal.“ Samantha Carter mischte sich ein. „ Das heißt, dieses Schiff besitzt ein Stargate? Warum sind wir dann eigentlich noch hier und diskutieren? Wir sollten davon Gebrauch machen!“
    „ Nein“, wandte Rodney ein und kam mit einem Computer unter dem Arm zu ihnen herübergeschlendert. „ Das können wir vergessen. Dieses Schiff hat kaum Energie, um beides laufen zu lassen. Den Antrieb und dann noch das Gate aktivieren? Halte ich für keine so gute Idee?“
    „ Was könnte schlimmstenfalls passieren?“, fragte Elizabeth.
    „ Schlimmstenfalls könnte das Schiff in Stücke gerissen werden“, erwiderte Rodney.
    „ Und bestenfalls?“
    „ Könnten die Lebenserhaltungssysteme zusammenbrechen und wir alle würden einen qualvollen Tod durch Ersticken finden.“
    „ Und das nennen Sie bestenfalls?“ Daniel Jackson schüttelte mit dem Kopf und eine unangenehme Stille überkam die kleine, fünfköpfige Gruppe.

    John kniff die Lippen aufeinander und sah Elizabeth an. In ihrem Gesicht spiegelte sich der Kampf in ihrem Inneren wieder und er wusste, wie schwer es ihr im Moment fiel, gelassen und ruhig zu wirken; ihm fiel es schließlich auch nicht leichter.

    Eine Woche hatte sie gesagt, dann würden sie in die Reichweite eines Planeten kommen. Was würde wohl passieren? Er war noch nie in einer derartigen Situation gewesen und konnte sich deshalb keine Antwort auf seine Frage geben…
    „ Wir sollten warten.“ Elizabeths Stimme riss ihn aus seinen Gedanken zurück auf das uralte Antikerschiff.
    „ Und wovon sollen wir bis dahin bitte schön leben?“, fragte Rodney spitz und zog die Augenbrauen hoch. „ Ich bin ein schwer schuftender Mensch und ich brauche notgedrungen meine Proteine und Ballaststoffe!“
    „ Im Jumper sind Vorräte, von denen ein fünfköpfiges Team einen Monat leben könnte“, meinte John, ohne näher auf Rodneys Ichbezogenheit einzugehen. „ Hinzu kommen noch die Powerbars, die alle bei sich tragen.“
    Elizabeth nickte. „ Wir sollten Teams zusammenstellen und das Schiff weiter erkunden. Könnten Sie das übernehmen, John?“
    „ Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich Col. Mitchell hinzuziehen“, entgegnete er.
    „ Tun Sie das.“ Sie seufzte. „ Ich weiß, es ist schwer, aber wir sollten das Beste aus unsere Situation machen.“ Elizabeth nickte allen noch einmal zu und entschuldigte sich dann, ging.
    „ Ja, das sollten wir“, murmelte John leise, ehe er ihr folgte. Sollten sie das wirklich?

    TBC

  13. Danke sagten:


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