Sie rangelten ein wenig, ließen ihre Hände über den Körper des anderen gleiten, lernten die empfindlichen Stellen kennen. Aber auch die Stellen, an denen ein erotisch gemeintes Streicheln einfach nur kitzelte und sie dann beide zum Lachen brachte. Dann gab es noch die blauen Flecken, die Daniel sich beim Fall zugezogen hatte, und Jack kümmerte sich mit Lecken, Küssen und gemurmelten Entschuldigungen liebevoll um jeden einzelnen.
Daniel drängte und drängelte, Jack hielt ihn in Schach und zwang ihm sein langsameres Tempo auf, bis Daniel in einer Mischung aus Frustration und haltloser Erregung wimmerte und keuchte. Er warf seinen Kopf auf dem Kopfkissen hin und her, während Jack mit entsetzlicher Langsamkeit seinen steinharten Penis leckte. Ihn mal mit mehr und mal mit weniger Druck anfasste und Daniel so stets auf der Kippe hielt.
Daniel fühlte wie er von Wogen des Wohlempfindens überspült wurde und zusammenhängende Gedanken immer schwieriger wurden. Er wollte, dass die Woge sich aufbaute, um endlich zum Höhepunkt zu kommen. Er wusste aber auch, dass dieser Moment davor unendlich kostbar war, weil er versprach, dass dieses Kribbeln, dieses Ziehen noch nicht zu Ende war, dieses Sehnen noch weiter andauerte. Und er wollte Jack, wollte in Jack sein, wenn sie gemeinsam den Punkt, hinter den es kein Zurückkehren mehr gab, überschritten. Daniel zwang sich, seine Gedanken noch einmal zusammenzureißen.
„Jack?“
„Mhmm?“ Jack ließ nicht von seinen sanften Küssen ab.
„Ich … will in dir sein, wenn es passiert.“
„Was?“ Jack hob seinen Kopf an.
„Wieso ‚Was’?“
„Äh … eigentlich bin ich ein Top.“
„Oh. Ich eigentlich auch.“
Leicht erstaunt schauten sie sich an. Da hatte wohl jeder von ihnen vorschnell vom anderen etwas angenommen, was so nicht stimmte.
„Oh, verflixt“, rief Jack halb lachend, halb ratlos. „Was … was heißt denn ‚eigentlich’?“, erkundigte er sich hoffnungsvoll.
„ ‚Eigentlich’ heißt, dass ich … dass ich“, Daniel überlegte für ein paar Sekunden, ob er den einfachen oder den ehrlichen Weg wählen sollte. „Es heißt, dass ich selten jemandem so vertraue, dass ich mich in seine Hände begebe“, entschied er sich für die Wahrheit. „Ich habe es einmal getan, bei einem Studienkollegen. Und anschließend, nachdem wir uns zerstritten hatten, hat er damit im ganzen Institut herumgeprahlt. Mit sehr abwertenden Worten. Ich habe zugesehen, dass das nie wieder passiert ist.“
„Das tut mir leid.“
Daniel zuckte die Schultern. „Das ist lange her. Und was heißt ‚eigentlich’ bei dir?“
„Dass ich es als Top lieber mag. Wie du weißt, habe ich gern alles unter Kontrolle. Vielleicht eine Berufskrankheit, keine Ahnung. Es fühlt sich für mich einfach richtiger an. Ich möchte … und ja ich weiß, das klingt kitschig … auch im Bett irgendwie … beschützen.“ Jacks Hände beschrieben unsichere Kreise und es war klar, dass er mit Worten nur sehr unzulänglich das ausdrücken konnte, was er meinte.
Daniel kannte Jack längst nicht so lange, wie er damals Stephen Raynor gekannt hatte. Und doch ertappte er sich dabei, dass er Jack mehr vertraute, als er es jemals bei Stephen getan hatte. Dort war immer ein Rest von Vorsicht gewesen, den er auch nur in den Wind geschlagen hatte, weil er eine Beziehung hatte retten wollen, die bereits am Zerbrechen gewesen war. Er sah jetzt ganz genau, dass er sein Zugeständnis damals als Kitt eingesetzt hatte – aber es war so kläglich gescheitert, wie er das bei logischer Betrachtung vielleicht hätte voraussehen können.
Jetzt musste er sich entscheiden, ob er Jack einen solchen Vertrauensvorschuss gewähren konnte oder nicht.
Jack rutschte auf dem Bett nach oben, bis er wieder auf Augenhöhe mit Daniel war. Seine Finger glitten nach wie vor streichelnd über Daniels Brust, fuhren die Rippenbögen nach und rubbelten über die Brustwarzen, die sich sofort verhärteten. Er mochte ja voreilig und naiv gewesen sein, aber er hatte sich immer ausgemalt, dass Daniel auf seine Stärke, seine körperliche Kraft reagieren würde und sich ihm hingeben wollte. Als er ihn, ganz am Anfang, gegen die Wand gepresst hatte, war ihm nicht entgangen, dass Daniel mit einer Erektion darauf reagiert hatte. Nicht bei einem einzigen seiner Tagträume war er auf die Idee gekommen, dass es auch anders herum sein könnte. Nun, das versprach ja interessant zu werden in Zukunft – wenn es zu einer Fortführung der Beziehung käme – wenn sie jedes Mal neu aushandeln müssten, wer oben und wer unten war!
Und interessant war doch das Beste, was einer Beziehung passieren konnte, musste Jack mit plötzlicher Erkenntnis denken. Denn kaum etwas war schlimmer als Langeweile, weil sie sie den Partner nach Abwechslung suchen ließ. Das würde ihm mit Daniel sicher nicht passieren.
„Also schön …“, „In Ordnung …“ sagten sie beide zur selben Zeit und mussten grinsen.
„Du zuerst.“
„Nein du.“
„Verdammt, Jack, das ist Kindergartenniveau!“
„Ja, es hat etwas davon, nicht wahr?“ Belustigt küsste Jack Daniels Mundwinkel und leckte einmal über die Lippen. „Was wolltest du also sagen?“
„Der Klügere gibt nach.“ Daniel seufzte. „Ich wollte nur sagen … dass wir … dass ich dir vertraue.“ Er schaute Jack erwartungsvoll und ein bisschen nervös an.
Jacks Züge entspannten sich und mit warmer, leiser Stimme meinte er: „Und ich wollte dir gerade entgegenkommen und meinerseits … äh … du weißt schon was.“
„Sind wir jetzt weiter als gerade?“ Daniel grinste und streichelte über Jacks Arm. „Oder haben wir nur das Problem von ‚keiner will’ auf ‚beide wollen’ verschoben?“
„Wir haben beide unsere Bereitschaft demonstriert und können jetzt schauen, wie es sich entwickelt, okay?“
„Okay.“
Jack drehte Daniel mit einem Griff, den er nur beim Geheimdienst gelernt haben konnte, auf den Bauch und rollte sich über ihn. Daniel wehrte sich und kämpfte gegen Jack. Als Jack dagegen hielt, entwickelte es sich wieder zum Kräftemessen. Er versuchte Jack abzuwerfen, aber der hielt ihn eisern fest. Das verstand Jack also unter „schauen wir mal, wie es sich entwickelt“! Das hätte er sich ja irgendwie denken können. Daniels Enttäuschung wuchs und er versteifte sich unwillkürlich.
Plötzlich fühlte sich Jack wie ein 1a-Idiot! Die ganze Zeit machte er Daniel durch Langsamkeit verrückt und in dem Moment, wo er ihm sagte, dass er ihm vertraute, wurde er zum … Höhlenmenschen! Er hatte wirklich mehr Blut im Schwanz als im Hirn! „Es tut mir leid. Bitte entspann dich wieder.“ Jack gab Daniels Hände frei. Er blieb über ihm liegen und hauchte winzige Küsse in seinen Nacken und auf seine Schultern. „Bitte.“
Nach einem an den Nerven zerrenden langen Moment, wich die Spannung wieder aus Daniels Körper.
Als Daniel nichts sagte, nahm Jack das als gutes Zeichen. „Denk daran, wie nah du gerade schon warst, lass mich einfach weitermachen“, lockte Jack und strich Daniels Rückgrat mit seinen Fingerknöcheln rauf und runter, bis Daniel sich in die Berührung hineinlehnte. „Ich verspreche dir, dass ich dich ... ähm … später auch … ranlasse.“ Jack stolperte über die letzten Worte und räusperte sich.
Daniel fand es beruhigend, dass auch ein sonst so selbstsicherer Ex-Geheimagent Wortfindungsstörungen haben konnte. Vielleicht … Er buckelte leicht gegen Jack, aber nicht so, dass Jack es als Befreiungsversuch werten konnte. Er teste Jacks Bereitschaft ihn sanft festzuhalten, ohne ihn wirklich einzuengen und spürte dessen ganzes Gewicht auf sich lasten. Er war von Jacks Körper und Wärme umhüllt und gestand sich ein, dass es sich gar nicht schlecht anfühlte. Er stellte fest, dass er das Wissen um Jacks gezähmte Kraft mochte. Es gab ihm ein Gefühl von Sicherheit – und das passte zu Jack, passte perfekt zu seiner ganzen Art.
„O… Okay“, wisperte er ins Kopfkissen. Er vertraute Jack sein Leben an – da konnte er ihm wohl auch seinen Hintern anvertrauen. Daniel war sich bewusst, dass es nicht so simpel war, aber als Begründung machte es sich im Moment gut. Er ließ die Spannung aus seinen Muskeln weichen.
Jack quittierte dieses Zeichen des Einverständnisses mit Küssen, die sich von Daniels Hüfte aus langsam auf Daniels Hintern vorarbeiteten. Jack schob erst ein Knie, dann ein zweites zwischen Daniels Beine, sodass er sich dazwischen knien konnte. Mit einem tiefen Atemholen spreizte Daniel seine Beine noch ein wenig mehr, damit er bequem Platz fand.
Daniel konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so ausgeliefert aber auch so begehrt gefühlt hatte. Jacks Küsse bedeckten seine Schulterblätter, wechselten mit kleinen Bissen ab, als er zu Daniels Taille kam. Jacks Hände kneteten seinen Hintern und massierten seine kräftigen Muskeln, bis Daniel Laute des Wohlbehagens ausstieß. „Das fühlt sich so gut an“, nuschelte er halb gegen seine Unterarme, halb in das Kopfkissen.
„Dein Privatmasseur, mit dem ganz speziellen Service“, scherzte Jack. Noch einen Moment hielt er die Massage aufrecht, dann zogen seine Hände sanft die beiden Hälften von Daniels Hintern auseinander.
Noch ehe sich Daniel richtig überlegt hatte, wie er in diesem Moment aussehen musste und ob ihm das nicht schon zu intim war, spürte er Jacks Zunge dort. „Uoah.“ Was für ein Gefühl! Alle hochempfindlichen Nerven an dieser Stelle wurden stimuliert und Daniel jagte es einen angenehmen Schock das Rückgrat rauf. Er stöhnte laut auf und drückte seine Hüften etwas nach oben, um Jack entgegen zu kommen. „Oh mein Gott, hör bloß nicht auf.“
Er hörte Jack lachen, spürte ihn lachen und dachte, wie seltsam es wäre, das an so einer Stelle zu spüren. Doch ehe er sich eine passende Bemerkung zurecht gelegt hatte, drang Jacks Zunge in ihn. Ein heiß-weißer Strahl raste bis in seine Fußsohlen und ließ ihn erzittern. Sein einziger Gedanke war nur, wie gut, wie fantastisch sich das anfühlte. Und wenn Jack so weitermachte, würde er kommen, bevor Jack in ihm war.
Jack war froh, dass sein „Ablenkungsmanöver“ so ein durchschlagender Erfolg war. Daniel bog sich ihm entgegen, flehte „mehr, mehr“ und schien auch verdrängt zu haben, dass er vor nicht ganz einer Stunde noch dagegen angekämpft hatte. Und auch als Jack seine Zunge erst durch einen, dann durch zwei Finger ersetzte, verspannte er sich keine Sekunde. Dieses Vertrauen verursachte Jack einen Kloß im Hals – er war sich bewusst, dass das kein Geschenk war, das Daniel leichtfertig gab. Jetzt war er verantwortlich, sich dem Vertrauen würdig zu erweisen. Rasch zog er sich ein Kondom über, dann kehrten seine Finger zurück, um Daniel zu verwöhnen und vorzubereiten. Erst als er sich absolut sicher war, dass es mit keinerlei Schmerzen für Daniel verbunden war, drang er langsam in ihn. „Okay?“ Eng und warm umschloss ihn Daniels Körper.
„Ja.“ Und es war mehr als in Ordnung. Jack bewegte sich vorsichtig in ihm und fragte noch zwei Mal „Okay?“, bis Daniel leicht atemlos „Fester!“ sagte. Erst dann wurden Jacks Stöße tiefer und härter. Er traf jedes Mal genau die richtige Stelle und Daniel rutschte immer tiefer in einen warmen See voller Wohlbefinden. Es schlug ihm von allen Seiten entgegen, sein ganzer Körper schien eine einzige erogene Zone zu sein und selbst dort, wo sein Penis gegen das glatte Laken rieb, bauten sich Kaskaden von kleinen, angenehmen Schockwellen auf. Er presste sich Jack entgegen, versuchte ihn noch tiefer in sich zu spüren, bot sich ihm noch schamloser dar, indem er seine Beine weiter spreizte. Aber Jack blieb bei seinen zärtlichen Bewegungen, zog Daniel unweigerlich mit, aber nicht in harten, stolpernden Sätzen, sondern mit gleitenden, fließenden Abläufen, verengte er die Spirale der Lust, bis Daniel nur noch aus dem Gedanken „Jetzt, jetzt, jetzt“ bestand.
Er schien das wohl laut gesagt, geflüstert, gefleht oder was auch immer zu haben, denn Jack schob seine Hand unter seinen Bauch, umfasste sein Glied, strich auf und ab und meinte ruhig: „Dann komm.“
Daniel ließ sich fallen und kam.
Jack, der sich in den letzten Minuten sehr zurückgehalten hatte, lockerte seine verkrampften Finger, die neben Daniels Fingern das Kopfkissen umkrallt hatten, und ließ sich ebenfalls fallen. Er braucht nur sieben, acht Bewegungen, dann ergoss er sich stöhnend in Daniel, der dies mit einem aufseufzenden „gut“ kommentierte. Er blieb noch einen Moment auf Daniels Rücken liegen, atmete gegen dessen verschwitzte Haut, genoss den Geruch nach Sex und Erfüllung, ehe er sich von ihm herunterrollte, das Kondom entsorgte und sich dann von Daniel in eine schlappe Umarmung ziehen ließ.
Daniel legte seine Stirn gegen Jacks, schlang einen Arm um Jacks Taille und seufzte tief auf, als Jacks Hand sich auf seine Hüfte legte und sein Daumen winzige Kreise streichelte.
„Glaub aber ja nicht, dass du mich jetzt für immer … umgedreht hast“, merkte Daniel träge an, und seine Finger glitten über Jacks verschwitzte Schläfen und glätteten die kurzen Haare dort. „Aber ein paar Mal seltener können wir die Diskussion jetzt schon führen.“ Es war genau das, was er gebraucht hatte. Sanft und langsam, in deutlichem Gegensatz zu der Hektik der letzten Tage und Stunden.
„Das ist gut. Ich freue mich aber auch schon auf Rangeleien um die Vorherrschaft“, grinste Jack.
„Ich auch.“ Daniel hob den Kopf ein paar Zentimeter, um Jack in die Augen zu schauen. „Wir werden sehr gut darin sein.“ Er strahlte Jack begeistert an.
„Oh ja, das werden wir.“ Jack besiegelte den Pakt mit einem weiteren Kuss.
Als Jack nach der Bettdecke griff, zupfte Daniel eine handvoll Papiertücher aus der Box und reichte welche an Jack. Notdürftig machten sie sich sauber, dann zog Jack die Decke über sie beide.