Titel: Merlin und der Ring der Zauberer
Serie: SGA/Merlin (BBC)
Rating: PG
Charaktere: Rodney McKay, John Sheppard, Ronon Dex, Merlin, Arthur Pendragon, Morgana, Gaius (und ein wenig Gwen und Uther Pendragon)
Genre: Abenteuer, Humor, ein bisschen Action
Zeitliche Einordnung: Für SGA ca. 2 Jahre nach Ende der 5. Staffel; für Merlin nach 2x04 („Guinevere und Lancelot“) – Spoiler für diese Episode und auch für „The Poisoned Chalice“ (1x04) und „Lancelot“ (1x05). Man muss aber keine dieser Folgen gesehen haben, um die Story zu verstehen. Allerdings werden grobe Kenntnisse der Artuslegende vorausgesetzt. *g*
Anmerkungen: 1. Einen ganz herzlichen Dank an meine unermüdliche Betaleserin Antares! Du warst mir wie immer eine riesengroße Hilfe, auch wenn ich in mancherlei Hinsicht ein echter Sturkopf sein kann.
2. Wer die Serie Merlin nicht kennt, aber – wie ich hoffe – trotzdem diese FF liest, den bitte ich darum, Nachsicht hinsichtlich der Artuslegende und anderen verwandten Themen zu üben. Die Serie hält sich nicht immer an irgendwelche Vorgaben aus den vielfältigen Überlieferungen zu diesem Thema. Ihr werdet hier also beispielsweise keinen alten, weiß-bärtigen Merlin vorfinden.
3. Die in der FF vorkommenden Zaubersprüche sind in alt-englisch gehalten, das auch in der Serie auf diese Art zum Einsatz kommt.
Kurzinhalt: Der Weg zu einer Geburtstagsparty führt für John, Rodney und Ronon über einen ungeplanten Umweg ins finsterste Mittelalter – in das sagenhafte Reich von Zauberern, Monstern und Drachen, heldenhaften Prinzen und tyrannischen Königen. Können Merlin und seine Freunde den dreien helfen, wieder nach Hause zu kommen?
Fanart von Antares! Und gleich noch mal meinen herzlichsten Dank, dass du so in letzter Minute eingesprungen bist, nachdem ich meine ursprüngliche FanArtistin als vermisst melden musste. *gg* Vielen, lieben Dank für das tolle Cover-Wallpaper und die zwei Manips (die ich später an den entsprechenden Stellen posten werde)!
Wow, jetzt aber genug der Vorworte! *g* Viel Spaß (hoffentlich)!
Merlin und der Ring der Zauberer
Teil 1
„Sheppard! Warte auf mich!”
Der Angesprochene drehte sich um und musste unwillkürlich grinsen. Watschelnd – anders konnte man es nicht nennen – kam McKay auf ihn zugelaufen. Unter jeden Arm hatte er je ein großes Packet geklemmt und zusätzlich hielt einen recht beachtlichen Blumenstrauß in der linken Hand.
„Himmel, Rodney, was hast du alles besorgt? Der Junge wird erst drei.“
„Genau, man wird ja nur einmal drei in seinem Leben, oder?“
„Und die Blumen?“, hakte John nach und deutete vielsagend auf den Strauß.
„... sind für Teyla.“ Ein etwas verlegenes Lächeln stahl sich auf Rodneys Lippen. „Immerhin will sie für uns kochen. Ich meine, äh, macht man das nicht so? Blumen schenken?“
Sheppards Grinsen verbreiterte sich noch ein wenig. Auch wenn McKay sich schon vor über einem Jahr wieder von Keller getrennt hatte, so schien diese ihm doch in ihrer Zeit wenigstens ein paar gute Manieren eingeimpft zu haben. „Ja, Rodney, das macht man so“, antwortete er deshalb schmunzelnd. „Aber jetzt erzähl mal ... was hast du für Torren gekauft?“
„Okay, aber nur wenn du mir danach sagst, was in deinen Geschenken drin ist“, erwiderte Rodney und starrte nun seinerseits neugierig auf die große Tüte, die sein Freund in den Händen hielt. Allerdings wartete er gar nicht auf Johns Zustimmung, sondern setzte gleich zu seiner Erklärung an, begierig darauf, das große Geheimnis auszuplaudern. ‚Das Kind im Manne’, dachte John amüsiert.
„Also, hier drin“, mit einiger Mühe hielt er das Paket unter seinem rechten Arm etwas höher, „ist ein portabler DVD-Player ...“
„Wow, aber, äh, du weißt schon, dass diese Dinger Strom brauchen, oder?“, unterbrach ihn John verwirrt und ließ eine Augenbraue skeptisch unter seinem Haaransatz verschwinden.
„Sheppard, ich hatte wirklich angenommen, dass du in all der Zeit langsam mitbekommen hättest, dass ich ein Genie bin ...“ Leidvoll aufseufzend schüttelte McKay den Kopf. „Natürlich habe ich auch an die Stromzufuhr gedacht. Denn hier“, dieses Mal hob er das Packet unter seinem linken Arm etwas höher, „habe ich einen Miniatur-Naquadah-Generator inklusive USB-Anschluss, den ich eigens für diesen Zweck entwickelt habe“, führte Rodney nun voller Stolz aus und sah Sheppard um Beifall heischend an. Mit einem anerkennenden Pfiff kam John dieser stillen Aufforderung nach. „Das ist toll, McKay! Ehrlich. Hast du auch einen Film?“
Mit einem ‚Für wie blöd hältst du mich eigentlich?’-Augenrollen deutete er mit dem Kopf auf seinen Rucksack und antwortete: „Aber klar doch. Die Hexe und der Zauberer! Und guck mich nicht gleich so komisch an“, setzte Rodney bissig hinzu, als er Sheppards leicht spöttischen Gesichtsausdruck auffing. „Torren kann bei dem Film durchaus was lernen ... und ... und ich mochte den als Kind!“
„Ich habe doch gar nichts gesagt, Rodney“, erwiderte John lachend. „Ich war nur etwas überrascht, ich hätte dich nicht unbedingt in die ‚Ritterspiel’-Kategorie eingeordnet.“
„Nun ja, ich hab mich wohl auch damals schon mehr an Merlin orientiert. Ich habe alles über ihn gelesen. Dieser Zauberer war weise und klug und seiner Zeit weit voraus ... so wie ich!“, erklärte Rodney verschmitzt. „Aber nun zu dir, was hast du da in der Tüte?“
„Och, nichts Besonderes ... die obligatorischen Bauklötze und ... äh, einen Hubschrauber.“
„Einen Hub...schrauber?“ Rodneys Augen wurden groß.
„Aus Plüsch, McKay! Aus Plüsch! Hey, man kann die Jugend von heute doch nicht früh genug zur Fliegerei verleiten, oder?“, fügte er etwas verlegen hinzu und kratzte sich dabei mit der freien Hand am Hinterkopf.
„Sicher“, erwiderte McKay trocken. „Jetzt sollten wir aber los. Nicht, dass Teyla am Ende noch mit dem Essen auf uns warten muss.“
„Oh nein, das wäre wirklich unverantwortlich!“ Doch dieses Mal prallte Sheppards Ironie kommentarlos an McKay ab, denn dieser war schon in Richtung Jumperhangar weitergeschlurft – immer darauf bedacht, keines der wertvollen Pakete zu verlieren. Grinsend folgte John ihm.
Etwas über zwei Jahre waren vergangen, seitdem Atlantis im Meer vor San Francisco gelandet war. Und unglücklicherweise hatten die hohen Tiere in Washington entschieden, dass die Stadt der Antiker auf der Erde verbleiben sollte. Nur ungern erinnerte sich John an die endlosen Debatten und Streitigkeiten zurück, die diese Entscheidung nach sich gezogen hatten. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er und seine Freunde drauf und dran gewesen waren, Atlantis schlichtweg zu entführen und wieder in die Pegasus-Galaxie zurückzufliegen. Doch am Ende hatte die Vernunft – wenn auch widerwillig – gesiegt. Ohne die Unterstützung der Erde wäre ihre Mission auf lange Sicht gesehen dem Untergang geweiht gewesen.
So hatte man Atlantis letztendlich zum primären Stützpunkt des Stargate-Programms erklärt. Der Komplex im Cheyenne-Mountain war nur noch für Notfälle mit einem Minimum an Personal besetzt. Eine durchaus logische Variante, wenn man bedachte, dass das Tor auf Atlantis nun das dominante Stargate auf der Erde war. Und um die schwimmende Stadt vor neugierigen Augen zu schützen, hatte Sheppard sie in einer stürmischen Nacht getarnt weit aufs offene Meer hinausgeflogen, irgendwo in den Pazifik. Den genauen Standort kannten nur wenige.
Allerdings war der Kontakt zur Pegasus-Galaxie nicht gänzlich abgebrochen worden. Die Daedalus unternahm noch immer regelmäßige Kontrollflüge, um nach dem Rechten zu sehen und außerdem hatte man Teylas Volk angeboten, es auf einen adäquaten Planeten in der Milchstraße umzusiedeln, wo es vor den Angriffen der Wraith geschützt war. Bis auf ein paar ganz Hartgesottene hatten die Athosianer dieses Angebot gerne angenommen. Und obwohl sie Torren so oft es ging mit zur Erde nahm, war Teyla froh gewesen, dass sie die Möglichkeit hatte, ihren Sohn in ihrer gewohnten Kultur aufwachsen zu lassen. Sie, Kanan und der Kleine hatten sich auf dem unberührten und mit vielen Wäldern und Seen bestückten Planeten, den die Menschen für sie gefunden hatten, eine neue Heimat aufgebaut.
Und genau dorthin war nun ein Teil des ursprünglichen Atlantis-Teams unterwegs. Major Lorne war schon vor einigen Stunden mit Radek Zelenka, Sam Carter, Daniel Jackson, General O’Neill und Richard Woolsey in dem ersten Jumper aufgebrochen, da sich Teylas Dorf ein paar Meilen vom Stargate entfernt befand. Der Grund, warum er, McKay und Ronon jetzt mit einem zweiten Jumper folgten, war schlicht der, dass Rodney noch ein äußerst wichtiges Experiment hatte beenden wollen. Und als sein Blick jetzt auf den fein säuberlich eingepackten Mini-Naquadah-Generator fiel, konnte John sich auch denken, um was für ein Experiment es sich dabei gehandelt hatte.
„Na endlich. Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr“, grummelte Ronon. Der ehemalige Runner hockte mit missmutigem Gesicht auf der heruntergelassenen Eingangsluke des Jumpers, als John und Rodney den Hangar betraten.
„Was hast du für Torren?“, fragte McKay, ohne auch nur eine Sekunde auf den Vorwurf einzugehen. Schließlich war seine Genialität Ursache für ihre Verspätung und somit über jeden Zweifel erhaben.
„Wenn du es unbedingt wissen musst ... ich habe ihm ein Holzschwert geschnitzt“, erwiderte Ronon und sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er es in diesem Augenblick nur zu gerne einmal testen würde.
„Oh, wie passend!“, warf John amüsiert ein und dirigierte seine Freunde ins Innere des Jumpers, wobei er die teils pikierten, teils irritierten Blicke der beiden geflissentlich ignorierte. „Los geht’s, bevor wir wirklich noch zu spät zu der Party erscheinen.“
~~~
In dem Moment, in dem der Jumper langsam in den Gateraum hinunterglitt und Chuck mit erhobenen Daumen signalisierte, dass er jetzt das Tor anwählen würde, begann im ehemaligen Kontrollraum des SGCs tief unten im Cheyenne-Mountain eine Warnleuchte zu blinken. Unglücklicherweise wollte es der Zufall, dass der diensthabende Soldat sich zur gleichen Zeit eine Tasse Kaffee eingoss und so das Signal in seinem Rücken, das ein recht seltenes, aber ernstzunehmendes Ereignis vorhersagte, nicht sofort bemerkte. Infolgedessen tauchten die drei Männer vollkommen ahnungslos in das wabernde Blau des Ereignishorizontes ein.
~~~
Verblüfftes Schweigen breitete sich in dem kleinen Jumper aus, als dieser auf der anderen Seite aus dem Wurmloch herausschoss. Sheppard fand als Erster die Sprache wieder.
„Äh, Rodney ...? Korrigier mich, falls ich falsch liege, aber sollte das Stargate nicht auf einem kleinen Hügel umgeben von dichtem Wald stehen?“
„Welches Stargate?“, gab McKay, der mittlerweile hektisch an den Kontrollen herumfuhrwerkte, nervös schluckend zurück. „Laut meinen Sensoren gibt es hinter uns gar kein Stargate mehr ...“
„Was?“ Ohne eine weitere Erklärung abzuwarten, zwang John ihr Fluggerät in eine fast perfekte 180-Grad-Wendung. Und nur die Tatsache, dass der Jumper mit Trägheitsdämpfern ausgestattet war, verhinderte, dass sich die drei Männer zu einem kleinen Stelldichein an der Frontscheibe wiederfanden. Doch hier endete schon die Liste der positiven Dinge, denn auch auf dieser Seite bot sich ihnen derselbe Anblick.
Wasser.
Nichts als Wasser – so weit das Auge reichte.
„Also, irgendetwas stimmt hier nicht.“ Ronon war aufgestanden und hatte sich direkt zwischen den beiden Pilotensitzen postiert.
„Oh, wirklich? Vielen Dank für diese scharfsinnige Beobachtung, Mister ‚Offensichtlich’!“, erwiderte Rodney barsch, während er sich aus seinem Sitz hochstemmte und seinen Tablet-PC aus dem Rucksack holte. „So, wie es aussieht, ist es wohl wieder mal an mir herauszufinden, was genau hier nicht stimmt.“
„Oder ... wir könnten uns das Ganze mal von etwas weiter oben angucken“, schlug John vor und nahm – schon während er das sagte – Kurs auf den Weltraum.
„Nun, ich denke, das wäre auch eine Möglichkeit“, gab McKay leise aufseufzend zu und ließ sich wieder in seinen Sitz fallen.
Und nur wenige Minuten später hatten sie einen wahrhaft grandiosen Ausblick auf ...
„... die Erde?“, rief McKay ungläubig aus. „Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!“
Weder Ronon noch Sheppard konnten darauf etwas Sinnvolles oder gar Gegenteiliges erwidern, denn vor ihnen lag eindeutig ihr Heimatplanet. Eine blaue Kugel, eingebettet in das schwarze Samt des Weltalls. Traumhaft schön und friedlich. Zu friedlich ...
„Das ist seltsam“, meinte John, nachdem sie eine Weile erstaunt schweigend den Anblick genossen hatten.
„Was?“, fragten Rodney und Ronon unisono.
„Ich empfange keinerlei Signale. Keine Funkwellen. Nichts. Aber wenn das da unten die Erde ist ... und ich denke, wir sind uns einig, dass es die Erde ist ... dann sollten wir irgendetwas empfangen, oder nicht?“ Die Verwirrung in seiner Stimme war unüberhörbar. „Aber da ist nichts, wie tot.“
„Oder noch gar nicht lebendig ...“ Rodney schnappte erschrocken nach Luft, als ihn die Erkenntnis wie der sprichwörtliche Laster überrollte. Hastig griff er wieder nach seinem Tablet-PC und begann, Daten einzugeben und zu berechnen, die ihm das Display des Jumpers offerierte.
„Rodney, was ist ...?“
„Ruhe! Ich arbeite!“
John und Ronon konnten nichts weiter tun, als ungeduldig die in schneller Folge auftauchenden Daten auf der Frontscheibe zu beobachten. Nach einer schieren Ewigkeit, die in Wirklichkeit nur wenige Minuten andauerte, begann McKay plötzlich, aufgeregt mit den Fingern zu schnipsen. „Ich hab’s!“, verkündete er lautstark und blickte in die erwartungsvollen Gesichter seiner Freunde. Die Sekunden verstrichen. Dieser Moment bedurfte einfach etwas zusätzlicher Spannung. Nur leider schien Sheppard das nicht ganz so zu sehen ...
„Rodney!“
„Ja, ja, schon gut. Also, das ist unsere Erde ...“
„Erzähl uns etwas, das wir noch nicht wissen“, warf Ronon augenrollend ein.
„... aber es nicht unsere Zeit!“, führte McKay ungerührt aus und wartete einen weiteren Augenblick, um diese Eröffnung gebührend wirken zu lassen. Als er zu seiner vollen Genugtuung nichts als verblüfftes Schweigen als Antwort erhielt, fuhr Rodney fort: „Als Sheppard meinte, es gäbe keine Funksignale oder dergleichen, hat es Klick gemacht. Ich habe daraufhin die Stellung der Kontinentalplatten unter uns mit denen aus der Datenbank verglichen, und aus den Abweichungen konnte ich eine ungefähre Zeitangabe errechnen. Natürlich musste ich dafür ...“
„McKay!“, unterbrach ihn John mit nur mühsam unterdrückter Ungeduld. „Wo ... äh, ich meine, wann sind wir?“
„Im Mittelalter. Genauer gesagt, im frühesten, finstersten Mittelalter. So um 500 bis 600 nach Christus.“
Abermals herrschte Schweigen im Jumper. Selbst Rodney schien diese Nachricht, nachdem er die Tatsachen erst einmal laut ausgesprochen hatte, verdauen zu müssen. Zusätzlich dazu zeigte ihm sein Gehirn, das im Hintergrund auf Hochtouren lief, mit jedem Einrasten der kleinen Rädchen ein wenig mehr, wie ausweglos ihre Situation tatsächlich war. Und vielleicht war es ein Segen, dass Sheppard diesen verhängnisvollen Denkprozess gerade jetzt unterbrach.
„Wie zum Teufel sind wir hierher gekommen?“
„Da kann ich nur raten. Aber die naheliegendste Vermutung wäre, dass wir aufgrund einer Sonneneruption, die just während unserer Reise aufgetreten sein muss, in diese Zeit geschleudert wurden. Genauso wie SG-1 damals im Jahr 1969 gelandet ist ...“
John nickte nur stumm, er erinnerte sich an den Bericht. Doch Ronon, der diesem Gespräch nicht wirklich zu folgen vermochte, stellte die unvermeidbare Frage: „Und wie kommen wir wieder nach Hause?“, und sorgte so dafür, dass Rodneys Gehirn den zuvor abgebrochenen Denkprozess wieder aufnahm und alsbald zu einer demoralisierenden Schlussfolgerung kam.
„Gar nicht!“ Man konnte praktisch zusehen, wie McKays Gesicht immer mehr an Farbe verlor, je weiter diese Erkenntnis in sein Bewusstsein sank. Kein sehr beruhigender Anblick.
„Was meinst du mit ‚gar nicht’?“, hakte John nach. „Wenn ich Carters Ausführungen von damals richtig verstanden habe, brauchen wir nur zu dem Zeitpunkt einer weiteren Sonneneruption auf der anderen Seite der Sonne durch das Stargate zurückzukehren. SG-1 hat das doch auch hingekriegt.“
Rodney seufzte resigniert auf. „Na schön, wahrscheinlich muss ich euch die unabänderlichen Fakten doch noch ein wenig genauer demonstrieren, damit ihr das in eure Schädel bekommt. Erstens, als SG-1 damals in der Vergangenheit war, hatte man das Stargate zumindest schon entdeckt. In der Zeit, in der wir uns jetzt befinden, liegt das eine Stargate unter was weiß ich wie viel Tonnen Sand und das andere unter einer womöglich kilometerdicken Eisschicht begraben. Und zweitens, man kann eine Sonneneruption nicht vorhersagen. SG-1 hatte damals glücklicherweise die Daten von General Hammond. Und selbst wenn ich in meiner Datenbank sämtliche Aufzeichnungen von Sonneneruptionen hätte, so würden sie noch nicht einmal ansatzweise bis in diese Zeit zurückreichen. Ergo, wir sind hoffnungslos verloren! Haben das jetzt alle verstanden?“
„Okay, verstanden. Es sieht also nicht allzu rosig aus“, stimmte Sheppard zu. „Aber hey, wir waren schon in schlimmeren Situationen und ...“
„Ach ja? Nenn mir eine!“, fuhr Rodney aufgebracht dazwischen.
„Äh ... also gut, vielleicht nicht schlimmer, aber du solltest den positiven Aspekt nicht vergessen ...“
„Und der wäre?“ Was an ihrer derzeitigen Lage positiv sein sollte, wollte sich McKay beim besten Willen nicht erschließen.
„Wir befinden uns ausnahmsweise nicht in unmittelbarer Lebensgefahr“, antwortete Sheppard mit einem schiefen Grinsen.
„Oh ja, das ist toll. Wirklich, ganz toll!“
„Nun mal immer mit der Ruhe, Rodney. Ich denke, wir sollten im Moment einen Schritt nach dem anderen tun. Wie wäre es, wenn wir uns zunächst darauf konzentrieren, eins der Stargates zu finden ... und dann sehen wir weiter.“
Und obwohl McKay wusste, dass die Ruhe und Leichtigkeit in Johns Stimme vermutlich nur vorgespielt war, um sie alle zu beruhigen und damit vor allem er selbst einen klaren Kopf behielt, nickte er wortlos und begann damit, die Sensoren des Jumpers auf die beiden Stargates zu kalibrieren.
Während McKay arbeitete, blickte Sheppard zu Ronon. Und der sorgenvolle Ausdruck auf dessen Gesicht zeigte ihm, dass auch der ehemalige Runner seine Scharade durchschaut hatte. Selbst wenn Ronon nicht alle Details der Diskussion verstanden hatte, so wusste doch auch er die Ausweglosigkeit ihrer Situation richtig einzuschätzen.
„Also gut, das sollte funktionieren. Allerdings müsstest du wieder tiefer gehen, Sheppard“, meinte Rodney nach einer kleinen Weile und fügte dann noch hinzu: „Und schalt am besten die Tarnvorrichtung an. Es muss uns ja nicht gleich jeder sehen.“
Als der Jumper wieder in die Atmosphäre der Erde eingetaucht war, ließ er sich die relevanten Daten mittels einer Karte auf dem Display anzeigen. „Okay, also hier ist das erste Stargate“, erklärte McKay und deutete dabei auf einen blinkenden Punkt in der Antarktis, „und hier das zweite, in Ägypten.“
„Und was ist das?“, fragte Ronon und zeigte auf einen dritten Punkt ganz am oberen Rand des Bildschirms.
„Was? Aber ... aber das ist völlig unmöglich!“
„Rodney?“
„Da ... da muss ein ... ein drittes Stargate sein!“, stammelte er ungläubig, seine Stimme heiser vor Aufregung. „Geh tiefer! Los!“
„Ich mach ja schon“, erwiderte John und verdrehte die Augen, doch insgeheim war er mindestens so aufgeregt wie Rodney. „Wo ist es?“
„Irgendwo in Südengland. Gleich weiß ich mehr ... einen Moment noch ...“ Während Sheppard Kurs auf das Inselreich nahm, beobachtete McKay mit glänzenden Augen den größer werdenden Punkt auf dem Display, bis sich dieses wie aus heiterem Himmel abschaltete. „Hey, was ist jetzt los? Was hast du gemacht, Sheppard?“
„Ich habe gar nichts gemacht“, gab John irritiert zurück.
Unglücklicherweise schien das Display nicht das einzige zu sein, das unversehens seinen Geist aufgab. Als Nächstes begann die Innenbeleuchtung des Jumpers zu flackern, bevor sie nach einigen quälenden Sekunden ganz erlosch.
„McKay?“ Ronon klang in dem plötzlichen Dämmerlicht sogar noch eine Spur bedrohlicher als sonst. „Was passiert hier?“
Doch bevor Rodney seiner aufkeimenden Panik Worte verleihen konnte, fielen auch schon die Kontrollen aus – und mit ihnen der gesamte Antrieb. Seltsamerweise verblieb der Tarnschild als einzig funktionierendes Element bestehen. Für einen unheilverkündenden Augenblick starrten sich die drei Männer an.
„Wie war das noch mit dem ‚Wir befinden uns nicht in Lebensgefahr’?“, fragte McKay mit heftig zitternder Stimme, selbst sein sarkastischer Unterton schien sich verabschiedet zu haben.
„Ich nehm’s zurück, okay?“, presste Sheppard hervor, der bereits voll und ganz damit beschäftigt war, den unvermeidlichen Absturz wenigstens zu einem kontrollierten Absturz werden zu lassen. „Festhalten! Das wird nicht meine beste Landung!“
~~~ooOoo~~~
„Verdammt, Merlin, du bist aber auch wirklich zu nichts zu gebrauchen, oder?“
Wütend stampfte der junge Kronprinz von Camelot, Arthur Pendragon, durch das dichte Unterholz. Einige Schritte hinter ihm bemühte sich der Angesprochene redlich, keine der Jagdutensilien des Prinzen zu verlieren. Dadurch abgelenkt, war der Inhalt der ohnehin eher rhetorisch gemeinten Frage noch nicht ganz in seinem Gehirn angekommen, als Merlin auch schon antwortete: „Nein. Äh, doch. Wie?“
Der junge Zauberer spürte praktisch, wie Arthur daraufhin seine Augen gen Himmel verdrehte, und schob den Versuch einer Erklärung nach.
„Es tut mir ehrlich leid, Sire. Da war dieser Grashalm, der mich in der Nase gekitzelt hat und ...“
„... und natürlich musstest du genau in dem Moment niesen, als ich abgedrückt habe“, ließ Arthur den gerade vergangenen Vorfall Revue passieren. Er drehte sich zu seinem Diener um und blickte ihn argwöhnisch an. „Das war schon ein unglaublicher Zufall, nicht wahr?“
„Ja. Nicht?“ Ein unschuldiges Grinsen schlich sich auf Merlins Gesicht.
„Und es hatte auch ganz sicher nichts damit zu tun, dass du dem armen Reh auf diese Art und Weise das Leben gerettet hast, oder?“, bohrte der Prinz weiter, die blauen Augen fordernd auf seinen Gegenüber geheftet.
„Nein. Nun ja, vielleicht ein bisschen ...“, gab Merlin zu und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch breiter.
„Ich fass es einfach nicht!“ Mit einem frustrierten Aufstöhnen wandte Arthur sich wieder von Merlin ab und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. „Du bist wirklich der schlimmste Diener, den ich je hatte. Ich weiß gar nicht, warum ich dich noch immer auf unsere Jagdausflüge mitnehme. Wenn du nicht vor Angst schlotterst und deine Knie dabei so heftig aneinander schlagen, dass alleine davon schon das gesamte Wild Reißaus nimmt, dann benimmst du dich dermaßen idiotisch, dass man meinen könnte ...“
„Arthur!“
„Halt die Klappe, Merlin! Ich bin noch nicht fertig ...“
„Aber, Sire, hört Ihr das nicht?“
„Was?“, erwiderte Arthur genervt, aber schon im selben Augenblick vernahm er es auch. Ein seltsames Rauschen lag in der Luft. Und es kam näher, wurde lauter, bis es schließlich dem Donnern in einer Gewitternacht glich. Unwillkürlich blickten die beiden jungen Männer nach oben, doch der Himmel zeigte sich weiterhin klar und ungetrübt, nur ein paar einsame, weiße Wolken unterbrachen das sommerliche Blau.
„Was ist das?“, flüsterte Merlin, den Blick noch immer starr auf den Himmel gerichtet, als sich das Geräusch schlagartig änderte. Das Donnern hatte sich in ein Bersten und Brechen verwandelt, als ob eine Horde tollwütiger Wildschweine durch den Wald auf sie zustürmen würde – nur sehr viel größer und gewaltiger.
Und dann war plötzlich Stille. Für eine Sekunde schien die Welt um sie herum den Atem anzuhalten. Jedes Wesen, ob Mensch, Tier oder Pflanze verharrte regungslos, selbst der Wind in den Bäumen erstarb. Doch so schnell dieser magische Moment auch gekommen war, so schnell ging er auch wieder vorbei. Die Vögel begannen, erneut ihr Lied zu trällern und der Wind strich wieder durch das Geäst, als ob nichts gewesen wäre.
„Komm. Das müssen wir uns ansehen!“ Arthur schnappte sich die Armbrust, die sich Merlin ein wenig unbeholfen unter den Arm geklemmt hatte, und zog gleichzeitig mit der anderen Hand sein Schwert aus der Scheide. „Lass den restlichen Kram hier.“
„Aber wäre es nicht klüger, nach Camelot zurückzukehren und Verstärkung zu holen?“
„Sei nicht so ein Mädchen, Merlin!“, zog Arthur seinen Begleiter auf. „Und außerdem, falls es dort etwas geben sollte, das eine Gefahr für Camelot darstellt, ist es unsere Pflicht herauszufinden, was es ist. Und jetzt komm schon!“
Aufseufzend folgte Merlin dem Prinzen tiefer in den Wald. Diese ganze Sache schrie förmlich nach der Rettung eines gewissen königlichen Hinterteils – wieder einmal.
Es dauerte nicht lange, bis sie auf eine erste Spur stießen. Allerdings war die Verwüstung, die sich zu beiden Seiten vor ihnen auftat, auch schwerlich zu übersehen. Irgendetwas hatte eine breite Schneise durch den Wald gepflügt und dabei jeden noch so kleinen Grashalm dem Erdboden gleich gemacht. Für einen Moment überlegten sie, welche Richtung sie einschlagen sollten. Doch zu Merlins Leidwesen konnte Arthur anhand der Neigung der entwurzelten Bäume recht schnell ihren weiteren Weg bestimmen. Sie folgten der Schneise noch etwa hundert Meter, bis sie schließlich auf einer kleinen Lichtung das Ende derselben erkennen konnten.
„Und was jetzt?“, fragte Merlin verwirrt. Arthur zuckte nur stumm mit den Schultern, auch er schien sich keinen Reim darauf machen zu können, warum die Spur so plötzlich abriss. Was auch immer es gewesen war, hatte hier die Erde aufgewühlt, sich geradezu in den Boden eingegraben und war dann ... verschwunden. Die kleine Wiese, oder besser das, was von ihr übrig geblieben war, wirkte vollkommen verlassen.
Während Arthur in die Hocke ging, um nach einer weiteren Fährte Ausschau zu halten, trat Merlin etwas weiter auf die Lichtung hinaus. Nun, da die unmittelbare Gefahr offenbar gebannt schien, siegte einfach seine Neugier über die Furcht. Doch schon nach wenigen Schritten, als sein Kopf unvermutet mit etwas sehr Hartem kollidierte, verfluchte er sich dafür. Er stieß einen unterdrückten Schmerzensschrei aus und fasste sich an die Stirn.
„Was ist nun schon wieder los?“, wollte Arthur halb entnervt, halb alarmiert wissen.
„Ich ... ich habe mir den Kopf gestoßen.“
„Du meine Güte, Merlin ... du bist sicher der einzige Mensch auf Erden, der sich an Nichts den Kopf einschlägt“, erwiderte der Prinz lachend. „Aber wir sollten dankbar sein, dass es nur dein Kopf war. Da ist wohl kaum noch Schaden anzurichten“, schob er feixend hinterher, als er sich anschickte, an seinem Diener vorbeizugehen – und sei es nur, um zu beweisen, was für ein Idiot dieser doch war.
„Arthur! Nicht!“, rief Merlin aus – Sekundenbruchteile bevor das Geräusch eines weiteren dumpfen Aufpralls sein Ohr erreichte.
„Auuh!“
„Ich habe doch gesagt, dass ...“
„Merlin!“
„Ja, ja, ich hör schon auf zu reden“, entgegnete Merlin schnell, doch das schadenfrohe Grinsen konnte und wollte er sich nicht verkneifen.
„Was zum Henker ist das?“ Abermals wagte Arthur sich vor, doch dieses Mal hielt er sein Schwert wie einen Fühler ausgestreckt vor sich. Und tatsächlich stieß er nach ein paar Zentimetern auf einen Widerstand. Prüfend bewegte er das Schwert seitwärts und wieder zurück. Der Laut, der dabei entstand, erinnerte an das Quietschen eines Kreidestiftes auf einer Schiefertafel. Gequält verzog der Prinz das Gesicht, während sich Merlin kurzerhand die Ohren zuhielt.
„Vielleicht ist es doch keine so schlechte Idee, Verstärkung zu holen“, überlegte Arthur laut, sein Blick flackerte weiterhin verwirrt zwischen seiner Schwertspitze und dem unsichtbaren Etwas hin und her. „Hier muss Zaubererei im Spiel sein.“
Merlin wollte gerade zu einem erleichterten Nicken ansetzen, als etwas geschah, das ihn vor Schreck ein paar Schritte zurückstolpern ließ. Aus heiterem Himmel erschien vor seinen Augen plötzlich ein Wesen, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte. Es wies zwar nur etwa halb die Ausmaße des Großen Drachens auf, wirkte aber durch seine plumpe Gestalt mit der dunklen, metallisch-anmutenden Haut nicht weniger bedrohlich. Zwei seltsam geformte Flügel entwuchsen seinem Leib und noch bevor sich Merlin Gedanken um das Antlitz des Geschöpfes machen konnte, öffnete es schon mit einem beängstigenden Zischen sein riesiges Maul ...
Merlin war von dem Geschehen so gefesselt, dass er zusammenschrak, als Arthur ihn zur Seite und damit aus der Gefahrenzone zog.
„Egal, was passiert, bleib dicht hinter mir!“, zischte er ihm zu.
Die gespannte Armbrust in der linken und sein Schwert in der rechten Hand, erwartete der Prinz von Camelot und mit ihm ein nicht minder entschlossener, wenn auch geringfügig nervöserer junger Zauberer den Angriff des Ungeheuers.
tbc