Titel: "San Francisco"
Autor: SG 2007
Beta: Liljana
Genre: Action, Drama
FSK: 16 Jahre
Auskopplung zu: "USS Abraham Lincoln"
Authors Note: Ich habe mir überlegt, meinen Lesern noch etwas mehr Hintergrund zum Zweiteiler "San Francisco" aus meiner FF "USS Abraham Lincoln" zu geben, da dort anscheinend noch Interesse bestand. Nun ist diese Kurzgeschichte ein Prequel geworden, welches den Angriff auf die Stadt schildert und der Figur Tom Cain mehr Hintergrund gibt. Diese FF ist mit diesem Teil abgeschlossen und ist auch nicht dazu bestimmt, fortgeführt zu werden. Dies soll lediglich als Zusatz zu meiner regulären FF dienen. Für neue Leser ist dies gleichzeitig aber auch die zweite Möglichkeit, in die Story um die Abraham Lincoln einzusteigen. Es macht also gar nichts, wenn man zuerst diese FF liest, bevor man mit "USS Abraham Lincoln" anfängt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Zusatz und freue mich auf eure Reaktionen.
"San Francisco"
Tief schlafend lag er in seinem Bett, bis ihn die ersten Sonnenstrahlen des anbrechenden Tages wach kitzelten. Langsam öffnete er seine Augenlider und sah zum Fenster hinaus. Als er das aufkommende Sommerwetter sah, huschte Tom ein erfreutes Lächeln über das Gesicht und er ballte mit einem leisen Ausruf eines „Ja!“ die Faust.
Er sprang förmlich aus dem Bett und ging ins Bad, wo er erstmal ein Shirt überzog und sich im Spiegel betrachtete. Die Kopfwunde von der letzten Kneipenschlägerei war schon fast vollständig verheilt. Mit einem noch etwas müden Grinsen huldigte er nochmals der Erinnerung an diesen Abend, als ihn so ein Ex-Marine provozierte und er diesem einmal zeigen wollte, was ein Army Ranger alles drauf hat.
Tom ging in die Küche, die ans Wohnzimmer grenzte und schenkte sich ein Glas Milch ein, nahm einen Schluck und schritt dann vor die großen Fenster des Wohnzimmers, um die Vorhänge aufzureißen und den Tag in sein Apartment zu lassen. Ohne zu zögern öffnete er die Balkontür und ging hinaus. Das Geländer, an dem er sich aufstützte, trug noch die letzten Tropfen des gestrigen Regens. Tom atmete tief die noch kühle, salzig duftende und frisch anmutende Luft ein, die vom Meer hineinkam, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf leicht nach hinten, um sich von der Morgensonne bescheinen zu lassen.
Sein glückliches Gefühl wurde jedoch plötzlich von einem Klingeln an der Haustür unterbrochen. Tom spurtete zur Tür und öffnete sie, woraufhin ein lächelnder Mann in Postuniform vor ihm stand. „Guten Tag, Mr. Cain“, sagte dieser freundlich und streckte Tom ein Paket entgegen.
„Tag?“, zog Tom die Augenbrauen hoch und nahm das Paket entgegen. „Sie sind wieder einmal früh, Lennie.“
„Ja, Mr. Cain. Aber bei so einem schönen Tag … Haben Sie heute etwas vor? Mit Sarah vielleicht?“, entgegnete der Postbote entspannt und ließ sich den Erhalt des Päckchens quittieren.
„Ja“, strahlte Tom. „Ein Picknick mit ihr und Michael.“
„Das ist eine großartige Idee bei diesem Wetter. Ich hoffe wirklich für Sie, dass sie zu Ihnen zurückkommt. Dann kann ich Michael auch wieder Schokolade mitbringen.“
Der Briefträger steckte wieder das Quittiergerät in seinen Gürtel und rückte sein Cap zurecht.
„Ja, das hoffe ich auch“, nickte Tom.
„Dann viel Glück!“, antwortete Lennie und ging wieder den Korridor hinunter. Tom schloss die Tür hinter sich und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Er öffnete den Verschluss des Päckchens und holte den Inhalt hinaus. Es war Sarahs Lieblingswein. Französisch. Er kostete zwar ziemlich viel, doch der Ex-Soldat wollte nichts unversucht lassen, seine Frau und seinen zehn jährigen Sohn wieder zurückzugewinnen. Und heute, so war er überzeugt, würde es ihm mit einem familiären Picknick auf den Hügeln bei der Golden Gate Bridge mit Sicht auf die Bucht bestimmt gelingen. Vor allem mit dieser Flasche Wein. Die Annäherung, die zwischen ihm und Sarah in letzter Zeit stattgefunden hatte, stimmte ihn jedenfalls optimistisch.
Bei dem Gedanken, wieder mit seiner Frau und seinem Kind zusammenzuleben, zeichnete sich ein strahlendes Lächeln auf den Wangen des Mannes ab.
Doch seine Gedanken währten nicht lange. Plötzlich begann der Boden zu zittern und ein dumpfes Donnern war zu hören. Mehrere Gläser fielen in der Küche aus den Regalen. Seine Vermutung, dass es sich wieder mal um ein kleines Beben handelte, wurde schnell über den Haufen geworfen, als das Donnern über ihm immer lauter wurde und von den Straßen lautes Gebrüll zu vernehmen war.
„Was zum Teufel?“, flüsterte Tom in sich hinein und sah zur Decke, wo schon der Putz abbröselte. Sein nächster Blick fiel aus dem Fenster. Noch ehe er sich der Situation klar werden konnte, kam ein blauer Strahl vom Himmel geschossen, der direkt gegenüber in die Transamerica Pyramid, das höchste Gebäude der Stadt, einschlug. Das Hochhaus wurde mit einem schrecklichen Knall zerrissen.
Tom warf sich zu Boden, als auch schon die ersten Trümmerteile die Fenster durchschlugen und tausende Splitter seine Einrichtung fast völlig zerstörten. Wenige Momente später folgte eine heftige Druckwelle, die das Gebäude, in dem Tom wohnte, bedenklich wanken ließ.
Durch die zerstörten Fenster drückte sich eine dicke Staubwolke aus Beton und Zement in Toms Wohnung, sodass dieser nur noch hustend am Boden lag und qualvoll nach Luft rang. Durch die Wolke wurde es auf einem Schlag im ganzen Apartment dunkel.
Der Ex-Soldat schleppte sich vom zerstörten Wohnzimmer bis zur Wohnungstür, die er dann vorsichtig öffnete und hustend in den Korridor fiel. Während sich der Rauch in dem Apartment verflüchtigte, sah Tom rechts und links den Korridor hinunter, erblickte aber keine Menschenseele, sondern hörte nur Geschrei und hilflose Rufe von allen Seiten.
Noch ehe Tom eine Entscheidung treffen konnte, was er nun tun wollte, kamen einige beängstigend aussehende Kreaturen aus der Tür eines seiner Nachbarn. Tom hechtete schnell wieder in sein Apartment und sprintete durch den immer noch beträchtlichen Staub in der Luft in die Küche, wo er ein großes Messer aus dem Messerblock zog und sich hinter dem Kühlschrank versteckte.
Aus der Küche hörte er, wie der Wraith sein Apartment betrat und einige Schritte hinter der Türschwelle stehen blieb.
Toms Herz pochte ihm bis zum Hals, seine Gedanken überschlugen sich und sein Körper war schweißgebadet. Mit der rechten Hand umklammerte er fest das Küchenmesser und versuchte verzweifelt, einen klaren Kopf zu bewahren und sich an seine militärische Ausbildung zu erinnern.
Plötzlich hörte er wieder den Wraith, der offenbar näher kam. Mit jedem Schritt schlug Toms Herz schneller und sein Atmen wurde unkontrollierter.
Nun merkte er, wie das Monster wohl direkt neben dem Kühlschrank anhielt und sich umsah. Tom wusste, dass das Alien ihn sehen würde, würde es nur noch einen weiteren Schritt tun. Entschlossen biss er die Zähne zusammen und wartete darauf, dass jener diesen Schritt tat. Und er tat ihn.
Tom griff nach der Kühlschranktür und stieß diese mit voller Wucht auf. Er traf damit den Wraith und durch die Wucht des Aufpralls ging dieser völlig überraschend zu Boden.
Als dieser gerade seinen Stunner ziehen wollte, stürzte sich der Army Ranger auf den Feind und drückte seinen Arm nieder, während er mit dem Messer in den Brustkorb des Wraith stach.
Doch zu seiner Verwunderung passierte nichts. Der Wraith sah dem nervösen Mann in die Augen und begann belustigt zu grinsen. Mit einem Mal packte dieser Tom am Kragen und schleuderte ihn über mehrere Meter ins Wohnzimmer, wo er in eine Glasvitrine krachte und zu Boden sank. Der Wraith stand auf, griff nach dem Messer und zog es sich ruckartig aus der Brust, woraufhin sich die Wunde wieder zu verschließen begann.
Die Kreatur schritt auf Tom zu, der gerade erst wieder einen klaren Kopf bekam und verzweifelt nach einer der größeren Scherben griff, die neben ihm lagen.
Er sprang auf und versetzte dem Wraith einen weiteren Stich. Dabei musste er höllisch aufpassen, dass er von dem Gegenschlag des Wraith nicht noch einmal getroffen wurde. Noch einmal erwischte Tom ihn; dieses Mal am Rücken. Mit seiner vollen Körperkraft stieß er den Wraith, der so in die kaputte Glasvitrine zurückgeworfen wurde.
Der Eindringling rappelte sich aber blitzschnell wieder auf und ließ sich dies nicht gefallen. Er packte den Menschen unbeeindruckt am Hals und hob ihn mühelos hoch.
Tom wehrte sich jedoch beherzt und holte noch einmal fest aus. Er rammte die Glasscherbe mit voller Wucht in das linke Auge des Angreifers, der daraufhin Tom fallen ließ und stöhnend durch das Wohnzimmer taumelte.
Tom ließ die Scherbe fallen und versetzte dem angeschlagenen Ungeheuer mehrere Schlagkombinationen. Mit einem kräftigen Tritt beförderte er ihn durch die Balkontür. Danach hechtete Tom geistesgegenwärtig zu der Waffe, die der Wraith fallen gelassen hatte und richtete sie auf ihn, während dieser versuchte, sein Auge von dem Glas zu befreien. Mit einem sicheren Schuss traf er den Wraith, der dadurch nach hinten geworfen wurde und mit einem hässlichen Schrei über das Geländer des Balkons stürzte.
Erschöpft sank Tom zu Boden. Sein ganzer Körper zitterte und war mit Blessuren überzogen. Er versuchte, sich zumindest notdürftig den Dreck und den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen.
Nur langsam rappelte sich der ehemalige Soldat wieder auf und taumelte zur Wohnungstür, zu der er vorsichtig hinausguckte, aber keinen weiteren Gegner sah.
Behutsam betrat er den Korridor und lief dann zum Fahrstuhl, der jedoch außer Betrieb war. Vor Enttäuschung wären ihm fast die Tränen gekommen und am liebsten hätte er jetzt um Hilfe gerufen, doch er hatte Angst, dass noch mehr von diesen furchterregenden Kreaturen im Haus waren und ihn hören konnten. So nahm er die Treppe und stieg die zehn Stockwerke mühsam hinunter. Da er aber immer wieder stehenbleiben musste, um zu verschnaufen und zu horchen, ob er nicht doch verfolgt wurde, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich unten ankam. In der Lobby angekommen, wurde es Tom unangenehm bewusst, dass außer ihm niemand mehr hier war und das Gebäude wohl verlassen war.
Mit schwerem Schritt und Verzweiflung im Blick trat Tom auf die Straße und sah wachsam in alle Himmelsrichtungen, aber da war niemand. Plötzlich war dieses seltsame Donnern wieder zu hören, was ihn dazu veranlasste, hinauf in den Himmel zu sehen. Dort erblickte er ein riesiges Schiff, welches gerade seinen Kurs zu ändern schien und rasend schnell in den Wolken verschwand.
Eine unheimliche Stille hatte sich danach auf den sonst so belebten Straßen San Franciscos ausgebreitet. Fassungslos ging Tom Cain in die Knie. Da erst realisierte er es richtig. Er war alleine. Keine Menschenseele war mehr zu sehen. Keinerlei Lebenszeichen.
Nur er, der kleine Ex-Soldat. Ohne jegliche Erklärung zurückgelassen.
Einige Zeit später betrat Tom wieder seine Wohnung im zehnten Stock und sah sich sein verwüstetes Heim einen Moment lang verbittert an. Doch mit jeder dieser tragischen Sekunden, wuchs auch seine Entschlossenheit.
Tom ging in sein Schlafzimmer, holte einen Rucksack aus dem Schrank und öffnete seinen Safe, dem er eine Handfeuerwaffe, Munition und ein Überlebenspaket der US-Army entnahm. In der Küche packte er alles in den Rucksack, was sein Kühlschrank zu bieten hatte.
Als er genug Vorräte beisammen hatte, um wenigstens einige Tage überleben zu können, schritt Tom ins Wohnzimmer und beugte sich zur kaputten Vitrine hinunter, wo er ein Bild im goldenen Bilderrahmen, der überraschender weise ohne einen Kratzer war, hinauszog. Er sah sich kurz das Foto von seiner Frau Sarah und seinem Sohn Michael an und steckte es dann behutsam in eine Seitentasche des Rucksackes.
Dann ging er zur Tür und warf noch einmal einen Blick zurück in das Apartment, als sich sein Blick plötzlich auf ein Objekt am Boden vor den Fenstern fokussierte. Tom ging zurück und hob es auf. Es war die Flasche französischer Wein. Unbeschädigt. Er wischte den Ruß vom Etikett und begann zu lächeln.
Mit der Flasche in seiner Hand verließ er für immer seine Wohnung…
Ende
By SG 2007
Beta by Liljana