Wenige geben es zu, aber Gedichte lesen wir doch dann und wann alle mal gerne oder nicht?
Ich hatte die Idee, dass jeder hier sein Gedicht des Tages posten kann, egal von wem. Sei es Joachim Ringelnatz, Johann W. von Goethe, Reiner Maria Rilke, Theodor Fontane, Theodor Storm ... usw., so kann man auch gleich noch etwas für die Allgemeinbildung tun.
Ich habe dieses Thema gesucht und hier noch nicht gefunden, vielleicht gefällt es euch ja!
Falls ich dieses Thema übersehen habe und es gibt es hier doch schon, kann der hierfür zuständige Mod es ja wieder löschen.
Hier kommt dann gleich mal mein Gedicht des Tages:
Die Liebende
Das ist mein Fenster, Eben
bin ich so sanft erwacht.
Ich dachte, ich würde schweben.
Bis wohin reicht mein Leben,
und wo beginnt die Nacht?
Ich könnte meinen, alles
wäre noch Ich ringsum;
durchsichtig wie eines Kristalles
Tiefe, verdunkelt stumm.
Ich könnte auch noch die Sterne
fassen in mir; so groß
scheint mir mein Herz; so gerne
ließ es ihn wieder los
den ich vielleicht zu lieben,
vielleicht zu halten begann.
Fremd, wie nie beschrieben
sieht mich mein Schicksal an.
Was bin ich unter diese,
Unendlichkeit gelegt,
duftend wie eine Wiese,
hin und her bewegt,
rufend zugleich und bange,
dass einer den Ruf vernimmt,
und zum Untergange
in einem Anderen bestimmt.
(Rainer Maria Rilke)