Ich hoffe sie gefällt euch. Die Story habe ich in ihrer Grundstruktur schon über 8 Jahre im Schreibtisch liegen

Die lange Nacht

Langeweile. Was kann es Schlimmeres geben als Langeweile.Teyla blickte hinüber zu Major Sheppard, der aufmerksam die Sensorenanzeigen studierte. Wenigstens er hatte etwas zu tun und mußte nicht untätig herumsitzen und Löcher in die Luft starren. Die Gesprächsthemen waren schon vor einer geraumen Zeit ausgegangen. Sie saßen nun schon Stunden im Puddle Jumper, ohne das etwas passiert ist. Auf ihrem Flug zu Atlantis sollten die Wraith an diesem Planeten vorbeikommen und sich dort Nahrung besorgen. Dr. Zelenka hatte den Kurs der Hive-Flotte berechnet und diesen Planeten als mögliches Ziel erkannt.
Er hatte noch nicht einmal einen richtigen Namen. Sehr einladend sah er vom Weltraum aus betrachtet auch nicht aus. Der Großteil der Oberfläche bestand aus Wüste. Unbarmherzig, heiß und äußerst lebensfeindlich. Dennoch hatten es einige Siedler geschafft, auf diesem Höllenloch zu überleben. Sie zogen sich einfach in natürliche Höhlen zurück, wenn die Sonne fast senkrecht auf den Boden brannte. Major Sheppard hatte ihn in einem Anflug von Sarkasmus „Brutzel“ genannt. Teyla verstand diesen Namen nicht, doch hatte sie ihn mittlerweile übernommen. Sie sollten eigentlich nur im Tarnmodus die Größe und Bewaffnung der Wraith-Flotte untersuchen und gleich wieder verschwinden. Doch die Flotte ließ auf sich warten. Vielleicht hat sich Zelenka auch geirrt, dachte sie. Sie sah wieder zu Sheppard. Eine hochgewachsene, schlank-muskulöse Gestalt mit recht widerspenstigen Haaren, die immer recht verwuschelt aussahen.
Was wußte sie eigentlich von ihm? So wie es aussah, hatte er keine Familie mehr. Sie erinnerte sich schmerzhaft an den Verlust ihrer eigenen. Zwei einsame Figuren in einem gewaltigen kosmischen Trauerspiel. Plötzlich bemerkte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Sheppard kontrollierte mit angespannter Miene die Anzeigen. Ein einzelnes kleines Schiff flog auf den Planeten zu. Für einen Wraith-Dart war es zu groß, für ein Schlachtschiff zu klein. Was also war es? Es kam näher. Sehr schnell näher. Innerhalb weniger Minuten würde es an ihnen vorbeifliegen.
Teyla hörte Sheppard leise fluchen.
„Was ist los?“ fragte sie.
„Ich kann das Schiff nicht identifizieren. Laut Signatur und Bauweise ist es Wraith, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Die Datenbank der Antiker hat auch keine Ahnung.“
Er schaute aus dem großen Panoramafenster und versuchte, das Schiff im Dunkel des Alls auszumachen.
„Laut den Sensoren müßten wir es schon längst sehen. Ich versteh das nicht.“ Sheppard war ratlos. Das Schiff war schon fast da und immer noch kein Sichtkontakt.
Die Zeit verrann und im Jumper herrschte gespanntes Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach.
Könnten die Wraith ebenfalls über Tarntechnologie verfügen? Der Gedanke allein war schon beängstigend. Was wenn die Wraith noch mehr dieser Tarn-Darts haben?
Das fremde Schiff war nur noch wenige Kilometer entfernt und nahm plötzlich genauen Kurs auf den Jumper.
Ein heißer Schreck durchfuhr Teyla. Hat das Schiff sie entdeckt? Aber das war unmöglich, das war einfach nicht wahr. Der Jumper ist getarnt. Niemand kann sie sehen. Und doch hat das fremde Schiff sie entdeckt. Wie?
Vielleicht ist der Kurs nur zufällig in ihre Richtung gefallen, versuchte sie sich zu beruhigen.
Aber auch der Major wurde langsam nervös. Mit dieser Entwicklung der Dinge hatten sie nicht gerechnet. Er tat das einzig richtige in dieser Situation und steuerte den Jumper aus den unmittelbaren Gefahrenbereich.

Doch das fremde Schiff folgte ihnen.

Nun hatten sie den Beweis, sie wurden irgendwie geortet. Sheppard beschleunigte und flog einige Ausweichmanöver, um letzte Gewissheit zu erlangen.

Doch das fremde Schiff folgte ihnen auch weiterhin.

„Ich mach die Waffensysteme fertig, ich glaube er greift an“, rief Sheppard Teyla zu. Doch er war völlig mit dem Fliegen beschäftigt, um dem Angreifer kein lohnendes Ziel zu bieten. Er mußte schon seine ganze Kunst und Erfahrung einsetzen, um den nun einsetzenden Beschuß auszuweichen. Doch zu spät. Der Jumper bockte und sprang wie ein junges Pferd.
„Die Schilde halten die Belastung nicht mehr lange aus!“
Sheppard war verzweifelt. Er versuchte, ihr Schiff zu stabilisieren, doch die ständigen Treffer machten es fast unmöglich.
Teyla versuchte unterdessen krampfhaft in ihrem Sitz zu bleiben.
Dann passierte es.
Der Tarnschild fiel aus und sie waren plötzlich wie auf dem Präsentierteller.
„Das Ruder funktioniert kaum noch, Treffer im Hauptantrieb. Ich kann das Schiff nicht mehr kontrollieren“ schrie Sheppard, um den Lärm von überstrapaziertem Material des Schiffsrumpfes zu übertönen.
„Wir driften auf den Planeten zu. Ich hoffe, ich kann uns noch irgendwie abfangen, bevor wir von der Gravitation angezogen werden und auf der Planetenoberfläche zerschellen.“
Schweiß bedeckte sein Gesicht, doch die Miene verriet wilde Entschlossenheit.
„Ich vertraue ihren Flugkünsten.“ erwiderte Teyla und hoffte, das sie diesen Ritt lebendig überstehen würden.
Wie zum Hohn hörte der Beschuß des Wraith auf. Er schien zu warten und zu beobachten, ob sich seine Opfer noch fangen könnten.
Doch der Major hatte noch nicht aufgegeben.
"Wenn ich schon sterbe, nehme ich dich mit" preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Er aktivierte eine Drohne und schoß sie auf das Wraith-Schiff ab. Die Waffenkonsole quittierte es ihm mit einem Funkenregen, als sie durch einen Kurzschluß zerstört wurde.
Doch die Drohne war unterwegs und sie traf. Teyla schrie auf, doch Sheppard dämpfte sofort ihre Freude.
„Ich kann den Jumper kaum noch halten. Das Ruder ist völlig ausgefallen und der Hilfsantrieb ist zu schwach, um der Anziehungskraft des Planeten zu entkommen. Wir stürzen ab!“
Er sah sie erschöpft an.
„Es war schön, dich kennen gelernt zu haben.“
Er versuchte ein Lächeln, doch es mißlang.
„Wir werden es schaffen. Ich will noch nicht sterben!“ erwiderte Teyla trotzig.
Die Planetenoberfläche kam rasend schnell auf sie zu.
Beide versuchten sich irgendwo festzuhalten. Der Jumper kreischte und winselte wie ein verwundetes Tier.
Sheppard schickte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel in der Hoffnung, jemand könnte sie erhören und ihnen beiseite stehen. Er hielt sich kramphaft an der Konsole fest, die Muskeln auf das Äußerste gespannt.
Dann kam der Aufschlag…


tbc