Hello all! Zur Feier der Feiertage mal ein wenig früher... Vielen Dank für Eure Reviews und erfreulich, dass ihr noch weiterlesen wollt *G* Praktischerweise kann man in diesem Medium ja mal nachfragen - bei Büchern ist alles schon "zu spät". Jedenfalls sollt ihr jetzt erfahren, wie es Carson und Shona damals ergangen ist. Enjoy!
8. _______________________
„Die Mistkerle haben mir die Sache anzuhängen versucht.“ Beckett riss sich sehr zusammen, aber Elizabeth konnte die verjährten, ungeweinten Tränen in seinen Augen sehen.
„Shona zerbrach an dieser Nacht.“ Das Unausgesprochene schwebte zwischen ihnen im Raum.
„Es tut mir so Leid Carson!“ Elizabeth schwieg einen langen Augenblick und wusste nicht, wohin sie ihren Blick richten sollte. Carson nahm einen am Tisch herumliegenden Kugelschreiber und drehte ihn gedankenverloren in seinen Händen. Es war lange still zwischen ihnen.
„Was ist dann passiert?“, kam schließlich die leise Frage, die unausweichlich gestellt werden musste.
„Die Polizei hat mich natürlich verhaftet. Ich habe so oft gebeten mit Shona ins Krankenhaus fahren zu dürfen – habe versucht die Situation zu erklären. Sie haben mir einfach nicht zugehört. Anscheinend hatte die alte Lady ihnen erzählt, was sie gesehen hat und das hat als Beweislage für meine Verhaftung natürlich mehr als ausgereicht.“
Inzwischen war es in der Krankenstation wieder lebendig und Beckett warf aufmerksam geworden, einen Blick hinaus. Elizabeth ließ ihn gewähren. Er würde nicht hinausgehen – nicht jetzt... Sie behielt Recht. Beckett schloss die Tür und wendete sich ihr wieder zu.
„Verständlicherweise wurde ich bei der Verhaftung nicht gerade zimperlich behandelt – das würde kein normaler Mann mit einem Verdächtigen tun, der „eine Vergewaltigung begangen hat“. Dennoch – ich war unschuldig!“ Er biss die Zähne zusammen.
„Ich musste natürlich alle möglichen Proben abgeben, ein Psychiater nahm mich in die Mangel, die Jungs schubsten mich ziemlich herum...“ Er kniff die Lippen zusammen und warf Elizabeth einen Blick zu „...und ich wurde einige Tage festgehalten. Sie können sich sicherlich das Procedere vorstellen – Probe, Gegenprobe, Aktenwälzerei auf Vorstrafen, Lebenslauf, Leumund... Die ganze Zeit wurde ich wie ein Verbrecher behandelt…
Als die Ergebnisse kamen, waren die Jungs fast sauer, dass sie nicht den Richtigen erwischt hatten. Ich hatte meine Aussage wieder und wieder gemacht und durfte endlich gehen. Ich war sauber – und konnte endlich zu Shona ins Krankenhaus. Darüber war fast eine ganze Woche vergangen.
Mein Glück war, dass mein Name in den Zeitungen unerwähnt geblieben war und noch nichts durchgesickert war. Nicht einmal meine Mutter weiß bis heute davon. Irgendein einflussreicher Freund hat es irgendwie geschafft meine Akten rein zu halten – sonst wäre ich wahrscheinlich auch kaum in diesem Programm gelandet – mit einem schwarzen Fleck in meinem Leben, den ich nicht begangen habe...“
Er schwieg, sah Elizabeth nur an, die ebenfalls in Gedanken nickte. Ja, er hätte keine Chance gehabt – auch als Unschuldiger.
„Was passierte mit der jungen Frau?“ Elizabeth Weir wagte es nicht ihren Namen auszusprechen.
„Als ich sie endlich besuchen durfte, waren die äußeren Verletzungen schon etwas abgeklungen, aber sie reagierte auf nichts und niemanden. Sie nahm nur Wasser zu sich, verweigerte aber jegliche Nahrungsaufnahme, was dazu führte, dass das Krankenhaus dazu übergegangen war, sie künstlich zu ernähren. Sie erhielt psychologische Hilfe, aber sie sprach nicht...“
...
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Ein erstickter Seufzer, der von seinen Händen aufgefangen wurde, die er unvermittelt in sein Gesicht drückte.
„Sie ist gestorben, Elizabeth...“ Er atmete tief ein, räusperte sich und wischte verstolen mit dem Ärmel über sein Gesicht, das er abwendete.
Auch Elizabeth konnte einen Seufzer nicht unterdrücken, stand auf und legte ihre Hand auf Carsons Schulter. Sie spürte, dass der Mann leicht bebte, als wäre ihm kalt und zog sich wieder zurück. Sie hatte ihm ihr Verständnis ausdrücken wollen schwieg aber, da ihm Mitleid nicht geholfen hätte. Elizabeth wollte ihm Zeit lassen sich wieder zu sammeln. Sie machte sich nach einigem Zögern auf den Weg zur Tür.
Ein angestrengtes Räuspern seinerseits ließ sie innehalten. Sie hörte, wie Beckett sich aus seiner am Tischrand zusammengekauerten Position erhob. Er hatte sich wieder besser in der Hand.
„Danke, dass Sie mir zugehört haben, Elizabeth. Ich habe es noch niemandem erzählt – und hoffe auf ihre Diskretion – auch wenn ich einem Eintrag in die Akten nach dem heutigen Vorfall wohl kaum entgehen werde.“
„Ich werde darüber nachdenken, Carson. Allerdings rate ich Ihnen mit Kate darüber zu sprechen – ausgiebig!“ … Ihr geradliniger Blick ließ ihn Hoffnung schöpfen. Allerdings war ihm klar, dass das kein Vorschlag sondern viel mehr ein Befehl gewesen war.
„Danke. Ein guter – ähm – Rat.“ Er lächelte halbherzig.
~Sicher ein guter Rat, aber ein langer Weg, der noch vor mir liegt…ich werde es nie vergessen – KANN und WILL es nie vergessen…Mein Leben hat sich dadurch so sehr verändert – wenn mir das nur noch einmal passieren sollte…Der verdammte Kerl…~
Heißer Zorn, ja sogar Hass kochte glühend in ihm hoch, aber er verbarg seine Gefühle diesmal besser. Elizabeth entgingen seine gespannte Haltung, wie auch die geballten Fäuste und der verborgen verkniffene Zug um Carsons Lippen jedoch nicht.
Ja er hatte definitiv ein Gespräch nötig.
~Dennoch – ich werde darüber sprechen müssen und mich von dieser Last befreien. Hatten sie eigentlich einen Priester mitgenommen? Er fürchtete, nein… Also blieb ihm nur ein Gespräch mit Kate.~
Es verstrichen Sekunden angestrengter Stille zwischen ihnen, die jeder seinen Gedankengängen widmete. Ihre Frage erschreckte ihn beinahe, so tief war er in seinen Gedanken versunken gewesen.
„Wollen Sie mir sonst noch etwas sagen, Carson?“
Beckett riss sich zusammen und streifte die Vergangenheit zum Wohle der Gegenwart ab. Seine Stimme hatte nach anfänglichem Schwanken wieder den kühlen, professionellen Klang des diagnostizierenden Arztes angenommen als er sprach:
„Ich glaube…, ich… weiß, was mit Peter los ist – wenn mir auch seine Beweggründe fremd sind und seine Absichten in Bezug auf Rhesa und Teyla mehr als verdächtig... Peter steht nachweislich unter der Kontrolle des Wraith, der ihn angegriffen hat und wir finden besser schnell eine Lösung dafür oder er wird möglicherweise versuchen uns alle zu infizieren. Auf jeden Fall werden wir durch ihn beobachtet. Ich bin mir fast sicher, dass Peter ihm als Auge und Ohr dient, um uns auszuspionieren.“
„Mein Gott! Ich hoffe, wir haben etwas in der Hand...?“
„Ich habe zumindest einen Plan, wie auch einen Lösungsansatz und gedenke Hilfe zu holen, wenn Sie es gestatten. Wir haben immerhin noch McKays Idee mit dem EMP – allerdings halte ich die Sache für gefährlicher, als sie aussieht. Auf jeden Fall muss ich davon abraten weitere Tranceversuche zu machen oder wir verlieren möglicherweise noch mehr Leute an den Wraith.
Alles Weitere finden Sie in meinen Berichten.“
Er überreichte ihr einige Ausdrucke in einer Mappe.
„In Ordnung – ich werfe gleich einen Blick darauf.“ – An Schlaf war jetzt ohnehin nicht mehr zu denken.
„Ich bitte mich zurückziehen zu dürfen, Elizabeth. Ich werde Ihnen einen vollständigen mündlichen Bericht liefern, der meine Aufzeichnungen ergänzen soll, sobald ich ein wenig geschlafen habe.
Außerdem möchte ich empfehlen, die Dalriadaner so bald möglich um Hilfe oder wenigstens um Rat zu bitten. Sie haben ganz erstaunliche Fähigkeiten.“
„Ich verstehe Carson, ein guter Vorschlag. – Gehen Sie nur.“
Elizabeth Weir war sich sehr bewusst, dass sich Carson weder wegen seines Angriffs auf Peter Llewellyn entschuldigt noch gerechtfertigt hatte.
Das hätte die Leiterin der Atlantis-Mission auch nicht getan...
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„Irgendwelche Vorkommnisse, Sergeant Roberts?“
„Sie hatte anscheinend wieder einmal einen bösen Alptraum, Dr. Beckett, Sir.“ Der junge Mann lächelte dem übernächtigen Arzt zu. Seit ihrem gemeinsamen „Einsatz“ hatte er viel dazugelernt.
Roberts reichte Beckett seine Aufzeichnungen. Der Arzt warf einen Blick darauf und seufzte. Dieses Muster wiederholte sich nun schon seitdem Rhesa kurzzeitig erwacht war – aber sie schien einfach nicht aufwachen zu können. Er würde sich morgen darum kümmern müssen.
Die Nacht war einfach schon zu weit fortgeschritten und er musste sich unbedingt ausruhen. Allerdings würde er heute ausnahmsweise medikamentöse Hilfe benötigen… Beckett ging zum Medikamentenschrank und entnahm ihm ein leichtes Schlafmittel, das er gewissenhaft in die Liste eintrug.
Dann wendete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Soldaten zu, der fragte:
„Wird sie wieder?“
„Ich hoffe es sehr, Roberts. Ich hoffe es wirklich!“
„Gute Nacht, Sir.“
„Passen Sie gut auf sie auf, Sergeant! Und denken Sie dran – versuchen Sie sie nicht zu wecken. Rufen Sie bei einem eventuellen Notfall medizinische Hilfe – greifen Sie nicht selbst ein!
„Aye, aye, Sir!"
Der junge Sergeant nahm vor dem müde lächelnden Arzt Haltung an, der sich nach diesem langen Tag endlich zurückziehen durfte.
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-TBC-