Autor: Lorien
Titel: In den Händen des Feindes
Serie: Stargate Atlantis, zwischen 1.06 "Childhoods End" und 1.07 "Poisoning the Well"
Charaktere: John Sheppard und sein Team
Kategorie: Action / Humor
Inhalt: Eine scheinbare Routinemission endet in einem Desaster.
Raiting: PG-13 (zunächst)
Disclaimer: Stargate Atlantis and all related characters are the property of MGM Television Entertainment. All Rights Reserved.
Feedback: Immer her damit! Da dies jedoch meine erste Fanfiction ist, seid bitte nett , aber ehrlich!!
Vielen, vielen Dank nochmal an dich, Chayiana! Fürs Mut machen und auch für all deine Tipps!
In den Händen des Feindes
Teil 1 – Mitten im Nirgendwo
Dunkelheit.
Er trieb in vollkommener Dunkelheit. Ohne Anfang und Ende, einfach nur im Nichts. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon so trieb. Genauso wenig wie er wusste, wer oder gar was er war. Es kümmerte ihn nicht. Instinktiv wusste er, sich zu erinnern würde nur Unannehmlichkeiten bedeuten. Doch als würde ihn sein eigenes Ich hintergehen, trieb sein Bewusstsein langsam an die Oberfläche.
Es begann damit, dass dem herumwaberndem Etwas, das sein Ich war, Grenzen gesetzt wurden. Gerade eben noch schwerelos dahin treibend, war er nun zurück in dem Gefängnis, das man Körper nannte. Eine Hülle, einzig dazu da ihn an einem bestimmten Ort zu halten.
Ein Zucken machte ihn auf einmal darauf aufmerksam, dass er Finger besaß. Er konzentrierte sich direkt darauf und versuchte seine rechte Hand zu bewegen. Schlechte Idee, denn plötzlich hörte er jemanden stöhnen – sich selbst. Mit der Wiederentdeckung seines Körpers kehrten auch die Schmerzen zurück. Er hatte es geahnt, im Nichts zu treiben, wäre doch die angenehmere Alternative gewesen. Aber gleichzeitig kam ihm von irgendwoher der Gedanke, dass vor etwas davonzulaufen nicht zu ihm passen würde. Innerlich aufseufzend, machte er sich an die mühsame Aufgabe endgültig in die Wirklichkeit zurückzukehren.
Schmerzen.
Sein Körper schien nur noch aus einem einzigen pulsierenden Schmerz zu bestehen. Um nicht wieder davon überwältigt zu werden, versuchte er sich nur auf einzelne Teile zu konzentrieren.
Dass mit seiner rechten Hand etwas nicht stimmte, hatte er ja schon auf die harte Tour mitbekommen. Sie fühlte sich so an, als ob jemand mit dem Vorschlaghammer darauf eingeschlagen hätte. Im Gegensatz dazu schien seine linke Hand in Ordnung zu sein, wie er erkannte, als er sie vorsichtig zur Faust ballte. Vielleicht war es gar keine so schlechte Idee zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen, damit er dann entscheiden konnte, ob sich zu bewegen wirklich eine gute Idee wäre.
Als er mit seinen Beinen begann, stellte er zunächst fest, dass er nicht wie angenommen irgendwo lag, sondern mehr oder weniger aufrecht stand. Doch irgendwie fühlten sich die Schmerzen in seinem rechten Fußgelenk anders an. Gebrochen? Nein, so schlimm schien es nicht zu sein. Verstaucht?
Er rannte durch einen Wald. Vor sich konnte er zwischen den Bäumen bereits die Lichtung erkennen, auf der das Stargate stand. Seine Begleiter liefen alle vor ihm und der Erste hatte fast das DHD erreicht. Hinter sich hörte er dagegen, wie sich ihre Verfolger rücksichtslos einen Weg durch das Unterholz bahnten und Stück für Stück aufholten. Aus diesem Grund drehte er sich im Weiterlaufen kurz um und gab ein paar schnelle, ungezielte Feuerstöße aus seiner P90 ab, in der Hoffnung sich und den Anderen wenigstens ein paar zusätzliche Sekunden Zeit zu verschaffen.
Als er wieder vorwärts lief, stand unvermittelt ein Strauch in seinem Weg. Indem er sich unter einem tief hängenden Ast hinwegduckte, wollte er diesen umrunden, als sein rechter Fuß ohne Vorwarnung im Erdboden einbrach. Nachdem er sich überschlagend zu Boden gegangen war, versuchte er so schnell wie möglich wieder aufzuspringen – nur um dank des stechenden Schmerzes in seinem Fußgelenk gleich noch einmal zu Boden zu gehen. Doch es blieb keine Zeit Kräfte zu sammeln. Er spürte wie die Verfolger mit jedem Moment den er zögerte näher kamen und versuchte ein zweites Mal aufzustehen. Diesmal hielt sein Knöchel und während er die Schmerzen ignorierte, humpelte er weiter. Dabei fluchte er heftig über lästige Kaninchen oder was auch immer das entsprechende Äquivalent auf diesem Planeten war.
Er schob plötzlich auftauchende Erinnerung beiseite und versuchte sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Vielleicht doch keine so gute Idee, da ihm auf einmal bewusst wurde, wie anstrengend Luft holen war. Jeder Atemzug sandte Schmerzwellen durch seinen Brustkorb. Seine Rippen… So wie sich das anfühlte, war bestimmt die ein oder andere gebrochene dabei. ‚Wie war das schon wieder passiert?’ Ihn beschlich das Gefühl, dass er im Laufe seines Lebens schon einige Erfahrung mit dieser Art von Verletzung sammeln konnte. Nur was war das für ein Leben? Irgendwie bezweifelte er, dass er ein einfacher Farmer und Familienvater war. Familie… ohne es erklären zu können, verspürte er bei diesem Wort einen Stich in seinem Herzen, was ihn sich fragen ließ, ob es da draußen überhaupt jemanden gab, dem er wichtig war, der ihn vermissen würde.
Genug! Er sollte sich lieber um dringendere Dinge kümmern. Zum Beispiel seine Augen. Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt sie endlich zu öffnen. Allerdings fühlte sich sein Gesicht auch nicht so an, als ob es zu ihm gehören würde, alles schien wund und geschwollen. ‚Hatte jemand seinen Kopf mit einem Punchingball verwechselt?’ Keine Chance das linke Auge zu öffnen, also konzentrierte er sich auf das Rechte. Das Lid schien durch eine getrocknete Flüssigkeit verklebt zu sein, ließ sich letztendlich aber öffnen, auch wenn er zunächst nur hellere und dunklere Schatten um sich herum erkennen konnte. Er blinzelte und versuchte Einzelheiten auszumachen, als ihn an den Schatten etwas vertraut vorkam. ‚Verdammt!’ Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wo er sich befand.
In dem Moment als er den Waldrand erreichte, sah er, wie sich das Wurmloch etablierte. „Lauft!“ schrie er seinen Begleitern zu, während er versuchte schneller zu humpeln. ‚Nur noch 50 Meter’, sagte er sich. ‚50 Meter! Die wirst du auch noch schaffen!’ Das Stargate fixierend, als ob er es durch bloßes Wunschdenken näher heranbringen könnte, bemerkte er mit grimmiger Zufriedenheit, wie die Athosianerin ihren älteren Teamkollegen kurzerhand in den Ereignishorizont schob. Doch anstatt diesem zu folgen, drehte sie sich um und zielte auf den Waldrand hinter ihm. Auch der junge Marine, der gerade das Stargate erreichte, ging nicht hindurch, sondern drehte sich um und zielte mit seiner P90 auf ihre Verfolger. Am liebsten hätte er ihnen erneut „Lauft!“ zugerufen, unterdrückte den Impuls jedoch. So sehr er sich auch wünschte, seine Teammitglieder in Sicherheit zu wissen, wusste er, dass er ohne ihre Unterstützung kaum Chancen hatte selbst zu entkommen.
Mittlerweile bis auf 25 Meter an das Stargate herangekommen, wagte er einen Blick über die Schulter zurück - gerade als die ersten Gestalten zwischen den Bäumen auftauchten. Sofort eröffneten seine Begleiter das Feuer, um ihm die Zeit zur Flucht zu verschaffen. Doch da fiel ihm ein neues Geräusch auf: ein hohes, ziemlich unangenehmes Summen, welches sich schnell näherte. Unwillkürlich sah er im Laufen nach oben und suchte den Himmel mit seinen Augen nach Anzeichen für die zusätzliche Bedrohung ab. Ein Schatten raste über die Lichtung hinweg, nur um in einiger Entfernung zu wenden und gleich darauf direkt auf ihn zu zuhalten.
Er versuchte nochmals das Tempo anzuziehen und schneller zu humpeln. Dabei übersah er jedoch, nur noch zehn Meter vom rettenden Stargate entfernt, einen halb im Erdreich vergrabenen Stein. Zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit landete er mit einem harten Aufprall, der ihm die Luft aus den Lungen trieb, auf dem Boden. Gerade als er sich wieder aufgerafft hatte, sah er, wie sich die Augen seiner Begleiter entsetzt weiteten und sie ihre Waffen auf etwas über ihm richteten. Ein verzweifeltes „Neeeeiiiiin!“ in den Ohren löste sich die Welt um ihn herum plötzlich auf.
Wraith.
Es waren die Wraith, die ihn gefangen genommen hatten, was ihm der erneute Erinnerungsfetzen endgültig klarmachte. Mit großer Wahrscheinlichkeit befand er sich in einem ihrer Basisschiffe. Und mit dieser Erkenntnis kamen auch alle anderen Erinnerungen zurück. Er wusste wieder, wer er war und wohin er gehörte. Nach Atlantis, seinem neuen Zuhause.
Den kleinen Raum um sich herum betrachtend, wurde ihm bewusst, dass er sich in einer dieser Kammern befand, die die Wraith benutzten, um ihre menschlichen Vorräte bei Kräften und frisch zu halten. Von dieser aus konnte er nur einen kleinen Teil des Ganges überblicken, als er plötzlich Schritte hörte, die sich seiner Kammer näherten. Drei Gestalten kamen in sein Blickfeld und hielten direkt vor ihm an. Es waren Wraith. ‚Okay, eigentlich nicht wirklich überraschend, aber man darf doch noch hoffen’, versuchte er sich selbst aufzuheitern.
Mit nur einem Auge studierte er die drei und erkannte, dass er es mit zwei dieser gesichtslosen Drohnen und einem der höher entwickelten Wraith zu tun hatte. Dieser beugte sich mit einem bösartigen Grinsen zu ihm hin und zischte mit offenkundiger Vorfreude: „John Sheppard. Heute wirst du uns endlich verraten, wie wir zur Erde kommen.“
Fortsetzung folgt...