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Thema: Zwischen Krankenbett und Tannenbaum

  1. #1
    Traumtänzerin Avatar von Sammy91
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    Standard Zwischen Krankenbett und Tannenbaum

    Hallo, ich dachte ich geb mal meine Weihnachts-FF in die Runde.
    Sie ist nicht besonders lang, aber ich hoffe trotzdem das sie euch gefällt.

    Alle die auf neue Kapitel von "One of these days" warten, müssen sich bis nächstes Jahr gedulden. Ich hoffe das ist ok. Denn der Weihnachtsstress steht bevor und außerdem habe ich gerade meine erste Stargate Atlantis-FF fertiggestellt, die noch beim Beta liegt und hier vielleicht auch erscheint.

    Also nun aber, viel Spaß beim Lesen! Über Feedback würde ich mich freuen.

    Rating: PG
    Spoiler: Avalon, Part 1
    Staffel: 8
    Anmerkung: Die FF beschäftigt sich mit Cameron, nach der Schlacht über der Antarktis. Ich habe Camerons Krankenhausaufenthalt und die Auszeit zu Hause auf 18 Monate beziffert. Bei dieser FF liegt er schon 15 Monate im Krankenhaus und es spielt um die Zeit seines 2. Weihnachtens. In diesem Sinne möchte ich mich auch bei allen bedanken, die mich dahingehend unterstützt haben. Außerdem möchte ich erwähnen, dass die FF für eine Weihnachts-FF wahrscheinlich ganz schön traurig ist, aber mir war einfach danach.
    Danke an meine Betas DanielAndVala, nefertit, Ruthie und Saphira! Ein Extra-Dankeschön an nefertit für die viele Hilfe!
    Inhalt: Cameron muss Weihnachten im Krankenhaus feiern.
    Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG 1 gehören MGM/UA, World Gekko Corp. Und Double Secret Production. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und Toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.





    Der Weihnachtsbaum funkelte nur so, er war regelrecht überladen. Unzählige Christbaumkugeln an jedem Ast und überall hing Lametta. Sicherlich, die Freude daran zählte ja und wahrscheinlich gab es noch schlimmere Exemplare, aber nach Camerons Geschmack war das ganz und gar nicht.

    Es war ein großer, grüner Tannenbaum, der am Ende des Ganges stand. Alles was sich rings um den Baum befand, wirkte dadurch noch kahler, steriler und kälter... Cam hatte es satt.

    „Colonel?“ Eine ihm wohl bekannte Stimme ertönte hinter ihm.

    „Mh?“ Er drehte sich mitsamt seinem Rollstuhl um und schaute zu der Person auf.

    „Sie waren nicht beim Mittagessen. Und Sie wollen doch nicht ewig hier bleiben? Essen ist gut für die Nerven.“ Mary lächelte ihn an, doch Cameron verzog keine Miene.

    Mary Jameson war Krankenschwester und meist ein wirklich sehr fröhlicher Mensch.

    Sie blickte ihn mit ihren warmen, braunen Augen besorgt an. Ihr Lächeln war so freundlich wie immer – Cameron konnte sich nicht erinnern, dass er sie jemals nicht lächelnd gesehen hatte. Das war auch einer der Gründe warum sie ihm in den letzten Monaten ans Herz gewachsen war.

    Ständig versuchte sie ihn aufzumuntern, aber es interessierte ihn nicht. Cam kannte sie nun schon 15 Monate und er schätzte die Krankenschwester als Freundin, aber dieser dauernde Optimismus nervte ihn im Moment.
    Mit ihr hatte er schon viele lange Gespräche geführt.

    Seit seinem Unfall, letzten Monat, hatte er ständig schlechte Laune.

    Die ersten Wochen nach dem Absturz hatte er nur im Bett gelegen, die Ärzte hatten kaum Hoffnung gehabt. Seine Verletzungen waren sehr schlimm gewesen, vorallem der Rücken und seine Beine waren betroffen gewesen. In der Zeit fühlte er sich nie besonders gut und er hatte das Gefühl gehabt, die Decke würde ihm auf den Kopf fallen.

    Etliche Wochen später konnte er in den Rollstuhl und musste nicht mehr ständig liegen. Die Ärzte waren nicht sicher gewesen ob er jemals wieder laufen könne, doch Cameron hatte kämpfte, er wollte wieder richtig gehen können, aber es war ein langer und harter Weg gewesen und er hatte viele Rückschläge erlitten.

    Bei der ersten Reha wäre er fast zusammengebrochen, doch er hatte nicht aufgegeben. Nach einem schier ewigen Kampf hatte er langsam Fortschritte gemacht.

    Vor zwei Monaten konnte er endlich einigermaßen gehen und Cam glaubte nicht mehr lange und er würde entlassen werden. Er war so froh darüber gewesen – dieses, wieder einigermaßen, Gehen können, wenn auch nur mit Krücken, hatte ihm Kraft gegeben.

    Doch dann plötzlich der Zusammenbruch letzten Monat. Cam hatte sich übernommen und war in einer Trainingseinheit zusammengebrochen. Danach durfte er über eine Woche nicht zur Reha und weil er sich eine Verletzung bei dem Sturz zugezogen hatte, musste er für ein paar Tage liegen. Das hatte ihn ziemlich mitgenommen.

    Selbst die Gespräche mit seinem Psychologen, Dr. Lindrey, hatten ihm kaum geholfen darüber hinwegzukommen. Lindrey glaubte das Cameron, immer noch nicht über den Tod von Michael Banks, seinem Co-Piloten in der F-302, hinweggekommen war und deswegen zusammengebrochen war.

    Cam schüttelte den Kopf. War das wirklich so oder machten ihm andere Dinge zu schaffen?

    „Hey, Sie grübeln doch nicht schon wieder?“ Mary riss ihn aus seinen Gedanken.

    „Ich bitte Sie, Mary, wie soll man Freude daran finden Weihnachten im Krankenhaus zu feiern?“, gab er verbittert zurück. Cam wäre jetzt so gerne zu Hause und mit seiner Familie zusammen, stattdessen saß er hier fest und musste Weihnachten ohne seine Lieben verbringen. Das machte ihn traurig.

    Mary verzog das Gesicht. Sie verstand seine Reaktion, aber sie wollte ihn nicht so niedergeschlagen sehen.
    „Ich weiß, tut mir leid. Ich muss heute und morgen auch arbeiten“, sagte sie mit einer gewissen Traurigkeit in der Stimme.

    „Oh, das wusste ich nicht. Entschuldigen Sie, dass ich so gereizt bin“, gab Cameron reumütig zurück.

    „Schon gut“, antwortete Mary verständnisvoll. „Kommen Sie, ich hab jetzt auch Pause. Lassen Sie uns zusammen essen. Ich lade Sie ein.“

    „Ja in Ordnung.“ Ein Lächeln umspielte Cams Lippen.

    Sie lächelte ebenfalls, griff nach dem Rollstuhl, in dem Cameron saß und schob ihn vor sich her. Eigentlich mochte er es nicht wenn er geschoben wurde – das ließ ihn seine eigene Schwäche und Unzulänglichkeit immer wieder deutlich bewusst werden – aber für Mary machte er eine Ausnahme.



    ***



    Der Gang zur Cafeteria war wie ausgestorben. Um Weihnachten waren nicht allzu viele Patienten da. Die meisten konnten wenigstens für ein paar Tage zu ihren Familie oder wurden noch rechtzeitig vor dem Fest entlassen.

    Camerons Eltern hatten ihn eigentlich auch zu sich holen wollen, aber nach dem Schneesturm vor zwei Tagen war kein Durchkommen mehr möglich gewesen. Auch im Rest des Landes gab es ähnliche Schneestürme und seine Familie wohnte ja in Auburn, Kansas, das über 520 Meilen entfernt lag. Diese Strecke bei diesen Bedingungen zu fahren war unmöglich.

    Cam nahm es ihnen nicht übel. Er verstand es ja, aber das machte die Sache auch nicht leichter. Für ihn würde Weihnachten ins Wasser fallen oder zumindest war es nicht das gleiche, ohne seine Familie.

    Ganz in seinen Gedanken versunken merkte er nicht, wie Mary ihn in die Cafeteria an einen freien Tisch schob. Erst als sie ihm etwas zu essen hinstellte, schreckte er auf.

    Cameron nickte dankend. Meistens holte er sein Essen selber, aber Mary tat es gerne für ihn und er empfand das als eine nette Geste.

    „Und, werden Sie heute Abend in der Cafeteria mitfeiern?“, fragte Mary nachdem sie sich, mit ihrem Essen, gegenüber gesetzt hatte.

    „Ich habe von der kleinen Weihnachtsfeier hier gehört, aber ich denke nicht, dass ich in der Stimmung dazu bin.“

    „Cameron, kommen Sie schon. Die anderen Patienten, denen es möglich ist, werden auch hier sein. Dann ist keiner alleine, an so einem Abend“, gab Mary ruhig zurück.

    „Ich werde es mir überlegen“, sagte er knapp und schob sich einen Löffel von dem Krankenhausessen in den Mund. Es hing ihm zum Hals raus. Irgendwie schmeckte immer alles gleich, aber was blieb ihm anderes übrig.

    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und Cam ließ seinen Blick schweifen.

    An einem Tisch saßen zwei Krankenschwester schwatzend, an einem anderen gegenüber saß ein Arzt ganz alleine, der sich anscheinend eine kleine Pause gönnte. Daneben war ein Tisch an dem ebenfalls ein Mann im Rollstuhl saß und neben ihm eine Frau mit einem gebrochenen Bein. Die übrigen Tische waren leer.

    Camerons Blick fiel auf ein Blumenbild in der Nähe der Tür. In der Cafeteria hingen überall Bilder. Manche wurden gerade abgehangen und durch weihnachtliche Dekoration ausgetauscht.

    Er wandte sich davon ab und kaute nachdenklich auf seinem Essen herum. Dabei kamen ihm Marys Worte von eben in den Sinn, dass sie auch hier sein würde heute Abend.

    „Ich hoffe Sie stört die Frage nicht, aber was ist eigentlich mit Ihrem Verlobten. Feiert er Weihnachten alleine?“, fragte Cameron vorsichtig.

    Sie schluckte und man merkte ihr an, dass sie lieber bei ihrem Verlobten gewesen wäre, als hier Weihnachten zu feiern.

    „Er feiert mit seiner und meiner Familie. Ist sozusagen Tradition“, gab sie zurück.

    Cam wusste schon einiges über Mary, immerhin hatte sie auch viel mit ihm gesprochen und es war beruhigend, dass sie da war, wenn er jemanden brauchte.

    Irgendwie war er froh hier gelandet zu sein, im Militärkrankenhaus von Colorado Springs – er wusste, dass sich die Ärzte gut um ihn kümmerten und das gab ihm ein Gefühl der Sicherheit.

    Eine Weile schwiegen die beiden wieder und jeder hing seinen Gedanken nach. Cameron blickte geistesabwesend aus dem Fenster, das nicht unweit von dem Tisch war, an dem sie saßen.

    Es schneite sehr stark und der Wind wirbelte die unzähligen Schneeflocken wie wild herum. Am Fenster häufte sich schon der Schnee und malte Eisblumen an die Scheiben.

    Schnee zu Weihnachten war etwas Schönes, das fand er auch passend, aber es schneite schon seit Tagen unaufhörlich. Wenn es so weiter ging würde Colorado Springs bald völlig eingeschneit sein.

    Er nahm den letzten Löffel von seinem Essen und unterbrach die Stille zwischen ihnen: „Danke, dass Sie mit mir gegessen haben. Sie hätten Ihre Pause sicher auch angenehmer verbringen können.“

    „Ach was. Ich habe das gern getan!“, gab Mary ehrlich zurück.

    „Okay, danke trotzdem“, sagte Cam, und rang sich ein kleines Lächeln ab. „Ich werde wieder hochfahren.“

    „Ok“, antwortete Mary knapp. Langsam wusste sie nicht mehr, was sie mit Cameron machen sollte. Egal wie viel Mühe sie sich gab ihn aufzumuntern, er blockte alle Versuche ab und das wirkte sich langsam auch auf ihre eigene Laune aus.

    Cam nahm sein Tablett, fuhr mit dem Rollstuhl zur Geschirrabgabe, stellte es ab und fuhr dann aus der Cafeteria.

    Es tat ihm Leid, dass er Mary so stehen ließ, aber er hatte jetzt nicht den Kopf um mit jemandem zu reden.
    Vielleicht war sie enttäuscht von ihm, vermutlich hatte sie gehofft ihn überzeugen zu können. Sicherlich hatte Mary Recht, es wäre besser unter Menschen zu gehen, aber er wollte nun mal alleine sein.

    Cameron fuhr durch die immer noch relativ leeren Flure. Der Fahrstuhl war von der Cafeteria nicht weit entfernt und so erreichte er ihn schnell.

    Er drückte auf einen Knopf und nach kurzer Zeit des Wartens kam der Fahrstuhl heruntergefahren und öffnete sich. Zwei Ärzte, die sich miteinander unterhielten, stiegen aus und nickten ihm freundlich entgegen.

    Er nickte abwesend zurück, fuhr dann in den Fahrstuhl und betätigte den Knopf der ihn zur fünften Etage brachte.

    Die Fahrstuhlfahrt kam ihm wie eine Ewigkeit vor.

    Er erinnerte sich an das Weihnachten vor zwei Jahren – Weihnachten mit seiner Familie in Kansas. Für ihn war dieses Fest einfach etwas Besonderes gewesen.
    Seine Mum war schon Tage vorher aufgedreht gewesen und wollte alles perfekt haben für diese schönen Tage. Sein Dad dagegen hatte sich einfach nur gefreut und seiner Frau bei allen anfallenden Arbeiten geholfen so gut er konnte.
    Cameron hatte den Baum besorgt. Er und sein kleiner Bruder Steven fällten ihn immer selber, dass war sozusagen Tradition. Geschmückt wurde gemeinsam – nicht übermäßig, einfach schlicht.

    Heiligabend hatten sie zu viert verbracht. Die Geschenke gab es natürlich erst am darauf folgenden Tag. Diesen Feiertag verbrachten sie meist bei Verwandten oder bekamen Besuch von Angehörigen und Freunden.

    Und dieses Jahr war er hier, genau wie letztes Jahr - aber daran konnte er sich kaum erinnern, weil er da noch bettlägerig und benommen von den Schmerzmitteln gewesen war – ohne seine Familie und ohne die guten alten Traditionen.

    Es fröstelte ihn plötzlich und erst als die Fahrstuhltüren sich öffneten bemerkte er, dass der Aufzug inzwischen in der fünften Etage angekommen war.

    Der Gang zu seinem Zimmer war menschenleer. Schnell fuhr Cameron zu seinem Zimmer. Er öffnete die Tür, rollte hinein und schloss sie wieder hinter sich.

    Sein Blick fiel auf den Tisch der in der Nähe seines Bettes stand. Viele verschiedene Geschenke standen darauf – bunt eingepackte, mit goldenen, roten oder blauen Schleifen, in schönem Weihnachtsgeschenkpapier oder nur einfach nur einfarbig. Sie alle waren in den letzten Tagen, vor dem vielen Schnee, angekommen.

    Eins war von SG-1, die ihn auch ab und an besuchten, mehrere Geschenke von seinen Freunden vom F-302 Geschwader, ein Geschenk war von Bryce Ferguson, eins von seinem Kumpel Darell und noch etliche mehr von ehemaligen Teamgefährten und Wegbegleitern.

    Nur eines fehlte – ein Geschenk seiner Eltern. Er wusste, dass sie das nicht vergessen hatten. Wahrscheinlich hatte es aufgrund des Schneesturms eine Verzögerung gegeben. Es würde noch kommen, da war er ganz sicher.

    Ein kleines Lächeln huschte über Camerons Lippen. Die Versuchung war groß die Geschenke sofort zu öffnen, doch er wollte es wie immer machen, so wie es Tradition war – die Geschenke gab es erst morgen.

    Er fuhr zu seinem Zimmerfenster und schaute eine Weile in die Landschaft hinaus. Die Schneeflocken tanzten und wirbelten noch immer wild herum. Die Straßen und Wiesen waren alle zugeschneit.

    Unten sah man den Hausmeister des Krankenhauses auf einem kleinen Schneepflug sitzen. Er sah aus wie ein Schneemann, weil der Schnee auch auf ihm liegen blieb. Die Wege waren kurz hinter ihm schon wieder weiß, sodass Cam dachte, dass sich der Hausmeister die Arbeit auch sparen könnte.

    Cameron warf auch einen Blick in den Himmel. Er dachte ans Fliegen... an die Schlacht über der Antarktis und an... ja er musste an Michael Banks denken, seinen Co-Piloten in der F-302. Eigentlich musste er ständig an dieses schreckliche Erlebnis denken. Hatte sein Psychologe vielleicht doch Recht, dass er mit Michaels Tod nicht klar kam?

    Warum hatte Michael nicht überlebt? Cam hatte nach dem Absturz, im Cockpit der F-302 bewusstlos vor sich hin gedämmert und dadurch erst sehr spät realisiert, dass sein Freund tot war.

    Sie waren sich begegnet, als beide zum F-302 Geschwader gekommen waren. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden.
    Resignierend seufzte Cam. Er war tot und das konnte niemand rückgängig machen. Doch die Erinnerungen blieben.

    Eine ganze Weile saß er so am Fenster und dachte zurück an vergangene Weihnachtsfeste, an Menschen die er gekannt und geliebt hatte und die einmal ein Teil seines Lebens gewesen waren. Gerade an Weihnachten, der Zeit der Liebe, in der man mit den Menschen zusammen sein wollte, die einem wichtig waren, vermisste er sie besonders. Und während er so nachgrübelte wurde es langsam dämmrig draußen.

    Ein Klopfen an der Zimmertür holte ihn aus seinen Gedanken. Cameron konnte sich denken wer es war.

    „Kommen Sie ruhig rein, Mary.“ Er drehte sich um und sah ihre Silhouette gegen das Licht aus dem Flur.

    „Woher wussten Sie, dass ich es bin?“, fragte Mary überrascht.

    „Nur so ein Gefühl“, gab er zurück.

    Mary schaltete das Licht ein, denn es war schon dunkel im Zimmer. Im ersten Moment war Cam vom Licht geblendet.

    „Warum hocken Sie im Dunkeln?“, fragte sie verwundert.

    „Ich habe nachgedacht. Sie wollen mich überzeugen in der Cafeteria mitzufeiern, nicht wahr?“, fragte Cameron.

    Er dachte die Antwort zu kennen, doch Mary widersprach ihm: „Nein, keineswegs. Ich habe etwas für Sie.“ Sie wedelte mit einem Fax. „Das ist heute noch für Sie gekommen, ich wollte es Ihnen noch geben, bevor ich wieder runter gehe. Ich glaube es lag schon eine Weile unten.“

    Sie reichte es ihm und er nickte dankend.

    „Also, wenn Sie möchten, können Sie immer noch mit runter kommen. Es gibt auch Plätzchen und einen schönen Eierpunsch.“ Mary schenkte im noch ein aufmunterndes Lächeln und verließ dann wieder das Zimmer.

    Cameron hatte nur kurz aufgeschaut. Danach fiel sein Blick wieder auf das Fax.

    Er betrachtete es genauer und erkannte er die grobe Schrift seines Vaters.

    Seine Mine erhellte sich. Cam hatte ein gutes Verhältnis zu seinem Vater und das zeigte ihm noch mehr wie stark ihre Bindung zueinander war. Und er war sehr froh, dass seine Eltern ein Faxgerät hatten.
    Als Steven vor 2 Jahren vorgeschlagen hatte den Eltern ein Faxgerät zu Weihnachten zu schenken, hatte Cameron nicht gewusst wozu das gut sein sollte, aber jetzt war er glücklich darüber.

    Er begann zu lesen:


    Hallo Cameron,

    ich weiß, dass es dir nicht besonders gut geht. Vorallem weil wir nicht gemeinsam feiern können und zum anderen weil dich deine Verletzung immer noch sehr mitnimmt.
    Aber vergiss nicht, du bist ein Kämpfer und das weißt du!
    Glaube mir, ich weiß wie sich das anfühlt. Nach meinem Absturz, als du noch klein warst, ging es mir nicht nur schlecht, weil ich meine Beine verloren hatte. Es war auch eine starke seelische Belastung, die ich dir nach diesem schrecklichen Erlebnis, nicht zeigen wollte. Ich wollte stark für meine Familie sein und niemanden belasten.
    Wir haben beide viel mitgemacht. Ich weiß dass du das durchstehen kannst, du bist schon so weit gekommen.
    Du hast schon ganz andere Sachen überstanden und mach dich jetzt nicht fertig, weil du Weihnachten nicht mit uns feiern kannst. Wir sind in Gedanken bei dir!
    Außerdem weißt du ja, wenn es dir nicht gut geht, geht es mir auch nicht gut.
    Wir werden das nächste Weihnachten auf alle Fälle zusammenfeiern und wir werden dich so schnell wie möglich besuchen kommen, wenn die Straßen wieder frei sind.

    Ich soll dir liebe Grüße von Steven und deiner Mutter ausrichten!
    Wir vermissen dich und wir wünschen dir trotz allem ein schönes Weihnachtsfest!

    In Liebe, dein Vater.

    PS: Das Geschenk kommt sicher wenn die Straßen wieder frei sind.



    Gedankenverloren legte Cam den Brief beiseite. Wir konnte sein Vater genau wissen, was er jetzt gebraucht hatte, um aus seinem Selbstmitleid heraus zu kommen?
    Er brauchte nicht lange überlegen um darauf zu kommen – sein Dad und er hatten beide einen Absturz hinter sich. Er wusste aus eigener Erfahrung wie das war. Sein Vater hatte mit der Zeit alles so gut es ging verarbeiten können, doch bei Cameron war es noch ganz frisch.

    Es tat gut, wenn man merkte, dass jemand für einen da war – sein Dad musste nicht mal anwesend sein, es reichte, dass er wusste, dass sein Vater in Gedanken bei ihm war.

    Es war das beste und persönlichste Geschenk von allen, die er je bekommen hatte. Ja, das konnte er mit gutem Gewissen sagen. Dieser Brief hatte ihm Kraft gegeben.

    Irgendwie gelöst legte er den Brief zu den restlichen Geschenken. Wahrscheinlich war ein Besuch der Cafeteria doch keine schlechte Idee.
    Da war er immerhin nicht alleine und wahrscheinlich ging es den anderen Patienten, Krankenschwestern und Ärzten ähnlich. Wer wollte Weihnachten schon alleine feiern? Er zumindestens nicht.

    Cam fuhr zur Zimmertür und machte sich dann auf den Weg in die Cafeteria.


    ENDE
    http://i29.tinypic.com/14qyde.jpg

    Stargate in den Mund gelegt: 3x Gold, 4x Silber, 0x Bronze

    www.benbrowder-online.com

  2. #2
    Hyndara
    Gast

    Standard

    Wow! Das ist ja wieder ... *schauder*. Klasse, Sammy, wirklich ganz klasse. Ein bißchen nachdenklich und ... Ja, es kommt nicht darauf an, wieviel wir abräumen an Geschenken, es kommt darauf an, ob es uns berührt. Etwas, das von Herzen kommt, wird immer auch ein Herz berühren. Und das hast du wirklich gut herausgearbeitet.

    Beim Lesen kam mir unwillkürlich mein erstes Weihnachten ohne meine Eltern und sonstigen Verwandten in den Sinn. Ich hatte vor Augen, wie ich mich an die Traditionen geklammert habe, die ich mein Leben lang kannte, und dann doch allein dasaß neben dem Baum und mich fragte, wozu ich das alles eigentlich getan hatte.

    Deine FF hat mich irgendwie berührt, daß sie das wieder hochgespült hat. Ich kann Mitchell hier sehr gut verstehen. Allein, gerade zu Weihnachten, das ist für jemanden, der allein lebt und keinen "Anhang" mehr hat, sehr, sehr schmerzhaft werden. Umso mehr freut man sich dann, wenn plötzlich das Telefon oder die Türklingel sich meldet und es da doch einen Menschen gibt, der an einen denkt. Da sind die Tränen dann auch nicht weit *schnief*.

    Eine sehr schöne, mich nachdenklich stimmende Geschichte, die wunderbar in diese Zeit paßt. Und ich möchte dir von Herzen dafür danken, daß du sie gebracht hast.

  3. #3
    Auf der Suche Avatar von Kathi90
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    Standard

    Hi!

    Ich bin ja schon lange kein SG1 Fan mehr und les auch kaum noch Geschichten über SG1.
    Aber deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen und ich brauchte auch nicht lange zu überlegen wer jetzt wer ist, da ich seit der 8 Staffel nicht mehr SG1 ansehe.
    Wie Hyndara schon schrieb, ich fand auch, dass deine Geschichte zum Nachdenken anregt und das sollten Weihnachtsgeschichten.

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

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