In diesem Thread werde ich in Zukunft meine FFs veröffentlichen. Da meine Geschichten aus diversen Gründen niemals besonders lang sein werden lohnt es sich nicht für jede einen neuen Thread aufzumachen. Mit Erlaubnis von Waschtl fange ich mit einem Re-Post meiner FF aus der Challenge an. Ich habe Ideen für beide Serien.
Zehn Minuten
Rating: G
Allgemeine Anmerkung:
Diese FF entstand im Rahmen der Challenge "Zeit".
Die Rechte an Stargate SG-1, Stargate Atlantis und allen Stargate-Charakteren gehören MGM, dem SciFi-Channel und allen anderen assoziierten Firmen. Nur die nicht in den Serien vorhandenen Charaktere und die Handlung dieser FF sind von mir und wurden ohne kommerzielles Interesse geschrieben!
Spezielle Anmerkung
Spoiler
Zehn Minuten
KLACK - Zehn
Daniel Jackson blickte auf den großen Zeiger der Wanduhr, die vor ihm in dem miefigen kleinen Aufenthaltsraum des archäologischen Instituts hing. 11:50. Nun musste er bis 12 Uhr darauf warten, dass man ihn in den vorletzten Raum am Ende des Ganges rief, um ihm der Ergebnis seines Vortrags und damit seiner gesamten Dissertation mitzuteilen. Eigentlich stand schon alles fest, und der Vortrag mit Kolloquium war eine reine Formsache, aber die Fragen die ihn erwartet hatten, waren unerwartet gewesen und er hatte ein richtig schlechtes Gefühl.
Daniel trommelte mit den Fingern auf seinem hellbraunen, abgestoßenen Aktenkoffer. Daniel Jackson stand auf dem Namensfeld auf der Vorderseite. Darunter konnte man noch verblassend den Namen Melbourne erkennen. Die Tasche hatte seinem Vater gehört, und in einem Seitenfach lagen noch dessen Unterlagen zum Grab KV 63 im Tal der Könige, dass seine Eltern hatten ausgraben wollen. Hatten… wollen…
Vor einer Stunde hatte er hier schon einmal gesessen und auf dem Koffer herumgetrommelt, da hatte alles noch in seiner Hand gelegen. Es war eine andere Art von Anspannung gewesen. Er hatte gewusst, was er wie zu präsentieren hatte, er kannte seine Forschung und seine Ergebnisse und er war sich sicher, dass sein Vortrag überzeugend sein würde. Doch die kritisch-skeptisch-amüsierten Mienen einiger Zuschauer und Professoren hatten auch am Ende nicht zustimmend geblickt. Eher im Gegenteil.
KLACK – Neun
Keine Regung im Flur. Das ganze Institut war wie ausgestorben, kein Wunder, denn es war Samstag. Daniel ging in den Flur um sich einen Schluck Wasser aus dem Wasserspender zu holen. Ihm war schlecht. Mit dem typischen gurgelnden Geräusch zapfte sich Daniel einen Pappbecher voll kalten klaren Wassers, das er auch sofort austrank, um sich direkt noch einen Becher zu füllen. Das war besser.
Er kannte die beiden wichtigsten Professoren aus der Prüfungskommission schon lange. Professor Jordan hatte ihn seit seinem Studienanfang begleitet und ihn auch darin unterstützt, das Studium in so kurzer Zeit durchzuziehen. Bei ihm würde er auch in den nächsten Jahren weiter arbeiten, wenn das hier und heute nur klappen würde.
Vom Wasserspender aus konnte Daniel Geräusche aus dem Prüfungsraum hören. Ein handfester Streit war im Gange. Daniel blickte sich um. Kein Mensch weit und breit, und es war auch unwahrscheinlich, dass sich heute jemand hier hin verirren würde, der nichts mit der Prüfung zu tun hatte. Wenn er nur ein bisschen näher an die Türe ginge, könnte er vielleicht auch etwas verstehen. War das erlaubt? Nun ja, es hatte ihm auch keiner verboten.
KLACK- Acht
Daniel bewegte sich langsam in die Richtung der Tür. Er fühlte sich fast wie ein Geheimagent. Sah er in seinem schlecht geschnittenen braunen Cordanzug, der Nickelbrille und den schulterlangen Haaren, dem Pappbecher in der einen und der abgestoßenen Aktentasche in der anderen Hand nicht eben wie ein Agent aus. Das musste er auch nicht. Egal wie diese Sache jetzt ausgehen würde, aber zu seinem Beruf würde es niemals gehören, durch Gänge zu schleichen um nicht erwischt zu werden. Und das am besten noch mit einer Beretta wie James Bond. Schließlich war er nicht Indiana Jones, sondern nur Daniel Jackson, und wenn er Glück hatte und das hier klappen würde war er bald Daniel Jackson, PhD.
Daniel war nun beinahe bei der vorletzten Tür des Ganges angekommen. Aus dem erregten Stimmengemurmel wurden langsam Wortfetzen und Worte. Wenn er sich konzentrierte konnte er nun erkennen, was im Prüfungsraum gesagt wurde.
„…anlasten, er ist noch jung!“ Das war sein Doktorvater, Professor Jordan.
„Eben, und deswegen macht es auch nichts, wenn er noch zwei oder drei Jahre wartet.“ Diese Worte klangen nicht gut, vor allem nicht, wenn sie aus dem Mund des Leiters des archäologischen Instituts stammten, Professor Rames.
„Warum sollte er warten? Er war schon bei Studienbeginn fähiger als die meisten Studenten beim ersten Abschluss! Er spricht zehn Sprachen fließend, er ist der einzige Mensch den ich kenne, der sich in altägyptisch unterhalten kann und er kann Hieroglyphen lesen wie andere die Times! Er hat einen Blick für die Historie und ein Gefühl für die Essenz der Archäologie.“
Daniel spürte, wie er rot wurde. Er hatte nicht gewusst, dass Jordan so viel von ihm hielt.
KLACK - Sieben
„Ich stimme Ihnen wirklich zu, was Jacksons Begabungen angeht, aber schauen Sie sich an, was er daraus macht! Das hier…“ Daniel hörte einen Papierstapel auf den Tisch knallen „ ist doch wohl nur ein ganz schlechter Scherz! Neuinterpretation der Regierungszeit Cheops II. unter der Annehme, dass die Pyramiden nichtmenschlichen Ursprungs sind! Das ist der größte Mist, den ich jemals in meiner Laufbahn gelesen habe! Und das aus der Feder von ihrem größten Talent! Wie konnten sie das um Himmels Willen überhaupt zulassen?“
Stille.
Daniel merkte, dass er den leeren Pappbecher in seiner Hand zerdrückt hatte.
Nun sprach Professor Jordan wieder, so leise, dass Daniel ihn kaum verstehen konnte.
„Wenn Sie diese Arbeit gelesen und verstanden haben, dann zeigen Sie mir bitte einen Fehler, eine augenscheinlich falsche Schlussfolgerung, eine einzige Schludrigkeit, die zeigt, dass das was Daniel Jackson geschrieben hat wirklich MIST ist. “
KLACK - Sechs
Wieder wurde es leise. Daniel ging auf Zehenspitzen zum Wasserspender, warf den zerdrückten Pappbecher weg und holte sich einen neuen. Sein Mund war so trocken als ob er einen ganzen Tag in der Wüste gegraben hätte. Er schlich zur Tür zurück. Schon von weitem konnte er erkennen, dass Professor Rames wieder das Wort ergriffen hatte.
„…glauben lassen, und ihn auch noch darin unterstützten (!!!), dass seine Theorie stimmt, dann machen Sie ganz persönlich ihn für immer zum Gespött der Fakultät. Das hat er nicht verdient! Wenn er weiter mit seinen Aliens ankommt, steht er bald vor leeren Stuhlreihen und dann vor dem Nichts, und Sie wissen das!“
Daniel schluckte. Professor Rames hatte gerade seine größten Ängste angesprochen. Was wäre, wenn ihn die Welt für einen Spinner halten würde, wie seinen Großvater? Und noch schlimmer was wäre, wenn er enden würde wie Nick? Wenn er sich so in etwas reinbeißen würde, dass er tatsächlich verrück würde?
KLACK - Fünf
Doch das konnte und durfte nicht passieren! Er hatte Beweise, er wusste, dass seine Theorie richtig war, es war sein Erbe, alles was er konnte hatte er von seinen Eltern und ohne sie wäre er auch niemals daran gekommen, dass die Pyramiden allen Versuchen einer Erklärung zu Trotz doch nicht von den Menschen designed worden war. Vielleicht gebaut, ja, aber die Menschen hatten nur als Arbeitssklaven gedient.
Er war noch ein Kind gewesen. Ein dreckiger kleiner Kerl, der mit seinen Eltern in Ägypten gewohnt hatte. Während diese eine Grabung in der Nähe der Cheopspyramide leiteten, hatte er schnell Freundschaft mit den anderen Jungen geschlossen, die mit ihren Familien in der Nähe der Pyramiden gelebt und deren Eltern ihr Geld damit verdient hatten, dass sie Souvenirs an Touristen verkauften oder Führungen durch das alte Ägypten anboten. Einige dieser Familien lebten schon sehr lange in der Gegend. Sehr, sehr lange wie er eines Abends erfahren hatte. Er war mit Yussef den ganzen Tag in der Totenstadt westlich der Pyramiden umhergestromert, und Yussef hatte ihm einige Katakomben gezeigt, in denen bestimmt noch kein westlicher Archäologe seinen Fuß gesetzt hatte.
Beim Gedanken an Ägypten hellte sich Daniels Miene auf. Das war damals die schönste Zeit seines Lebens gewesen. Es gab keinen größeren Abenteuerspielplatz für ihn auf der ganzen Welt als die archäologischen Ausgrabungsstätten. Seine Eltern hatten noch gelebt, und ihm an allen teilnehmen lassen was sie gerade machten und was ihn interessierte. Er konnte zeitweise bessere Hieroglyphen schreiben als englische Worte und er konnte die Zeichen schneller lesen als so mancher Mitarbeiter seiner Eltern. Natürlich wuselte er ihnen manchmal ein wenig zu sehr zwischen den Beinen her, aber dann gab es ja auch noch Yussef und die anderen Kinder.
KLACK – Vier
Daniel schreckte auf. Jordan hatte wieder das Wort ergriffen.
„Ich teile ihre Befürchtungen doch! Und ich glaube auch, dass Jacksons Zukunft noch unsicherer ist, als die der meisten Studenten. Aber er ist soweit. Er muss an Ort und Stelle forschen, muss sehen was er behauptet, ausgraben was er zu finden hofft. Wenn wir ihn weiter in die Universität einsperren, dann wird seine Phantasie erst recht durchdrehen. Ich glaube doch auch nicht daran, dass die Pyramiden von Aliens erbaut wurden. Aber darum geht es nicht. Sehen sie die Arbeit theoretisch, dann ist sie brillant!“
Ein letzter Schluck Wasser war noch in seinem Becher. Daniel trank ihn aus und ging in den Aufenthaltsraum zurück. Er hatte genug gehört. Zu viel. War das wirklich er? Einzelkämpfer, Wunderkind, Waise, Linguist, Archäologe, Spinner?
War er wie Nick Ballard, der sich in etwas verrannt hatte und daran zugrunde ging? Oder war er wie Niels Bohr, der eine brillante Theorie hatte, die niemand beweisen konnte, und die doch das Wasserstoffspektrum so einzigartig gut beschrieb, dass sie richtig sein musste – bis man festgestellt hatte dass sie grundlegend falsch war. Oder hatte er vielleicht doch Recht? Warum saß, er hier? Was hatte ihn auf diesen Weg geschickt? Er hatte es nie hinterfragt Archäologe zu werden, sich nie nach einem anderen Beruf umgeschaut oder für eine andere Fachrichtung interessiert. Niemals. Was war, wenn es nicht seine Bestimmung war. Vielleicht wäre er doch besser Mathematiker geworden, oder Kfz-Mechaniker.
KLACK – Drei
Daniel dachte wieder an Yussef und den Tag in der Totenstadt der Pyramidenbauer. Yussef hatte ihm damals die Sprache seines Großvaters beigebracht. Heute wusste er, dass es Altägyptisch war. Nach zwei Jahren in der Sonne der Wüste war er nicht nur fast so braun gebrannt wie der gleichaltrige Ägypter, sondern er sprach dessen Sprache fließend. Manchmal tat er sogar so als ob er auch zu der Horde Jungs gehören würde, die den Touristen ein paar Münzen abbettelte oder selbst geklaute Datteln verkauften. An diesem Tag waren sie wieder in der westlich der Pyramiden gelegenen Totenstadt gewesen und Yussef hatte ihn in eine Gegend mitgezogen, in der eigentlich keine Mauern mehr standen. „Heute zeige ich dir mein größtes Geheimnis!“ hatte er gesagt „Mein Opa sagt, ich darf ein keinem zeigen, und es darf keiner wissen, außer uns!“ In einer Sandkuhle lag eine zerfetzte Plastiktüte.
„Pass auf, hier ist es!“ Unter der Tüte hatte sich ein Seil versteckt, unter dem Seil eine Falltüre und unter der Falltüre ein tiefes, dunkles Loch. „Hier, nimm das!“ Yussef hatte ihm eine Taschenlampe in die Hand gedrückt und rutschte an dem Seil in das Loch.
„Komm schon, es ist nicht tief!“
Unter dem Loch verbarg sich keine Grabkammer, sondern eine uralte Kultstätte. „Das ist das Geheimnis meiner Familie.“ flüsterte Yussef „niemand weiß davon, aber du bist wie mein Bruder, deswegen zeige ich es dir. Aber du darfst es niemals jemanden zeigen, schwörst du das mir?“ „Ich schwöre es beim Namen meiner Familie!“ „Dann schau dir das an!“ Der Kegel der Taschenlampe schien auf eine Wandbemalung wie Daniel sie noch nicht gesehen hatte. Über den bekannten Pyramiden hatten größere Pyramiden mit Ringen um die Mitte geschwebt. „Sind das Raumschiffe?“ „Weiß ich nicht, mein Opa meint, er erzählt es mir wenn ich größer bin.“ Sie hatten damals noch den ganzen Tag in der Stätte verbracht, und noch tausend andere Dinge entdeckt, die für einen kleinen Jungen spannender waren als so etwas Profanes wie ein Raumschiff. Aber vergessen hatte er es nie. Gefunden hatte er die Kammern allerdings auch nicht mehr als er Jahre später wieder nach ihnen gesucht hatte.
KLACK - Zwei
Daniel blickte aus dem Fenster, nahm aber nicht wahr wie sich draußen die Bäume im Wind bewegten.
Wer hatte Recht? Rames? Jordan? Er selbst?
Als er damals in die kleine Hütte zurück gekehrt war, in der er mit seinen Eltern wohnte, hatte er sich auf einen Stuhl gestellt und seinen Eltern mit ernster Miene mitgeteilt dass er heute eine wichtige Entdeckung gemacht hatte und jetzt ein wichtiger Archäologe war. „Die Pyramiden wurden von Aliens gebaut!“ Seine Eltern hatten damals so laut losgelacht, dass ihm selbst nichts anderes übrig blieb als mitzulachen. Seine Mutter hatte ihn danach in den Arm genommen und ihn einmal durchgekitzelt und ihn danach wieder auf die Füße gestellt.
„Daniel, und wenn du irgendwann mal herausfinden solltest, wo Atlantis liegt oder den Jungbrunnen findest: wir glauben an dich!“
Das hatte er niemals vergessen.
Daniels Zweifel von vor einer Minute waren verschwunden. Seine Eltern hatten an ihn geglaubt. Es war sein Weg. Er würde ihn gehen. Nur er war dazu in der Lage. Und deswegen war es auch vollkommen egal ob er jetzt oder in ein paar Jahren mit der Universität fertig sein würde.
KLACK – Eins
„Jackson?“ Jemand klopfte ihm auf die Schulter.
„Was?“
„Kommen Sie!“
Professor Jordan stand in der Tür des eben noch belauschten Raumes.
„Herzlichen Glückwunsch, Doktor Daniel Jackson“
Ende