Wer hin und wieder mal Slash-FFs mit Rating NC-17 liest, dem wird aufgefallen sein, daß die Protagonisten in nahezu jeder dieser Geschichten umwerfend guten Sex miteinander haben. Mal ehrlich: Haltet Ihr das für realistisch? Also ich irgendwie nicht. John und Rodney hingegen… Aber lest selbst!
Titel: Das FanFiction-Problem, Teil 2
Kategorie: Humor, PWP
Rating: PG-16 (Slash)
Charaktere: Rodney McKay, John Sheppard
Spoiler: -
A/N: Ein Hinweis für alle, die Teil 1 nicht gelesen haben (war ein Challenge-Beitrag und findet sich hier): Ich habe mich gefragt, was passieren würde, wenn John und Rodney all unsere FFs lesen könnten. Also habe ich Realität und Fiktion einfach mal ein wenig vermischt.
Disclaimer: Stargate Atlantis und alle zugehörigen Charaktere sind Eigentum von MGM Television Entertainment
Das FanFiction-Problem, Teil 2
Rodney konnte es immer noch nicht fassen. „Sag mal, ist in dieser Galaxie eigentlich jeder schwul?!?“
Erst jetzt bemerkte John, daß jemand sein Büro betreten hatte, und sah verdutzt von seinem neuesten Zeitvertreib auf – einer etwas aufgepeppten Antiker-Version des guten alten GameBoy. Möglicherweise stellte das etwa handflächengroße Gerät auch etwas völlig anderes dar, aber solange ihm niemand sagen konnte, was, würde er einfach damit weitermachen, die bunten, dreidimensionalen Gebilde, die immer wieder auf der holographischen Oberfläche erschienen, in bester Tetris-Manier ineinander zu stapeln.
„Wer ist schwul?“, erkundigte er sich bei McKay, der mittlerweile mit verschränkten Armen vor seinem Schreibtisch stand und ihm stirnrunzelnd bei seinem etwas sonderbar anmutenden Konzept von Büroarbeit zusah.
„Na, offenbar jeder hier!“, empörte sich der Wissenschaftler. „Ich habe gerade 2 ½ Stunden damit verbracht, mich durch die neuesten FanFiction-Veröffentlichungen zu lesen – und soll ich dir was sagen? In weit mehr als der Hälfte aller Geschichten geht es um irgendwelche gleichgeschlechtlichen Paare in dieser Stadt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was die Leute alles schreiben! Carson hat was mit Radek, Lorne treibt’s mit Kavanagh, Caldwell ist scharf auf Ronon… na, und wir beide…“, er deutete zwischen sich und dem Colonel hin und her und seufzte, „… also davon fange ich wohl besser gar nicht erst an.“
Sheppard zuckte unbeeindruckt mit den Achseln. „Offenbar gefällt den Leuten die Vorstellung, daß zwei ihrer Lieblingscharaktere eine Beziehung miteinander haben. Was ist so schlimm daran?“
„Na, daß es langsam Überhand nimmt! Wenn man all diese Geschichten liest, könnte man glatt meinen, daß wir uns hier im Drive-In einer Partnervermittlung befinden und überall in der Stadt verliebte Pärchen rumlaufen, die noch dazu andauernd den besten Sex aller Zeiten miteinander haben. Das ist doch einfach lächerlich!“
Johns linke Augenbraue schien da etwas anderer Meinung zu sein und zuckte verräterisch in Richtung Haaransatz, während ihr Besitzer erklärte: „Na ja – in Bezug auf dieses ganze Verliebtsein hast du wahrscheinlich Recht, aber was die Sache mit dem Sex angeht…“
An dieser Stelle ließ er seine Worte ausklingen und sah interessiert dabei zu, wie Rodneys Kinnlade nur Sekunden später den Kampf gegen die Schwerkraft verlor.
„Willst du mir etwa erzählen, daß DU heißen Sex mit einem anderen Mann hast?!“, stieß der Wissenschaftler ungläubig hervor, nachdem er die Kontrolle über seine entgleisten Gesichtszüge wiedererlangt hatte. Noch im selben Moment blickte er sich erschrocken um, doch zu seiner Erleichterung hatte sich die Tür zu Johns Büro nach seinem Eintreten wieder geschlossen.
Sheppard rollte mit den Augen. „Natürlich nicht! Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, daß wir beide… also du und ich… na ja, ich meine, wenn man diese ganzen Geschichten zugrunde legt… Dutzende von FanFiction-Autoren können sich doch schließlich nicht irren!“
Rodney fragte sich unweigerlich, ob die Tatsache, daß John seit dem Frühstück ganz offensichtlich die Fähigkeit verloren hatte, sich verständlich auszudrücken, irgendetwas mit seinem neuen Spielzeug zu tun hatte, das nun, da der Colonel ihm nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit widmete, ein paar gurgelnde Geräusche von sich gab, die Rodney irgendwie an die etwas eigenwillige Handsteuerung eines Computers namens Ziggy erinnerten. Argwöhnisch erkundigte er sich: „Und was genau willst du damit sagen?“
John zuckte ein weiteres Mal mit den Schultern und entgegnete mit einem Höchstmaß an Sheppardscher Gelassenheit: „Nur, daß wir zwei bestimmt tollen Sex miteinander haben würden.“ Dann hielt er kurz inne und senkte seine Stimme ein wenig: „Ich meine, hast du noch nie darüber nachgedacht, wie es wäre, all diese… Sachen… mal auszuprobieren?“
Na ja… Der Kanadier konnte nicht leugnen, daß er während des Lesens der ein- oder anderen FanFiction tatsächlich schon Überlegungen dieser Art angestellt hatte. Immerhin hörten sich die meisten Dinge, die in diesen Geschichten beschrieben wurden, bei weitem interessanter an als sein tatsächliches Liebesleben – auch wenn er ernsthaft daran zweifelte, daß sein Körper für gewisse Szenarien wirklich biegsam genug war. Aber wenn man von halsbrecherischen Kamasutra-Stellungen einmal absah, hatte diese ganze Sex-mit-einem-anderen-Mann-Geschichte durchaus ihren Reiz. Er hatte nur nicht damit gerechnet, daß John ähnlich darüber dachte und… Moment mal!
„Ist das… ist das etwa ein Angebot?“
Rodneys überraschter Blick bohrte sich förmlich in Sheppard hinein, doch dieser verzog keine Miene und erwiderte lediglich: „Und wenn es so wäre?“
Wenn es so wäre??? Ha! „Das fragst du einen Mann, der seit mehr als zwei Jahren in einer monogamen Beziehung mit seiner rechten Hand lebt?“ Ups. „Wa-wa-was natürlich nicht heißt, daß ich deshalb jedes x-beliebige Angebot annehmen würde! Aber für diese spezielle Art von… Experiment… könnte ich mir jemanden wie dich durchaus als Partner vorstellen.“
Nur mit größter Mühe gelang es John, ein triumphierendes Grinsen zu unterdrücken. Treffer, versenkt! „Dann bist du also interessiert, ja?“
Rodney verdrehte die Augen und seufzte. „Habe ich nicht genau das gerade gesagt?“ Doch nur einen Moment später wurde seine Miene plötzlich ernst. „Warte – was ist, wenn uns jemand erwischt?“
„Wer soll uns denn erwischen?“ Sheppard konnte nicht ganz folgen.
„Na ja, vielleicht hast du es ja noch nicht bemerkt, aber in dieser Stadt wimmelt es nur so von neugierigen Wissenschaftlern und amerikanischem Militärpersonal. Wir sollten auf alle Fälle ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, damit unser kleines Arrangement nicht auffliegt!“
„Was ganz sicher nicht passieren wird, solange wir uns ein wenig diskret verhalten. Ich meine, ich weiß zwar nicht, wer bei dir so ein- und ausgeht, aber in meinem Quartier wimmelt niemand herum, wenn ich die Tür schließe.“ Von aufgebrachten Astrophysikern, die die Angewohnheit hatten, zu jeder Tages- und Nachtzeit einfach hereinzustürmen, einmal abgesehen.
„Gut, schön, wie du willst! Es ist deine Karriere! Dann also in… sagen wir…“, Rodney warf einen Blick auf seine Uhr, „… zwanzig Minuten bei dir.“
Noch bevor John auch nur die Möglichkeit hatte, etwas darauf zu erwidern – etwa, daß er bei der ganzen Sache doch eher an eine Abendvorstellung gedacht hatte –, war der Wissenschaftler eilenden Schrittes durch die Tür verschwunden. Irgendwie hatte McKay in letzter Zeit anscheinend eine Vorliebe für stürmische Abgänge entwickelt. Sheppard sah ihm noch eine Weile kopfschüttelnd hinterher, bevor auch er einen Blick auf seine Uhr warf.
Tja, dann also Sex statt Lunch. Warum nicht…
*****
Exakt 45 Minuten später lag ein frustrierter Rodney McKay neben einem inzwischen mehr als schlecht gelaunten John Sheppard und starrte, genau wie dieser, mit vor der Brust verschränkten Armen zur Decke.
„Das war eine Schnapsidee“, informierte der Wissenschaftler seinen Bettgenossen, nachdem sich beide Männer eine Weile ausgiebig angeschwiegen hatten.
„Danke, soviel weiß ich mittlerweile auch!“, erwiderte Sheppard gereizt und murmelte dann mürrisch vor sich hin: „Und dabei hätte ich eigentlich schon gewarnt sein müssen, als ich gemerkt habe, daß du nicht mal anständig küssen kannst.“
„Ach, und was genau war bitte falsch daran, wie ich dich geküßt habe?“ Rodney war sich absolut keiner Schuld bewußt. Man hatte ihm in der Vergangenheit zwar schon des öfteren vorgeworfen, daß er sein Mundwerk nicht im Griff hatte – aber nie zuvor in diesem Zusammenhang.
„Na ja, es war ziemlich… sagen wir mal… feucht? Ich war mir zwischenzeitlich nicht ganz sicher, ob du versuchst, mich mit deinem Kampfgeknutsche zu ertränken oder zu ersticken!“
McKay gab einen Laut der Entrüstung von sich. „Daß ich nicht lache! Aber daß so etwas von Mr. Porno-Kuß persönlich kommt, ist ja kein Wunder!“
„Was soll das denn bitte heißen?“ Nun war es Sheppard, der empört war.
„Ganz einfach: Zungen, mein lieber John, gehören in den Mund. Auch beim Küssen!“
„Ach, ja? Und Finger dafür definitiv nicht an Stellen, an denen…“, wie sollte er es nur ausdrücken, „… niemals die Sonne scheint!“
„Das würdest du anders sehen, wenn ich gefunden hätte, wonach ich gesucht habe“, ließ Rodney seinen Bettnachbarn wissen.
„Was du aber nicht hast, Mr. Neunmalklug“, hielt dieser dagegen.
„Erstens heißt es Doktor Neunmalklug und zweitens: Sehe ich vielleicht aus wie ein Proktologe?!“
„Neeein, du siehst aus wie jemand, der mitten beim Sex plötzlich aus dem Bett fällt, weil er nach einer Gebrauchsanweisung suchen muß!“ Auf die Idee, sich eine FanFiction als Vorlage mitzubringen, konnte auch wirklich nur Rodney kommen.
„Oh, entschuldige bitte, wenn ich bei meinem ersten Versuch in dieser Richtung sicher gehen wollte, daß ich alles richtig mache!“
Beim Gedanken an diesen „Versuch“ und den damit verbundenen Schmerz verzog Sheppard unwillkürlich das Gesicht und konnte nur mit Mühe dem Drang widerstehen, seine Hände schützend über seinem Schoß zu platzieren. „Mit deinem nächsten Versuch solltest du definitiv warten, bis du neunzig bist und keine Zähne mehr hast“, riet er McKay in vorwurfsvollem Ton.
Dieser kommentierte das Ganze mit einem lauten Schnauben und holte zum verbalen Gegenschlag aus. „Dein Umgang mit sensiblen Körperstellen anderer ist auch nicht gerade zur Nachahmung empfohlen. Meine Brustwarzen fühlen sich an, als wären sie in einen Fleischwolf geraten!“
„Hey, ich habe lediglich versucht, dich ein wenig in Stimmung zu bringen!“, verteidigte John sein Vorgehen.
„Tja, dann muß ich dir leider sagen, daß du auf diesem Gebiet nicht halbwegs so talentiert bist, wie dein Äußeres vielleicht vermuten läßt!“
„Bis jetzt hat es keinerlei Klagen gegeben. Und zu deiner Information: Dein ständiges Genörgel über die zu weiche Matratze, die falsche Beleuchtung oder mein zu herbes Aftershave hatte auch nicht unbedingt eine anregende Wirkung! Von deinen sonstigen Aktivitäten ganz zu schweigen…“
„Ach, tatsächlich? Na, dann frage ich mich bloß, warum du so äußerst angeregt meinen Namen gestöhnt hast“, stellte Rodney höchst selbstzufrieden fest.
John holte tief Luft und versuchte, die Fassung zu wahren. „Ich habe deinen Namen gestöhnt, weil du mir in die Schulter gebissen hast – und zwar nicht zu knapp. Zum Glück bin ich gegen Tollwut geimpft!“
„So wird es einem also gedankt, wenn man versucht, ein bißchen leidenschaftlich zu sein!“ Mit einer schwungvollen Bewegung entledigte sich der Wissenschaftler seiner Bettdecke und stand auf. „Ich würde sagen, damit ist das Experiment dann ja wohl beendet.“
In grimmiges Schweigen gehüllt zog er sich an und marschierte schließlich mit einem letzten Blick auf den Colonel und einem gemurmelten „Sex auf zwei Beinen – daß ich nicht lache!“ aus dem Raum und in Richtung seines eigenen Quartiers. Er würde jetzt erst mal ein paar Reviews schreiben und diesen ganzen FanFiction-Autoren ordentlich was husten!
Zurück blieb ein zerknirschter John Sheppard, der noch eine Weile finster zur Decke starrte – bis sich plötzlich ein diabolisches Grinsen über sein Gesicht zog. Mit einem Satz war er auf den Beinen, warf sich eine Hose und ein T-Shirt über und startete seinen Laptop. Vielleicht würde er nach dieser ganzen Pleite ja doch noch auf seine Kosten kommen, denn in seinem Kopf war soeben die Idee für einen wunderbaren, kleinen Beitrag zum aktuellen Bad-Sex-Challenge entstanden.
- Ende -