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Thema: SG-1 Lichter im Schnee

  1. #1
    First Lieutenant Avatar von sethos
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    Standard SG-1 Lichter im Schnee

    Ich wünsche Euch allen wundervolle Weihnachten und ein paar besinnliche Feiertage im Kreise Eurer Lieben.


    Rating: PG
    Pairing: Sam/Jack
    Staffel: 10
    Anmerkung: Tut mir Leid, es hat mich wieder einmal überrannt. Aber da ich brav ein paar Weihnachts-FF ohne Pairing abgeliefert habe, dachte ich, ich darf auch noch mal etwas sentimentaler werden und ein wenig vor mich hin träumen. Wer das nicht mag, macht’s einfach wieder zu. *ätsch*
    Vielen Dank an meine beiden Beta Garfield und nilpferdino, die sich auf ganz wunderbare Weise ergänzt haben.

    Inhalt: Ein traditioneller abendlicher Spaziergang

    Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an SG 1 gehören MGM/UA, World Gekko Corp. Und Double Secret Productions. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.


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    Lichter im Schnee



    Langsam und bedächtig stapfe ich durch den hohen glitzernden Schnee. Er klebt an meinen Stiefeln, behindert beim Laufen, doch eigentlich ist er nicht Schuld an meiner Schwerfälligkeit. Ja es stimmt schon, in den letzten Jahren bin ich etwas behäbig geworden und auch viel zu füllig, das Essen schmeckt einfach zu gut.
    Mein Arzt hebt ab und an warnend den Zeigefinger. Ich sollte wohl ein wenig mehr auf meine Diät achten. Nicht so viel Süßes nicht so viel Fettes, kein Cholesterin. Regelmäßige Bewegung, so wie jetzt, würde mir des Öfteren auch ganz gut tun. Mary wird schimpfen.

    Es ist noch früh am Abend, aber es beginnt bereits langsam zu dämmern. Der frisch gefallene Schnee fängt das letzte verlöschende Licht ein und lässt die winterliche Landschaft ringsherum sanft leuchten. Obwohl auf der naheliegenden Straße noch reger Verkehr herrscht, werden die Geräusche von dem allumschlingenden Weiß verschluckt. Die Umgebung wirkt auf merkwürdige Weise gedämpft, wie in Watte gepackt, ruhig, fast schon andächtig.

    Ich bin nicht alleine auf meinem traditionellen Gang, auch wenn ich, so wie die anderen Besucher hier, für mich bleibe. Im Dunkel sehe ich ihre schemenhaften Gestalten zwischen den Bäumen verschwinden oder an einer Stelle still und andächtig verharren. Für viele mag der Besuch auf dem Friedhof am heutigen Tag zu einem genauso wichtigen Ritual gehören wie für mich.

    Ich kenne den schmalen Pfad den ich entlang wandere, kenne jeden Baum, jeden Strauch, ja fast schon jeden Stein an seinem Rande. Aber an diesem Abend hat sich die Natur auf eine ganz besondere Weise Mühe gegeben und diesen Ort noch einmal neu erschaffen. Der dicke frische Schnee verwandelt alles in eine blütenweiße, wattige Traumwelt, lässt scharfe Konturen verschwinden und zaubert trotzt der Kälte ein idyllisch sanftes Wunderland. Die Äste und Zweige der Bäume beugen sich tief unter der schimmernden Last, zart werden ihre Schattenrisse von einer weichen Schneeschicht nachgezeichnet. Weiße Hauben sitzen überdeckend auf Steinen, Kreuzen und Säulen. Selbst die kleinen Mausoleen und pompösen Statuen wirken wie entrückt. Es scheint mir, als wolle jemand den Menschen, die heute den Weg hier hinaus gefunden haben, den Schmerz auf besonders milde Weise in sanfte Melancholie verwandeln.

    Es ist kalt. Mein Atem kondensiert beim Laufen vor Mund und Nase. Verträumt sehe ich den zart entschwebenden Wölkchen nach.
    Ich wickele mich enger in den dicken Mantel, klappe den Kragen hoch und ziehe den Schal darum noch fester. Eine warme Mütze schützt meinen Kopf, dort wo das einst dichte Haar schon lange der Vergangenheit angehört. Es mag eine ganz besondere Ironie sein, dass ich es wohl genau solchen Mützen verdanke, dass mein Kopf so frühzeitig kahl wurde. Ein Schicksal welches leider viele Uniformträger ereilt und in Fachkreisen gerne als Militärmützenphänomen verspottet wird. Nun bin ich, abgesehen von ein paar unwesentlichen Stoppeln, ein völliger Glatzkopf und gezwungen die winterliche Kälte mit Mützen abzuwehren.

    Ich erreiche die vertraute Stelle.
    Ein breiter, dunkler Eichenbaum an dessen Geäst noch ein paar vertrocknete Blätter rascheln, schützt sie ein wenig gegen den aufkommenden eisigen Wind. Der Stein ist mit Schnee überpudert. Ich bücke mich hinab und streiche sanft die oberen goldenen Letter frei. Das fahle Licht der hellen Nacht genügt um den vertrauten Namen zu lesen.

    Mary Elisabeth Hammond



    Es erscheint mir nicht nötig auch die Geburts- und Sterbedaten freizulegen. Sie sind mir bestens vertraut, ebenso wie der poetische Vers den der Steinmetz, damals, zu meiner und der Kinder Trost, in den dunklen Granit prägte.

    Ich schließe kurz die Augen und beschwöre die alten Bilder herauf, bis mich ihr Gesicht ganz deutlich anlächelt.

    ‚Hallo Mary, da bin ich wieder einmal. Hast Du auf mich gewartet?
    Den Kindern geht es gut und Tessa und Kayla sind gewachsen...du würdest staunen. Man kann ihnen regelrecht dabei zusehen. Wenn ich wieder etwas länger in Washington war, kann ich es bei meiner Heimkehr immer kaum glauben. Lange wird es nicht mehr dauern dann spucken sie mir auf den Kopf. Ja lache nicht, wenn ich sie sehe, denke ich jedes Mal ich bin geschrumpft.
    Sie lassen dich grüßen. Sie werden wohl irgendwann in den nächsten Tagen mal vorbei kommen. Im Moment schmücken sie den Baum und bereiten das Essen vor. Ich fand, es ist ein guter Zeitpunkt um ein wenig allein mit dir zu sein. Schimpf nicht, ich weiß, ich sollte öfter kommen, aber es gibt in Washington soviel zu tun.
    Ja, du hast ja Recht, ich bin in Rente, - im wohlverdienten Ruhestand, - eigentlich sollte ich damit auch ruhiger treten. Aber Mary, du kennst mich doch. Ich kann nicht einfach so zu Hause sitzen und Däumchen drehen. Die Familie ist den ganzen Tag unterwegs, was soll ich denn machen...Fernsehen oder Rosenzüchten? Nein, das ist nichts für mich. Ja, wenn Du noch da wärst...Aber so...Ich kann einfach nicht faulenzen.

    Du erinnerst dich an Jack O`Neill, Mary? Ich habe dir schon öfter von ihm erzählt. Ja richtig, das ist der Colonel der damals SG-1 anführte. Ja genau, der Mann der meinen ganzen Respekt und Bewunderung besitzt...Na ja Mary, das bleibt natürlich unter uns, nicht wahr, unser beider kleines Geheimnis.
    Weißt du, es klingt vielleicht blöd, aber ich habe mir immer gewünscht, dass er mich eines Tages sozusagen einmal beerbt, das er meinen Posten ausfüllt. Nun, mein Wunsch ist bereits vor einiger Zeit eingetreten. Ich glaube, ich habe dir damals davon erzählt. Er ist befördert worden und jetzt tritt er schon eine ganze Weile in meine Fußstapfen.

    Ja, nun fragst du natürlich, was ich dann noch in Washington will.
    Ihm helfen, Mary. Nein nicht falsch verstehen, er macht den Job wirklich großartig. Es gibt einige Dinge, die bekommt er sogar viel besser hin als ich das je gekonnt habe, - aber es gibt auch ein paar Sachen, für die ist er einfach nicht der richtige Mann. Doch das ist nicht schlimm Mary, dafür hat er ja mich. Er spielt nicht gerne den Diplomaten, ist lieber gerade heraus. Manchmal vielleicht in solchen Dingen etwas zu ungeduldig, sehr direkt eben und ehrlich. Er mag es nicht, sich zu verbiegen. Das ist etwas dass ich an ihm so schätze.
    Siehst du, Mary, und dafür hat er nun mich. Wir sind schon seit Jahren gemeinsam recht gut in solchen Sachen. Daher konnte ich auch nicht nein sagen, als er mich wieder zurück nach Washington haben wollte...Beraterjob...immer noch alles streng geheim, aber es freut mich, das ich noch nicht ganz zum alten Eisen gehöre und noch gebraucht werde. Und solange ich noch kann...

    Trotzdem, manchmal wird es doch schon etwas viel. Ich war wirklich froh als ich vorgestern nach Colorado Springs zurückgeflogen bin. So ein paar Tage Ruhe sind schon was schönes, Weihnachten, die Familie, einfach nur entspannen und Tessa und Kayla beim Wachsen zusehen.

    Ob O`Neill auch mit zurück nach Springs gekommen ist.

    Ich glaube nicht Mary, er blieb noch in Washington. Irgendwas ist immer zu erledigen, weiß du, immer etwas eilig oder unaufschiebbar, aber bestimmt kommt er nach. Ich denke, er möchte seine alten Freunde treffen, - zumindest an Weihnachten...er arbeitet einfach viel zu viel...aber vielleicht kommt er ja doch noch zu Besuch...vielleicht will er ja jemand bestimmtes sehen.’

    In den Knien baut sich ein immer unangenehmer werdenden Schmerz auf. Ich ächze leise. Der Rücken tun mir weh. Nur sehr mühsam komme ich wieder hoch, die Kälte bekommt meinen alten Knochen nicht gut.

    ‚Tja Mary, bin nicht mehr der Jüngste. Macht alles nicht mehr so richtig mit, weißt du. Es ist kalt geworden, ich vertrage dieses Wetter manchmal nicht...Aber du hast ja recht, ich sollte nicht soviel meckern, natürlich ist es großartig dass es heute noch so wundervoll geschneit hat... Ja das finde ich ja auch.
    Etwas Schöneres kann man sich doch zu Weihnachten gar nicht wünschen. Diesen Anblick muss man doch ganz einfach genießen.
    In Washington war alles trüb und grau, es hat gestürmt –sehr ungemütlich. Rheumawetter, noch viel schlimmer für die Knochen als das hier...Besonders für mich. Dort wird es wohl eher regnen als schneien. Nein, solche Dinge sind hier doch einfach viel netter. Washington hat schon seine Reize, aber glaube mir, zu Hause werde ich wohl immer nur hier sein...’

    Ich sehe zu dem dunklen Himmel auf. Der Wind treibt dicke Schneewolken darüber hinweg, spielt mit dem Licht des Mondes, das dahinter gefangen ist. Plötzlich zerreißen die Wolkenfetzen und golden schiebt sich der runde Vollmond hervor, sein anheimelndes Leuchten einhüllend über die verschneite Landschaft ergießend. Die ersten Sterne blitzen auf. Ich lächele ihnen grüßend zu, greife in die Tasche und bücke mich erneut zu dem Stein herab. Sanfte Wehmut erfasst mich.

    ‚Ich habe dir wie immer etwas mitgebracht Mary...Nichts besonderes...So wie jedes Jahr...’

    Ich entzünde die kleine Kerze in dem gläsernen Windlicht das ich aus der Manteltasche gezogen habe, beobachte sein unstetes Flackern im Kampf gegen den Wind, bis es langsam an Kraft gewinnt und stelle es hinab in den Schnee. Zaghaft blitzt und leuchtet es, tief versunken in der weißen Masse und hüllt sie, rings um sich herum, in einen sanften Schimmer.

    ‚ Nur ein kleines Weihnachtslicht, Mary, damit du heute nacht nicht ganz so alleine bist...aber ich denke du weißt ja das ich an dich denke...Ich liebe dich, Mary, du fehlst mir...Sehr.’

    Ein kalter Windstoss lässt die kleine Kerze flackern. Ich fröstle merklich. Die Kälte ist, während meines kurzen Aufenthaltes hier, unter meinen Mantel bis tief in mein Inneres gekrochen. Die Hände sind erstarrt. Ein eisiger Tropfen hängt an meiner Nase. Ich schniefe. Es wird Zeit zu gehen. Die Kinder müssen sonst mit dem Essen warten.

    Mittlerweile ist es völlig dunkel geworden. Aus der Ferne klingt Glockengeläut an mein Ohr. Die ersten Heiligabendandachten beginnen wohl.

    ‚Sei nicht böse Mary. Ich mache mich wieder auf den Weg.

    Weißt du, es gibt da noch ein Grab, dass ich schnell besuchen will. Eine liebe Kollegin, die leider viel zu früh von uns gegangen ist. Sie war ein ganz besonderer Mensch, Mary. Du hättest sie gemocht. Wir vermissen sie alle sehr...Manchmal ist das Leben einfach nicht fair, aber das kennst du ja, nicht war...Ja, ich besuche sie noch schnell und bringe auch ihr ein kleines Licht vorbei.

    Auf Wiedersehen, Mary und wenn du kannst dann sein doch einfach heute Nacht ein wenig bei uns, wir denken an dich Mary...Ganz besonders ich...Frohe Weihnachten.’


    Langsam wende ich mich zum Gehen um. Meine Augenwinkel sind feucht. Trotzdem verwundert es mich, dass sich der Schmerz von Jahr zu Jahr mehr verändert. Es tut schon lange nicht mehr so weh, wie damals. Eigentlich ist er mehr zur Melancholie geworden und schon lange zur Akzeptanz. Aber ich denke, so sollte es sein, so muss es sein. Mary hätte es am allerwenigsten gewollt, wenn ich mich Tag für Tag, Jahr für Jahr in stillem Gram um sie verzehren würde. Und trotzdem vergeht kein Tag, an dem ich sie nicht vermisse. Sie lebt noch immer in meinem Herzen, das wird sie immer und zu solchen besonderen Anlässen wie diesen ist sie ganz fest bei mir. Nein, ich glaube, sie ist niemals ganz gegangen.

    Ich schreite schneller aus um wieder etwas Körperwärme zu aktivieren. Links und recht von mir liegen unter den hohen Bäumen die überschneiten Grabstellen im glitzerndem Dunkel. Vereinzelt blitzen kleine Lichter dazwischen, - Weihnachtsgrüße der Angehörigen an ihre nicht vergessenen Lieben, sanft leuchtende Kerzen, so wie auf Marys Grab. Ihr Schimmer verbreitet in mir eine außergewöhnliche Ruhe, einen anheimelnden, glücklichmachenden Frieden. Es scheint fast, als wären ein paar der blinkenden Sterne vom Himmel gefallen um hier, tief eingebetet im Schnee, den Menschen eine besondere Wärme zu schenken.

    Ich taste in meiner Manteltasche nach einem zweiten kleinen Licht, welches ich für Janet Fraiser mitgebracht habe und biege um die kleine Baumgruppe, die mich noch von ihrem Grab trennt.

    Plötzlich sehe ich die beiden dunklen Gestalten und stoppe abrupt.

    Nein, eigentlich dürfte es keine große Überraschung für mich sein, auch wenn es sich doch so anfühlt. Natürlich bin ich nicht der Einzige der heute den Wunsch verspürt, diesen Ort hier aufzusuchen.

    Ich bin wohl etwas zu spät. Zwei kleine Lichter leuchten bereits auf Janets Grab.

    Ich erkenne sofort die eine der beiden stillen Gestalten, auch wenn sie tief in einen schwarzen Mantel gehüllt dort steht und mir den Rücken zukehrt. Blonde Haare, in denen sich ein paar Schneeflocken gefangen haben, schimmern mir deutlich entgegen und auch ohne dies, ist mir der Mensch dahinter schon seit Jahren so vertraut, dass mir die Figur auch in völlig Dunkelheit bekannt erscheint.
    Sam Carter steht dort drüben an dem Grab ihrer besten Freundin und hält eine etwas kleinere und schmalere Gestalt eng umschlungen in ihren Armen. Ich vermag bis zu mir herüber zu spüren, wie viel Trost und Geborgenheit in dieser Geste liegt, so das mir sofort klar wird, wem Sam dort stille Kraft schenkt. – Cassie, Janets Adoptivtochter, welche nach dem Tod ihrer Mutter von Sam Carter betreut wurde.
    Still vereint stehen sie beide dort und gedenken eines wunderbaren Menschens der viel zu früh von uns gegangen ist und doch noch immer tief in unser aller Herzen wohnt.

    Es ist gut so. Nein, Janet Fraiser braucht mein Licht und meinen Besuch heute nicht. Sie ist nicht allein.
    Ich werde nicht zu ihnen hinüber gehen, ich kann Janets auch so gedenken. Denn diese beiden dort haben ein Recht auf ihr stilles ungestörtes Beisammensein.

    Ich will mich abwenden um den Rückweg anzutreten doch eine plötzlich erahnte Bewegung, im Schatten der Dunkelheit, lässt mich innehalten. Eine andere einsame Gestalt tritt aus der Nacht, schreitet ruhig den Weg vom hinteren Teil des Friedhofes hinab und verharrt dann, ähnlich abrupt wie ich, beim Anblick der beiden trauernden Frauen.
    Im matten Licht des Mondes erkenne ich den Mann, ohne dass er meiner gewahr wird.
    Es versetzt mir einen dumpfen Stich als mir bewusst wird woher er gerade kam. Hinten den Bäumen, am anderen Ende des verschneiten Friedhofes liegt der Ort welcher den nur mühsam akzeptierten Schmerz dieses Mannes birgt. Dort irgendwo leuchtet jetzt ein anderes einsames Licht und bescheint den ewigen Schlaf eines Kindes, schenkt dem Grab von Jack O`Neills viel zu früh verstorbenen Sohn weihnachtliche Wärme. Ich weiß das Jack diese Tradition jedes Jahr dem stillen Gedenken seines Kindes widmet, trotzdem habe ich ihn heute Abend nicht hier, nicht in Colorado Springs erwartet.

    Jack zögert nur für einen kurzen Augenblick, für einen Moment unentschlossen, gehemmt, dann tritt er vorsichtig näher zu der kleinen Gruppe. Die zwei Frauen spüren die Bewegung hinter ihnen und wenden sich um. Ihr erkennendes Lächeln beendet jede Scheu. Ruhig tritt er zu ihnen, in ihre sich für ihn öffnende Mitte, steh für Sekunden still und schweigsam bei ihnen, gemeinschaftlich an diesem Grab...Und legt dann schützend seine Arme um ihrer beider Rücken.
    Sanft zieht Jack Sam und Cassie rechts und links an seine Seite und ich kann deutlich erkennen wie sich ihre Köpfe ihm zuneigen, wie sie sich eng anlehnen und beide warme Geborgenheit an seiner Schulter finden. Im Dunkel der Nacht verschmilzt die kleine Gruppe, dicht aneinander geschmiegt, fast zu einer einzigen Gestalt.

    Ein tiefer Seufzer der Zufriedenheit durchzieht meine Brust. Ich kenne das Schicksal dieser drei Menschen nur zu genau, ihr Freud und Leid, - fast so gut wie das meiner eigenen Familie. Genau genommen zähle ich sie sogar zu einer anderen kleinen Familie die ich irgendwie noch immer besitze. Seit Jahren habe ich ihr Leben begleitet, war ein Teil davon und weiß, wie wohl nur ganz wenige Personen, um die Besonderheit ihrer Gefühle füreinander.

    Nein, die drei die dort an Janets Fraisers Grab stehen, mögen, streng genommen, keine Blutsverwandten von ihr sein, aber sie waren und sind ihre Familie und jetzt, so hoffe ich still für mich, auch endlich eine füreinander. Selbst wenn es wohl die weihnachtliche Trauer war die Jack an diesen Ort brachte, so denke ich doch voller Zuversicht, dass er heute eigentlich wegen Sam Carter nach Colorado Springs zurückgekehrt ist.
    Heimgekehrt, um mit ihr und Cassies zusammen, gemeinschaftliche Weihnachten zu verbringen, - mit seiner Familie.

    Eine Windböe fährt durch das Geäst der Bäume unter denen ich stehe und lässt einen Teil seiner Schneelast sacht auf mich herabrieseln. Ich reiße mich aus meinen Gedanken. Es wird Zeit zu gehen.

    Unendlich zufrieden wende ich mich ab und wandere den Weg zu meinem Wagen zurück.
    Es ist, als wenn sich tief in mir ein seit langen Jahren gehegter und doch resignierend als unmöglich akzeptierter Wunsch erfüllt hätte. In all der Zeit wurde er von mir sorgsam verdrängt, obwohl ich um die verborgenen Gefühle der beiden wusste und ihre Unerfüllbarkeit als stilles Opfer für die Aufgabe schweigend billigte. Und das, trotzdem mir doch niemand sonst auf dieser Welt, abgesehen von meiner eigenen Familie, näher stand.

    Ich weiß, dass ich meine Emotionen niemals öffentlich zugeben werde, weil es eigentlich nicht so sein darf, - denn alle Menschen unter einem Kommando sollten einem gleichviel Wert sein. Aber ich kann es nun einmal nicht ändern, diese beiden dort, Daniel, Teal’c und vor allem Janet und ihre Tochter Cassie waren und werden immer meine zweite Familie bleiben.
    Wer will es mir also verdenken, dass mich die eben gewonnene Erkenntnis, dass Jack und Sam, irgendwann in den vergangenen Jahren, doch den Weg zueinander gefunden haben, so glücklich macht.

    Nein, ich werde Jack O`Neill, wenn wir uns wieder in Washington begegnen, niemals danach fragen, oder Sam jemals darauf ansprechen. - Es genügt mir dass schlichte Wissen, das es so ist.

    Zufrieden nehme ich das stille Bild dieser drei so tief miteinander verbundenen Menschen in meinem Herzen mit mir, das Bild einer neuen kleinen Familie, vereint in ihrer Trauer...Und bestimmt auch im Glück dieses ganz besonderen Abends.

    Da stehen sie, eng umarmt, in der Stille der Weihnachtsnacht, umgeben von den kleinen flackernden Lichtern, die im Schnee schimmern wie winzige versunkene Sterne.
    Leuchtende Kerzen sind Wünsche - und ein ganz besonderer scheint sich gerade erfüllt zu haben.

    ‚Ja Mary du hattest wiedereinmal Recht. Wahre Gefühle, sagtest du stets, wahre Gefühle kann man nicht für alle Ewigkeit unterdrücken. Gib ihnen Zeit...Denn die Liebe findet immer einen Weg.’

    ~~~*~~~


    © 2006 sethos

  2. #2
    Chief Master Sergeant Avatar von Ayiana
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    Wow, eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte. Hat mir wahnsinnig gut gefallen und das nicht nur, weil ich eine unverbesserliche Jack/Sam-Shipperin bin.

    Die Geschichte aus Hammonds Sicht zu schreiben war sehr passend, besonders in Hinblick auf Don S. Davis' Tod in diesem Jahr.
    Deine Beschreibungen waren so stimmungsvoll und einfühlsam, dass ich das Gefühl hatte, selbst an den Gräbern zu stehen. Ich konnte die Kälte richtig fühlen.

    Deine Erwähnung von Dr. Fraiser und Cassie hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. War bestimmt schlimm für das Mädchen, auch noch ihre Adoptivmutter zu verlieren. Schön, dass Sam ihr zur Seite steht.
    Das Bild der kleinen Familie hat mir sehr gut gefallen. Ich bin ohnehin davon überzeugt, dass Jack nicht ohne Grund das SGC nach der 8. Staffel verlassen hat. Ich denke, dass es etwas mit Sam zu tun hatte und die beiden seit damals zusammen sind.

    Freu mich schon auf nächstes Jahr, wenn du uns hoffentlich wieder mit der einen oder anderen Weihnachtsgeschichte verwöhnst.

    In diesem Sinne wünsche ich noch FROHE WEIHNACHTEN und erholsame Feiertage.

    Lg Ayiana
    ~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~


  3. #3

    Standard

    Das war wunderschön.

    Ich liebe Storys, wo der POV bei einem Außenstehenden - in diesem Fall Hammond - liegt. Obwohl er ja eigentlich Teil des SGCs ist, weiß er doch nicht über die persönlichen Beziehungen der anderen bescheid.

    Für ihn ist es trotz der Traurigkeit und Melancholie, die der Friedhofsbesuch mit sich bringt ein schönes Erlebniss zu sehen, dass Jack sein persönliches Glück gefunden hat.

    Danke für die schönen Storys in der Weihnachtszeit.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
    Meine Storys

  4. #4
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    *Schnief*

    Das war wunderschön, berührend, poetisch.....eine wundervolle Geschichte.

    Das ist für mich ein Teil von Weihnachten, an liebe Menschen denken, und mit ihnen Gefühle und Gedanken teilen und ungesprochen Verständnis füreinander haben.

    Vielen Dank!

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  5. #5
    Captain Avatar von Maxi
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    Auch ich danke dir für diese wunderschöne geschichte ...
    bei mir war es auch so, als ob ich dabei wäre ... die einfühlsamen gedenken waren so berührend ... ich fand es einfach nur wahnsinnig ergreifend und berührend ...

    LG Maxi
    Ohne Kampf und Krieg gäbe es keinen Frieden,
    denn ohne Krieg wüsste man gar nicht was Frieden ist !

    John Sheppard is the BEST !!!

    Der größte Preis den man im Leben zahlen muss ist der Tod!....

  6. #6
    Second Lieutenant Avatar von Tinkabell
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    Hallo,
    dieser kleine Einblick war sehr schön.
    Obwohl es traurig ist, dass man an weihnachten sich auf dem friedhof wieder findet, weil seine liebsten dort liegen, war es dennoch ein stiller ruhiger und besonnener Moment, der wenig von Trauer besaß.
    Ich mochte diesen kleinen Moment an janets Grab, auch das stille Gespräch, dass Hammond mit seiner Frau führte.

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