Titel: Night and Day
Serie: SG-1
Rating: PG;
Charaktere: Vala, Daniel, Sam, Cameron, Teal’c, Ba’al und der Rest der Bande
Genre: AU; Drama mit einem Schuß Romanze,
zeitliche Einordnung: 30er Jahre
Anmerkung:
- Vielen Dank an meine beiden Betas: MariLuna, die mich immer wieder nach vorne gepeitscht hat, weil sie wissen wollte, wie es weiter geht. Antares, die mir mit ihren Ratschlägen geholfen hat, wie man die Story lesenswerter macht. Ich werde es mir hinter die Ohren schreiben.
- Danke an Aker für ihre tolle Fanart, mit der sie voll ins Schwarze getroffen hat!
- Da die Geschichte dreizehn Kapitel hat, musste ich mich entscheiden: Heute gibt’s als Einstieg eines und an den folgenden Tagen immer zwei!
- Auch wenn mir nichts davon gehört, ausser der Idee; es hat Spaß gemacht mit den Figuren zu spielen!
Inhaltsangabe: In einem Durchgangshafen irgendwo in Mittelamerika treffen Vergangenheit und Gegenwart in Person von Vala, Daniel und Sam aufeinander. Daniel steht vor der Wahl zwischen Vergangenheit und Gegenwart; muss sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden.
Fanart: Aker; ein Cover, ein Bild (im heutigen Post) und ein Plakat (im Post am Donnerstag)
Bildnachweis:
Spoiler
~Night and Day ~
Kapitel 1
Puerto Margarita, Hafen und Hauptstadt von Reunidad, einer kleinen Republik an der Karibikküste Mittelamerikas, Frühjahr 1937
Es herrschte Dämmerlicht in der Bar. Kleine Lampen an den Wänden spendeten den Kellnern genug Licht, um sie vor Zusammenstössen zu bewahren. Die Fenster des ebenerdigen Raumes standen weit auf und ließen die kühlere Nachtluft herein. Mehrere Deckenventilatoren verteilten die frischere Brise im Raum und brachten den Gästen eine kurze Abkühlung an diesem ansonsten warmen Abend.
Ein Spotlight war auf die kleine Bühne am hinteren Ende des Raumes gerichtet, auf der ein Mann in einem weißen Smoking am Klavier saß und die Einleitung zu einem Lied spielte. Das Licht des Scheinwerfers wanderte langsam von ihm zu einem Paravent, der den Zugang zu den Garderoben verdeckte.
Die Gäste verstummten, und auch die Kellner zogen sich zurück an die Bar. Es war ein ungeschriebenes Gesetz in Vala’s Place, dass zu Beginn eines Auftritts der Besitzerin, Vala MalDoran, alle Aktivität aufzuhören hatte.
Looking everywhere, haven’t found him yet.
He’s the big affair I cannot forget
Only man I ever think of with regret!
Während sie hinter dem Paravent hervortrat, intonierte sie mit ihrer rauchigen Stimme die ersten Zeilen eines Liedes von Gershwin.
Eine schlanke Frau ganz in Rot. Ein Kleid, das bis zu den Knien hauteng anlag, sich dann teilte und in einer kurzen Schleppe auslief. Dunkle Locken fielen über ihre bloßen Schultern, und eine rote Hibiskusblüte steckte über dem rechten Ohr. Lange Handschuhe endeten über den Ellenbogen und als einzigen Schmuck trug sie ein Strassarmband, welches im Scheinwerferlicht bei jeder Bewegung funkelte.
I’m a little lamb who’s lost in the Wood
I know I could, always be good
To one who’ll watch over me!
Langsam bewegte sie sich die Bühne entlang, und ihre Stimme klang ohne Verstärkung bis in die hinterste Ecke der Bar. Ihre Augen blitzten spöttisch auf, und ein wissendes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Niemand, der diesen Blick sah, zweifelte daran: Diese Frau war weder ein verlorenes Schaf, noch brauchte sie jemanden, der auf sie aufpasste!
Mittlerweile war sie am Klavier angekommen. Sie lehnte ihren behandschuhten Ellenbogen an das Klavier, stützte die andere Hand auf ihre Taille und lächelte den Klavierspieler an, während dieser die letzten Takte spielte. Sie sah direkt in das Publikum und ging zur Mitte der Bühne, um den aufbrandenden Applaus mit einer kleinen Verbeugung entgegen zu nehmen. Einen Moment dachte sie daran, was es sie alles gekostet hatte, um hier stehen zu können: In ihrem Club, auf ihrer eigenen Bühne, und dass es das wert gewesen war. Zufriedenheit und Stolz erfüllte Sie, als sie dem Mann am Klavier winkte, der aufstand und sich zu ihr gesellte. Er verbeugte sich ebenfalls, nahm ihre Hand und gab ihr einen formvollendeten Handkuss. Vereinzelt kamen ‘Zugabe-Rufe’ aus dem Publikum, aber Vala hob die Hand und es wurde still.
„Wie ich sehe, haben wir hier heute ein paar Neuzugänge unter unseren Gästen. Ich muss Sie enttäuschen, es gibt keine Zugabe. Mein Teilhaber Cameron Mitchell“, sie deutete auf den Mann neben sich, „und ich, sind uns in diesem Punkt einig. Jeden Abend nur einen Song. Schließlich wollen wir ja noch Zeit haben, um uns um Sie, unsere Gäste, zu kümmern. Sein Platz am Klavier wird gleich wieder von Siler eingenommen. Wir wünschen Ihnen weiterhin einen schönen Abend.”
Nach diesen Worten gingen die beiden von der Bühne, und die Musiker der kleinen Band nahmen wieder ihre Plätze ein. Während Vala sich in Richtung Bar bewegte, ging Cameron in Richtung Spielsalon.
~~~
Am anderen Ende der Stadt fuhr zu dieser Zeit ein LKW durch die menschenleeren Straßen und hielt schließlich vor einem Hotel am Rande des Hafens.
Ein Mann und eine Frau stiegen aus, sahen sich gehetzt um und nahmen zwei Rucksäcke von der Ladefläche. Als der LKW weiterfuhr, betraten die beiden eilig das Hotel und gingen auf die Rezeption zu. Dort war niemand, also schlug der Mann auf die Klingel, die auf der Theke stand. Sie mussten nicht lange warte, bis der leicht verschlafene Nachtportier aus einer Tür am Ende der Rezeption auftauchte, ein Lächeln aufsetzte und die beiden begrüßte. Er machte nicht unbedingt einen Vertrauen erweckenden Eindruck, wie er da in einem verschwitzten Unterhemd, dem man ansehen konnte, dass das Abendessen rote Soße beinhaltet hatte, vor ihnen stand. Ein paar Geldscheine wechselten den Besitzer und beschleunigten die Formalitäten. Schnell hatte das Paar eine Suite im ersten Stock gemietet.
Ein Page begleitete sie nach oben. Während die Frau sich umsah und die Fenster schloss, wandte der Mann sich an den Angestellten: „Wo geht man hier hin, wenn man Unterhaltung haben möchte, eine Person oder Informationen sucht?”
Er drückte dem jungen Man ein Trinkgeld in die Hand. „Da gibt es eigentlich nur eine Adresse, Señor, und das ist Vala’s Place. Dort finden Sie alles: Eine gut sortierte Bar, einen Spielsalon, gute Musik.... Dort trifft sich Gott und die Welt. Es ist ein Umschlagplatz für alles. Und das Sahnehäubchen ist die Besitzerin!” Bei den letzten Worten blinzelte er verschwörerisch.
„Wie kommt man dort hin?”
„Oh, es ist nicht weit. Wenn Sie aus dem Fenster schauen, ist es das hell erleuchtete Gebäude am anderen Ende des Hafens. Mit einem Taxi ist es ein Katzensprung.”
„Danke für die Auskunft.”
Das war für den Pagen das Zeichen, sich zurück zu ziehen, und so drehte er sich um und zog die Tür hinter sich zu, welche die Frau sofort verriegelte.
Während der Mann weiterhin am Fenster stehen blieb, kam die Frau zu ihm und stellte sich wortlos neben ihn. Er legte seinen Arm um ihre Schultern.
„Bis hierhin haben wir es geschafft, Sam. Jetzt müssen wir nur noch eine Möglichkeit finden, weiterzukommen.” Sie drehte ihren Kopf zu ihm und schaute ihn an.
„Das klappt schon. Wir müssen das durchziehen. Dafür ist das Ganze zu wichtig, Daniel.”
“Ja, du hast Recht. Wir geben nicht auf”, er zog sie noch fester an sich, aber sie löste sich kurz darauf von ihm und ging in Richtung Badezimmer.
„Auf jeden Fall freue ich mich auf ein entspannendes Bad, und eine Nacht in einem richtigen Bett. Diese Rüttelei in dem LKW hat mich völlig fertig gemacht. Wir sind doch erst einmal sicher, oder?“
Doch er antwortete nicht, sondern schaute aus dem Fenster auf den hell erleuchteten Nachtclub. Daniel hatte gehofft, dort die Lösung ihrer Probleme zu finden, und wusste doch, seit er den Namen des Nachtclubs gehört hatte, dass dort das größte Problem auf sie wartete.
~~~
Im Club war es noch immer voll und laut. Vala machte ihre Runde bei den Gästen, als einer der Kellner zu ihr trat, und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Die Nachricht löste einen leicht gequälten Gesichtsausdruck aus, aber sie bekam sich schnell wieder in den Griff. ‚Tief durchatmen, Vala’, sagte sie sich und setzte ein Lächeln auf. Dann drehte sie sich um und ging in Richtung eines Tisches, der durch ein paar Grünpflanzen etwas vom Rest des Raumes abgeschirmt wurde. Dort saß ein circa 45-jähriger Mann. Entgegen den allgemeinen Gewohnheiten trug er einen schwarzen Smoking, mit schwarzem Hemd und weißer Fliege. Sein kurzes, dunkles Haar wurde an den Schläfen von ein paar grauen Strähnen durchzogen, die seiner Attraktivität keinen Abbruch taten, genauso wenig wie sein kurzgeschnittener Bart. Neben ihm saßen zwei Muskelberge in Anzügen, deren Jacken sich einseitig ausbeulten, und die eine grimmige Miene zur Schau stellten.
Der Smokingträger lächelte Vala an, als sie an seinen Tisch trat.
„Vala, meine Liebe. Setzen Sie sich, und trinken Sie ein Glas Champagner mit mir”, forderte er sie auf. ‚Nicht in diesem Leben’, dachte sie bei sich, lächelte ihn aber an, als sie erwiderte: „Tut mir leid Ba’al", und mit einem Blick auf seine beiden Begleiter fuhr sie fort, “aber bei soviel geballter Muskelmasse würde ich mich zu eingeengt fühlen. Und Sie wissen doch, dass ich mit Gästen nichts trinke.” Er zündete sich einen Zigarillo an und Vala wedelte den Qualm, den er genüsslich zwischen seinen Lippen hervorquellen ließ, mit ihrer Hand weg.
„Nicht mit den Gästen, das weiß ich, aber wie wäre es mit einem alten Freund?”
Ihr Lächeln gefror. „Hören Sie auf mit den Spielchen. Sie wissen genau so gut wie ich, dass wir keine Freunde sind. Allerdings würde es mich interessieren, was Sie nach so langer Zeit wieder mal in mein Etablissement gebracht hat.”
„Darf man nicht mal einen Nachtclub besuchen und mit der umwerfenden Besitzerin plaudern, ohne gleich verdächtigt zu werden, dunkle Hintergedanken zu haben? Ich wollte die gute Stimmung und die nette Gesellschaft genießen. Und abgesehen davon, egal wen man sucht, meistens findet man ihn in Vala’s.”
„Und wen suchen Sie? Vielleicht kann ich Ihnen helfen“, während sie gleichzeitig überlegte, wie sie ihn wieder loswerden konnte.
„Eigentlich dachte ich, unseren Hafenkommandanten hier anzutreffen, also werde ich mich gleich mal in Richtung Roulettetisch aufmachen.” Er stand auf und wollte gerade in Richtung Spielsalon gehen, wie immer gefolgt von seinen Gorillas, da blieb er stehen und verzog sein Gesicht zu einem Grinsen.
„Exzellent. Das nenne ich Timing.” Er ging auf einen Mann zu, der gerade das Spielzimmer verließ. “Da ist er ja, der Herr über den Hafenverkehr.”
Vala schaute in die Richtung, in die auch Ba’al blickte. Von dort kam ein dunkelhäutiger Mann näher. Er war sehr großgewachsen und muskulös, etwas legerer in einen hellen Leinenanzug gekleidet, und strahlte eine ruhige Gelassenheit aus. Während er auf sie zukam, steckte er gerade einige Geldscheine in seine Brieftasche, die er dann im Inneren seines Jacketts verschwinden ließ.
„Hallo, Teal’c. Wie ich sehe, haben Sie wieder gewonnen. Sie werden uns irgendwann noch ruinieren”, begrüßte Vala ihn mit einem Augenzwinkern. „Hier ist jemand, der Sie sucht.” Sie deutete auf Ba’al. „Ich werde Sie dann mal alleine lassen.”
Sie nickte den beiden noch einmal zu, drehte sich um, und ging in Richtung des Spielzimmers davon.
Auf halbem Weg traf sie mit Cameron zusammen. Sie nickten sich zu, und Vala wies mit dem Kopf auf das Büro.
„Okay, ich bin in 10 Minuten da”, sagte Cameron, „ich muss nur noch mal kurz zu Harriman an die Bar, er hat nach mir gefragt.”
„Gut bis gleich dann”, antwortete Vala und ging zur Treppe, die nach oben zum Büro und ihren privaten Räumen führte.
Wenig später trafen sich die beiden im Büro des Clubs. Durch mehrere Durchbrüche konnte man sowohl die Bar, als auch auf den Spielsalon überblicken. Gesprächsfetzen, Musik und das Klicken der Roulettekugel drangen zu ihnen herauf.
„Und?” begann Vala. „Wie viel hat Teal’c uns heute gekostet?”
“Nicht mehr als das, was er nachher als Verzehr auf seiner Rechnung stehen haben wird.” Cameron grinste sie an. Die beiden kannten sich schon eine Ewigkeit und ein paar Jahre zuvor hatten sie gemeinsam diesen Club aufgemacht. Sie gaben ein attraktives Paar ab und waren schon der Anlass für unzählige Spekulationen der Gäste gewesen. Aber die beiden waren nie in Versuchung geraten, aus ihrer tiefen Freundschaft mehr zu machen. Dafür kannten und schätzten sie sich zu sehr.
Vala musterte ihren Kompagnon. Der Mittdreißiger hatte kurze, braune Haare und sein häufiges Lächeln hatte um seine Augen Spuren hinterlassen, die ihm ein spitzbübisches, fast jungenhaftes Aussehen verliehen. Auf jeden Fall folgten ihm eine Menge Blicke der weiblichen Gäste, und an entsprechenden Angeboten mangelte es auch nicht.
Aber Vala wusste, dass diese Augen auch kalt und emotionslos schauen konnten. Sie war froh, ihn nie in irgendeiner Weise als Gegner gehabt zu haben.
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