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Thema: Campen auf eigene Gefahr

  1. #1
    Airman First Class Avatar von Selene
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    02.01.2009
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    Standard Campen auf eigene Gefahr

    Hallihallo!!!!! *fröhlich wink*

    Hier bin ich wieder mit einer taufrischen, neuen OS mit unseren Lieblingsatlantissern. (gibts das Wort überhaupt?? *amkopfkratz*)
    auch egal *g*

    Ein riesiges Dankeschön an alle Komischreiber und Leser meiner letzten FF. Ihr seid toll!!!

    Und dann natürlich das größte Lob und der größte Dank an meine absolut tolle Betaleserin katha-1988, die sich immer mit meinen Tipp- und Flüchtigkeitsfehlerin rumärgert, mich auf Logikfehler hinweißt und viele nützliche Tipps für mich hat!!!!
    DAAAAAANKE!!!!!!!

    Ich hoffe, die OS gefällt euch und ich freue mich immer über ein paar Komis!!! *liebguck*

    *kuchen hinstell*

    Wünsche euch vieeeeeel Spaß!!!!!!


    Campen auf eigene Gefahr

    „Das macht Spaß, hat er gesagt! Sicher wird es Ihnen gefallen, hat er gesagt! Pah! Dass ich nicht lache!“
    Laut vor sich hinschimpfend stapfte Dr. Rodney McKay hinter Colonel John Sheppard in dem aufkommenden Nieselregen durch den Wald.
    Einem Wald, der sich zur Abwechslung mal nicht auf einem anderen Planteten in einer fernen Galaxie, sondern tatsächlich auf der guten, alten Erde befand.

    Nach all den Strapazen der letzten Monate, hatte Colonel Carter dem ganzen Team Zwangsurlaub aufgedrückt. Da jedem bewusst war, dass Rodney auch diesen mit irgendwelchen „wichtigen“ Aufgaben verbringen würde, hatte sich John kurzerhand dem Wissenschaftler angenommen.
    Da an Erholung auf Atlantis einfach nicht zu denken war, verbrachten die Beiden ihren Urlaub nun auf der Erde .

    Das Alles wäre wohl noch nicht so schlimm gewesen, hätte Sheppard nicht die Idee gehabt, für einige Tage Campen zu gehen. Natürlich hatte McKay abgelehnt und auch versucht sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, aber Johns Überredungskünste hatten schlussendlich dann doch gesiegt.

    So marschierten die zwei Männer nun also schon seit über zwei Stunden durch den Wald, bepackt mit Rucksäcken und allem, was man eben noch zum Zelten brauchte.
    Mittlerweile verfluchte sich Rodney dafür, dass er nachgegeben hatte. Er wurde ständig von irgendwelchen Insekten belagert und der Soldat vor ihm ließ alle paar Minuten einen Ast schmerzhaft gegen sein Gesicht zurückschnallen. McKays Gesicht war nicht nur vor Anstrengung, sondern auch vor Zorn gerötet. Als sich nun auch noch die Schleusen des Himmels vollständig öffneten, sank seine Laune auf einen ungeahnten Tiefpunkt.

    „Und so etwas schimpft sich Erholung!“
    Murrend zog der Wissenschaftler seinen Rucksack zu Recht und wich einer verdächtig nass aussehenden Wurzel aus. Es würde ihm gerade noch fehlen, dass er in den Dreck fiel.
    „Ach kommen Sie schon, Rodney!“
    John hatte sich mit einem breiten Grinsen herumgedreht.
    „Sie sind doch nicht aus Zucker! Das bisschen Regen wird Sie schon nicht umbringen!“

    McKays tödlicher Blick war eigentlich Antwort genug aber dennoch konnte er die Worte, die ihm förmlich auf der Zunge brannten, nicht zurückhalten.
    „Von wegen! Wenn ich in mir in meinem Urlaub eine Erkältung einfange, dann sind Sie daran schuld! Und überhaupt! Ich hätte die Zeit viel sinnvoller nutzen können! Und …“
    Noch immer grinsend, verdrehte John nur die Augen und lief weiter, das endlose Gelaber seines Freundes einfach ausblendend. Darin hatte er inzwischen wirklich genug Übung.

    So gern er den Wissenschaftler auch hatte und ihn schätze, sowohl als Teammitglied, als auch als Freund, leicht war es nicht immer mit ihm. Meistens musste man Rodney zu seinem Glück zwingen. So wie jetzt.
    Campen war sicherlich nicht das, was bei McKay an oberster Stelle seiner „Wohlfühlliste“ stand, aber es war die einzige Möglichkeit, die dem Soldaten eingefallen war, bei der sich Rodney nicht an irgendwelche wissenschaftlichen Berechnungen setzen konnte. Hier draußen funktionierte nämlich weder Handy, noch Internet. John hatte beim Packen tunlichst darauf geachtet, dass keinerlei Arbeitsutensilien ihren Weg in den Rucksack des Wissenschaftlers fanden.

    „Sheppard!“
    Rodneys genervter Ausruf riss den Soldaten wieder aus seinen Gedanken und er sah seinen Freund fragend an.
    „Was ist?“
    „Ich habe gefragt, wann wir endlich da sind! Wenn Sie mich schon in diese Wildnis schleifen, dann können Sie mir ja wenigstens meine Fragen beantworten!“
    Ein wenig schuldbewusst musste John gestehen, dass er die Frage tatsächlich nicht gehört hatte.
    „Es ist nicht mehr weit. Noch zehn Minuten vielleicht!“

    „Wehe, wenn nicht!“
    Sheppard ließ sich von den miesepetrigen Kommentaren seines Freundes nicht die Laune verderben und lief fröhlich pfeifend weiter.
    „Ich sagte doch schon, es wird Ihnen sicher gefallen!“
    McKays Antwort bestand aus einem unwilligen Grunzen.
    „Pah, wer`s glaubt…“

    ******************************

    Mit offen stehendem Mund starrte Rodney keine zehn Minuten später auf einer kleinen Lichtung, die sich vor ihm auftat.
    Die Wiese wurde an drei Seiten von dem Wald eingerahmt, während die vierte an einen kleinen See anschloss. Einzelne Schilfhalme wuchsen am Rand und bunte Blumen in allen Größen und Farben schmückten das Gras.
    Selbst er, der er ja nun wirklich nichts mit Natur und dergleichen am Hut hatte, musste zugeben, dass es hier sehr idyllisch war.

    „Ich sagte doch, dass es Ihnen gefallene wird!“
    Lautlos war John, mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen, neben den Wissenschaftler getreten. Oh ja, der Soldat hatte es wirklich vermisst hier zu sein. Sobald sie wieder auf Atlantis waren, musste er Sam unbedingt für diesen Urlaub danken.
    Tief sog Sheppard die frische, klare Luft ein und genoss die Sonnenstrahlen, die sanft seine Nase kitzelten. Viel zu selten hatte er die Gelegenheit einfach mal abzuschalten und nur er selbst zu sein. Er hoffte, dass sich auch Rodney hier ein wenig erholen konnte. Sein Freund hatte es genauso nötig, wie er.

    „Woher kennen Sie diesen Ort?“
    McKay machte mit seinem Arm eine ausschweifende Bewegung über die Lichtung.
    „Ich meine, so abgelegen, wie das hier liegt, wird es wohl kaum ein bekannter Zeltplatz sein, oder?“
    Ein etwas wehmütiges Lächeln erschien auf Sheppards Gesicht.
    „Mein Großvater hat mir den Platz vor vielen Jahren gezeigt. Er ist jedes Jahr mit mir zum Campen hierher gekommen. Aber es ist lange her seit ich hier war.“

    Rodney verstand. Er wusste, dass John nicht das beste Verhältnis zu seinem Vater gehabt hatte. Nach dem Tod seines Großvaters war wohl niemand mehr mit ihm hier heraus gefahren. Danach kam die Ausbildung und dann seine Karriere als Pilot.
    Umso mehr freute es McKay, dass Sheppard ihn mitgenommen hatte. Auch wenn er das laut niemals zugeben würde.

    „Kommen Sie. Bauen wir erst einmal unser Lager auf!“
    Freundschaftlich klopfte John dem Wissenschaftler auf die Schulter, schnappte sich dann die Tasche mit dem Zelt und trug diese an den Rand der Lichtung.
    Rodney war stolz, dass er inzwischen ein Zelt nicht nur aufbauen konnte, sondern auch wusste, dass man es am Besten im Windschatten platzierte.
    Schnell hatten die Beiden ihre „Behausung“ errichtet und die Schlafsäcke in den Innenraum geschafft. Während sich der Soldat um die Feuerstelle kümmerte, sammelte der Wissenschaftler trockenes Holz, von dem es hier wahrlich genug gab.

    Schnaufend platzierte McKay die vorerst letzte Fuhr Holz neben dem Feuer, streckte seinen Rücken durch und ließ seinen Blick nachdenklich über den See schweifen.
    „Gibt es da drin eigentlich Fische?“
    John, dem die Bemühungen seines Freundes, nicht allzu sehr zu nörgeln, keineswegs entgangen waren, nickte zustimmend.
    „Allerdings. Die besten, die ich kenne!“

    Ein begeistertes Strahlen machte sich auf Rodneys Gesicht breit und vergessen waren die Strapazen der letzten Stunden.
    Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass Sheppard auch Angeln dabei hatte. Leider sah es aber nicht danach aus. Wo sollte er die auch versteckt haben?
    Doch der Wissenschaftler sollte sich irren.

    Anhand des plötzlich enttäuschten Gesichtsausdruckes, ahnte John schon, was im Kopf seines Freundes vorging.
    Mit einem triumphierenden Grinsen zog er zwei lange, halbwegs gerade, Äste aus dem Brennholzstapel und entfernte mit seinem Messer überstehende Zweige und die Rinde.
    Mit großem Interesse beäugte Rodney neugierig Sheppards Tun und bekam große Augen, als der
    Soldat plötzlich Angelschnur, sowie Hacken aus seinem Rucksack zog und beides an den Stecken befestigte.

    „Tataa, Ihre Angel, der Herr!“
    Dankend und noch immer ein wenig erstaunt, nahm McKay den umfunktionierten Stecken in die Hand.
    „Colonel, Sie verblüffen mich immer wieder!“
    Johns Grinsen wurde noch breiter, während er sich seine eigene Angel schnappte, aufstand und den Dreck von der Hose klopfte.
    „Es beruhigt mich zu hören, dass ich noch immer voller Überraschungen stecke! Und jetzt los. Wir müssen noch ein paar Köder fangen!“

    Wie vom Schlag getroffen, blieb Rodney stehen und sah den Soldaten mit aufgerissen Augen an.
    „Köder fangen? Sie meinen echte, lebende …“
    Sheppard konnte den Schauer nicht übersehen, der den Wissenschaftler überlief und verdrehte genervt die Augen. „Ach kommen Sie schon, Rodney! Stellen Sie sich nicht so an! Das sind nur Würmer! Und Sie wollen doch wohl nicht ohne Abendessen ins Bett, oder?“

    Dieser Kommentar war für McKay Aufforderung genug aber dennoch blieb es schlussendlich an John hängen, einige der glibberigen Kriechtierchen aus der feuchten Erde in Ufernähe zu sammeln und jeweils einen auf ihre Angelhacken zu spießen. Der Wissenschaftler hatte sich während der gesamten Prozedur die Augen zugehalten, was der Soldat mit einem amüsierten Schnauben zur Kenntnis genommen hatte. Wenn das mal nichts war, was man McKay später unter die Nase reiben konnte.

    ******************************

    Tatsächlich hatten es die Beiden geschafft nach drei Stunden fünf Fische zu fangen. Und selbst das grenzte schon an ein Wunder.
    Rodney hatte nämlich scheinbar nicht so ganz begriffen, dass es beim Angeln vor allem auf eines ankam, Ruhe. Und Also hatte er, ganz nach seiner üblichen Manier, geredet und geredet und geredet, bis John ihn am Kragen gepackt und gedroht hatte, ihn als Köder zu benutzen, sollte er nicht augenblicklich still sein. Das hatte geholfen. Bis auf ein paar leise Verwünschungen hatte der Wissenschaftler tatsächlich keinen Mucks mehr von sich gegeben.
    Dennoch ging nur einer der Fische auf sein Konto. Wahrscheinlich hätte er selbst diesen nicht sicher an Land gebracht, hätte Sheppard nicht helfend eingegriffen. Er war einfach nicht für den Angelsport geboren.

    Nach diesem – nun ja- interessanten Erlebnisses durfte sich Rodney um das Feuer kümmern, während John im Wald den Rest ihres Abendessen zusammengesucht hatte. Pilze und einige Kräuter.
    Verblüfft hatte McKay schließlich dabei zugesehen, wie der Colonel den Fisch ausgenommen, auf Äste gespießt, mit den Kräutern gewürzt und dann ans Feuer gestellt hatte, bevor er die Pilze gewaschen, zerkleinert und ebenfalls mit einigen Kräutern über der Hitze gebraten hatte.
    Bis jetzt hatte Rodney nicht gewusst, dass auch hauswirtschaftliche Fähigkeiten an seinem Freund verloren gegangen waren.

    Der herrliche Duft, der bereits wenige Zeit später über die Lichtung wehte, ließ dem Wissenschaftler das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wenn das auch nur halbwegs so gut schmeckte wie es roch, dann war John ihm eine verdammt gute Erklärung für die zahlreiche Militärnahrung auf Außeneinsätzen schuldig.
    Es war also kein Wunder, dass sich Rodney förmlich auf seinen Teller stürzte, den ihm Sheppard mit einem „Guten Appetit“ unter die Nase hielt.

    McKay schaufelte drei, vier Löffel in sich hinein, kaute, schluckte und verdrehte genüsslich die Augen, bevor er anerkennend in die Richtung des Soldaten nickte.
    „Das ist wirklich gut! Wo haben Sie das gelernt?“
    John zuckte mit den Schultern. Für ihn war das nichts Besonderes.
    „Das meiste hat mir mein Großvater beigebracht und den Rest lernt man beim Militär.“

    Langsam ließ Rodney seinen Löffel sinken. Da war es wieder. Wie jedes Mal, wenn das Gespräch auch nur ansatzweise auf Johns Vergangenheit zu sprechen kam, riegelte dieser vollkommen ab. McKay gab es nicht gerne zu, aber es verletzte ihn, dass Sheppard scheinbar so wenig Vertrauen in ihn hatte. Und das nach all der Zeit und all dem, was sie schon zusammen durchgestanden hatten.

    Natürlich war John der Gemütswechsel seines Freundes nicht entgangen. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, woran das lag, aber in dieser Beziehung konnte er einfach nicht über seinen Schatten springen. Zu viel war geschehen und auch wenn der Wissenschaftler nichts damit zu tun hatte, so hatte er doch Angst, dass es wieder genauso enden würde.

    „Hören Sie, Rodney. Es liegt nicht an Ihnen. Ich bin einfach nicht gut in … in solchen Dingen.“
    Überrascht blickte McKay auf. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Colonel noch weiter auf dieses Thema eingehen würde. Gerade weil er wusste, wie schwer es dem Soldaten viel darüber zu sprechen.
    „Es ist in Ordnung, John, aber es wäre wirklich besser, wenn Sie nicht immer alles in sich hineinfressen würden. Reden Sie darüber. Es ist nichts dabei, über seine Gefühle zu reden.“

    Nun war es an Sheppard seinen Freund verblüfft anzusehen. Solche tiefgründigen Reden war er überhaupt nicht von dem Wissenschaftler gewohnt. Aber er musste zugeben, dass es gut tat zu wissen, dass jemand da war, der ihm zuhören würde und für ihn da war.
    „Danke Rodney, dass ist wirklich …“

    Ein Schuss, der laut durch die Stille des Waldes hallte, verschluckte den Rest des Satzes. Vögel stoben erschrocken aus den Büschen und Bäumen hervor. John und Rodney sahen sich mit großen Augen an.
    „Was … was war das?“
    Das Zittern in McKays Stimme war nicht zu überhören, aber der Soldat konnte es ihm nicht verdenken. Er selbst hatte einen riesigen Schrecken bekommen und hörte sein eigenes Herz laut in seiner Brust schlagen.

    „Vielleicht waren es nur Jäger?“
    Hoffnungsvoll brachte Rodney diesen Vorschlag heraus, wissend, dass diese Erklärung wohl kaum zutreffen konnte. Nicht, wenn er sich den besorgten Gesichtsausdruck seines Freundes ansah.
    „Das glaube ich nicht, McKay. Zum einen gibt es für diesen Teil des Waldes ein allgemeines Jagdverbot und zum anderen klang das nicht wie ein typisches Jagdgewehr. Eher wie eine Halbautomatik.“
    Während seiner Worte sah sich John prüfend in alle Richtungen um. Ein recht sinnloses Unterfangen denn die Sonne war bereits untergegangen und die Dämmerung und der Wald taten ihr übriges um die Sicht auf ein Minimum zu beschränken.

    Rodney war indes näher an den Soldaten herangetreten. Die Wachsamkeit und Angespanntheit des Anderen bereitete ihm Sorge.
    „Was glauben Sie, wer …“
    Johns nach oben schnellende Hand ließ ihn augenblicklich verstummen. Ebenso angespannt wie der Colonel, lauschte er in die Dunkelheit, konnte aber außer ein paar Vögeln und dem Zirpen der Grillen nichts hören. Oder doch? Waren das Schritte und Stimmen, die sich ihnen näherten?

    Sheppard war wohl der gleichen Ansicht, denn er wirbelte herum und stieß Rodney, schon beinahe grob, in Richtung Feuer.
    „Löschen Sie es, schnell! Aber nehmen Sie um Himmels Willen Erde und kein Wasser!“
    Ohne auf die ruppige Art einzugehen, tat der Wissenschaftler, wie ihm befohlen. Er wusste, dass John sich nicht ohne Grund so verhielt und beeilte sich, dem Auftrag nachzukommen.

    Sheppard war in der Zwischenzeit zu ihrem Zelt geeilt und hatte sich den darin liegenden Rucksack geschnappt. Er verfluchte sich selbst dafür, keine Waffen mitgenommen zu haben.
    Sicher, er wusste nicht, wer diese Männer waren, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er sie auch lieber nicht kennen lernen wollte. Auf Nummer sicher zu gehen, war allemal besser und vor allem sicherer.

    Mit dem Rucksack auf dem Rücken stürmte er wieder aus dem Zelt und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass das Feuer restlos erloschen war. Noch nicht einmal ein winziges Stück Glut war zu sehen. Rodney hatte ganze Arbeit geleistet.
    Sicher, das Zelt und die restliche Ausrüstung würden verraten, dass sie hier waren, er hoffte aber dennoch, wenigstens ein bisschen Zeit dadurch zu gewinnen.

    Die Stimmen waren inzwischen gefährlich nahe gekommen und John bedeutete McKay stumm, ihm zu folgen. Er konnte die Angst in den Augen seines Freundes sehen und verübelte es ihm noch nicht einmal. Selbst ihm war im Moment recht mulmig zu mute. Situationen wie diese behagtem ihm gar nicht. Er wusste nicht, was hier vor sich ging, kannte das Ausmaß der Gefahr nicht und konnte sich noch nicht einmal wirksam verteidigen.
    Andererseits wäre es ja gelacht, wenn sie nach all den überstandenen Gefahren in einer anderen Galaxie, diese hier nicht auch meistern würden.

    ******************************

    Hinter einem Gebüsch, etwa vier Meter von der Lichtung entfernt, suchten die Beiden Deckung. Johns gesamte Sinne waren auf die Lichtung gerichtet, seine Nerven bis auf das Äußerste gespannt.
    Rodneys flüsternde Stimme klang leise an sein Ohr.
    „Warum laufen wir nicht weiter? Wäre es nicht sicherer, als hier zu warten?“
    John schüttelte den Kopf, auch wenn er durchaus verstehen konnte, dass der Wissenschaftler hier so schnell, wie nur möglich weg wollte.
    „Ich muss wissen, mit wem wir es zu tun haben!“

    Sie mussten nicht lange warten.
    Keine drei Minuten später hatten die Stimmen und Geräusche ihren Höhepunkt erreicht. Eine Gruppe von Männern betrat die Lichtung.
    Zwar konnte John nicht viel erkennen, doch dass, was er sah, reichte ihm vollkommen. Es waren trainierte, ausgebildete Männer. Wahrscheinlich Söldner. Sie waren bewaffnet und es waren mindestens fünf, wenn nicht noch mehr.
    Hoch konzentriert spitze er seine Ohren, um die wenigen Wörter zu verstehen, die der Wind ihm zutrug.

    „…niemanden gefunden…“, „… Lager wohl verlassen …“, „… weitersuchen …“, „… keine Zeugen!“
    Der letzte Teil brachte John und Rodney dazu, sich mit großen Augen anzusehen. In was für Schwierigkeiten waren sie da nur wieder geraten!?

    Geduckt entfernte sich Sheppard ein Stück von dem Busch und sah McKay mit festem Blick an.
    „Wir sollten hier schleunigst verschwinden! Halten Sie den Kopf unten und folgen Sie mir!“
    Rodney nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Vorsichtig liefen die beiden Männer los. Im Zick Zack führte John den Wissenschaftler durch den Wald, die Bäume und Büsche als Deckung nutzend und darauf achtend, bloß keine unnötigen Geräusche zu verursachen.

    Und dann, sie waren vielleicht fünfhundert Meter weit gekommen, geschah es. Rodney stolperte über eine Wurzel, die er in der Dunkelheit einfach nicht gesehen hatte und rempelte gegen Sheppard. Dieser konnte den überraschenden Aufprall zwar noch auffangen, trat dabei aber auf einen morschen Ast, der krachend zerbarst.
    Das Geräusch klang unnatürlich laut und die Beiden blieben, wie festgefroren, stehen. Doch nur für einen Moment, denn laute Rufe rissen John und Rodney aus ihrer Starre.

    „Da hinten sind sie!“
    „Lasst sie nicht entkommen!“
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, packte Sheppard McKays Handgelenk und stürmte los. Er hoffte, dass ihr kleiner Vorsprung und die Dunkelheit ihnen ein wenig Zeit verschaffen würden. Doch die erste Kugel, die pfeifend an ihm vorbeizischte, machte diesen Gedanken zunichte.
    Fluchend legte er noch einmal an Tempo zu, Rodney noch immer hinter sich herziehend. Ihm war bewusst, dass der Wissenschaftler immer wieder stolperte, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Gnadenlos zog er ihn weiter.

    Immer mehr Geschosse zischten an ihnen vorbei und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis eine ihr Ziel treffen würde oder aber, sie in der Schwärze der Nacht ins Straucheln gerieten. Doch noch liefen beide Männer weiter. Wie von einem Motor angetrieben, bewegten sich Sheppards Füße, sein Atem verließ keuchend seinen Mund und sein Herzschlag dröhnte laut durch seinen Körper. Noch hatte er die Kraft weiterzulaufen. McKay allerdings war bereits am Ende. Nur sein eigener, eiserner Griff, zog ihn mit sich.
    Ihm musste etwas einfallen und zwar schnell.

    Ein explosionsartiger Schmerz in Johns rechter Schulter ließ den Soldaten mit einem unterdrückten Stöhnen zu Boden gehen, wo er krachend auf seine Knie fiel.
    Rodney, der ohnehin kaum noch die Kraft hatte, sich überhaupt auf den Füßen zu halten, fiel haltlos neben ihn ins Laub.
    Doch noch gab Sheppard nicht auf. Den brennenden Schmerz ignorierend, kämpfte sich der Colonel wieder auf die Beine und erstarrte.
    Direkt vor ihnen tat sich der Boden auf. Ein Abgrund teilte den Wald in zwei Hälften.

    John erinnerte sich, dass sein Großvater ihm diese Schlucht vor vielen Jahren bereits einmal gezeigt hatte. Ein Fluss führte in etwa sieben Metern Tiefe durch diese hindurch.
    Der Fluss! Natürlich!
    Während die Stimmen in ihrem Rücken immer lauter wurden, eilte der Soldat an Rodneys Seite und zog seinen Freund mit der linken Hand nach oben.
    „Kommen Sie schon, McKay! Sie wollen doch nicht etwa schon aufgeben!“

    Mühsam rappelte sich der Wissenschaftler auf die Beine, doch sein Blick, durchsetzt von Panik und Resignation, sprach Bände.
    „Es hat doch keinen Sinn, Sheppard! Wo sollen wir denn hin? Wir…“
    Weitere Kugeln schlugen neben ihnen ein und ohne noch groß darüber nachzudenken, versetzte John seinem Freund einen Stoß, der ihn, sowie sich selbst, über die Klippe beförderte.
    McKays gellender Schrei hallte durch die Nacht und war das Letzte, was der Soldat wahrnahm, bevor die eisigen Fluten über ihm zusammenschlugen.

    ******************************

    Prustend und keuchend kam Rodney wieder an die Oberfläche, mühsam gegen die Strömung ankämpfend. Nur langsam erkannte sein Verstand, was geschehen war. John hatte tatsächlich einen Weg gefunden, ihren Verfolgern zu entkommen und sie dabei in eine Schlucht, sowie einen reißenden Fluss gestürzt. Ganz toll. Wie hieß es doch? Vom Regen in die Traufe.
    Andererseits waren die Beiden wenigstens noch am Leben. Wobei das Wort „noch“ ganz gut traf. Zu ertrinken war nicht unbedingt viel besser, als erschossen zu werden. Das Ergebnis war das Selbe.

    Unfähig, sich dagegen zu wehren, ließ sich der Wissenschaftler vom reißenden Wasser flussabwärts tragen. Er konnte kaum die Hand vor Augen sehen und immer wieder stieß er schmerzhaft gegen kleinere Felsen oder Vorsprünge.
    Das eisige Wasser Nass ließ seine Glieder langsam steif und taub werden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er den Kampf gegen das flüssige Element verlieren würde.

    Ein lautstarkes Husten, das links hinter ihm erklang, riss Rodney aus seinen pessimistischen Gedanken. Ruckartig riss er den Kopf herum, in dem Versuch, die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen.
    „Sheppard, sind Sie das?!“
    Das laute Tosen des Flusses verschluckte die Worte beinahe und dennoch konnte McKay nach einem qualvollen Augenblick die Stimme seines Freundes hören.
    „Sicher, Rodney! Oder wen erwarten Sie sonst noch hier unten?“

    Gleich darauf hörte er platschende Geräusche, dann spürte er eine Hand, die sich an seiner Jacke festhielt. Erleichterung durchströmte den Wissenschaftler, denn auch, wenn der Colonel im Moment genauso machtlos war wie er, so war er wenigstens nicht mehr alleine in diesen eisigen Fluten. Die Nähe des Anderen gab ihm ein wenig Sicherheit.
    „Sind Sie verletzt?“
    Rodney konnte den Soldaten zwar kaum wegen dem lauten Rauschen des Flusses verstehen, aber den besorgten Unterton in der Frage trotzdem heraushören.
    „Nur ein paar Kratzer, denke ich. Außerdem frieren mir meine verschiedenen Körperteile langsam ab. Und Sie?“

    Sheppards Antwort kam zögernd und er brauchte dafür – Rodneys Meinung nach – viel zu lange.
    „Es geht mir gut.“
    Inzwischen kannte McKay den Soldaten gut genug, um zu wissen, dass das die Umschreibung für „das ist nicht der richtige Ort und nicht die richtige Zeit, um sich um meine Verletzungen zu kümmern und es ist sowieso nicht schlimm“ war.
    Und das wiederum bedeutete, dass es John wohl ziemlich ernst erwischt hatte, er ihm aber keine Sorgen machen wollte.

    Lautlos seufzend nahm McKay es hin, wissend, dass eine Diskussion in ihrer jetzigen Situation nichts bringen würde, außer, dass einer von ihnen eventuell vom Anderen ertränkt wurde und er John im Moment tatsächlich nicht helfen konnte.

    Plötzlich festigte sich Sheppards Griff um seinen Arm und er wollte schon einen protestierenden Schrei ausstoßen, als er langsam nach rechts gedrängt wurde.
    „Da vorne, Rodney! Schwimmen Sie zum Ufer!“
    Ufer? Verwirrt ließ der Wissenschaftler seinen Blick durch die Dunkelheit gleiten. Und wirklich, etwa fünfzig Meter rechts von ihnen wurde es heller und er konnte eine kleine Böschung erkennen auf die John mit ihm zustrebte.

    Mit dem einzigen Gedanken, endlich aus dem kalten Wasser herauszukommen, verdoppelte McKay seine Anstrengungen und nach endlosen Minuten, in denen Beide immer wieder von Wellen überspült wurden, konnten sie sich mit letzter Kraft an Land ziehen.
    Keuchend und nach Luft schnappend lagen John und Rodney im Sand, unfähig auch nur einen ihrer klammen Finger zu bewegen.

    Begierig zog der Soldat die klare Luft in seine Lungen, auch wenn sie schneidend kalt war. Sein gesamter Körper fühlte sich merkwürdig steif und taub an. Er musste dem Drang widerstehen, einfach die Augen zu schließen und sich der Erschöpfung hinzugeben aber John wusste, dass es dann kein Erwachen mehr geben würde.
    Sie mochten im Moment in Sicherheit sein, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Männer sie gefunden oder die Kälte ihnen den Rest gegeben hatte.

    Mühsam rappelte sich Sheppard auf, als ihn ein glühender Schmerz in der Schulter beinahe wieder zu Boden sinken ließ. Nur unter Aufbringung all seiner Willenskraft schaffte er es, sich in der aufrechten Position zu halten und Stöhnen zu unterdrücken. Es fehlte noch, dass sich Rodney auch um ihn Sorgen musste. Im Augenblick war es wichtiger einen sicheren und trockenen Platz für die Nacht zu finden und dann zu überlegen, wie es weiter gehen sollte.

    Ein Blick auf Rodney den Wissenschaftler zeigte ihm, dass es seinem Freund den Umständen entsprechend gut ging. Er war ebenso erschöpft, wie er selber und hatte bei ihrer mehr oder weniger unfreiwilligen Badetour einige Kratzer abbekommen, aber sonst konnte er keinerlei Verletzungen entdecken.
    „Los, McKay! Wir müssen weiter!“
    Während seiner Worte hatte er sich gequält auf die Beine gekämpft, wo ihn für einen kurzen Moment eine Welle des Schwindels erfasst hatte.

    Müde Augen sahen den Soldaten fast schon flehend an.
    „Können wir nicht eine Pause machen? Ich wäre gerade fast ertrunken und außerdem friere ich mir den Hintern ab. Bestimmt handle ich mir eine Lungenentzündung ein!“
    Der meckernde Tonfall war für John ein überzeugendes Zeichen, dass es seinem Freund wirklich nicht allzu schlecht gehen konnte. Er hielt ihm mit einem sachten Grinsen die Hand hin.
    „Kommen Sie schon! Sie wollen doch nicht, dass wir unseren Freunden in die Hände fallen, oder?“

    Das wollte Rodney tatsächlich nicht und mit einem aller letzten, leidenden Schnaufen ließ er sich von Sheppard auf in die Höhe ziehen. So schnell würde er sich künftig keinen Urlaub mehr aufzwingen lassen. Von wegen Erholung!
    „Und wo sollen wir hin? Ich für meinen Teil habe nicht die leiseste Ahnung, wo wir uns befinden!“
    Abwartend verschränkte er die Arme vor der Brust, auch in der Hoffnung, dass wenigtens seine Finger dadurch wieder auftauen würden.

    John hingegen warf einen prüfenden Blick auf seinen Kompass und deutete in Richtung Wald der vor ihnen lag.
    „Dort lang! Wir befinden uns auf der anderen Seite des Flusses und in nordöstlicher Richtung gibt es ein kleines Dorf. Etwa einen Tagesmarsch entfernt.“
    Entsetzt riss McKay die Augen auf und sah den Colonel an, als zweifle er an dessen Verstand.
    „EINEN Tag?! Sind Sie noch ganz bei Trost? Sie wollen einen ganzen Tag durch diesen Wald laufen, ohne zu wissen, ob es überhaupt der richtige Weg ist? Warum können wir nicht einfach wieder zum Wagen zurück. Das ist bestimmt nicht so weit.“

    Genervt fuhr sich Sheppard durch die feuchten Haare. Normalerweise hatte er mit dem exzentrischen Wissenschaftler ja immer eine heiden Geduld, aber im Moment lagen seine Nerven blank. Er war erschöpft, ihm war kalt und seine Schulter brachte ihn beinahe um. Kurz, sein Geduldsfaden war bis auf das Äußerste gespannt, wodurch seine Stimme einen ruhigen, aber fast schon drohenden Klang erhielt.
    „Hören Sie, McKay. Wenn ich der Meinung wäre, wir würden es bis zum Auto schaffen, denken Sie nicht, dass ich dann auch dort hingehen würde? Wenn Sie einen Weg finden, wie wir diese Steilwand hinaufkommen und den Söldner entgehen, die dort bestimmt schon auf uns warten, dann komme ich gerne mit Ihnen. Wenn nicht, dann halten Sie Ihre Klappe, sparen sich die Kräfte und folgen mir, während ich versuche, unsere Leben zu retten!“

    Rodney schluckte, nickte und gab tatsächlich keinen Laut mehr von sich. In all den Jahren hatte er gelernt, wann es besser war, den Colonel nicht weiter zu reizen. Und jetzt war so ein Moment.
    Grimmig nahm John es zur Kenntnis, griff nach dem Rucksack, der den Fluss – wenn auch nass – überstanden hatte und stiefelte los. Er musste den Wissenschaftler so schnell es ging in Sicherheit bringen - so lange er es noch konnte.

    ******************************

    Zwei Stunden waren die zwei Atlantisbewohner inzwischen durch den dunklen Wald marschiert. Ihre Kleidung war in dieser Zeit von tropfend nass auf feucht und klamm getrocknet und trotz des anstrengenden Marsches, frohren sie immer noch erbärmlich.
    Langsam aber sicher forderten die Anstrengungen der letzten Stunden ihren Tribut. Immer wieder geriet einer der Beiden ins Staucheln oder stolperte über eine Wurzel. John viel es zunehmend schwerer, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Immer wieder musste er sich ermahnen, nicht in seiner Wachsamkeit nachzulassen, auch wenn der Schmerz in seiner Schulter inzwischen zu einem dauerhaften Pochen geworden war.

    Er dankte Gott dafür, dass seine Jacke schwarz war und Rodney in dem kaum vorhandenen Licht weder das Blut, noch seinen inzwischen wohl recht angeschlagenen Zustand sehen konnte. Der Wissenschaftler würde darauf beharren eine Pause zu machen, aber noch war John nicht bereit dazu. Noch konnte er sich auf seinen Beinen halten und so lange das ging, würde er einen möglichst großen Abstand zwischen sich und ihre Verfolger bringen.

    Noch immer wusste Sheppard nicht, wer diese Männer waren, aber er war sich sicher, dass sie ihnen noch immer auf den Fersen waren. Er konnte nur beten, dass sie eine Weile gebraucht hatten, um einen Weg nach unten zu finden. Ein kleiner Teil von ihm hoffte aber auch, dass die Verfolger einfach davon ausgegangen waren, dass sie den Sturz nicht überlebt hatten. Allerdings war dieser Teil recht klein und da er, als Soldat, genügend Erfahrungen wie diese hatte sammeln können, ließ er es nicht darauf ankommen.

    Tief in seinen Gedanken versunken, bemerkte John nicht den sorgvollen Blick seines Freundes. Natürlich war Rodney nicht entgangen, dass Sheppard sich anders verhielt, als normal. Seine Befürchtung, die er bereits im Fluss gehabt hatte, bestätigte sich dadurch nur noch. Auch wenn er kaum etwas sehen konnte, da die hohen, laubbehangenen Bäume auch noch das bisschen Mondlicht schluckten, das es ab und zu zwischen den Wolken hindurch geschafft hatte, so hatte er bereits vor einer ganzen Weile den schlechter werdenden Zustand seines Freundes erkannt. Das vor Schweiß glänzende Gesicht, die leicht gekrümmte Haltung. Nur den Grund für das Alles hatte er noch nicht finden können.

    Wieder einmal verfluchte Rodney John für dessen Dickschädel. Sicher, er wusste, dass der Soldat das Alles für ihre Sicherheit tat und es war ja auch nicht so, als ob er ihm nicht dankbar dafür wäre, aber musste der Soldat das jedes Mal auf Gefahr seiner eigenen Gesundheit machen?
    Mehr, als einmal hatte McKay schon mit dem Gedanken gespielt, Sheppard anzubieten, wenigstens den Rucksack zu tragen, es dann aber doch sein lassen, weil der Colonel selbst diese Geste als Eingeständnis seiner eigenen Schwäche gesehen hätte.


    Eine weitere Stunde verging und Johns Schritte wurden immer schleppender und unsicherer. Mehr, als einmal war er schon ins Wanken geraten, hatte aber jeglichen Hilfsversuch seitens Rodney mit einem finsteren Blick abgetan. Nur durch Zufall fiel McKay schließlich eine kleine Höhle ins Gesichtsfeld und ein weiterer Blick auf seinen Freund ließ ihn einen Entschluss fassen. Sie waren immer noch ein Team und sie halfen sich gegenseitig. Und wenn der Colonel diese Hilfe freiwillig nicht annehmen würde, dann musste er ihn eben dazu zwingen.

    Entschlossen blieb der Wissenschaftler stehen und verschränkte die Arme.
    „Ich gehe keinen Schritt mehr weiter!“
    Auch John blieb stehen, drehte den Kopf in seine Richtung und sah ihn aus müden Augen an. Rodney erschrak beim Anblick seines Freundes fürchterlich.
    Das Gesicht war eingefallen, blass und glänzte vor Schweiß, unter den Augen hatten sich dunkle Schatten gebildet.
    Wenn sein Plan allerdings aufgehen sollte, durfte er sich jetzt nichts anmerken lassen.

    „Wir laufen jetzt schon seit Stunden durch diesen Wald. Mir ist kalt, ich bin erschöpft und ich habe Hunger. Irgendwann müssen wir sowieso eine Pause machen, den ganzen Weg schaffen wir unmöglich auf einmal. Warum also nicht jetzt?“
    Er konnte den Widerwillen in Sheppards Augen förmlich sehen, aber auch, dass er der Vorstellung, ein wenig zu ruhen, nicht ganz abgeneigt war.
    Mit einem Kopfnicken deutete Rodney schließlich auf die Höhle, die er entdeckt hatte.
    „Könnten wir uns dort nicht verstecken?“

    Einen Augenblick lang hatte der Wissenschaftler die Befürchtung, dass sich der Colonel einfach umdrehen und weiterlaufen würde, aber schlussendlich nickte er doch resigniert.
    „Also schön, McKay. Sie haben gewonnen. Machen wir eine Pause!“
    Rodney war sich nicht ganz sicher, ob er sich über dieses Zugeständnis freuen sollte. Natürlich war er erleichter über die Rast, aber andererseits war es kein gutes Zeichen, dass der Soldat so schnell kapituliert hatte.

    Tatsächlich begrüßte John die sich ihm gebotene Gelegenheit sogar. Sein Körper ließ ihn inzwischen beinahe gänzlich im Stich. Er fror erbärmlich, gleichzeitig hatte er aber das Gefühl zu verbrennen. Die Schmerzen in seiner Schulter waren wieder angeschwollen und machten ihn fast wahnsinnig. Immer wieder verschwamm die Sicht vor seinen Augen und seine Sinne spielten ihm Streiche.
    Rodneys Überlebenschancen waren vielleicht wirklich größer, wenn er sich versteckte, als mit ihm durch den Wald zu laufen. In seinem jetzigen Zustand hatte er jedenfalls kaum die Möglichkeit den Wissenschaftler zu schützen.

    Die Höhle war klein. Ihr Eingang maß kaum einen halben Meter, das Innere hatte einen Durchmesser von vielleicht 2,5 Metern. Aber sie war trocken, lag etwas versteckt zwischen den Bäumen und ihr Boden war mit weicher Erde bedeckt.
    Kaum das Innere betreten, ließ sich Rodney erschöpft auf den Rücken fallen, alle viere von sich gestreckt. John nahm derweil vorsichtig den Rucksack von der linken Schulter, bevor auch er dem Drang der Erschöpfung nachgab und sich zu Boden gleiten ließ. Dabei kam er allerdings an die raue Steinwand hinter sich und diesmal konnte er einen schmerzhaften Aufschrei nicht mehr unterdrücken. Hart presste er die linke Hand auf seine rechte Schulter und biss die Zähne zusammen.

    Beim Aufschrei seines Freundes war McKay aufgesprungen und neben ihn geeilt. Er verfluchte sich dafür, dass er diese Rast nicht schon eher „erzwungen“ hatte, aber jetzt war es zu spät, sich deswegen Vorwürfe zu machen.
    Vorsichtig versuchte Rodney, sich die verletzte Schulter anzusehen.
    „Es ist nichts…“
    Nur mühsam presste John dies heraus und seine Worte wurden durch den schmerzerfüllten Ausdruck in seinen Augen der Lüge gestraft.

    „Ja sicher!“
    Spöttisch zog Rodney eine Augenbraue nach oben.
    „Und ich genieße hier noch immer unseren Campingausflug.“
    Er schüttelte den Kopf. Wie konnte ein Mensch nur so stur sein?
    „Hören Sie, Sheppard! Wir beide wissen, dass das mehr, als nichts ist. Und wir beiden wissen auch, dass Sie so keinen müden Meter mehr weit kommen. Also entweder, Sie lassen sich jetzt von mir helfen, damit wir noch den Hauch einer Chance haben, hier lebend herauszukommen oder aber Sie spielen weiterhin den starken Helden und wir gehen hier drauf. Ihre Entscheidung.“

    Erstaunt über diese doch sehr deutliche Ansprache, runzelte John einen Moment die Stirn, bevor er leise seufzte und seine Hand von der verletzten Stelle nahm. Er hätte wissen müssen, dass er seinem Freund auf Dauer nichts hatte vormachen können.
    Zufrieden mit sich, machte sich Rodney an die Arbeit und griff nach der Jacke des Colonels.
    „Können Sie die ausziehen?“

    Mit McKays Hilfe schaffte es Sheppard, sich aus der Jacke zu schälen, auch wenn die dabei entstandenen Schmerzen ihm beinahe das Bewusstsein raubten.
    Rodney nahm dies besorgt zur Kenntnis, ging aber nicht weiter darauf ein. Auf dem ebenfalls schwarzen T-Shirt konnte er ein Einschussloch entdecken, ein wenig Blut sickerte daraus hervor.
    Fassungslos blickte der Wissenschaftler seinen Freund an.
    „Das ist eine Schussverletzung! Sie wurden von diesen Kerlen angeschossen!“

    Johns zustimmendes Nicken versetzte Rodney in Rage.
    „Und Sie halten es nicht für nötig, mich darüber zu informieren? Und, was noch schlimmer ist, laufen damit Stunden durch die Gegend? Wie lange wollten Sie noch so weiter machen? Bis Sie einfach zusammengebrochen wären? Haben Sie dabei auch nur eine Sekunde an mich gedacht? Was ich gemacht hätte, wenn Sie …“
    Er ließ den Satz offen, aber der Soldat wusste auch so, was er hatte sagen wollen. Wut blitze in seinen Augen auf.

    „Ich habe dabei nur an Sie gedacht! Ich wollte Sie so von diesen Leuten wegschaffen, eben weil ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde!“
    Betroffen von diesem beidseitigen Ausbruch, schwiegen sich Beide einen Moment an, bevor die Spannung aus ihren Körpern wich. John war der Erste, der wieder das Wort ergriff.
    „Entschuldigen Sie, Rodney. Ich wollte Sie nicht so anfahren. Aber was hätte es schon groß geändert, wenn ich Ihnen davon erzählt hätte?“

    Das trockene Schnauben seitens McKays zeigte an, dass auch er wieder der Alte war.
    „Ich hätte es immerhin gewusst. Ganz einfach. Wir sind ein Team, John, und in einem Team hält man zusammen. Außerdem hätte ich die Verletzung zumindest verbinden können. Jetzt hat sie sich bestimmt entzündet. Vom Blutverlust ganz zu schweigen.“
    Er verstummte einen Augenblick, bevor er mit ruhigerer Stimme anhängte.
    „Und mir tut es auch leid. Ich hätte Ihnen keine Vorwürfe machen sollen.“

    John wischte die Entschuldigung mit einer Handbewegung bei Seite und brachte eines seiner typischen Sheppard-Grinsen zusammen, was aber sofort erstarb, da sich Rodney gerade an seinem Shirt zu schaffen machte.
    „Gott, wollen Sie mich umbringen?!“
    Entschuldigend sah McKay ihn an, ließ aber nicht von dem Stoff ab.
    „Ich muss Ihre Wunde versorgen, also stellen Sie sich nicht so an.“

    Mit einem schwachen Nicken deutete John auf den Rucksack, den er achtlos zu Boden hatte fallen lassen.
    „Da ist ein Erste-Hilfe-Päckchen drin. Müsste auch eine Schere dabei sein.“
    Mit skeptischem Blick angelte Rodney nach dem Rucksack.
    „Das ist doch alles bestimmt total aufgeweicht, oder?“
    Zu seinem Erstaunen war im Inneren des Rucksacks jedoch alles trocken.
    „Wie ist das möglich?“

    „Wasserundurchdringliches Material. Eine Erfindung, die SG1 einmal von einem Planeten mitgebracht hat. Sie haben inzwischen ihre halbe Ausrüstung darauf umgestellt. Hab` ihn von General O´Neill bekommen.“
    Noch immer vollkommen fasziniert drehte der Wissenschaftler den Rucksack in seinen Händen, während er Johns Erklärungen lauschte.
    „Warum weiß ich immer nichts von solchen Dingen?!“
    Ein fieses Grinsen erschien auf Johns Gesicht.
    „Vielleicht sollten Sie die Memos vom Stargate Center einmal lesen und nicht immer gleich löschen?!“

    McKay warf einen beleidigten Blick in Sheppards Richtung, bevor er nach dem Medi-Pack suchte und sich mit diesem wieder seinem Freund zuwandte.
    So vorsichtig es ging, schnitt er das T-Shirt rund um die Verletzung auf und zog den mit Blut durchtränkten Stoff schließlich beiseite.
    Aus der Verletzung sickerte noch immer ein wenig Blut und die Haut um das Einschussloch herum war rot und geschwollen. Eine Entzündung, wie Rodney schon vermutet hatte.

    „Steckt die Kugel noch oder…“
    Johns Kopfschütteln wurde von einem leisen Wimmern begleitet, aber er fing sich recht schnell wieder.
    „Nein, ein glatter Durchschuss.“
    McKay nickte und wünschte sich einmal mehr, Carson an seiner Seite zu haben. Der Arzt würde wissen, was zu tun war. Er musste sich jetzt mit seinem mickrigen Erste-Hilfe-Kurs-Wissen begnügen.

    Noch ein wenig zögerlich griff er nach einer steril verpackten Kompresse und dem Desinfektionsmittel. Es graute ihm davor das zu tun, aber welche Wahl hatte er schon?
    „Das wird jetzt wehtun!“
    John sah ihn aus matten Augen an, presste die Lippen hart aufeinander und nickte.

    ******************************

    Die Behandlung war für Beide eine Tortur.
    Rodney gab sein Bestes, um so schnell und schmerzfrei, wie nur möglich, zu arbeiten und die Wunde zu versorgen und dennoch entwich John der ein oder andere Schmerzensschrei. Beiden stand am Ende der Schweiß auf der Stirn und Sheppard zog keuchend die Luft ein. Das Ganze hatte ihn den Rest seiner verbliebenen Kraft gekostet und er schaffte es kaum noch, die Augen offen zu halten.

    „McKay?“
    Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern, aber sein Freund hörte ihn dennoch und erschien sofort an seiner Seite.
    Aus fiebrig glänzenden Augen sah er ihn an.
    „Es tut mir … leid …“
    Die Verwirrung war Rodney ins Gesicht geschrieben.

    „Was tut Ihnen Leid, Sheppard?“
    „Das … das alles hier … wenn ich Sie nicht zu diesem Zeltausflug … gezwungen hätte dann … dann wären Sie jetzt nicht in dieser … Situation …“
    Das Sprechen hatte ihm sichtlich viel Kraft gekostet, aber er hatte es unbedingt noch loswerden wollen.

    Leicht verärgert blitzte McKay ihn an.
    „Zum einen hören Sie auf so zu reden, als würden Sie bald den Löffel abgeben! Wir werden hier Beide wieder herauskommen, verstanden? Und zum anderen bin ich freiwillig mit Ihnen gekommen, also können Sie sich Ihre Vorwürfe schenken. Und jetzt sparen Sie sich Ihre Kräfte.“
    Dankbar sah John seinen Freund an. Nicht, dass er sich nicht trotzdem die Schuld an all dem gab, aber die Sichtweise des Wissenschaftlers erleichterte ihn dennoch.

    „Im Rucksack …“
    Rodneys Blick schweifte zu dem angegebenen Objekt und wieder zum Colonel zurück.
    „Was ist damit?“
    Sheppards Lider wurden immer schwerer und die sanfte Schwärze der Bewusstlosigkeit nebelte immer wieder seinen Verstand ein, aber noch bäumte er sich dagegen auf.
    „Funkgerät … vielleicht Empfang …“

    Haltlos kippte Johns Kopf nach unten. Die Dunkelheit hatte gewonnen.
    Einen Moment sah Rodney seinen Freund voller Sorge an, bevor dessen Worte in sein Bewusstsein drangen.
    Ein Funkgerät? Hatte Sheppard etwas von einem Funkgerät gesagt?!
    Hektisch durchwühlte er die einzelnen Fächer des Rucksackes und hielt tatsächlich den vertrauten Gegenstand in den Händen.
    Aber war hier oben nicht ein absolutes Funkloch? Andererseits waren sie ein gutes Stück von ihrem Lagerplatz entfernt, vielleicht hatten sie ja Glück?

    Bangend und voller Hoffnung schaltete McKay das Gerät ein und hätte es am liebsten voller Frust an die Wand geworfen, als nur das statische Rauschen zu hören war, bis ihm auffiel, dass die falsche Frequenz eingestellt war. Mit zittrigen Fingern drehte er den Regler und betete zu allen ihm bekannten Göttern.
    „Stargate Center, hier Dr. Rodney McKay, hören Sie mich?“
    Für einen qualvoll langen Moment war nichts zu hören, als das laute Rauschen, doch dann knackte es und eine Stimme war zu hören.

    „Hier Stargate Center. Sprechen Sie, Dr. McKay!“
    Eine Welle der Erleichterung durchflutete den Wissenschaftler und er hätte am liebsten laut aufgeheult, besann sich aber gerade so noch eines besseren.
    „Colonel Sheppard und ich sitzen in Schwierigkeiten! Er ist verletzt und wir brauchen dringend Hilfe, wir …“
    Verwirrt hielt Rodney inne, als das Gerät ein weiteres Geräusch von sich gab und schließlich verstummte.

    Ein rot leuchtendes Licht gab ihm die Antwort auf die Frage, was geschehen war.
    Die Batterien waren leer.
    Ungläubig starrte McKay darauf, bevor er es frustriert zu Boden schmiss. Das durfte doch nicht wahr sein! Jetzt konnte er nur hoffen, dass die kurze Verbindung ausgereicht hatte, um ihren Standort zu lokalisieren, sonst wären sie verloren.

    ******************************

    Die nächsten Stunden verbrachte Rodney damit, Johns Stirn zu kühlen, ihm Wasser einzuflößen und den Verband zu wechseln. Der Colonel wurde inzwischen von Fieberträumen geplagt, wälzte sich unruhig hin und her und murmelte unverständliche Sachen.
    Rodneys Verzweiflung wuchs. Je mehr Zeit verging, desto schlechter standen die Chancen für seinen Freund. Zwar hatte die Blutung inzwischen mittlerweile endlich aufgehört, aber die Entzündung schritt weiter voran und das Fieber stieg immer höher.

    Und auch McKay konnte kaum noch die Augen offen halten. Immer wieder driftete er weg und schreckte jedes Mal wieder auf, nur um sich dann voller Panik davon zu überzeugen, dass John Sheppard noch am Leben war. Lange würde er das nicht mehr aushalten.
    Einzig, dass inzwischen die Sonne aufgegangen und es nicht mehr so kalt war, stellte einen kleinen Lichtblick dar.

    Lauter werdende Stimmen ließen Rodneys Kopf nach oben rucken. Waren das ihre Leute, auf der Suche nach Ihnen, oder doch die fremden Männer, die auf ihre Spur gestoßen waren.
    Unschlüssig stand er im Höhleneingang, unwissend, was er tun sollte.
    „Verdammt, Sheppard! Einmal, wenn man Sie braucht! Was mach` ich denn jetzt?“
    Es widerstrebte ihm, John jetzt so hilflos hier zurückzulassen. Andererseits musste er doch irgendwie herausfinden, wer denn nun gerade in ihre Richtung lief.

    Doch eine Entscheidung wurde ihm abgenommen, als die Stimmen plötzlich zu Schreien anwuchsen und Schüsse zu hören waren.
    Was war denn jetzt? Schossen die sich jetzt schon gegenseitig über den Haufen?
    Angestrengt versuchte Rodney etwas zu erkennen, aber die Bäume waren zu dicht und das Geschehen noch zu weit entfernt.

    So plötzlich wie es angefangen hatte, verstummte es auch wieder. Für einen Moment dachte McKay sogar, sich alles nur eingebildet zu haben, doch dann wurden rufende Stimmen laut. Und sie riefen nach ihm und Sheppard. Ein Fels von der Größe des Grand Canyons fiel ihm vom Herzen und er atmete erleichtert auf. Sie waren gerettet.
    „Sie haben uns gefunden, John!“
    Und dann trat er vollends aus der Höhle hinaus und hob winkend die Arme.
    „Hier sind wir! Hierher!“

    Noch nie in seinem Leben war Rodney so erleichtert darüber gewesen, Männer in Uniform zu sehen, wie jetzt. Gleich mehrere SG-Teams liefen auf ihn zu und ein Mann im mittleren Alter, mit dunkelbraunen, kurzen Haaren und einem durchaus sympathischen Gesicht trat auf ihn zu.
    „Colonel Marc Ricks. Dr. McKay?“
    Rodney nickte, noch immer unfähig, einen vernünftigen Satz herauszubringen.
    „Ja … ich … wie?“

    Der Colonel überging das verwirrte Gestammel.
    „Wir konnten Ihren Funkspruch orten und Ihre Angaben, bevor der Funkverkehr zusammenbrach, reichten aus, um das gesamte Stargate Center in höchste Alarmbereitschaft zu versetzten. General O´Neill schickte uns gleich auf den Weg. Während wir Ihrem Signal folgten, liefen wir einigen bewaffneten Männern über den Weg, die wir aber ohne Probleme ausschalten konnten. Ich nehme an, dass das die Schwierigkeiten waren, die Sie erwähnten?“
    Der Wissenschaftler war mehr als froh, dass von dieser Seite aus keine Gefahr mehr drohte.

    „Ja, Sie haben uns überrascht. Ich habe keine Ahnung, warum die uns verfolgt haben. Ich habe langsam das Gefühl, dass mich jeder grundlos umbringen will."
    Der Colonel nickte verstehend, der Hauch eines amüsierten Glitzerns war in seinen Augen zu erkennen und drehte sich zu einem der Männer um.
    „Sorgt dafür, dass sie nicht fliehen können und verständigt den zuständigen Sheriff.“
    An McKay gewandt fuhr er fort:
    „Die Deadalus müsste ebenfalls bald hier eintreffen, um Sie und den Colonel auf schnellstem Weg ins Center zu bringen.“

    Eine zierliche, blonde Frau schob sich neben Colonel Ricks.
    „Ich bin Dr. Forster. Sie sagte, dass der Colonel verletzt wäre. Wo ist er?“
    Schlagartig verschwand die Erleichterung von Rodney. Über all der Freude, dass sie nun in Sicherheit waren, hatte er seinen Freund beinahe vergessen.
    Hastig deutete er auf die Höhle.
    „Er ist da drin. Diese Mistkerle haben ihn mit einer Kugel erwischt. Ich habe es versorgt so gut ich konnte, aber er hat hohes Fieber und ist seit einigen Stunden ohne Bewusstsein.“

    Die Ärztin nickte verstehend und verschwand sofort in der Höhle. Rodney und der Colonel folgten ihr ohne zu zögern.
    Einige Minuten untersuchte Dr. Forster fachmännisch ihren Patienten, die Sorgenfalte in ihrem Gesicht war kaum zu übersehen.
    „Es sieht nicht gut aus. Er muss schnellstens auf die Krankenstation, hier kann ich nichts für ihn tun.“

    Während Rodneys Blick nicht von seinem Freund wich, griff Colonel Ricks nach seinem Funkgerät.
    „Deadalus, hier Colonel Ricks von SG 5. Wo befinden Sie sich?“
    Es knackte und der Wissenschaftler konnte die markante Stimme von Colonel Caldwell erklang.
    „Hier Colonel Caldwell von der Deadalus. Haben so eben die Zielkoordinaten erreicht.“

    „Wir haben Colonel Sheppard und Dr. McKay gefunden. Der Colonel befindet sich in einem kritischen Zustand und muss sofort auf die Krankenstation.“
    „Verstanden, wir beamen sie hoch. Caldwell Ende.“

    Rodney kam noch nicht einmal dazu, sich bei Colonel Ricks für die Hilfe zu bedanken, als ihn auch schon das blaue Licht umhüllte und er sich gleich darauf zusammen mit John auf der Krankenstation der Deadalus wieder fand. Sofort kümmerte man sich um seinen Freund, während er von einer weiteren Ärztin zu einer Liege geführt wurde.
    „Kommen Sie, Dr. McKay! Man kümmert sich um Colonel Sheppard. Lassen Sie mich Ihre Verletzungen versorgen und dann ruhen Sie sich ein wenig aus.“
    Rodney nickte und trotz der nagenden Sorge um seinen Freund, forderte sein erschöpfter Körper sein Recht ein und kaum, dass sein Kopf das Kissen berührte, verschwand er auch schon im Land der Träume.

    ******************************

    Pfeifend und gut gelaunt betrat Rodney die Krankenstation von Atlantis. In seinen Händen hielt er jeweils eine Schale mit Schokoladenpudding, den es häute in der Kantine als Nachtisch gegeben hatte.

    Drei Wochen waren seit dem Zwischenfall auf der Erde vergangen, der ihm und John beinahe das Leben gekostet hatte.
    Drei Wochen in denen sie mehrfach um das Leben ihres Freundes gebangt hatten. Nur mit knapper Mühe hatten die Ärzte im Stargate Center das Leben des Colonels retten können und auch danach hatte es mehrere Tage sehr kritisch um ihn gestanden.
    Aber schließlich hatte Sheppard einmal mehr bewiesen, dass er ein Kämpfer war und sich so schnell nicht unterkriegen ließ.

    Letzte Woche dann hatten die Ärzte endlich erlaubt, ihn durch das Stargate nach Atlantis zu transportieren, damit er sich zu Hause erholen konnte. Zwar lag er hier immer noch auf der Krankenstation, aber wenigstens waren seine Freunde bei ihm.
    Rodney, Teyla und Ronon gaben sich bei ihren Besuchen bei ihm die Klinke in die Hand. Alle auf Atlantis waren entsetzt gewesen, als sie gehört hatten, was geschehen war und alle hatten gehofft, dass John gesund zu ihnen zurückkehren würde.
    Auch Sam ließ es sich nicht nehmen, regelmäßig nach ihren ranghöchsten Offizier zu sehen und Carson achtete peinlich genau darauf, dass sich der Colonel auch genauestens an seine Anweisungen hielt.

    Zum Glück ging es Sheppard inzwischen von Tag zu Tag besser, auch wenn seine Schulter noch einige Zeit brauchen würde, bis sie vollständig verheilt war. Lange würde es ihn nicht mehr auf der Krankenstation halten. Es gab bereits jetzt die ersten Diskussionen zwischen dem Doc und ihm. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Beckett entnervt nachgeben würde und John wieder in den aktiven Dienst entlassen würde; wenn vorerst auch nur unter bestimmten Auflagen.
    Aber im Grunde waren alle froh, dass es John schon wieder so gut ging und er seine alte Leichtigkeit wieder gefunden hatte.

    „Hey Sheppard! Ich hab Ihnen was mitgebracht!“
    Grinsend sah John seinem Freund entgegen. Während seiner Genesungszeit war es zu einem Ritual geworden, dass Rodney ihm jeden Tag etwas vom Nachtisch aus der Kantine mitbrachte. Es war seine Art dem Colonel zu zeigen, wie froh er war, dass es ihm wieder gut ging.
    Lächelnd dachte der Soldat daran, was für einen guten Freund er doch in dem Wissenschaftler gefunden hatte. Einen Freund, der wieder einmal sein Leben gerettet hatte.

    Nein falsch, korrigierte er sich selbst. Sie hatten sich gegenseitig gerettet. So, wie es in einem Team üblich war. Und vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben wurde John bewusst, dass es in einem richtigen Team durchaus erlaubt war, Schwäche zu zeigen.
    „Na, dann geben Sie mal her!“

    ENDE
    Der Mensch hat keine ZEIT,
    wenn er sich nicht Zeit NIMMT;
    Zeit zu HABEN.

  2. #2
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Hi,

    die Geschichte hat mir sehr gut gefallen! Du hast unsere beiden wunderbar getroffen ... John, der lieber den Loeffel abgibt, als sich mal einzugestehen, dass er Hilfe braucht und die auch ruhig mal annehmen sollte *gg* und Rodney, der in Anbetracht der Gefahr und seines verletzten Freundes ueber sich hinaus waechst. Aber dennoch klangen beide immer so, wie man es von ihnen gewohnt ist. Die Freundschaft zwischen den beiden kam einfach klasse rueber, vor allem auch weil immer noch ein leichter Witz dabei war, so wie es sich fuer SGA gehoert ... *gg*

    Und schoen auch, dass John letztendlich mal erkannt hat, dass Schwaeche zeigen nicht heissen muss, schwach zu sein.

    Du hast einen schoenen Stil, der sich fluessig und vor allem spannend liest.

    Eine kleine Sache vielleicht noch ... *gg* ein richtiger Header wuerde dem Ganzen nicht schaden ...

    Freu mich schon auf mehr ...

  3. #3
    Brigadier General Avatar von Cindy
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    Hi!

    Also, ich bin ja froh, dass du diese Geschichte an einem Stück gepostet hast. *g* Ich war so gefesselt vom Lesen – also, wenn du da einen Cliffi reingesetzt hättest, ich hätte in die Tischkante gebissen.

    Wirklich klasse und spannend geschrieben, und die beiden, die hast du echt super getroffen.
    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

  4. #4
    First Lieutenant Avatar von Jadzia
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    Deine FF hat mir richtig gut gefallen! Die Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit war genau richtig, und nicht zu vergessen die Prise Spannung darin!
    Die beiden haben es aber auch schlecht. Kaum im Urlaub und schon sind irgendwelche Söldner hinter ihnen her, als wenn sie solche Situationen zuhause nicht oft genug erleben würden! Da brauchen sie jetzt Urlaub von ihrem Zwangsurlaub, was??
    Was mich noch interessiert hätte wäre, wer die Söldner geschickt hat und woher sie wussten, wo sie McKay und Sheppard finden konnten. Aber das tut der Geschichte keinen Abbruch. Ist nur meine Neugierde!
    Oh, und ein Punkt ist mit aufgefallen, du hast Carter und Beckett gleichzeitig in Atlantis?
    Auf jeden Fall war es eine tolle FF, die mir sehr gut gefallen hat! Dein Schreibstil liest sich wirklich gut und du hast die beiden Jungs wirklich aufs Papier (in die Datei?? ) bekommen!
    McKay: You have no idea which way to go, do you?
    Sheppard: Just trying to get my bearings.
    McKay: Translation: "I'm lost."


    SGA FFs: Verloren, Sheppard verliert den Bezug zu dem was real ist und was nicht während sein Team versucht ihn zu finden...
    Im Abgrund, John ist nur ein Schatten seiner selbst und wehrt sich heraus zu finden warum...
    Von Haustieren und ihren Haltern, Lornes Team wird vermisst und bald schon geraten Sheppard und Co auf der Suche in eine gefährliche Situation...
    Monsterjagd, eine Aufklärungsmission wandelt sich schnell in ein Problem als Sheppard spurlos verschwindet...

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  5. #5
    Wake me up in San Francisco Avatar von John Shepp.
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    Eine klasse FF!
    Sie hat mir richtig gut gefallen, vor allem das Zusammenspiel zwischen Rodney und John! Herrlich! Immer wieder diese kleinen Seitenhiebe.
    Du hast die Character wirklich gut getroffen, Rodney der immer an meckeren ist, bei einer richtigen Gefahr jedoch an seine grenzen geht und John der einfach nicht zugeben will das er Schmerzen hat sondern so tut oder zumindest versucht so zu tuen als ob alles in bester Ordnung ist.

    Ich würde mich freuen noch mehr von dir lesen zu können!
    Verliere nie die Hoffnung
    denn am Ende der Dunkelheit wartet immer das Licht.

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