„Was ist denn -?“, murmelte Zorn und wachte aus seinem Halbschlaf auf.
„Doc, ich hoffe, es ist wichtig“, schnaufte der General und Zorn war nun gar nicht mehr so sicher, ob es so gut gewesen war, den General zu der späten Stunde noch holen zu lassen.
„Nun, Sir ... äh ... hier, sehen Sie“, stotterte der Schwede und deutete auf den Bildschirm.
Auf dem Bildschirm waren die Daten der Langstreckensensoren aufgeführt. Ein kleiner Bereich der Galaxie wurde von diesen gescannt und unter den vielen roten Punkten, die herumfliegende Schiffe der B’hemoth kennzeichneten, sah er zwei Punkte, von denen immer wieder verstärkte Energieimpulse ausgingen, ein klares Zeichen für ein Feuergefecht.
„Das ist ungewöhnlich“, murmelte Edwards nachdenklich.
„Was ist jetzt los?“, fragte Edwards und Zorn war nun unsicher, was da passiert war. „Das eine Kriegsschiff hat gerade das andere zerstört“, erwiderte er und fuhr mit dem Zeigefinger den kleineren Punkt verfolgend fort: „Und dieses Schiff wurde wohl als Rettungsboot genutzt.“
Wenige weitere Sekunden später verschwand der Punkt, der das verbliebene Kriegsschiff darstellte, für einen kurzen Moment, ehe er dann in rascher Bewegung wieder auftauchte.
„Das andere Kriegsschiff ist in den Hyperraum gegangen“, sagte Zorn.
„Welcher Planet ist das?“, fragte Edwards.
„Das ist Q4J-221, ein Wüstenplanet, unbewohnt“, gab Zorn preis.
Edwards ergriff das Wort: „Laut unseren Informationen ist der Planet, auf dem Rettungsschiff landete, ein Wüstenplanet, auf dem tagsüber die Temperaturen auf über 60°C steigen, während es nachts recht kühle -20°C sind. Der Tag- Nachtzyklus des Planeten ist in etwa gleich mit dem unseres netten Mondes hier.“
Henson verarbeitete diese Informationen entspannt, richtete sich dann jedoch überrascht in seinem Stuhl auf und sah irritiert zu Edwards herüber. „Sir, Sie meinen doch nicht -?“
„Colonel, Sie und Ihr Team brechen in zwanzig Minuten auf. Seien Sie vorsichtig“, sagte Edwards und überraschte damit nun jeden im Raum.
Der Jumper mit BR-1 an Bord schoss durch das Gate, welches um Q4J-221 kreiste.
„Ich habe das Schiff auf den Sensoren“, sagte Zorn, der im hinteren Abteil des Jumpers saß.
Henson steuerte das Antikerschiff, während neben ihm Kara saß. Smith saß hinter Kara und sah Zorn an, der sich nun mit dem Tablet-PC in den Händen zu ihnen nach vorn setzte.
„Tja, dummerweise befindet sich das Schiff wie erwartet auf der Nachtseite des Planeten“, fügte er hinzu und zitterte, was ihm nun einen verwunderten Blick Smiths einbrachte. „Doc, da unten auf dem Planeten ist es kalt. Nicht hier.“
„Ja, schon, aber ich friere lieber mental schon vorher. So verringert sich später das Kältegefühl, wenn es wirklich kalt ist“, erklärte Zorn, doch nun drehte sich Henson zu ihm um und sah den Schweden ungläubig an.
„Wer hat Ihnen denn so einen Scheiß erzählt?“
Zorn kam gar nicht zu einer Antwort, da Henson sich wieder der Steuerkonsole zuwandte. „Reden Sie ruhig. Das interessiert mich jetzt“, sagte der Colonel und konzentrierte sich nun auf den Sinkflug hinab zum Planeten.
„Das ist kein Scheiß, klar? Nun, aber um Ihre Frage zu beantworten: Das habe ich selbst herausgefunden. Ich denke, damit gehe ich an die Öffentlichkeit, sollten wir es denn mal zur Erde zurückschaffen.“
„Klar, wird sicher ein großer wissenschaftlicher Durchbruch in der Psychologie“, sagte Smith lachend.
„Ja, natürlich ist das reine Psychologie. Ich meine, die äußere Temperatur ändert sich ja dadurch auch nicht, aber –“, begann Zorn zu erklären, doch Henson unterbrach ihn: „Schön, genug davon. Ich lande.“
„Wie weit sind wir noch vom Schiff weg?“, fragte Zorn, wollte es jedoch eigentlich gar nicht wissen.
„Etwa –“, sagte Henson mit einem Blick auf die Sensorendaten, kam jedoch nicht weiter, da das Team von einem Lichtstrahl eingefangen wurde und verschwand.
„Wo sind wir hier?“, fragte Smith verwirrt und sah sich in dem kleinen Raum um, indem das Team gelandet war.
Zorn verdrehte die Augen. „Ist das nicht offensichtlich?“
„Ich muss Zorn zustimmen. Wir sind hier auf dem Spähschiff“, sagte Henson und drehte sich zu der verschlossenen Tür des Transporterraums um.
Gerade als Henson seine Hand zu der Schaltfläche bewegte, welche die Tür öffnen würde, wurde selbige geöffnet.
Henson hob die Waffe, doch er ließ sie sofort wieder sinken, als er sah, wer da vor ihm stand. Auch Zorn schnaufte beruhigt.
„Johnson!“
„Hi“, sagte der Neuankömmling im Raum grinsend und stampfte an Henson vorbei.
„Wir haben während des Fluges die Datenbank des Schiffes durchforstet. Ebenso die Logbücher. Dort fanden wir dann schließlich die Aufgabe, für die das Schiff vor einigen Jahrhunderten eingesetzt wurde.“
„Und?“
„Wie sich herausstellte, haben die B’hemoth wohl mitbekommen, dass die Antiker ein neues Schiff bauten. Ein Schiff, welches laut Logbuch über allerneueste Antikertechnologie verfügte. Offensichtlich war es dank einiger Neuerungen den B’hemothschiffen haushoch überlegen. Dummerweise aber fanden die B’hemoth das Schiff und schickten selbst eine kleinere Flotte los, um es zu zerstören“, erklärte Lewis und Henson nickte verstehend.
„Dann war das Kriegsschiff eines dieser Schiffe, die das neue Antikerschiff zerstören sollten.“
„Genau. Der Rest der Flotte wurde wohl zerstört, aber dieses Schiff schaffte es zumindest noch, auf dem Planeten eine Notlandung hinzulegen. So fanden wir es ja dann auch vor.“
„Moment, dann existiert dieses Antikerschiff noch?“, fragte Smith und Lewis nickte.
„Im Logbuch wurde nicht erwähnt, dass man es hat zerstören können. Jedoch wurde es scheinbar sehr schwer beschädigt, unter anderem deshalb, weil es noch nicht vollendet war. Wir haben auch aus dem Logbuch herauslesen können, dass man Spähschiffe losgeschickt hat, um das Antikerschiff zu verfolgen. Es ist laut der Einträge auf einem Planeten gelandet, der sich im gleichen Sonnensystem befindet“, antwortete der Brite, doch Henson schüttelte nun den Kopf.
„Sie wollten sich also jetzt auf den Weg machen, um dieses Antikerschiff zu holen. Wohl, weil ein solches sich zum B’hemothausrotten ja noch besser eignet.“
„Ja, ich wollte dieses Schiff“, erwiderte Lewis.
„Aber warum sollte es sich nach all den Jahren nun immer noch dort befinden? Die Antiker werden es doch sicher repariert haben“, sagte Smith und auch Henson sah, dass das keinen Sinn ergab.
„Nun, es gab wohl anschließend ein Jumpergefecht zwischen den Antikern und den B’hemoth. Die B’hemoth sind wohl mit fast all ihren Leuten zu diesem Gefecht ausgerückt und haben dabei vergessen, die Sensoren abzuschalten. Wir konnten uns sämtliche Sensorendaten ansehen, die in all den Jahren aufgezeichnet wurden. In einem Umkreis von drei Lichtjahren um das Schiff herum wurde nirgendwo ein Hyperraumfenster geöffnet. Das Schiff befindet sich noch dort“, widersprach Lewis fast schon gereizt.
„Wunschdenken“, murmelte Smith, so dass Lewis ihn nicht hörte.
„Und jetzt zum Thema, warum ich mein Schiff selbst zerstört habe“, kündigte Lewis an und räusperte sich: „Es kamen bereits einige B’hemoth an Bord, da unsere Schilde schnell versagt haben. Um zu verhindern, dass sie ebenfalls an diese Informationen gelangen würden, habe ich die Selbstzerstörung aktiviert, bevor wir flohen.“
„Brillant, Johnson“, sagte Henson wenig begeistert. „Die Tatsache, dass das Schiff aber nicht mehr hier ist und Ihnen Feuer unterm Arsch macht, sagt mir irgendwie, dass sie wohl doch diese Informationen bekommen haben.“
„Ja, das befürchte ich auch. Deshalb müssen wir ja die Schrottkiste hier so schnell wie möglich reparieren, um vor den B’hemoth dort zu sein“, entgegnete ihm Lewis und darin waren sich die drei einig.
Henson nickte schließlich und war entschlossen, dem Briten bei der Sache zu unterstützen: „Wenn es sich hier um die neuesten Antikertechnologien handelt, dürfen wir unter keinen Umständen zulassen, dass sie in die Hände der B’hemoth fällt.“
„Wir verlassen den Hyperraum in wenigen Sekunden“, vermeldete Kara, die sich an einer Konsole niedergelassen hatte.
„Ausgezeichnet“, sagte Lewis erfreut.
„Der Flug hat ja nun nicht gerade lange gedauert“, bemerkte Smith.
„Das muss nichts heißen. Die B’hemoth könnten dennoch vor uns dort angekommen sein“, erklärte Zorn, der die Chancen errechnet hatte, die man hatte, vor den B’hemoth anzukommen.
„Das werden wir dann gleich erfahren“, sagte Henson, als sich das Hyperraumfeld auflöste.
„Vier Objekte auf den Sensoren!“, berichtete Arthur und Lewis erhob sich. „Das ist gar nicht gut.“
„Es sind Kriegsschiffe der B’hemoth“, bestätigte Kara diesen schlechten Gedanken.
„Dagegen kommen wir nicht an!“, rief Zorn sofort, als sich auch schon die Hangartore der Kriegsschiffe öffneten.
„Sie senden Jumper aus!“, meldete Kara.
„Sofort Kurs auf den Planeten nehmen. Innerhalb der Atmosphäre können wir sie abhängen“, befahl Lewis und das Spähschiff drehte ab.
„Sie sagten, Sie hätten ein ZPM geortet? Dann wird sich dort womöglich auch das Schiff befinden“, überlegte Henson und Zorn nickte. „Das macht Sinn. Wenn es sich tatsächlich um das neueste und beste Schiff der Antiker handelt, wäre es leichtsinnig und dumm von ihnen gewesen, es ohne ein ZPM in den Kampf zu schicken.“
„Nur dass dieses Schiff ja noch gar nicht für den Kampfeinsatz bereit war“, fügte Kara hinzu.
„Wie auch immer“, murmelte Henson und überlegte weiter: „Wo befindet sich das ZPM? Schiff hin oder her, ein ZPM kann man auch gebrauchen.“
„Etwa fünf Kilometer östlich von hier“, antwortete Kara.
„Die B’hemoth werden es sicher auch schon entdeckt haben“, sagte Lewis nachdenklich.
„Nun, nicht unbedingt. Wir haben es auch erst auf den Sensoren gehabt, als wir in die Atmosphäre eintraten, die scheinbar Interferenzen hervorruft“, widersprach Zorn und Kara nickte. „Womöglich können sie nicht einmal uns orten, so wenig, wie wir sie orten können. Das hilft uns, ist aber auch ein Risikofaktor, denn sie könnten jederzeit auftauchen, während wir es zu spät merken würden.“
„Dann sollten wir uns dieses ZPM besorgen“, drängte Smith, doch Zorn lachte auf.
„Wenn ich nicht ständig unterbrochen würde, hätte ich Ihnen ja noch die höchst wichtige Information geben können, dass sich das ZPM etwa zwei Kilometer unter Wasser befindet. Da ist nicht so leicht ranzukommen, weder mit diesem Schiff, noch mit einem Jumper“, erklärte der Schwede und damit stand man wieder am Anfang.
„Arthur hat nichts gefunden, was auf einen Zugang hindeuten könnte, wie ich es schon erwartet hatte. Tatsächlich ist der Zugang jedoch ziemlich einfach zu finden, wenn man einen Schlüssel hat“, antwortete Zorn und blieb neben einer der Steuerkonsolen stehen, um eilig darauf herumzutippen.
„Weiß er auch, was er tut?“, fragte Lewis angespannt.
Ihn hatte bereits die Angst gepackt, dass sein Schiff jederzeit in die Luft fliegen würde, so wie Zorn von Konsole zu Konsole raste.
„Der weiß immer, was er tut“, antwortete ihm Kara zuversichtlich.
„Dann ist der Schlüssel, den du meintest, der Besitz eines Antikerschiffes?“
„Genau. Ich war bis vor einigen Minuten unsicher, wo ich schon von einem Unterwasserhangar der Antiker gehört habe. Tatsächlich habe ich Aufzeichnungen davon in dem Außenposten auf Ethia gefunden“, antwortete Zorn, doch Henson ging dazwischen.
„Ich dachte, der Außenposten hatte nichts zu bieten, bis auf ein paar Gateadressen und eine Standortbestimmung von Babylon.“
„Na ja, ich wollte ja niemanden mit unwichtigen Informationen nerven. Jedenfalls gab es durchaus auch Aufzeichnungen über neuere Projekte der Antiker. Schon komisch, dass ich nicht vorher daran gedacht habe, aber offensichtlich handelt es sich hier um einen Unterwasserhangar, der für Antikerschiffe zugänglich ist. Sprich, auch mit einem Jumper hätten wir es geschafft, aber Johnson will ja all seine Leute so schnell wie möglich an Bord des neuen Schiffes haben, sofern es sich dort befindet. Jedenfalls –.“
„Könnten Sie mal zum Punkt kommen?“, unterbrach ihn Lewis genervt.
„Ich war gerade dabei, Johnson“, erwiderte Zorn und schien den Faden verloren zu haben. „Also, fliegen wir hin“, entschied er dann und drängte Arthur von der Steuerkonsole.
„Was?“, fragten Henson und Lewis wie aus einem Mund.
„Ein Antikerschiff in unmittelbarer Umgebung zu diesem Hangar sorgt für die Erzeugung eines Kraftfeldes, welches das Wasser verdrängt und uns hinunterführt“, erklärte Zorn und lenkte das Schiff bereits in Richtung Wasseroberfläche.
„Wir sind unten!“, rief Zorn erfreut, als das Spähschiff auf einer Plattform aufsetzte.
Das Kraftfeld, welches zuvor das Wasser verdrängt hatte, war mit dem herabsinkenden Schiff wieder in sich zusammengeschrumpft und bildete nun nur noch eine kleine Kuppel über der Ebene, auf der man gelandet war.
Entgegen der Erwartungen war es kein geschlossener Hangar, sondern eine schlichte ebene Fläche, auf der das Antikerschiff geparkt war.
„Hübsches Teil“, murmelte Lewis, als er das Schiff erblickte.
„Von Innen sieht es noch viel mehr nach einem Schiff aus“, kommentierte Lewis erfreut, was er sah.
Tatsächlich ähnelte die Brücke stark der eines Auroraklasseschiffs, war jedoch wesentlich kleiner, wie auch das gesamte Schiff. Henson stellte sich an das Fenster und sah, dass der Rumpf des Schiffes in einen schlichten bronzenen Farbton gehüllt war.
„Sieht mir aus, als hätte jemand eine Aurora dem Schrumpfstrahl ausgesetzt“, bemerkte der Colonel, denn die äußere Form war bis auf die Proportionen kaum von der eines Auroraklasseschiffs zu unterscheiden.
„Na ja, die Schwachstelle der Antikerschiffe war nie ihre Form, sondern ihre Größe. Da sieht man, wie wenig Einfallsreichtum die Antiker besaßen, wenn sie einfach eine verkleinerte Version ihrer üblichen Kriegsschiffe bauen“, sagte Zorn beiläufig und setzte sich an eine der Steuerkonsolen.
„Das Schiff ist scheinbar voll funktionsfähig“, sagte er, nachdem er einen Blick auf die Anzeigen geworfen hatte. „Das ist seltsam“, fügte er nachdenklich hinzu. „Scheint fast so, als wäre dieses Schiff vollständig nach der einstigen Schlacht repariert und zurückgelassen worden.“
„Vielleicht zeigt es seine Beschädigungen erst, wenn es zu spät ist“, überlegte Smith vielsagend und Zorn nickte. „Typisch Antiker eben.“
„Laufen die Triebwerke?“, fragte Lewis und Zorn nickte erneut. „Ja, alles läuft. Ist schon merkwürdig.“
„Bewaffnung?“, hakte Henson nach.
„Reichlich Drohnen in den Lagern“, antwortete Zorn.
„Gut“, meinte Lewis erfreut, den B’hemoth ordentlich einheizen zu können.
„Offensichtlich ist es der Schild des Schiffes, der gleichzeitig als Zugangsschleuse zum Hangar dient“, erklärte der Schwede weiter.
„Und was ist mit den Hangars der Schiffes?“, fragte nun Kara.
Zorn blickte auf einen der Bildschirme. „Leer. Kein einzelner Jumper.“
„Das meinte ich nicht. Passt das Spähschiff rein?“, verdeutlichte Kara ihr Anliegen, doch Zorn schüttelte den Kopf. „Nein. Das Schiff ist etwa so groß, wie ein Schiff der Daedalusklasse. Da passt das Spähschiff nicht rein.“
„Was ist die Daedalusklasse?“, wollte Kara wissen, doch Zorn winkte ab. „Ist nicht wichtig.“
„Dann sollten wir das Spähschiff zurücklassen. Es käme nie durch den Flottenverband der B’hemoth, denn sobald sie das Schiff auf den Sensoren haben, schießen sie sicher wie die Bekloppten drauf los“, bemerkte Henson und auch Lewis schien einverstanden.
„Dann gebe ich meiner Crew bescheid, dass sie sich rüberbeamen sollen. Sobald alles bereit ist, starten wir.“