Auch ohne Norrecs telepathischer Botschaft fielen Lenn sofort die Veränderungen auf. Die Luft war irgendwie frischer und die Korridore wirkten plötzlich nicht mehr ganz so dunkel. Das ganze Hive schien zu neuem Leben erwacht zu sein. Was hat er nur angestellt?, fragte sie sich unwillkürlich. Aber was immer er auch getan hatte, er war dabei erfolgreicher als Riven gewesen. Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht als sie sich Norrecs Reaktion auf diesen Umstand ausmalte. Vermutlich genoss der Wraith seine scheinbare Überlegenheit gerade in vollen Zügen und er spielte vielleicht sogar gerade mit dem Gedanken Riven seinen Triumph unter die Nase zu reiben.
Mit zügigen Schritten näherte sie sich der Brücke und mit jedem dieser Schritte fühlte sie sich ein wenig erleichterter. Es waren nur vierunddreißig Insekten an Bord, diese Zahl klang wesentlich angenehmer und weitaus weniger erschreckend. Mit einem leisen Fauchen zwang sie ihre Euphorie unter Kontrolle, noch war diese Bedrohung nicht eliminiert und es brachte nichts jetzt schon den Sieg zu feiern.
Als Lenn die Brücke betrat leuchteten die Konsolen in einem sanften grün. Ihr Blick fiel sofort auf Norrec, der immer noch auf dem Kommandostuhl saß. Er hatte die Augen halb geschlossen und ein arrogantes Lächeln umspielte seine Lippen. Sie hatte sich also nicht getäuscht, der Wraith kostete seinen Triumph aus aber dennoch schien er sie bemerkt zu haben, denn er öffnete die Augen und sah sie ein wenig herausfordernd an. Die Krashty hielt seinem Blick stand und war fest entschlossen sich nicht von ihm provozieren zu lassen, diesmal würde sie auf keinen Fall ihre Fassung verlieren und ihm irgendeine Schwäche zeigen.
Langsam schritt sie auf ihn zu und Norrec machte keine Anstalten sich zu erheben, er sah sie einfach nur an. Seine Haltung drückte ebenso wie sein Gesichtsausdruck seine angeborene Dominanz aus. Lenn fühlte sich einmal mehr zu diesem Wraith hingezogen und verfluchte stumm seine lückenhafte Erinnerung. Wie war es nur möglich, dass er sich nicht einmal an sie und das was sie beide vor so langer Zeit verbunden hatte, erinnern konnte. All ihre Wraithinstinkte schrien förmlich danach ihn mit ihrem Wissen zu konfrontieren … ein Wissen, dass ohne seine Erinnerung lediglich farblos und unglaubwürdig erscheinen würde.
Norrec war von den Erkenntnissen der letzten Minuten noch wie berauscht. Er hatte auf der ganzen Linie gesiegt und all seine Gegner mit einem einfachen kleinen Trick vernichtet. Das dieser Triumph Jahrhunderte zurücklag spielte für ihn keine Rolle. Was zählte war einzig und allein der Umstand, dass sein Virus und somit auch sein Plan perfekt funktioniert hatten.
Mit einem leisen und fast schon auffordernd klingenden Knurren beobachtete er wie sich die Krashty näherte. Ihre geschmeidigen Bewegungen wirkten auf ihn wie eine stumme Aufforderung … aber wozu wollte sie ihn animieren? Er konnte sich weder an sie noch an seinen Sohn erinnern und irgendwie schien das jetzt auch keine Rolle zu spielen, denn seine Instinkte begannen langsam die Kontrolle über sein Handeln zu übernehmen. In ihm regte sich das Bedürfnis diese Frau zu dominieren und zu besitzen. Langsam erhob er sich und wartete ab bis sie direkt vor ihm stand.
Seine geschärften Sinne nahmen über deutlich ihren vertraut erscheinenden Geruch war und er bemerkte, dass er in ihr eine ähnliche Reaktion hervorrief.
Seinem heiseren Knurren folgten ein paar fast unverständliche Worte in seiner Sprache, die Lenn leise aufstöhnen ließen. Völlig unvermittelt hob er seine recht Hand und schlug ihr auf die linke Hälfte ihres Gesichts. Sie quittierte sein Handgreiflichkeit lediglich mit einem gereizten Fauchen, dem einige ebenso unverständliche Worte auf Wraith folgten, reflexartig hob sie ihre Hand, um ihn ebenfalls zu schlagen. Mühelos fing Norrec ihr Angriff ab, packte sie an ihrem Handgelenk und zog sie ruckartig an sich. Als sie gegen ihn prallte griff er mit seiner freien Hand in ihr langes Haar und riss ihren Kopf nach hinten, dann presste er seine Lippen voller Verlangen auf die der Krashty. Lenn wehrte sich nicht ernsthaft, sie versuchte zwar sich ihm zu widersetzten … aber es wirkte eher wie ein Spiel als eine ernst gemeinte Gegenwehr.
Er war von ihrem Geruch und ihrem Geschmack wie berauscht. Seine Lippen wanderten bis zu ihrem Hals und mit mit einem weiteren heiseren Knurren begann er sie dort zu beißen. Mit ihrer freien Hand versuchte Lenn ihn gespielt von sich zu drücken. Seine Reaktion bestand darin den Griff, mit dem er sie hielt, fast schmerzhaft zu verstärken. Lenn stöhnte auf und krallte sich in seinen langen Haaren fest. Beiläufig löste er sich von ihrem Hals und sah ihr kurz in die Augen bevor er seine Lippen wieder leidenschaftlich auf ihre pressten.
„Du gehörst immer noch mir.“, raunte er schließlich leise an ihren Lippen, die Worte klangen so vertraut aber auch irgendwie merkwürdig. Instinktiv versuchte er herauszufinden was an diesen Worten falsch war wenn sie doch richtig klangen. Es stimmte doch, sie war sein Eigentum, wieso sollte sie sonst … ein stechender Schmerz explodierte plötzlich in seinem Kopf. Augenblicklich ließ er Lenn los, taumelte rückwärts und fiel schließlich auf den Kommandostuhl zurück.
Der Schmerz raubt ihm fast die Sinne. Sein Blickfeld verschwamm und die Stimme der Krashty schien aus weiter Ferne zu ihm durchzudringen. Er verstand keines der Worte, die sie offenbar besorgt, an ihn richtete, er nahm nicht einmal mehr ihr Gesicht wirklich war. Alles um ihn herum begann sich wild zu drehen und das sanfte grünliche Licht der Brücke ließ seine Umgebung regelrecht surreal erscheinen.
Lenn machte hastig einen Schritt auf ihn zu und beugte sich über ihn. Vorsichtig nahm sie sein Gesicht in ihre Hände. Er reagierte weder auf ihre Worte noch auf ihre Berührung. Sie legte ihre zitternde Hand auf seine Brust und spürte sogleich den unregelmäßigen Herzschlag des Wraith. Mit aller Kraft kämpfte sie ihre aufsteigende Verzweiflung nieder. Sie wollte ihm helfen … aber wie? Was hatte denn diesen Zustand ausgelöst? War etwa ihr Kuss der Auslöser gewesen oder … ? Es waren seine Worte, die Antwort entstand wie von selbst in ihrem Bewusstsein. Seine Worte hatten wohl im Widerspruch zu seinen manipulierten Erinnerungen gestanden. Offenbar sollte auch verhindert werden, dass zufällige Reize das Verschüttete wieder zu Tage förderten. Mit einem traurigen Lächeln begriff sie, das er sich unbewusst noch an sie erinnerte und ein kleiner Hoffnungsschimmer ließ sie neuen Mut schöpfen. Körperlich kann ich nichts für ihn tun … ich muss seinen Geist …, auf telepathischem Weg versuchte sie Sihal zu erreichen. Aber ihre Schwester hatte ihre mentale Blockade derart verstärkt, dass es ihr unmöglich war zu ihre durchzudringen.
Allein kann ich es nicht schaffen, sie fühlte sich plötzlich unendlich hilflos. Sie sah ihn verzweifelt an, auf seinem Gesicht spiegelte sich sein Schmerz auf erschreckende Weise wieder. „Also gut … ich werde es versuchen!“, mit einem Knurren verdrängte sie das Gefühl der Hilflosigkeit aus ihrem Inneren. Über den üblichen telepathischen Weg würde sie ihn nicht erreichen können, sein Schmerz würde das auf jeden Fall verhindern und außerdem würde er vermutlich bald das Bewusstsein verlieren.
Aber es gab da noch eine Möglichkeit, eine intimere geistige Verbindung die nur sie beide nutzen konnten. Sie hatte sich immer davor gefürchtet ihm auf diese Weise nahe zu sein, denn bei dieser Form der mentalen Verbindung würde ihr ganzes Selbst mit dem seinen verschmelzen. Es würde kein Ich mehr geben sondern nur noch ein Wir. Lenn schluckte, damals vor so langer Zeit hatte sie aus reiner Neugierde heraus begonnen mit ihm diese Verbindung zu etablieren. Sie hatte die warnenden Worte ihrer Mutter ignoriert und es zu gelassen. Doch als ihr bewusst wurde, dass die letzte Konsequenz des ganzen darin bestand zu seinem Eigentum zu werden, hatte sie das ganze abgebrochen. Sie wollte sich nicht kontrollieren lassen weder von ihm noch von ihrer Mutter, sie wollte Herr ihrer eigenen Entscheidungen sein. Voller Wut über ihre Zurückweisung hatte er zwar behauptet, dass sie den Sinn dieser Verbindung falsch verstehen würde aber Lenn hatte ihm damals keinen Glauben geschenkt und unter anderen Umständen würde sie auch jetzt eine andere Lösung vorziehen.
Sie atmete tief ein und versuchte all ihre Zweifel und die Furcht aus ihrem Geist zu vertreiben. Dann begann sie nach eben jenem Pfad zu suchen der ihre beiden Bewusstseine miteinander verbannt. Einen Augenblick lang befürchtete sie, das derjenige der seine Erinnerungen manipuliert hatte auch diesen Pfad gefunden und zerstört hatte. Immer wieder musste sie sich zur Ruhe zwingen und dann fand sie plötzlich den Zugang zu seinem Geist. Einen Moment lang zögerte sie … was sie jetzt zu tun gedachte würde unwiderruflich sein …
Mit einem leisen Fauchen begann sie ihr Bewusstsein mit dem seinen zu verschmelzen. Jede Faser ihres Körpers schrie unter den entsetzlichen Schmerzen regelrecht auf. Es fiel ihr schwer die Kontrolle über sich und ihre Empfindungen zu behalten. Entschlossen begann sie dem Schmerz zu trotzen und die telepathische Verbindung zu verstärken.
Norrec spürte wie die Welt um ihn herum mehr und mehr in Dunkelheit versank. Er nahm die Gegenwart eines anderen Wesens wahr, aber er vermochte nicht zu sagen wer oder was es war. Dieses Wesen war bei ihm, berührte ihn und schien verzweifelt zu sein. Instinktiv versuchte er einen mentalen Kontakt herzustellen, aber der Schmerz machte dies völlig unmöglich. Diese stechenden Schmerzen in seinem Kopf verdrängten einfach alles und hinterließen eine eigenartige Benommenheit wann immer sie etwas abebbten.
Plötzlich spürte er dieses Wesen in seinem Bewusstsein, es wirkte schwach und schien die gleichen Schmerzen zu empfinden wie er. Merkwürdiger Weise kam ihm diese Präsenz vertraut vor und er begann sich instinktiv auf sie zu konzentrieren. Langsam aber sicher verdrängte der Geist des anderen Wesens die Schmerzen. Komm zu mir!, forderte es immer wieder sanft aber bestimmt.
Er kannte dieses Wesen … er wusste wer sie war … Lenya, der Name formte sich wie von selbst in seinem Bewusstsein. Lenya … sie gehört mir … bei diesen Gedanken setzten die Schmerzen wieder mit erschreckender Intensität ein und drohten Lenya aus seinen Gedanken zu vertreiben.
Mit dem letzten Rest an Selbstbeherrschung, den er aufbringen konnte, versuchte er die Schmerzen zu verdrängen, um Lenya in seinem Geist festzuhalten. Wie ein Ertrinkender, der nach einem Strohhalm greift begann er sich mental an sie zu klammern. Sie wirkte wie ein Licht in der Finsternis, dem er nur zu folgen brauchte, um sich aus seinen Qualen zu befreien.
Nur am Rande bemerkte er, dass sich diese telepathische Verbindung anderst anfühlte. Sie war wesentlich intensiver. Es wurden nicht nur Worte, Bilder und Gefühle übermittelt, irgendwie gelang es Lenya ihr ganzes Selbst mit in diesen Kontakt einzubringen. Er spürte sie fast körperlich und ein kleiner Teil seines Bewusstseins registrierte diesen Umstand mit einer gewissen Befriedigung. Instinktiv begann er diese Verbindung mit seinem eigenen Selbst zu verstärken, um ihr so die Möglichkeit zu geben weiter in seinem Geist zu bleiben.
Norrec wusste nicht genau was sich gerade geändert hatte, aber die Schmerzen ließen nach und auch die Benommenheit begann langsam von ihm abzufallen. Je klaren sein Verstand wurde desto stärker begann er sich auf Lenya zu konzentrieren. Bereitwillig folgte er ihrem Ruf und begann den letzten Rest seines Wesens mit dem ihren zu verschmelzen.
Sie gehört mir!, er konnte diesen Gedanken angesichts seines Triumphs nicht unterdrücken auch wenn er sich nicht sicher war, was er mit diesem Wissen anfangen sollte. Für einen Moment hielt er den Atem an und erwartete neuerlich Schmerzen zu spüren, aber sie blieben aus. Mit einem leisen Knurren stieß er die angehaltene Luft aus seinen Lungen und öffnete langsam die Augen. Seine Umgebung schien noch ein wenig zu schwanken und das grünliche Licht der Konsolen wirkte immer noch fremd auf ihn.
Etwas hatte sich verändert, dass spürte er deutlich. Er hatte die mentale Verbindung beendet und doch nahm er Lenn immer noch als einen Schatten in seinem Geist wahr. Verschwommene Erinnerungsfetzen drängten sich in sein Bewusstsein, die er aber nicht zu ordnen konnte. Sie wirkten wie Bilder, die hinter einem dichten Schleier verborgen waren den er aber nicht zu durchdringen vermochte. Instinktiv wusste er, dass sich diese vagen und verschwommenen Bilder auf Lenya bezogen. Waren dies seine verloren Erinnerungen oder hatte die Krashty versucht ihn zu manipulieren? Mit Sihals Hilfe wäre sie dazu vermutlich imstande. Aber das ergab keinen Sinn. Wieso sollten die beiden jetzt so einen Versuch starten, wenn es doch vor ein paar Stunden weitaus einfacher gewesen wäre. Nein … diese Bilder müssen Teil meiner Erinnerung sein. Aber wie konnte sie …, mit einem leicht gereizten Knurren erhob er sich und sah ihr direkt in die Augen. Sie senkte den Blick und wich einen Schritt vor ihm zurück. Er brauchte ihr die Frage gar nicht erst stellen denn die Antwort kannte er bereits, er konnte sie sogar in jedem Teil seines Wesens fühlen.
„Ich hoffe dir waren die Konsequenzen des Pri'Tésh bewusst!“, Norrec versuchte seine Stimme so ruhig wie möglich klingen zu lassen. Lenn sah ihn nicht an, sie nickte nur und fauchte leise. Er lachte spöttisch: „Nein … du hast keine Ahnung was du getan hast.“ Ein Teil vom ihm fühlte sich durchaus geschmeichelt und genoss den Gedanken, die Krashty ein für alle mal zu besitzen, auch wenn er sich nicht erinnern konnte warum dies so war. Er knurrte leise, normaler Weise hätte er versucht es ihr auf telepathischem Weg zu verdeutlichen, aber sie würde diesen Kontakt vermutlich nicht zu lassen. „Das Pri'Tésh ist eine Form der mentalen Bindung die nur einer Königin und ihrem Primal vorbehalten ist. Sicher sie kann sich das Zyrnash ihres Gefährten auch auf den Handballen tätowieren lassen, aber so eine offene Geste der Verbundenheit, wird von anderen Königinnen als Schwäche gewertet. Das Pri'Tésh hingegen … “ „Ja … ich weiß, ich bin jetzt dein Eigentum.“, ihre Stimme zitterte und klang verbittert. Aus irgendeinem Grund hatte der Wraith plötzlich das Gefühl dieses Gespräch schon einmal mit ihr geführt zu haben und ohne so recht zu wissen warum wusste er, das es ähnlich verlaufen war wie dieses.
Er wollte geduldig sein und es ihr erklären, aber irgendwie begann langsam die Wut in ihm aufzusteigen. Sie wusste nicht einmal um die Hälfte dessen auf was sie sich eingelassen hatte und war dennoch nicht bereit ihm zu zuhören. Ein warnendes Knurren deutete seine Missbilligung an. Er war es einfach nicht gewohnt, dass ihm widersprochen wurde. Er war der zweite Commander eines Hive und setzte als solcher auch absoluten Gehorsam voraus. Zweiter Commander …, eine leichte Wehmut stieg in ihm auf, die seine Wut nur noch mehr anstachelte.
„Lenya … wir sind jetzt mit einander verbunden. Wenn du es wünschst werden wir sämtliche Gefühle und Gedanken miteinander teilen. Es wird zwischen uns keine Geheimnisse geben, aber das ganze hat auch seinen Preis …“, Norrec brach ab, der Gedanke an die letzte Konsequenz der Verbindung ließ die Wut in ihm hoch kochen. „Sieh mich an!“, forderte er und seine Stimme war kaum mehr als ein Fauchen. Erschrocken hob sie den Kopf und hielt seinem Blick stand. „Sollte einer von uns sterben …“, der Wraith brach ab und knurrte. Lenns Augen weiteten sich: „Dann stirbt der andere auch?“ Das Entsetzen in ihrer Stimme ließ Norrec amüsiert Grinsen. „Nein, nicht zwangsläufig. Mein Tod würde dir physisch nicht Schaden … aber dein Geist wird mit Sicherheit darunter leiden. Anfangs wirst du es als Leere wahrnehmen und wenn du dieses emotionale Nichts nicht mehr ertragen kannst, dann ...“ Er sprach nicht weiter denn in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie den letzten Schritt bereits kannte. „Wir werden zusammen leben und zusammen sterben. Das ist auch der Grund weshalb kaum eine Königin diese Verbindung in Betracht zieht.“, er knurrte leise.
Die Krashty sah ihn einfach nur Fassungslos an, mit dieser Wendung hatte sie nicht gerechnet. Auch wenn ihr Verstand sich kategorisch weigerte diesen Umstand zu akzeptieren, so begann sie in ihm ein eigenartiges brennendes Verlangen zu spüren. Wie von selbst begann sich ein Wort in ihrem Bewusstsein zu bilden … Hunger. Sie spürte einen quälenden und alles verzehrenden Hunger. Natürlich, dachte sie, das ganze muss ihn sehr viel Kraft gekostet haben. Er wird sich nähren müssen. Der Gedanke hätte eigentlich Furcht auslösen sollen doch sie wusste instinktiv, dass er sich weder an ihr noch an sonst jemanden aus der Familie nähren würde. „Du brauchst Nahrung.“, stellte sie leise fest. Seine Antwort bestand in einem ebenso leisen Knurren. Sie seufzte, alle anderen Probleme würden jetzt erst einmal warten müssen. Im Moment hatte er sich und seine raubtierhaften Instinkte noch unter Kontrolle, aber irgendwann würde seine Selbstbeherrschung dem inneren Zwang nicht mehr standhalten und dann würde er zu einer echten Gefahr werden.
tbc.