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Thema: Schatten und Licht (Teil 2) [NC-17]

  1. #1
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Standard Schatten und Licht (Teil 2) [NC-17]

    Titel: Schatten und Licht
    Serie: SG-1 / SGA
    Autor: Zeson
    Rating: NC 17
    Staffel/Spoiler: Ende 5. Staffel SGA, unmittelbar nach Ein Paradies mit Hindernissen
    Charakter/Pairings: Colonel Cameron Mitchell/Dr. Lillian Whitesands (OC), Colonel Dr. Samantha Carter, Dr. Daniel Jackson, Teal'c, General Hank Landry, Lieutenant Colonel John Sheppard, Dr. Carson Beckett, Dr. Kate Heightmeyer, div. andere Charaktere aus SG -1 und SGA
    Genre: Drama
    Anmerkung: Die künstlerische Freiheit hat wieder zugeschlagen: In meinem SG-Universum ist Dr. Heightmeyer nicht gestorben … Außerdem ist es bei mir so, dass ein Pegasus-Gate nicht die Milchstrassen-Gates dominiert. Atlantis hat eine eigene Adresse (so wie z.B. das Gate der "Destiny").
    Achtung: Diese story enthält Passagen mit sexueller Gewalt. Es wird aber nichts verherrlicht oder gut geheißen, im Gegenteil. Die entsprechenden Passagen/Kapitel werden in Spoilern gepostet. Bitte unbedingt das Rating beachten! Es werden auch erotische Szenen vorkommen …
    Zum Verständnis dieser Geschichte ist es unabdingbar, dass man den ersten Teil „Ein Paradies mit Hindernissen“ kennt. Sie schließt unmittelbar an das Ende des ersten Teils an.
    Kurzbeschreibung: Dies ist die Fortsetzung der Geschichte um Cameron Mitchell und Lillian Whitesands. Hat Cams Liebe eine Chance? Unterdessen verbreitet sich eine neue alte Gefahr in der Milchstrasse: Nach Kassa gibt es eine neuartige Droge, die es zu bekämpfen gilt. Die Erde wird um Hilfe gebeten …
    Disclaimer: Nix gehört mir ausser meinem OC Lillian Whitesands. Der Rest ... ist eh klar.

    Hier nun also die Fortsetzung meiner Geschichte um Cam und Lillian. Sie wird um Einiges heftiger als der erste Teil, aber ich hoffe, sie gefällt Euch ...
    Es wäre hilfreich für mich, wenn diesmal ein wenig mehr Kommentare dazu abgegeben würden, da ich sonst nicht weiß, ob die story überhaupt bei Euch ankommt. Also: reviews erwünscht

    Mein Dank gilt meiner Beta Valdan, die mir half, einige Logikfehler auszumerzen. Sollte jemand noch welche finden, einfach kommentieren. Danke!


    __________________________________________________ __________________________________________________ _


    Kapitel 1: Verwirrung


    Fort. Er war fort. Einfach gegangen.
    Lillian starrte mit leerem Blick auf die wieder geschlossenen Schiebetüren der Krankenstation.
    Er war durch diese Tür gegangen und sie selbst hatte ihn weggeschickt. Warum hatte sie das getan? Schon jetzt fühlte sie, wie sich eine unbeschreibliche Leere in ihr ausbreitete. Aber es war doch besser so, oder etwa nicht? Wie hieß doch dieser Spruch, den ein ehemaliger Kollege in Deutschland immer von sich gegeben hatte? Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und das wäre es für Cameron mit Sicherheit geworden. Sie wollte das nicht, wollte nicht miterleben, wie seine Gefühle für sie allmählich starben, bis er schließlich von selbst gehen würde. Dann wäre der Schmerz noch größer, als er es jetzt schon war. Und dabei hatte es doch noch nicht einmal richtig angefangen …

    Das Beruhigungsmittel, das ihr die Ärzte verabreicht hatten, nachdem sie so ausgerastet war, zeigte seine Wirkung. Ihre Gedanken verwirrten sich immer mehr, kreisten nur um das eine Thema: Cameron war fort …
    Mit einem tiefen Seufzer schloss sie schließlich die Augen und ließ zu, dass die Medizin sie wie auf einer sanften Welle in den Schlaf trug. Dennoch verfolgte sie sein letzter Blick und das Versprechen, das darin gelegen hatte, noch bis in ihre wirren Träume. Oder war es eine Drohung?

    „Ich werde Dich nicht aufgeben, niemals!“


    ***

    Cameron Mitchell saß unterdessen in der Kantine der Stadt der Antiker und schob gedankenverloren einen Rest Kuchen auf seinem Teller herum. Der Kaffee in seinem Becher war längst kalt geworden. Helle Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster und malten fröhliche bunte Kringel auf Tische und Wände, was so gar nicht zu seiner finsteren Stimmung passte.
    Wieso hatte sie so panisch auf ihn reagiert? Warum hatte sie ihn weggeschickt? Und warum war er gegangen? Er wusste es nicht. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, aber er fand keine Lösung für sein Problem. Er wollte sie nicht verlassen, aber er hatte es trotzdem getan. Hatte gespürt, dass es im Moment die richtige Entscheidung war. Sie brauchte Abstand, musste sich mit dem auseinander setzen, was ihr solche Angst machte. Er war kein Psychologe, er war nur ein Mann, der liebte, aber er wusste instinktiv, dass er ihr dabei nicht helfen konnte. So gerne er dies auch tun würde, hier musste ein Profi ran. Sofern sie das zuließ. Er konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht vollständig aus ihrem Leben ausschloss. Das könnte er nicht ertragen. Er konnte und wollte sich ein Leben ohne Lillian nicht vorstellen. Trotz der Kürze der Zeit, in der sie sich näher gekommen waren, war er fest davon überzeugt, dass sie zusammen gehörten.
    Als er an ihren Panikanfall zurückdachte, erfasste ihn eine unbändige Wut auf denjenigen, der ihr das angetan hatte. Der sie so sehr traumatisiert hatte, dass es bis heute nachwirkte. Voller Zorn hieb er plötzlich mit der Faust auf den Tisch, dass das Geschirr hüpfte. Einige Wissenschaftler, die an einem Nachbartisch ihre Mahlzeit einnahmen, drehten sich erschreckt um und starrten ihn an wie hypnotisierte Kaninchen.

    „Hey, mal ganz ruhig. Wollen Sie unsere Einrichtung demolieren?“

    John Sheppard zog einen Stuhl heran, setzte sich Cameron gegenüber und schob ihm eine der beiden Tassen Kaffee herüber, die er mitgebracht hatte. Sein ruhiger, forschender Blick machte Cam verlegen. Er nickte entschuldigend zu den Wissenschaftlern hinüber, die sich zögernd wieder ihrem Essen zuwandten.

    „Also, was ist los? Ich nehme doch mal an, ihr Ausbruch hatte etwas mit Lillians Zustand zu tun, richtig? Ich komme gerade aus der Krankenstation und hab gehört, was vorgefallen ist.“

    „Ich … nun ja … ich wollte nicht … „

    Cameron stockte. Er wusste nicht, wie er das ausgerechnet John Sheppard erklären sollte, dem Mann, auf den er im Grunde genommen rasend eifersüchtig war. Dem er insgeheim die Entfremdung Lillians ankreidete. Der Lillian so viel besser kannte als er …
    Aufstöhnend barg er seinen Kopf in den Händen. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Andererseits brauchte er jemanden zum Reden und es war niemand sonst da … Leise begann er zu sprechen:

    „Ich weiß einfach nicht, warum Lilly mich weggeschickt hat. Warum sie so reagiert hat. Sheppard, was gab es in ihrer Vergangenheit, das so eine Reaktion hervorruft? Wenn Sie es wissen, dann sagen sie es mir.“

    John lauschte dem verzweifelten Tonfall und schüttelte bedauernd den Kopf.

    „Ich kann es Ihnen auch nicht sagen. Ich habe damals, als sie hier gearbeitet hat, ihre Abneigung gegen das Militär, gegen Männer im Allgemeinen und gegen Berührungen festgestellt, aber ich bin nie dahinter gekommen, was dafür der Auslöser war. Sie müssen verstehen, Lillian und ich – nun, das war eine durch und durch kameradschaftliche Beziehung. Ist es heute noch. Ich achte einfach darauf, dass ich ihr körperlich nicht zu nahe komme und das funktioniert bestens. Ich … ich denke, wir haben nie irgendwelche romantischen Gefühle füreinander gehegt. Was jetzt aber nicht heißt, dass ich sie nicht liebe – nur eben auf eine andere Art als Sie.“

    Cameron hob den Kopf und sah sein Gegenüber scharf an. Sheppard erwiderte seinen Blick jedoch offen und ehrlich.

    „Sie haben vollkommen Recht, ich liebe Lillian. Ich werde sie auch nicht aufgeben. Wie könnte ich sie jetzt im Stich lassen, wo sie so durcheinander und verletzlich ist.“

    „Schon mal dran gedacht, dass Sie der Grund für ihren momentanen psychischen Zustand sein könnten?“

    Cam schüttelte den Kopf, als wolle er böse Gedanken daraus vertreiben. Wenn er selbst der Auslöser dafür war, würde das bedeuten, dass sie auf jeden Fall etwas für ihn empfand. Es würde aber auch bedeuten, dass sich ihr Zustand nicht bessern würde, wenn er in ihrer Nähe bliebe. An die daraus folgenden Konsequenzen wollte er gar nicht erst denken.

    „Und was soll ich jetzt ihrer Meinung nach tun? Ich meine, wenn ich schlecht für sie bin, sollte ich sie in Ruhe lassen. Das ist aber genau das, was ich am Wenigsten möchte …“

    Prüfend sahen die beiden Männer sich an. Und ganz allmählich stahl sich ein leichtes Lächeln in beide Gesichter, blitzte ein Funke auf und sprang über.

    „Im Grunde wollen wir doch beide dasselbe.“

    „Dass es Lillian gut geht, ja. Und wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass Sie ihr gut tun, Mitchell. Mir scheint, Sie haben sie dazu gezwungen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Es wurde höchste Zeit dafür.“

    „Sie wird aber professionelle Hilfe brauchen. Das schafft sie nicht allein.“

    „Mal sehen, als ich ihr das letzte Mal geraten habe, sich bei Dr. Heightmeyer Hilfe zu holen, ging sie mir fast an die Gurgel. Was aber, wenn wir es einfach anders herum machen und Kate einen Tipp geben?“

    „Wer ist das?“

    „Dr. Kate Heightmeyer ist die Psychologin auf Atlantis. Auf der Expedition sollte unbedingt ein Seelenklempner dabei sein …“

    „Und sie und Lillian kennen einander also?“

    „Ich denke schon, obwohl Lilly sicher nicht bei ihr in der Sprechstunde war. Aber schließlich ist Atlantis eine recht kleine Gemeinschaft …“

    „Also, worauf warten wir dann noch? Wo finden wir diese Dr. Heightmeyer?“

    John musste über den plötzlichen Tatendrang des Colonels grinsen. Dann kippte er den Rest Kaffee aus seinem Becher hinunter und stand auf.

    „Kommen Sie, ich zeige es ihnen.“

    Einträchtig verließen sie die Kantine. Zwei Männer, die sich noch vor kurzem nicht ausstehen konnten und die das gemeinsame Ziel, wenigstens für eine Weile, zusammengebracht hatte.
    Geändert von Chayiana (30.10.2010 um 09:23 Uhr)

  2. Danke sagten:


  3. #2
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Endlich auch hier teil 2.

    Hoffentlich über lesen manche nicht die Spoiler.
    Dann dücke ich jetzt immer schön danke.

  4. Danke sagten:


  5. #3
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Hallo Am, schön, dass Du auch hier wieder dabei bist
    Mal sehen, ob es wieder eine Geschichte nur für Dich wird ...

  6. #4
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Kapitel 2: Selbsterkenntnis I


    Nur langsam und zögernd wurde Lillian sich ihrer Umwelt wieder bewusst. Sie tauchte aus dem Schlaf empor wie aus einem Topf mit klebrigem Sirup, der sie gefangen halten wollte. Dunkel erinnerte sie sich an wirre Träume, in denen Personen aus Gegenwart und Vergangenheit sich vermischt hatten. Sie kämpfte sich an die Oberfläche ihres Bewusstseins und öffnete die Augen. Zunächst konnte sie nichts erkennen und alles wirkte verschwommen, doch dann klärte sich ihr Blick und sie sah die vertraute Umgebung der Krankenstation auf Atlantis vor sich. Langsam fiel ihr alles wieder ein, die Mission, der Angriff, die Rettung durch John … So ganz klar waren ihr die Zusammenhänge noch nicht, aber sie würde schon jemanden finden, der ihr die Teile ergänzte, die sie nicht mitgekriegt hatte.
    Cameron …
    Urplötzlich überfiel sie die Erinnerung an seinen letzten Blick, an die Tatsache, dass sie ihn weggeschickt hatte, dass er gegangen war. Der Gedanke drohte, sie zu überwältigen und sie in eine tiefe Depression zu stürzen, aber dann riss sie sich zusammen. Nein, sie durfte es niemandem, vor allem keinem Mann, erlauben, dermaßen Raum in ihren Gedanken, in ihren Gefühlen einzunehmen, dass dadurch ihr Leben beeinträchtigt, ja, sogar ihre geistige Gesundheit gefährdet wurde. Sie musste sich wieder darauf konzentrieren, die Wissenschaftlerin zu sein, als die sie bekannt war: Kompetent, kompliziert, unnahbar.
    Warum tat dann aber der Gedanke daran so weh? Wieso fiel es ihr diesmal so schwer, die Wunde in ihrer Seele mit Normalität zu übertünchen? Sie fühlte sich, als hätte man ihr Herz herausgerissen und durch einen Eisblock ersetzt. Es schmerzte viel zu sehr und die Kälte breitete sich in ihrem Körper aus. War es das wirklich wert? Konnte sie so weiterleben? Wollte sie wirklich für den Rest ihres Lebens auf die Wärme und Geborgenheit verzichten, die sie für kurze Zeit bei ihm verspürt hatte? Sie hatte einen Blick ins Paradies geworfen – und sich dann selbst die Türe wieder vor der Nase zugeknallt.
    Sie hatte Angst, feige, erbärmliche Angst, gestand sie sich ein. Fürchtete sich fast zu Tode vor dem, was unter der Oberfläche ihrer Psyche auf sie lauerte, was nur mühsam all die Jahre unterdrückt werden konnte. Die Geister der Vergangenheit, die sie immer wieder einholten und sie quälten – wollte sie ihnen wirklich auch in Zukunft solche Macht über sich verleihen? Ihnen gestatten, ihr Leben zu bestimmen?

    Allmählich reifte in ihr ein Entschluss. Sie, die auf ihre Unabhängigkeit immer so stolz gewesen war, die immer dachte, sie schaffe es auch allein – sie würde sich ihren Dämonen stellen. Dazu brauchte sie jedoch Hilfe von einem Psychologen, denn das war ein Projekt, das sie nicht selbst bewältigen konnte. Gleich morgen würde sie … Augenblick, sie schob es ja schon wieder vor sich her. Morgen – warum morgen? War es nicht besser, den Entschluss gleich in die Tat umzusetzen, damit es kein Zurück mehr gab, kein feiges Ausweichen mehr?

    Eine Bewegung am Rand ihrer Wahrnehmung riss sie aus ihrer Versunkenheit und sie drehte den Kopf. Ein sichtlich verunsicherter Carson Beckett näherte sich ihr zögernd. Sie lächelte ihn an und er atmete erleichtert auf.

    „Hallo, Dr. Whitesands. Wie es scheint, geht es wieder aufwärts. Wie fühlen Sie sich heute?“

    „Ganz gut, vielen Dank, Dr. Beckett. Guten Morgen. Oder ist es vielleicht gar nicht mehr Morgen? Ich habe überhaupt kein Zeitgefühl mehr.“

    „Das ist kein Wunder, nach den vielen Beruhigungsmitteln, mit denen wir sie voll pumpen mussten. Wir hatten schon Angst, dass wir Sie zu einem Junkie machen, Liebes …“

    Lillian erwiderte sein spitzbübisches Grinsen.

    „Demnach liege ich hier schon eine ganze Weile, oder?“

    Sie hatte über ihren Zustand noch gar nicht nachgedacht, aber nun merkte sie, dass es ihr tatsächlich körperlich viel besser ging. Die Lähmungen waren fast gänzlich verschwunden, nur ein Kribbeln in den Fingern erinnerte noch daran. Von ihrer Schulterverletzung spürte sie überhaupt nichts mehr. Nachdem sie probeweise Arme und Beine bewegt und die Schultern gerollt hatte, sah sie den Arzt ernst an.

    „Wie lange, Carson?“

    „Also, ähm … etwa eine Woche, würde ich sagen, vielleicht auch länger. Ich … wir … mussten Sie ruhig stellen, es ging wirklich nicht anders, meine Liebe. Sie haben auf jeden Mann, der in ihre Nähe kam, sehr extrem reagiert.“

    „Auch auf Sie?“

    Carson nickte. Er war ihrer Panik ziemlich hilflos gegenübergestanden und hatte aus der Ferne zusehen müssen, wie Dr. Keller und Dr. Lam versucht hatten, Lillian zu beruhigen. Er mochte es gar nicht, wenn er einem Patienten nicht helfen konnte, erst recht nicht, wenn er den Auslöser für die Anfälle nicht kannte. Er und seine beiden Kolleginnen hatten nur Vermutungen anstellen können, waren aber einer Lösung nicht näher gekommen.
    Doch nun schien sich Dr. Whitesands wieder zu erholen. Es war jedenfalls das erste Mal seit längerer Zeit, dass sie klar genug schien und einen vernünftigen Eindruck machte. Sie schreckte auch nicht vor ihm zurück, wie es in den vergangen Tagen der Fall gewesen war. Vorsichtig kam er noch näher an ihr Bett, bereit, sich jederzeit sofort zurückzuziehen, sollte sie auch nur das kleinste Anzeichen von Panik zeigen.

    Lillian beobachtete seine behutsame Annäherung leicht amüsiert.

    „Ich habe mich wohl sehr schrecklich aufgeführt, was? Ich kann mich nur dafür entschuldigen. Anscheinend war ich eine Zeitlang nicht ich selbst, oder zumindest nicht mein erwachsenes Selbst.“

    Verwundert sah Carson sie an. Es war ungewöhnlich, dass sie das ansprach. Seine Vermutung war in diese Richtung gegangen, aber dass sie nun von selbst darauf zu sprechen kam …? Andererseits hielt er es für ein gutes Zeichen. Möglicherweise hatte sie jetzt nichts mehr dagegen, mit Kate Heightmeyer zu sprechen …
    Wie auf ein Stichwort öffneten sich in dem Moment zischend die Türen der Krankenstation und die Psychologin betrat den Raum.

    Lillian blickte von Carson zu Kate und wieder zu Carson.

    „Wessen Idee war das denn?“

    „Ähm … ja also … ich … wir … aus medizinischer Sicht … es war …“

    „Es war sozusagen ein gemeinschaftlicher Gedanke all derer, denen Sie am Herzen liegen.“
    Kate war an ihr Bett getreten und sah sie voller Zuneigung an.
    „Und glauben Sie mir, Lillian, da gibt es mehr Menschen, als Sie denken. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“

    Sie zog sich einen Hocker neben das Bett und setzte sich. Genau an die Stelle, an der auch Cameron gesessen hatte … Die Erinnerung daran versetzte Lillian einen Stich und ihr Blick trübte sich für einen Moment. Gleich darauf hatte sie jedoch wieder die fröhliche Maske aufgesetzt, die sie Dr. Beckett eben gezeigt hatte. Sie wusste, dass sie der Psychologin nichts vormachen konnte, aber Carson sollte nichts von dem erfahren, was in ihr vorging. Sie ließ die Untersuchungen, die er nun mit ihr anstellte, klaglos über sich ergehen und wartete voller Ungeduld darauf, dass er fertig wurde und sie endlich mit Kate alleine ließ. Währenddessen unterhielt sie sich mit den Beiden über Belanglosigkeiten. Schließlich beendete Beckett seine Tests, verabschiedete sich zufrieden und ging.

    „Das wurde aber auch Zeit!“

    Der tiefe Seufzer Lillians hing förmlich im Raum.

    „Sie haben nichts dagegen, dass ihre Ärzte mich hinzugezogen haben?“

    Ein vorsichtig fragender Ton lag in der Stimme der Psychologin. Lillian schüttelte den Kopf.

    „Nein, Kate, ganz und gar nicht. Sie haben gerade offene Türen eingerannt. Ich hatte mich schon selbst dazu entschlossen, Sie um Hilfe zu bitten …“

    „Was hat Sie dazu gebracht, wenn ich das fragen darf? Ich weiß noch sehr gut, dass sie in ihrer Zeit auf Atlantis nicht bereit waren, über das zu sprechen, was sie so bedrückt.“

    „Nun, ich … ich weiß nicht … ich denke, es war Cameron … meine Begegnung mit ihm …“

    Zögernd fasste sie in Worte, was ihr selbst noch nicht so ganz klar war.

    „Ich dachte, Sie hätten ihn schon vor Monaten das erste Mal getroffen? Warum jetzt? Was ist geschehen?“

    Durch ihre behutsamen Fragen brachte Kate die Wissenschaftlerin dazu, sich mit ihren Gefühlen auseinander zu setzen und auszusprechen, was ihr durch den Kopf ging.

    „Ich konnte ihn damals nicht ausstehen! Er war … gefährlich … er … er sieht so gut aus … er ist eine Führungspersönlichkeit, ein leader durch und durch … ein Alpha-Männchen, verstehen Sie? Und er ist ein Militär. Das alles zusammen war … nein, ist die Verkörperung meiner schlimmsten Albträume. Ich sah in ihm eine … Bedrohung, ja, so kann man es sagen. Ich wehrte mich gegen ihn, bin ihm aus dem Weg gegangen, wo es nur ging.“

    Sie holte tief Luft, es klang fast wie ein Seufzer. Sie starrte an die gegenüber liegende Wand und schien dabei in eine andere Zeit zu blicken.

    „Dann kam diese letzte Mission. Er hat sein Verhalten plötzlich geändert. Ich habe keine Ahnung, warum er das tat. Mit einem Mal wurde er freundlicher, ging auf mich zu und holte mich aus der Reserve. Wir haben viel geredet, nun ja, eigentlich habe meistens ich geredet und er hörte zu. Er nahm mich plötzlich ernst. Als ich die Vision hatte, dachte ich, er würde mich auslachen, aber er reagierte ganz anders …“
    Nachdenkliches Schweigen breitete sich aus, während Dr. Heightmeyer darauf wartete, dass Lillian weiter sprach. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Wissenschaftlerin aufsah. Es war fast, als würde sie aus einer Trance erwachen.

    „Ich habe es zuerst selbst nicht bemerkt, aber ich habe mich in diesen Mann verliebt. Obwohl er immer noch ein Alpha-Typ ist und obwohl er auch immer noch beim Militär ist. Er ist einfach durch die Mauer, die ich um mich gebaut habe, gedrungen und hat mein Herz erobert. Das hört sich jetzt irgendwie total kitschig an, aber genau so ist es. Und es macht mir Angst. Wahnsinnige Angst. Ich weiß genau, dass ich nicht beziehungsfähig bin, noch nicht. Vielleicht nie, aber er hat es verdient, dass ich den Versuch mache.
    Ich dachte immer, dass ich mein Leben im Griff hätte. Ich dachte, ich könnte immer so weitermachen, wie bisher … das war ja auch einfach, weil mir niemand zu nahe kam. Aber jetzt gibt es Cameron – und ich habe festgestellt, dass ich mich ohne ihn einsam fühle. Ist das nicht verrückt? Wir sind uns erst in den letzten Wochen näher gekommen … „

    Wieder gab es eine längere Pause, die Kate schließlich unterbrach.

    „Es ist eigentlich nicht so verrückt, wie Sie meinen. Sie haben einander näher kennengelernt und sich verliebt. Da ist es ganz natürlich, dass man einander vermisst …“

    „Für normale Menschen schon, aber nicht für mich! Ich bin anders … ich bin … gestört. Eine gestörte Persönlichkeit, ein seelisches Wrack, ein kaputtes Etwas, das man keinem Menschen zumuten kann.“

    Die Psychologin zuckte bei diesem Ausbruch kurz zusammen, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.

    „Sehen Sie, sogar Sie schrecken zurück. Dabei sollten Sie doch von Berufs wegen an Leute wie mich gewöhnt sein …“

    „Leute wie Sie?“

    „Ja. Verrückte, Durchgeknallte, Gestörte. Sind Seelenklempner nicht dafür da?“

    „Augenblick mal, Lillian, Sie verwechseln da etwas. Ich bin Psychologin, nicht Psychiaterin. Und ich denke ganz bestimmt nicht, dass Sie ein Fall für den Psychiater sind. Sie haben eine schwere seelische Erschütterung erlitten, das macht Sie anfällig für trübe Stimmungen und Depressionen. Das heißt aber noch lange nicht, dass Sie verrückt sind oder im Begriff, es zu werden. Ich denke, dass es eine ganze Weile dauern wird, aber wir werden gemeinsam daran arbeiten, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Sie werden es schaffen, das weiß ich.“

    „Wussten Sie, dass ich Cameron weggeschickt habe? Ich … ich hab ihm gesagt, es solle gehen und er hat es getan … einfach so … er ist gegangen …“

    Der Gedankensprung überraschte Kate nicht sonderlich. Solches war sie aus ihrer Praxis gewohnt.

    „Sie haben das Richtige getan, Sie beide, für den Augenblick. Sie brauchten Abstand voneinander, sowohl Sie als auch Mitchell. Er muss das alles auch erst einmal verarbeiten.“

    Fragend sah Lillian die Ärztin an. Woher wollte sie das wissen? War er etwa …?

    „Er war bei Ihnen, nicht wahr? War er einer von denen, die Sie zu mir geschickt haben?“

    „Ja, er kam zusammen mit Lieutenant Colonel Sheppard zu mir. Aber er suchte auch selbst Hilfe.“

    Cam und John zusammen? Und Cameron suchte Hilfe bei einer Psychologin? Verwirrt schüttelte Lillian den Kopf.

    „Warum sollte er Hilfe brauchen? Er ist doch gar nicht der Typ dafür? Ich meine, er ist keiner, der sich an einen Arzt wenden würde … ach, Sie wissen schon, was ich meine …“

    „Vielleicht sucht er Hilfe, um Ihnen zu helfen? Haben Sie daran schon mal gedacht?“

    „Ich … er … meinen Sie wirklich?“

    Ein warmes Gefühl begann, sich in ihr auszubreiten und die Kälte aus ihrem Herzen zu vertreiben.

    „Ich darf und werde hier nichts verraten, was irgendjemand jemals zu mir sagt. Das wäre eine Verletzung meiner Schweigepflicht und die nehme ich sehr ernst. Aber ich kann Ihnen so viel sagen, dass ich mit Colonel Mitchell in der nächsten Zeit wohl regelmäßig Gespräche führen werde. Genau wie mit Ihnen, wie ich hoffe.“

    Lillian nickte nur. Sie fühlte sich ein wenig überwältigt von dem Gedanken, dass Cameron tatsächlich bei der Psychologin gewesen war. Dass er das ihretwegen getan hatte.
    Er hatte sich nicht abschrecken lassen. Ja, er war gegangen, aber anscheinend nur für den Moment. Nur so lange, bis sie sich wieder gefangen hatte. Er würde wiederkommen …

    Dr. Kate Heightmeyer sah den Glanz, der in Lillians Augen zurückgekehrt war und das Lächeln, das auf ihren Lippen lag. Sie hoffte, dass die Zuversicht, die sie mit ihren Worten in ihr geweckt hatte, nicht enttäuscht würde. Es war wichtig, dass ihre Patientin neuen Mut bekam, damit sie damit anfangen konnte, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Und den würde sie benötigen, denn wenn Kate das Wenige, was Lillian bei ihren Anfällen von sich preisgegeben hatte, richtig interpretierte, war das Trauma sehr groß und saß tief. Es würde ein langer, steiniger Weg werden, aber mit ihrer und Colonel Mitchells Hilfe würde sie eines Tages ein ganz normales und erfülltes Leben führen können.
    Kate bemerkte, dass Lillian die Augen zugefallen waren. Sie lag ganz entspannt da und schlief, noch immer leicht lächelnd. Die Psychologin erhob sich und verließ ihre neueste Patientin mit der Gewissheit, dass ein Anfang gemacht war. Die erste, wenn auch wahrscheinlich nicht die schwerste, Hürde war genommen …

  7. Danke sagten:


  8. #5
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    Kapitel 3: Selbsterkenntnis II



    Vor der Tür der Krankenstation traf Dr. Heightmeyer auf Colonel Mitchell, der sie sogleich mit Fragen löcherte.

    „Wie geht es ihr? Ist sie immer noch …? Geht es ihr besser? Was meinen Sie, kann ich bald …?“

    Kate musste fast lachen. Sein Gesichtsausdruck, die Arme, die er nervös einmal verschränkte, dann wieder in die Taschen schob, um kurz darauf von den vorderen zu den hinteren Hosentaschen zu wechseln … Ihr kam in dem Moment unwillkürlich das Bild eines kleinen Hundes, der die Aufmerksamkeit seines Herrn erregen will, in den Sinn. Sie verkniff sich ein unprofessionelles Grinsen und beruhigte den Mann freundlich.

    „Es geht ihr verhältnismäßig gut. Sie ist noch schwach und müde von der Medikation, aber wieder klar im Kopf und gewillt, sich helfen zu lassen.“

    Das tiefe Aufseufzen und der sehnsüchtige Blick, den er auf die geschlossene Tür zur Krankenstation warf, ließen sie einen Entschluss fassen.

    „Haben Sie etwas Zeit, Colonel? Ich glaube, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch …“

    Zögernd nickte Mitchell.

    „In Ordnung, wenn Sie meinen … Ich muss erst in zwei Stunden wieder im Stargate-Center sein.“

    Er folgte der Ärztin zu ihrem Büro und setzte sich dort in den angebotenen bequemen Sessel. Kate holte sich Block und Stift und setzte sich ihm gegenüber. Leicht amüsiert beobachtete sie seine nicht zu übersehenden nervösen Gesten. Er schlug die Beine abwechselnd übereinander, tippte mit den Fingern auf der Lehne des Sessels und sah überall hin, nur nicht auf sie.

    „Warum sind Sie so nervös, Colonel?“

    Diese Eröffnung nahm Mitchell den Wind aus den Segeln. Ja, warum war er eigentlich so nervös? Weil er mit Seelenklempnern normalerweise nichts am Hut hatte? Weil sie ihn verunsicherten und er das gar nicht mochte? Weil es ihn verrückt machte, nicht zu Lillian gehen zu können? Warum?

    „Ich glaube, es ist die ganze Situation. Lillian … Sie … ich … eben alles.“

    Die Worte kamen nur zögernd, aber als er erst einmal den Anfang gemacht hatte, flossen sie nur so aus ihm heraus.

    „Es macht mich fertig, dass ich nicht zu Lillian kann. Jeden Tag hab ich draußen vor der Krankenstation gestanden und versucht, sie wenigstens zu sehen, ohne dass sie mich entdeckt. Ich kann ihr einfach nicht fern bleiben, nicht wirklich. Ich dachte, es würde mir leichter fallen, aber es ist die Hölle … Und dann zu sehen, wie sie zu toben anfing, wenn ein Mann in ihre Nähe kam … das war, als würde mir jemand einen Dolch ins Herz stoßen, verstehen Sie? Ich konnte es fast nicht ertragen, aber ich konnte auch nicht gehen. Oh mein Gott, glauben sie wirklich, dass sie wieder normal wird?“

    „Colonel, sie ist normal. Es ist nur ihre Vergangenheit, die sie daran hindert, auf Menschen wie Sie einzugehen. Alles, was sie braucht, ist unsere Hilfe und den Mut, sich ihren Dämonen zu stellen. Und sie hat beides, glaube ich.“

    Unsere Hilfe? Sie meinen, ich kann etwas für sie tun?“

    „Oh ja, das können Sie. Im Moment zwar nur passiv, aber auch das wird ihr helfen.“

    „Und was kann ich da machen?“

    „Ganz einfach: Seien Sie für sie da. Vorerst im Hintergrund, aber doch erkennbar. Verstehen Sie, es wird noch lange dauern, bis sie den ersten Schritt auf Sie zu machen kann, aber eines Tages wird es soweit sein.“

    „Ich … ich hoffe, ich bringe die Geduld auf.“

    „Lieben Sie Lillian? Ich meine, sind sie sicher, dass es nicht nur Verliebtheit ist?“

    Darüber dachte Cameron gründlich nach. Er war in sie verliebt, ja, ganz eindeutig. Aber er kannte auch ihre Schwächen und Macken, er wusste, wie stur sie sein konnte und wie rechthaberisch, aber auch wie geduldig und sanft, wie sorgfältig und liebevoll. Er liebte ihre Schwächen genauso wie ihre Stärken. Er wollte für sie da sein und sie beschützen, er wollte an ihrem Leben teilhaben … ja, er liebte sie. Er konnte sich sogar vorstellen, für diese Frau seine Freiheit aufzugeben. Langsam nickte er und sah der Psychologin in die Augen.

    „Ja, ich liebe sie. Ich möchte ihr Kraft geben und Stärke, ich möchte für sie da sein. Und wenn es mich umbringt.“

    Ein etwas kläglich ausfallendes Grinsen begleitete seine Worte und auch in seinen Augen stand leichte Wehmut, so, als glaube er noch nicht so ganz daran, dass seine Zurückhaltung zur Lösung von Lillians Problemen beitragen könnte.

    „Wenn Sie so fühlen, dann werden Sie es auch schaffen. Sie tun es ja auch nicht nur für Lillian, sondern ebenso für sich selbst. Wissen Sie, möglicherweise werden unsere Gespräche auch für Sie etwas verändern. Jeder Mensch trägt etwas in sich herum, das er verarbeiten muss und viele können das nicht ohne Hilfe. Dafür gibt es meinen Berufsstand. Wir können versuchen, den Menschen zu helfen, die sich helfen lassen wollen. Im Gespräch gewinnt man oft Kenntnisse über sich selbst …“

    Ja, das hatte Cam nun auch schon gemerkt. Die Unterhaltungen mit Dr. Heightmeyer regten ihn zum Nachdenken an über Dinge, die er bisher lieber tief in sich vergraben hatte. Möglicherweise halfen ihm diese Sitzungen tatsächlich, sich selbst zu erkennen. Das war etwas, wovor er bisher immer zurückgeschreckt war, aus Angst, was er in den Tiefen seines Selbst entdecken könnte. Aber für Lilly war er sogar bereit, sich seinen eigenen Dämonen zu stellen. Wenn sie das konnte, wollte er nicht zurückstehen.

    Mit einem Blick auf die Uhr verabschiedete er sich bald von der Ärztin, die ihm nachdenklich hinterher sah. Es schien ihr, als hätte sie auch hier einen Durchbruch erzielt. Alles in allem ein produktiver Nachmittag, dachte sie zufrieden.

  9. Danke sagten:


  10. #6
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    Vielen Dank, Am, für's Knöpferl-drücken





    Kapitel 4: Steinige Wege


    In den folgenden Tagen erholte sich Lillian zusehends. Die Besuche von Dr. Heightmeyer wurden zu einem täglichen Ritual, das ihr half, sich wieder an ein normales Leben zu gewöhnen. Normal hieß in ihrem Fall, nicht mehr vor Männer in Panik zu geraten. Anfänglich kurze, dann immer länger werdende Besuche von John Sheppard halfen ihr dabei ebenso wie das Verständnis, das alle Anderen für sie zeigten. John erzählte ihr dann auch, dass sich Atlantis momentan auf der Erde befand und wie es dazu gekommen war. Amüsiert lauschte sie seiner Beschreibung, wie ein großes Frachtschiff einmal fast die Stadt gerammt hätte und am Schutzschild entlang geschrammt war, als es aus unerfindlichen Gründen von der Route abgekommen war. Nach diesem Vorfall hatte das Pentagon entschieden, einen weiten Kreis um die schwimmende Stadt mit Bojen zu markieren und das Gerücht verbreitet, es habe sich durch eine tektonische Verschiebung an der Stelle eine Untiefe gebildet.

    „Natürlich glaubt das kein Mensch, weil es keinerlei Beben oder sonstige Anzeichen gegeben hat. Allerdings traut sich auch niemand in unsere Nähe, weil Patrouillenboote der Küstenwache das Gebiet überwachen.“

    Johns Augen blitzen schelmisch, während er dies zum Besten gab, aber insgeheim beobachtete er ihre Reaktionen genau. Er hätte zwar am Liebsten die Sprache auf Colonel Mitchell gebracht, weil er von ihr selbst wissen wollte, wie sie zu diesem stand, aber genau das war ihm strengstens verboten worden. Kate Heightmeyer hatte ihm eingeschärft, dass dieses Thema tabu war, es sei denn, Lillian käme von selbst darauf zu sprechen. Im Moment jedenfalls schien dies nicht der Fall zu sein, wie er bedauernd feststellte. Allerdings schien sie sich in seiner Gegenwart wieder genauso wohl zu fühlen wie vor dem Zwischenfall auf PX-537.

    Nachdem sie Mitchell hinausgeworfen hatte, war er einmal bei ihr gewesen, aber sie hatte ihn nicht erkannt und war vor ihm ebenso zurückgewichen wie vor anderen Männern. Mit einem Schaudern erinnerte er sich, wie ihre Stimme geklungen hatte, als sie zitternd versucht hatte, ihm zu entkommen. Das war nicht mehr Dr. Lillian Whitesands, die Wissenschaftlerin, gewesen, sondern ein verstörtes kleines Kind. Er war regelrecht geflohen vor ihrer Panik und dem Entsetzen, das in ihren Augen stand. John war sehr erleichtert, dass sie diese Phase überstanden hatte. Er hoffte stark, dass die Gespräche mit Kate ihr helfen würden.

    Mit jedem Tag wurde Lilian kräftiger und ungeduldiger. Sie brannte darauf, die Krankenstation endlich wieder verlassen zu dürfen, aber erst das OK von Kate Heightmeyer gab ihr die Freiheit dazu. Sie fühlte sich fast wieder wie vorher und konnte auf ihre frühere Art mit den Männern in ihrer Umgebung umgehen. Es war beinahe so wie vor der Expedition nach PX-537, wenn da nicht der ständige Gedanke an Cameron Mitchell in ihrem Kopf herumgespukt hätte. Einerseits fürchtete sie eine Begegnung mit ihm, andererseits sehnte sie sie herbei. Wie würde sie wohl auf ihn reagieren? War sie überhaupt schon so weit, sich ihm zu stellen? Und wie würde wohl seine Reaktion aussehen?
    So wohl sie sich hier auf Atlantis auch fühlte, sie wusste, sie würde bald wieder ins SGC zurück müssen, um ihre Arbeit fortzuführen. Hier konnte sie ihm ausweichen, da er nur selten in die Stadt kam, aber dort würde sie ihm unweigerlich über den Weg laufen. Dieser Gedanke weckte in ihr ein leichtes Unbehagen und sie erwähnte es Kate gegenüber bei ihrer nächsten Sitzung.

    „Ich möchte ihm nicht unbedingt im SGC das erste Mal wieder begegnen. Hört sich das seltsam an?“

    „Nein, das ist vollkommen normal und verständlich. Das Stargate-Center ist ein rein militärischer Stützpunkt, während hier auf Atlantis der zivile Forschungsaspekt überwiegt. Ihre Abneigung gegen das Militär spielt bei Ihren Gefühlen eine große Rolle, das dürfen Sie nicht vergessen. Außerdem fühlen Sie sich hier auf Atlantis wohl und geborgen. Was spricht also dagegen, eine erste Begegnung mit Colonel Mitchell hier herbeizuführen?“

    „Was meinen Sie? Bin ich schon so weit?“

    „Das können Sie nur selbst herausfinden, Lillian. Ich kann Ihnen Hilfestellung geben, aber sie müssen selbst entscheiden, ob Sie sich der Situation stellen wollen.“

    Lillian nickte nachdenklich und kaute dabei unbewusst auf ihrer Unterlippe. Dieses Verhalten hatte Kate immer dann an ihr beobachtet, wenn das unsichere kleine Mädchen in ihr die Oberhand zu gewinnen schien. Es passierte ihr immer öfter und war ein gutes Zeichen, es zeigte, dass sich ihre Patientin mehr und mehr öffnete. Sie begann, sich mit dem auseinander zu setzen, was ihr so zu schaffen machte.

    „Ich glaube, ich werde es auf mich zukommen lassen. Wenn ich ihm begegne, wird sich schon zeigen, was daraus wird. Ich kann ihm ja nicht immer aus dem Weg gehen und eigentlich will ich das ja auch gar nicht.“

    „Ich finde, das ist eine gute Einstellung. Und ich möchte Sie auch lieber gleich darauf hinweisen, dass Sie ihm heute begegnen könnten, denn sein nächster Termin bei mir ist gleich nach Ihrem. Wir konnten es nicht anders legen.“

    Lillian war dankbar dafür, dass Kate ihr das sagte. Es war auch eine Andeutung, dass Cameron sehr beschäftigt zu sein schien. Sie hatte sich zwar über die letzten Vorfälle informiert, so auch über den Kontakt zu den Lakotianern, denen sie ihr Leben verdankte. Sie war bereits sehr neugierig auf dieses Volk, zu dem sie eine gewisse Verwandtschaft fühlte. Allerdings war sie ja noch nicht wieder zu ihrer Arbeit zurückgekehrt und bekam daher Neuigkeiten immer erst zu hören, wenn sie bereits mindestens einige Stunden, wenn nicht Tage alt waren.

    Sie brannte darauf, mehr über dieses Volk zu erfahren und den Planeten zu besuchen. Medizin aus der Botanik … ein Gebiet, das sie schon immer besonders interessiert hatte. Überall, wo sie auf ihren Forschungsreisen hingekommen war, hatte sie die Pflanzen, die sie vorfand, auch auf ihre Heilkräfte und ihren Einfluss auf den menschlichen Organismus hin untersucht. Und gerade auf PX-537, dem Planeten, den die Lakotianer für sich beanspruchten, hatte sie einige schwerwiegende Entdeckungen gemacht. Sie wollte sich unbedingt mit den Wissenschaftlern auf Lakotia darüber austauschen.

    Dr. Heightmeyer, die bemerkt hatte, dass ihre Patientin mit ihren Gedanken ganz wo anders war, beendete die heutige Sitzung und erinnerte sie noch an den nächsten Termin.

    „Keine Sorge, Kate, ich wird ihn schon nicht verpassen. Was soll ich hier schon großartig unternehmen?“

    Lachend öffnete Lillian die Tür und stieß auf der Schwelle mit einem großen, sich sehr vertraut anfühlenden Körper zusammen.

    „Oh, … ich …. Entschuldigung.“

    Cameron stieß die Worte atemlos hervor und wich hastig einen Schritt zur Seite. In seinem Übereifer, die Wissenschaftlerin nur ja nicht weiter zu berühren, wirkte er schon fast Mitleid erregend. Lillian, die zwar wegen der Plötzlichkeit der Begegnung etwas erschrocken, aber keineswegs in Panik war, lächelte ihm nur ein wenig unsicher zu und schlüpfte dann an ihm vorbei. Er sah ihr sehnsüchtig nach, bevor er ins Zimmer kam und die Tür schloss.

    „Haben Sie das gesehen? Sie ist nicht zurück gezuckt. Und sie hat mich angelächelt.“

    „Ein kleiner Erfolg, scheint mir. Sie kann Sie inzwischen genau so behandeln wie andere.“

    „Eigentlich möchte ich aber nicht so behandelt werden wie andere …“

    „Nun mal halblang, Colonel. Das eben war bereits ein Schritt in die richtige Richtung. Es dauert, das habe ich Ihnen doch gesagt. Sie beide haben noch einen langen Weg vor sich. Lassen Sie ihr die Zeit, die sie braucht.“

    „Ja, klar, das weiß ich doch alles. Aber im Moment fühle ich mich wie ein Verdurstender, der gerade eine Quelle mit frischem Wasser gefunden hat, die dann vor seinen Augen versiegt.“

    Kate musste über den drastischen bildhaften Vergleich lachen, den er mit einem komisch verzweifelten Grinsen angebracht hatte. Sie konnte es ihm nachfühlen, aber es war eben sehr wichtig, dass er nicht mit einer unbedachten Aktion die ganzen Fortschritte, die Lillian bisher gemacht hatte, wieder zunichte machte.

    ***

    Als Cameron nach einer guten Stunde die Psychologin verließ, fühlte er sich emotional ziemlich erschöpft. Im Gespräch mit ihr kamen Erlebnisse zutage, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass er sich an sie erinnerte. Es waren gute wie auch schlechte Erinnerungen, die sie da hervor kramte, Dinge, an die er sich teilweise gar nicht erinnern wollte. Aber sie zwang ihn auf sanfte Weise dazu und er merkte, dass es ihm irgendwie gut tat, darüber reden zu können, obwohl es ihn auch ziemlich auslaugte.
    Nun konnte er eine gute Tasse Kaffee vertragen und das war etwas, worauf sich die Küchenchefs der Stadt wirklich verstanden: Guten Kaffee zu kochen. Er wanderte zur Kantine – mittlerweile kannte er sich in Atlantis schon recht gut aus – und besorgte sich zu seinem Kaffee auch gleich noch ein Stück dieser wunderbaren Torte, auf die er so stand. Er suchte sich einen Platz, von dem aus er durch die geöffneten Teerrassentüren bis zur Golden-Gate-Brücke sehen konnte und setzte sich. Seine Gedanken wanderten unwillkürlich zu der kurzen Begegnung mit Lillian. Sie hatte gut ausgesehen, gesund und erholt. Würde sie nun wieder zur Arbeit kommen? Er wusste, dass die Lakotianer überraschend eine Einladung geschickt hatten: Sie wollten Dr. Whitesands kennenlernen und hatten ihr eine Tätigkeit in einem ihrer Institute angeboten. Sie hatte davon noch nichts erfahren, da sie offiziell noch als krank geführt wurde. Sobald sie aber wieder zurückkehren würde …

    Er wurde aus den Gedanken gerissen, als ihn eine leise Stimme um Erlaubnis bat, sich zu ihm setzen zu dürfen.
    Lillian …
    Der Gegenstand seiner Überlegungen zog einen Stuhl heran und nahm ihm gegenüber Platz. Er konnte sie im ersten Moment nur sprachlos anstarren, bis sie plötzlich zu kichern anfing.

    „Mach lieber den Mund zu, es zieht …“

    Sofort klappte er den Kiefer nach oben, was ihr ein weiteres leises Lachen entlockte, in das er schließlich verlegen einfiel. Meine Güte, musste er einen lächerlichen Anblick geboten haben. Es war aber auch zu überraschend, sie so plötzlich vor sich zu sehen. Er wusste nicht, was er sagen sollte und konnte sie nur ansehen. Schließlich war es Lillian, die den Anfang machte.

    „Wie geht es dir? Ich habe gehört, dass Du Deine Gespräche mit Kate fortsetzt. Fühlst Du Dich gut?“

    Oh ja, jetzt gerade, in diesem Moment, fühlte er sich so gut wie schon lange nicht mehr. Aber konnte er ihr das sagen?

    „Ich kann in Deinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch, Cam. Ja, ich fühl mich im Augenblick auch gut, obwohl ich große Angst vor dieser Begegnung hatte. Ich wusste nicht, wie ich auf Dich reagieren würde. Unser kleiner Zusammenstoß vorhin hat mir jedoch gezeigt, dass ich wohl so weit bin. Und hier sitze ich nun …“

    „Es … es ist schön, Dich zu sehen.“
    War das etwa alles, was er zu sagen hatte? Oder war er zu gehemmt, um in Worte zu fassen, was er fühlte? Er wusste es selbst nicht, nur, dass er nicht wollte, dass dieser Moment zu Ende ging. Er wollte sie hier behalten, in seiner Nähe … Oh nein, jetzt ging das schon wieder los. Nicht bedrängen, hatte Dr. Heightmeyer gesagt.
    „Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll … Ich … ich freue mich wirklich sehr. Es ist nur so … „
    Er gab sich einen merklichen Ruck, als er die Enttäuschung sah, die in ihren Augen aufstieg.
    „Lillian, ich bin einfach unsicher, wie ich mich Dir gegenüber verhalten soll. Ich möchte dir nicht zu nahe kommen, obwohl ich dich am Liebsten nur festhalten und nicht mehr gehen lassen würde. Ich möchte Dich das Tempo bestimmen lassen, weil ich Angst habe, Dir weh zu tun oder Dich zu verschrecken. Ich kann gar nicht richtig ausdrücken, was in mir vorgeht …“

    „Ich glaube, ich kann nachvollziehen, wie Du Dich gerade fühlst. Ich weiß auch nicht so recht, was ich sagen soll … Ich … Cam … es ist … ach verdammt, ich vermisse Dich. Und das zuzugeben ist schon ein riesiger Schritt für mich!“

    Die Worte kamen fast trotzig und genauso sah sie ihn nun auch an. Irgendwie herausfordernd, aber auch ein wenig ängstlich, wie er wohl darauf reagieren würde. Eine Weile starrten sie einander an, prüfend, trotzig, fast so wie früher, wenn sie wieder einmal in die Wolle geraten waren. Dann erhellte ein Lächeln Camerons Gesicht.

    „Ich hab Dich auch vermisst, Lilly. Mehr, als Du Dir vorstellen kannst.“

    Seine Stimme war leise, weich und voller Zärtlichkeit. Die Worte strichen sanft in ihr Ohr und bewirkten, dass sich die metaphorischen Stacheln, die sie unwillkürlich aufgestellt hatte, wieder anlegten. Dies hier war Cam, sie hatte nichts zu befürchten. Lillian seufzte tief auf. Sie schien bei seinen Worten förmlich aufzublühen und strahlte ihr Gegenüber an.

    „Auch wenn das jetzt gemein klingt, aber es tut gut, das zu hören. Heißt das etwa, dass wir uns in Zukunft wieder öfter sehen?“

    „Wenn es nach mir ginge …“

    „Ja?“

    „ … würde ich Dich gar nicht mehr gehen lassen. Aber das wäre wohl etwas verfrüht, nicht wahr?“

    Ihr glockenhelles Lachen klang durch die fast leere Kantine. Sie fühlte sich plötzlich so euphorisch. Dennoch mahnte sie ihn.

    „Cameron, wir sollten lieber einen Schritt nach dem anderen tun. Es hat wenig Sinn, jetzt etwas zu überstürzen. Immerhin reden wir heute das erste mal wieder miteinander seit …“

    Wieder sahen sie einander an und dachten an die zurückliegenden Wochen. Plötzlich grinste Lillian ihn frech an.

    „Ich hab gehört, dass auf Atlantis seit neuestem Geister umgehen sollen. Besonders vor der Krankenstation soll sich einer herumgetrieben haben …“

    „Ach ja? Wer sagt das?“

    „Oh, dieser und jener … Zu allen möglichen Zeiten will man ihn gesichtet haben … „

    Cameron ging lächelnd auf ihren neckenden Tonfall ein. Er hatte keine Ahnung, wer ihr von seinen Fast-Besuchen erzählt hatte, aber warum sollte sie nicht erfahren, was er dort getrieben hatte?

    „Komisch, ich bin diesem Geist nie begegnet, dabei war ich wirklich oft genug dort.“

    Nun wurde Lillian wieder ernst.

    „Warum? Wieso warst Du dort, obwohl ich Dir gesagt hatte, Du solltest gehen?“

    „Weil ich in Deiner Nähe sein wollte, auch wenn ich nicht zu Dir konnte.“

    Er gab dies mit leiser, ernster Stimme zu und sah ihr dabei in die Augen. Er konnte deutlich sehen, wie sie das Gehörte verarbeitete.

    „Ich … Danke.“

    „Wofür?“

    „Dafür, dass Du nicht einfach gegangen bist. Dass Du mich bei allem, was Du mit mir mitgemacht hast, nicht wie eine heiße Kartoffel hast fallen lassen. Dass Du immer noch da bist …“

    „Ich könnte nirgendwo anders sein …“

    Wieder sahen sie sich schweigend an, redeten mit den Augen, verstanden sich ohne Worte. Doch plötzlich wurde die Stille zwischen ihnen durch einen penetranten Piepton gestört. Camerons Uhr sandte einen Alarmton aus.

    „Oh, verdammt, ich habe wieder die Zeit vergessen. Ich hab mir angewöhnt, den Alarm einzustellen, weil ich sonst alle Termine verpassen würde …Tut mir Leid, Lillian, aber ich muss in 15 Minuten im SGC sein zu einer Missionsbesprechung. Glaub mir, ich würde viel lieber bleiben …“

    Sein entschuldigender, leicht gequälter Gesichtsausdruck entschädigte Lillian für die unwillkommene Störung.

    „Schon okay, Cam. Für eine erste Begegnung war das sowieso schon sehr viel. Vielleicht ist es ganz gut, dass wir uns jetzt trennen müssen. Ich muss das Alles jetzt erst einmal verarbeiten. Weißt Du was? Wir können uns doch auch mailen, wenn wir uns nicht sehen können? Manches kann man eher schreiben als aussprechen …“

    „Das ist gar keine schlechte Idee. Aber jetzt muss ich los, sonst hat der General wieder einen Grund, mich zusammenzustauchen.“

    Mit diesen etwas rätselhaften Worten ging Cameron zur Tür, wo er sich noch einmal umsah, als könne er sich gar nicht losreißen. Dann war Lillian allein mit ihren Gedanken, die sich fast ausschließlich um ihn drehten.

  11. Danke sagten:


  12. #7
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    Hallo Am, Danke fürs Drücken ...
    Scheint ja echt wieder eine story nur für Dich zu sein - jede Menge Aufrufe, aber keine Kommentare ... *seufz*




    Kapitel 5: Drogenprobleme



    „Wir haben ein Problem.“

    Mit dieser Feststellung eröffnete General Landry die Besprechung, zu der Col. Mitchell fast zu spät gekommen wäre.

    „Unser Team auf P7H-938 wurde von einer rätselhaften Krankheit befallen. Heute Morgen bekamen wir einen Bericht von SG-3, das die dortigen Forscher begleitet. Demnach sollen die Symptome aus Halluzinationen, gefolgt von krampfartigen Anfällen und hohem Fieber bestehen. Zunächst waren nur wenige Wissenschaftler betroffen, aber es scheint sich auszubreiten. Ein Ärzteteam unter Leitung von Dr. Lam ist bereits vor Ort.“

    „Auf diesem Planeten gibt es doch nur eine mittelalterliche Agrarkultur, nicht wahr?“
    Daniel erinnerte sich daran, dort bereits einmal nach Überbleibseln der Antiker geforscht zu haben.
    „Als wir den Planeten damals besuchten, konnten wir nichts von einer solchen Krankheit feststellen. Die Bewohner wirkten ziemlich primitiv, aber gesund und größtenteils friedlich. Nun ja, bis auf ein paar Ausnahmen …“

    „Ja, Dr. Jackson, der Ausbruch der Krankheit kam recht überraschend. Allerdings traten die ersten Symptome nach einem Festmahl auf, das der örtliche Souverän zu Ehren unseres Teams gab. Unsere Wissenschaftler untersuchen bereits, ob die Nahrungsmittel etwas enthielten, was der Auslöser dafür sein könnte.“

    „Sie meinen, jemand hat versucht, die Leute zu vergiften?“

    „Nicht direkt, Colonel Mitchell, da die Bewohner des Ortes, die ja dieselben Dinge aßen und tranken wie unsere Leute auch, keinerlei Anzeichen dieser mysteriösen Krankheit zeigen.“

    „Sir, woran denken Sie?“

    Sam beugte sich gespannt vor, da sie dem General ansah, dass er eine Vermutung bezüglich des Vorfalles hatte.

    „Irgendwie erinnert mich das Ganze an Kassa. Das Zeug hat damals ebenfalls unsere Leute schlimmer erwischt als die Junkies, die bereits daran gewöhnt waren …“

    Die Teammitglieder sahen einander an. Drogen! Das hatte noch gefehlt. Nach all der Mühe, die sie aufgewendet hatten, um die Kassa-Transporte zu unterbinden, den Anbau zu verhindern und den Verkauf der Droge zu stören, kam nun womöglich ein neues Drogenproblem auf sie zu. Als ob es auf der Erde nicht schon genug von dem schädlichen Zeug gäbe …

    „Was schlagen Sie vor, General? Sollen wir uns mal dort umsehen?“

    Sehr begeistert klang Colonel Mitchell nicht bei dieser Frage, aber das war auch nicht anders zu erwarten gewesen. Er hatte in letzter Zeit einfach etwas gegen Aufträge, die ihn zu lange von der Erde fern hielten. General Landry schmunzelte innerlich bei diesem Gedanken, hielt er sich doch ständig auf dem Laufenden, was die Genesung Dr. Whitesands’ und ihre Beziehung zu dem Colonel anging. Das jedoch behielt er für sich, da er ein ganz eigenes Interesse am Schicksal der Wissenschaftlerin hatte.

    „Nun, ich denke, wir warten erst einmal die Ergebnisse der Untersuchungen ab, bevor wir die Hintergründe angehen. Währendessen werden Sie sich ein Bild von der dortigen Situation machen. Vielleicht kommen Sie mit dem Einen oder Andern ins Gespräch und erfahren etwas, das uns weiter hilft.“

    „In Ordnung, Sir, wir werden uns umhören. Wann geht es los?“

    „Sie werden heute Mittag um 0100 nach P7H-938 abrücken. Damit ist die Besprechung beendet. Sie können wegtreten.“

    *

    Auf dem Planeten erwartete sie regnerisches Frühlingswetter. Die Temperaturen bewegten sich um die 5 – 8 °C und ein kalter Wind wehte den Teammitgliedern ins Gesicht.

    „Puh, das ist ja nicht gerade ein freundlicher Empfang!“
    Sam schüttelte sich und stellte den Kragen ihrer Uniformjacke hoch, um sich wenigstens ein wenig zu schützen.
    „Wie weit ist es denn bis zur Siedlung?“

    „Leider ein gutes Stück. Wir werden bestimmt eine halbe Stunde zu Fuß brauchen …“
    Daniel unterbrach seine Erklärung, als er eine Bewegung in der Ferne ausmachte. Da seine Brille durch den Regen undurchsichtig geworden war, nahm er sie ab und kniff die Augen zusammen.
    „Aber wenn mich nicht alles täuscht, werden wir abgeholt. Dann wären wir wesentlich schneller am Ziel.“

    Tatsächlich näherte sich ein kleiner Trupp Berittener, die einige gesattelte Handpferde mit sich führten. Ihr Anführer war wie ein mittelalterlicher Ritter in leichter Rüstung gekleidet.

    „Seid gegrüßt. Eure Ankunft wurde uns angekündigt. Ich bin Edouard von Sturmbrück, der Fürst dieser Gemarkung. Wir möchten Euch diese Reittiere anbieten, damit Euch der Weg nicht so lang ist. Sie werden Euch schnell und sicher zur Stadt bringen.“

    Die höfliche Begrüßung wurde von Cameron erwidert, der sich und seine Teammitglieder vorstellte.

    „Ja, an Dr. Jackson kann ich mich noch erinnern. Nochmals, seid gegrüßt. Wir werden uns viel zu erzählen haben.“

    Zum Glück waren alle vier des Reitens mächtig, wenn auch mit unterschiedlichem Können. Daniel hatte zunächst Schwierigkeiten beim Aufsitzen, gewöhnte sich aber schnell an den ungewohnten Sattel. Teal’c hatte diese Art der Fortbewegung zwar erst auf der Erde kennengelernt, saß aber auf dem Pferd, als hätte er nie etwas anderes getan. Cameron hielt sich mehr schlecht als recht im Sattel – er saß nunmal lieber in einem Cockpit als auf einem Pferd – und Sam hatte bereits als Kind auf einer Ferienranch das Reiten gelernt. So folgten sie dem Fürsten durch die verregnete Landschaft und erreichten bald die Ansiedlung, die ihr Führer so großzügig eine Stadt genannt hatte. Mit einer solchen hatte sie aber gerade einmal die Mauer gemein, die sich darum zog und nur von einem Tor unterbrochen war.

    Fürst Edouard lud das Team ein, zunächst eine Erfrischung zu sich zu nehmen, aber in Hinsicht auf die Warnung des Generals lehnte Cameron höflich, aber bestimmt ab. Es genügte, dass sie im Trockenen an einem Feuer sitzen konnten. Zunächst unterhielten sich nur Daniel und der Fürst und frischten alte Erinnerungen an Dr. Jacksons früheren Aufenthalt auf dem Planeten auf. Dann kam man allmählich auf die Geschehnisse der letzten Tage und auf das Festmahl zu sprechen.

    „Gab es denn schon früher einmal Anzeichen dieser Krankheit unter ihrer Bevölkerung? Ich meine, es könnte ja sein, dass es eine für Sie harmlose Infektion oder etwas Ähnliches ist, worauf nur die Menschen von der Erde so extrem reagieren.“

    „Jetzt, wo Ihr mich fragt, Colonel Carter, fällt mir etwas ein. Vor einigen Monden begannen sich einige Leute meines Volkes, niedrige Bauern zumeist, über seltsame Hirngespinste zu beklagen. Sie sahen Geister längst verstorbener Ahnen und erzählten, dass harmlose Gegenstände wie Körbe oder Schuhe plötzlich zu tanzen angefangen hätten. Ich gab nichts darauf, denn solcherlei begibt sich immer wieder, wenn das Bier zu stark gebraut wird oder der Apfelwein zu lange gegoren hat und alkoholreich und herb wird. Allerdings, wenn ich so überlege, war das Bier zu dieser Zeit nicht stärker als sonst auch und der Apfelwein eher süß …“

    „Vor einigen Monden, sagen Sie? Gab es in dieser Zeit sonst irgendetwas Bemerkenswertes oder Ungewöhnliches? Fremden Besuch durch das Sternentor vielleicht?“

    „Nein, eigentlich nicht. Die Händler kamen, wie immer um diese Jahreszeit, um Gewürze und Saatgut gegen Wolle und gewebte Decken einzutauschen. Aber das ist weder ungewöhnlich noch bemerkenswert. Es gehört von jeher zu unserem Leben.“

    „Gewürze und Saatgut, Hm …“

    In Daniel arbeitete es. Gewürze … spice war auf der Erde ein gängiger Tarnname für Drogen. Ob hier die Ursache zu finden war?

    „Haben Sie noch von den Gewürzen übrig?“

    „Da müsst Ihr meine Frau fragen. Für Dinge des Haushaltes ist sie verantwortlich, nicht ich.“

    Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Fürsten. Er wusste inzwischen, dass die Kultur der Erde sich sehr von der seinen unterschied, aber es amüsierte ihn doch immer wieder, dass die Terraner noch nicht einmal die einfachsten Regeln der Arbeitsteilung von Mann und Frau kannten. Allerdings verrichteten bei den Menschen von der Erde ja auch Frauen Männerarbeit …

    „Ja, natürlich. Entschuldigen Sie, ich hatte nicht mehr daran gedacht.“

    Nun, wenigstens Daniel Jackson wusste, was sich gehörte und wo der Platz einer Frau war.

    Nachdem ein Bediensteter die Frau des Fürsten geholt hatte, bestätigte diese, dass die Händler beim letzten Mal einige neue Gewürze mitgebracht hatten, die allerdings nicht oft benutzt worden waren. Es befand sich noch ein Rest davon in der Truhe, in der die kostbaren Spezereien aufbewahrt und weggeschlossen wurden. Sie war gern bereit, diese Reste zu holen und dem Team zu übergeben.

    „Diese Würze schien nirgends richtig dazu zu passen. Deshalb wurden nur sehr selten Gerichte damit verfeinert. Das Kraut ist bei der einfachen Bevölkerung weitaus beliebter denn an unserer Tafel.“

    Mit dieser Erklärung übergab sie Daniel ein kleines Säckchen getrockneter Kräuter, der sogleich vorsichtig daran schnupperte und den Beutel sofort wieder schloss.

    „Ich denke, hier haben wir den Übeltäter.“

    „Ist dies Gewürz etwa Schuld am Zustand Eurer Wissenschaftler?“
    Erschrocken schlug Fürstin Ewelina die Hände vor den Mund.
    „Ich habe etwas davon bei den Gerichten zum Festmahl verwendet, weil ich etwas Besonderes bieten wollte. Wie konnte ich ahnen …“

    „Das konnten Sie tatsächlich nicht.“
    Sam versuchte, die junge Frau zu beruhigen.
    „Es ist ja auch noch gar nicht sicher, ob es wirklich dieses Kraut ist, was unsere Leute krank gemacht hat. Genau können wir das erst wissen, wenn wir es untersucht haben.“


    Bald darauf verabschiedeten sich die Terraner vom Fürsten und ließen sich von einem seiner Ritter zum Lager der Expedition bringen. Dort wurden sie von Dr. Lam darüber unterrichtet, dass sich der Zustand der Kranken allmählich bessern würde und es keine Anzeichen einer Infektion oder von Ansteckungsgefahr geben würde. Es hätte in den letzten 6 Stunden auch keine neuen Fälle gegeben.

    „Dafür zeigen sich deutliche Verhaltensmuster einer Suchtkrankheit. Wobei mir allerdings nicht klar ist, wonach die Kranken süchtig sein sollen. Hier gibt es nichts, nicht einmal Kassa.“

    „Vielleicht doch.“

    Colonel Mitchell berichtete ihr von dem verdächtigen Gewürz, das sie zurück auf der Erde sofort würden analysieren lassen. Woher es kam, war allerdings noch ein Rätsel.

    Daniel und Sam beschlossen, sich noch ein wenig in der „Stadt“ umzuhören. Dafür wollten sie sich unter die Bevölkerung mischen. Teal’cs Erscheinung war für dieses Vorhaben zu auffällig, weshalb er wieder mit zur Erde gehen würde. Die Gruppe trennte sich also und Cameron und der Jaffa gingen, diesmal zu Fuß, zurück zum Gate.

    „Was hältst Du davon, Colonel Mitchell?“

    „Tja, merkwürdige Sache, das mit dem Gewürz. Mal sehen, ob unsere Eierköpfe was damit anfangen können. Nur schade, dass Dr. Whitesands nicht …“

    „Du zählst sie zu den Eierköpfen? Das finde ich eine seltsame Einstellung …“

    Cameron warf dem Jaffa einen misstrauischen Blick zu. Wollte der ihn etwa aufziehen? Doch Teal’c sah mit stoischer Miene geradeaus, man konnte ihm beim besten Willen nicht ansehen, was er dachte. Mitchell hatte ihn allerdings im Verdacht, dass er sich köstlich amüsierte.

    „Lillian ist nunmal Wissenschaftlerin und Wissenschaftler sind Eierköpfe. So ist das eben. Das ist so ein Ausdruck, verstehst Du? Das heißt nicht, dass ich ihre Arbeit nicht respektiere …“
    Warum rechtfertigte er sich hier eigentlich? Wieder warf er einen Blick auf den Krieger und sah nun eindeutig Amüsement in dessen Augen.
    „Du veräppelst mich doch. Komm, gib es zu.“

    „Das würde ich niemals tun, Colonel Mitchell.“

    „Oh doch, das würdest Du. Das ist wieder so eine besondere Art von Jaffa-Humor, nehme ich an. Also gut, lach mich aus, ich hab’s nicht anders verdient. Inzwischen weiß eh alle Welt, wie ich zu Lillian stehe.“

    „Dein Verhältnis zu dieser Frau geht aber nur sie und Dich etwas an und nicht die ganze Welt, Colonel Mitchell, vergiss das nicht.“

    Nach diesem denkwürdigen Satz hüllte sich der Jaffa wieder in Schweigen und bald darauf hatten sie das Gate erreicht.

  13. Danke sagten:


  14. #8
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Ich bin ein Glückspilz
    Wieder eine Story nur für mich.
    DAs wird irgend wann schon noch

    Lg Am17

  15. Danke sagten:


  16. #9
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    Blinzeln

    @Am17: Ich hätte gedacht, dass wenigstens nach diesem Kapitel ein paar Kommentare kommen, aber anscheinend wird lieber gelesen als geschrieben ... kann mer machen nix

    Freut mich, dass Du wenigstens immer noch treu dabei bist - schreib ich halt weiter extra für Dich.

  17. Danke sagten:


  18. #10
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Tja, dann geht es mal ganz pünktlich weiter:



    Kapitel 6: Spurensuche



    Am nächsten Vormittag trafen auch Colonel Carter und Dr. Jackson wieder im Stargate-Center ein. Sie berichteten, dass die Bewohner der Stadt nicht viel zu dem merkwürdigen Gewürz zu erzählen gehabt hätten. Es ging aber das Gerücht, dass die Bauern auf den umliegenden Höfen von den Händlern große Summen angeboten bekommen hätten, wenn sie statt ihres Getreides in Zukunft das Gewürzkraut anbauen würden. Ob etwas dran war, hatten sie nicht herausfinden können.

    Die Untersuchung der getrockneten Pflanzen hatte ergeben, dass sie tatsächlich eine hohe Dosis an Halluzinogenen und süchtig machenden Stoffen enthielt. Es war kein Wunder, dass die Forscher nach dem Genuss krank geworden waren.

    „Für jemanden. der nicht daran gewöhnt ist, kann dieses Kraut sogar ziemlich gefährlich werden. Man kann es in etwa damit vergleichen, als würde jemand, der noch nie Drogen genommen hat, sich einen Schuss Heroin setzen.“
    Der Wissenschaftler, der diese äußerst bildhafte Ausführung anbrachte, war sehr besorgt.
    „Wenn dieses Zeug in Umlauf kommt, gibt das eine mittlere Katastrophe. Es wirkt fast noch schlimmer als Kassa.“

    Der General bedankte sich bei dem Mann und fuhr mit der Lagebesprechung fort, als dieser den Besprechungsraum verlassen hatte.

    „Nun, was halten Sie davon?“

    „Ich denke, es hat wenig Sinn, nach diesen Händlern zu suchen.“
    Daniel sprach damit aus, was alle dachten.
    „Das hatten wir schon einmal. Die sind nur kleine Rädchen im System und kennen höchstens ihren Lieferanten, aber nicht den Ursprung des Ganzen.“

    „Ja, und außerdem kommt mir diese ganze Sache doch irgendwie bekannt vor. Ich wette, dahinter stecken mal wieder unsere Freunde von der Luzianer-Allianz.“

    Colonel Mitchell blickte in die Runde und sah nur Zustimmung. Allen war die Handschrift ihrer Feinde aufgefallen. Wie sollte es auch anders sein? Wenn es um Drogen ging, hatten zumeist auch die größten bekannten Drogenhändler der Galaxis ihre Finger im Spiel.

    „Ich hasse es, Weltraumpolizei spielen zu müssen!“

    Camerons leise gemurmelte Bemerkung entlockte seinen Kameraden und dem General ein amüsiertes Schmunzeln.

    „Ich denke, diesen Part können Sie getrost einer anderen Einheit überlassen. Für Sie habe ich wichtigere Aufgaben.
    Wir müssen unser Bündnis mit den Lakotianern festigen. Außerdem könnte deren Wissen über die Pflanzenwelt uns auch bei der Suche nach dem Ursprung dieser neuesten Droge helfen. Sie werden also unsere Diplomaten und einige Wissenschaftler nach Lakotia begleiten. Die Abreise dorthin wird morgen um 1100 stattfinden. Bis dahin nehmen Sie sich frei.“

    Der General beendete die Besprechung und zog sich zurück. Colonel Mitchell folgte ihm in sein Büro.

    „Kann ich Sie einen Moment sprechen, General?“

    „Was gibt es denn, Mitchell?“

    „Ich weiß nicht, wie weit Sie über das informiert sind, was seit dem Zwischenfall auf PX-537 zwischen Dr. Whitesands und mir geschehen ist …“

    „Ich habe mich auf dem Laufenden gehalten, wenn es das ist, was Sie bedrückt.“

    „Nun, nicht ganz. General Landry, ich bin … wie soll ich es sagen … Ich habe mich ebenfalls in psychologische Behandlung begeben, Sir.“

    Nun war es heraus. Cameron wusste nicht, wie der General reagieren würde, aber er machte sich auf Alles gefasst. Allerdings hätte er nicht mit dem gerechnet, was dann kam.

    „Colonel Mitchell, glauben sie ernsthaft, dass mir etwas so Wichtiges entgehen würde, wenn es ein Mitglied meines besten Teams betrifft? Natürlich weiß ich von Ihren Besuchen bei Dr. Heightmeyer. Davon einmal abgesehen, dass sie mich informieren musste, empfinde ich es als durchaus positiv, dass Sie endlich einmal Hilfe von außen annehmen. Und die Sitzungen scheinen Ihnen nicht zu schaden, jedenfalls leidet Ihre Arbeit nicht darunter.“

    Cam konnte den General nur sprachlos anstarren. Er war mit der Vorstellung, seine Entscheidung verteidigen zu müssen, hergekommen und nun das.

    „Ich … äh … ich meine …“

    Der General grinste ihn vergnügt an.

    „War das alles oder wollten Sie noch etwas?“

    „Ähm … ja, ich wollte fragen, wie lange wir auf Lakotia bleiben werden. Wegen meiner Termine bei Dr. Heightmeyer, Sir.“

    „Einige Tage werden es schon sein, denke ich. Manchmal können Diplomaten eine solche Angelegenheit eher verkomplizieren, aber das wissen Sie ja selbst. Um Ihre Termine brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen – Sie sind ja immer nur ein Wurmloch weit von Atlantis entfernt.“

    „Heißt das, ich kann zwischendurch nach Atlantis gehen?“

    „Ja, um ihre Gesprächstermine bei der Psychologin nicht zu verpassen. Einen anderen Grund für Reisen dorthin werden Sie übrigens nicht haben …“

    Mit diesen rätselhaften Worten scheuchte der General seinen Colonel hinaus, um sich in Ruhe seinen Papieren widmen zu können.


    So gerne sich Cameron nun in Richtung Atlantis verdrückt hätte, er musste zuerst noch seinen eigenen „Papierkram“ aufarbeiten. Er hatte die Ablage viel zu lange vernachlässigt, da ihm andere Dinge wichtiger gewesen waren, doch nun führte kein Weg mehr daran vorbei und er begab sich seufzend in sein Büro. Am liebsten hätte er den ganzen Papierberg, der sich dort auf seinem Schreibtisch häufte, in die Mülltonne, oder noch besser, den Aktenvernichter bugsiert, aber das war auch keine Lösung. Widerwillig setzte er sich und schaltete zuerst einmal sein Computerterminal ein. Während das Ding hochfuhr, begann er damit, die Papiere zu sortieren. Vielleicht konnte man ja doch einiges davon einfach wegwerfen …
    Nach und nach brachte er Ordnung in das Chaos. Nach einiger Zeit hatte er sich durch die Massen gearbeitet und es lagen drei sauber zusammengelegte Stapel vor ihm. Einen kennzeichnete er mit „WICHTIG“, einen mit „weniger wichtig“ und der dritte war einfach nur Müll. Längst überholte Memos, Anfragen, die sich auf die Vorbereitung von bereits vergangenen Missionen bezogen, sogar Werbung war dabei. Wie diese den Weg ins SGC geschafft hatte, war ihm ein Rätsel.
    Nachdem er diesen Stapel – es war leider nicht der größte – entsorgt hatte, widmete er sich dem Computer. Ein kleines, permanent blinkendes Zeichen weckte seine Aufmerksamkeit. Er hatte Post.
    Neugierig öffnete er sein Notes. Er bekam eigentlich eher selten E-Mails, da der General immer noch lieber Rundbriefe und andere Ausdrucke im Center umherschickte. Wer ihm wohl da geschrieben hatte?
    Er las die mail durch und bekam große Augen. Sie stammte von Lillian. Mit wenigen Worten teilte sie ihm mit, dass sie ab dem kommenden Morgen wieder arbeiten würde. Sie würde bei der Abordnung sein, die gegen Mittag nach Lakotia aufbrach. Offensichtlich wusste sie, dass SG-1 mit von der Partie sein würde. Ihr kleines PS ließ darauf schließen: „Ich freu mich drauf.“ Zumindest hoffte er, dass sich das nicht nur auf ihre Reise zum Planeten der Lakotianer bezog. Bei Lillian konnte man das ja nie wissen …

  19. Danke sagten:


  20. #11
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    Eine Story nur für mich. Ist das schön. Nein nur Spass. Mach dir darüber keinen Kopf, das nur ich hier schreibe. MIr geht es hierf mit meinern Storys hier genau so.

    Jetz aber mal zu Story:
    Cam wollte dem General beichten das er zum Docg geht. Aber warum? Der General im SGC weiss doch ales (Ok nur fast).
    Der Spruch mit der Weltraum-Polizei war auch typich für Cam.
    MAch bitte schnell weiter.

    Lg Am17

  21. Danke sagten:


  22. #12
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Cam wollte dem General beichten das er zum Doc geht. Aber warum? Der General im SGC weiss doch alles (Ok nur fast).
    Nun ja, Cam war sich da wohl nicht ganz sicher. Immerhin hatte der General nichts gesagt und Cam befürchtete wohl, vom Dienst freigestellt zu werden, wenn es raus kommt, dass er zum Psychologen geht. Am Ende hielt er es aber offensichtlich nicht mehr aus, mit einem Geheimnis zu leben - außerdem befürchtete er ja, er könnte seine Termine verpassen. Ist wohl doch sehr wichtig geworden für ihn.

  23. #13
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    Also, da ich heute zur FedCon verschwinde und bis Sonntag Nacht nicht mehr posten kann, schmeiss ich mal noch schnell das nächste Kapitel nach - für alle Daheimgebliebenen ... *g*



    Kapitel 7: Auf Lakotia



    Erwartungsvoll sah Colonel Mitchell der Gruppe von Wissenschaftlern und Diplomaten entgegen, die pünktlich um 1055 am nächsten Vormittag den Gateraum betrat. Er war so nervös, dass er bereits eine viertel Stunde zu früh gekommen war und seither ungeduldig wartete. Seine drei Teammitglieder, die nach und nach eingetroffen waren, hatten sich nur amüsierte Blicke zugeworfen, aber nicht gewagt, etwas dazu zu sagen.
    Da, dort war Lillian. Ihre Augen blitzten ebenso belustigt auf wie die von Sam, Daniel und Teal’c, als sie Camerons unverhohlene Ungeduld bemerkte. Er lächelte ihr beinahe schüchtern zu und atmete auf, als sie es erwiderte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht gewusst, wie sie reagieren würde, aber nun war er sichtlich erleichtert. Es war alles so … normal. Der Gatealarm ertönte, das Rad drehte sich, die Chevrons wurden aktiviert und das Wurmloch baute sich auf. Alles war wie immer, und doch war es anders als sonst. Cameron konnte es nicht genau benennen, aber er fühlte sich einfach – gut. Zufrieden. Mit der Welt im Reinen. Es war, als hätte er etwas gefunden, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es ihm gefehlt hätte. Als sei seine Welt endlich komplett. Ja, so fühlte sich das an. Er atmete mit einem glücklichen Lächeln einmal tief durch und gab dann das Zeichen zum Abrücken.

    Das erste, was Lillian auf dem Planeten auffiel, war der würzige Duft, dann der Frieden und schließlich die der Landschaft angepasste Architektur. Sie sah sich um und verzog unwillkürlich ihre Lippen zu einem seligen Lächeln. Dies hier musste das wahre Paradies sein, nicht PX-537, der sich als trügerischer Garten Eden entpuppt hatte. Sie empfand die Harmonie, die die Gegend ausstrahlte, als unglaublich wohltuend. Als sie sich in Richtung Stadt aufmachten, hielt Cameron sich in ihrer Nähe. Es erinnerte sie an ihre Wanderungen auf Eden und unwillkürlich begann sie, sich mit ihm zu unterhalten. Diesmal jedoch war sie es, die die Fragen stellte, die er beantworten musste. Sie entlockte ihm Einzelheiten über den Planeten und seine Bewohner, die nicht in den Berichten gestanden hatten. Er erzählte ihr von seinem ersten Besuch hier und wen er bereits kennengelernt hatte. Ihre Fragen nach den Pflanzen konnte er nicht beantworten, aber er wusste, welche Wissenschaftler ihr hier am ehesten helfen konnten. Cam machte sie darauf aufmerksam, dass die Einladung zur Erforschung der Heilpflanzen direkt von der Leiterin der Universität gekommen war. Offensichtlich war man hier beeindruckt von Lillians Arbeit auf diesem Gebiet und wollte sich mit ihr austauschen.

    Zunächst aber gab es die obligatorische Begrüßungszeremonie, bei der wieder Erfrischungen gereicht wurden. Mit einigen zum Glück kurzen Ansprachen hießen die Lakotianer die Abordnung von der Erde willkommen. Danach wurden den Gästen die Räumlichkeiten gezeigt, in denen sie in den nächsten Tagen wohnen sollten. Anschließend hatten die Terraner Zeit, sich mit ihrer Umgebung vertraut zu machen, da die ersten Gespräche zwischen den Diplomaten erst später stattfinden sollten. Den Wissenschaftlern ließ man sogar noch mehr Zeit, sie sollten erst am nächsten Tag mit ihren Unternehmungen beginnen.

    Um Lillians Geduld nicht zu sehr auf die Probe zu stellen, begleiteten Sam und Daniel sie zu einem naturwissenschaftlichen Museum. Cameron beschloss, nicht mitzugehen, um Lillian mehr Raum zu geben. Es fiel ihm allerdings nicht leicht und er tigerte ruhelos durch das sehr geschmackvoll eingerichtete Zimmer, bis Teal’c ihn ermahnte, er solle den schönen Teppich nicht durchwetzen mit seinem ständigen Auf- und Abgehen.

    „Falls das wieder so ein blöder Jaffa-Witz sein soll: Ich finde ihn nicht lustig.“

    Teal’c hob nur eine Augenbraue und sah den Colonel ruhig an.

    „Was ist los mit Dir, Colonel Mitchell? Ich habe Dich selten so erlebt wie heute.“

    „Ich bin nicht in Stimmung für den Austausch von Beichtgeheimnissen, Teal’c.“

    Nun ging auch die zweite Braue nach oben.

    „Was meinst Du damit, Colonel Mitchell? Was ist ein Beichtgeheimnis?“

    „Das ist etwas, was man jemandem im Vertrauen erzählt. Etwas, das der andere niemals preisgeben darf, verstehst Du?“

    „Ja, ich verstehe. Und Du bist nicht in der Stimmung, mir etwas anzuvertrauen.“

    „So in etwa.“

    „Warum nicht? Mir scheint, Du solltest einmal mit jemandem reden.“

    „Das tue ich regelmäßig bei Dr. Heightmeyer.“

    „Ich meinte, mit einem Mann …“

    Die Worte des Jaffa hingen im Raum. Cameron sah ihn verblüfft an.

    „Du meinst, Du würdest mir zuhören? Und mit niemandem darüber reden, was ich Dir erzähle?“

    „Warum sollte ich jemandem weitergeben, was Du mir anvertraust? Das geht nur Dich etwas an.“

    Mitchell hielt in seinem Hin- und Hergehen inne und blieb vor dem Jaffa stehen, der ihn ruhig ansah. Dann gab er sich einen Ruck und setzte sich.

    „Also gut, reden wir. Und worüber?“

    „Vielleicht darüber, warum Du so nervös bist, Colonel Mitchell? Ich habe beobachtet, wie Du dich Lillian Whitesands gegenüber verhältst. Du bist sehr vorsichtig in allem, was Du tust oder sagst. Warum? Das ist nicht Dein normales Verhalten.“

    „Nein, das ist es wohl nicht.“
    Der Seufzer und die Art, wie er sich durch die Haare fuhr und den Kopf hängen ließ, verrieten Teal’c mehr, als Cam bewusst war.
    „Ich habe Angst davor, sie mit einem falschen Wort oder einer falschen Geste zu erschrecken. Sie ist sehr viel verletzlicher, als sie der Welt glauben machen will.“

    „In der Tat. Auch ich habe das festgestellt.“

    Verblüfft sah Cameron den Krieger an. Er wäre nie darauf gekommen, dass dieser die Wissenschaftlerin durchschaut hatte. Andererseits wusste man nie, was hinter dieser maskenhaften Stirn vor sich ging.

    „Ich … sie ist … sie hat in ihrem Leben viel durchgemacht und durch die Erlebnisse auf PX-537 ist vieles wieder hochgekommen in ihr. Das hat zu … einer Art Entfremdung zwischen uns geführt, verstehst Du? Sie wollte mich eine ganze Weile nicht mehr sehen und wir kommen uns erst jetzt wieder ein wenig näher.“

    „Das hat Dir nicht gefallen. Du warst jeden Tag auf Atlantis und hast nach ihr gesehen.“

    „Da hast Du Recht. Ich konnte mich nicht von ihr fernhalten, ich kann es auch jetzt nicht. Am Liebsten wäre ich mitgekommen, aber sie braucht auch Freiraum, denke ich.“

    „Warum hast Du sie nicht gefragt, ob sie Dich dabei haben will?“

    Diese einfache Frage brachte Cam zum Nachdenken. Ja, warum hatte er nicht einfach gefragt? Weil er nichts falsch machen wollte, darum. Und weil er befürchtete, abgewiesen zu werden. Dann schon lieber von selbst zurückstecken. Er schüttelte den Kopf, weil er merkte, wie unsinnig und unreif das klang.

    „Ich bin einfach nur blöde in der Hinsicht. Ja, natürlich hätte ich sie fragen sollen. Woher soll ich sonst wissen, was sie will? Ich nehme immer nur an, dass das, was ich tue, das Richtige ist, aber vielleicht ist es das gar nicht? Verdammt, warum bin ich nur so vernagelt? Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht!“

    Der Jaffa verkniff sich die Frage nach der genauen Bedeutung der Metapher. Er verstand auch so, was der Colonel meinte und stimmte ihm von ganzem Herzen zu.

    „Du solltest Dich ihr gegenüber normal verhalten. Behandle sie so wie uns alle. Sie wird es Dir nicht danken, wenn Du aus ihr etwas Besonders machst. Sie will so sein wie alle anderen.“

    „Du bist ein kluges Köpfchen, Teal’c. Danke, Du hast mir die Augen geöffnet. Ich werde versuchen, mit ihr normaler umzugehen. Ich glaube, das wird schwieriger für mich, als ich angenommen hatte.“

    „Was meinst Du?“

    „Ich dachte, die Hauptarbeit liege bei Lilly, aber ich selbst habe auch noch eine Menge an mir zu arbeiten. Weißt Du, ich bin dabei, mich selbst kennen zu lernen …“

    Langsam nickte der Jaffa. Er wusste genau, was der Colonel meinte. Er hatte schon festgestellt, dass die meisten Menschen zu viel mit sich herumschleppten, um sich selbst wirklich zu kennen. Eine Ausnahme bildete allenfalls Daniel Jackson, der durch seine Erlebnisse beim „Aufstieg“ diese Art der Selbsterkenntnis erlangt hatte.

    „Es ist gut, sich selbst zu kennen, Colonel Mitchell. Ein Krieger erlangt große Stärke dadurch. Es hilft ihm, auch andere Menschen zu erkennen. Dadurch gewinnt man die Überlegenheit über seine Feinde.“

    „Mag schon sein, aber Lillian ist nicht mein Feind …“

    Der Jaffa schmunzelte leicht, als Cameron sich mit einer unbewussten Geste durchs Haar fuhr.

    „In der Tat, doch auch einem Freund kann man besser zur Seite stehen, wenn man in sich gefestigt ist.“

    Der lange, forschende Blick, mit dem der Colonel ihn musterte, wurde von Teal’c ruhig erwidert. Cameron wurde bewusst, dass es genau diese Ruhe und Stärke war, die den Krieger zu einem so wertvollen Teammitglied und zu einem guten Freund machten. Er selbst war noch weit davon entfernt, diese innere Stärke zu erlangen, aber er hatte die ersten Schritte auf dem Weg dahin bereits zurückgelegt.


    Kurz darauf trafen Daniel und Sam ein. Sie erzählten, dass Lillian im Museum auf einige Experten der Lakotianer auf dem Gebiet der Botanik getroffen war und sich nicht mehr losreißen konnte. Sie hatte sich in lebhafte Diskussionen verwickeln lassen und ihre beiden Begleiter völlig vergessen.

    „Jetzt hab ich endlich mal einen Eindruck davon bekommen, wie Ihr Euch fühlen müsst, wenn mir so was passiert.“

    Daniel grinste schief und streckte sich auf einem bequemen Sessel aus. Das Museum war auch für Sam und ihn sehr interessant gewesen, doch zu solchen Begeisterungsstürmen wie Lillian hatten sie sich nicht hinreißen lassen. Das war insofern verständlich, als es im Museum mehr um Naturkunde und Botanik als um Physik-Wissenschaften gegangen war. Allerdings hatten sie einen Eindruck gewonnen von den wirklich sehr weit fortgeschrittenen Erkenntnissen der Lakotianer über die Natur. Die Menschen der Erde konnten viel von ihnen lernen.


    Lillian tauchte erst am Abend wieder auf, hungrig und mit vor Begeisterung leuchtenden Augen. Sie konnte es kaum erwarten, am nächsten Tag die Labors zu sehen und mit ihren eigenen Forschungen zu beginnen. Cameron bemühte sich, sie wie alle anderen zu behandeln, was ihm immer besser gelang. Er registrierte die Dankbarkeit in ihrem Blick, als sie es bemerkte. Sein liebevolles Grinsen wurde von ihr mit einem strahlenden Lächeln beantwortet. Wieder einmal stellte er fest, dass sie sich auch ohne Worte verstanden, was ein warmes Gefühl in ihm auslöste. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass sie so schnell wieder so vertraut miteinander sein würden. Dennoch ermahnte er sich zur Vorsicht. Fürs Erste war es genug, auf dieser Ebene miteinander umzugehen. Er wusste, dass es ein Erfolg war und diesen wollte er nicht gefährden. Allerdings freute er sich bereits darauf, Dr. Heightmeyer davon zu berichten.

  24. Danke sagten:


  25. #14
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    Hallo Am, Danke für's Knöpferl-drücken !

    Bin wieder zurück - es war phantastisch *schwärm*

    Aber jetzt wieder zur story:




    Kapitel 8: Vergangenheitsbewältigung I


    „Hallo, Lillian, schön, dass Sie kommen konnten.“

    Dr. Kate Heightmeyer begrüßte die Wissenschaftlerin mit einem Lächeln und bedeutete ihr, sich zu setzen.

    „Wie ich höre, haben sie sich dazu entschlossen, erst einmal auf Lakotia zu bleiben und dort zu forschen?“

    „Ja, der Rat der Lakotianer hat mich dazu eingeladen. Aber es ist mehr als nur die Forschung. Ich fühle mich sehr heimisch auf diesem Planteten. Es ist fast so, als wäre ich nach Hause gekommen.“

    „Vielleicht hängt das mit Ihrem Erbe zusammen? Sie sind ja zur Hälfte Indianerin. Man sagt diesem Volk große Kräfte nach …“

    „Es ist ein sehr sensitives Volk, das stimmt. Und allmählich komme ich auch dahinter, wie die Lakotianer den Kontakt zur Erde aufrechterhalten haben.“

    Nach dieser geheimnisvollen Andeutung war Lillian aber nicht mehr bereit, sich näher darüber zu äußern. Kate sah sie einen Moment prüfend an und lenkte das Gespräch dann in eine andere Richtung.

    „Lillian, Sie haben große Fortschritte gemacht, aber wir sind noch immer nicht so weit vorgedrungen, dass ich ihre Angst vor Männern wirklich verstehen kann. Möchten Sie heute darüber reden?“

    Sie sah das Zögern im Blick ihres Gegenübers, aber dann gab sich die Frau sichtlich einen Ruck und begann mit leiser Stimme zu sprechen, Ihr Blick schien sich dabei in der Vergangenheit zu verlieren.

    „Ich war 20 und hatte erst vor kurzem begonnen, auf der Universität zu studieren. Mein Großvater und mein Vater haben mir das Studium ermöglicht, finanziell und durch eine Menge Beziehungen. Ich wollte alles tun, um die beiden nicht zu enttäuschen und saß die meiste Zeit hinter meinen Büchern. Es war ein wunderschöner warmer Frühherbst und eines Tages ließ ich mich von einigen Kommilitoninnen dazu überreden, mit auf eine Strandparty zu gehen. Dort waren sehr viele Leute, junge Frauen und Männer, die ihren Spaß hatten. Anfangs gefiel es mir nicht sonderlich, aber dann bemühte sich ein gutaussehender Bursche um mich und verwickelte mich in ein Gespräch. Ich fühlte mich geschmeichelt, denn er war einige Jahrgänge über mir.
    Später tanzten wir miteinander … Er trank ziemlich viel, was mich zunächst nicht störte. Erst als er mir beim Tanzen zu nahe kam und mich an sich zog, wurde es mir unangenehm. Ich wollte ihn abwehren, aber er war nicht nur viel stärker als ich, sondern auch sehr hartnäckig. Schließlich schien er zu akzeptieren, dass ich nicht wollte und bot mir an, mich zurück zum Wohnheim zu bringen.“

    Schwer atmend hielt Lillian einen Moment inne, um sich zu sammeln. Das, was sie jetzt aussprechen würde, hatte sie noch niemandem in ihrem Leben anvertraut. Es fiel ihr schwer, doch sie rang sich durch und erzählte stockend weiter.

    „Ich war so dumm und naiv in dieser Zeit. Ich dachte, er sei nur ein netter junger Mann, der verstanden hätte, dass ich nicht für einen … Flirt zu haben war und sich auf diese Weise entschuldigen wollte … aber es kam ganz anders. Unterwegs hielt er mit dem Wagen an einer dunklen Seitenstrasse und begann, mich zu küssen und an mir … herumzufummeln. Ich … versuchte, mich zu wehren … aber … er war stark … er roch nach Alkohol … er hielt meine Arme fest … lehnte sich zu mir … auf mich … er war nicht zu bremsen … ich wehrte mich, biss ihm in die Lippen … er gab mir eine Ohrfeige, dass mir das Trommelfell klingelte und ich fast das Bewusstsein verlor … und dann … hat er … „

    Ihre Stimme verlor sich. Sie starrte mit aufgerissenen Augen vor sich hin und bemerkte die Tränen nicht, die ihr über die Wangen liefen. Kate sprach sie nicht an. Dies war ein kritischer Augenblick, ein Durchbruch in der Bewältigung ihrer Erlebnisse. Sie musste dies für den Augenblick allein durchstehen. Schließlich sprach Lillian mit tonloser Stimme weiter und enthüllte dabei schonungslos jedes Detail, an das sie sich erinnerte.

    Spoiler 
    „Er riss mir das Shirt herunter und fasste an meine Brüste. Es tat weh. Meine Schreie unterdrückte er, indem er brutal meinen Mund mit seinen Lippen verschloss. Seine Zunge drang ein … es war ekelhaft … aber ich wagte nicht noch einmal, ihn zu beißen. Er fuhr mit der anderen Hand unter meinen Rock und zog meinen Slip herunter. Dann wühlten sich seine Finger durch meine Schamhaare bis zu meiner Scheide vor. Er drang mit den Fingern in mich ein und geilte sich daran noch mehr auf. Es war sehr unangenehm und schmerzte sehr. Es nützte nichts, dass ich die Beine zusammenpressen wollte, er schob sie einfach mit seinen Knien auseinander. Als ihn der Rock störte, fetzte er ihn mir einfach herunter … und dann öffnete er den Verschluss seiner Hose und holte sein … riesiges … Ding heraus. Er war so erregt, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte. Er drückte meine Beine weit auseinander und stieß mit aller Macht in mich hinein. Es tat unbeschreiblich weh. Immer wieder und wieder stieß er zu, immer heftiger und schneller. Dabei sagte er Dinge wie „Das gefällt Dir“ und „Das wolltest Du Doch, gib es zu“ und ähnliches Zeug. Ich hielt es vor Schmerzen kaum aus, aber er hielt mir mit einer Hand den Mund zu, sodass ich kaum Luft bekam und erst recht nicht schreien konnte. Mit der anderen knetete er meine Brüste und zwickte mich in die Brustwarzen. Es schien ihn noch mehr anzuheizen, mich zu quälen. Dann endlich war er fertig und ließ von mir ab.
    Er hatte nicht einmal ein Kondom benutzt, was mir aber erst später klar wurde. Später, als ich wieder in meinem Zimmer im Studentenwohnheim war, ohne zu wissen, wie ich dort hingekommen bin. Ich weiß es bis heute nicht.“


    Stille senkte sich herab. Lillian saß mit angezogenen Beinen auf dem Sessel, hatte die Arme um ihre Beine geschlungen, den Kopf auf die Knie gelegt und wippte permanent vor und zurück. Ein verlorener Ausdruck stand in ihren tränennassen Augen. Im Augenblick befand sie sich weit in der Vergangenheit, erkannte Kate. Sie musste versuchen, sie behutsam wieder in die Gegenwart zu bringen.

    „Haben Sie den Kerl angezeigt?“

    Die vorsichtige Frage holte Lillian aus ihrer Starre. Sie schüttelte den Kopf.

    „Nein … nein, das habe ich nicht. Der Junge war sehr beliebt bei den Professoren und Kommilitonen. Niemand hätte mir geglaubt. Es gab ja auch keine Zeugen. Alle haben nur gesehen, wie ich mit ihm ging – wenn er behauptet hätte, der Sex wäre einvernehmlich gewesen, wem hätte man da wohl Glauben geschenkt? Ich habe mich verkrochen und versucht, das Ganze zu vergessen … ist mir nicht sonderlich gut gelungen, was?“

    Dieser mühsame Scherz zeigte, dass sie wieder im Jetzt angekommen war. Sie nahm die Beine vom Sessel und setzte sich gerade hin. Der Rückblick auf diese grausame Szene hatte sie ausgelaugt, aber auch irgendwie erleichtert.

    „Würden Sie denn in Erwägung ziehen, ihn jetzt noch, im Nachhinein, anzuzeigen?“

    „Das hätte nicht viel Sinn. Soweit ich weiß, ist er vor einigen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
    Und bevor sie fragen: Nein, die Vergewaltigung hatte keine Folgen. Er war, dem Himmel sie Dank, mit keiner Krankheit infiziert.“

    Andere Folgen erwähnte sie nicht und Kate fragte auch nicht danach. Wenn Lilly versicherte, es habe keine Folgen gegeben, dann war das auch so. Die Psychologin war sich sicher, dass ihre Patientin ihr auch das anvertraut hätte.

    Offenbar hatte sie sich aber damals auch nicht in medizinische Behandlung begeben, da der Vorfall sonst herausgekommen wäre. Ärzte waren schließlich dazu verpflichtet, Vergewaltigungsofper den zuständigen Stellen zu melden und das war offensichtlich nicht geschehen. Kate vermutete daher, dass dies hier nicht das einzige Trauma in Lilians Leben gewesen war.

    „Und Sie haben all die Jahre dies mit sich herumgetragen und in sich hineingefressen, ohne mit einer Menschenseele darüber zu sprechen?“

    „Nein, ich hatte ja niemanden. Und ich konnte auch keinem vertrauen. Am Schlimmsten war, dass dieser Kerl anscheinend Anderen davon erzählt hat, jedenfalls das, was er darin gesehen hat. Ich wurde noch eine ganze Weile von allen möglichen Typen belästigt, die ich mir aber ganz gut vom Hals halten konnte. Ich habe einen Kurs für Selbstverteidigung belegt und auch nach Kursende noch weitergemacht. Ich habe viel trainiert und nach den ersten gebrochenen Nasen und lädierten Zehen, ganz zu schweigen von deren „bestem“ Stück, hörten die Nachstellungen auf und ich bekam den Ruf, gefährlich zu sein. Sie ließen mich dann in Ruhe …“

    Ihr Grinsen wirkte ein wenig verloren. Sie war ein wenig traurig und auch wütend darüber, wie die Jungs auf der Uni mit ihr umgesprungen waren. Man hatte sie „Indianerhure“ genannt, was noch eine der schmeichelhafteren Bezeichnungen gewesen war. Auch davon erzählte sie Dr. Heightmeyer jetzt, die innerlich den Kopf schüttelte über das, was die Frau vor ihr schon alles durchmachen musste und trotzdem eine so brillante Karriere hingelegt hatte. Beruflich war ihr fast alles gelungen, aber privat …

    „Ich … verstehen Sie, Kate, ich habe mich völlig eingeigelt. Ich hatte Angst, dass jeder Mann mich so sehen würde. Einfach nur als Sexobjekt. Das wollte ich nicht. Das bin ich nicht. Ich kann … konnte mir nicht vorstellen, dass jemandem an mir gelegen ist.“

    „Kann es sein, dass Sie das auch mit Ihrer Kleidung ausdrücken wollten? Sie haben sozusagen ihren Körper versteckt, damit er ihnen nicht im Weg ist?“

    „So habe ich das noch nicht gesehen, aber da ist was Wahres dran. Ich wollte wohl, dass man mich sieht und nicht nur meinen Körper. Habe insgeheim gehofft, den einen Mann zu treffen, der sich in erster Linie für mich interessiert … und nun, wo ich ihn gefunden habe, kann ich es nicht so recht glauben. Mein Bewusstsein will auf ihn zu gehen, aber mein Unterbewusstsein hat die Notbremse gezogen …“

    „Das trifft den Kern ziemlich genau. Nun müssen wir nur noch herausfinden, was ihr Unterbewusstsein eigentlich genau zu melden hat. Warum ihr Vertrauen in Männer so sehr erschüttert ist.“

    „Aber …“

    „Nein, der Vorfall auf der Uni ist nur die Spitze des Eisbergs, fürchte ich. Er erklärt vieles, aber nicht zum Beispiel ihre Abneigung gegen Militärs. Wir haben heute einen großen Schritt nach vorne gemacht und werden daran auch weiterarbeiten, aber es steckt noch mehr dahinter.“

    Lillian nickte nachdenklich. Kate könnte hier durchaus Recht haben, das spürte sie, aber im Moment war sich noch nicht bereit, den nächsten Schritt zu tun.

    „Wie fühlen Sie sich jetzt?“

    „Nachdem ich das Alles jemandem erzählen konnte? Besser, denke ich. Sie hatten Recht, es musste einmal heraus. Ich … ich werde wohl einige Zeit brauchen, um es zu verarbeiten, aber es zerfrisst mich nicht mehr. Und ich möchte nicht, dass dieses Erlebnis meine Beziehung zu Cameron zerstört.“

    „Wie wollen Sie nun in Hinsicht auf Colonel Mitchell weiter vorgehen?“

    „Er und ich haben unsere freundschaftliche Basis wieder gefunden. Wir sehen uns öfter und schreiben uns mehr oder weniger regelmäßig. Darüber hinaus … Er hat sehr viel Geduld mit mir. Ich spüre, dass er gerne mehr tun würde, als sich nur mit mir zu unterhalten, aber er wartet einfach ab. Er … er ist einfach da. Ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart und weiß, dass ich ihm vertrauen kann, aber ich bin noch nicht so weit. Oder war es bisher nicht … mal sehen, was sich ergibt.“

    „In Ordnung, aber gehen Sie nur so weit, wie Sie wirklich wollen. Lassen Sie sich nicht durch irgendwelche Schuldgefühle, die Sie nicht haben müssen, zu etwas drängen, was Sie nicht tun möchten oder wozu Sie noch nicht bereit sind. Manchmal schaden wir uns selbst mehr, als dies ein Anderer tun könnte.“

    Lillian beschloss, sich diesen Rat zu Herzen zu nehmen. Sie hatte tatsächlich schon Schuldgefühle ihm gegenüber empfunden, weil er so geduldig war und sie einfach nicht mehr geben konnte. Es wäre besser, auf die Psychologin zu hören. Ausgelaugt und erschöpft, aber auch seltsam befreit machte sie sich auf den Weg in den Gateraum, um sich wieder nach Lakotia zu begeben.

  26. Danke sagten:


  27. #15
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    Jetzt kann man sie verstzehen, warumsie so auf Männer reagiert hat.
    Bin ja mal gespannt, warum sie was gegen Militärs hatte/hat.
    Bin ja immer noch alleine mim Schreiben.

    Lg Am17

  28. #16
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    Tja, Am, das wird wohl auch so bleiben ...

    Also, was Lillian so mitgemacht hat, ist wirklich nicht gerade schön. Ich würde wohl auch der Männerwelt abschwören, wenn ich so was erlebt hätte. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend - mal sehen, wie sie sich weiterentwickelt ...

  29. #17
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    Kapitel 9: Fragen und Antworten


    Die Tage vergingen und reihten sich zu Wochen. Colonel Mitchell hatte sich daran gewöhnt, Lillian nur selten zu sehen. Manchmal ging er sie besuchen, seltener kam sie ins SGC und ab und zu trafen sie sich auf Atlantis auf dem Weg zu oder von ihren Sitzungen bei der Psychologin. Dafür schrieben sie sich oft und teilten einander mit, was gerade los war. Cameron musste über den Enthusiasmus schmunzeln, der oft in ihren kleinen Berichten zutage trat. Sie arbeitete auf Lakotia mit Botanikern, Chemikern und Ärzten zusammen und schien viel zu lernen. Dafür erzählte er ihr von der Bedrohung durch die Droge, der sie auf der Spur waren. Sie versprach, ihre Augen offen zu halten und zu versuchen, etwas über die Pflanze zu erfahren, um die es ging.

    Wenn sie zusammen waren, geschah es immer öfter, dass Lillian ihn scheinbar unbewusst berührte. Einmal nahm sie bei einem Spaziergang seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. Es war nur eine kleine Geste, doch er fühlte sich dabei wie im siebten Himmel. Als er, später an diesem Tag und wieder alleine, darüber nachdachte, musste er fast lachen. So hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er ein Teenager gewesen war und mit der Klassenschönheit allein im Kino gesessen hatte. Damals wie heute hatte das „Händchen halten“ ein unbeschreibliches Gefühl in ihm ausgelöst. Damals war das ja noch verständlich gewesen, immerhin war er zum ersten Mal mit einem Mädchen zusammen gewesen, aber heute? Nun, heute war es die Frau, die er liebte und die ihm damit einen unwiderlegbaren Vertrauensbeweis gegeben hatte. Und das machte diese Geste zu etwas Besonderem. Weil sie von Lillian kam …

    Als er es im Gespräch mit Dr. Heightmeyer erwähnte, ermunterte sie ihn, weiter durchzuhalten. Er sollte, musste Lillian entscheiden lassen, wieviel sie wagen und ertragen konnte. Nur so würde er eines Tages ans Ziel kommen.

    Währendessen zog sich die Suche nach dem Ursprung der Droge in die Länge. Sämtliche Spuren, die sie verfolgten, schienen im Sande zu verlaufen. Allerdings wurden immer mehr Fälle auf den verschiedensten Planeten gemeldet. Das Zeug war offensichtlich bereits mit vollem Erfolg in Umlauf gebracht worden. Wie das allerdings bewerkstelligt wurde, war nicht feststellbar. Alle Beteiligten hüllten sich in Schweigen, es wurde nichts an die große Glocke gehängt. Die Luzianer-Allianz bestritt sogar, von der Droge zu wissen. Offenbar hatte man aus dem Kassa-Desaster etwas gelernt. Es war äußerst frustrierend, dass man keinen Schritt weiter kam.

    Dass man den Ursprung der Droge und die Art ihrer Verteilung nicht herausfinden konnte, bedeutete für die SG-Teams vor Allem, dass man auf Missionen nur noch von den eigenen mitgebrachten Vorräten leben konnte. Es war zu gefährlich geworden, von einheimischen Speisen und Getränken zu probieren. Man konnte auf keinem Planeten mehr sicher sein, dass die Droge nicht schon ihren Weg dorthin gefunden hatte. Das Spice, wie jetzt der offizielle Name dafür lautete, schlich sich mit geradezu unheimlicher Geschwindigkeit durch die Galaxis. Eine seiner bösen Nebenwirkungen war, dass es bereits beim ersten Genuss abhängig machte. Die betroffenen Personen verloren nahezu den Verstand, wenn sie nicht weiterhin mit der Droge versorgt wurden. Auf der Erde und bald auch auf Lakotia wurde fieberhaft nach einem Mittel geforscht, das den Süchtigen helfen würde, wieder davon loszukommen.

    *

    Eines Tages erschien Dr. Whitesands im SGC und kramte in den Labors herum. Sie durchforstete die Computer und war sichtlich auf der Suche nach etwas. Sie befragte Kollegen und Labormitarbeiter, suchte sogar in den Lagern und in ihrem eigenen Quartier. Offensichtlich fand sie nicht, was sie suchte.

    „Kann ich Dir helfen?“
    Cameron konnte es nicht mehr mit ansehen, wie sie vor sich hinmurmelnd durch die Gänge hastete.

    „Cam .. oh, .. nun ja, vielleicht … Ich suche meine Aufzeichnungen von PX-537. Mir ist bei diesen Forschungen nach dem Ursprung der Droge etwas eingefallen, was ich dort gesehen habe. Ich bin mir aber nicht mehr sicher und brauche jetzt unbedingt meine Notizen. Sie sollten in meinem Laptop gespeichert sein, aber irgendjemand hat meine Festplatte gelöscht und ich …“

    „Wie bitte? Die Festplatte gelöscht? Aber wie kann das denn sein? Ist der nicht weggeschlossen worden?“

    „Offensichtlich nicht. Jemand will nicht, dass ich mich näher mit dem befasse, was ich auf Bloketu gefunden habe.“
    Sie benutzte automatisch die lakotianische Bezeichnung für den Planeten.

    „Aber … kann man die Daten nicht rekonstruieren? Ich hab gehört, dass sowas möglich ist.“

    „Das möchte ich ja versuchen, aber nun ist der gesamte Laptop verschwunden …“

    „Augenblick mal. Hier verschwindet nicht einfach etwas. Das werden wir gleich haben.“

    Er ging mit raschen Schritten, gefolgt von der Wissenschaftlerin, zur Überwachungszentrale des Komplexes. Dort fragte er sie, wann und wo sie den Laptop zuletzt gesehen hatte und ließ sich dann die entsprechenden Aufzeichnungen zeigen.

    „Da, siehst Du? Dieser Airman hat in dem Gang überhaupt nichts zu suchen, er dürfte nicht mal hier unten sein. Jetzt geht er in Dein Büro und … kommt mit dem Laptop wieder heraus.
    Sergeant, lassen Sie sofort alle Aufzüge sperren und den Mann suchen. Er ist wahrscheinlich gerade dabei, geheimes Material aus der Basis zu schaffen.“

    „Jawohl, Sir.“

    Sofort setzte der Soldat die Maschinerie in Bewegung, die den verdächtigen Airman aufspüren sollte. Nach kurzer Zeit wurde er festgesetzt und zu einem Verhör gebracht. Der Laptop schien zum Glück unversehrt.

    Lillian brachte das Gerät zu Sam ins Labor. Diese war zwar nicht sehr erfreut, in ihrer Arbeit gestört zu werden, aber als sie hörte, worum es ging, war sie schnell bei der Sache.

    „Es wird eine Weile dauern. Könnt Ihr nicht solange einen Kaffee trinken gehen oder etwas in der Art? Ich arbeite besser, wenn ich ungestört bin.“

    Mit diesen Worten komplimentierte sie die Beiden vor die Tür. Amüsiert sahen Cam und Lilly sich an.

    „Also gut, und was machen wir jetzt?“

    „Vielleicht sollten wir tatsächlich einen Kaffee trinken. Er ist hier zwar nicht so gut wie der in Atlantis und sie haben hier auch nicht diese köstliche Torte, aber es geht.“

    Sie lachte bei seinen Worten und sie wandten sich in Richtung der Kantine. Anders als in der Antikerstadt mussten Essen und Getränke hier bezahlt werden. Als Cam merkte, dass Lillian kein Geld dabei hatte, lud er sie ein und sie setzten sich mit ihren Tabletts an einen leeren Tisch.

    Lilian trank einen Schluck und verzog das Gesicht.

    „Definitiv eine andere Qualität … und die Aussicht ist auch nicht so berauschend.“

    Mitchell sah auf die grauen Betonwände und grinste. Nein, diese Kantine konnte man wirklich nicht mit der in der Antikerstadt vergleichen. Allerdings sollte sie dies doch bereits gewöhnt sein … Auf seine diesbezügliche Frage schüttelte sie aber nur den Kopf und erklärte, dass sie sich ihre Sandwiches und den Kaffee immer von zu Hause mitgebracht hatte. Sie ließe sich nicht gern unterbrechen, wenn sie im Labor arbeite, erst recht nicht durch etwas so Profanes wie Essenspausen.

    Cam betrachtete sie amüsiert. Es war so typisch für die Wissenschaftlerin. Wenigstens dachte sie daran, überhaupt etwas zu essen, wenn sie sich in ihre Arbeit vertiefte. Dann brachte er das Gespräch wieder zurück auf ihre Entdeckung.

    „Nun erzähl mal, was ist Dir denn da aufgefallen? Erinnerst Du Dich noch an etwas?“

    „Mir spukte da immer wieder der Gedanke an die Droge im Kopf herum. Ich weiß nicht, warum, aber ich dachte bereits damals auf Bloketu, dass wir auf eine Drogenplantage getroffen wären. Es ist schwer zu erklären, hatte aber etwas mit meiner Vision zu tun. Ich hatte bei einigen der Pflanzen festgestellt, dass sie in geringen Mengen Halluzinogene enthielten. Sehr geringe Mengen, aber es machte mich neugierig. Das war auch der Grund für die Anforderung der Chemiker. Ich wollte ganz sicher gehen, bevor ich irgendetwas darüber verlauten ließ. Und dann kam ja alles ganz anders …“

    Die Erinnerungen an ihre Verletzung und das, was danach geschehen war, ließ sie unwillkürlich nach Camerons Hand greifen. Schweigend sahen sie sich an, während auch in ihm die Erinnerung daran hochkam, wie er sie fast verloren hätte. Schließlich, nach einer geraumen Weile, lösten sich ihre Blicke wieder voneinander.

    „Bloketu. Du meinst also, die Droge könnte von dort stammen?“

    Lillian nickte und strich ihm immer noch geistesabwesend mit dem Daumen über die Finger. Sanft drückte er ihre Hand und lächelte ihr zu. Sie sah erstaunt hinunter und bemerkte erst jetzt, was sie da tat. Sie zog die Hand jedoch nicht zurück, sondern strahlte Cam liebevoll an. Dann kam sie wieder zur Sache.

    „Es ist eine Möglichkeit, aber für eine genauere Aussage benötige ich eben die Notizen.“

    „Glaubst Du, die Regierung von Lakotia steckt dahinter?“

    Vehement schüttelte sie den Kopf.

    „Nein, auf gar keinen Fall. Der Ältestenrat verurteilt den Missbrauch von Drogen ebenso wie wir das tun. Ich habe da eher die jüngere Generation im Verdacht. Sie waren es ja auch, die uns … mich angegriffen haben. Ich habe diesen jungen Mann, Kreisender Adler, inzwischen kennengelernt. Er wollte sich persönlich bei mir entschuldigen, aber ich habe ihm angesehen, dass er es nicht ernst meinte. Er wirkte auf mich irgendwie verschlagen …“

    „Moment – der Missbrauch von Drogen? Gibt es denn auch einen anderen Gebrauch?“

    „Es gibt gewisse Arten von Drogen, die von den Ältesten benutzt werden, um den Kontakt zur Geisterwelt herzustellen. Bei uns würden wir sagen, es hat etwas mit Religion zu tun, aber für die Lakotianer ist es viel mehr. Die Verbindung zur Geisterwelt ist etwas sehr Reales in der lakotianischen Kultur.“

    Cameron verstand zwar nicht, um was es da wirklich ging, aber er vertraute darauf, dass Lillian es wusste. Für ihn war im Augenblick wichtig, dass es einen ersten Hinweis auf den möglichen Ursprung des Spice gab.

    „Lilly, wir müssen es dem General sagen. Es könnte der Durchbruch in unserem Kampf gegen die Droge bedeuten.“

    Eindringlich sah er sie an. Lillian nickte. Sie konnte gar nicht anders. Seine blauen Augen hielten ihren Blick gefangen, sie ertrank förmlich in ihnen. Dieser Mann konnte sie so unvermittelt in seinen Bann ziehen, dass sie ihre Umwelt völlig vergaß. Dies war wieder so ein Moment und ihr drängten sich seltsame Gedanken auf.

    „Wie es sich wohl anfühlt, seine Lippen zu küssen? Sein Gesicht zu streicheln, mit den Fingern die Linie seines Kinns nachzufahren? Wie fühlt sich seine Haut an, wenn sein Bart bereits anfängt, wieder zu sprießen?“

    Verträumt hob sie seine Hand an ihre Wange und schmiegte sich daran. Cameron hielt den Atem an. Wusste sie überhaupt, was sie da tat? Er vermutete, dass es ihr nicht bewusst war. Doch das Strahlen in seinen Augen hatte sie wohl darauf aufmerksam gemacht und zögernd, als wollte sie es eigentlich nicht, ließ sie seine Hand wieder auf die Tischplatte zurück sinken.

    In dem Moment kam Sam hereingestürmt.

    „Dachte ich’s mir, dass ich Euch hier finde. Ich hab’s geschafft. Die Daten sind alle wieder da. Es muss ein entsetzlicher Stümper gewesen sein, der die Festplatte formatieren wollte. – Oh, hab ich Euch bei was gestört?“

    „Nein, schon gut, Sam. Die Daten sind im Augenblick wichtiger.“
    Camerons Blick sagte jedoch etwas völlig anderes aus:
    „Hättest Du nicht noch ein wenig länger brauchen können …?“

    Der kurze Moment hatte Lillian genügt, um wieder in die Gegenwart zu finden. Sie strahlt die Freundin an und nahm ihr den Laptop ab.

    „Das ist toll, Sam, wirklich. Weißt Du, diese Notizen könnten den Schlüssel zum Spice beinhalten …“

    Tatsächlich, die Festplatte war vollständig rekonstruiert. Sogar ihre mails waren wieder da. Sofort machte sie sich daran, ihre Aufzeichnungen durchzusehen und war in kürzester Zeit so vertieft in ihre Arbeit, dass sie die amüsierten Blicke der beiden Colonels gar nicht wahrnahm. Cam entfuhr ein komischer Seufzer.

    „Wissenschaftler …“

    „Hey, Vorsicht, Sir, wem gegenüber Sie das sagen.“

    „Ach, Sie wissen doch, wie ich es meine. Kommen Sie, das kann jetzt dauern. So gut kenne ich meine Wissenschaftler inzwischen … Informieren wir General Landry über die Sache.“

  30. Danke sagten:


  31. #18
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    Nun hat auch Am17 mich verlassen ... *schnüff*
    Trotzdem kommt jetzt das nächste Kapitel, da müsst Ihr eben durch



    Kapitel 10: Freundschaft


    Die Befragung des festgenommenen Airmans erbrachte keinerlei neue Erkenntnisse. Er sagte aus, dass er in seinem Spind plötzlich einen Umschlag gefunden hätte, in dem sich 1000 $ und schriftliche Anweisungen befunden hatten. Danach sollte er den Laptop der Wissenschaftlerin aus dem Gebäude schaffen und in einem Schließfach auf dem Busbahnhof von Colorado Springs deponieren. Eine genaue Beschreibung, wo er das Gerät finden würde und in welches Schließfach er ihn bringen sollte, war ebenso enthalten wie ein Foto seiner Familie. Es brauchte keine weitere Drohung, der Mann hatte auch so verstanden, was bei einer Weigerung oder Meldung des Vorfalles geschehen würde. Leider hatte er die schriftlichen Aufzeichnungen genau nach Anweisung sofort vernichtet, sodass auch diese Spur im Sand verlief.

    Dr. Whitesands Entdeckung führte dazu, dass man die lakotianische Regierung informierte und um Zusammenarbeit bat. Der Ältestenrat war entsetzt über die Vorstellung, dass die Pflanzenkenntnis seines Volkes womöglich zur Entwicklung einer so bösartigen Droge missbraucht worden war und versprach, alles in seiner Macht stehende zu tun, um zur Aufklärung beizutragen. Lillian kehrte zurück nach Lakotia und forschte auf diesem Gebiet weiter. Sie hatte beim Vergleich ihrer Aufzeichnungen mit den Forschungsergebnissen der Droge eine Übereinstimmung festgestellt, die nur einen Schluss zuließ: Die Drogenpflanze stammte von Bloketu. Es musste eine Weiterentwicklung der Pflanzen sein, die sie dort vorgefunden hatte.

    Nebenher fing sie jedoch an, mit den Ärzten und den Chemikern der wissenschaftlichen Fakultät ein Mittel zu entwickeln, das die Wirkung der für die Projektile der Waffen benutzten Betäubungsmittel und Gifte neutralisierte. Auf die zunächst verständnislosen Blicke und Fragen der Kollegen erklärte sie, dass sie eine Vision gehabt hätte. Sie habe gesehen, dass ein solches Mittel in naher Zukunft Leben retten könnte. Das war den Lakotianern Grund genug und sie trieben ihre Forschungen in dieser Richtung voran. Schon nach wenigen Tagen hatten sie ein entsprechendes Kombi-Präparat zusammengestellt. Es konnte mit einem Injektor, der das Mittel direkt durch die Haut presste, ohne diese zu verletzen, in kürzester Zeit verabreicht werden.

    „Es muss aber sofort nach einer Verletzung gegeben werden, da manche der Gifte überaus schnell wirken und zum sofortigen Tod führen. Es geht dabei um Sekunden.“

    Diese Warnung gaben ihr die Ärzte, als sie Lillian mehrere Injektoren übergaben. Sie waren bereits mit dem Gegenmittel geladen, zusätzlich bekam sie noch ein halbes Dutzend Nachfüll-Kapseln.

    „Ich danke Euch. Diese Menge dürfte genügen, um der Gefahr zu begegnen.“




    Allmählich verdichtete sich der Verdacht, dass irgendjemand auf Lakotia ins Drogengeschäft eingestiegen war. Es gab nur ganz subtile Hinweise, aber mit der Zeit vervollständigte sich das Bild. Ein paar junge Männer schienen ein wenig zu interessiert an der Überwachung des Anbaus auf Bloketu. Ihre Beteuerungen, dies gehöre zum Agrarstudium, waren nicht wirklich überzeugend. Auch die „Handelsreisen“ von Kreisender Adler und einigen seiner Kollegen auf befreundete und verbündete Planeten warfen kein gutes Licht auf die jungen Männer. Vorerst ließ man sie aber in Ruhe, da man den endgültigen Beweis noch nicht gefunden hatte.

    Lillian besuchte weiterhin regelmäßig Dr. Heightmeyer und arbeitete im Gespräch allmählich das Erlebnis auf der Universität auf. Sie machte sich klar, dass die Vergewaltigung nicht ihr Fehler gewesen war. Sie hatte damals nichts dafür können, dass dieser junge Mann sie als Opfer erkoren hatte. Es wurde ihr auch bewusst, dass sie nichts dagegen hätte tun können, selbst wenn sie sich bereits zu diesem Zeitpunkt besser hätte wehren können. In dem Fahrzeug war einfach nicht genug Platz gewesen. Es war ein klassischer Fall von „zur falschen Zeit am falschen Ort“. Sie traf keine Schuld.
    Als ihr das erst einmal richtig zu Bewusstsein kam, war ein weiterer Schritt in Richtung Vergangenheitsbewältigung getan. Sie konnte schließlich sogar mit anderen Menschen darüber reden. Ihr erstes Opfer dafür war John, den sie eines Tages nach einer ihrer Sitzungen in der Kantine von Atlantis traf.

    „Darf ich mich zu Dir setzen? Hast Du ein wenig Zeit?“

    „Aber sicher doch, für Dich immer.“
    Mit einer angedeuteten galanten Verbeugung wies er auf einen der Stühle am ansonsten leeren Tisch.
    „Du siehst gut aus. Das Leben auf diesem Planeten scheint dir zu bekommen.“

    „Ja, ich fühl mich wohl dort und die Arbeit ist auch sehr interessant. Der einzige Nachteil ist, dass ich Dich und Cameron so selten sehe.“

    „Nanu, du wirfst uns in einen Topf?“

    Lieutenant Colonel Sheppards Grinsen konnte seine Verwunderung nicht überdecken.

    „Nicht so direkt, aber irgendwie schon. Hört sich bescheuert an, was? Es ist nur so, dass ihr beiden diejenigen seid, denen ich am Meisten vertraue – was Männer anbelangt, meine ich.“

    Leicht verlegen nahm Lillian einen Schluck Kaffee.

    „Du vertraust ihm also jetzt?“

    „Ich hab nie damit aufgehört. Es ist eher so, dass ich mir selbst nicht getraut hab. Ich hab auch an Dir nicht gezweifelt – nur an mir selbst. Ach, es ist ziemlich kompliziert. Ich … meine Gespräche mit Kate haben so manches an den Tag gebracht, was ich in mir vergraben hatte. Eines davon – und einer der Gründe, warum ich Berührungen nicht mochte – ist, dass ich auf der Uni vergewaltigt worden bin.“

    John bekam große Augen. Es war eine Erklärung für ihr Verhalten, ja, aber dass sie ihm das nun so einfach nebenbei erzählte, haute ihn um.

    „Mein Gott …“

    Er griff unwillkürlich nach ihrer Hand. Sie entzog sie ihm nicht, sondern ließ zu, dass er sie mitfühlend drückte.

    „Ist schon gut, John, das ist lange her. Weißt Du, wenn ich es nicht endlich verarbeitet hätte, säße ich jetzt nicht hier und könnte Dir davon erzählen.“

    Dabei strich sie bedeutungsvoll über seine Hand. Sheppard wurde erst jetzt bewusst, was er da tat und sah erstaunt auf ihre Hände. Lillian grinste ihn an.

    „Ja, ich bin wirklich schon ein gutes Stück weiter, was?“

    „Aber .. warum … ich meine … wieso erzählst Du mir davon? Das kann nicht leicht für Dich sein …“

    „Du warst seit langer Zeit der erste Mann, der mich so annahm, wie ich war. Du hast mir Freundschaft angeboten ohne Hintergedanken. Deshalb vertraue ich Dir. Mir liegt sehr viel an Dir und Deiner Freundschaft. Und ich weiß auch, dass Du mir meine Beziehung zu Cameron nicht missgönnst. Du weißt, dass er der Auslöser dafür war, dass ich zu Kate gegangen bin …“

    „Nun ja, eigentlich haben wir ja Kate zu Dir geschickt …“

    „Wie Du meinst. Wichtig ist nur, dass es das Richtige war. Und von diesen Fortschritten soll nicht nur Cam etwas haben. Dazu bist Du mir zu wichtig.“

    Verlegen zog John seine Hand zurück und trank einen Schluck von seinem längst kalt gewordenen Kaffee. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Schließlich entschloss er sich zur Wahrheit.

    „Lillian, Du warst mir immer wichtig. Ich … vielleicht hab ich Dir gegenüber so etwas wie einen Beschützerinstinkt entwickelt, ich weiß es nicht. Ich hab gemerkt, dass Du irgendein Problem mit Dir rumträgst, aber Du wolltest Dir nie was anmerken lassen. Da war einerseits diese Stärke, aber andererseits auch diese Verletzlichkeit. Ich hab Dich sehr liebgewonnen, so wie eine Schwester. Und genau wie eine solche möchte ich Dich auch beschützen. Ich hätte mich sogar mit Mitchell angelegt, wenn es nötig gewesen wäre.“

    Sein schiefes Grinsen brachte Lillian zum Lächeln. Sie hob die Hand und strich einmal sanft über seine Wange.

    „Das ist lieb von Dir, aber nicht nötig. Und weißt Du was? Ich hab mir immer einen großen Bruder gewünscht …“

    „Den hättest Du wohl auch gebraucht, wie es scheint.“

    Mit einem traurigen Lächeln und einem Seufzer nickte sie. Ja, hätte sie damals einen Bruder gehabt, der auf sie aufgepasst hätte, wäre wohl so manches in ihrem Leben anders gelaufen …




    Als Lillian sich verabschiedet hatte, blieb John noch eine Weile sitzen und dachte über das nach, was er erfahren hatte. Seine Gedanken wurden jedoch abrupt durch eine kalte Stimme unterbrochen.

    „Was war das denn da eben?“

    Der schneidende Tonfall ließ ihn alarmiert aufblicken. Vor ihm stand Colonel Cameron Mitchell mit einem eindeutig wütenden Gesichtsausdruck.

    „Oh, Mitchell, was tun Sie denn hier?“

    „Damit haben Sie wohl nicht gerechnet, was? Ich hab’s nicht gern, wenn man sich hinter meinem Rücken an mein Mädchen ran macht …“

    „Hey, hey, ich hab nicht …“

    „Ich hab doch genau gesehen, dass Sie ihre Hand gehalten haben. Und wie vertraut Ihr die Köpfe zusammengesteckt habt …“

    „Nun mal halblang, Mitchell. Reg Dich mal wieder ab und setz Dich. Es drehen sich schon alle nach uns um …“

    „Wer hat Ihnen erlaubt, mich zu Duzen? Und …“

    „Wir sind im gleichen Jahrgang und außerdem nicht dienstlich hier, also was soll das? Wundert mich eh, dass wir uns nicht schon früher begegnet sind.“

    John gelang es mit seiner jungenhaften Art, sein Gegenüber soweit zu beruhigen, dass er sich setzte. Cam starrte John dennoch unübersehbar wütend an und wartete auf eine Erklärung.

    „Also gut, Sheppard, ich höre. Was hast Du da eben mit Lillian gemacht?“

    „Nichts, ob Du’s nun glaubst oder nicht. Wir hatten eine vertrauliche Unterhaltung. Mir ist erst gar nicht aufgefallen, dass ich ihre Hand gehalten hab.
    Ich hab Dir schon mal erklärt, dass Lillian für mich so eine Art Schwester ist. Das kannst Du nun drehen wie Du willst – die Verwandtschaft wird immer mitgeliefert.“

    Allmählich verrauchte die Wut in Cameron, aber das Misstrauen blieb zunächst. Er hatte sich nur schnell eine Tasse Kaffee gönnen wollen, bevor er wieder ins SGC zurück musste und hatte gleich beim Betreten der Kantine die beiden am Tisch sitzen sehen. Im ersten Moment hatte er sich freudig zu ihnen gesellen wollen, doch dann hatte er beobachtet, wie John Lillys Hand nahm und sie ihm über die Wange strich. Da war die Eifersucht in ihm explodiert und er hatte sich verborgen gehalten, bis sie den Raum verließ. Erst dann hatte er sich dem Tisch genähert.

    Er sah den Mann vor sich an, der ihm mit einem offenen Blick begegnete. Urplötzlich verschwand seine Wut und machte Belustigung Platz. Verwandtschaft … so sah der Andere das? Aber was, wenn Lillian nicht genauso fühlte? Wenn sie mehr für den Burschen übrig hatte?

    „Zweifle nie an Lillians Gefühlen für Dich. Sie mag mich, ja, aber Dich liebt sie.“

    John hatte Camerons Gedanken leicht folgen können. Zu deutlich spiegelten sie sich in dessen Augen wider.

    „Das … das hat sie mir nie gesagt. Sie spricht nicht über ihre Gefühle. Wir … wir reden über alles Mögliche, aber darüber …“

    Camerons Stimme war immer leiser geworden, als ihm das bewusst wurde.

    „Dann ist sie noch nicht so weit. Lass ihr Zeit, das kommt noch.“

    „Und worüber habt Ihr da vorhin geredet?“

    „Auch das wird sie Dir selbst sagen, wenn sie soweit ist.“

    Die beiden ungleichen und sich doch so ähnlichen Männer sahen einander an, abschätzend der eine, ruhig und freundlich der andere.

    „Eigentlich könnte ich ihn fast mögen, wenn da nicht diese Eifersucht wäre …“, schoss es Mitchell durch den Kopf.

    „Hoffentlich kriegt er diese Anfälle bald in den Griff. Eigentlich ist er ein ganz passabler Bursche.“, dachte Sheppard.

    Ein zögerliches Grinsen zeigte sich schließlich erst auf dem einen, dann auch auf dem anderen Gesicht.

    „Irgendwie erinnert mich das an etwas …“ murmelte Cam und erhob sich.

    „Ja, kommt mir auch bekannt vor“, bestätigte John und stand ebenfalls auf.

    Ein kurzes, verlegenes Schweigen hüllte sie ein, während sie einander noch einmal prüfend musterten.

    Dann drehte Cam sich als erster weg.
    „Tja, ich muss dann mal wieder…“

    „Ja, ich auch. War nett, Dich mal wieder zu sehen …“

    Ein leises Lachen war Cams einzige Antwort, als sie gemeinsam die Kantine verließen.
    "It is better to have loved and lost than never to have loved at all"

    Möge alles, was Ihr mir wünscht, tausendfach auf Euch zurückfallen.

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  32. Danke sagten:


  33. #19
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    Ich habe dichnicht verlassen, ich habe nur nicht gesehen, das es ein neues KApitel gab.

    zu Kapitel 9:

    Normal, hat doch Daniel immer das Talent zur Falschen Zeit zu kommen und daoch nicht Sam? Wieder sehr interesant. Mich würde es nicht wndern, wenn sie jete denn herkunftzort der Droge gefunden hätten.
    `
    zu Kapitel 10:

    Wieder ein sehr gutes KApitel.
    Bin mal gespannt, wie Cam reagiert, wenn er von der vergewaltigung hört.
    Werden John und Cam noch freunde?
    Mach scnell weiter.

    Bis zum Nächsten mal Am17

  34. #20
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    Hach, da bist Du ja ... *freu*

    Tja, es gibt eben Leute, die es immer wieder schaffen, den falschen Zeitpunkt abzupassen *ggg*

    Was aus Cam und John wird, sei mal abzuwarten. Immerhin scheinen sie sich ja trotz Allem irgendwie zu mögen - wenn da diese Eifersucht nicht wäre. Die Frage ist nur, ob sie berechtigt ist ...
    Eigentlich fies, dass Lillian John zuerst davon erzählt, nicht wahr? Was das wohl zu bedeuten hat?
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