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Thema: [MiniBang] Much Ado About Nothing (SGA)

  1. #1
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Standard [MiniBang] Much Ado About Nothing (SGA)

    Titel: Much Ado About Nothing
    Serie: SGA
    Rating: PG 13 (vielleicht in wenig hoch angesetzt, aber es kommt ein bissel Gewalt vor ...)
    Charaktere: Lieutenant Colonel John Sheppard, Dr. Rodney McKay, Teyla Emmagan, Ronon Dex, Colonel Dr. Samantha Carter, Dr. Lillian Whitesands (OC), Dr. Jennifer Keller, Dr. Radek Zelenka
    Genre: Abenteuer, Humor
    Staffel: Ungefähr erstes Drittel der 4. Staffel, bevor Teylas Schwangerschaft allgemein bekannt wird
    Anmerkung: Diese Story beleuchtet einen kleinen Abschnitt der Vergangenheit von meinem OC. Man muss zum Verständnis die anderen Geschichten, in denen sie spielt, nicht kennen …
    Meinem Beta brauche ich nicht zu danken – ich hatte keinen (wie so oft). Wer also Fehler findet, darf sie gerne behalten …
    Kurzinhalt: Die Suche nach einem ZPM führt das Team um Lieutenant Colonel Sheppard auf einen Planeten, der mit seltsamen Pflanzen bewachsen ist. Dr. McKay macht einen bösen Fehler, aber mit Hilfe der neuen Chef-Botanikerin von Atlantis kann das Geheimnis dieser Welt erschlossen werden und die Crew wieder in die Stadt zurückkehren.
    Fanart von: Kris. Vielen lieben Dank dafür *knuddel* Endlich hat meine Lillian ein Gesicht …

    Ich werde die Zeichnung von Kris erst am Anfang des dritten Kapitels einfügen, da sie dort meiner Meinung nach am Besten passt und nichts vorweg genommen wird.

    Und nun: Viel Spaß!



    Kapitel 1: M8L-598



    „Hey, seht Euch mal das an.“

    Der Jumper mit Team AR-1 an Bord, bestehend aus Lieutenant Colonel John Sheppard, Dr. Rodney McKay, Ronon Dex und Teyla Emmagan, schwebte über dem Planeten M8L-598, dessen Tor sich im Weltraum an einem geostationären Punkt über dem Planeten befand. Das Team war zur Erkundung des Planeten aufgebrochen, da man in der Datenbank der Stadt den Hinweis auf eine Antikerbasis auf dieser Welt gefunden hatte.
    Lieutenant Colonel Sheppards Ausruf bezog sich auf den größten Kontinent, der gerade unter ihnen vorbeizog.

    „Das ist ja …“, entfuhr es Dr. McKay. „Alles ist grün! So etwas hab ich noch nie gesehen. Der ganze Kontinent … grün!“

    Tatsächlich war kaum eine andere Farbe zu sehen. In allen Schattierungen dehnte sich das Grün aus, soweit man sehen konnte. Einzig ein paar aus dem undurchdringlich erscheinenden Pflanzenmeer ragende Berggipfel zeigten eine andere Farbe.

    „Hier scheint alles dicht bewachsen zu sein“, stellte Teyla fest.

    „Ob der ganze Planet so ist?“, fragte Ronon. „Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache …“

    John Sheppard zog den Jumper nach oben und umrundete dann den Planeten in großer Höhe. Der grüne Kontinent befand sich auf der Tagseite, ein Teil der anderen Kontinente lag in tiefster Dunkelheit. Doch mit dem Scanner war erkennbar, dass es auf ihnen zwar ebenfalls Vegetation gab, jedoch nicht so ausgedehnt und alles beherrschend wie auf der größten Landmasse.

    „Rodney, was sagen Ihre Messungen? Irgendwelchen ungewöhnlichen Energie-Signaturen?“, erkundigte sich der Pilot.

    „Im Moment nicht, aber vorhin hatte ich einen ganz schwachen Ausschlag“, murmelte der Wissenschaftler abwesend, während er konzentriert die Anzeigen musterte. „Als wir diesen bewachsenen Kontinent überflogen …“

    „Also, dann zurück zum Urwald.“

    Sheppard lenkte den Jumper wieder in Richtung des Hauptkontinents, der kurz darauf in Sicht kam. Sie hatten den Planeten einmal umrundet und näherten sich fast aus der gleichen Richtung wie zuvor. Im ersten Moment fiel niemandem etwas auf, aber dann meldete sich Ronon, der die Gegend misstrauisch musterte.

    „John, sind wir hier schon mal drüber geflogen oder kommen wir aus einer anderen Richtung?“

    „Nein, eigentlich sollten wir schon mal hier gewesen sein, warum?“

    „Es sieht alles anders aus. Dort vorne gibt es plötzlich eine Art Lichtung, sehen Sie?“

    Jetzt, wo der Sateder in die Richtung wies, sahen es auch die anderen. Der Pflanzenteppich schien sich an einer Stelle zurückgezogen zu haben und gab den Blick auf einige Ruinen frei, die vorher nicht zu sehen gewesen waren. John pfiff durch die Zähne.

    „Na, was haben wir denn da?“

    „John, ich habe eine Messung. Ein Energie-Ausschlag. Er kommt von diesen Ruinen.“

    Rodney beugte sich aufgeregt vor und starrte durch die Scheibe.

    „Die sind eindeutig antikisch, soweit ich von hier erkennen kann. Es muss dort noch eine Energiequelle aktiv sein.“

    „Mir gefällt das gar nicht“, ließ sich Ronon wieder vernehmen. „Das war doch vorhin noch nicht da? Wie kann sich die Landschaft hier so schnell ändern?“

    „Vielleicht war der Stützpunkt durch so eine Art Hologramm geschützt? Könnte ja sein, dass irgendein Mechanismus den Jumper beim ersten Überflug erkannt und das Hologramm deaktiviert hat? Wäre doch möglich, oder, Rodney?“

    „Äh … ich denke … vielleicht … ja … ja, das wäre möglich.“

    So ganz überzeugt klang der Wissenschaftler jedoch nicht. Wenn er es im Kopf überschlug, hätte ein solches Hologramm, über eine so lange Zeit hinweg aufrechterhalten, einfach zu viel Energie verbraucht. Aber bevor er die Ruinen nicht untersucht hatte, wollte er keine genauen Angaben bezüglich dieser Theorie machen.

    Der Jumper näherte sich vorsichtig den baufälligen Gebäuden. Nun konnte man erkennen, dass sie noch immer von Pflanzen überwuchert waren. Davor gab es jedoch einen felsigen Bereich, der frei von Pflanzen war und auf dem Sheppard den Jumper nun landete.

    Dr. McKay sprang regelrecht aus seinem Sitz auf und hastete zur Heckklappe.

    „Nun machen Sie schon auf, John. Das ist höchst interessant. Wir müssen in die Ruinen. Hat jemand einen Eingang gesehen?“

    „Immer langsam, Rodney. Erst mal prüfen Sie ihre Ausrüstung. Keiner verlässt den Jumper ohne eine Waffe und entsprechende Vorsicht. Wir wissen nicht, was uns da erwartet.“

    Widerstrebend rückte der Wissenschaftler seine Weste gerade, prüfte, ob Taschenlampe, Notvorrat, Notfall-Kit und Waffe an Ort und Stelle waren und nickte schließlich.

    „Alles okay, alles dabei, alles verstaut. Können wir dann endlich?“

    Schmunzelnd öffnete der Pilot die Heckklappe und schickte mit einem Nicken Ronon voraus. McKay verdrehte genervt die Augen und folgte dem Sateder dann, ohne allerdings die wichtigsten Vorsichtsmassnahmen außer Acht zu lassen. Ebenso wie der großgewachsene Krieger sicherte er zunächst die Umgebung, bevor er den Jumper verließ. In all den Missionen, bei denen er nun schon dabei gewesen war, hatte er doch zumindest gelernt, dass Vorsicht besser war, als in unliebsame Situationen zu geraten.

    Draußen schien alles friedlich. Die Luft war warm, unangenehm dampfig und roch nach Erde und Fäulnis. Wie in einem Urwald eben. Ein Blick auf das Display seines Scanners zeigte Rodney, dass der Sauerstoffgehalt leicht höher als die Erdnorm war. Kein Wunder bei den vielen Pflanzen, die es hier gab. Die Sonne stand tief und war wohl eben erst aufgegangen. Es war still – fast zu still, wie Teyla plötzlich auffiel. Es gab keine Geräusche von Tieren, keine Vögel. Nur der Wind, der leise durch die Bäume strich und die Blätter ein wenig rascheln ließ, war zu hören.

    „Hört Ihr das auch?“, fragte sie.

    „Was denn? Ich höre nichts“, erwiderte McKay.

    „Ja, eben, das ist es ja. Keine Geräusche …“

    „Merkwürdig. Es scheint keine Tiere zu geben.“

    In dem Moment klatschte sich Rodney mit der flachen Hand an den Hals.

    „Doch – Insekten!“, fluchte er dabei.

    „Bei den vielen Pflanzen kein Wunder“, grinste John.

    Der Wissenschaftler wandte sich brummelnd ab und ging zu den Ruinen. Eingehend studierte er das Gemäuer, an dem Schlingpflanzen wucherten.

    „Hier scheint es eine Art Eingang zu geben, aber er ist völlig zugewachsen. Was sollen wir jetzt machen?“

    „Ich könnte den Eingang freischießen“, meldete sich Ronon und nahm seine Waffe in Anschlag.

    John gesellte sich zu McKay, der den dichten Pflanzenvorhang vorsichtig berührte, seine Hand aber mit einem Ruck wieder zurückzog. Als John ebenfall die Hand hob und sie den Pflanzen näherte, bewegten sie sich plötzlich. Sie schienen zur Seite zu weichen und einen Durchgang freimachen zu wollen. Überrascht trat er einen Schritt zurück und die Bewegung hörte auf.

    „Nein, lieber nicht“, meinte er dann. „Diese Pflanzen hier sind ziemlich merkwürdig. Vielleicht sollten wir erst einmal wieder nach Atlantis zurück und Verstärkung holen …“

    „An wen denken Sie? Doch nicht etwa diese Botanikerin?“

    Rodney starrte seinen Teamleiter entsetzt an.

    „Und warum nicht? Sie ist nun mal die kompetenteste von allen. Außerdem war sie schon mit auf Außenweltmissionen und kennt sich deshalb aus.“

    Noch einmal hob er die Hand und wieder fingen die Pflanzen an, zurückzuweichen. Entschlossen wandte er sich ab und ging zurück zum Jumper.

    „Na los, abrücken. Wir kehren zurück.“

    „A…aber … das ZPM … die Energie-Signatur … was …“

    „Wenn es wirklich ein ZPM dort drin gibt, ist es schon seit sehr langer Zeit hier. Da wird es auf ein paar Stunden mehr oder weniger nicht ankommen, Rodney. Ronon hat Recht, das hier ist alles ein wenig seltsam. Also holen wir uns Hilfe und kommen wieder, okay? Und nun bewegen Sie ihren Hintern in den Jumper.“

    Mit einem beleidigten Blick auf den Piloten stapfte der Wissenschaftler zurück und ließ sich dann auf den Sitz des Copiloten plumpsen.

    „So nahe dran … wir waren so nahe dran …“, murmelte er dabei.

    „Es sind doch nur ein paar Stunden, Rodney“, versetzte John. „Nun spielen Sie nicht die beleidigte Leberwurst. Und so schlimm ist Dr. Whitesands nun auch wieder nicht.“

    „Ha!“, war das Einzige, was dieser darauf zu sagen hatte.

    Ronon und Teyla blinzelten einander verschwörerisch zu. Es war immer wieder eine Quelle der Erheiterung, wenn Rodney sich mit der Botanikerin in die Haare bekam. Die beiden hatten sich vom ersten Tag an nicht ausstehen können und daran hatte sich bis heute nichts geändert.


    ***


    Colonel Samantha Carter wunderte sich, als nach nur knapp einer Stunde der Gatealarm ausgelöst wurde und Sergeant Chuck den IDC von Lieutenant Colonel Sheppard meldete. Sie befahl, den Schutzschild zu senken und beobachtete, wie der Jumper durch das Tor kam und sofort nach oben in Richtung Jumper-Bay schwebte. Sie aktivierte ihr Funkgerät.

    „Lieutenant Colonel Sheppard?“

    „Colonel Carter, es gab ein kleines Problem.“

    „Was für ein Problem? Wurde jemand verletzt?“

    „Nein, es ist eher eine Art technisches Problem. Wir werden uns gleich bei Ihnen melden.“

    „Also gut, dann in fünf Minuten im Besprechungsraum. Carter Ende.“

    „Verstanden. Ähm, Colonel, Sie sollten Dr. Whitesands zur Besprechung hinzu bitten. Sheppard Ende.“

    Sam schüttelte den Kopf. Was sollte die Botanikerin bei der Besprechung einer Mission, an der sie gar nicht teilgenommen hatte? Allerdings wusste sie, dass Sheppard eine solche Empfehlung oder Bitte nicht umsonst aussprach. Es musste etwas vorgefallen sein, das die Anwesenheit der Wissenschaftlerin erforderte.

    „Sergeant Chuck, bitten Sie Dr. Whitesands in den Besprechungsraum“, ordnete sie an und begab sich dann selbst dorthin.

    Es dauerte nicht lange, bis die Mitglieder des Außenwelt-Teams eintrafen. Einzig die Botanikerin ließ auf sich warten.

    „Möchten Sie schon einmal mit Ihrem Bericht anfangen, Lieutenant Colonel?“, fragte Sam, aber John winkte ab.

    „Es wäre besser, wenn Dr. Whitesands von Anfang an dabei ist. Sonst muss ich alles zweimal erzählen.“

    Er warf einen entschuldigenden Blick auf die Leiterin der Stadt, worauf diese nickte.

    „Also gut, warten wir noch.“

    John lächelte und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Es war typisch für die Chef-Botanikerin, dass sie die anderen warten ließ. Ihr war nichts wichtiger als ihre Forschung an den Pflanzen und wenn sie in einem ungünstigen Moment gerufen worden war, konnte es sein, dass sie noch eine ganze Weile warten würden. Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zurück zu dem Tag, als sie auf Atlantis angekommen war …

    ***

    Es war ein wunderschöner Morgen auf Atlantis. John pfiff fröhlich vor sich hin, als er sich von seinem Quartier in die Kantine begab. Er freute sich auf ein ausgiebiges Frühstück, bevor er seinen Dienst antreten musste. Heute war ein besonderer Tag, die Neuzugänge von der Erde würden eintreffen. Die Ankunft der Daedalus war für 0900 angekündigt, was ihm noch genügend Zeit ließ.
    Er belud ein Tablett mit einer Schale Cornflakes, zwei Brötchen, Butter, Marmelade, einem Glas Orangensaft und einer Tasse Kaffee und suchte sich einen Platz. An einem Tisch bemerkte er Dr. Rodney McKay und setzte sich zu ihm.

    „Guten Morgen, Rodney“, grüßte er höflich, bekam aber nur ein unwilliges Knurren zur Antwort. Der Wissenschaftler schlang abwesend sein Frühstück hinunter, während er auf seinem Tablett-Laptop herumtippte und seine Umwelt kaum wahrnahm.

    Kopfschüttelnd widmete John sich seinem Essen und beobachtete dabei McKay. Dessen Gesichtsausdruck wurde immer frustrierter, je länger er auf den Computer starrte. Plötzlich schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch und fluchte laut.

    „Verdammt, ich komme einfach nicht weiter!“

    „Rodney, Sie sind hier in der Kantine, nicht im Labor“, mahnte Sheppard amüsiert.

    „Was? Wie? Oh … ach ja … Entschuldigung“, schreckte McKay auf. „Ich hab Sie gar nicht bemerkt, John …“

    „Das ist offensichtlich. Noch mal: Guten Morgen, Rodney.“

    „Äh, ja, guten Morgen.“

    „Sollten Sie nicht erst mal in Ruhe frühstücken, bevor Sie sich wieder an die Arbeit machen? Es ist ungesund, neben dem Essen her zu arbeiten oder umgekehrt …“

    „Sie haben Recht, John. Entschuldigen Sie bitte, aber diese Sache hier macht mich noch wahnsinnig. Ich weiß genau, dass ich noch mehr Output aus dem ZPM holen kann, aber diese Berechnungen …“

    „Rodney – Frühstück …“

    „Äh, ja, okay …“

    „Heute kommen die Frischlinge an. Wollen Sie nicht dabei zusehen?“, fragte Sheppard, als der Wissenschaftler sich jetzt bewusst mit dem Essen beschäftigte.

    „Ach ja, richtig. Es sollen auch ein paar Wissenschaftler dabei sein, hab ich gehört. Könnte ganz interessant sein.“

    „Ja, weibliche Wissenschaftler …“ grinste John.

    Rodney verdrehte die Augen.

    „Oh ja, das war ja wieder so was von klar. Ist das Alles, was Sie interessiert?“

    „Hey, wir sind immerhin schon seit über drei Jahren hier, da kann es auf Dauer etwas eintönig werden. Ich bin auch nur ein Mann …“

    „Das bin ich auch, aber ich renne deshalb nicht gleich jedem Rockzipfel hinterher.“

    John grinste nur anzüglich und trank einen Schluck des vorzüglichen Kaffees.


    „Lieutenant Colonel Sheppard, bitte in den Gateraum. Lieutenant Colonel Sheppard …“

    Die Durchsage tönte blechern durch den Raum. Seufzend erhob sich der Soldat und trank den letzten Schluck aus der Tasse.

    „Mist, Caldwell ist wieder einmal zu früh dran. Nicht mal in Ruhe frühstücken kann man. Kommen Sie, Rodney?“

    „Ich komm gleich nach, gehen Sie schon mal vor“, nickte McKay und belegte sich noch ein weiteres Brötchen.
    Er war ja schließlich nicht dazu aufgefordert worden, im Gaterium zu erscheinen und konnte so in Ruhe zu Ende frühstücken. Allerdings hatte ihn nun ebenfalls die Neugier gepackt und er folgte John, sobald er den letzten Bissen in den Mund gesteckt hatte.

    Als er im Gaterium eintraf, stand Sheppard bereits neben Colonel Samantha Carter an der Brüstung des Kontrollraumes und sah hinab, wo sich gerade die typischen schimmernden Lichtsäulen verdichteten und zu Personen wurden, die sich gleich darauf staunend umsahen. Eine Gruppe von etwa 20 Personen war von der Daedalus hergebeamt worden. Die Frauen und Männer waren unterschiedlich gekleidet, man konnte Armee-Angehörige und Zivilpersonen sofort auseinander halten. Zudem nahmen die Einen Haltung an, als sie den militärischen Kommandanten bemerkten, während die Anderen neugierig ihre Blicke schweifen ließen und miteinander zu tuscheln begannen.

    „Ganz nette Mischung diesmal“, bemerkte John grinsend. Ihm fiel der verhältnismäßig hohe Anteil von Frauen sofort auf. Die Soldatinnen und Wissenschaftlerinnen machten mehr als die Hälfte der Neuankömmlinge aus. Aufmerksam schweifte sein Blick über die Frauen, in Gedanken sortierte er schon einmal von vornherein die Soldatinnen aus. Mit denen durfte er nichts anfangen, zudem war er ihr vorgesetzter Offizier. Es war also sinnlos, sich mit ihnen als weibliche Wesen zu befassen. Mit den übrigen Frauen sah es schon ganz anders aus. Es waren ein paar durchaus bemerkenswerte Exemplare darunter, bei denen es sich lohnen könnte, sie näher kennenzulernen.

    „Willkommen auf Atlantis“, begrüßte Colonel Carter die Gruppe. „Ich bin Colonel Samantha Carter, Leiterin dieser Expedition. Lieutenant Colonel John Sheppard hier ist der militärische Kommandant der Stadt.“

    John nickte den Leuten kurz zu und erwiderte knapp den militärischen Gruß der neuen Soldaten.

    „Ich hoffe, Sie werden sich bald einleben“, fuhr Sam fort. „Major Lorne wird Ihnen Ihre Quartiere zuweisen und Sie anschließend ein wenig herumführen. Sie sollen sich schließlich auf dem Weg zur Kantine oder zu den Labors nicht verlaufen. Heute Abend findet ein kleines Willkommensdinner statt, an dem Sie hoffentlich alle teilnehmen werden. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit. Sollten Sie Fragen oder Beschwerden haben, können Sie sich gerne an Major Lorne, Lieutenant Colonel Sheppard oder mich wenden.“

    Während Sams kleiner Rede war John eine Frau aufgefallen, die sich betont von den anderen fern hielt. Sie war unauffällig gekleidet, stach eigentlich in nichts aus der Gruppe hervor, außer in ihrer Zurückhaltung. Als sich Lorne nun vorstellte und zunächst den Militärs ihre Quartiere zuwies, huschte ein Ausdruck von Verachtung über ihr Gesicht. Sie maß die Soldaten mit einer Miene, die John stutzig werden ließ. Was tat die Frau auf einem solchen Stützpunkt, wenn sie das Militär nicht mochte? Hatte man sie unter falschen Voraussetzungen hierher gelockt? Wer war sie überhaupt und was war ihre Aufgabe? Er stupste Sam, die noch immer neben ihm stand und ebenfalls die Leute beobachtete, leicht mit dem Ellbogen an.

    „Carter, wer ist das?“, fragte er leise.

    „Wen meinen Sie, Sheppard?“

    „Na, die Dunkelhaarige dort, mit der schlabberigen schwarzen Hose und dem mindestens drei Nummern zu großen Shirt …“

    „Die Frau mit den kurzen Haaren, die sich so abseits hält? Das ist Dr. Lillian Whitesands, unsere neue Chef-Botanikerin. Lassen Sie sich nicht von ihrem Aussehen täuschen, sie ist hochintelligent und bestens qualifiziert.“

    „Oh, oh, was wird Katie dazu sagen?“, murmelte er.

    „Katie Brown hat um Versetzung zur Erde gebeten, John, wussten Sie das nicht? Sie gab private Gründe an.“

    McKay, der nahe genug stand, um das Gespräch zu verfolgen, biss sich auf die Lippen. Er wurde nicht gerne daran erinnert, dass er der jungen Frau berechtigte Hoffnungen gemacht hatte, nur um dann festzustellen, dass sie doch nicht die Richtige für ihn war. Diese Episode seines Lebens rief ihm nur seine Unzulänglichkeit in sozialen Dingen ins Gedächtnis, etwas, was er überhaupt nicht mochte. Es war vielleicht besser, wenn Katie zurück zur Erde ging …

    „Sie wird mit der Daedalus zurück reisen“, fuhr Sam fort. „Vorher hat sie noch Zeit, Dr. Whitesands ein wenig einzuarbeiten.“

    Nachdenklich folgte Johns Blick der jungen Frau, die ihren Rucksack und die Tasche aufgenommen hatte und den anderen Neuankömmlingen folgte. Sie hatte mit einem knappen Kopfschütteln die Hilfe eines der Soldaten ausgeschlagen und ihr Gepäck selbst genommen. Viele der anderen Frauen hatten hingegen gerne einen Teil ihres wesentlich umfangreicheren Gepäcks den hilfsbereiten Männern überlassen.

    „Eine merkwürdige Frau“, murmelte er.

    „Warten Sie doch erst mal ab, John. Sie ist schließlich gerade erst eingetroffen …“

    „Sie wissen doch etwas über Sie, Sam, geben Sie’s zu.“

    John sah die blonde Frau neben sich prüfend an. Er hatte ein untrügliches Gespür dafür, wenn ihm Informationen vorenthalten wurden. Und so viele gut aussehende Frauen er auch bei den neu Eingetroffenen entdeckt hatte, diese Wissenschaftlerin hatte etwas, was seine Neugier anstachelte.

    „Ich habe sie bereits im Stargate-Center getroffen. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass ich sie kenne, aber ich habe viel über sie gehört. Sie hat eine etwas – nun sagen wir mal, eigene Art, aber sie ist ganz in Ordnung. Man kann mit ihr auskommen …“

    „Aber?“, hakte John nach, der einen unausgesprochenen Zusatz witterte.

    „… solange man kein Mann ist.“

    Sam sah belustigt, wie diese Information in John arbeitete. Im Stargate-Center war die Abneigung der Wissenschaftlerin gegenüber Männern im Allgemeinen und Militärs im Besonderen schnell bekannt geworden. Sie machte keinen Hehl daraus und beherrschte es hervorragend, Männer dumm aussehen zu lassen, wenn man sie nicht in Ruhe ließ. Ihre scharfe Zunge war berüchtigt. Andererseits konnte sie aber auch mit Männern hervorragend zusammenarbeiten, solange man sie als Wissenschaftlerin und nicht als Frau behandelte. Viele Kollegen hatten ihre Arbeit gelobt und sich positiv über ihren Führungsstil geäußert. Dr. Whitesands war im Prinzip ein Widerspruch in sich selbst, aber das schien ihr nichts auszumachen. Sie lebte nach dem Motto, dass man sie nehmen müsse, wie sie eben nun mal war. Wer das nicht könne, sei des Aufwandes nicht wert.
    Als Sam nun den Lieutenant Colonel musterte, stellte sie insgeheim fest, dass der Stadt und ihren Bewohnern aller Wahrscheinlichkeit nach interessante Zeiten bevor stünden. Sollte er versuchen, sich an die Wissenschaftlerin heran zu machen, würde er sein blaues Wunder erleben. Einer Frau wie Lillian Whitesands war John bestimmt noch nicht begegnet.


    ***

    Ja, er hatte Sam damals angesehen, was sie gedacht hatte und er hatte sich auf die Herausforderung gefreut. Eigentlich war es ziemlich langweilig geworden, mit den Frauen auf Atlantis zu flirten, weil sie nur zu bereitwillig auf ihn eingingen. Manchmal hatte er das Gefühl, dass in der Stadt bereits Wetten darauf abgeschlossen wurden, welches weibliche Wesen denn nun als nächstes seinem Charme zum Opfer fiel. Da hatte Dr. Whitesands doch endlich einmal Abwechslung versprochen. Er hatte ja nicht ahnen können, wie falsch er damit lag.

    tbc
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  2. Danke sagten:


  3. #2
    Leitung: Forum Avatar von Redlum49
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    Standard

    „Das ist ja …“, entfuhr es Dr. McKay. „Alles ist grün! So etwas hab ich noch nie gesehen. Der ganze Kontinent … grün!“
    Nachdem Grün meine Lieblingsfarbe ist, mag ich den Kontinent jetzt schon
    Aber irgendwie hab ich so ein Gefühl, dass es dort nicht ganz ungefährlich ist
    Sie hat eine etwas – nun sagen wir mal, eigene Art
    Und auch dein OC scheint ziemlich interessant zu sein
    Da bin ich doch mal auf die kommenden Tage gespannt…

  4. #3
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Guten Morgen,

    die Zeit nehmen ich mir noch, bevor ein Höllentag anfängt...und ich sage schon mal, dass ich in der nächsten Woche wesentlich mehr unterwegs sein werde, als ich gedacht habe, also auch eher mal zum Danke-Button "greifen" werde.

    Ich mag Lilian...und da ich ein kleines bisschen mehr Hintergrundwissen zu ihrer Person habe, freue ich mich darauf zu sehen, wie sich die ersten Begegnungen zwischen Lilian und Atlantis und ihren Bewohnern abgespielt hat.

    Ronon und Teyla blinzelten einander verschwörerisch zu. Es war immer wieder eine Quelle der Erheiterung, wenn Rodney sich mit der Botanikerin in die Haare bekam. Die beiden hatten sich vom ersten Tag an nicht ausstehen können und daran hatte sich bis heute nichts geändert.
    ... da bin ich sehr gespannt drauf; zwei "Charakterköpfe" - die sich bestimmt das eine oder andere Duell liefern und ich vermute mal, das John das eine oder andere Mal den Schlichter wird spielen müssen....

    Ich bin sehr gespannt, in was für ein Abenteuer du sie schicken wirst.

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  5. #4
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Toller Einstieg. Ein unerforschter, scheinbar harmloser Planet mit viel Grün, seltsamen Pflanzen, aber ohne Tiere - bis auf die Insekten, natürlich.

    Mir gefällt, wie du Rodney hier darstellst. Es ist ja in der Serie tatsächlich so, dass er, wenn es um wissenschftliche Entdeckungen geht, oft alle Vorsicht vergisst und wirklich der erste ist, der losstürmt und dann auch eine ziemliche Ausdauer entwickelt. Ich bin gespannt, wie er mit Lillian klarkommt.
    Und Ronon will den Eingang zu dem Gemäuer freischießen - das passt zu ihm.

    Bei dem Titel frage ich mich natürlich, wer Beatrice und wer Benedikt ist . Oder gibt es da keine Parallelen?

  6. #5
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    „Mir gefällt das gar nicht“, ließ sich Ronon wieder vernehmen. „Das war doch vorhin noch nicht da? Wie kann sich die Landschaft hier so schnell ändern?“
    Ja, da hat er wohl Recht! Planeten, die zu zuvorkommen sind, in dem sie plötzlich Lichtungen, Ruinen und Energieanzeigen präsentieren und dann noch "Pflanzen" besitzen, die selbsttätig zur Seite weichen und den Eingang frei machen - - da würde ich auch lieber die Finger von lassen.

    Vielleicht würde ich lieber einen Xeno-Biologen als eine Botanikerin mit auf den Planeten nehmen, denn wenn die Pflanzen denken können...?

    Na, mal sehen, wie das neue Team dann aussieht.

  7. #6
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
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    Ein grüner Planet - eine Teammission, die allerdings sehr schnell wieder ihr vorläufiges Ende findet - ein neuer weiblicher Charakter (deren Name mir entfernt bekannt vorkommt ) und
    „Ganz nette Mischung diesmal“, bemerkte John grinsend. Ihm fiel der verhältnismäßig hohe Anteil von Frauen sofort auf.
    ein zum breiten Grinsen verleitender Sheppard.

    Ein schöner Einstieg, der mir definitiv Lust auf mehr macht.

    Da hatte Dr. Whitesands doch endlich einmal Abwechslung versprochen. Er hatte ja nicht ahnen können, wie falsch er damit lag.
    oO - Da bin ich ja mal gespannt, was dieser Satz noch so alles nach sich zieht.

    LG Liljana

  8. #7
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Guten Abend und vielen Dank an Am17, Avarra und Valdan für's Knöpfchen drücken.


    @Redlum49:
    Nachdem Grün meine Lieblingsfarbe ist, mag ich den Kontinent jetzt schon
    Freut mich, dass ich schon mal farblich Deinen Geschmack getroffen habe.

    @Valdan:
    ... zwei "Charakterköpfe" - die sich bestimmt das eine oder andere Duell liefern ...
    Ich denke doch, das eine oder andere "Duell" der beiden wird schon dabei sein ...

    @Sinaida: Freut mich, dass Dir der Einstieg gefällt.
    Bei dem Titel frage ich mich natürlich, wer Beatrice und wer Benedikt ist. Oder gibt es da keine Parallelen?
    Ob man nun Parallelen zu Shakespeare ziehen kann? Keine Ahnung - das überlasse ich Dir. Ich habe mir den Titel eigentlich aus anderen Gründen "ausgeliehen" ...

    @Antares:
    Vielleicht würde ich lieber einen Xeno-Biologen als eine Botanikerin mit auf den Planeten nehmen, denn wenn die Pflanzen denken können...?
    Tja, warum in diesem Fall die Xeno-Botanikerin die Richtige ist, wird sich im weiteren Verlauf noch herausstellen.

    @Liljana:
    ... und ein zum breiten Grinsen verleitender Sheppard.
    Ja, Sheppard hat sein Auge immer zuerst bei der holden Weiblichkeit. (Bei mir jedenfalls, nix für ungut an die McShepper )
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  9. #8
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Kapitel 2: Zweiter Versuch


    Endlich betrat Dr. Whitesands den Besprechungsraum und setzte sich, den tadelnden Blick Sams ignorierend, an den Tisch.

    „Oh, wie freundlich, dass Sie uns doch noch mit Ihrer Anwesenheit beehren“, schnappte McKay sogleich.

    Lillian sah ihn nur mit einem eisigen Blick an und ignorierte ihn anschließend.

    „Entschuldigung, ich musste zuerst eine Versuchsreihe abschließen, die ich nicht unterbrechen konnte“, wandte sie sich dann doch noch an die Leiterin der Stadt, die nur knapp nickte.

    „Also gut, da wir jetzt vollständig sind … Bitte berichten Sie, Lieutenant Colonel.“

    John setzte sich auf und begann, von ihrem Flug nach M8L-598 zu erzählen. Dr. Whitesands hörte zunächst gelangweilt zu, merkte aber auf, als der Pilot von dem mit Pflanzen bedeckten Kontinent sprach. Sie war versucht, ihn zu unterbrechen, um nach Einzelheiten zu fragen, aber aus Erfahrung wusste sie, dass sie da keine Informationen zu erwarten hatte. Dafür interessierten ihn solche Details zu wenig, also hielt sie sich zurück. Sie ahnte allerdings jetzt, weshalb sie zu dieser Besprechung hinzugezogen worden war. Vermutlich würde sie beim nächsten Flug zu diesem Planeten mit von der Partie sein, um sich selbst ein Bild von diesen Pflanzen machen zu können. Daher schaltete sie ab, als die Rede auf Energie-Signaturen und ZPMs kam. Rodney McKay verlor sich wie immer in diesem Thema und Lillian ließ ihre Gedanken schweifen, während sie den Wissenschaftler beobachtete, der Colonel Carter lebhaft von seiner Untersuchung berichtete. Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit ihm. Ihre Ankunft auf Atlantis und die Stunden danach waren ihr noch gut im Gedächtnis …

    ***

    Lillian betrachtete die Unterkunft, zu der dieser Major sie geführt hatte. Es war eine Einzelunterkunft, was sie sehr verwunderte, da sich viele ihrer neuen Kollegen ein Quartier teilen mussten. Auf ihre Frage hin hatte Lorne aber nur gemeint, dies stünde ihr in ihrer Position zu. Nun, wenn das so war, wollte sie sich nicht beschweren. Es wäre ihr auch nicht leicht gefallen, mit mehreren Leuten zusammen in einem Raum zu wohnen, zumal sie sich für ein ganzes Jahr in Atlantis verpflichtet hatte. Dass zu einer Einzelunterkunft auch eine kleine Nasszelle mit Dusche, WC und Waschbecken gehörte, ersparte es ihr zudem, die Gemeinschaftswaschräume benutzen zu müssen.

    Dankbar sank sie auf das schmale Bett und ließ die vergangenen Stunden noch einmal Revue passieren. Sie hatte schon lange vor der Ankunft ihr Gepäck beisammen gehabt, begierig, der Enge des Raumschiffs zu entkommen. Drei lange Wochen hatte sie es unter lauter Militärs aushalten müssen. Ohne gelegentliche Gespräche mit Kolleginnen wäre sie wohl verrückt geworden. Auf was hatte sie sich da nur eingelassen …

    Es hatte sich so unendlich verlockend angehört, was ihr da angeboten wurde. Eine andere Galaxie, völlig unbekannte Pflanzen, so viele Möglichkeiten. Eine Gelegenheit, sich ein wenig von ihrem Vater zu lösen. Sie liebte ihn, keine Frage, aber manchmal ging ihr seine Sorge um sie und die unauffällige Überwachung, von der er nicht ahnte, dass sie darüber Bescheid wusste, doch ein wenig auf den Keks. Sie war nun immerhin 33 Jahre alt, da sollte man doch meinen, dass man erwachsen genug war, um auf eigenen Füssen zu stehen. Er ließ ihr ja auch ihre Freiheit, aber immer hielt er irgendwie seine Hand über sie. Da kam das Angebot, nach Atlantis zu gehen, gerade richtig. Auch wenn er vielleicht vermochte, die Verbindung selbst über eine solche Entfernung nicht ganz abreißen zu lassen, so war sie hier doch weit genug entfernt, um nicht mehr in seinem direkten Einflussbereich zu sein.

    Als sie vom Raumschiff in den Gateraum gebeamt worden war, hatte sie das unangenehme Gefühl, das sie jedes Mal nach dem Beamen hatte, sofort vergessen, als sie sich umsah. Eine solche Architektur hatte sie noch nie zuvor gesehen. Alles wirkte so leicht, fast verspielt und doch funktionell, aufstrebend, erhaben. Es war wie ein Wunder, das Gestalt angenommen hatte. Während der kleinen Ansprache von Sam hatte sie die Menschen in ihrer Umgebung gemustert. So viele Militärs. Fast wie zu Hause im Stargate-Center. Dies hatte sie ein wenig enttäuscht, weil ihr der zivile Aspekt der Expedition mehrmals vor Augen gehalten worden war. Wahrscheinlich nur, um sie zu überreden, dachte sie. Das war typisch für Militärs, viel zu versprechen und die Hälfte zu verschweigen.
    Der Mann an der Seite der Leiterin war ihr aufgefallen. Diese hatte ihn als Kommandanten der Stadt vorgestellt, aber seinen Namen hatte Lillian schon wieder vergessen. Nicht jedoch sein Aussehen: Er war mittelgroß, schlank und muskulös. Sein schmales Gesicht wurde von einem ungebändigten dunklen Haarschopf gekrönt. Er strahlte große Selbstsicherheit und Führungskraft aus. Die Art Mann, die sie nicht ausstehen konnte. Sie hatte durchaus registriert, wie er die Frauen unter den Neuankömmlingen taxiert hatte. Dieser Mann war auf Frischfleisch-Suche. Nun, sollte er sich vergnügen, mit wem auch immer er wollte, aber nicht mit ihr! In ihrer Position dürfte sie wohl kaum mit ihm zu tun bekommen, es sei denn, er würde sie auf Expeditionen zu anderen Planeten begleiten. Dabei war er aber nur für ihre Sicherheit und die ihrer Kollegen zuständig und nicht mehr. Das würde sie ihm schon beizeiten klar machen.

    Mit einem Seufzen legte sie sich zurück. Sie hatte noch eine kleine Aufgabe zu erfüllen, bevor sie auspacken und ihren zukünftigen Arbeitsplatz in Augenschein nehmen konnte. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Ihr Geist griff hinaus in die unendliche Ferne, suchte seinen Weg zur Erde und traf auf einen anderen, wartenden.


    „Ich bin gut angekommen, Dad. Es ist alles in Ordnung“, dachte sie und schickte diese Botschaft auf den langen Weg. Sie spürte, wie der andere Geist mit einer dankbaren Zustimmung reagierte und zog sich wieder zurück. Das war sie ihrem Vater schuldig gewesen, wenn sie sich ihm schon so weit entzog. Er sollte sich um sie keine Sorgen machen.

    Sie packte ihre wenigen Sachen aus und räumte sie in Schrank und Kommode. Ein Bild, das sie selbst mit ihrem Vater und dem Großvater zeigte und das der einzige persönliche Gegenstand war, den sie mitgebracht hatte, stellt sie auf den Nachttisch. Die anderen Dinge, an denen sie hing, auch ihren geliebten Sportwagen, hatte sie bei ihrem Vater auf der Ranch untergestellt. Der Gedanke, dass ihr wunderschönes Porsche 911 Cabrio nun in einer Scheune stand, sorgfältig mit einer Plane abgedeckt, entlockte ihr ein wehmütiges Lächeln. Sie hatte den Wagen vor einigen Jahren bei einem Händler entdeckt, wie er in all seiner perlweiß glitzernden Pracht auf einen Käufer wartete, und sich sofort in das Fahrzeug verliebt. Zu ihrem Glück hatte sie genügend angespart gehabt, um eine Anzahlung zu leisten. Den Rest hatte ihr Vater vorgeschossen, als sie ihm den Wagen stolz vorgeführt hatte. Sie hatte ihm das Geld auf Heller und Pfennig mitsamt Zinsen zurückgezahlt, obwohl er nichts davon hatte hören wollen. Erst als sie ihm erklärt hatte, dass sie sonst niemals das Gefühl hätte, das Cabrio würde ganz ihr gehören, hatte er nachgegeben.

    Ein deutliches Magenknurren machte Lillian darauf aufmerksam, dass ihr Körper nach Nahrung verlangte. Dies war immer der Fall, wenn sie ihre Gabe benutzte. Anscheinend zog diese Art geistiger Arbeit viel Energie aus ihrem Körper, die anschließend wieder aufgefüllt werden musste. Hoffentlich hatte die Kantine einen guten Vorrat an Süßspeisen …

    Der Weg dorthin war ihr von dem eifrigen Major Lorne gezeigt worden. Die Erklärung war zwar ziemlich flüchtig gewesen, offensichtlich hatte der Major gehofft, dass sie ihn um Hilfe bitten müsste, aber sie hatte einen angeborenen guten Orientierungssinn und fand sich schnell zurecht. Ein wenig schadenfroh dachte sie, dass Lorne nun wahrscheinlich enttäuscht wäre, aber es gab ja noch genügend andere Frauen hier. Es war besser, den Männern gleich klar zu machen, woran sie bei ihr waren, das ersparte viel Zeit und Ärger.

    In der Kantine wimmelte es nur so von Leuten und Lillian fiel auf, dass es tatsächlich bereits Mittag war. Die Zeit war schneller vergangen, als sie gedacht hatte. Sie mochte solche Menschenansammlungen nicht, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit den Anderen vor der Essensausgabe anzustellen. Ihr Magen knurrte immer wieder vernehmlich. Endlich kam sie an die Reihe und entschied sich für Hackbraten mit Kartoffelbrei und Gemüse, als Nachspeise nahm sie sich den letzten großen Schoko-Muffin. Kaum hatte sie ihn auf ihrem Tablett, griff eine Hand wie aus dem Nichts nach der Süßigkeit.

    „Moment mal, das ist meiner!“, protestierte sie und schlug die vorwitzige Hand zur Seite.

    „Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass
    Sie, ein Neuankömmling, mir den letzten Muffin wegschnappen können?“, ertönte eine arrogante Stimme hinter ihr.

    „Und wer sind
    Sie, dass Sie glauben, mir den Muffin vom Tablett klauen zu dürfen?“, erwiderte sie im gleichen arroganten, nur wesentlich kälteren Tonfall und drehte sich um. Den etwas untersetzten Mann mit dem leicht schütteren Haar, der sie empört ansah, maß sie mit einem eisigen Blick. Natürlich wusste sie sofort, wen sie da vor sich hatte, aber sie war nicht gewillt, nachzugeben.

    „Wie bitte? Wollen Sie sagen, Sie wissen nicht, wer … aber …“

    „Woher sollte ich? Wie Sie soeben treffend bemerkt haben, bin ich neu auf Atlantis und Sie haben bisher nicht die Höflichkeit besessen, sich mir vorzustellen“, schob Lillian nach. Es machte ihr großen Spaß zu beobachten, wie der Mann langsam puterrot anlief und vor Empörung nach Luft schnappte. Oh ja, sie hatte sehr wohl schon von Dr. Rodney McKay, dem brillanten, aber schwierigen Wissenschaftler gehört. Nur schade, dass
    er nicht wusste, mit wem er sich angelegt hatte.

    „Nun mal halblang, Rodney“, mischte sich plötzlich der Soldat, den sie vorhin neben Colonel Carter bemerkt hatte, ein. „Sie hat Recht, es war sehr unhöflich, ihr den Muffin wegnehmen zu wollen, ohne sich zumindest vorzustellen.“

    Er grinste sie jungenhaft an. Meinte er tatsächlich, sie würde auf diese Masche hereinfallen? Kühl sah sie ihn mit einer erhobenen Augenbraue an. Mit einem Mal wirkte er nicht mehr so selbstsicher.

    „Ähm, ja, entschuldigen Sie, jetzt bin ich schon genauso unhöflich wie dieser ungehobelte Klotz hier. Sheppard, John Sheppard. Ich bin der Kommandant der Basis.“

    Lillian ignorierte die ausgestreckte Hand und nickte kaum merklich.

    „Dr. Lillian Whitesands, Chef-Botanikerin“, erwiderte sie kühl und wandte sich dann ab. Sie legte wirklich keinen gesteigerten Wert darauf, nähere Bekanntschaft mit diesem Mann zu schließen.

    Mit einem raschen Blick hatte sie einen freien Platz an einem Fenstertisch erspäht und beeilte sich, ihn zu ergattern, bevor noch jemand anderes auf diese Idee kam. Zufrieden aufseufzend setzte sie sich und machte sich über ihre Mahlzeit her. Sie hatte das Gefühl, seit Tagen nichts mehr zu sich genommen zu haben, obwohl ihr Frühstück auf der Daedalus erst wenige Stunden zurücklag.
    „Dumme Nebenwirkung!“, dachte sie und verschlang ihre Portion. Sie bemerkte gar nicht, dass sich ihr Tisch geleert hatte und die Plätze von anderen Personen besetzt wurden. Erst, als sie die Stimme von Lieutenant Colonel Sheppard vernahm, wurde ihr bewusst, dass dieser ihr zu ihrem Platz gefolgt war.

    „Das Essen scheint Ihnen ja sehr zu schmecken“, bemerkte er und lächelte ihr zu.

    Genervt verdrehte Lillian die Augen. Konnte dieser Mensch einen nicht in Ruhe lassen? Sie hatte überhaupt keine Lust auf Konversation und dumme Anmachsprüche und beschloss, ihn von vornherein auf seinen Platz zu verweisen.

    „Kann man hier nicht einmal in Ruhe essen?“, fuhr sie ihn an.

    „Aber sicher doch. Ich wollte nur höflich sein“, antwortete er pikiert. „Haben Sie sich schon ein wenig auf Atlantis umgesehen?“

    „Ich bin gerade mal ein paar Stunden hier. Was glauben Sie?“

    Von allen dämlichen Fragen, die Lillian in ihrem Leben schon gehört hatte, bekam diese eine eindeutige Spitzenposition. Für wie blöde hielt er sie eigentlich?

    „Okay, fragen wir mal ein wenig anders: Wie gefällt Ihnen Ihr Quartier?“

    Oh Mann, der ließ aber auch nicht locker.

    „Ist in Ordnung“, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen. Vielleicht brachte ihn ihre Unhöflichkeit ja dazu, sich wieder zu verziehen?
    Stattdessen kam nun ein weiterer Mann mit seinem Tablett an den Tisch. Oh nein, es war dieser nervige McKay. Wahrscheinlich wollte er ihr noch immer den Muffin abluchsen. Da fing er auch schon an:

    „Dr. Whitesands, Ihnen ist vielleicht nicht bewusst, wer ich bin. Dr. Rodney McKay, Chef-Wissenschaftler auf Atlantis und als solcher Ihr Vorgesetzter. Die Höflichkeit hätte es also geboten, den letzten Muffin …“

    „Moment mal, Dr. McKay“, unterbrach sie ihn rüde. „Sie sind mitnichten mein Vorgesetzter. Ich bin Chef-Botanikerin, falls Sie es vorhin nicht mitbekommen haben. Ihr Bereich ist der technische, meiner der botanische. Wir sind also allerhöchstens gleichgestellt.“

    Der Wissenschaftler starrte sie mit offenem Mund an. Anscheinend wagte es sonst niemand, ihm auf diese Weise Kontra zu geben. Es wurde wohl höchste Zeit, dass dies einmal jemand tat.

    „Tja, da hat sie wohl Recht, Rodney. Gewöhnen Sie sich lieber an den Gedanken, dass der Schoko-Muffin für Sie verloren ist“, feixte der Soldat. Es gab wohl doch noch jemanden, der sich nicht von dem aufgeblasenen Gehabe McKays beeindrucken ließ.

    Zufrieden wandte sich Lillian wieder ihrer Mahlzeit zu und ignorierte die beiden Männer. Sie nahm den Muffin in die Hand und biss demonstrativ und genüsslich hinein. Ein gequältes Aufstöhnen von McKay entlockte ihr fast ein Grinsen, das sie sich aber nach einem kurzen Blick auf Sheppard verkniff. Er beobachtete sie immer noch. Was sollte das denn? War sie etwa ein seltenes Tier im Zoo? Oder war es so, dass ihm bisher noch keine Frau widerstehen konnte? Nun, da hatte er ausgesprochenes Pech. Sie würde seinen Erfahrungshorizont in dieser Hinsicht gerne erweitern. Bisher hatte es noch kein Mann geschafft, sie von seinen Qualitäten zu überzeugen und auch er würde sich seine Finger an ihr verbrennen.

    Nachdem Lillian den Muffin vor McKays begehrlichen Blicken verspeist hatte, erhob sie sich und brachte ihr Tablett zurück. Sie ignorierte die beiden Männer dabei demonstrativ und hoffte, in Zukunft ihre Ruhe vor ihnen zu haben. Allerdings ahnte sie, dass McKay noch lange nicht das letzte Wort gesprochen hatte. Die Schmach mit der Nachspeise würde er nicht so einfach auf sich sitzen lassen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie seinen Anspruch, ihr Vorgesetzter zu sein, zurückgewiesen hatte. Auch der Soldat machte nicht den Eindruck, als würde er so schnell aufgeben. Nun, sie hatte ihre Methoden, mit aufdringlichen Männern fertig zu werden und würde diese auch notfalls anwenden, wenn es gar nicht anders ging.


    ***

    Ja, so lief damals ihr erstes Zusammentreffen mit McKay. Wie sie später erfahren hatte, war es ein ziemlich typisches Aufeinandertreffen gewesen. Und auch ihre Vermutung, dass es nicht das letzte Mal gewesen war, dass sie sich in die Haare geraten waren, hatte sich bestätigt. Offensichtlich konnte der Wissenschaftler nicht vertragen, dass es Menschen, insbesondere Frauen, gab, die auf ihrem Gebiet ebenso kompetent waren wie er auf seinem. Bei jeder Gelegenheit versuchte er, ihre Intelligenz infrage zu stellen, was ihm selbstverständlich nicht gelang. Lillian schmunzelte, als sie nun daran dachte. Colonel Carters Stimme riss sie jedoch aus ihren Gedanken.

    „Dr. Whitesands, Lieutenant Colonel Sheppard ist der Auffassung, dass Sie sich den Planeten einmal ansehen sollten.“

    „Ja, warum nicht?“, erwiderte sie mit einem Blick auf Sheppard, der sie fröhlich angrinste.

    „Das wäre mir, ehrlich gesagt, ganz recht. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber irgendetwas ist seltsam an diesen Gewächsen“, erklärte er.

    „Wie meinen Sie das? Es sind Pflanzen …“

    „Darüber bin ich mir nicht ganz im Klaren. Verstehen Sie, die Dinger sind vor mir zurückgewichen.“

    „Sie sind was? Das habe Sie sich sicher nur eingebildet.“

    Lillian setzte sich kerzengerade hin und starrte Sheppard verblüfft an.

    „Doch, doch, das hab ich auch gesehen“, mischte sich McKay ein. „Sheppard hat die Hand ausgestreckt und die Ranken bewegten sich zur Seite.“

    „Sehen Sie, Doc? Sogar Rodney hat es bemerkt“, bemerkte John zufrieden in einem herausfordernden Ton.

    „Nennen. Sie. Mich. Nicht. Doc!“, zischte Lillian wütend. Sheppard wusste doch, dass er sie mit diesem Spitznamen auf die Palme treiben konnte. Sein breites Grinsen zeigte ihr dann auch, dass ihre Reaktion genau das war, was er hatte erreichen wollen und sie atmete einmal tief durch, um ihre Beherrschung wieder zu erlangen. Dann sah sie in die Runde.

    „Also gut, wann brechen wir auf?“

    „In einer Stunde starten wir den zweiten Versuch. Suchen Sie alles zusammen, was sie für eine Außenweltmission brauchen, Do …“

    Der eisige Blick, den Lillian ihm warnend zuwarf, ließ John mitten im Wort abbrechen. Vielleicht war es besser, nicht zu übertreiben. Schließlich war man auf ihre Mitarbeit angewiesen.

    „In Ordnung, dann versuchen Sie es nochmal. Abflug in einer Stunde. Besprechung beendet. Wegtreten“, schloss Colonel Carter.

    Lillian verdrehte die Augen und erhob sich mit den Anderen. Diesen militärischen Termini konnte sie einfach nichts abgewinnen. Warum konnte Sam ihnen nicht einfach Glück wünschen und sie ganz normal verabschieden? Aber nein, sie war ja ebenfalls ein Militär, auch wenn sie jetzt die zivile Leitung der Stadt hatte. Daher konnte sie es wohl nicht lassen, in den militärischen Jargon zu verfallen. War wahrscheinlich eine alte Angewohnheit.
    Mit einem kleinen, leicht boshaften Grinsen winkte Lillian Sam zu und ging mit den Worten: „Na dann, bis später, Sam!“ den Anderen hinterher. Sie sah nicht, wie Colonel Carter lächelnd den Kopf schüttelte und ihr nach sah.

    Sam dachte nicht zum ersten Mal, dass sich Lillian eigentlich ganz gut in Atlantis eingelebt hatte. Selbst ihr Verhältnis zu John Sheppard hatte sich allmählich entspannt, auch wenn die beiden sich immer noch nicht ganz grün zu sein schienen. Sie erinnerte sich an ein Gespräch, das sie bald nach der Ankunft Lillians nach einer Besprechung mit Sheppard geführt hatte …

    ***

    „Ich werde aus dieser Frau einfach nicht schlau“, bemerkte John.

    „Sie ist anders, nicht wahr?“, lächelte Sam. „Keine dieser leicht zu beeindruckenden Frauen, die Sie mit ihrem Charme einwickeln können.“

    Verblüfft sah John sie an. Eine solche Bemerkung hatte er nicht erwartet.

    „Nun ja, John, ihr Verschleiß an weiblicher Gesellschaft ist fast schon legendär. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist Ihre Sache, mit wem Sie flirten oder auch mehr, aber ich denke, Dr. Whitesands ist immun gegenüber Ihren Versuchen. Es wäre wohl besser, ihre Ablehnung zu akzeptieren.“

    „Ich hatte ja bisher kaum Gelegenheit, mit ihr zu sprechen … Sie scheint sich absichtlich rar zu machen. Es ist wirklich erstaunlich, wie das in einer so kleinen Gemeinschaft möglich ist.“

    „Ich hatte schon mehrfach diese Gelegenheit, man muss nur wissen, wo man sie antreffen kann. Und nein, ich werde Ihnen jetzt nicht verraten, wo das ist.“

    John grinste und erhob sich.

    „Nun, wenn das so ist, muss ich es eben weiterhin auf meine Art versuchen. Ich muss zugeben, diese Frau interessiert mich wirklich.“

    Sam schüttelte den Kopf.

    „Sagen Sie nachher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, John. Ich will keinen Ärger in Atlantis und ich möchte weder eine brillante Wissenschaftlerin noch den Kommandanten der Stadt aus disziplinarischen Gründen verlieren.“

    „Keine Sorge, ich werde schon aufpassen“, versicherte John und verabschiedete sich.


    ***

    Sam hatte Lillian morgens beim Joggen getroffen und war mit ihr ins Gespräch gekommen. Sie hatten sich über alle möglichen Themen unterhalten und es hatte sich eingespielt, dass sie sich nun jeden Morgen trafen und auch anschließend an ihre Fitness-Runden zusammen frühstückten. Sam fand heraus, dass sie einige Interessen teilten und Lillian eigentlich eine ganz patente Frau war. Allerdings sprach sie kaum über ihr Privatleben und Sam fragte auch nicht danach. So hatte sich im Laufe der Wochen so etwas wie eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt.

    ***

    Genau eine Stunde später startete Jumper One erneut und flog mit Ziel M8L-598 durch das Stargate. Lillian staunte nicht schlecht, als auf dem Planeten die Kontinente sichtbar wurden. Der große Hauptkontinent war wieder in undurchdringliches Grün gehüllt.

    „Nanu, wo ist denn unser Landeplatz abgeblieben?“, murmelte John, als sie sich den Koordinaten näherten, bei denen sie wenige Stunden zuvor gelandet waren.

    Im Pflanzenteppich unter ihnen war keine Lücke erkennbar. Von den Ruinen war ebenfalls nichts zu sehen.

    „Sind wir hier überhaupt richtig?“, fragte Lillian.

    „Doch, doch, das sind die Koordinaten. Ich bekomme auch ein Signal von dieser Energie-Signatur, allerdings ziemlich schwach“, meldete sich Rodney.

    „Ich sagte doch schon, das ist unheimlich.“

    John warf einen Blick auf Ronon, dessen Stimme merkwürdig nervös geklungen hatte. Als er nun in dessen Augen sah, konnte er einen Anflug von – Angst? – erkennen.

    „Was ist, Ronon? Wissen Sie etwas über diesen Planeten, was Sie uns vielleicht mitteilen möchten? So kenne ich Sie gar nicht …“

    Ronon senkte den Blick, als ob er um Fassung ringen müsste. John zog daraufhin den Jumper nach oben und ging in einen hohen Orbit. Dann drehte er sich ganz um und sah den Sateder mit einem ernsten Blick an.

    „So, nun mal raus mit der Sprache. Sie wissen etwas, hab ich Recht?“

    „Ich … es ist mir erst wieder eingefallen, als wir zurückgekommen sind. Ich habe mal von einem Planeten reden hören, der sogar von den Wraith gemieden wird. Er soll völlig mit Pflanzen bewachsen sein. Diese Pflanzen … sie sollen … nun ja, lebendig sein.“

    „Natürlich sind Pflanzen lebendig!“, warf Dr. Whitesands ein. „Es sind genauso Lebewesen wie Sie und ich.“

    „Das ist es ja – Lebewesen wie wir. Diese Pflanzen sollen … über eine Art … Bewusstsein verfügen. Ich meine, so richtig, wie wir. Und sie sollen sich angeblich auch nicht wie typische Pflanzen verhalten. Hab ich gehört.“

    „Und sie denken, dies hier könnte der Planet sein?“

    „Wäre möglich, auch wenn er nicht völlig überwachsen ist. Aber ein wenig unheimlich ist er schon, das müssen Sie zugeben, John.“

    „Nun ja, wenn ich da an unseren Landeplatz und die Ruinen denke, muss ich Ihnen zustimmen. Ist denn wenigstens bekannt, warum dieser Planet, von dem sie haben reden hören, von den Wraith gemieden wird?“

    „Nein, nicht wirklich. Allerdings sollen die Pflanzen einen wirkungsvollen Abwehrmechanismus besitzen …“

    „Nun, dann sollten wir auf jeden Fall vorsichtig sein. Wenigstens haben wir jetzt eine Fachfrau dabei …“

    Mit diesen Worten grinste Sheppard Lillian an, drehte sich wieder um und begann einen erneuten Landeanflug auf den Kontinent. Und diesmal, wie auch bei ihrem ersten Besuch, waren plötzlich wieder der Landeplatz direkt vor den zerfallenden Gebäuden und diese selbst sichtbar.

    „Doch ein Hologramm?“, murmelte der Pilot, als er den Jumper an der gleichen Stelle wie schon zuvor landete.

    McKay schüttelte den Kopf. Nun war er sich sicher.

    „Dazu ist die Energie-Signatur zu schwach. Nein, ich glaube nicht, dass es ein Hologramm ist.“

    Wieder sicherten sie erst die Umgebung, als sie den Jumper verließen, bevor sie sich den Ruinen zuwandten. Auch diesmal bemerkten sie nichts außer dem Rascheln der Blätter im Wind und dem Sirren von Insekten. Inzwischen musste es auf diesem Planeten wohl um den Mittag herum sein und es war unangenehm heiß geworden. Die Luftfeuchtigkeit schien noch einmal angestiegen zu sein, obwohl Rodneys Scanner keine höheren Werte anzeigte. Wahrscheinlich kam es einem nur so vor.

    McKay eilte zielstrebig auf die zugewachsene Öffnung in der Wand des Gebäudes zu. Davor blieb er stehen.

    „John? Können Sie mir mal behilflich sein? Diese Ranken versperren immer noch den Weg.“

    Der Soldat sah sich um. Lillian war fasziniert in Richtung der Vegetation gegangen und kniete nun am Rand des Felsplateaus, auf dem der Jumper geparkt war. Mit einem atlantischen Scanner tastete sie die Pflanzen ab, die vor ihr am Boden wuchsen.

    „Doc …tor Whitesands, würden Sie bitte …“

    Sie sah auf, als sie den Fast-Versprecher Johns bemerkte. Er grinste sie jedoch nur an und deutete auf das Gebäude und den verzweifelt davon stehenden McKay. Seufzend stand sie auf und kam herüber.

    „Warum schieben Sie die Ranken nicht einfach zur Seite, Dr. McKay?“, wollte sie wissen, als sie den Wissenschaftler erreicht hatte.

    „Ähm, das … das ist nicht so einfach. Sie fühlen sich merkwürdig an.“

    „Was meinen Sie mit merkwürdig?“

    „Irgendwie … glitschig .. oder nein … hart … also, ich meine … irgendwie … lebendig“, stotterte der Wissenschaftler herum.

    Lillian schüttelte den Kopf. Warum war Rodney eigentlich immer so unbeholfen, wenn es nicht um sein Fachgebiet ging? Sie streckte die Hand aus, um die Ranken aus dem Weg zu schieben, aber diese rührten sich nicht um einen Millimeter. Dafür spürte sie jedoch ein merkwürdiges Summen, das direkt in ihrem Kopf zu entstehen schien. Als sie ihre Hand zurückzog, hörte auch das Summen auf.

    „Lieutenant Colonel, würden Sie bitte …?“

    John nickte, näherte sich den Pflanzen und streckte seine Hand nach ihnen aus. Sofort begannen diese, zurückzuweichen und einen Durchgang zu schaffen. Er warf einen triumphierenden Blick auf Lillian, die das Ganze staunend verfolgte. Sobald der Soldat seine Hand zurückzog, fielen die Ranken wieder zurück und es war, als wäre nichts geschehen.

    „So etwas hab ich noch nie gesehen. Es gibt auf der Erde zwar Pflanzen, deren Blätter sich bei Berührung zusammenrollen, aber das hier …“

    Lillian versuchte noch einmal, die Ranken zu bewegen, aber es gelang ihr auch dieses Mal nicht. Dagegen fühlte sie wieder das Summen, das sofort aufhörte, wenn sie den Kontakt zu den Pflanzen abbrach. Allmählich begann sie zu ahnen, was das sein könnte.

    „Also, was ist? Können wir jetzt reingehen oder was?“, quengelte McKay, der ungeduldig Lillians Versuch beobachtet hatte.

    „Einen Moment noch, Dr. McKay. Ich glaube, ich habe gerade etwas herausgefunden“, wurde er von Lillian aufgehalten. Wieder fasste sie nach den Ranken, aber diesmal konzentrierte sie sich auf das Gefühl in ihrem Kopf, streckte ihre geistigen Fühler aus und traf auf eine Präsenz. Eine neugierige, fragende Präsenz, die eindeutig unsicher war.

    „Das … das ist …“, murmelte sie.

    „Was? Was ist los, Dr. Whitesands?“, fragte Sheppard, der sie aufmerksam beobachtete. „Ist etwas mit den Pflanzen? Was haben Sie herausgefunden?“

    Lillian öffnete die Augen, die sie unwillkürlich geschlossen hatte, um sich besser konzentrieren zu können. Sie sah den Soldaten an.

    „Das würden Sie nie glauben …“ erwiderte sie und löste erneut den Kontakt.

    „Versuchen Sie’s“, forderte er sie auf.

    „Diese Pflanzen … sie haben ein Bewusstsein, wie Ronon gesagt hat. Ich habe noch nicht viel mitbekommen, aber es scheint so, als wäre es eine große Gemeinschaft oder ein Sammelbewusstsein, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist da etwas, eine Entität. Bisher ist sie nur neugierig und unsicher, aber ich hoffe, dass sie erkennt, dass wir in friedlicher Mission hier sind. Das sind wir doch, oder?“

    „Sicher sind wir das. Wir wollen ja nur nachsehen, ob wir hier ein ZPM finden …“

    „Wie … wie haben sie das herausgefunden? Ich meine … Sie haben doch gar nichts getan außer, sie zu berühren …“

    Rodneys Gesichtsausdruck ließ nichts von der vorhandenen Intelligenz ahnen. So fassungslos sah er ziemlich dumm aus, wie Lillian fand.

    „Das ist etwas, was Sie nicht verstehen würden. Es ist nicht wissenschaftlich belegbar, aber es existiert. Ich habe eine Gabe, die mir ermöglicht, mit anderen Wesen in Kontakt zu treten. Auch mit Menschen, aber ich muss mich dazu sehr konzentrieren … und keine Angst, Dr. McKay, es funktioniert nur bei Menschen, die ich mag …“

    Sie grinste den Wissenschaftler frech an, der prompt von fassungslos auf beleidigt wechselte.

    „Oh, ich habe keine Angst, dass sie das mit mir machen würden … ich glaube sowieso nicht, dass es funktioniert …“

    „Das ist mir klar. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein mit dem, was wir auf diesem Planeten tun. Wir sollten alles vermeiden, was dieses Wesen gegen uns aufbringen könnte.“

    „Ja, ja, schon gut“, winkte Rodney ab, der ihr offensichtlich gar nicht mehr zugehört hatte. „John, könnten Sie jetzt bitte diese Ranken …“

    „Also gut, gehen wir rein. Ronon, Sie bleiben hier und sichern die Umgebung. Und denken Sie daran, tun Sie nichts, um die Pflanzen zu verärgern …“

    „Ja, verstanden. Ich weiß zwar nicht warum, es sind doch nur Pflanzen, aber bitte …“

    „Okay, Teyla, Dr. Whitesands, Sie folgen uns.“

    Teyla nickte nur, während Lillian ihren Gedanken nachhing. Eine so mächtige Präsenz, wie sie vorhin gefühlt hatte, musste vorsichtig behandelt werden. Sie hoffte, noch einmal mit ihr in Verbindung treten zu können, aber dafür würde Sie Zeit benötigen, etwas, das sie im Moment nicht hatte.

    Lieutenant Colonel Sheppard streckte erneut seine Hand nach den Ranken aus und der Pflanzenvorhang teilte sich. Einer nach dem Anderen verschwand dahinter, er folgte als letzter. Kaum hatte er seine Hand sinken lassen, schloss sich der Vorhang und sperrte damit auch das Licht aus. Er schaltete die Lampe an seiner Waffe an und sah zufrieden, dass sein Team seinem Beispiel folgte. Sie befanden sich in einem kleinen leeren Raum, von dem ein Gang ins Innere des Gebäudes führte. Staub und Dreck lagen auf dem Boden und an den Wänden waren schwache Reste von Abbildungen zu erkennen. Die Luft war trocken und roch modrig, aber es war auch deutlich kühler als im Freien.

    „Dann mal los!“, befahl er und ging vorsichtig voraus. McKay, die Augen auf das Display seines Scanners gerichtet, folgte ihm, dann kam Lillian und Teyla bildete die Nachhut.

    tbc.
    Geändert von Zeson (24.07.2010 um 08:45 Uhr)
    "It is better to have loved and lost than never to have loved at all"

    Möge alles, was Ihr mir wünscht, tausendfach auf Euch zurückfallen.

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    Letzte Veröffentlichung: Eine Ergänzung für das Team [ARROW]


  10. #9

    Standard

    Gestern bin ich leider nicht zum Lesen gekommen, aber so habe ich das Vergnügen mit zwei Kapiteln auf einmal anfangen zu können.

    Der Planet mit seinen empathischen Pflanzen hört sich sehr spannend an, besonders dass sie nur auf John reagieren. Hat es etwas mit seinem Gen zu tun? Haben sie es schon erkannt, wie er noch in der Luft war und deswegen den Tempel frei geräumt?

    Mit Dr. Whitesands kann ich leider nicht wirklich viel anfangen. Aber das Problem habe ich oft mit neu eingeführten Charaktern. Mal schaun, wie es sich weiter entwickelt.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  11. #10
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    „Sie hat Recht, es war sehr unhöflich, ihr den Muffin wegnehmen zu wollen, ohne sich zumindest vorzustellen.“
    OK, wieder was gelernt… Erst vorstellen, dann den Muffin wegnehmen
    John nickte, näherte sich den Pflanzen und streckte seine Hand nach ihnen aus. Sofort begannen diese, zurückzuweichen und einen Durchgang zu schaffen.
    Ich tipp jetzt einfach mal, dass die Pflanzen auf ein natürliches Antikergen reagieren oder?
    „Das ist etwas, was Sie nicht verstehen würden. Es ist nicht wissenschaftlich belegbar, aber es existiert. Ich habe eine Gabe, die mir ermöglicht, mit anderen Wesen in Kontakt zu treten. Auch mit Menschen, aber ich muss mich dazu sehr konzentrieren
    Hmmm… ist Lilian vielleicht eine Jedi?

    Dann bin ich doch mal gespannt, was sie jetzt in dem Gedbäude vorfinden

  12. #11
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    So, jetzt bin ich endlich auch dazu gekommen zu lesen ... *gg* sorry, musste erst noch ein fuer mich wichtiges Projekt zum Abschluss bringen!

    Die Geschichte faengt auf jeden Fall spannend an. Dieser Planet und seine empathischen Pflanzen sind wirklich sltsam, um es mit Ronons Worten auszudruecken. Bin sehr gespannt, was das Team in diesen Ruinen nun findet ... und welche Gefahren auf sie lauern.

    Dein OC ist ja mal wirklich ne Marke ... Eine sehr eigenwillige Person, wie mir scheint. Das koennte wirklich noch interessant werden. Auch ihre Gabe ist bemerkenswert. Als sie das erste Mal mit ihrem Vater nach der Ankunft auf Atlantis Kontakt aufgenommen, habe ich erst mal recht verdutzt dagesessen ... *gg* aber du hast die Erklaerung dann sehr schoen mit einfliessen lassen.

    Auch die Erinnerungen der anderen an ihre erste Begegnung mit Lillian waren sehr aufschlussreich, um den Charakter naeher kennenzulernen. Auch die anderen Charaktere hast du prima getroffen ... nur bei Sheppard bin ich ein wenig am Zweifeln, wenn ich das so frei sagen darf ... Er ist mir ein wenig zu Casanova-haft ... *gg* aber das ist nur mein Empfinden.

    Auf jeden Fall freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung morgen!

  13. #12
    Second Lieutenant Avatar von Aker
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    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Er ist mir ein wenig zu Casanova-haft
    Hm, also das ist mir auch aufgefallen. Und ich hoffe noch auf eine Erklärung, warum Lilian so eine xtreme Abneigung gegen Männer und das Militär hat.

    Aber zur ff:

    Teil 1:
    Also von dem Planeten hat man ja noch nicht wirklich viel mitbekommen, aber das verspricht schon jetzt höchst interessant zu werden. Pflanzen die offensichtlich auf das Antiker-Gen reagieren, Ruinen, seltsame Stille – was will man mehr? Auf deinen OC bin ich ja gespannt. Bisher gab es eine Menge Andeutungen, die einige interessante Diskussionen erwarten lassen. Ich hoffe nur, der Rest des Teams kommt auch noch zum Zuge. Die gefallen mir bisher ziemlich gut (so z.B. Ronon mit seiner ganz eigenen Art, Zugänge zu öffnen ). Überhaupt vermittelt die ff so richtig schöne Atlantis-Stimmung.

    Teil 2:
    Der Mann an der Seite der Leiterin war ihr aufgefallen. Diese hatte ihn als Kommandanten der Stadt vorgestellt, aber seinen Namen hatte Lillian schon wieder vergessen. Nicht jedoch sein Aussehen: Er war mittelgroß, schlank und muskulös. Sein schmales Gesicht wurde von einem ungebändigten dunklen Haarschopf gekrönt. Er strahlte große Selbstsicherheit und Führungskraft aus.
    Und sie verliebte sich sofort in ihn … NEIN! Weit gefehlt:
    (I] Die Art Mann, die sie nicht ausstehen konnte.[/I]

    Und die ist Telepathin? Ooookay, das ist jetzt komisch.

    Das erste Zusammentreffen mit Rodney und John fällt ja auch schon mal recht heftig aus. Gibt ein paar witzige Szenen, wenn Rodney um seinen Muffin kämpft (Rodney und John sind überhaupt sehr amüsant zusammen), aber ich muss gestehen, ich finde sie da bisher eher extrem unsympathisch. Nun, Rodney hat auch mal so angefangen, also mal schauen…

    Und dann geht es endlich wieder auf den Planeten. Mmm, pflanzliche Intelligenz, toll. Bin gespannt, was sich nun dahinter verbirgt.

  14. #13
    Meister der Ungehudeltheit Avatar von Terraner
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    Zitat Zitat von Aker Beitrag anzeigen
    Hm, also das ist mir auch aufgefallen. Und ich hoffe noch auf eine Erklärung, warum Lilian so eine xtreme Abneigung gegen Männer und das Militär hat.
    Sie ist eine Lesbe! Aber vermutlich ist das zu kurz gedacht... vielleicht wurde sie von Männern enttäuscht, hat aufgrund ihres überfürsorglichen Vaters keine Lust auf sie oder es ist ein ganz anderer Grund...

    Zur Story: Das gute alte planetare Pflanzenbewusstsein hat nun also seinen Weg in den SGA-FF-Bereich gefunden. Interessant wird das ganze durch die recht eigenwillige Botanikerin und die Kabbeleien zwischen den Protagonisten. Ich bin gespannt darauf was sie in der Ruine finden und hoffe das du uns überrascht.
    ...jetzt neu: [SGA] Grüne Hölle

  15. #14
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Guten Abend und vielen Dank für's "Danke" an Aisling, Antares, Chayiana, Ingrun, Liljana, Mara Ann und Valdan.
    Danke auch für die lieben Reviews und die Vorschuss-Lorbeeren. Hoffentlich enttäusche ich Eure Erwartungen nicht ...

    @Aisling:
    Hat es etwas mit seinem Gen zu tun? Haben sie es schon erkannt, wie er noch in der Luft war und deswegen den Tempel frei geräumt?
    Auf die Entfernung können die Pflanzen das ATA-Gen nicht wahrnehmen. In der Nähe jedoch reagieren sie darauf ...

    @Redlum49:
    Hmmm… ist Lilian vielleicht eine Jedi?
    Aber, aber ... das hier ist doch kein Crossover ...

    @Chayiana:
    ... nur bei Sheppard bin ich ein wenig am Zweifeln, wenn ich das so frei sagen darf ... Er ist mir ein wenig zu Casanova-haft ...
    Ich gebe zu, er ist ein klein wenig übertrieben beschrieben - vielleicht habe ich da Lillians Eindruck von ihm übernommen?

    @Aker:
    Und die ist Telepathin? Ooookay, das ist jetzt komisch.
    Warum? Geübte Telepathen beherrschen es ganz prima, Barrieren gegen die Gedanken anderer Menschen aufzubauen - sonst würden sie durchdrehen (siehe den Film "Thoughtcrimes"). Sie hat überhaupt keinen Grund, den Gedanken der Menschen um sie herum nachzuspüren, das wäre auch sehr unhöflich.

    @Terraner:
    Sie ist eine Lesbe!
    Das wird sich noch herausstellen ...
    vielleicht wurde sie von Männern enttäuscht, hat aufgrund ihres überfürsorglichen Vaters keine Lust auf sie oder es ist ein ganz anderer Grund...
    Zu diesbezüglichen Vermutungen muss ich nun doch auf meine beiden anderen stories hinweisen, in denen sie mitspielt. Die Erklärung für ihre Abneigung ist dort enthalten, spielt aber für diese Geschichte hier keine große Rolle ...
    "It is better to have loved and lost than never to have loved at all"

    Möge alles, was Ihr mir wünscht, tausendfach auf Euch zurückfallen.

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  16. #15
    ASPI Avatar von Mara Ann
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    Klasse geschrieben, nur weiter so Mal schauen was die auf dem Paneten noch so erwartet, oder nur ein Aufhänger für Rückblicke?

    PS: Ich lach bei der Storry kaum mehr als über die FB, auch danke an die schreiber derrer.

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    Atlantis 2022 (Teil 1) Abgeschlossen
    Atlantis 2022 (Teil 2) Abgeschlossen
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    Atlantis 2022 (Teil 3)
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    Begegnungen Abgeschlossen
    - Drabbel
    Lasset die Welt
    - Stargate in den Mund gelegt:
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  17. #16
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    Klasse geschrieben, nur weiter so Mal schauen was die auf dem Paneten noch so erwartet, oder nur ein Aufhänger für Rückblicke?
    Nein, nicht nur Aufhänger. Aber ich musste ein wenig ausholen, um Lillian etwas genauer darzustellen. Die story soll ja auch ihre ersten Eindrücke von Atlantis beleuchten ...

    Danke für Dein Lob
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  18. #17
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    Kapitel 3: Entdeckungen



    Die Luft im Gang wurde immer stickiger, je weiter sie vordrangen. Der Staub, den sie vom Boden aufwirbelten, legte sich auf ihre Kleidung und behinderte Atem und Sicht. Lieutenant Colonel Sheppard band sich nach kurzer Zeit ein Tuch um die untere Gesichtshälfte und bedeutete seinem Team, dies ebenfalls zu tun. Auf diese Weise fiel das Atmen dann wieder etwas leichter.
    Nach etwa 10 Metern kamen sie an die erste Tür. Sie stand offen und führte in einen etwas größeren, aber ebenfalls leeren Raum. Auch hier befand sich nichts außer Staub und Schmutz. Sie passierten mehrere solcher Räume auf beiden Seiten des Korridors, bis sie auf eine verschlossene Tür stießen.

    „McKay?“

    Der Wissenschaftler untersuchte Tür und Rahmen und fand nach kurzer Zeit einen Öffnungsmechanismus, ähnlich dem, der auf Atlantis gebräuchlich war. Allerdings tat sich nichts, als er mit der Hand darüber strich.

    „Sheppard, versuchen Sie es doch mal“, meinte er und machte dem Soldaten Platz. Dieser fuhr mit der Hand über das Panel und mit einem Knirschen öffnete sich langsam der Durchgang.

    „Das Zeug hier ist wirklich ziemlich alt“, stellte er fest, als die Tür mit einem Ruck stecken blieb, nachdem sie erst zur Hälfte zurückgewichen war. Vorsichtig leuchtete er in das Innere des Raumes, der sich dahinter auftat und pfiff durch die Zähne.

    „Na also, hier haben wir doch endlich mal was.“

    Er zwängte sich durch die Öffnung und im Inneren des Raumes glomm Licht auf. Die Anderen, allen voran McKay, folgten ihm und sahen sich staunend um. Hier lag nur eine leichte Staubschicht auf den Tischen und Konsolen, die aussahen, als wären sie erst vor kurzem verlassen worden. Mit einem erleichterten Aufseufzen zogen sie sich die Tücher vom Gesicht und atmeten tief durch. Rodney hatte an einer Wand Symbole entdeckt und ging sogleich daran, sie zu entziffern.

    „John, könnten Sie mal hier herüber kommen? Ich brauche mehr Licht.“

    „Warum nehmen Sie nicht Ihre Lampe?“, neckte dieser, während er zu dem Wissenschaftler schlenderte.

    „Mit Ihrem Gen geht’s einfacher“, erwiderte Rodney beiläufig. Er war so sehr auf die Schrift konzentriert, dass ihm entging, wie sich die Konsolen einschalteten, als John daran vorbei kam.

    „Und, schon was rausgefunden?“

    „Ich bin noch dabei. So schnell geht das auch nicht. Das ist in einem seltsamen Dialekt geschrieben. Ich werde nicht ganz schlau aus dem, was hier steht. Ich meine, es ergibt nicht viel Sinn …“

    Sheppard sah den Wissenschaftler mit erhobenen Augenbrauen an. Hatte er gerade richtig gehört? McKay gab zu, aus etwas nicht schlau zu werden?

    „Hey, McKay, vielleicht kriegen Sie aus den Computern mehr raus?“, schlug er vor.

    „Computer? Oh … die Konsolen … sie haben sich aktiviert … warum sagen Sie das nicht gleich?“

    Er wandte sich von der Wand ab und ging zur nächstgelegenen Konsole. Es dauerte nicht lange und er hatte sich in seine Arbeit vertieft. Teyla und Lillian hatten sich währenddessen im Raum umgesehen. Lillian, die sich, seit sie auf Atlantis stationiert war, die Grundzüge antikischer Schrift angeeignet hatte, wurde auf ein Regal am hinteren Ende des Raumes aufmerksam. Es war in Abschnitte unterteilt, die jeweils beschriftet waren. Einige der Bezeichnungen kamen ihr vage bekannt vor. In den Fächern standen verschiedene Schalen und geschlossene Behälter, die Überreste von Pflanzen und Pflanzenteilen enthielten. Ohne etwas zu berühren, besah sie sich diese Gefäße genau.

    „Haben Sie etwas Interessantes gefunden?“, erkundigte sich Teyla, die ihr gefolgt war.

    „Ja, es sieht so aus. Wenn ich das hier richtig interpretiere, haben die Antiker mit den Pflanzen auf diesem Planeten experimentiert. Allerdings weiß ich nicht, welchen Zweck das hatte …“

    Teyla warf einen Blick auf die vertrockneten Überreste im Regal und hob dann die Schultern.

    „Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Sie sind hier die Botanikerin, ich verstehe nicht viel davon. Allerdings habe ich ein seltsames Gefühl, seit wir hier sind. Fast so, als seien Wraith in der Nähe. Aber ich kann keine wirkliche Wraith-Präsenz fühlen …“

    „Das ist schon merkwürdig.“

    „Ja, fast ein wenig unheimlich, wie Ronon schon sagte.“

    Lillian nickte. Auch ihr kam dieser Planet allmählich sehr seltsam vor. Diese merkwürdigen Pflanzen, die Entität, zu der sie fast Kontakt aufgenommen hatte …
    Die beiden Frauen gesellten sich zu den Männern, um zu sehen, ob Rodney schon etwas gefunden hatte.

    „Aha … hmm … also das …“, murmelte der Wissenschaftler vor ich hin, während er auf der Konsole herumtippte. Offensichtlich konnte er die Schrift, die auf dem Bildschirm erschien, besser entziffern als die an der Wand.

    „Rodney, was ist jetzt? Haben Sie was gefunden?“, fragte John ungeduldig.

    „Ja, ja, einen Moment noch. Das ist interessant, wirklich.“

    „Was denn, Rodney? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Eigentlich wollten wir doch nur sehen, ob es ein ZPM gibt, das wir mitnehmen können …“

    „Ich … ja, es gibt eines … aber …“

    Seine Stimme verlor sich wieder, da sich der Wissenschaftler erneut auf die Symbole auf dem Bildschirm konzentrierte.

    „Rod-ney …“

    Johns Ungeduld war nun beinahe mit Händen greifbar.

    „Diese Datenbank … ich muss erst versuchen, die Daten zu retten. Das ist unfassbar … sie haben mit DNA experimentiert … es könnte wichtig sein …“

    „Dann sichern Sie die Daten und anschließend holen wir das ZPM.“

    „Das ist nicht so einfach. Es ist eine ziemlich große Datenmenge. Ich brauche dafür meinen Laptop und eine Menge Speichersticks …“

    „So, wie ich Sie kenne, haben sie das doch alles dabei, oder?“

    „Ja, aber im Jumper. Ich muss nochmal da raus und die Sachen holen …“

    Sheppard maß McKay mit einem schiefen Blick. Der Wissenschaftler sagte nichts, doch in seinem Blick glomm Unsicherheit. Offensichtlich war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, wieder hinaus ins Freie zu gehen.

    „Also gut, wir beide gehen zum Jumper. Teyla, Sie bleiben mit Dr. Whitesands hier, in diesem Raum. Keine weiteren Untersuchungen, verstanden?“

    „Ja, verstanden John. Wir warten hier.“

    „Und nichts berühren. Wer weiß, was Sie sonst auslösen könnten“, setzte McKay hinzu, bevor er sich abwandte.

    Der Weg zurück zum Ausgang kam ihnen kürzer vor, was vermutlich daran lag, dass sie sich schneller vorwärts bewegten. Nun wussten sie ja, dass sich in den Räumen zu beiden Seiten des Korridors nichts befand. Auch beim Verlassen des Gebäudes reagierten die Pflanzen nur auf Sheppard, wobei es ihm allerdings so vorkam, als würden sie sich zögerlicher zur Seite bewegen. Die Hitze und die Helligkeit trafen die beiden Männer wie ein Schlag und sie blieben erst einmal stehen, um sich wieder daran zu gewöhnen. Ronon stand sichernd neben dem Jumper und fuhr herum, als die beiden Männer das Gebäude verließen.

    „Oh Mann, ist das heiß. Hier würde ich nicht wohnen wollen“, murmelte McKay, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und zum Jumper eilte.

    „Irgend etwas Ungewöhnliches vorgefallen?“, fragte John lapidar. Er war sich sicher, dass es keine Besonderheiten gegeben hatte.

    „Nein, nicht wirklich“, antwortete der Sateder auch prompt. „Es kommt mir aber so vor, als wäre unsere Lichtung ein wenig kleiner geworden.“

    Sheppard stutzte und sah sich genauer um. Tatsächlich schien es so, als sei der Pflanzenteppich näher gekommen. Aber das konnte ja wohl kaum sein, oder? Jetzt bedauerte er, dass er Lillian zurückgelassen hatte. Sie hätte am ehesten etwas zu diesem Phänomen sagen können.

    „Seien Sie vorsichtig und verschanzen Sie sich im Notfall im Jumper, Ronon. Das sind keine gewöhnlichen Pflanzen.“

    Der Krieger nickte und beobachtete aufmerksam die Umgebung. McKay, der mit einer weiteren Tasche bepackt wieder zu Ihnen stieß, drängte darauf, wieder zu dem Computerraum zu kommen und John öffnete den Durchgang, nicht ohne einen kritischen Blick zurück auf die Pflanzen.

    ~~~

    Als die beiden Männer den Raum verlassen hatten, schlenderte Lillian zu einer weiteren Konsole. Neugierig strich sie mit der Hand über die im Tisch eingelassene Tastatur. Plötzlich flammte der Bildschirm auf und eine Reihe von Symbolen flackerte darüber.

    „Was haben Sie gemacht?“, fragte Teyla erstaunt.

    „Eigentlich gar nichts“, erwiderte Lillian, die ebenso verblüfft war. „Ich habe nur die Tastatur berührt …“

    Sie betrachtete die Schrift genauer und fing an, die Sprache zu entziffern. Als sie erkannte, dass hier von den Pflanzen die Rede war, vertiefte sie sich in die Aufzeichnungen und hatte ihre Umwelt bald vergessen. Sie war auf einen Bericht über die Experimente gestoßen, die in diesem Außenposten gemacht worden waren. Diese Versuche waren so weitreichend und gefährlich gewesen, dass man sie nicht auf Atlantis hatte durchführen wollen. Je weiter sie las, umso aufgeregter wurde sie.

    Lillian hatte sich so sehr in die Aufzeichnungen vertieft, dass sie die Rückkehr der beiden Männer gar nicht mitbekam. Erst als McKay sich auf sie stürzte, wurde es ihr bewusst.

    „Was tun Sie da? Ich sagte doch, nichts anfassen!“, schrie er sie an und versuchte dabei, sie von der Konsole weg zu schubsen. Automatisch ging Lillian in Abwehrstellung.

    „Hey, nun mal langsam!“, protestierte sie. „Die ging von ganz allein an.“

    „Ja, ja, das können Sie ihrer Großmutter erzählen.“

    „Es stimmt, Rodney, sie ist nur leicht über die Tastatur gefahren“, mischte sich Teyla ein.

    Der Wissenschaftler, der sich angesichts der drohenden Haltung Lillians sofort wieder von ihr zurückgezogen hatte, schnaubte verächtlich.

    „Ist ja klar, dass Frauen zusammenhalten müssen. Und nun mal Klartext: Was haben Sie gemacht? So ein Bildschirm geht nicht von alleine an und zeigt schon gleich gar nicht irgendwelche Berichte, ohne dass man sie abruft. Also?“

    „Ich bin hier vorbeigegangen und habe leicht die Tastatur berührt, sonst nichts“, versetzte Lillian, die nun langsam ebenfalls wütend wurde. Sie verstand ja selbst nicht, warum das Gerät so reagiert hatte. Warum wollte Rodney ihr das nicht glauben?

    John Sheppard hatte sich den Streithähnen genähert und warf der Botanikerin einen nachdenklichen Blick zu. Seiner Erfahrung nach taten Antikergeräte so etwas nur bei Menschen, die ein starkes ATA-Gen besaßen, so wie er. Lillian behauptete aber immer standhaft, sie hätte es nicht und auch die Ärzte bestätigten ihr das. Hatte sie etwa Dr. Keller bestochen, ein vorhandenes Gen zu vertuschen? Zutrauen würde er es den beiden Frauen durchaus. Andererseits … es hätten sehr viele Doktoren bestochen werden müssen, da diese Untersuchungen bereits im Stargate-Center ihren Anfang nahmen, meist, ohne dass die Betroffenen davon unterrichtet wurden. Erst, wenn ein Vorhandensein des Gens bestätigt wurde, weihte man die Untersuchten ein. Und so, wie Lillian gerade auf Rodneys Anschuldigungen reagiert hatte, war sie sich sicher, kein ATA-Gen zu besitzen, oder doch zumindest nicht in einem solchen Ausmaß.

    „Rodney, nun kriegen Sie sich mal wieder ein“, meinte er beruhigend. „Dr. Whitesands hat bestimmt nicht mit Absicht irgendetwas hier ausgelöst. Vielleicht ist diese Konsole nur angesprungen, weil Sie an der anderen gearbeitet haben?“

    „Sie ist aber erst angegangen, nachdem wir …“

    „Ja, Rodney, das weiß ich auch. Aber ich denke, dieses Rätsel werden wir jetzt nicht lösen können. Wollten Sie nicht die Datenbank sichern? Ich habe das Gefühl, wir sollten uns nicht mehr allzu lange hier aufhalten.“

    „Was? Wie? Ach so, ja, Sie haben Recht. Die Daten. Das ist jetzt natürlich wichtiger.“

    Mit diesen Worten begab sich der Wissenschaftler wieder an die erste Konsole und suchte eine Schnittstelle, an die er seinen Laptop anschließen konnte. Wie immer fand er auch bald heraus, wie er vorzugehen hatte und begann damit, die Daten, die er gefunden hatte, zu überspielen.

    „Das hier wird eine ganze Weile dauern, John. Warum gehen Sie nicht und untersuchen so lange ein paar von den anderen Räumen? Und falls Sie das ZPM finden: Lassen Sie es, wo es ist. Bevor ich hier nicht fertig bin, dürfen wir es nicht entfernen.“

    „In Ordnung, Rodney. Sind Sie sicher, dass Sie hier alleine zurecht kommen? Oder soll Teyla …“

    „Nein, nein, gehen Sie ruhig. Ich kann besser arbeiten, wenn mich niemand stört …“

    Mit diesen Worten vertiefte er sich in seine Arbeit und John, der aus Erfahrung wusste, dass mit Rodney nicht mehr vernünftig zu reden war, bevor er sie nicht beendet hatte, winkte den beiden Frauen mit einer Kopfbewegung zu.

    „Gehen wir und lassen wir ihn werkeln. Er wird uns schon Bescheid sagen, wenn er soweit ist.“

    Teyla nickte und ging zur Tür. Auch Lillian folgte den beiden, da sie diesen Übereifer bei Rodney ebenfalls bereits kennengelernt hatte und wusste, dass John Recht hatte. Außerdem erinnerte es sie an ihre eigene Arbeitsweise. Sie selbst konnte auch ihre Umwelt völlig vergessen, wenn sie an einer interessanten Sache dran war. Es war nur bedauerlich, dass sie sich nicht noch länger mit den Berichten, die sie gefunden hatte, beschäftigen konnte. Allerdings hoffte sie, dass McKay auch diese Aufzeichnungen überspielen würde, dann könnte sie in Atlantis weiter damit arbeiten.

    Im Gang mussten sie wieder die Tücher umbinden, da der Staub noch immer stark aufgewirbelt war. John ging weiter in das Gebäude hinein und sicherte bei jeder Tür sorgfältig. Sie kamen jedoch wieder nur an geöffneten Türen zu weiteren unterschiedlich großen leeren Räumen vorbei. An einer Abzweigung entschied sich Sheppard dafür, nach rechts zu gehen. Der Gang endete jedoch nach einigen Metern an einem leeren Saal. Er hatte große Fenster, die in ihrer Machart an die in Atlantis erinnerten, aber von außen so zugewuchert waren, dass kaum ein Lichtstrahl hereinfiel. Ansonsten war er ebenso leer wie die anderen offenen Räume. Sie kehrten um und folgten der anderen Abzweigung, die an einer geschlossenen Tür endete. John suchte den Öffnungsmechanismus, fand ihn und fuhr mit der Hand darüber. Das Panel leuchtete kurz auf und ein leichter Ruck ging durch die Türflügel, doch das blieb alles. Er versuchte es noch einmal und diesmal öffnete sich ein schmaler Spalt.

    „Sieht so aus, als ob diese Tür noch stärker beschädigt ist als die zum Computerraum“, stellte er fest.

    „Ach, wirklich?“, konnte sich Lillian einen sarkastischen Seitenhieb nicht verkneifen.

    John leuchtete ihr voll ins Gesicht.

    „Ja, wirklich!“

    Lillian riss den linken Arm hoch, um ihre Augen vor dem grellen Licht zu schützen.

    „Nehmen Sie das Licht da weg, John!“, entfuhr es ihr.

    „Wie war das, Doc?“

    Er konnte sehen, wie es in der Botanikerin zu brodeln anfing.

    „BITTE nehmen Sie das Licht runter, LIEUTENANT COLONEL!“, sagte sie mit überdeutlicher Aussprache. Teyla trat mit einem raschen Schritt neben sie und legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm.

    Er richtete den Lichtkegel wieder auf die Tür und hörte dabei, wie sie schwer aus- und einatmete. Es musste sie ein großes Maß an Selbstbeherrschung kosten, sich nicht einfach auf ihn zu stürzen. Sie hätte durchaus eine Chance gegen ihn gehabt, das wusste er. Ihm machte es aber zu großen Spaß, sich mit ihr zu kabbeln und sie auf die Palme zu bringen, als dass er hier hätte Vorsicht walten lassen. Es war fast wie mit McKay, mit dem Unterschied, dass Lillian auch handgreiflich werden konnte, wenn sie sich zu sehr angegriffen fühlte. Besonders auf Berührungen jeglicher Art durch einen Mann reagierte sie teilweise unangemessen heftig. Aber wenn man dies wusste …

    „Okay, irgendwelche Vorschläge?“, fragte er und musterte den Türspalt. Ein weiterer Versuch am Panel erbrachte nur einen leichten Ruck und ein Geräusch, das sich fast wie ein Ächzen anhörte.

    „Wir sollten etwas suchen, mit dem wir die Tür aufstemmen können“, meinte Teyla. „Immerhin haben wir schon einen Spalt, an dem wir ansetzen können.“

    „Ich glaube, ich habe in einem der Räume eine Stange liegen sehen. Vielleicht können wir damit …“

    Lillian ergriff die Gelegenheit, für einen Augenblick aus der Nähe des Colonels zu kommen und machte sich auf den Weg zu dem besagten Raum. Kurz darauf kam sie mit einer kurzen Metallstange zurück. Sie passte gerade in den Spalt und John fing an, ihn weiter aufzuhebeln.

    „Jetzt wäre Ronon ganz hilfreich …“, stöhnte er, als sich die Türhälften nur Millimeterweise bewegten. Er nahm das Tuch ab und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn, was einige Schmutzstreifen hinterließ.

    „Sollen wir ihn holen?“, fragte die Athosianerin.

    „Schon vergessen? Durch den Pflanzenvorgang kommen wir nur, wenn ich dabei bin“, erinnerte er sie und schob das schmutzige Tuch in die Tasche.

    Gedankenverloren stützte sich Lillian auf dem Panel ab und zuckte überrascht zurück. Sie hatte ein ähnlich prickelndes Summen verspürt wie bei den Pflanzen.

    „Moment mal, Sheppard, lassen Sie mich mal was versuchen.“

    Er hielt in seinen Bemühungen inne und sah sie neugierig an. Lillian legte erneut die Hand auf das Panel und konzentrierte sich. Sie nahm Kontakt zu einer Präsenz auf, die sich als künstliche Intelligenz herausstellte. Die KI verfügte über nicht mehr allzu große Energiereserven, aber Lillian bat sie, die Tür zu diesem Raum zu öffnen, was dann auch mit einiger Mühe geschah. Langsam und ruckelnd schoben sich die Türhälften auseinander und Lillian bedankte sich und löste den Kontakt.

    „Was war das denn?“, fragte John verblüfft.

    „Diese Anlage besitzt eine KI, die den Komplex überwacht. Sie reagiert normalerweise auf das ATA-Gen, aber sie ist schwach. Ich konnte über dieses Panel mit ihr in Verbindung treten …“

    „Aber wenn Sie sagen, sie reagiert auf das Gen, dann … wie konnten Sie …“

    „Meine Gabe, schon vergessen? Offensichtlich funktioniert sie auch bei künstlicher Intelligenz, sofern eine Schnittstelle vorhanden ist, die ich nutzen kann. Das ist auch für mich eine neue Erfahrung.“

    Der Lieutenant Colonel starrte sie mit großen Augen an, dann verzog sich sein erstauntes Gesicht allmählich zu einem spitzbübischen Grinsen.

    „Sie sollten mal versuchen, Atlantis zu kontaktieren. Das könnte durchaus interessant werden …“

    „Hmm“, meinte Lillian und tat so, als würde sie diesen Vorschlag tatsächlich in Erwägung ziehen, „ich denke, das wäre dann eine Nummer zu groß für mich.“

    Sie lachte über Johns verblüfften Gesichtsausdruck auf ihre Erwiderung und auch Teyla schmunzelte.

    „Sie würden doch nicht wirklich …?“

    „Nein, Sheppard, ganz gewiss nicht. Atlantis wäre wirklich zu viel für mich.“

    Kopfschüttelnd wandte sich John von den Frauen ab und dem Raum zu, der hinter der Tür lag. Er tat einen Schritt hinein und, wie üblich, begannen die Lichter darin zu leuchten. Sie beschienen einen nahezu leeren Raum, dem die Zeit, ebenso wie dem Raum mit den Konsolen, nicht viel angetan zu haben schien. In der Mitte des Raumes befand sich ein Sockel, dessen Machart John und Teyla von Atlantis her bekannt war. Sie hatten die Energiezentrale des Komplexes gefunden.


    tbc.
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  19. Danke sagten:


  20. #18
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
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    Eigentlich wollte ich ins Bett gehen, aber jetzt bin ich doch noch bei deiner Lillian hängengeblieben.

    Na ich muss sagen, das geht ja recht spannend weiter.

    John öffnete den Durchgang, nicht ohne einen kritischen Blick zurück auf die Pflanzen.
    Diese Pflanzen - irgendwie sind mir die auch sehr suspekt. Bin ja gespannt, ob da noch irgendwas nachkommt. Es formt sich gerade das Bild in meinem Kopf, wie diese Dinger wild um sich schlagen und versuchen, das Team zu umschlingen.

    „Ist ja klar, dass Frauen zusammenhalten müssen.
    Aber natürlich Rodney - das ist doch klar wie Kloßbrühe

    @Kris: Tolle Zeichnung, so markante Augen - die beherrschen das ganze Gesicht.

  21. #19
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Hallo Zeson,

    mir gefällt gut, was ich bisher gelesen habe.

    Das ganze Drumherum ist mysteriös und ich bin sehr gespannt, was noch so alles passieren wird.

    Die Pflanzen und auch die Anlage scheinen ja einen sehr eigenen Willen zu haben, und die Bemerkung von Teyla
    Allerdings habe ich ein seltsames Gefühl, seit wir hier sind. Fast so, als seien Wraith in der Nähe. Aber ich kann keine wirkliche Wraith-Präsenz fühlen …“
    ...läßt mich arg schaudern. Das hört sich nach einem absolut fehlgeschlagenen Antiker-Experiment an....

    Ich freue mich auf die Fortsetzung.

    LG Val

    @ Kris: Wow - jetzt hast du Lilian ein Gesicht gegeben. Tolle Zeichnung!
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  22. #20
    Leitung: Forum Avatar von Redlum49
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    Standard

    Sie hatten die Energiezentrale des Komplexes gefunden.
    Dann ist das ZPM bestimmt auch nicht mehr weit
    Allerdings frag ich mich, ob es klug ist, sich andauernd in mehrere Gruppen zu trennen, besonders wenn Sheppard sich als einziger wirklich frei bewegen kann…
    Naja, die nächsten Kapitel werden es zeigen

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