Titel: Two Years (Directors Cut)
Autor: DancingStar
Rating: NC 17 (?)
Inhalt: Jack und Sam stürzen auf einem fremden Planeten ab und gehen dort miteinander angeln. Erst nach zwei Jahren werden sie von ihren Freunden gefunden...
Pairing: Sam/ Jack
Spoiler: beginnt nach Gipfeltreffen, mit Wink auf Nemesis
Staffel: 4
Type: Romance
Kurzanmerkung: Ich liebe Bollywood und möchte anmerken, dass ich die Rolle der Sylenna der bezaubernden Rani Mukherjee auf den Leib geschrieben habe. Der Titel, ja gut, die Story heißt so, weil ich mich an den Produzenten für „O´Neill und Laira“ rächen will. Schlimme Folge, war das.
„Ich glaube, er wacht auf...“, hörte Jack O´Neill in weiter Entfernung eine raue Stimme sagen, „Schatz, kommst du bitte...“ Dieses Mal klang die Stimme, wie in einem großen leeren Raum.
„Tatsächlich“, eine neue, hellere Stimme.
Dann spürte er, wie sein rechtes Augenlid nach oben gezogen wurde und er in ein Licht blickte. Das Licht verschwand und alles was blieb, war ein hübsches, junges Frauengesicht. Die Frau hatte dunkle Haut und ihre Augen waren mit schwarzer Schminke umrahmt.
„Guten Tag“, sagte sie, „Endlich sind Sie aufgewacht. Wir dachten schon, Sie kommen gar nicht mehr zu sich.“
„Sind Sie Ärztin?“, fragte Jack und die Frau schüttelte mit dem Kopf.
„Nein“, sagte sie und lächelte, „Eigentlich bin ich Tierärztin.“
Empört schrak Jack auf und donnerte mit dem Kopf gegen eine Untersuchungslampe. Die Frau schob sie sogleich von ihm weg, während der Fremde sich die Stirn rieb.
„Schon gut, das war nur ein kleiner Scherz um Ihre Reaktionsfähigkeit zu testen“, Wieder ein Grinsen, „Dann kümmere ich mich besser um Ihre Frau.“
Sie drehte sich herum und Jack fragte sich, wen er damit wohl meinte. Als er Major Carter auf einem weiteren Untersuchungstisch liegen sah, wusste er es.
„Oh, sie ist nicht meine Frau... Sie ist....“ Jack wurde schwindelig und so musste er sich auf seinen Untersuchungstisch zurücksinken lassen.
Ein dunkelhäutiger Mann mit schwarzen Haaren trat nun auf ihn zu.
„Wer sind sie?“, fragte Jack.
„Mein Name ist Razar Tikaram. Ich habe Sie aus dem brennenden Raumschiff gerettet.“
„Sagten Sie, es brannte?“
Der Mann nickte. „Es sah ziemlich mitgenommen aus.“
„Okay“, diese Nachricht musste erst einmal verdaut werden, „Und wo befindet es sich jetzt?“
„In einem Hangar am Nordrand der Stadt.“
„Wo bin ich hier?“, wollte Jack jetzt wissen.
„Diese Welt heißt Rel“, klärte Razar ihn auf, „Das ist übrigens meine Frau Sylenna.“ Er schaute zur Ärztin, die sich um Major Carter kümmerte.
„Ziemlich fortschrittliche Technologie, die ihr da habt“, stellte Jack fest und rieb sich über den Arm.
„Ja, solange wir unseren Planeten nicht verlassen.“
„Wie meinen Sie das?“
„Die Atmosphäre ermöglicht es uns nicht, Raumfahrt zu betreiben. Ein Wunder, dass ihr den Absturz auf Rel überlebt habt.“
„Soll das heißen, ihr habt noch nie einen Außerirdischen gesehen?“
„Nein, ihr seit die ersten.“
„Das würde heißen, dass es hier auch kein Stargate gibt“, schoss es ihm durch den Kopf und er beschloss Razar danach zu fragen. Sein Verdacht bestätigte sich: Razar hatte keine Ahnung, worum es sich bei einem Stargate handelte.
„Sie wacht jetzt auf“, sagte Sylenna plötzlich und legte das Scanngerät weg. Razar erlaubte Jack, aufzustehen und zu dritt beobachteten sie, wie die blonde Frau die Augen öffnete.
„Wo bin ich?“, flüsterte sie und hob die Hand. Sogleich ergriff sie Jack.
„Hey, alles in Ordnung. Wir haben den Absturz überlebt. Laut unserer Ärzte, scheint das ein großes Wunder zu sein.“
„Ärzte?“, Sam versuchte sich aufzurichten.
„Das sind Sylenna und Razar. Sie haben uns mehr oder minder gerettet.“
„Wo ist der Gleiter?“
„Ich fürchte, er ist zu stark beschädigt“, entschuldigte sich Razar und ging dann mit seiner Frau davon. Plötzlich jedoch riss sich Sylenna von ihm los. Sie hatte noch etwas vergessen.
„Habe ich gerade richtig gehört, dass der Gleiter zu stark beschädigt ist?“, musste Sam noch einmal nachfragen und Jack nickte. „Ein Stargate gibt es hier auch nicht und der gute Razar hat schon erzählt, dass man wegen der Atmosphäre den Planeten nicht verlassen kann.“
„Oh, ich glaube mir wird schlecht.“
Er half ihr, sich erneut hinzulegen. „Sylenna, kommen Sie bitte!“
„Das war doch nur so ein Spruch!“, mit der Hand gab sie ihm einen Klaps. Doch Sylenna war schneller. Neugierig schaute sie zu Sam hinunter und erkundigte sich schulterzuckend nach dem Problem. „Es gibt kein Problem“, erklärte Sam, die Deckenleuchte anstarrend, „Nur dass wir hier auf einem völlig fremden Planeten gelandet sind. Und hier für immer bleiben müssen.“
Am Nachmittag hatte Sylenna ihnen erlaubt, das Krankenhaus von Rels Hauptstadt Mina zu verlassen. Sie und Razar führten ihre Besucher in der Stadt herum und zeigten ihnen die schönsten Plätze. Mina war ein wunderschöner Ort mit vielen großen Bauten. Die Stadt lag direkt vor einer Bergkette und zu dieser Tageszeit waren viele Menschen in den Straßen unterwegs. Überall gab es Schriftzeichen, mit denen sie nichts anzufangen wusste... Aber sie wollte es auf jeden Fall lernen.
„Mina liegt nahe am Äquator und darum scheint hier jeden Tag die Sonne.. Genauer gesagt, haben wir zwei Sonnen“, während Sylenna sprach, lächelte sie und der Wind ließ ihre schwarzen Haare fliegen.
„Das heißt, hier regnet es nie?“
„Manchmal gibt es im Sommer lange Gewitter und in Winter gibt es acht Tage lang eine Regenzeit und hin und wieder gibt es Überschwemmungen, die aus dem nördlichen Teil des Planeten kommen.“
„Wieso sind die Störungen in der Atmosphäre so stark?“
„Das musst du schon Razar fragen, er ist der Pilot in der Familie.“ Wieder ein Lächeln. Sylenna war eine Frohnatur.
Razar erklärte ihnen, dass jedes Raumschiff, welches Rel je verlassen hatte, nie wieder zurückgekommen war und vermutlich in der Atmosphäre verglüht war.
„Wie könnt ihr wissen, dass es so ist, wenn ihr es nicht selbst ausprobiert habt?“
„Möchtest du es versuchen, Samantha?“, fragte Razar trocken zurück und natürlich schüttelte sie mit dem Kopf.
„Können wir unseren Gleiter sehen?“, fragte Jack und Razar nickte. Warum eigentlich nicht? Er führte seine Besucher zu einem großen mit Kupferblechen verkleidetem Gebäude. Das Nordtor stand offen, sodass sie problemlos eintreten konnten. „Hallo, Razar!“, ein Mann winkte und widmete sich wieder seiner Arbeit: Ein defektes Flugzeugtriebwerk.
Sie gingen zwischen einigen Flugzeugen hindurch, die Sam noch nie gesehen hatte: Ein Flieger sah aus, wie ein bunter Fisch, ein anderer wirkte so gewaltig, dass sie einen Start für unmöglich hielt.
„Hier ist es“, sagte Razar plötzlich und stemmte die Hände in die Seiten. Vor ihnen stand ein kleines Zwei- Personen- Raumschiff mit einer abgebrochenen Trägfläche, der Rest des Fliegers glich einer verbrannten Kartoffel. Selbst wenn sie es schaffte, es zum Fliegen zu bringen, wie lange würden sie bis zur Erde brauchen? Und wo befanden sie sich überhaupt? In dem Moment, in dem der Flügel abriss, hatte sie dort oben völlig die Orientierung verloren. Zum ersten Mal seit langer Zeit schossen Tränen in Sams Augen. Sie begriff langsam, dass es kein Zurück mehr gab. Sie saßen fest!
Mit zitternden Fingern berührte sie die Außenhülle des Gleiters.
„Was ist los?“, hörte sie Jack fragen, der sich den Flieger auf der Backbordseite anschaute. Wortlos schüttelte sie mit dem Kopf.
Verwirrt schaute Sylenna zwischen den beiden hin und her. Dann legte sie Sam eine Hand auf die Schulter. „Sei nicht traurig!“, sagte sie aufmunternd. Sam schluckte schwer. Natürlich war sich Sylenna nicht im Klaren darüber, was sie da gesagt hatte. Außerdem meinte sie es sicher nur gut.
„Da fällt mir ein: Seit ihr bei Bewusstsein seit habt ihr noch nichts gegessen. Ich lade euch zu mir nach Hause ein. Razar sagt, ich mache das beste Hühnchen auf ganz Rel.“ Sie unterstrich diesen Satz mit einer Handbewegung.
„Nun dräng sie doch nicht so“, hörte Sam Razar sagen, dann fielen beide in eine Diskussion. Während die beiden stritten, starrte Sam ratlos auf das Wrack ihres Gleiters.
„Carter, alles okay?“, wollte eine leise Stimme neben ihr wissen und sie schaute hoch. Es war Jack.
„Ja... Nein.... Ich.... Ich kann das reparieren.“
„Diesen Schrotteimer?“, Jack zeigte auf das Raumschiff, „Sie könnten ihn nicht mal reparieren, wenn ich Ihnen die Betriebsanleitung vorbeten würde... Kommen Sie schon. Die beiden laden uns ein. Wir wollen ihre Einladung doch nicht ablehnen, oder?“
„Nein, ich....“
„Carter, ich habe wirklich das Gefühl, dass die zwei sehr nett sind.“
Sam nickte einverstanden. Sylenna und Razar hatten ihren Streit beendet und gingen nun gut gelaunt zu einem kleinen Gefährt voraus. Es war leuchtend gelb und hatte seltsame Triebwerke an beiden Seiten. Sam schätzte, dass die Bewohner von Rel den Leuten auf der Erde knapp 100 Jahre vorauswaren. Doch ihre Atmosphäre konnten sie nicht überwinden...
„Ihr lebt gar nicht in dieser Stadt?“, fragte Sam, als Razar hinter dem Steuer des Fahrzeuges platz nahm.
„Nein. Wir besitzen eine Ranch ein wenig außerhalb. Nächste Woche bringen wir unsere Rinder auf die große Weide in den Westen. Das machen wir natürlich noch mit Pferden, da das Gelände sehr unwegsam ist.“
„Ja“, stimmte Razar ihr zu, „In diesem Jahr sind vier Hilfskräfte ausgefallen. Ich weiß nicht, wie mein Bruder und ich das alles schaffen sollen...“ Verzweiflung mischte sich in seine Stimme.
„Vielleicht können wir euch helfen“, Jack drehte sich nach Sam um, „Sie verstehen doch was von Pferden, oder?“
„Bist du sicher, dass du mir helfen willst, Jack?“
„He, das mach ich doch gerne. Hab hier ohnehin nichts besseres zu tun.“
Razar grinste bestätigend und Sylenna- wie sollte es auch anders sein- strahlte mit der Sonne um die Wette. „Seit willkommen. Wir haben ein Gästehaus, in dem ihr bleiben könnt, bis ihr etwas eigenes gefunden habt“, schlug Sylenna vor, „Wenn ihr bei uns auf der Ranch bleibt, sparen wir alle viel Zeit.“
„Du machst es ja schon wieder!“, beschwerte sich Razar und schaute zu seiner Frau.
„Was?“
„Du drängst sie! Mach nur weiter, dann werden sie dich bald für einen Sklaventreiber halten!“
Trotzig verschränkte die dunkelhaarige Frau die Arme vor dem Bauch. „Mach, dass du nach Hause fliegst.“
Sylenna hatte wirklich nicht übertrieben, was die Ranch betraf. Die Weiden um das Haupthaus herum wirkten zwar schon ein wenig abgegrast, doch trotzdem sah die Gegend sehr einladend aus. Ihre Gastgeberin zeigte ihnen zuerst das Gästehaus. Es stand gegenüber dem Haupthaus und beinhaltete alles, was sie zum Leben brauchten.
„Kommt zum Essen rüber, wenn ihr euch eingerichtet habt“, sagte Sylenna und verabschiedete sich. Sam ließ sich zuerst auf der Couch fallen und schaute zu einem großen Fenster hinaus. Hinter dem Haus schien es einen Garten zu geben.
„Ist alles in Ordnung?“, wollte Jack von ihr wissen und sie drehte sich nach ihm um.
„Das haben Sie mich heute schon mehrmals gefragt.“
„Dann frage ich eben noch mal... Gehen wir jetzt endlich rüber ins Haupthaus? Ich möchte das Essen nicht verpassen.“
Schulterzuckend stand sie auf.
Im Haupthaus wurden sie von Rest der Familie herzlich empfangen. Razar stellte die beiden lediglich als seine neuen Freunde vor, die für einige Zeit bleiben würden. Es hatte sich auch herumgesprochen, dass Jack ihnen beim West Trek helfen wollte.
Jack stellte fest, dass Sylenna nicht gelogen hatte: Sie konnte wirklich ein gutes Hühnchen kochen.
„Hey, schmeckts Ihnen nicht?“, fragte er, als er sah, wie Sam in ihrem Essen herumstocherte. Sie schüttelte heftig mit dem Kopf. „Nein, oh Gott, es ist toll. Aber ich... In meinem Kopf herrscht im Augenblick Chaos...“
„So etwas von Ihnen zu hören, überrascht mich.“
Sylenna unterbrach ihr Gespräch: „Möchtet ihr noch ein bisschen Wein?“
Jack schob ihr sogleich sein Glas entgegen, Sam schüttelte schon wieder den Kopf. „Tut mir Leid, Sir. Mir ist heute nicht nach feiern zu Mute“, hektisch stand sie auf und stürmte aus dem großen Speisesaal hinaus.
„Worauf wartest du noch?“, mahnte Sylenna Jack, „Lauf ihr nach.“
Er versuchte es zumindest, aber noch bevor er aufstehen konnte, packte Razars Bruder Valek ihn unsanft an der Schulter und drückte ihn auf seinen Platz zurück. „Hee, du willst uns also beim West Trek helfen?... Glaubst du, du packst das?“ Während Valek sprach, bemerkte Jack dessen Alkoholfahne.
„Ich werde es schon aushalten.“
„Wer ist deine Freundin? Seit ihr verheiratet?“
„Sind wir nicht.“
„Solltet ihr aber. Ihr hättet schöne Kinder.“ Valek warf einen prüfenden Blick in sein Weinglas.
„Halt die Klappe, Valek“, fuhr Sylenna ihn ernst an, „Entschuldige, er meint es nicht so.“
Jack nickte und stand auf. Sein Weg führte ihn geradewegs zu dem Gästehaus. Als er es schon fast erreicht hatte, blieb er stehen. Warum war Sam wohl weggelaufen? Mochte sie die Familie von Razar und Sylenna nicht? Nein, er glaubte, es hatte einen anderen Grund. Er überlegte fieberhaft, was er zu ihr sagen könnte, damit sie nicht wegen ihres Absturzes verzweifelte. Sie waren gerade auf einem Testflug mit einem neu entwickelten Gleiter. Der Flieger beinhaltete eine neue Hyperlichtgeschwindigkeit und als sie Rel erreicht hatte, hatten die Technik den Geist aufgegeben. Mit dem Steuerbordtragflügel waren sie gegen einen Meteoriten geprallt und dieser hatte ihnen den Wing weggerissen. So waren sie ins Trudeln geraten und wie Razar schon sagte: Es war ein Wunder, dass sie den Absturz überlebt hatten.
Sam lag mit angezogenen Knien auf dem Bett und fühlte, wie eine Träne langsam über ihr Gesicht lief. Sie würde ihre Freunde und ihren Vater niemals wieder sehen.
Eine halbe Stunde später hörte sie, wie die Eingangstür ihres Häuschens aufging und jemand leise hereinschlich. Dieser Jemand hielt sich im Wohnbereich auf. Sie wusste sofort, dass es sich um Jack handelte.
Dieser machte es sich schließlich auf der Couch gemütlich. Er konnte nicht mit ihr reden. Nicht, wenn sie diesen traurigen Ausdruck in den Augen hatte. Das überlebte er einfach nicht. Noch immer hörte er Sylenna sagen, dass er ihr nachlaufen sollte. Das wollte er so gerne, hätte Valek ihn nicht aufgehalten...
Über der ganzen Grüblerei war er schließlich eingeschlafen.
Nichts auf diesem Planeten hätte Sam an ihrem ersten Morgen auf der Ranch im Bett halten können. Sie hatte den Gleiter gestern gesehen und es hätte wirklich keinen Sinn gehabt, ihn reparieren zu wollen.
Also stand sie bei Sonnenaufgang auf und war überrascht, dass sie Sylenna zu dieser Zeit bereits antraf. Mit einem Krug schöpfte sie Wasser aus einem Teich.
„Guten Morgen“, rief Sylenna ihr zu, „Schon so früh auf?“
„Ja“, Sam blinzelte, „Wo willst du denn mit dem Wasser hin?“
„Die mechanische Tränke bei unseren Hühnern ist kaputt.“
Sam half ihr, den Krug zu einem kleinen Haus zu tragen und schaute zu, wie das Wasser in eine kleine Tränke floss. Als sie wieder draußen waren, stürmte ein kleines Mädchen auf sie zu.
„Mami! Mami!“, rief das Mädchen aufgeregt und stolperte in diesem Moment über einen Stein. Sie weinte und Sylenna kam gleich auf sie zu um das Kind in den Arm zu nehmen.
Zusammen verließen sie das Hühnergehege und Sylenna marschierte auf eine kleine Mauer zu.
„Eure Tochter?“, fragte Sam als sie sah, wie Sylenna das kleine Mädchen noch immer im Arm hielt.
„Sag >Hallo< zu Samantha“, meine Sylenna zu dem Kind.
„Hallo, Samantha“, sagte die Kleine und ihre Mutter setzte sich mit ihr. Sam nahm rechts neben den beiden auf der Mauer platz.
„Willst du Samantha nicht deinen Namen sagen?“
„Mirella.“
„Das ist aber ein schöner Name“, staunte Samantha ein wenig begeisterter. Ihr Blick fiel nun auf ein junges Mädchen, welches vor dem Haus fröhlich sang und tanzte. „Wer ist das?“
„Das ist Rhia, meine kleine Schwester“, erklärte Sylenna, „Meine ganze Familie lebt auf dieser Ranch seit mein Vater tot ist. Rhia ist das einzige meiner Geschwister, dass noch durchs Diviya Hyl treten muss.“
„Was bedeutet das?“
„Sie wird mit ihrem Mann den Rest ihres Lebens verbringen.“
„Bei uns nennt man so etwas heiraten.“
„Und nun erklär mir mal bitte“, fing Sylenna an, „Warum habt ihr keine Kinder?“
„Wer?“
„Jack und du. Die Verbindungen werden bereits im Himmel geschlossen.“
„Oh. Tja, unsere wohl nicht. Das ist verboten.“
„Dort wo du herkommst?“, fragte Sylenna nach, tröstete ihr Kind während Sam nickte. „Warum ist das verboten? Bekommen die Menschen auf der Erde ihre Kinder etwa anders als die Menschen auf Rel?“
„Oh Gott, Nein! Es ist nur so... Wir arbeiten zusammen, Jack und ich. Und bei der Air Force ist es verboten, dass...“
„Schon verstanden“, Sylenna wirkte tot ernst, „Aber die Air Force ist doch nicht hier, oder? Also nutze deine Chance.“ Ein Grinsen huschte über ihr gebräuntes Gesicht. „Lass den Dingen einfach ihren Lauf.“
„Das würde ich“, sagte Sam und Sylenna glaubte, sich verhört zu haben, „Aber die Frage ist, ob er das auch will.“
Ihre neue Freundin stand mit ihrer Tochter im Arm auf. „Ich sage dir eines, Samantha Carter, du wirst es nicht herausfinden, wenn du ihn nicht fragst. Außerdem gibt es bestimmt auch in eurer Welt diese kleinen Momente zwischen zwei Menschen.“
Oh ja, die gab es, dachte Sam. Mehr als genug. Ihre erste Begegnung zum Beispiel. Sie hatte ihn zum Armdrücken herausgefordert und die ganze Zeit gequasselt und Jack... Sie erinnerte sich, wie er sie angesehen hatte. So hatte sie noch nie jemand angeschaut. Nein, er hatte sich doch nicht in sie... Sie wagte kaum, darüber nachzudenken. Aber was, wenn es stimmte?
Aus den Augenwinkeln beobachtete Sylenna, wie Razar und Jack in den Pferdestall gingen. So setzte sie Mirella ab und schnappte sich einen Korb voller Äpfel, den ihre Schwiegermutter gestern geerntet hatte.
„Das hier ist unser Pferdestall... Sag mir, womit beschäftigen sich die Menschen auf der Erde in ihrer Freizeit?“, Razar war neugierig und so ließ er Jack erzählen.
„Mit dem gleichen Dingen wie ihr.“
„Und vermisst du deinen Planeten?“
„Das kann ich nicht sagen. Ich bin ja noch nicht lange weg. Was ich wirklich vermisse, ist meine Angel.“
„Angel? Was macht man damit?“
„Erzähl mir nicht, ihr Leute hättet keine Ahnung vom Fischen?!“
„Oh doch“, Razar drehte sich weg, „Natürlich fischen wir hier. Wenn du möchtest, kannst du einige Tage in meiner Hütte oben in den Bergen verbringen. Sie liegt an einem See und dort gibt es bestimmt eine Menge Fische.“
„Wie lange brauche ich, bis ich dort bin?“
„Etwa drei Stunden, wenn du reitest.... Wenn du möchtest, kannst du dir eines unserer Pferde ausborgen.“ Razar ging zu einem braunen Hengst, der über eine Halbtür schaute. „Nimm dieses hier, es ist sehr brav.“
„Den?“, fragte Jack erstaunt, „Das sieht aber aus, als wäre es immer schlecht drauf.“
Razar legte die Stirn in Falten. Sagte Jack das, weil das Pferd einen blitzförmiges Abzeichen auf der Stirn hatte?
„Hee, schon gut! Danke für das Angebot, Razar. Wie kommt man zu dieser Hütte?“
„Ah, die Hütte!“, rief Sylenna plötzlich wissend und kam mit einem Korb voller Äpfel in den Stall gestürmt. Da sie so unerwartet abbremste, wäre Sam fast in sie hineingerannt.
„Wann soll die Reise denn beginnen?“
„Morgen“, antwortete Jack sofort, „Ich freue mich schon sehr.“
„Aber denk daran, dass du bis zum West Trek zurückbist. Es wäre wirklich schön, Hilfe zu haben“, erinnerte Razar ihn.
Sylenna stellte den Korb auf ein Regal. „Ja, der Trek ist immer sehr anstrengend. Aber die Natur ist wirklich wunderschön... Da fällt mir ein, vielleicht könntest du Samantha mitnehmen. Seit sie hier ist, hat sie noch nicht viel gesehen und ein wenig Erholung würde ihr gut tun.“ Sie warf Sam einen Blick zu und diese schaute etwas verwirrt zum Colonel.
„Sir, Sie müssen nicht...“
„Nein, Carter. Ich finde, dass Sylenna Recht hat. Kommen Sie einfach mit. Morgen geht’s los, Sie haben mich ja gehört.“ Jack ging hinaus, gefolgt von Razar und Sam war mit Sylenna nur alleine. „Siehst du, es klappt doch“, grinste letztere, „Und es war auch ganz einfach.“
„Du bist gemein“, meinte Sam und Sylenna wünschte ihr viel Spaß. In dieser Nacht machte sie kein Auge zu. Ständig musste sie daran denken, dass sie morgen früh mit Jack alleine zum Angeln aufbrechen würde.
Nebel hing noch über der Ranch, als sie aufbrachen. Jack hatte gelacht: „Carter, Sie sehen aus, als ob Sie die ganze Nacht über wachgewesen wären.“ Tja, wenn er wüsste.
Während er auf den Rücken seines braunen Pferdes kletterte und Sam Bekanntschaft mit ihrem Pferd machte, brachen die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Es versprach, ein schöner Tag zu werden.
Sam hatte nicht viel zu sagen, als sie und Jack auf dem Weg zur Hütte waren. Er hatte ihr öfters von seiner Hütte in Minnesota erzählt und sie gefragt, ob sie mitkommen wolle, sie hatte immer abgelehnt. Einmal hatte sie ihn sogar gefragt ob das eine Einladung sei. Natürlich wusste sie, warum sie abgelehnt hatte. Sie fürchtete sich davor mit ihm alleine zu sein und die Kontrolle über Dinge zu verlieren, die sie später vielleicht bereuen würden. Wenn sie an sein Lächeln, bei all diesen Einladungen dachte... Einmal war sie so kurz davor gewesen, mitzukommen. Und sicher nicht nur das.
„Irgendein Problem?“, fragte eine Stimme neben ihr und sie schrak hoch, „Hören Sie, ich bin mir nicht sicher, ob es so gut ist, wenn Sie auf dem Pferd einschlafen.“
„Bin ich etwa...?“
„Hat zumindest so ausgesehen.“ Er ließ sein Pferd neben ihrem hergehen. Vor ihnen ragte eine Bergkette auf und Jack kramte eine Landkarte aus seiner Tasche. Wenn er die Karte richtig las, musste es hier einen kleinen Pass geben. Jetzt entdeckte er den kleinen Felsendurchgang. „Ladies first“, meinte er und ließ Sam zuerst hineinreiten.
„Sehr nett von Ihnen“, grinste sie, „Wenn es dort drinnen Höhlentrolle gibt, fallen sie zuerst über mich her.“
„Ich wollte nur freundlich sein.“ Die Schritte ihrer Pferde hallten im Pass wider und es vergingen fast fünf Minuten, bis sie die andere Seite erreicht hatten. Hier war die Vegetation deutlich besser, als in der Nähe der Ranch. Jack ließ sein Pferd jetzt wieder neben ihrem herlaufen. Spielerisch schnappte Jacks Pferd nach dem Hals seines weisen Begleiters. „Zumindest die beiden mögen sich“, stellte er fest, „Soll nicht heißen, dass ich Sie nicht mag, Carter.“
Sein Pferd kam ihrem wieder gefährlich nahe. Jetzt gingen die beiden Tiere so dicht nebeneinander her, dass sich die Knie ihrer Reiter immer wieder berührten. Sam zog den Kopf ein und versuchte, sich so weit wie möglich, in ihrem Poncho zu verstecken. Unter anderen Umständen wäre es ihr egal gewesen, doch nachdem sie alleine... Nein, Sam durfte einfach nicht zuende denken.
Jack hatte ihren Blick bemerkt. „Alles okay? Sollen wir anhalten?“
„Nein, wir sollten sehen, dass wir schnell zur Hütte kommen.“
Für den Rest der Reise erzählte er ständig irgendwelche Geschichten, über die sie ein wenig lachen musste. Zum Glück für Sam erreichten sie am Nachmittag die Hütte. Sie erwischte sich immer wieder dabei, wie sie davon träumte, ihn plötzlich an seiner Jacke zu packen und leidenschaftlich zu küssen.
„Lassen wir die beiden laufen“, schlug er vor und klopfte seinem Pferd den Hals. Die Tiere schienen froh darüber zu sein, dass sie nun endlich ohne ihren Reiter über die Wiese gehen konnten.
Im Inneren der Hütte gab es, wie Sam feststellte, nur ein einziges Bett, eine Küche und einen großen Kamin. Sie handhabten es, wie auf der Ranch im Gästehaus: Sie bekam das Bett, er die Couch... beziehungsweise ein Kissen und eine Decke am Kamin.
Nach dem Mittagessen schauten sie sich die Gegend genauer an, danach machte sich Jack auf den Weg zum See und wollte dort etwas angeln. Sam versprach, später nachzukommen. Wie sich herausstellte, gab es hier sogar ein Boot, dass Razar gebaut hatte. Jack hatte es gefunden und hielt es für schwimmtauglich. Also warf er Razars Angel hinein und versuchte selbst reinzuklettern, doch eine Stimme hielt ihn zurück.
„Sir, was haben Sie vor?“
Er drehte sich um. „Aufs Wasser rausfahren. Anscheinend hält das Boot noch.“ Mit dem linken Fuß versuchte er ins Boot zu steigen, doch das kleine Schiff wurde weggetrieben und er landete geradewegs im Wasser. „Sir?“, fragte Sam, als er nicht auftauchte, „SIR?“ Sie geriet in Panik. Was, wenn er es nicht wieder hoch schaffen würde? Aufgeregt ging sie hin und her. Jack war wirklich nirgends zu sehen.
„Jack?!“, rief sie und die Pferde auf der Weide hoben neugierig die Köpfe.
Noch einmal atmete sie tief durch und sprang ebenfalls ins Wasser. Das Boot trieb immer weiter ab. Auf der anderen Seite des Bootssteges tauchte Jack wieder auf und hörte jemanden nach ihm rufen. „Jack?!... Sag doch was!“ Er registrierte ein Planschen, dann noch eines und beschloss, wieder auf die andere Seite zu tauchen. Sam erschrak ein wenig, als er neben ihr auftauchte. „Geht’s dir gut?! Ich hab mir große Sorgen um dich gemacht“, ihre Stimme zitterte, „Tu das nie wieder, hörst du?“
„Was?...“
Sie wurde sich darüber bewusst, was sie gesagt hatte. „Entschuldigung, Sir!“, sie wandte ihren hilflosen Blick von ihm ab, schwamm bis ans Ufer und ging mit nassen Klamotten auf das Haus zu. Sie begann zu frieren und wie sie feststellte, war es schon Abend geworden. Dunkelheit brach bereits über sie herein.
Jack brauchte einen Moment um zu verstehen, was sie eben zu ihm gesagt hatte. Sie hatte sich Sorgen um ihn gemacht, aber ihr Blick drückte viel mehr aus als das. Er hätte auch etwas dazu sagen sollen. Während er sich auf den Bootsteg hievte, dachte er an den Zar´tac Test und erschauderte. Bei diesem Test hatte er als einfach empfunden, zu beichten, wie er für sie fühlte. Er wünschte sich, er könnte es wiederholen. Dieses Mal aber richtig. Sie anschließend in den Arm nehmen und küssen...
„Warum tust du es nicht?“, fragte eine Stimme in seinen Kopf und er wünschte sich, er hätte eine Antwort darauf. Mit schlurfenden Schritten ging er ebenfalls auf das kleine Holzhäuschen zu.
Zum Glück gab es in der kleinen Hütte warmes Wasser, an einen Stromanschluss hatte Razar jedoch nicht gedacht. So kam es, dass sich Sam im Kerzenschein ein Bad einließ.
Drei Stunden auf einem Pferd zu sitzen und anschließend im kalten See baden zu gehen, hatte seine Spuren hinterlassen und sie hoffte, dass ein Bad sie ein wenig fitter machen würde. Knapp fünf Minuten saß sie da und ließ sich vom Schein der Kerzen beruhigen und das warme Wasser gab sein Letztes. Fit würde sie heute bestimmt nicht mehr werden. Sondern noch müder, als sie es ohnehin schon war.
Sie stand auf und wollte eben nach dem Handtuch greifen, als...
„Oh, Gott! Carter, Entschuldigung! Ich wusste nicht, dass Sie...!“
„Colonel!“, unterbrach sie ihn geschockt, schlang das Handtuch um ihren Körper während er sich umdrehte und sich die Hand vor Augen schlug.
„Ich schwöre, ich hab nichts gesehen!“
„Colonel!“
„Ich... Ist ja gut, ich gehe schon!“ Er marschierte hinaus und sie ließ sich samt Handtuch ins Wasser zurücksinken. „Mist!“, maulte sie und katschte ins Wasser. Womit sollte sie sich nun abtrocknen?
Nach diesem peinlichen Vorfall gingen sie sich aus dem Weg: Sam blieb morgens im Bett liegen bis sie sicher war, dass der Colonel die Hütte verlassen hatte. Erst dann machte sie sich Frühstück und beschloss, ebenfalls ein wenig spazieren zu gehen. Sie wusste ja, wo er war und so mied sie den See. Auch in der Hütte blieb sie nicht: Er könnte ja zwischendurch vielleicht zurückkommen.
Der Tag verging wie im Flug. Da es warm gewesen war, freute sie sich schon jetzt auf ein Bad. Sam hatte keine Ahnung, wie weit sie an diesem Tag gelaufen war, jedenfalls war es fast dunkel, als sie zur Hütte zurückkehren wollte. Sie hoffe, dass Jack noch unterwegs war. Sicherlich bekäme sie keinen Ton in seiner Gegenwart heraus. Frustriert dachte sie an den gestrigen Abend. Hätte Sie nicht einfach die Tür absperren können? Ach ja, der gute Razar hatte kein Schloss eingebaut, oder den Schlüssel verloren, oder so etwas in der Art.
Der Pfad wurde ein wenig schmaler und schlängelte sich an einem kleinen Abhang entlang. Hinter sich registrierte sie ein Geräusch. Ein Wildschwein wie sie annahm. Schnell drehte Sam sich herum und in diesem unachtsamen Moment stolperte sie über eine Wurzel und den Abhang hinunter.
Erleichtert stellte sie fest, dass sie nicht allzu tief gefallen war. Sam wollte aufstehen und in diesem Moment durchfuhr ein dumpfer Schmerz ihren Fuß. Sie hoffte, dass sie sich nichts gebrochen hatte. Über ihr auf dem Pfad hörte sie Hufgetrappel. „Hallo?“, rief sie. Sollte es sich hier jedoch um das Wildschwein handeln (welches an ihrem Sturz schuld hatte), hätte das Rufen auch keinen Sinn. Wie Sam erwartet hatte, antwortete niemand. Das Hufgetrappel verschwand und eine Grille begann laut zu zirpen. Um sie herum wurde es immer kälter. Ihr Fuß schmerzte noch mehr und er klemmte zwischen zwei kräftigen Wurzeln. (Sylennas dämlicher Stiefel!)
Sam wusste nicht, wie lange sie hier gesessen hatte und sie hatte eigentlich nicht geglaubt, dass sie aus dieser Situation einen Ausweg finden würde. Schließlich hörte sie über sich noch einmal Hufgetrappel. Dieses Mal von einem größeren und stärkeren Tier. „Ist hier jemand?“, fragte sie. Die Wahrscheinlichkeit war jedoch ziemlich gering.
„Carter?“, fragte eine Stimme und das Hufgetrappel verstummte.
„Ich bin hier unten.“ Ein Lichtkegel fixierte sie.
„Ja, `kann Sie sehen“, auch bemerkte er ihren eingeklemmten Fuß, „Ich komme Sie holen.“
Langsam kletterte er den Abhang hinunter und als er endlich bei ihr war, half er ihr, sich zu befreien.
„Das kann für einen kurzen Moment weh tun. Nehmen Sie´s mir nicht übel.“
„Keine Sorge, werde ich nicht.“
Sam hatte keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, sie zu befreien, aber schließlich war sie frei und er half ihr, aufzustehen. „Können Sie laufen?“
„Ja, ich denke...“ In dem Moment, in dem sie den Fuß aufsetze, fuhr sie innerlich zusammen. Die Schmerzen waren furchtbar. Sie fühlte, wie sich ein Arm um sie legte und hochhob.
„Gut festhalten, ja?“, fragte er und grinste sie an.
„Ja“, bestätigte sie leise. Vom Weg zur Hütte bekam sie nicht viel mit. Nur, dass Jack sie getragen hatte und sie sich wohl einige Zeit auf dem Pferd, mit dem er hergekommen war, sehr offensichtlich an ihn gekuschelt haben musste. Jedenfalls hatte er ziemlich verlegen reagiert, als sie an der Hütte angekommen waren. Er sagte, er müsse das Pferd versorgen und sie sagte, sie würde auf ihn warten. Während er sich um das Pferd kümmerte, hockte sie auf einem Heuballen und beobachtete ihn. Dann half er ihr auf, brachte sie ins Haus uns setzte sie auf die Couch.
„Sylenna hat mir eine Salbe mitgegeben. Die ist eigentlich für die Pferde, falls die sich ein Bein stauchen, aber ich denke, bei Menschen wirkt sie auch.“ Er fing an, ihren verletzten Fuß zu inspizieren.
„Nicht“, sie wollte ihren Fuß schon wegziehen, aber er hielt sie sanft zurück.
„Wenn ich nichts unternehme, ist Ihr Fuß morgen so dick, dass er nicht mehr in den Stiefel passen wird.“
„Der Schuh ist ohnehin kaputt.“
„Sylenna wird Ihnen schon nicht den Kopf abreißen.“ Er verteilte kühle Creme auf dem Fuß und versorgte ihn mit einer Bandage. Sam gefiel überhaupt nicht, was er da machte. Das heißt... Es gefiel ihr viel zu gut. Wie er vor ihr hockte und sich um ihre Verletzung kümmerte. Ihr wurde warm und kalt zugleich und sie hoffte, es lag am Kaminfeuer. Erstaunt beobachtete sie jeden einzelnen seiner Handgriffe und als er den Kopf hob um sie zu fragen, ob sie möglicherweise noch etwas trinken möchte, bemerkte er den liebevollen Blick in ihren Augen. Genau die Art von Blick, die ihn immer mitten ins Herz traf.
„Ist alles okay?“, wollte er von ihr wissen.
„Warum fragen Sie?“
„Nur so... Möchten Sie etwas trinken?“
„Etwas warmes wäre toll.“
Er stand auf und flitzte in die Küche hinüber. Lächelnd beobachtete sie, wie er Wasser aufsetzte und drauf wartete, dass es koche. „Tee“, sagte er, als er nach zehn Minuten zu ihr zurückkam.
Mit einem schlichten „Danke“ nahm sie die Tasse entgegen, als er sich neben Sie niederließ.
„Geht es schon besser?“
„Danke, ja. Sie sind ein richtig guter Arzt.“
„Wird Sie vielleicht überraschen, aber als Kind wollte ich immer Tierarzt werden.“
„Was hat Sie daran gehindert?“, fragte sie und nahm einen Schluck. Beide schauten tief in ihre Tassen.
„Die Schule. Meine Noten waren grottenschlecht.“
„Aber in die Air Force haben Sie es trotzdem geschafft.“ Sie lächelte.
„Wofür ich auch“, gleichzeitig schauten sie sich an und ihr fröhliches Lachen verstummte, „Ziemlich dankbar bin.“
„Ich auch.“ Sie lehnte sich ein wenig vor und schloss die Augen. Bei dem Gedanken, ihn endlich zu küssen bereitete sich ein warmes Gefühl in ihrem Körper aus. Und dieses Gefühl verwandelte sich während ihres ersten Kusses in ein aufregendes Kribbeln. Ihre Tasse empfand sie als störend und so stellte sie sie auf den Tisch, ohne sich von ihm zu lösen. Mit seiner Tasse machte sie das selbe. Dann rutschte sie noch näher an ihn und schlang die Arme um seinen Hals. Ihr Kuss wurde inniger und irgendwann ließen sie sich einfach auf die Couch zurückfallen. Durch den Stoff ihrer dünnen Kleidung konnte Jack erahnen, wie sich ihre Haut anfühlen musste. Seine Hände wanderten ihren Rücken hinab, sie stöhnte leise auf und für einen Moment unterbrach sie den Kuss.
„Ich hab mir bei dem Sturz meinen Kopf übrigens nicht verletzt“, meinte sie atemlos und herausfordernd lächelnd.
„Gut. Aber dein Fuß... Wir sollten irgendwohin gehen, wo wir mehr Platz haben.“
„Einverstanden“, lächelte sie und ließ sich erneut von ihm hochheben. Dieses Mal trug er sie die Treppen zu ihrem Zimmer hoch. Das einzige was zurückblieb waren zwei Teetassen vor dem wohlig warmen Kaminfeuer...
Am nächsten Morgen wachten sie zeitgleich auf, da draußen ein Vogel laut zu zwitschern begann.
„Guten Morgen“, flüsterte sie leise und erschauderte, als er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichelte. Dieses Gefühl war zu schön, das alles hätte sie schon viel früher mit ihm machen sollen und sie verspürte den Drang sich davon zu überzeugen, dass das alles kein Traum war. Sam fühlte sich immer noch müde, was daran lag, dass sie beide nicht viel geschlafen hatten.
„Dieser Morgen ist perfekt“, er küsste ihre Lippen.
„Darf ich dir eine Frage stellen?“
„Was immer du willst...“
„Wo kommt diese Narbe an deinem Knie her?“ Jack war perfekt, für sie nahezu makellos. Trotzdem fragte sie sich, was das wohl für eine Verletzung gewesen sein mochte. Vorsichtig zeichnete sie die kleine Verletzung auf seinem Knie nach.
„War ein Geschenk zum Sechzehnten. Meine Mom hat mir einen Motorroller geschenkt, den ich in der ersten Kurve in den Sand gesetzt habe. Ich lag drei Tage lang im Dubliner Krankenhaus....“ Das war noch nicht alles, was er ihr erzählte. Die Geschichte seiner Mutter war ein wenig kompliziert. Er erzählte, dass seine Mutter seinen Vater bei einem Irlandaufenthalt kennen gelernt hatte. Nachdem das Verhältnis der beiden bekannt wurde, starb Jonathan O´Neill mysteriöserweise bei einem Unfall, aber ihr war nie entgangen, welch entsetztes Gesicht ihr damaliger Verlobter gemacht hatte, als er von der Affäre seiner Freundin erfuhr. Was aber niemand wusste, war, dass seine Mutter zu diesen Zeitpunkt bereits schwanger war. So kehrte die Frau nach der Geburt ihres Sohnes ohne ihre Familie von Amerika nach Irland zurück und nahm den Namen des Mannes an, von dem man ihr erzählte, er sei tot. Ihr Sohn erhielt den Namen seines Vaters und so verbachte Jack O´Neill seine Kindheit in Irland. Seine Mutter heiratete nie wieder und Jack hatte seinen Vater nie kennen gelernt.
„Das ist eine traurige Geschichte“, sagte Sam bedrückt und schlang die Arme um ihn.
„Ich komm darüber hinweg.“ Er schaute in ihre blauen Augen. Sam wünschte sich, sie könnten für immer so liegen bleiben. Ein weiteres lautes Vogelzwitschern holte sie in die Realität zurück. „Ich geh besser Frühstück machen“, erklärte sie, aber Jack war schneller: „Es ist fast Mittag, ich brauche kein Frühstück mehr.“
„Dann eben ein Bruch, Lunch oder was immer du willst“, sie musste sich beherrschen, um sprechen zu können. Er verführte sie nach allen Regeln der Kunst und als sein Mund ihren Hals hinunterwanderte, versuchte sie spielerisch sich von ihm loszumachen.
„Du weißt nicht, wie man richtig ausspannt. Also bliebst du hier...“, er schlang sich seine Bettdecke um die Hüften und stütze sich mit den Armen auf dem Bett ab um sie zu küssen, „Und ich mache das Essen. Wenn ich wiederkomme und du bist nicht mehr im Bett, kannst du was erleben.“
Sie beschloss, auf ihn zu hören und verfolgte gespannt, wie er nur mit der Decke bekleidet, in die Küche hinunterging. Bald darauf hörte sie etwas brutzeln. Eier, wie sie annahm. „Shit!“, schimpfte er und sie unterdrückte ein Kichern. Soviel also zu einem Omlett. Zehn Minuten später kam er mit Pfannkuchen zurück. „Du bist verrückt!“, grinste sie, „Ich hab noch nie jemanden gesehen, der nur in einer Bettdecke Pfannkuchen kocht.“
„Hoffentlich hat es sonst niemand gesehen.“
Jetzt war die Barriere gebrochen, darüber musste sie wirklich lachen. Alleine die Vorstellung daran...
„Das war ein schönes Wochenende“, meinte Jack. Seinen ersten Pfannkuchen hatte er eben aufgegessen.
„Der schöne Teil davon war viel zu kurz.“ Sie schaute zu ihm und ihre Blicke verfingen sich ineinander.
„Macht nichts, wir können es guten Gewissens zuhause fortführen.“
„Zuhause. Wo ist das jetzt?“
„Hier... nehme ich an. Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir festsitzen... Wir sollten schnell zurückreiten. Ich möchte Sylenna helfen, den West Trek vorzubereiten.“ Sie war daran, aufzustehen. Diese Diskussion hätten sie nicht führen sollen.
Jack hielt sie am Handgelenk fest und zog sie in seinen Arm. „Tut mir Leid, ich wollte nicht... Ich denke, wir sollten noch warten, bis wir zurückreiten. Ich sollte dir vorher etwas wichtiges zeigen.“
„So Was denn?“, während sie das fragte, rollte er sich mir ihr herum, sodass er auf ihr lag.
„Wie man sich amüsiert. Komm, ich zeigs dir...“
Sie starteten am späten Nachmittag und brauchten für den Rückweg fast eine Stunde länger. Das lag daran, dass die beiden ständig miteinander herumalberten. Schließlich erreichten sie die Ranch gemeinsam mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Sylenna wartete mit in die Seiten gestemmten Händen auf sie. Sam erinnerte das ein wenig an ihre Mutter. Die hatte auch immer so auf ihren Bruder gewartet, wenn er als Teenager in der Nacht zu spät nach Hause kam.
„Ihr seit spät“, stellte ihre Freundin fest. Die ernste Miene verschwand und wich einem fröhlichen Gesicht: „Erzählt. Wie ist es gewesen?“
Jack bremste sein braunes Pferd vor dem Stall. „Razar hat nicht übertrieben, die Gegend ist toll. Leider hab ich sein Boot und seine Angel verloren und Sam ist übel einen Abhang hinunter gestürzt. Du musst dir später ihren Fuß anschauen.“
„Davon rede ich doch nicht.“ Erwartungsvoll schaute Sylenna zu Sam.
„Meine Güte, habe ich Muskelkater“, stellte diese fest, als sie ebenfalls vom Pferd stieg, „Meine gesamte Schulter tut weh.“
„Bist du sicher?“, grinste Sylenna verschlagen von der Seite, trat ein wenig näher an sie heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Als ich damals mit Mirella schwanger wurde, erzählte mir meine Mutter, dass man die ersten Symptome einer Schwangerschaft schon in den ersten Tagen spürt... Du weißt schon, Spannungsgefühle im Oberkörper und solche Sachen.“
„Du spinnst“, erklärte Sam lachend, „Außerdem ist es erst einige Stunden her.“ Sie warf gekonnt die Zügel des Pferdes über ihre Schulter und folgte Jack ins Innere des Stalles.
Mit weit aufgerissenen Augen blieb Sylenna zurück und schaute ihnen doch zufrieden nach.
Die letzte Nacht hatten sie wieder miteinander verbacht. Draußen verursachte das Prasseln des Regens ein penetrantes Geräusch und Jack grübelte, ob das wohl die Schlechtwetterfront war, von der Sylenna einmal gesprochen hatte. An seiner rechten Seite fühlte er eine Bewegung. Sam war längst eingeschlafen und hatte die Arme um ihn geschlungen. Wenn er sich konzentrierte und genau lauschte, konnte er durch all den Krach, den der Regen verursachte, sogar ihren Atem hören. Jedes Mal wenn sie einatmete, berührte ihr Bauch seine Haut. Ein Gefühl, dass ihn Grinsen ließ. So nah waren sie sich noch nie gewesen.
Heute brachten Razar, Jack und Valek die jüngsten Rinder zur Hauptherde. Sam half Sylenna auf der Ranch, jedoch wanderten ihre Gedanken ständig zu Jack. Was er wohl machte? Sie beschloss, dass sie es herausfinden müsste.
Die Männer befanden sich außerhalb der Ranch und überquerten mit den Jungtieren einen kleinen Bach. Hier in der Wildnis, wirkte das Gras ein wenig braun. Es sah verbrannt aus, fand Jack. Razar hatte ihm erklärt, dass das wegen der beiden Sonnen sei, die über Rel schienen.
„Hee, Jack. Ich wette, dass du es nicht schaffst, die Kuh dort hinten mit einem Seil zu fangen“, fing Valek an und sein Pferd warf den Kopf hoch.
„Ah.. Wette besser nicht.“
Natürlich hörte Razar, wie sein Bruder seinen Freund herausforderte. Falls Jack sich darauf einlassen würde, wollte er kein Zeuge dieses Schauspiels sein. Jack konnte, seiner Meinung nach, nicht gut genug reiten um es mit Valek aufzunehmen, der praktisch im Sattel aufgewachsen war. Zu seiner Rettung erspähte er eine blonde Frau, die in ihre Richtung unterwegs war.
„Jack, du bekommst besuch!“, rief Razar ihm zu und ließ sein Pferd wenden. Jack tat es ihm gleich und sah, wie Sam mit einem Korb unter dem Arm auf ihn zukam.
„Was mach ich nur mit Sylenna falsch?“, stellte Razar fest, „Sie kommt mich nie bei der Arbeit besuchen.“ Mit diesen Worten kehrte er zur Herde zurück, während Jack sein Pferd weiterhin auf Sam zugehen ließ.
„Hallo, Cowboy“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht, „Ich dachte mir, du hättest vielleicht ein bisschen Hunger. Immerhin bist du schon seit Sonnenaufgang unterwegs.“
Ihr hübsches, blaues Kleid flatterte im Wind und Jack fand, dass es ihr besonders gut stand.
Zusammen setzten sie sich unter einen Baum, sein Pferd ließ er laufen. „Kommt er, wenn du nach ihm pfeifst?“, wollte sie plötzlich von ihm wissen und zeigte mit dem Kopf zum braunen Pferd.
„Hab ich noch nie ausprobiert.“ Er legte einen Arm um ihre Schulter um sie näher an sich zu ziehen, aber als sie ihn schief ansah, nahm er seinen Arm wieder weg.
„Nein, schon gut. Das ist schön“, sie lächelte.
„Weißt du, den ganzen Tag auf dem Pferd zu sitzen ist ziemlich anstrengend“, fing er an und legte seinen Kopf auf ihren Schoss. Ihre Hände glitten ineinander.
„Wann kommst du heute Abend nach Hause? Ich kann es schon gar nicht mehr erwarten...“
„Flirtest du mit mir?“
„Eindeutig. Colonel, denken Sie, das hier ist eine ernste Sache?“
„Dieser Fall ist hoffnungslos, Major.“ Er grinste und zog sie zu sich um sie lang zu küssen. Was stellte sie nur mit ihm an? Jack hatte schon lange nicht mehr über Dinge wie heiraten und Kinder nachgedacht, aber jetzt bekam er diese Gedanken nicht mehr aus seinem Kopf. Im Laufe des Tages hatte er sich immer wieder vorgestellt, wie es sein würde, wenn eine kleine Kopie von ihm oder von ihr durchs Haus stürmte. Wie wäre es wohl, wenn ein kleines Kind, ihr kleines Kind, im Sommer nach einem Eis bettelte oder wenn er ihr Kind von der Schule abholen würde? Er fragte sich plötzlich all diese Sachen. Und er fragte sich, ob sie das auch wollte.
Der West Trek musste um eine Woche verschoben werden, weil auf ihrer Rute eine Flut gemeldet wurde. Jack und Sam genossen die Woche, die ihnen blieb. Jedes Mal, wenn Sylenna bei beiden sah, lachten sie miteinander oder kamen Hand in Hand von einem Spaziergang zurück. Über die Zwei musste sie den Kopf schütteln. Sie konnte nicht verstehen, warum sie so lange darauf verzichtet hatten, glücklich zu sein.
Sieben Tage später herrschte erneut die Sonne über dem Planeten, nur Sam schien sich nicht darüber zu freuen. Sie hatte keine Ahnung, wann Jack von dem Trek zurückkehren würde.
„Wie lange werden sie unterwegs sein?“, wollte Sam von Sylenna wissen. Ihre Freundin und deren Tochter besuchten sie. Mirella spielte fröhlich auf der Terrasse, während ihre Mutter einen Tee kochte.
„Etwa zwei bis drei Tage...“ Sie schaute ein wenig besorgt auf ihre Freundin, die mit angezogenen Knien auf der Couch lag.
„Sylenna?“
„Ja?“
„Kannst du mir deinen Speed Cruiser ausleihen? Ich möchte nach Mina fliegen.“ Sam richtete sich auf.
„Bist du sicher, dass du ihn fliegen kannst?“
„Jack hat es mir gezeigt?“
„War das, als ihr erst am nächsten Morgen aus dem Hangar zurückgekehrt seit?“, fragte Sylenna misstrauisch. Speed Cruiser fliegen war keine große Kunst und sie fragte sich, ob die beiden im Hangar nicht noch etwas anderes gemacht hatten, als Flugstunden zu nehmen. Trotzdem verschwand Sylenna im Haupthaus und reichte ihr den Startchip für das gelbe Gefährt. „Sei vorsichtig“, meinte sie zu Sam und blieb mit verschränkten Armen zurück.
Als sie wiederkam, rannte Sam wie von Bienen gestochen über den Hof. Jack würde jetzt mit den anderen auf der Südweide sein und helfen, die Kühe in den Westen zu treiben. Wenn sie Glück hatte, würde sie ihn noch antreffen, bevor die Herde in den Westen zog. Bis zu den dortigen Weidegründen wäre die Gruppe fast einen Tag lang unterwegs und Sam wollte so lange nicht warten.
Knapp zehn Minuten war sie unterwegs als sie wieder von Razar zuerst entdeckt wurde. „Hey Jack, Besuch für dich!“, meldete er sich wieder und ritt alleine davon. Jack sah noch, wie ein blonder Haarschopf neben einem Strauch in die Knie ging und dort sitzen blieb. Sam hielt sich die Fußgelenke und in der Annahme, ihr sei etwas passiert, ließ er sein Pferd schneller gehen.
Vor ihr bremste er ab und sprang förmlich aus dem Sattel.
„Alles okay?“, er strich ihr einige wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Warte... Ich“, sie atmete schwer, „Muss erst mal wieder Luft hohlen...“ Sie grinste.
„Warum bist du hier? Du weißt doch, dass heute der Trek in den Westen beginnt.“
„Das ist es ja“, immer noch schnappte sie nach Luft, „Ich wollte nicht mehr so lange warten.“
„Womit?“
„Ich muss dir etwas sagen... Ich... Jack, ich bin schwanger. Ich hab es gerade erst erfahren. Eigentlich wollte ich mich nur untersuchen lassen, aber der Arzt meinte plötzlich, dass er eine hohe Konzentration des Hormons...“
„Ja, Ja! Schon gut! Kannst du es bitte noch mal sagen.“
„Ich bin schwanger.“
Er zog sie in seine Arme und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf den Hals, „Ich freu mich so.“ Zusammen blieben sie so noch eine Weile sitzen, bevor Jack aufstand und sein Pferd an den Zügeln packte.
„Was hast du vor?“, fragte Sam, als er nun auch noch nach ihrer Hand griff.
„Dich nach Hause bringen“, antwortete er und schon saß sie auf dem Rücken des gescheckten Pferdes, „Glaubst du etwa, ich lasse dich alleine gehen.“ Er ließ das Tier wenden und rief Razar zu, dass er Sam erst zur Farm zurückbringen und dann nachkommen würde.
„Jack, ist etwas nicht in Ordnung?“, wollte Sylenna von ihm wissen, als sie sah, dass Sam vor ihm auf dem Pferd hockte.
„Nein!“, rief er, „Alles okay. Ich wollte nur nicht, dass meine Frau jetzt schon über Rückenschmerzen klagt. Dazu hat sie die nächsten Monate auch noch Zeit.“ Samantha schaute überrascht zu ihm hoch. Sie waren nicht verheiratet, trotzdem nannte er sie seine Frau.
Sylennas Augen weiteten sich. „Soll das heißen, dass ihr beide...?“, rief sie glücklich, „Oh, ich freue mich so für euch!“
Die Nachricht hatte sich schnell herumgesprochen. Innerhalb kürzester Zeit wusste der Teil der Familie davon, der auf der Ranch geblieben war.
Zwei Tage später kehrte die Gruppe ohne die Rinder vom West Trek nach Hause. Jack hatte Sam vermisst und beschlossen, sie zu überraschen. Sie schlief noch, als er nach Hause kam. Die Sonne schien ins Zimmer und Jack fand, dass sie wie eine wunderschöne, schlafende Prinzessin aussah. Er beschloss, Dornröschen aufzuwecken. Sie erschrak zunächst, als sie wachgeküsst wurde. Als sie jedoch kurz die Augen öffnete und Jack erkannte, schlang sie zufrieden Arme und Beine um ihn.
„Du hast mir so gefehlt“, gestand sie.
„Du mir auch... Aber, hey. Können wir das auf später verschieben? Ich solle erst duschen.“
„Das stört mich nicht.“ Während sie das sagte, wanderten seine Lippen über ihre Brust zu ihrem Bauch. Dort hielt er inne und begann, leise zu reden. „Hi, Baby. Wie geht’s dir? Hast du mich genauso sehr vermisst wie deine Mom?“
Sam kicherte und streichelte ihm durchs Haar. „Jack, was machst du denn da? Es kann uns doch gar nicht hören. Bestimmt sieht es noch nicht einmal aus, wie ein Baby.“ Erneut musste sie lachen. Sein Mund kitzelte sie am Bauch.
„Ich hoffe, du hast recht und es hat nicht gehört, wie ich neulich gesagt habe, dass ich dich die ganze Zeit...“, er fing wieder an, sie zu küssen. Mit jedem einzelnen Kuss fühlte sie sich dem Himmel ein Stück näher. Sie liebten sich voller Hingabe und als sie fertig waren, lagen sie noch lange beieinander. Schließlich fing er aus einem ihr unbekannten Grund an, leise zu lachen. „Was ist so lustig?“, fragte sie und er schüttelte den Kopf. „Nichts, ich... hab nur daran gedacht, dass mich eigentlich Teal´C auf diesen Testflug begleichen sollte. Ich frage mich, warum es sich der General anders überlegt hat.“
„Ich...“, sie räusperte sich, „...hab ihn gebeten, mich mitfliegen zu lassen. Immerhin habe ich an dem neuen Gleiter mitgearbeitet...“
„Oh, das war das beste, was du tun konntest“, seufzend schlang er die Arme um sie, „Ich kann mir nicht vorstellen, mit Teal´C hier zu sein.“
Ihr Lachen wurde lauter. „Ich will nicht, dass du gehst“, sagte sie nach einer Weile.
„Das werde ich auch nicht... Ich bin außerdem bloß nebenan.“ Er verschwand im Bad und brauchte etwa zehn Minuten. Danach huschte er zu ihr unter die Decke und bewies ihr zum zweiten Mal, wie sehr er sie liebte. Am späten Vormittag stand die Sonne ziemlich hoch und Sam hob müde den Kopf. Sie hatte Sylenna versprochen, ihr zu helfen, ein Fest vorzubereiten, aber in den letzten Tagen hatte sie Jack zu sehr vermisst, um ihn jetzt alleine zu lassen. „Ich freu mich schon auf sie“, sagte Jack plötzlich zu ihr und sie sah zu ihm hoch, „Auf unsere Tochter, meine ich...“
„Aber du weißt doch gar nicht, ob es ein Mädchen wird.“
„Ja, du hast Recht.“ Er fühlte, wie sie sich näher an ihn kuschelte und die Augen schloss. „Sammy? Kann ich dich etwas fragen?“
„Hmmm“, murmelte sie im Halbschlaf. Er hatte sie noch nie Sammy genannt, stellte sie fest.
„Würdest du mich heiraten?“
Am Abend sang und tanzte die gesamte Familie beim Fest, während Sam mit Sylenna an einem Tisch saß.
„Wie geht’s dir heute?“, fragte Sylenna und ihre Freundin lächelte.
„Sehr gut. Kannst du mir noch mal erklären, wie das mit dem Heiraten abläuft?“
„Warum denn?“ Sylenna störte es nicht, dass sich Jack zu ihnen setzte, aber als die beiden sich kurz anschauten, dämmerte es. Sylennas Augen wurden groß. „Wollt ihr?“
Das gegenübersitzende Paar nickte gleichzeitig. „Am Besten natürlich, sofort.“
„Das lässt sich einrichten.“ Sie blieben lange sitzen und besprachen alles. Sylenna hatte sich am nächsten Tag bereiterklärt, ihr ein Kleid für ihre Hochzeit zu schenken. Zusammen mit Rhia und Mirella kramten sie in einer Kiste, die über und über mit prächtigen Kleidern gefüllt war.
„Ich bin stolz auf euch“, erklärte Sylenna, „Ihr kennt euch seit vier Jahren und nun seit ihr seit zwei Wochen hier auf Rel und schon bekommt ihr ein Baby. Das ist sehr schön. Ihr seit wie Radar und Kamir.“
„Wer sind die?“, fragte Sam und fand in der Kiste ein weises Tuch. Sylenna nahm es ihr jedoch gleich wieder ab. „Du kannst Weis auf keinen Fall tragen. In unserem Glauben signalisiert das den Tod.“
„An welche Götter glaubt ihr denn?“ Innerlich bereitete sich Sam darauf vor, jetzt von irgendeinem Goa´Uld zu hören.
„Die Götter, die bei Diviya Hyl gefeiert werden heißen Rada und Kamir. Die beiden waren zwar mit anderen Göttern verheiratet, doch die tiefe Liebe die sie zueinander empfunden haben, ist unantastbar. Neben den beiden gibt es noch viele andere Götter.“
Für Sam klang das ein wenig bekannt. Bevor sie und Jack hier verschollen, hatte sie gesehen, wie Daniel ein Buch über den Hinduismus las.
„Das sind die Kräuter, die ich für euch gesammelt habe“, fuhr Sylenna fort, „Bei einer Hochzeit versammeln sich die Familien des Paares um ein Feuer und verbrennen sie gemeinsam um dem Gott der Fruchtbarkeit zu ehren. Da ihr hier keine Familie habt, werden Razar und ich das für euch tun.“
Die Familie traf sich an diesem Abend an einem kleinen Feuer mitten im Hof. Die Männer saßen auf der einen Seite, die Frauen auf der anderen. Gemeinsam verbrannten sie Salbei, Teufelskralle und einige anderen Kräuter und die Frauen der Familie sangen dabei ein Lied, welches Sam grob mit >Die Seele brennt, das Herz erzittert< übersetzte. „Ich will“, sagte Samantha danach (So hatte es Sylenna ihr erklärt). Jack sah sie liebevoll an. „Ich will auch“, sagte er und Razar verknotete demonstrativ den roten Schleier von Sam mit einem Schal von Jack. Das sei Tradition, erklärte er.
In der Nacht, als das Ende ihrer Feier nahte, waren sie alleine spazieren gegangen. Im Mondschein hatte Jack seiner Frau einen Ring an den Finger gesteckt, um die Tradition der Erde zu wahren. „Razar redet ja ständig von irgendwelchen Traditionen in letzter Zeit...“
„Der ist wunderschön.“
„Gefällt er dir?“
„Ja, sehr sogar.“ Tränen standen in ihren Augen.
„Er soll dich immer an unser Diviya Hyl erinnern.“
„Das wird er, Jack. Das wird er.“
Zwei Jahre vergingen für sie wie mit einem einzigen Wimpernschlag.
Anfangs fürchtete vor allen Dingen Samantha die Konsequenzen, die eintreten würden, wenn man sie jetzt fand. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, was mit ihrem Baby passieren könnte!
Den Winter verbachten sie und Jack gemeinsam in Razars Berghütte. Das Hochland war der einzige Ort auf diesem Planteten, auf dem es Schnee gab und so machten es sich die beiden in der kleinen Hütte gemütlich. Als Überraschung hatte Jack einen Baum aus dem Wald geholt und gesagt, dies wäre ihr Weihnachtsbaum. Sylenna schenkte ihnen einige Tage vorher ein Buch, ein Märchenbuch für ihr Baby, sie fingen an es zu lesen, sobald sie alleine waren. Es war eine wunderschöne Geschichte, die man den Kindern auf diesem Planeten erzählte: Sie handelte von den pelzigen Fitzlibutzlis, die alle gleich aussahen und eines Tages Besuch vom Farbenkönig und seiner Zauberkugel erhielten.
Im Frühjahr freuten sie sich über ihre gemeinsame Tochter, die in einer Vollmondnacht zur Welt kam. Es hatte sie ein wenig unvorbereitet getroffen, so war ihnen keine Zeit mehr geblieben, nach Mina ins Krankenhaus zu fahren. Schließlich hatte Sylenna perfekte Hilfe geleistet und ihnen ihr süßes gesundes Baby in den Arm gelegt. In den letzten neun Monaten hatten sie so viel Zeit gehabt, dass sie ständig über ihre Familien auf der Erde redeten. Sie hatte das Gefühl, seine Leute zu kennen, obwohl sie ihnen noch nie begegnet war. Schließlich war es ihr Vorschlag gewesen, das Baby nach Jacks Mutter zu nennen. Sie bestand fast darauf.
Sam erinnerte sich nur noch verschwommen an diese Nacht. Aber was sie ganz sicher noch wusste, war, dass sie völlig erschöpft gesagt hatte: „Jack?... Können wir das noch mal machen... Das, mit dem Baby?“
Am Anfang war es eine schwere Umstellung gewesen, plötzlich für ein kleines Kind verantwortlich zu sein. Selten hatten sie Abende für sich, wie ihr Einjähriges, welches sie mit ihren Freunden zwar feierten, aber ihre Feier zuhause war umso schöner. Sie hatten miteinander getanzt und sich immer wieder geküsst. Sie hatten die Finger kaum voneinander lassen könnten. Ihrem kurzen Kleid, der gemütlichen Couch und Kerzenschein verdankten sie es, dass das eingetreten war, was sie sich beide gewünscht hatten: Sie stellte fest, dass sie erneut ein Baby erwartete. Es sollte eine Überraschung sein und an diesem Tag war Jack früher als sonst nach Hause gekommen. Seltsamerweise herrschte Stille im Haus. Seit ihr Baby da war, stieg die Lautstärke bei ihnen eigentlich ständig. Oft lachten sie miteinander, oder das Baby weinte, wenn ihm etwas nicht gefiel. Jack fing an, nach Sam zu suchen, doch das hatte sich erübrigt, als sie auf ihn zutrat und ihn ein wenig unsanft gegen die Wand schubste. „Hey, was...“, fing er an aber weiter kam er nicht, da sie ihn mit einem leidenschaftlichen Kuss zum Schweigen brachte.
„Ich hab auf dich gewartet“, erklärte sie und lächelte verführerisch.
„Kann ich mir vorstellen. Wo ist das Baby?“
„Welches meinst du denn?“
Jack hatte sofort begriffen. „Du bist...“
Sie nickte. „Herzlichen Glückwunsch, Daddy!“ Das Glück hatte Einzug in ihrem Haus gehalten. Das hatte es zwar schon, als ihr erstes Kind geboren war, doch für sie stand fest, dass ihre Tochter nicht alleine bleiben und ein Geschwisterchen haben sollte.
Dieses Mal ließ ihnen das Baby genug Zeit um nach Mina zu fahren, wo Sam zum ersten Mal eine weiterentwickelte Technik zur Schmerzunterdrückung testete. Trotzdem kam das Baby erst nach 36 Stunden Wehen auf die Welt.
Heute lebten die beiden immer noch zusammen auf Sylennas und Razars Farm und verschwendeten keinen Gedanken daran, überhaupt noch zur Erde zurückzukehren. So, wie es war, waren sie glücklich.
Rhias Hochzeit und die Geburt von Sylennas zweitem Kind standen kurz bevor.
An dem Tag, an dem Sam mit ihrem Baby aus Mina zurückkehrte, erreichte ein Tok´Ra Schiff den Planeten. Teal´C scannte mit einer neuen Tok´Ra Technologie seine Oberfläche und zog erstaunt eine Augenbraue hoch. „Daniel“, sagte er, „Auf diesem Planeten gibt es Leben. Eine große Zivilisation.“
„Wirklich“, Daniel setzte sich in den Copilotensitz, „Ich dachte, die Tok´Ra konnten ihn nicht analysieren.“ Es lag wohl wirklich an atmosphärischen Störungen, dass vor zwei Jahren kein Leben auf diesem Planeten ausgemacht werden konnte.
„Das war vor zwei Jahren. Sollen wir versuchen, ob wir mit den neuen Schutzschilden auch landen können?“
Daniel wäre es natürlich lieber gewesen, wenn er eine Testperson vorausschicken könnte. Da erinnerte er sich an etwas, was der Colonel einmal zu im gesagt hatte: „Ein bisschen Spaß muss sein.“
„Versuch es“, sagte Jacob Carter aus dem hinteren Teil des Raumschiffes und Teal´C steuerte es auf dem Planeten zu. Der Eintritt in der Atmosphäre erwies sich als schwierig: Ständig erfassten Beben und Wirbelstürme das Schiff. Daniel atmete erleichtert aus, als er eine kleine mit Kupferblechen verkleidete Halle entdeckte, in der Teal´C schließlich landete. Sogleich eilten einige Leute darauf zu. Wer hier wohl gelandet sein mochte?
Daniel stieg als erster aus dem Schiff. „Hallo“, er war froh, Menschen hier zu sehen, „Wir kommen in friedlicher Absicht. Mein Name ist Daniel Jackson und das ist Teal´C. Das dort ist Jacob Carter.“
„Mein Name ist Razar. Seit ihr Forscher?“, fragte einer der Menschen.
„Ja, wir erforschen diese Gegend nach Planeten, auf denen sich Leben bilden kann. Sagt, wie lange gibt es diese Zivilisation schon?“ Daniel drehte sich herum und prallte geradewegs gegen eine junge Dame mit langen dunklen Haaren.
„Rhia, was machst du hier?“, fuhr Razar sie wütend an.
„Ich bin dir gefolgt. Sylenna nervt mich noch zu Tode mit dem Kleid. >Rhia, tu dies, Rhia tu das<. »
« Es handelt sich schließlich um deine Hochzeit.“
„Na und? Ich kenne den Typen nicht mal!“
„Geh nach Hause, Rhia“, Razar wandte sich nun wieder an Daniel, der Rhia fasziniert anschaute, „Verzeiht: meine Schwägerin. Seit Ihr herzlich willkommen auf Rel“, sagte einer der Männer, „Ich führe euch sogleich zu unserem Staatsoberhaupt. Es ist lange her, seit wir zum letzten Mal Besuch von einer anderen Welt hatten.“
Daniel wollte schon fragen, was das bedeuten sollte, doch da blieb Teal´C plötzlich stehen und zeigte mit ernstem Gesicht auf einen Gleiter, der am Rande des Hangars stand und ziemlich mitgenommen aussah.
„Was hat es mit diesem Gleiter auf sich?“, fragte Teal´C.
„Er ist vor zwei Jahren hier abgestürzt. Leider ist es uns nicht gelungen, ihn wieder flugtauglich zu machen.“
„Was ist mit seinen Insassen passiert?“
„Sie sind am Leben, falls Sie das meinen. Sie sind sehr gute Freunde vom mir geworden.“
„Handelt es sich bei diesen Leuten um Colonel Jack O´Neill und Samantha Carter?“ Daniel klang aufgeregt.
„Kommt. Ich mache euch miteinander bekannt.“
„Das wird nicht nötig sein. Wir kennen die beiden. Samantha Carter ist meine Tochter.“
„Ich verstehe“, sagte Razar, „Haben Sie ein Geschenk?“
„Wofür?“
„Ihre Enkeltochter wird morgen ein Jahr alt. Da sollten Sie nicht ohne Geschenk auftauchen.“
Jacob blieb stehen. Enkeltochter? Er konnte nicht wirklich von Sams Tochter sprechen? Es sei denn, sie hätte hier jemanden gefunden.... Ihm schwante einiges.
„Hey, nicht weglaufen!“, rief Jack seiner kleinen blonden Tochter nach und folgte ihr durch den Garten. Elyse hatte erst Laufen gelernt, doch seit sie Gefallen an der eigenen Fortbewegung gefunden hatte, war der kleine Wirbelwind nicht mehr aufzuhalten.
Sam hockte mit ihrem Baby auf der Terrasse ihres Häuschens und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Sie lächelte, als sie die beiden sah. Sie waren erst seit einigen Stunden zuhause und mit der Ankunft des neuen Babys schienen die Sonnen sogar noch ein wenig heller für sie zu strahlen.
Endlich hatte Jack seine Tochter eingefangen und trug sie auf dem Arm zur Terrasse zurück.
„Komm, wir gehen rein“, schlug er vor und streckte die Hand nach seiner Frau aus, „Sicherlich beginnt die Feier gleich.“
„Die arme Rhia tut mir ein bisschen Leid... Sie kennt den Mann, den sie heiraten soll, nicht einmal. Übrigens habe ich vergessen, für die Verlobungsfeier einen Kuchen zu machen. Dabei habe ich es versprochen“, erinnerte sich Sam. Jetzt grinste Jack. „Überraschung! Ich hab einen gebacken.“
„Wusste gar nicht, dass du so etwas kannst.“ Sie staunte, als Jack einen Kuchen vor ihr auf den Tisch stellte. „Das hast du schön gemacht“, sagte sie und gab ihm einen Kuss.
Elyse entdeckte nun eine Keksdose und zeigte darauf. „Mam Mam“, sagte sie und ihre Eltern drehten sich um. „Süße, die Dose ist leer. Da sind keine Kekse mehr drin. Mommy muss erst neue backen“, tröstete ihre Mom sie.
„Wirklich?“, fragte Jack und schaute Elyse an, „Wollen wir nachschauen?“ Zusammen mit der Kleinen auf dem Arm ging er zu der Keksdose und öffnete sie. Enttäuschst stellten sie beide fest, dass sie tatsächlich leer war.
„Süße, was hältst du davon, wenn wir beide nach der Feier zu den Ponys rübergehen?“
„Aber wirklich erst nach der Feier“, mahnte Sam ihn und in diesem Moment hörten sie ein Klopfen an der Tür. Jack machte sich auf dem Weg um zu öffnen, während Sam ihr kleines Baby Ilayda in die Wiege legte. „Schlaf gut, mein kleiner Schatz.“
„Sylenna!“, hörte Sam ihn rufen, „Schön, dass du da bist.“
„Ah, ich sag dir, mein Bauch bringt mich um. Außerdem war es eine blöde Idee, dass wir unser nächstes Kind gemeinsam bekommen. Sam hatte es mal wieder eiliger“, beschwerte sich Sylenna und schien noch lange nicht fertig zu sein, „Ich verstehe diesen Brauch nicht, sich mit Süßigkeiten voll zu stopfen und dabei etwas zu trinken, was ihr Kaffee nennt. Gestern ist mir von dem Zeug richtig schlecht geworden...“
Ratlos umarmte sie ihre Freundin Sam und betrachtete anschließend das neue Familienmitglied.
„Meine Güte, die Kleine sieht dir aber ähnlich. Ich bewundere dich.“
„Warum? Du hast doch auch bald zwei Kinder.“
„Ja, aber ich hab die nicht innerhalb von 353 Tagen bekommen“, Sylenna richtete sich auf und rieb sich den Rücken, „Razar kommt etwas später. Er sagt, im Hangar hat es einen Zwischenfall gegeben.“
„Hoffentlich nichts ernstes“, meinte Jack und reichte Sam ein Tuch.
„Wollen wir nicht noch auf Razar warten?“, fragte Sam ihn. Mit zwei Haarnadeln steckte die den rosafarbenen Schleier in ihrem langen blonden Haar fest.
„Wer weiß, wann er sich hier endlich einfindet.“
Wieder klopfte es an der Tür. Sylenna war schon dort um zu öffnen. „Hallo Rhia“, sagte sie, „Schön siehst du aus.“
„Halt die Klappe, Sylenna. Es ist deine Schuld, das ich diesen Mann heiraten muss...“
„Nein, als Vater starb hat er mir aufgetragen, einen Mann für dich zu suchen. Ich habe mein Möglichstes getan“, verteidigte sie sich. Aber ihre kleine Schwester hörte ihr gar nicht mehr zu. Lieber warf sie einen Blick zu Ilayda ins Babybettchen und erzählte, dass sie in Razars Hangar einen Mann getroffen hatte, der sie viel mehr interessierte.
„Nun lasst uns gehen“, sagte Jack und nahm Sams Arm, „Sonst ist vom Essen bald nichts mehr da.“
Wie sie feststellten, hatte man das Festtagsbüfette schon eröffnet, ihr Kuchen kam also gerade rechtzeitig. Einige der Menschen waren schon damit beschäftigt zu tanzen.
„Es ist Zeit“, Sylenna trat vor ihre jüngere Schwester und zog ihr den roten Schleier tief ins Gesicht. Dann gingen sie alle nebeneinander die Treppe von Jacks und Sams Haus hinunter. Mit Rhia setzten sie sich auf ein Podest, die Familie des Bräutigams saß ebenfalls auf einem Podest, jedoch weit von ihrem entfernt.
Sylenna atmete auf, als sie Razar den Hof betreten sah. Er hatte es rechtzeitig geschafft, nach Hause zu kommen. Mit der Familie von Rhias Zukünftigen musste noch eine Mitgift ausgehandelt werden. Sie winkte ihrem Mann und Razar kam sofort auf sie zu.
„Du kommst spät, mein Lieber.“
„Entschuldige, wir haben Besuch von einem Planeten namens Erde.“ Ihr Mann ließ sich neben der mit Schleiern verhüllten Rhia nieder. Sylenna erinnerte sich: So hieß auch der Planet, von dem Jack und Sam dachten, dass sie ihn nie wieder sehen würden. Aus den Augenwinkeln warf sie einen Blick zu ihnen und sah, wie sie glücklich mit ihrer Tochter Elyse spielten.
„Ich möchte dir unseren Besuch vorstellen“, sagte Razar und drei weitere Menschen kamen auf sie zu. Der eine trug eine Brille der andere hatte ein goldenes Abzeichen auf dem Kopf, welches Sylenna noch nie gesehen hatte. Der dritte Mann war schon etwas älter.
„Das sind Daniel, Teal´C und Jacob von der Erde.“
Sylenna versuchte, etwas zu sagen. Stattdessen wanderte ihr Blick erneut zu ihren Freunden, die weiterhin mit Elyse spielten und die Neuankömmlinge noch gar nicht bemerkt hatten.
„Meine Güte“, rief Rhia plötzlich laut und sprang auf, „Sie hier, das hätte ich mir nie träumen lassen. Das muss Schicksal sein!“
Rhias Temperamentsausbruch hatte nun auch die Aufmerksamkeit von Jack und Sam auf sich gezogen. Sie erstarrten beide in ihrer Bewegung, als sie Daniel, Teal´C und Jacob vor dem Podest stehen sahen.
„Sam?“, Jacob hatte seine Tochter unter dem rosafarbenen Schleier fast nicht erkannt.
„Ja, Dad. Ich bins.“ Da fing Elyse auf ihrem Arm an, zu weinen. „Entschuldigung“, murmelte sie und stand auf.
„Können wir einen Moment ungestört reden?“, fragte Daniel und sah zu Razar.
„Folgt mir einfach“, Jack ging zu seinem Haus voraus. Sam lief einige Meter vor ihnen. Sie ging schneller um mit Elyse das Haus zu erreichen, damit sie sie schlafen legen konnte. Neugierig beobachtete das kleine Mädchen den Besuch über der Schulter ihrer Mom hinweg. Die Kleine hatte blondes Haar und blaue Augen. Genau wie ihre Mutter, überlegte Jacob.
Als sie die Haustür hinter sich geschlossen hatten, herrschte Stille. Sie musterten sich gegenseitig und Elyse strampelte so wild auf den Armen ihrer Mutter, dass Sam sie absetzte.
„Ist das kleine Kind wirklich deines?“, fragte Jacob auf einmal und Jack und Sam nickten gleichzeitig.
„Ich hab gefürchtet, dass es so kommt.“
„Dad...“, Sam versuchte zu sprechen, aber da fing Ilayda in der Wiege fing an zu weinen. Sie nahm das kleine Mädchen aus ihrem Bettchen und wog es auf ihrem Arm hin und her.
„Ihr habt also ein Baby“, stellte Daniel fest.
„Wie du siehst, nicht nur eines“, korrigierte Jack ihn sogleich und überlegte fieberhaft, ob er sich bei ihnen bedanken oder ob er sie auf den Mond schießen sollte, weil sie sie gefunden hatten.
„Wollt... Wollt ihr hier bleiben?“, fragte Daniel und kratzte sich am Kopf. Er würde es ihnen zumindest nicht übel nehmen, wenn sie es vorhatten. Sie hatten sich schon vor so langer Zeit damit abgefunden, dass sie niemand retten würde und hatten eine Familie gegründet.
Erschöpft zog sich Sam den Schleier vom Kopf und atmete tief durch. Wie sollte sie ihnen nur sagen, dass sie nicht wollte? Dass ihre Anstrengungen umsonst gewesen waren? Jack fing ihren Blick auf. In den vergangen Jahren hatte er gelernt, darin zu lesen. Er wusste, was sie dachte.
„Es tut mir Leid“, begann er und verschränkte die Arme, „Wir können hier nicht weg. Das geht nicht.“
„Warum nicht?“, fragte Daniel erhitzt.
„Die würden uns vors Militärgericht stellen... und die Kinder würden sie ohne zu zögern in Pflegefamilien geben. Glaubst du, ich will das?“
„Entschuldige, aber diese Regel ist vor einem Jahr...“
Eine Person im roten Schleier und goldenem Kleid platzte in den Raum. Es war Sylenna. „Verzeiht. Das Diviya Hyl beginnt.“ Sie ging hinaus und Sam befestigte nur noch eilig ihren Schleier. Dann gab sie Jack Elyse auf den Arm und nahm selbst Ilayda. Draußen nahm die Familie um einem Lagerfeuer platz.
„Was bedeutet diese Zeremonie?“, fragte Jacob. Er, Daniel und Teal´C standen etwas abseits und hörten zu, wie die Frauen der Familien etwas in einer fremden Sprache sangen.
„Ich gehe davon aus, dass es eine Hochzeit ist.“
Sylenna legte ihrer kleinen Schwester eine Hand auf die Schulter. „So ist es besser, Rhia. Glaub mir.“
Rhia nickte.
Jack schaute ein wenig besorgt durch die Runde, als die Familien Salbei verbrannten.
„Was hast du?“, fragte Sam und schubste ihn leicht an.
„Denkst du, wir tun das Richtige?“
„Mein Entschluss steht fest... Und deiner?“
„Ja, meiner auch.“
An diesem Abend wurde noch viel gefeiert und getanzt. Ein neuer Bund fürs Leben war geschlossen, was mit ihrem passieren würde, müsste sich erst noch zeigen.
Sie hassten Abschiede. Vermutlich war das der Grund, warum sie sich schon am frühen Morgen von Teal´C verabschiedet hatten. Razar war anschließend mit ihm nach Mina geflogen um sein Raumschiff abzuholen.
Jetzt wartete er nur noch darauf, dass Daniel und Jacob „Auf Wiedersehen“ sagten.
„Seit ihr sicher, dass ihr nicht noch bleiben wollt? Elyse hat morgen Geburtstag.“
„Wir können uns hier nicht länger aufhalten. Unser Schiff zeichnet auf, wie lange wir hier waren. Ein zu langer Aufenthalt könnte die Leute auf der Erde misstrauisch machen.“
„Ja, das verstehe ich natürlich. Machs gut, Dad“, Sam umarmte ihren Vater.
„Du auch, Kleine. Denk dran, wenn du nach Hause möchtest, ist das kein Problem mehr. Es gibt jetzt Technologien mit denen man eine ganze Galaxie innerhalb von Stunden durchqueren kann.
„Danke, Dad, aber ich hab mich entschieden“, sie schaute zu Jack, der im Moment versuchte, sein Baby zu beruhigen.
„Die beiden sehen euch wirklich sehr ähnlich“, stellte Jacob fest.
„Was werdet ihr General Hammond sagen?“
„George ist im Ruhestand, aber er wird sich freuen, von euch zu hören.“
„Wer hat jetzt die Leitung über das Stargate Center?“
„Einer davon steht vor dir... Und jetzt schau nicht so, als hättest du einen Geist gesehen. Lass mich noch ein Wort mit deinem Mann reden.“ Sam nickte, Jacob ging auf Jack zu.
„Jack“, fing Jacob an aber dieser hob die Hände.
„Ich weiß, was du sagen willst. Du hättest dir für Sam jemanden gewünscht, der mit ihr mithalten kann. Sicher, ich hab nicht so viel Grips wie sie, aber ich liebe diese Frau und ich bereue nichts von den letzten beiden Jahren.“
„Warum sagst du das mir? Sag das doch ihr“, Mit dem Kopf deutete Jacob in die Richtung seiner Tochter, „Kümmere dich gut um sie, hörst du? Und es wäre mir ganz Recht“, Jacob zog eine kleine metallische Platte aus seiner Tasche, „Wenn ihr euch in nächster Zeit bei mir meldet... Nur hin und wieder... Wenn die Kinder Geburtstag haben, zum Beispiel.“ Er überreichte Jack die Platte.
„Ist das von den Asgard?“, fragte er erstaunt.
„Ja, auch auf der Erde hat sich einiges getan“, grinste Daniel.
„War schön, dich wiederzusehen“, erklärte Jack seinem alten Freund.
„Fand ich auch... Und jetzt geh, sie wartet auf dich.“
Jack hob zum Gruß die Hand und ging zu seiner Frau zurück. Sam winkte, als das kleine Raumschiff vom Boden abhob. „Hat er dir erzählt, dass es auf der Erde jetzt Asgard Technologie gibt?“, wollte Jack von ihr wissen.
„Er hat es angedeutet“, Sam tröstete Ilayda, die leicht quengelte, „ Aber ich würde gerne wissen, wie es die Menschen auf der Erde erfahren haben. Wie reagieren sie darauf? Gibt es auch Asgard auf der Erde...?“
„Sollen wir Jacob aufhalten. Vielleicht dreht er um und nimmt uns doch noch mit.“
„Ach, ich weiß nicht... Meinst du wirklich...?“