Family story

Raiting: G
Spoiler: hab ein wenig aus „Stargate, das Buch zum Film“ übernommen/winzige Andeutung zu „Der falsche Klon“ und „Virtueller Alptraum“ (aber man muss keine der Folgen unbedingt kennen)
Inhalt: Warum weis man so wenig über Jacks Vergangenheit? Daniel hat vor, dieser Frage auf den Grund zu gehen. / Eine Friendship Story über Jack und Daniel. Ist mir schon vor Jahren mal eingefallen und verstaubt schon lang auf meiner Festplatte. Ich hoffe sie gefällt euch.

„Jack, wohin mit dieser Kiste?“ Daniel kniete auf Jacks staubigen Dachboden und half seinem Freund dabei, Ordnung zu schaffen. Seit einer ganzen Weile schon, schien der Colonel von einem Putzwahn befallen zu sein.
Daniel hatte ihm vorgeschlagen, sich zu melden falls er eine helfende Hand brauche. Heute Morgen hatte das Telefon geklingelt und O’Neill hatte Daniels Angebot dankend angenommen. Seit zwei Stunden verschoben sie schon Kisten, trugen manches nach unten ins Wohnzimmer, anderes landete gleich im Müll. Daniel hoffte nicht nur den Grund für des Colonels Putzfimmel, sondern auch etwas über die Vergangenheit des verschwiegenen Soldaten zu erfahren.
Ich weis ne Menge über Teal’cs Leben, und auch von Sams Kindheit weis ich viel, doch keiner von uns kennt Jack näher. Obwohl er unser Leben sehr gut kennt, nimmt er an Gesprächen zu diesem Thema nie teil.
„Die Kiste muss noch nach unten, die zwei an der Wand auch und…“ er streckte den Kopf in eine weitere Kiste. „Dies hier. Dann sind wir hier oben fürs erste fertig.“
Daniel erhob sich, dankbar dass der Dachboden –welcher seinen Namen nicht recht verdiente- so geräumig war. Nach schon wenigen Minuten waren alle für Jack wichtigen Kisten im Wohnzimmer verteilt.
„Danke Daniel, willst du noch was trinken?“
Daniel guckte verwirrt. Es klang fast so, als wollte Jack ihn jetzt schnell loswerden.
Aber so leicht wird der mich nicht wieder los!
„Kannst mir ein Glas Saft bringen, was du eben gerade da hast“, meinte er beiläufig und ließ seinen Blick über die zum teil beschrifteten Kartons wandern.
Jack kam aus der Küche zurück, stellte für Daniel ein Glas Orangensaft auf den Tisch und öffnete sein Bier.
„Danke übrigens, für deine Hilfe mein ich. Hätte stunden gebraucht, hätte ich’s alleine machen müssen.“
„Oh, keine Ursache,“ meinte Daniel und wollte eine der Kisten öffnen.
„He! Kramst du immer in anderer Leute Sachen?“ fragte er den Jungen Wissenschaftler mit unfreundlichem Ton.
Daniel zuckte die Schultern und schenkte seinem Freund ein lächeln.
„Ich bin Archäologe! Ich entdecke verlorene Dinge und krame in der Vergangenheit und das hier…“ Daniel deutete mit einer ausschweifenden Geste über die Kartons. „Das hier ist eine sehr interessante Ausgrabungsstädte, die wie ich glaube, viele noch ungeklärte Rätsel um einen Menschen namens Jack O’Neill birgt.“
Jack verzog das Gesicht zu einer Fratze von der Daniel nicht wusste, ob sie Wut oder Frust widerspiegelte. Beides war jedenfalls möglich, doch Daniel glaubte sich dennoch seinem Ziel recht nahe.
„Komm schon Jack. Was kann so schlimmes in diesen Kisten sein, dass ich es nicht sehen darf? Ich bin dein Freund!“ In Daniels Stimme lag Trotz.
Jack konnte ihn sogar verstehen. Und trotzdem war der Gedanke etwas über das Vergangene preiszugeben unbehaglich. Jack nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier, seufzte kaum hörbar und kniete sich neben Daniel.
„Na schön Professor, ich bin der Ausgrabungshelfer.“
Daniel lächelte seinen Freund noch einmal herzlich an. Am Ziel angekommen, öffnete er den Deckel des Kartons auf welchen mit schwarzem Edding geschrieben stand: Persönliches
Als erstes wirkte Daniel ein wenig enttäuscht. Unter Persönliches hatte Jack Dinge wie Baseballkarten und Schallplatten verstanden. Daniel unterdrückte dieses frustrierende Gefühl und begann die Sachen einzeln aus der Kiste zu nehmen.
„Ach dieses dumme Baseballkartenalbum, das kann weg. Gibt bei ebay vielleicht noch ein wenig Geld dafür.“ Auch die Schallplatten kamen bis auf wenige Ausnahmen alle auf den ebay-Stapel.
Daniel zog ein großes Album heraus und hatte eigentlich noch mehr Sammelkarten von Baseball- Hockey- oder Footballspielern erwartet. Zu seiner großen Überraschung konnte er auf dem schwarzen Einband –nachdem er eine dünne Staubschicht abgewischt hatte- die Worte: Happy Memory’s lesen.
„Muss das sein?“ erkundigte sich sein >Ausgrabungshelfer<
„Ja das muss sein. Ich verstehe nicht, warum du so ein Theater machst. Du hast doch auch schon Fotos meiner Familie gesehen.“
Jack setzte an um etwas zu erwidern. Verwarf diesen Gedanken anscheinend in dem Glauben, Daniel eh nicht von seiner Tätigkeit abringen zu können. Er verdrehte nur demonstrativ die Augen, um seinem Gegenüber sein Missfallen deutlich zu machen. Daniel ignorierte es und schlug die Erste Seite auf.
Erwartet hatte er ein Bild, auf dem Jack als Kind zu sehen war, oder ein altes Foto, das den jungen Jack und seine Eltern zeigte. Zu sehen bekam er ein Foto mit fünf Kindern. Jack war leicht zu erkennen, da Daniel sein verjüngtes ich durch die Aktion mit dem Asgard Loki her kannte. Die anderen vier Kinder waren im gänzlich unbekannt.
„Sind das Freunde von dir oder Verwandte?“
Jack murrte, er hatte seine Arme auf der Brust verschränkt und blickte nur gelangweilt in Daniels Richtung. Dieses Foto, er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem es aufgenommen wurde.
„Letzteres Daniel, das sind meine Geschwister.“ Verwundert hob Daniel den Kopf und blickte Jack durchdringend an. Der glaubte bereits, viel zu viel seiner Vergangenheit an den neugierigen Archäologen verraten zu haben und wollte ihm das Album aus der Hand nehmen. Der lies sich das jedoch nicht gefallen und rückte aus Jacks reichweite.
„Du hast niemals erwähnt, dass du vier Brüder hast.“
„Hab ich auch nicht mehr“, gab der Angesprochene zurück.
Daniel erkannte, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte.
Noch mehr verstorbene Familienangehörige. Irgendwie kein wunder, dass er darüber nicht gerne redet, dachte Daniel so bei sich.
Auf der nächsten Seite prangte endlich das erwartete Bild von seinen Eltern. Obwohl es schwarz-weiß war, konnte sich Daniel die Farben ohne mühe denken. Jacks Vater hatte einen schick geschnittenen Anzug und eine teuer wirkende Krawattennadel auf der vermutlich roten Krawatte. Das kurze, dunkle Haar ordentlich nach hinten gekämmt und für Daniel stand fest, Jack kam eindeutig nach seinem alten Herrn.
Seine Mutter war eine hübsche Frau. Ihr Haar war nach oben gesteckt und sie trug ein edles Kostüm. Am unteren Rand war eine verblassende Jahreszahl zu erkennen.
„Das war an ihrem Hochzeitstag“, erklärte Jack.
Daniel nickte, „ja so was hab ich mir schon gedacht.“
Auf den nächsten Seiten waren viele Bilder der…vier Jungs. Jack war so gut wie nie auf einem der Fotos. Daniel wusste nicht genau, ob er sich darüber erkundigen sollte. Jacks Laune schien nicht die beste zu sein. So viele Fragen brannten Daniel noch auf der Zunge.
„Warum bist du nirgends mit drauf?“ Daniel sah seinen Freund fragend an.
Es schien Jack wirklich sehr schwer zu fallen, darüber zu sprechen. Lange zeit schien es, als suche er nach den richtigen Worten.
„Einfach ausgedrückt bin ich das schwarze Schaf einer guten Familie. Die Fotos hat fast alle mein Vater aufgenommen und mit dem hab ich mich nie recht gut verstanden.“
Daniel war überrascht und letzten Endes bereute er die Frage sogleich, die ihm einfach so heraus rutschte.
„Warum?“
Wieder änderte sich Jacks Gesichtsausdruck und dieses Mal war sich Daniel sicher, lag Trauer darin. Jacks Stimme war voll bitterer Ironie, als er weiter sprach. „Mein Vater hatte eine Anstellung in einer großen Bank. Wir hatte immer für alles genügend Geld. Ein großes Haus, ein Auto, sogar eine Hausmädchen. Mein Dad legte viel wert auf unseren Ruf und ich hab da irgendwie nicht reingepasst. Ich…ich war einfach immer zu dumm hat er oft gesagt.“
Das ganze hier begann irgendwie falsch zu laufen. Daniel hatte nicht gewollt, dass sich Jack hierbei so quälte und er begann bereits zu bereuen, so neugierig gewesen zu sein.
„Wie…kam dein Dad dazu, so was zu sagen?“ Daniel begann wütend zu werden, wütend auf diesen Mann der so selbstbewusst und Stolz von dem Foto zu ihm aufblickte.
Jack hob und senkte die Schulter und mied Daniels Blick um jeden Preis. „Ich war nicht besonders gut in der Schule. Er wollte immer, dass sein Erstgeborener in seine Fußstapfen tritt.
Dad sagte immer, niemand außer ihm muss es peinlich sein, von seinen Kindern zu erzählen. Ich wusste zwar, dass er nur mich damit meinte, denn meine Brüder waren alle besser als ich.“
Beide schwiegen eine Zeit lang.
„Vergiss die Aufnahmeprüfungen nicht! Du wirst auf die Uni gehen, komme was wolle! Hast du das verstanden? Tu mir einen Gefallen und bereite deinem Vater nicht noch mehr Schande.“
Daniel brauchte einen Moment um zu begreifen, dass Jack gerade seinen Dad zitiert hatte.
„Für Dr. O’Neill Absolvent einer Spitzen-Uni war es selbstverständlich, dass sein Sohn gute Noten schrieb. Er ist ja auch sein Sohn. Er geht bestimmt auch einmal auf die Uni. Solange ich mich anstrengte, hatte Dad mich gern. Aber in der 9. Klasse war ich plötzlich nicht mehr der Einzige. Die, die vorher nichts gelernt hatten, zogen nach und im Handumdrehen fiel ich hinter denen Zurück. Irgendwann erkannte ich, dass ich die Erwartungen meines Alten nie erfüllen kann und von da an hatte ich keinen Bock mehr. Ich schwänzte die Schule, kam manches mal Tagelang nicht nach Hause. Wenn ich zur Schule ging, endete es meistens mit einer Verwarnung oder einem Verweis wegen Prügeleien. Hin und wieder haben wir Fensterscheiben eingeworfen oder Supermärkte beklaut. Ich tat einfach alles, um den Ruf der Familie zu schädigen. Bis zu meinem 18. Geburtstag stand ich schon drei Mal vor Gericht. Ich verdanke das letzte Urteil einem milden Richter. Er stellte mich vor die Wahl: Entweder als Freiwilliger in die Army oder ein Jahr im Washington State Jugendgefängnis. Jetzt rat mal, was ich gewählt habe.“
Daniel brauchte lange um dies alles zu verarbeiten.
Ich habe meinen Vater recht früh verloren und das immer bedauert. Lieber hab ich gar keinen Dad als so einen…Das hätte meiner nie zu mir gesagt! Selbst wenn ich nicht in seine Fußstapfen getreten wäre, er hätte mich trotzdem immer geliebt! Da bin ich mir 100% sicher!
Jetzt saß er da. Der sonst so redegewandte Daniel Jackson, mit dem Fotoalbum voll schrecklicher Erinnerungen in der Hand. Daniel schloss das Buch wütend und warf es beiseite. Am liebsten wäre er aufgesprungen, hätte geschrieen oder wo dagegen getreten! Irgendetwas um seiner Wut auf Jacks Vater Luft zu verschaffen! Niemand hatte es verdient so behandelt zu werden!
„Vergiss es einfach“, begann Jack.
„Nein Jack, das vergessen wir jetzt nicht so einfach ich meine…das ist so ungerecht und…“
„Daniel“ unterbrach Jack. „Ich brauche weder dein Mitleid noch hilft die Wut über meinen Dad etwas. Jede Familie hat so ihre Probleme. Bei manchen sind diese offensichtlicher als bei anderen. Die Probleme die ich in meiner Jugend hatte, damit bin ich gewiss kein Einzelfall. Also tu mir den Gefallen und lass es gut sein.“
Daniel schwieg, unfähig noch etwas zu sagen.
„Willst du das Ende dieser Geschichte noch hören, oder kann ich die Kartons weiter alleine durchwühlen?“
„Ist das Ende besser als der Anfang?“
Ungewollt musste Jack lächeln. „Ich weis nicht, für mich irgendwie schon. Jedenfalls entschied ich mich für das Marine Corps und ich erwies mich vom allerersten Tag an als außerordentlich diszipliniert und auch als talentierter Soldat. Nach nur zwei Wochen bewarb ich mich um einen Wechsel an die Marine-Corps-Fachakademie Quantico, VA, und hier insbesondere um eine Ausbildung für Kampfeinsätze. Ich wurde angenommen und meine Eltern waren natürlich wenig begeistert. Von dem Tag an, als ich zuhause meine Sachen für die Akademie packte hab ich kein Wort mehr mit meinem Vater gesprochen. Bis zu seinem Tod nicht. Er hatte sogar darauf bestanden, dass das schwarze Schaf nicht auf seine Beerdigung kommen darf.“
„Das ist ein starkes Stück“ Daniel schluckte.
„Ha, gebracht hat es ihm nur noch mehr Ärger. Meine Brüder waren immer auf meiner Seite. Sie vertraten wohl in etwa deinen Standpunkt. Auch sie verließen unser Elternhaus im Streit mit meinem Vater. Unsere Mutter tat uns zwar leid, sie litt unter Dingen für die sie nichts konnte. Aber ich hab ihr jede Woche geschrieben. Dwayne, der zweitälteste kam bei einem Autounfall ums Leben. Phil der war sozusagen der Vorletzte, er starb bei einem Brand in dem großen Chemielabor vor sechs Jahren. Wie der Zufall es so wollte, denn Phil hatte da erst vor drei Tagen seinen Job begonnen.“ Jack machte eine hilflose Handbewegung. „Wenn das Schicksal es so will, kann man nichts machen.“
Daniel nickte, „ja ich weis was du meinst. Das hab ich damals von dem Bewahrer gelernt. Du weist schon, als er mir virtuell die Möglichkeit geben wollte, die Geschehnisse welche zum Tod meiner Eltern führten zu ändern.“
Wieder trat schweigen zwischen den beiden Freunden ein. Als Jack weiter sprach, erschien es Daniels so, als wäre er doch froh, sich einmal alles von der Seele geredet zu haben.
„Der Tod meiner beiden Brüder ging mir recht nah. Wie gesagt, zu denen hatte ich immer einen guten Draht. Die anderen Beiden arbeiten einmal als Anwalt und Lehrer. Jeder hat im laufe seines Lebens etwas gefunden, worin er wirklich gut war und es freut mich, dass mein alter von keinem unserer Berufe begeistert war.“ Jack stand auf und streckte sich.
„Was meinen Sauberkeitswahn angeht, einer meiner Brüder hat vor, sich hier ne weile >Einzunisten< und da der Dachboden geräumig genug ist…“
Daniel nickte, „versteh schon. Ich…danke dass du so ehrlich zu mir warst Jack.“
Der Angesprochene nahm einen Schluck Bier. „Bitte. Aber ich hoffe du tischt das den anderen nicht gleich brühwarm auf.“
Daniel schüttelte entrüstet den Kopf. „Nein, diese Geschichte ist bei mir gut aufgehoben“, schwor er feierlich mit erhobener Hand.
Jack grinste und blickte wieder auf die Kartons.
Auch Daniel blickte wieder zu den Kisten.
„Seine Erinnerungen sollte man wie einen kostbaren Schatz hüten, egal wie dunkel manche von ihnen auch sein mögen.“
„Manches mal kannst du richtig Philosophisch sein Jack“, lobte der Wissenschaftler seinen älteren Freund.
„Ja und eines weis ich mit Sicherheit. In all diesen verschiedenen Parallelen Welten, gibt es bestimmt auch einen Jack, der den Ansprüchen unseres Vaters gewachsen war. Irgendwo da draußen, gibt es eine Welt, in der alles so verlaufen ist, wie ich es mir manchmal gewünscht habe.“
„Irgendwo da draußen“ bestätigte Daniel. „In diesem Irgendwo leben vielleicht auch meine Eltern noch.“
„Mag sein“, bestätigte Jack.
„Aber weist du was in dieses Parallele Universum fehlt?“
Jack runzelte die Stirn. „Nein sags mir.“
Daniel sah seinen Freund lange an, darauf antwortete er: „So perfekt wir uns diese Welt auch immer vorstellen mögen, wir hätten uns darin sicher nie getroffen und deshalb, bin ich froh über die Welt so wie sie ist.“
Erst war Jack sprachlos. Dann huschte ein leichtes Lächeln über seine Lippen und er zog seien jungen Freund in eine wohltuende Umarmung.

Ende