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Thema: Zerrissen

  1. #1
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    Standard Zerrissen

    Short-Cut: Die Schmerzen hatten sich in seiner Seele verbissen
    Fortsetzung von: „Alleine“, „Schatten der Vergangenheit“, „I need you“, „5 Stunden“, „Nie mehr ohne Dich“, „Lichter“ „Nebel“, „Spiegel der Verdammnis“ und „Seelenfolter
    Spoiler: -
    Character: Sheppard, OC, Multi-Charakter
    Kategorie: Drama, Angst, Romance, Friendship
    Rating: R16
    Author’s Note: -
    Disclaimer: MGM Television Entertainment. Mir gehört da gar nichts und ich verdiene auch kein Geld damit.
    Feedback: Würde ich mich freuen!



    ---


    Zerrissen




    Lily betrat den Raum und stand dann in dem dunklen Zimmer, das nur von dem schwachen Mondlicht, welches hinter der Wolkendecke immer mal wieder durchfand, erhellt wurde. Das Bett war zerwühlt, Klamotten lagen verstreut herum und es standen mehrere leere Bierflaschen auf den Boden. Die Tür zum Balkon war offen, der Vorhang hatte sich an einen Schrank verfangen und zurrte daran, wenn der kalte Wind den Weg in das Quartier fand. Sie zog den Stoff zurück und wollte die Türe schließen, aber dann sah sie ihn draußen am Geländer stehen und in die Ferne starren.
    Wenigstens hatte er sich von selbst an die frische Luft gewagt, was sie seit Tagen ohne Erfolg versucht hatte. Sie trat zu ihm und stellte sich mit etwas Abstand zu ihm. Er wollte nicht, dass man ihm zu nahe kam, er wollte keine Berührung, er wollte nichts.
    John sah nur kurz auf, aber es war nicht sein Blick. In seinen Augen fand sie nur leere und Zerrissenheit. Die Wärme, die sonst darin wohnte, war ausgezogen. Sie wusste nicht, wie sie an ihn heran kommen sollte, aber sie konnte ihn auch irgendwie verstehen. Sie war damals auch einfach gegangen, nachdem sie die Stundenlangen Misshandlungen überlebt hatte. Dennoch sie war zurück gekommen, weil sie ihn brauchte und sie hoffte, er würde auch wieder zu ihr kommen. Sie hatte sich die letzten Tage viel mit Dr. Heightmeyer unterhalten um das Verlebte und gesehene zu verarbeiten, wo sie aber auch gerne mit John darüber gesprochen hätte.

    Es begann zu nieseln und Lily verschränkte die Arme, da sie fror, aber John bewegte sich nicht von der Stelle und sie würde hier mit ihm stehen bleiben. Der Regen wurde stärker und es dauerte nicht lange, waren sie durchnässt. Ein Blitz zuckte über den Horizont, erhellte ihn einen Moment und Sekunden darauf donnerte es.
    Lily versuchte nicht zu zeigen wie sie zitterte, aber ihr Zähneklappern verriet sie und sie schloss die Augen. Ihr liefen Tränen über die Wangen, sie konnte es nicht mehr verbergen. Sie schüttelte den Kopf, dann eilte sie hinein und lief in ihr Quartier. Dort stellte sie sich noch angezogen unter die Dusche und sank langsam die Wand herab. Das warme Wasser prasselte auf ihren Körper und sie zog schluchzend ihre Beine an sich. Sie vermisste John so sehr.
    Er hatte einmal zu ihr gesagt, er würde lieber mit seinen Kameraden über seine Probleme sprechen, als mit einen Seelenklempner. Er schien seine Worte vergessen zu haben und es tat ihr so unendlich weh, ihn so sehen zu müssen. Selbst nachdem sie mit Heightmeyer gesprochen hatte, die Alpträume gingen nicht fort. Sie sah ihn immer wieder vor ihr liegen, sein verletzter Körper und der Blick, den ihr noch zuwarf, bevor er bewusstlos geworden war.
    Lily wischte sich über ihre Augen, dann stand sie auf und verließ das Badezimmer. Sie blickte auf die Kartons, die fast alle gepackt waren. Das neue Quartier war bereits ausgesucht, aber ob sie es je beziehen würden?

    John blieb noch lange stehen, bis auch ihm die Kraft verließ und er sich auf den Boden des Balkons setzte. Es war ihm egal, dass es ihn anregnete. Ihm war alles egal, ihn könnte auch der Blitz treffen, dann wäre es wenigstens zu Ende.
    Es tat ihm leid, dass Lily sich um ihn Sorgen musste. Er hätte sie so gern in den Arm genommen, sie gewärmt, aber er konnte es nicht. Er hatte kein Gefühl, für nichts. Alles in ihm war so leer und kalt. Die körperlichen Schmerzen waren schon längst vergangen, aber die in seinen Inneren, die wollten nicht verschwinden. Sie hatten sich in seiner Seele verbissen und er wusste nicht, wie er sie wieder lösen könnte, ohne die Wunde noch mehr zu vergrößern. Er hätte nie gedacht, das man ihn solche Schmerzen zufügen konnte. Die Schmerzen waren vor allen die Erinnerungen an die Hilflosigkeit, Fremden ausgeliefert zu sein und sich nicht wehren zu können. Vier Wochen, oder waren es schon mehr; hatte er schon kein Wort mehr gesagt, aber was sollte er auch reden?
    John dachte an Michael, als er ihn vor ein paar Monaten erschienen war. Er hatte ihm gesagt, er sei immer bei ihn. Wo war er gewesen, als er seine Hilfe gebraucht hätte? Er schlug mit seiner Faust auf den Boden und fuhr sich dann verzweifelt durch die nassen Haare.
    Ihm wurde nun doch allmählich kalt und als er auf seine Hände blickte, sah er das sie schon ganz blau waren. Er schleppte sich hinein und ließ sich auf sein Bett fallen. Die Dunkelheit legte sich über ihn und er fiel wieder in einen alptraumhaften Schlaf.


    Elizabeth saß auf dem Balkon der Kantine und nahm ihr Frühstück bei herrlichen Sonnenschein zu sich. Nach dem schlechten Wetter in der gestrigen Nacht, hätte sie nicht gedacht, dass es am Morgen schon so schnell wieder schön sein würde. Sie blickte gerade auf, als sie ihn mit Essen auf dem Tablett durch die Tischreihen gehen sah. Er hatte dunkle Augenringe und sein Bart ließ ihn noch düsterer aussehen.
    Sie merkte, wie die Augenpaare der hier anwesenden ihm folgten und er spürte die Blicke in seinen Rücken sicherlich noch mehr. Als er vorbei gegangen war, setzte Getuschel ein und sie schüttelte darüber innerlich den Kopf. Das war das letzte, was John jetzt brauchen konnte. Die Leute hier hatten ihm so viel zu verdanken und jetzt tratschten sie über ihn, als wäre er ein Aussätziger.
    Er hatte in einer Nische einen freien Tisch gefunden und begann zu essen. Wenigstens aß John, wo sie sich bei Lily nicht so sicher war. Für die Frau an seiner Seite, war es noch schwerer als für alle anderen, die mit ihn befreundet waren. Lily wusste was er erlebt hatte, war sie doch dabei gewesen und selbst ihr vertraute er sich nicht an.
    John hob seinen Blick und sah sie geradeaus an. Sie lächelte ihm zu, aber sie merkte, das er gar nicht anwesend war. Er hatte sich bestimmt wieder in sich verkrochen und sie wüsste zu gerne, wer ihn aus seiner Teilnahmslosigkeit heraus ziehen konnte.
    Sie überlegte, ob sie zu ihn gehen sollte, aber in dem Moment stand er auf und verließ die Kantine.


    Lily schlug ein letztes Mal auf den Sandsack ein, dann taumelte sie rückwärts auf die Fensterbank des Trainingsraums und lehnte sich gegen das kühle Glas. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie ihre Angst und Wut rausboxen wollte, aber sie wusste, es hatte nicht funktioniert.
    Sie hatte Angst, dass John aus dieser Zurückgezogenheit nicht mehr heraus finden würde; sie war Wütend auf ihn, weil er es zugelassen hatte, in eine Art Depression zu fallen.
    Er war doch der Kämpfer; er war ein Soldat. Verdammt er durfte nicht Schwach sein. Sie versuchte stark zu sein und ihn zu unterstützen, aber er ließ sie einfach nicht an sich ran. Es tat ihr unendlich weh und wenn es so weiter ging, wusste sie nicht, ob es nicht besser wäre, zurück auf die Erde zu gehen.
    Lily wollte aufstehen, aber ihre Knie zitterten noch immer und sie sank wieder zurück.
    „Verdammt!“
    Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in ihre Hände und Teyla zog die junge Frau in ihre Arme.
    Sie hatte Lily schon seit 3 Stunden beobachtet und hoffte, dass John bald in sein früheres Leben wieder finden würde. Alle waren so hilflos, wenn er ihnen im Flur mit dem glasigen Blick entgegen kam und sich dann in seinen Schutzpanzer flüchtete, nur um nicht sprechen zu müssen. Sie hatte es vorhin erst wieder versucht, aber als sie nicht aus seinen Quartier gehen wollte, war er gegangen. Sie hoffte, er würde irgendwann mit ihnen sprechen, bevor es zu spät war.
    Teyla spürte wie Lily schwerer wurde und sah, das sie ohnmächtig geworden war. Das musste ja so kommen, sie hatte ewig nichts mehr gegessen. Sie informierte Carson und der kümmerte sich auf der Krankenstation um sie. Er gab ihr ein Schlafmittel, dass sie wenigstens ein paar Stunden schlafen konnte, ohne sich immer wieder neue Gedanken zu machen.


    John beobachtete die Möwe, wie sie sich von der Strömung des Wassers treiben ließ, ehe sie von irgendwas aufgeschreckt wurde und sich dann in die Lüfte erhob. Er sah ihr solange nach, bis sie nicht mehr zu erkennen war.
    Sein Blick wanderte auf das Wasser und er machte automatisch einen Schritt, der ihn näher zum Ende des Piers führte.
    Sollte er seine Augen einfach schließen, die Arme ausbreiten und sich fallen lassen; in die weite tiefe Dunkelheit? Dann wäre diese Sinnlosigkeit endlich vorbei. Irgendwas in seinen Inneren krampfte sich zusammen und er war über sich selbst erschrocken, dass er diesen Gedanken überhaupt aufkommen ließ.
    „Ich bin enttäuscht!“
    John zuckte zusammen. Er hatte gedacht, er wäre hier auf dem Pier alleine. Teyla hatte ihn ewig in seinen Quartier belagert und er hatte doch nur seine Ruhe haben wollen.
    McKay trat neben ihn.
    „Ich bin enttäuscht, von Ihnen. Ich hatte nicht gedacht, das Sie so schwach sind!“
    Der Wissenschaftler sah den Soldaten an, dessen Augen ihn fast verächtlich anblitzen. Rodney schnaufte.
    „Schauen Sie mich nicht so an. Wenn Sie etwas von mir wollen, dann machen Sie den Mund auf!“
    Er versuchte Sheppard zu provozieren. Vielleicht würde das funktionieren. Es wäre ihm auch egal, wenn er ihm eine verpassen würde. Hauptsache er kam aus sich raus. Aber John schüttelte den Kopf und stopfte seine Hände stur in die Taschen seiner Hose.
    „Lily liegt auf der Krankenstation, falls Sie das interessiert. Sie hat seit Tagen nichts mehr gegessen und Carson sollten Sie lieber nicht übern Weg laufen! Aber warum vergeude ich meine Zeit, wir versuchen Ihnen zu helfen...“
    Rodney wandte sich ab und ging wieder. John sah ihm nach und ein weiterer Schmerz kam in seinen Inneren dazu. Bald hatte er alle seine Freunde vergrault und besonders die Frau die er liebte. Aber wenn ihn doch endlich jemand sagen würde, wie er es schaffen könnte zu vergessen, dann würde er es tun.

    Ronon hatte ihn am frühen Morgen schon im Trainingsraum überrascht. Er hatte eigentlich alleine sein und ein bisschen trainieren wollen. Der Satedaner hatte ihm den Trainingsstab in die Hand gedrückt und war sofort auf Angriff übergegangen. Seine Reaktion war zu langsam gewesen und er hatte sich am Boden wieder gefunden. Ronon hatte den Stock aufgehoben und ihn ihm zu geschmissen.
    Zwei Stunden ging das Spielchen, dann hatte der ehemalige Läufer genug gehabt und John mit einen Schlag ins Gesicht fast zu Fall gebracht. Die Stöcke waren ihm um die Ohren geflogen und Ronon hatte ihn angebrüllt, das er sich wehren sollte. Dann war der junge Mann gegangen.


    Er betrat die Krankenstation und sah sie in dem Bett liegen. Er blieb am Türrahmen stehen und beobachtete sie, in ihren traumlosen Schlaf. Aber selbst jetzt war die Anspannung nicht aus ihren Gesicht gewichen und man sah ihr den Nahrungsmangel etwas an. Er schluckte mehrmals um den Klos in seinen Hals loszuwerden, als er eine Bewegung in den Augenwinkeln bemerkte und sah Carson auf ihn zu kommen.
    Der Arzt sah ihn fragend an, was er hier wolle. John gab ihm keine Antwort und Beckett deutete zur Tür. John spürte; er war nicht willkommen und er verließ noch niedergeschlagener diesen Ort, wo er eigentlich immer einen Platz gefunden hatte, wenn er jemanden zum Reden brauchte.
    Du Idiot!


    Er hielt sich mal wieder in seinen Quartier auf, am Fenster und konnte nichts anderes, als aus diesen hinaus zu sehen. Lily wusste nicht mehr weiter. Sie hatte die gestrige Nacht nach ihren Zusammenbruch auf der Krankenstation verbracht. Ihre Hand lag auf dem Bauch der leicht knurrte.
    Essen sie etwas, hatte Carson ihr heute Morgen befohlen. Sie lachte innerlich auf. Essen. Wenn sie schon daran dachte, etwas zu essen, wurde ihr ganz schlecht. Sie könnte erst wieder etwas zu sich nehmen, wenn es John besser ginge, aber sie hatte das Gefühl, vorher würde sie leblos zusammenbrechen, ehe er wieder zurück ins Leben kam.
    Und dann hatte Carson noch etwas gesagt. Sie sollte Essen, zum Wohle ihres Kindes. Ein Kind. So oft hatte sie sich ausgemalt, wie sie auf diese Nachricht reagieren würde. Nun war es soweit und sie konnte sich überhaupt nicht freuen. Nicht in dieser Situation. Sie wusste nicht, ob sie es ihm sagen sollte oder nicht. Vielleicht würde ihn das wieder aus seiner Lethargie reißen, oder ihn noch weiter hinein treiben? Sollte sie es wagen?
    „John!“
    Er sah sie fragend an, sagte aber nichts. Ihr platzte der Kragen.
    „Sag doch was. Rede mit mir. Du stehst nur an dem beschissenen Fenster da und vegetierst vor dich hin! Ich war die ganze Zeit für dich da, wollte dir helfen, aber du versperrst dich. Ich kann das nicht mehr!“, schrie sie ihn an und er senkte den Kopf. Sie erwartete gar keine Antwort, doch er blickte wieder auf und sah sie an.
    „Dann solltest du gehen!“
    Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so ruhig war es auf einmal.
    Es waren die ersten Worte seit Wochen und Lily fühlte sich wie erstarrt, wollte dazu etwas sagen doch dann schüttelte sie den Kopf und lief hinaus.
    John wandte sich wieder zum Fenster, legte seine Stirn dagegen und kämpfte mit sich. Aber er verlor ihn und er blieb.
    Als er nach einer Weile zu Boden sah, meinte er etwas aufblitzen zu sehen und bückte sich. Es war Lilys Ring. Sie hatte ihn also verlassen. Das musste er so hinnehmen, was sollte er denn schon dagegen tun können?
    Nein! Nein, du Idiot.
    John spürte, wie sein altes Ich zu toben begann.
    Nein, du nimmst das nicht so hin. Mach gefälligst was dagegen.
    Sie durfte nicht gehen. Er brauchte sie!

    Er stieß sich vom Fensterrahmen ab, es fühlte sich fast an, als würde ihn jemand anschubsen und lief los zu ihren Quartier. Nachdem sie nach mehrmaligen Klopfen immer noch nicht geöffnet hatte, trat er einfach ein, stolperte fluchend über einen der Umzugskartons und sah den offenen Schrank, aus dem wahllos Kleidung genommen worden war. Er griff auf den Schrank, aber die Tasche die dort sonst lag, fehlte und eine Ahnung befiel ihn. Er lief so schnell es ging, zum Torraum und hoffte, das sie noch nicht fort war.
    Elizabeth stand an der Treppe und wollte diese gerade hinauf gehen, als John herein gestürmt kam. Sie sah ihn erstaunt an.
    „Ist sie gegangen?“
    Die Dauer bis die Antwort kommen sollte dauerte ihm viel zu lange.
    „Verdammt, ich will wissen ob sie gegangen ist?“
    Liz nickte erschrocken und John brüllte Danny an, er solle so schnell wie möglich die Erde anwählen. Der Techniker wählte das Gate mit zitternden Händen an; John ging es nicht schnell genug.
    „Wie lange dauert denn das noch?“
    Elizabeth kam zu ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter. Er ließ sie gewähren, merkte, wie gut es tat und ohrfeigte sich innerlich. Alles was ihm geholfen hätte, hatte er abgewehrt. Die Männer hatten ihn erst beinahe zu Tode gefoltert und nun, obwohl sie schon längst in der Hölle schmorten, fast geschafft, seine Seele entgültig zu ruinieren. Er sah zu Liz, die ihm aufmunternd zu nickte und er dankte es ihr mit einen leichten Lächeln.
    Endlich hatte sich das Tor aufgebaut, John wartete noch die paar Sekunden, bis Danny vom SGC die Bestätigung bekam und lief dann durch.

    Die Anwesenden auf der anderen Seite sahen ihn irritiert an und General Landry fragte ihn, was das ganze überhaupt sollte.
    „Erst der Lieutenant und jetzt Sie. Und wie sehen Sie eigentlich aus?“
    „Wo ist Lieutenant Johnson, Sir?“, stieß er keuchend, fast flehend aus und sein Vorgesetzter deutete verdutzt zum Weg, der zum Aufzug führte.
    John ließ ihn stehen, lief durch die Flure und achtete nicht auf die Leute, die ihm ausweichen mussten. Er kam zum Fahrstuhl und drückte hektisch auf den Knopf. Als dieser nicht gleich aufging, stieß er fluchend den Fuß gegen die Wand und konnte dann endlich in die Kabine, nachdem sich die Türen geöffnet hatten. Die Fahrt die sonst nur ein paar Minuten dauerte, kam ihn wie Stunden vor und er fühlte sich wie ein eingesperrtes Tier in einen engen Käfig.

    Ein Pling bestätigte ihm, das er angekommen war. Er quetschte sich durch die erst noch halb offenen Türen und hetzte an den wachhabenden Soldaten vorbei, die ihm irritiert nach blickten und nicht wussten, ob sie ihn aufhalten sollten oder nicht.
    John musste blinzeln, als er ins Freie trat und die warme Sonne ihn begrüßte. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er sie.
    Sie war schon auf dem Parkplatz an ihrem Auto und er fing an zu rufen, sie solle warten. Lily zuckte zusammen, als sie seine Stimme hörte und blieb stehen, drehte sich aber nicht um. John stolperte fast über seine eigenen Beine, so beeilte er sich und kam dann neben ihr zu stehen und schnaufte.
    „Lily... Lily, ich...“
    Sie sah auf und in ihren Augen glitzerten Tränen. John schloss die Augen, es tat ihm weh, wenn er sie so sehen musste und er wusste, dass er daran schuld war. Er schnappte nach Luft, wollte etwas sagen, wusste aber nicht was.
    John breitete hilflos die Arme aus und suchte nach passenden Worten. Hatte keine Ahnung wie er anfangen sollte. Die beiden standen sich gegenüber und sahen den Schmerz des anderen in dessen Augen.
    John fühlte den Ring in seiner Tasche und er griff nach ihrer Hand. Sie zog sie nicht zurück und er atmete tief durch. Er ging in die Knie und küsste sie sanft auf die Finger, ehe er ihr den Ring langsam überstreifte. Sie schluchzte auf, als sie seine Augen sah in denen die Verzweiflung stand. Lily zog ihn an sich und fuhr liebevoll über sein Haar. Er klammerte sich an sie, sog die Wärme die von ihr ausging förmlich auf. Wollte sie nie mehr loslassen. Sein Kopf war an ihrem Bauch gedrückt, als wüsste er, dass ihn ihr etwas heranwuchs und er weinte.
    Und seine Seele atmete auf. Endlich.




    Ende


    Geändert von Kathi90 (17.04.2014 um 22:19 Uhr)

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

    Meine Lily-Reihe

  2. #2
    Major General Avatar von Kris
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    Schön dass es gerade McKay und Ronon sind, die John aus seiner Lethargie reißen und ihm den richtigen Anstoß geben. Man merkt richtig, das er das wirklich braucht und alles Verständnis und Zurückhaltung in diesem Fall nichts nutzt.

    John wirkt gerade zum ende hin etwas selbstbemitleidet, aber gut, nach den Erfahrungen darf und sollte man es sein. Aber so wie es gekommen ist, sit es gut, und jetzt wo er endlich wieder reagiert können die inneren Wunden auch heilen.

    Ein sehr intensiver Text war es auf jeden Fall. Schön!
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  3. #3
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    WOW! Ich sage hierzu nur eins. Noch nie musste ich mir bei einer FF eine Träne verdrücken, doch du hast es geschafft! Wahnsinn!



  4. #4
    Auf der Suche Avatar von Kathi90
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    @Kris: Das wollte ich, das John irgendwie so rüber kommt. Deshalb waren die anderen ja auch irgendwann von seinen "Selbstmitleid" genervt bzw. von ihm enttäuscht.

    @Scout:

    Uhh, wow. Danke schön.
    Geändert von Kathi90 (04.08.2007 um 23:55 Uhr)

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

    Meine Lily-Reihe

  5. #5
    Hyndara
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    Mit einem Wort: Beklemmend!

    Wow, bei dieser Geschichte fühlte man sich wirklich nicht wohl. Du hast das richtig gut geschildert, wie Sheppard sich verhält, wie er sich fühlt. Und auch die Verzweiflung von Lily kommt hervorragend rüber. *schluck* Ich hab jetzt noch einen Kloß im Hals - ehrlich.

    Mh, ich kann Kris nicht so ganz recht geben. Für mich klingt das weniger nach Selbstmitleid, als vielmehr nach Aufgabe. Gerade die Szene, wo Sheppard überlegt, ob er nicht vielleicht springen soll. Im ersten Moment war ich da etwas ungläubig, im zweiten aber ... Ja, doch, das konnte ich nachvollziehen.

    Wirklich schöne Geschichte. Ich freue mich schon sehr darauf, wieder etwas von dir zu lesen.

  6. #6
    Chief Master Sergeant
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    Johns Gedanken und Verhalten ist richtig erschreckend und mir ist richtig komisch jetzt.

    Da sieht man mal, das selbst Menschen, die Stark sind auch Schwächen haben und daran zerbrechen können.

    Und Lilys Gedanken über das Kind, das sie sich nicht darüber freuen kann. Das ist echt traurig, da sie eine Zukunft geplant hatten und dann muss sie sich darüber Gedanken machen, ob es sie doch nicht gibt!

  7. #7
    Senior Master Sergeant
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    Ich stimme Hyndara zu. Das Wort "Beklemmend" passt perfekt.

    Die Gefühle von Sheppard sind richtig unheimlich, erst recht als er da am Pier steht. Ich dachte schon, du lässt ihn wirklich springen.


    Das Bett war zerwühlt, Klamotten lagen verstreut herum und es standen mehrere leere Bierflaschen auf den Boden.
    Diese Szene, man erkennt, das er sich richtig gehen lässt und auch als Elizabeth ihn mit Bart beschreibt. Er gibt sich auf!

    Eine tolle Geschichte!

  8. #8
    Airman Avatar von stargateschlumpf
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    WOW!!! Ich... WOW!!! mir fehlen die worte hab jetz innerhalb weniger stunden alle teile bis hier gelesen und ich weiss net was ich sagen soll. Einfach nur geil!! Alles was du schreibst, ist so intensiv an gefühlen und die atmosphäre die beim lesen entsteht ist einfach einzigartig. Da kann das normale SGA einpacken :-)

    Du hast nen OCSAR verdient. Kategorie bestes Drama/ bestes Drehbuch

  9. #9
    Auf der Suche Avatar von Kathi90
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    Danke für eure Antworten. Ja für ich war es auch Beklemmend zu schreiben!


    @stargateschlumpf: Wow, danke schön

    Du müsstest mich bis zu dir leuchten sehen, so rot bin ich eben geworden. Danke *freu* Aber einen Oskar!?! So gut bin ich nun auch nicht

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

    Meine Lily-Reihe

  10. #10
    Brigadier General Avatar von Cindy
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    Auch wenn ich wiederholen muss was die anderen schon geschrieben haben, ich finde diese Story sehr Beklemmend.

    Niemals hätte ich gedacht, dass John so … wie soll ich sagen … so hilflos, am Ende sein kann.
    Es ist bedrückend jemanden so zu sehen, den man eigentlich nur von einer anderen Seite herkennt – nämlich, den doch eigentlich nichts umhauen kann.
    Aber du hast John von einer Seite gezeigt … oh man.

  11. #11
    Captain Avatar von Evaine
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    Starke Menschen hassen es Gefühle zu zeigen... und müssen erst lernen sich helfen zu lassen, weil sie Hilfe mit Schwäche gleichsetzen.

    Eine außergewöhnliche Story, die mir sehr gut gefallen hat. Danke fürs Teilen.

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