Ergebnis 1 bis 6 von 6

Thema: Gezeichnet

  1. #1
    Auf der Suche Avatar von Kathi90
    Registriert seit
    13.01.2006
    Ort
    Bayern>Oberpfalz
    Beiträge
    1.241

    Standard Gezeichnet

    Short-Cut: Sie ist gezeichnet von Narben, körperlich und seelisch...
    Fortsetzung von: ...„Zeit im Wind“, „Lügen (Teil I)“, „Echidna (Teil II)“, „Frucht des Leibes (Teil III)“ und „Todesengel (Teil IV)
    Spoiler: -
    Character: OC, Sheppard
    Kategorie: Drama, Romance,
    Rating: PG-13
    Author’s Note: Ich hoffe ich trete niemanden mit dieser Geschichte zu nahe.
    Informationen über Gebärmutterentfernung und Bulimie.
    Widmung: Für Linda. Trotz deiner Krankheit warst du für uns immer eine Starke Persönlichkeit.
    Disclaimer: MGM Television Entertainment. Mir gehört da gar nichts und ich verdiene auch kein Geld damit.
    Feedback: Würde ich mich freuen!



    ---



    Gezeichnet





    Ihre Schritte hallten laut von den Wänden, als sie durch das Gebäude ging. Das beißendhelle Licht, der Lampen die über ihr an der Decke hingen, brannte in ihren Augen und Lily blinzelte. Der Gang schien nicht zu enden.
    Du hast mich alleine gelassen!
    Lily blieb stehen und drehte sich um, doch sie sah niemanden. Sie ging weiter und erneut hörte sie diese kindliche Stimme. Sie musste um eine Ecke gehen, dann sah sie einen Schatten. Sie stoppte und der Schatten näherte sich.
    Du wirst dafür büßen!
    Die Stimme klang gefährlich und Lily drehte sich um, doch als sie zurück wollte, war hinter ihr eine Wand. Sie fuhr mit ihren Händen darüber. Wie war das möglich. Die Schritte näherten sich, wurden lauter und pochten in ihren Ohren. Dann erschien vor ihr ein Wesen, das Gesicht nicht zu erkennen, voller Blut und dunklen Schleim.
    Ich war in dir!
    Dann griff es nach ihr und als sie ihren Bauch berührte, fühlte sie diese Kralle in ihren Unterleib wieder...



    Keuchend erwachte Lily und musste sich erst orientieren wo sie war. Dieser Traum verfolgte sie nun schon seit Wochen. Sie hörte Geräusche aus dem Bad und war froh, dass John es nicht mitbekam. Sie wollte und konnte nicht mit ihm darüber sprechen. Sie zog die Decke näher an sich, sie fror in der letzten Zeit immer so schnell. Vielleicht hing es damit zusammen, dass seit der Entfernung ihrer Gebärmutter die Hormone nicht mehr richtig mitspielten. Sie wusste es nicht und Lily legte ihren Kopf auf die Knie.
    Ob das Kind wirklich so aus gesehen hatte? Sie würde es dieser Echidna zutrauen, nachdem John ihr ein paar Details verraten hatte.
    Jetzt war es also vorbei. Sie würde nie mehr ein Kind zur Welt bringen können. Erst vor einiger Zeit hatte sie mit John darüber gesprochen. Er hatte gemeint, wenn es noch mal funktionieren würde, wäre es sehr schön. Auch sie hätte Farah gerne noch ein Geschwisterchen geschenkt, nun sollte es nicht mehr so kommen.
    Sie spürte einen Luftzug als die Türe aufging und John zu ihr trat. Er holte sein schwarzes Hemd aus den Schrank und zog es sich über.
    Nachdenklich betrachtete sie ihn. Gestern hatte sie ihn im Flur mit Kate sprechen sehen und ihre Erinnerungen, an ihren Traum während der Gefangenschaft waren wieder aufgeflammt. Sie hatte Angst, dass dies hier alles wieder nur vorgetäuscht und sie noch immer in den Händen von Echidna war. Obwohl die Schmerzen, die sie während dieser Geburt gehabt hatte, konnten nicht vorgetäuscht gewesen sein.
    Eine Berührung an der Wange ließ sie leicht zusammen zucken und John tat es weh das zu sehen. Sie hatte es nicht verarbeitet, da konnte sie ihm so viel erzählen wie sie wollte.
    „Ich bringe Farah zu Kate!“
    Lily nickte. Kate kümmerte sich um die Kleine liebend gerne. Sie musste nachher zu Joanne, zur Nachuntersuchung und um zu besprechen ob sie vielleicht eine Hormonbehandlung bräuchte.
    Sie hörte wie John mit Farah sprach und dann die Tür zu ging. Nachdem die beiden gegangen war, stand sie auf und stellte sich unter die Dusche. Sie sah auf ihren Bauch hinab und betrachtete die Narbe darauf. Es war alles vorbei. Echidna hatte es kaputt gemacht. Neben dem warmen Wasser, dass auf ihre Haut prasselte, liefen ihr jetzt auch einige Tränen über das Gesicht und sie lehnte ihren Kopf gegen die Wand.


    „Es ist alles in Ordnung. Und das mit den Hormonen sollten wir nicht unbedingt anfangen. Warten Sie noch ein bisschen, dann gewöhnt sich der Körper daran!“
    Lily dankte der Ärztin und wollte eigentlich aufstehen, als die sie bat, sitzen zu bleiben.
    „Ich würde aber gerne über ihren Gewichtsverlust sprechen!“
    Lily senkte den Kopf. Bis jetzt hatte sie es verbergen können.
    „Lily, Sie müssen etwas essen!“
    Die Frau sah Joanne an.
    „Ich habe aber kaum Hunger!“
    Joanne nickte.
    „Ja das sehe ich. Aber Sie brauchen jedes Gramm. Es wird ihnen gut tun!“
    Lily seufzte. Levy lehnte sich über den Tisch und legte ihre Hand auf die von Lily. Misstrauisch blickte sie darauf und die Ärztin nahm sie zurück. Das war ihr in der letzten Zeit auch aufgefallen, dass sich Lily nicht mehr anfassen ließ.
    „Soll ich mit John darüber sprechen?“
    Ruckartig stand Lily auf.
    „Nein. Bitte, ich schaff das alleine!“
    Joanne atmete aus.
    „Gut. Ich vertraue ihnen. Ich werde dies in zwei Wochen kontrollieren, wenn ich von meinen Urlaub zurück komme!“
    Lily lächelte leicht und verabschiedete sich von der Ärztin.


    Ihre Füße führten sie in die Kantine. Es war kaum was los und sie stand ratlos mit ihren Tablett vor den Essen. Am liebsten wäre sie wieder umgedreht.
    Ihr Magen knurrte leicht und vielleicht sollte sie doch Levys Ratschlag beherzigen. Der Koch nickte ihr zu, als sie ihn fragte, ob er einen Korb hätte, da sie die Sachen gerne mit in ihr Quartier nehmen würde.
    Der junge Mann staunte nicht schlecht, was sie alles mit nahm und wunderte sich. Er hatte sie die letzte Zeit hier kaum angetroffen und nun das. Aber bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, wollte eine Wissenschaftlerin etwas von ihn und als er sich kurz darauf um sah, war Lily nicht mehr da.

    Anfangs tat sich Lily schwer, die Bissen hinunter zu bekommen, aber je mehr sie die verschiedenen Sachen ausprobierte, desto mehr wollte sie essen. Bald verspürte sie, wie sich ihr Magen gegen die Nahrung wehren wollte, aber sie konnte nicht aufhören. Gierig verschlang sie dies, dann das nächste.
    Irgendwann wurde es dann doch zuviel.
    Sie taumelte auf die Toilette und übergab sich. Es schmerzte und sie fühlte sich so schlecht. Schluchzend sank sie an die Wand. Sie hasste es, wenn sie sich übergeben musste, sie fühlte sich so erniedrigt. Nach einer Weile ging es ihr wieder besser und räumte panisch die Essensreste fort. John sollte sie so nicht finden. Er würde sich nur noch mehr Sorgen machen, wenn er es denn überhaupt tat.
    Als sie in den Spiegel sah, blickte ihr eine dünne, von schlechten Erlebnissen gezeichnete Frau entgegen. Es ging auf die Wintermonate zu, sie konnte die dicken Sachen anziehen, da würde man es nicht sehen. Aber wie würde es im Frühling werden.
    Lily schloss die Augen und atmete tief durch. Heute hatte sie einfach zuviel gegessen. Wenn sie morgen wieder langsam weiter machen würde, dann könnte sie auch wieder zu nehmen. Da war sie sich ganz sicher.

    Doch auch in den nächsten Tagen sollte es nicht anders werden. Lily stopfte alles in sich hinein und verbrachte stundenlang ihre Zeit auf der Toilette. Sie gewöhnte sich langsam daran und achtete darauf, dass sie bereits ihren Schlafanzug an hatte, wenn John zu ihr ins Bett kam und nach ihn erst wieder auf stand.
    Der Teufelskreis hatte sie in der Hand...



    Erschöpft ging Lily mit Farah durch die Gänge und schlug den Weg in den Kontrollraum ein. Farah hatte sie heute gefordert, sie war immer nur in Bewegung gewesen und Lilys kränkelnder Körper beschwerte sich nun langsam. Heute Morgen hatte sie beim Haare kämen einen Büschel ihrer braunen Haare heraus gezogen. In der Nacht war Lily wieder von den Alpträumen heim gesucht worden und dann war das Bild von John und Kate wieder aufgetaucht. Einen Moment flimmerte es vor ihren Augen und sie musste sich an die Wand anlehnen. Farah sah ihre Mutter fragend an.
    „Mami?“
    „Alles in Ordnung mein Schatz. Mami ist nur müde!“
    Das kleine Mädchen nickte und griff nach der anderen Hand ihrer Mutter.
    „Daddy abholen!“
    Lily seufzte und sie gingen weiter. John war mit seinen Team noch nicht wieder da und sie gesellte sich zu Elizabeth, die ein Dokument las. Sie lächelte Lily zu.
    „Tja, wir werden uns wohl demnächst von Lieutenant Rose verabschieden müssen! Carson hat bei ihr heute eine Schwangerschaft festgestellt!“
    Lily lächelte zwar, aber in ihren inneren tat ihr es weh. Die Frau konnte nichts dafür, aber sie wünschte sich so sehr, dass sie diejenige wäre. Einen Moment tat ihr dieser Gedanke schon wieder leid. Sie schluckte und stand auf, als das Tor anwählte.
    Als sie die Brüstung betrat und hinab sah, traten John, McKay und Teyla heraus. Bei McKay standen zwei Frauen, sie schienen leicht verletzt zu sein. Die blonde Frau stützte sich bei John ab und sie lächelte ihn dankbar an.
    Ungeschickt stolperte sie und John griff nach ihr. Ihre Hand wanderte, als sie sich erneut an ihn festhielt bewundernd über seinen Körper und er schien nichts dagegen haben.
    Lily wandte sich ab, wollte dies nicht mehr sehen und ließ Liz irritiert stehen. Farah achtete da gar nicht darauf und hüpfte langsam die Treppen zu ihren Vater hinab. Der ließ die Fremde stehen, was die Missbilligend zur Kenntnis nahm und akzeptierte, dass sie diesen Mann nicht bekommen konnte.


    Als Lily in ihrem Quartier angekommen war, lief sie in die kleine Küche und durchsuchte die Schränke nach Essbaren. Sie fand gerade mal ein paar Süßigkeiten und gierig verschlang sie diese. Ihr wurde aber nicht schlecht davon und panisch schlug sie sich auf den Bauch. Es musste wieder raus...
    „Nun komm schon!“
    Ihr Finger wanderte zu ihren Mund, aber sie zog ihn zurück. Das konnte sie nicht, sie musste noch etwas finden, dass es von selbst ging. Die Frau in Johns Armen und sein Blick hatte ihr gereicht. Er interessierte sich nicht mehr für sie. Wann hatte er sie das letzte Mal in den Arm genommen oder so angesehen, wie er eben diese Frau gemustert hatte.
    Hektisch öffnete sie jeden der Schränke, schob die Sachen zur Seite und durchwühlte alles. Endlich fand noch eine angefangen Schachtel mit Keksen und riss sie entzwei. Eilig verschlang sie diese nachdem sie gegessen hatte, konnte und durfte sie sich endlich übergeben.
    Keuchend lehnte sie an der Wand und fing zu Weinen an. Ihr Leben war kaputt. Als sie aufstehen wollte, wurde ihr Schwindelig, aber nach ein paar Minuten ging es wieder.
    Danach wusch sie ihr Gesicht ab, putzte sich die Zähne und empfing kurz darauf John, der Farah wieder mit brachte.


    „Was sollte denn das vorhin?“, fragte er sie, als er aus dem Bad kam und sie schon im Bett lag.
    „Was denn?“
    „Du bist einfach gegangen!“
    „Du warst beschäftigt!“
    „Wie bitte?“
    „Die Frau in deinen Armen!“
    John wollte sich gerade hinlegen, als sie dies sagte. Er schüttelte den Kopf.
    „Glaubst du wirklich, ich betrüge dich?“
    Lily schluckte. Diese Szene erinnerte sie immer mehr an den Traum. Als sie ihm darauf keine Antwort gab, nahm John seine Sachen und ging an ihr vorbei.
    „Du spinnst doch!“
    „Geh nur zu ihr!“, flüsterte Lily geknickt und John schlug die Tür zu. Auf der Couch schmiss er sein Bettzeug hin und legte sich schlafen, zumindest versuchte er es.
    Was war nur mit ihr los?
    Er konnte nicht mit ihr über ihre Erlebnisse sprechen, sie blockte immer ab. Er traute sich nicht mehr sie zu berühren, sie blickte ihn ängstlich an.
    Sie vertraute ihn nicht mehr.
    Wütend boxte er in das Kissen hinein.
    „Verdammt noch mal!“
    Ladon war an allen Schuld und hatte ihr Leben kaputt gemacht. Er würde es dem Genii heimzahlen.


    Am nächsten Morgen schlief Lily noch, als John sich anzog und sich für die Mission fertig machte. Er betrachtete sie eine Weile. Sie hatte stark abgenommen, dass hatte er schon längst bemerkt, auch wenn sie glaubte, es mit ihren Pullovern zu verheimlichen können. Er würde wenn er von der Mission zurück käme, mit Kate darüber sprechen, wie er Lily helfen könnte. Er musste ihr unbedingt helfen, er wollte sie nicht verlieren. Vielleicht würden sie sich dann auch wieder näher kommen...
    John beugte sich über sie, strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht und küsste sie liebevoll auf die Stirn.
    „Ich liebe dich!“



    Elizabeth blickte verwirrt auf die zwei Reisetaschen, die Lily umhängen hatte.
    „John hat mir gar nichts davon erzählt!“
    Lily sah sie kurz an.
    „Ja, das hat er heute morgen gesagt. Meine Mutter hat Farah schon lange nicht mehr gesehen!“
    Elizabeth nickte lächelnd.
    „Sicher. Ich wünsche ihnen viel Spaß!“
    Der Ereignishorizont stand bereits und die Mutter verließ mit ihrer Tochter die Stadt.



    Müde rieb sich Terry über die Augen. Es war in den frühen Morgenstunden in zwei Stunden würde Danny sie ablösen, aber sie befürchtete bis dahin eingeschlafen zu sein. Es waren gerade mal 3 Teams unterwegs und außer ihr waren nur drei Soldaten der Nachtwache anwesend. Sie gähnte gerade, als das Tor angewählt wurde und sie blickte auf den Laptop. Einen Moment später erschien der IDC von Colonel Sheppard und sie schloss das Schutzschild. Lachend traten die drei Personen aus dem Gate und er nickte den Soldaten zu.
    Nachdem sie sich von Carson untersuchen haben lassen, den sie Schlafenderweise an seinen Schreibtisch aufgefunden hatten und erst mal wecken mussten, machten sie sich auf in die Quartiere. Inzwischen wurde es hell und im Flur kam ihnen Elizabeth entgegen.
    „Sind sie schon oder immer noch auf?“, fragte John, da er sie letztens erwischt hatte, wie erst gegen 3 Uhr in ihr Quartier gegangen ist. Sie hob die Hände.
    „Ich habe sieben Stunden geschlafen und bin eben aufgestanden!“
    „Brav!“, grinste John sie an und sie streckte ihm die Zunge raus.
    „Wir sollten leise sein, dass wir Farah nicht aufwecken!“, flüsterte John dann, als er merkte, dass sie schon vor seinen Quartier standen. Liz runzelte die Stirn.
    „Lily ist doch mit Farah gestern Vormittag abgereist!“
    „Wie bitte?“
    John sah sie ungläubig an. Die Expeditionsleiterin nickte und sah den Mann nach, als er in sein Quartier stürmte. Er blickte zu erst ins Kinderzimmer, er sah, die offene Schranktüre; es fehlten ein paar Kleidungsstücke.
    Ebenso im Schlafzimmer. John überlegte nicht lange. Er schnappte sich seine Tasche und stopfte einige Klamotten hinein. Dann zog er sich schnell um und hetzte aus dem Quartier. Davor stand noch immer Elizabeth.
    „Sie hat mir gesagt, sie hätten es abgesprochen. Mein Gott John!“
    Er winkte ab und lief los. Er durfte keine Zeit verlieren.


    Im Stargate Center erklärte er nur, dass Lily etwas wichtiges vergessen hätte und er von Dr. Weir ein paar Tage frei bekommen hatte. Der zuständige Soldat nahm das auf und John verließ den Komplex. Ihr Wagen stand nicht mehr auf den Parkplatz und John lief eilig zu seinen Auto. Er musste sich beherrschen nicht zu rasen. Am Ende würde noch etwas passieren. Während der Fahrt machte er ich immer wieder Gedanken darüber, ob sie sich etwas angetan hatte.


    Nach 1 ½ Stunden Fahrzeit bog er in die Einfahrt der Johnsons ein. Lilys GTI stand nicht da, oder sie hatte ihn in der Garage abgestellt. Es war kurz nach 9 Uhr und nachdem er mehrmals geklopft hatte, öffnete Tonia ihn. Sie sah ihn überrascht an.
    „John, habt ihr was vergessen?“
    Es sah sie fragend an, dann hörte er Farah lachen und einen Moment später sprang sie ihn in die Arme.
    „Daddy hallo!“
    Er wuschelte ihr durchs Haar und ließ sie wieder runter. Das Mädchen verschwand wieder ins Haus und er vernahm Klaviergeklimper.
    „Wieso vergessen?“, fragte er nun seine Schwiegermutter, die kurz in den Flur lugte und dann ihn wieder an sah.
    „Lily hat mir Farah gebracht und mich gebeten, dass ich sie für ein paar Tage beherberge. Ihr wolltet euch doch ein paar schöne Tage nur zu zweit machen!“
    John räusperte sich und Tonia sah ihn ernst an.
    „John was ist los mit ihr? Sie ist so dünn!“
    Er zuckte die Schultern.
    „Ich kann es dir nicht sagen. Aber wenn sie nicht hier ist, wo könnte sie dann sein?“
    „Diese Geheimniskrämerei geht mir, uns langsam auf die Nerven. Ich frage mich sowieso, bei welcher Mission man seine Familie unterbringen kann!“
    John sah sie bittend an.
    „Wir dürfen nicht darüber sprechen!“
    Tonia winkte ab und kam wieder auf das Thema zu sprechen.
    „Ich weiß es nicht John, wo sie sein könnte! Ich hätte gerne mit ihr gesprochen, aber sie hatte es so furchtbar eilig!“
    John seufzte, dann fühlte er den Schlüssel in seiner Tasche. Ihm kam eine Idee und holte ihn heraus; dann sah er, dass der Ersatz fehlte.
    „Sie ist dort!“
    Er hielt Tonia den Schlüssel vor die Nase, John lächelte leicht und machte kehrt. Schnell lief er zum Wagen und fuhr aus der Einfahrt. Tonia blickte ihm nach und schickte ein Stoßgebet nach oben, dass die beiden ihre Problem wieder lösen könnten.


    Die Fahrt, die sonst nur 20 Minuten dauerte, zog sich ewig hin. Immer waren die Ampeln auf Rot und John verzweifelte langsam. Als er um die Kurve bog, sah er schon von weiten ihren Wagen und er gab verbotenerweise in der 30 Zone Gas. Er hatte Angst, das er zu spät kam.
    Quietschend hielt der Wagen vor dem Haus, hinter dem blauen Auto. Er stolperte fast über eine Wurzel und schnell brachte er den Weg zur Treppe hinter sich.
    Der Schlüssel fiel ihn aus der Hand und als er ihn aufhob, zitterten seine Hände, dass er nicht aufsperren konnte. John atmete tief durch, dann traf er das Schlüsselloch und öffnete die Türe.
    Was würde ihn erwarten?
    Er lief den unteren Bereich ab, hier war sie nicht. Sie war nicht in der Küche, zumindest nicht jetzt. Aber es standen einige Einkaufstüten herum, jede Menge Nahrungsmittel und Alkoholische Getränke.
    Hatte sie sich etwas angetan?
    „Lily?“
    Er bekam keine Antwort.
    Wo war sie nur?
    John lief die Treppen nach oben, nahm mehrere Stufen auf einmal und sah, dass die Türe zu seinen alten Zimmer offen stand. Seine Schritte verlangsamten sich, er hatte einfach Angst. Er wollte nicht sehen, dass sie nicht mehr atmete, weshalb auch immer...

    Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Doch er überwand sich und trat ein. Das Bild, was sich ihm bot, tat ihn im Herzen weh und seine Seele zog sich schmerzhaft zusammen.
    „Oh Lily!“
    Sie lag am Boden zusammen gerollt, so viel Essensreste und Bierflaschen um sie herum. Sie hatte es nicht mehr auf die Toilette geschafft, dass Erbrochene auf dem Teppich und sie hob den Kopf, als er ins Zimmer trat. Ihr gequälter Blick, der keine weiteren Worte brauchte, traf ihn und sie schloss gepeinigt die Augen.
    „Geh weg John! Schau mich nicht an!“
    Sie hob die Hand über ihr Gesicht, wollte nicht dass er sie so sah und Tränen liefen ihr darüber. Aber er ließ sich davon nicht abhalten und sank neben sie in die Knie. Vorsichtig strich er ihr sanft das Haar zur Seite und zog sie an sich.
    „Komm!“, flüsterte er und schluckte. Der Klos in seinen Hals wollte nicht schwinden.
    „Nein John. Nein!“, schluchzte sie und ihr liefen weiter die Tränen herab.
    „Es hat keinen Sinn mehr!“
    John schüttelte den Kopf. So durfte sie nicht reden.
    „Solange du lebst, hat alles einen Sinn!“
    Er nahm sie in die Arme, sie wehrte sich anfangs, doch dann ließ sie nach. Eine Weile wiegte er sie liebvoll auf seinen Schoß, küsste sie immer wieder auf den Schopf. Er spürte wie sie sich beruhigte und die Tränen nach ließen.
    Dann hatte er einen Einfall.
    John kam mit ihr vorsichtig hoch, ihr Kopf sank gegen seine Brust, sie legte ihre Hand um seinen Hals und saugte seine Wärme auf.
    Langsam lief er die Treppe hinab, ging mit ihr ins Bad und setzte sie auf den Stuhl, der darin stand.
    Ganz behutsam zog ihr den Pullover, das T-Shirt, Hose und Unterwäsche aus. Sie ließ es mit sich geschehen und er sah ihre Gänsehaut auf ihren Armen. John strich ihr über das Haar und sie hob den Kopf um ihn anzusehen.
    Er schluckte, ihr Schmerz lag offen darin und er küsste sie sanft auf die Stirn.
    John hob sie in die Dusche, zog sich aus und stellte das Wasser auf warm. Er trat zu ihr, stellte sich hinter sie und nahm die Brause in die Hand.
    Liebvoll und behutsam wusch er sie, schluckte, als er ihren dünnen Oberkörper sah und hätte sich selbst ohrfeigen können. Er handelte viel zu spät. Die Narbe auf ihren Bauch, machte es wieder deutlich, was geschehen war.
    John wusch ihr die Haare und trocknete danach ihren Körper ab. Er holte frische Sachen, zog Lily wieder an und nahm sie wieder in die Arme. Sie hatten die ganze Zeit kein Wort gesagt.
    So trug er sie wieder hinauf in sein Zimmer und legte sich mit ihr ins Bett. Sie kuschelte sich eng an ihn, suchte seine Nähe. John küsste sie auf die Wange und sie fing zu zittern an.
    „Ich fühle mich so leer!“, wisperte sie und John drückte sie näher an sich.
    „Du bist immer noch meine Frau. Ich liebe dich!“
    An seiner Stimme konnte sie erkennen, dass er mit sich kämpfte und als sie sich umdrehte, sah sie, dass er Tränen in den Augen hatte.
    „Ich hatte solche Angst um dich!“
    Die erste Träne verließ seinen Platz und lief über seine Wange. Er sah sie mit wässerigen Augen an.
    „Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen. Als ich dich in diesen Becken gefunden hatte...“
    John brach ab und drückte sie näher an sich.
    „Lily, ich würde ohne dich nicht leben können!“
    Sie schloss die Augen, schluckte und auch sie verlor eine erneute Träne.
    Lily fuhr mit ihrer Hand in sein Haar und beugte sich zu ihm, um ihn vorsichtig auf die Lippen zu küssen. Die Berührung war nur ein Hauch und doch brauchte sie sie. Er strich ihr mit den Finger über die Wange und sie lehnte ihre Stirn gegen die seine.
    „Lass uns reden!“, flüsterte er und sie nickte. Obwohl sie müde war, erzählte sie ihm alles. Von den Ängsten, Schmerzen und Gefühlen. Das er sie nicht mehr lieben und verlassen würde.
    Er hörte zu, sagte nichts bis sie endete.
    „Ich werde dir nie weh tun!“, wisperte er und fügte dann hinzu.
    „Was würdest du dazu sagen, wenn ich mir solange Urlaub nehme, wie es mir gestattet wird und wir zusammen das Haus einrichten?“
    Lily lächelte, er konnte sehen, wie sich eine schwere Last von ihr löste, ehe ihr die Augen zu fielen und endlich wieder in einen ruhigen Schlaf glitt.





    Ende

    Geändert von Kathi90 (18.04.2014 um 10:16 Uhr)

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

    Meine Lily-Reihe

  2. #2
    Be a Panther! Avatar von Waschtl
    Registriert seit
    08.07.2006
    Beiträge
    1.063
    Blog-Einträge
    1

    Standard

    Wow, mir fehlen die Worte. Bulimie, ein sehr hartes Thema, das du aber sehr schön behandelt hast. Ich könnte sowas nicht schreiben. In deinen Figuren steckt eine Tiefe, wie man sie sonst nur bei sehr erfahrenen Autoren findet. Das Ende ist wirklich herzzerreissend schön! Weiter so!

    PS: Würde mich freuen, wenn du bei mir mal vorbeischaust! Bis dann!
    Geändert von Waschtl (17.08.2007 um 14:56 Uhr)

  3. #3
    Hyndara
    Gast

    Standard

    *schluck* Du mußtest es tun - oh Mann! Irgendwie hatte ich doch noch irgendwo tief in mir die Hoffnung, daß du es aufgibst, aber nö!

    Die arme Lily! Gerade wenn man als Frau die Gebärmutter los wird, aus welchem Grund auch immer, ist das ein ziemlich heftiger und nicht wieder zurücknehmbarer Eingriff. Daß es jetzt auch noch ausgerechnet ihr passieren mußte *schluck*, und dann auch noch bei sowas ...

    Wir beide hatten uns darüber ja schon privat unterhalten, deshalb fasse ich mich jetzt kurz, mag mich nicht wiederholen. Aber was du da geschrieben hast - das läßt mich auch wirklich stumm zurück, da fällt mir nichts mehr ein.

    Beklemmend, aber zumindest am Ende ... ein bißchen Hoffnung. Der typische Mann John Sheppard wacht endlich auf und kümmert sich um seine Familie. Steht zu hoffen, daß es nicht nur bei dem frommen Wunsch bleibt.

  4. #4
    kolonialer Spion Avatar von Scout
    Registriert seit
    14.08.2005
    Ort
    Home is where the heart is
    Beiträge
    3.944
    Blog-Einträge
    9

    Standard

    Hallo Kathi!

    Wow, mit dieser Geschichte hast du ja mehr als nur ein heikles Thema zum Thema gemacht und die Art wie du es gemacht hast, hat mich beeindruckt. Rein technisch gesehen bleiben wieder einmal keine Fragen offen, dein Stil ist einfach weltklasse!

    Zum Thema selbst kann ich GSD nichts sagen, da ich das alles nicht kenne, aber ich kann mir vorstellen, wie jemand leiden kann unter den beschriebenen Aspekten (kenn das aus meinem Bekanntenkreis).

    Lily geht es schlecht – zurecht und sie ist dabei den Kampf gegen sich selbst zu verlieren. Dabei drückt alles auf ihre Stimmung und man sieht plötzlich überall Gespenster: Ob es nun Kate und John sind – sie ist misstrauisch oder die Alienfrau, die John anhimmelt. Man spinnt automatisch sich irgendwelche Geschichten zusammen, nur um wieder mal eine Bestätigung zu bekommen, dass jeder gegen einen ist.

    Fakt ist aber, John ist ein treuer Kerl und stolzer Vater und das muss Lily erst wieder begreifen! Die Frage ist, schafft sie es oder geht es weiter bergab? Denn das ist wirklich ein Teufelskreis.

    Er interessierte sich nicht mehr für sie.
    Das ist genau das, was man dann glaubt, obwohl es wahrscheinlich gar nicht stimmt. Auch das kann mitunter das Gefährliche sein, wenn in einer Beziehung der Alltag eingekehrt ist.

    Und so sucht John auch eine Entschuldigung, sie gehen gegeneinander, schaukeln sich hoch und der Schuldige in seinen Augen ist Ladon! Aber selbst, wenn er ihn kriegt, wird das nicht seine häuslichen Probleme lösen, das kann er nur gemeinsam mit Lily, aber da stehen die Zeichen ja erst mal auf Sturm!

    Und dann geht sie. Puh, sie läuft weg. Nicht gut! Und John schafft es rechtzeitig. Mit seiner Geste im Badezimmer hat er sie glaube gerade wieder zurück ins Leben geholt! Und der schönste Satz in der ganzen Geschichte war definitiv dieser hier:

    „Solange du lebst, hat alles einen Sinn!“
    Wow Kathi, aus dem echten Leben geholt. Jeder weiß, wie man reagieren müsste, jeder kann Ratschläge erteilen, selbst weiß man es auch, ABER man schafft es nicht! Das hier ist wirklich einer deiner besten Geschichten, wenn nicht sogar die beste (rein subjektiv gesehen).

    Kann nur sagen: Hut ab!



  5. #5
    Staff Sergeant
    Registriert seit
    02.07.2007
    Beiträge
    53

    Standard

    Wow. Sprachlosigkeit trifft meinen Gemütszustand wohl am Besten jetzt.

    Das ist wirklich wieder so realitätsnah. Ich hoffe, keiner aus deiner Verwandt/Bekanntschaft hat jemand so eine Krankheit oder etwas erleiden müssen.
    Meine Tante hatte Bulimie. Sie ist daran gestorben und wir haben es nicht bemerkt. Selbst ihr Mann hat es erst begriffen, als es bereits zu spät war.

  6. #6
    Senior Master Sergeant
    Registriert seit
    13.05.2007
    Ort
    Nürnberg
    Beiträge
    106

    Standard

    Eine sehr nahegehende Geschichte! Die Gefühle von Lily und John bringst so gut rüber, als wäre man dabei.
    Dein Stil ist wirklich einmalig und er geht unter die Haut!

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •