Einmal im Leben ...
„In Ordnung, Dr. McKay, bis jetzt sieht alles sehr gut aus“, meldete Colonel Caldwell über den Bordfunk.
„Natürlich sieht es gut aus“, erwiderte Rodney säuerlich und fügte dann sogar noch eine Spur schnippischer hinzu: „Schließlich sind die Modifikationen des Hyperraumantriebes ja auch von mir errechnet und durchgeführt worden. Und genau deshalb verstehe ich nicht, warum meine Anwesenheit bei diesem Testflug eigentlich so unabdingbar gewesen war?“
Er warf dem Asgard, der zusammen mit ihm im Maschinenraum der Daedalus weilte, einen Blick zu, den man durchaus als gehässig einstufen konnte und beantwortete sich seine Frage mit einem „Wahrscheinlich, weil unser kleiner, grauer Freund hier doch nicht so kompetent ist, wie er uns gerne immer weismachen möchte“ selbst.
Während Hermiod nur die Augen verdrehte, setzte der Kommandant der Daedalus zu einer Zurechtweisung an: „Dr. McKay, ich denke ...“
„Ja, ja“, unterbrach ihn McKay unverzüglich. „Mit Ihrer Erlaubnis, Colonel, werde ich mich jetzt in mein Quartier zurückziehen. Ob Sie es glauben wollen oder nicht, aber ich habe tatsächlich noch Wichtigeres zu tun, als einem funktionierenden Hyperraumantrieb bei der Arbeit zuzusehen.“
„Ja, Doktor, tun Sie das“, seufzte Caldwell über Funk. „Wir melden uns bei Ihnen, sollte es ... irgendwas zu melden geben.“
„Ja“, entgegnete Rodney knapp, setzte in Gedanken hinzu: ‚Das dürfte dann wohl die Ankunft auf Atlantis in etwa zehn Tagen sein’, und verließ den Maschinenraum in Richtung seiner Unterkunft.
***
Entnervt, aber auch ein wenig ausgelaugt von den vergangenen Tagen – was er selbstverständlich niemals dem Colonel, geschweige denn dem Asgard, gegenüber zugegeben hätte – schlurfte Rodney durch die fast menschenleeren Gänge des Raumschiffes. Da dies ein Testflug des durch ihn verbesserten Hyperantriebes war, man sich aber nicht hatte sicher sein können, ob wirklich alles gut gehen würde, war wirklich nur das Notwendigste an Personal an Bord geholt worden. Eine völlig überflüssige Maßnahme, wie Rodney fand. Denn ehrlich, was sollte schon schiefgehen? - Hallo? Genie anwesend! - Nichtsdestotrotz waren im Moment nur gerade mal zwanzig Besatzungsmitglieder auf dem Schiff – einschließlich des Asgards und seiner Wenigkeit.
Und obwohl die Reise von der Erde nach Atlantis dank ihm nur noch etwa zehn Tage betragen würde, konnte Rodney nicht umhin, leidend aufzuseufzen, als er daran dachte, dass nun seine weiteren Forschungen in der Pegasus-Galaxie derzeit auf Eis gelegt waren. Und alles nur, weil der kleine Graue den Instruktionen nicht ohne Rodneys Hilfe folgen konnte oder ... weil Hermiod ihn einfach nur ärgern wollte.
Vollkommen vertieft in seine Grübeleien, wäre McKay beinahe an seinem Quartier vorbeigelaufen. So weit war es also nun schon gekommen. Während er mit der Linken den Öffnungsmechanismus seiner Kabinentür betätigte, seufzte er nochmals ergeben auf.
Nur einmal in seinem Leben wollte er mit jemandem zusammenarbeiten, der ihm intellektuell und geistig ebenbürtig war ...
~~~ooOoo~~~
Ein Universum und ein paar Jahre entfernt ...
„Also, Donna, wo soll’s jetzt hingehen? Oh, warte, ich weiß ... wie wäre es mit den Eröffnungsfeierlichkeiten zu den achtundsiebzigsten Intergalaktischen Spielen auf Neu-Olympia? Der Graske-Weitwurf ist immer wieder sehenswert ...“
Vergnügt blitzte der große, dünne Mann im blauen Anzug seine Begleiterin an, während er schon mal damit begann, einige Voreinstellungen an der Konsole der TARDIS durchzuführen.
„Wir könnten natürlich auch die Dinosaurier besuchen. Ich erinnere mich dunkel, dass du mal etwas in der Art erwähnt hast.“
„Doktor ...?“
„Oder wir könnten ...“
„Doktor!“
„Uh, ja?“
Endlich schien dieser zu bemerken, dass die rothaarige Frau an seiner Seite auch etwas zu ihren weiteren Reiseplänen zu sagen hatte.
„Könnten wir uns nicht eine kleine Auszeit gönnen?“, fragte Donna etwas zögerlich, was eigentlich so gar nicht ihre Art war. „Ich meine, wir haben gerade kleinen Fett-Babys zu neuen Mamis und Papis verholfen, die Ood gerettet, Pompeji ... nun ja, irgendwie
nicht-gerettet, die Umgestaltung der Erde verhindert ... wäre es da nicht nett, wenn wir mal einen Tag ausspannen? Du weißt schon, ein kleines Picknick bei einem schönen Sonnenaufgang ... nicht, dass das jetzt ein Date werden soll, also wirklich nicht ... nur einfach mal einen Tag ohne Abenteuer und Todesgefahr. Was hältst du davon?“
„Alles, was du möchtest, Donna“, entgegnete der Doktor lächelnd. „Oh, und ich weiß auch schon genau das richtige Ambiente“, fuhr er fort und strahlte Donna dabei stolz an. „Vor ein paar Jahren gab es im Kaldrian-System eine wirklich beeindruckende Supernova, genau der richtige Hintergrund für eine gute Tasse Tee und einen Snack.“
„Ja, das hört sich wundervoll an“, antwortete Donna und lächelte jetzt auch.
***
Eine halbe Stunde später saßen Donna und der Doktor vor den geöffneten Türen der TARDIS und beobachteten den Tod eines Sternes. Am Anfang hatten sie die Entwicklung seines Untergangs, das langsame Aufblähen, noch im Zeitraffer verfolgt. Doch jetzt, wo sich das Ereignis seinem Höhepunkt zuneigte, schauten sie still und staunend in Echtzeit zu. Dass etwas eigentlich so Trauriges so wunderschön sein konnte, hätte Donna sich nie vorstellen können.
Im Grunde war dies noch nicht einmal ihre erste Supernova. Doch bei der letzten, als sie den Doktor damals kennengelernt hatte, hatte sie für dieses atemberaubende Schauspiel der Natur nun wirklich keine Augen gehabt. Insgeheim musste sie grinsen, als sie an ihr erstes Abenteuer mit dem Timelord zurückdachte - sie, im Brautkleid, in der TARDIS ...
„Donna!“, rief der Doktor neben ihr plötzlich aus und stieß sie dabei mit seiner Schulter an. „Pass auf! Gleich geht es los!“
Die TARDIS schützte sie in diesem Moment nicht nur vor dem absoluten Vakuums des Alls sondern auch vor dem gleißenden Licht, das nun von dem untergehenden Stern ausging.
„Oh, das ist wundervoll, wirklich fantastisch“, schwärmte der Doktor und Donna konnte nur stumm dazu nicken, so hingerissen war sie von dem Schauspiel. Doch plötzlich erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit.
„Was ist das?“, fragte sie irritiert.
„Was?“
„Na, das da, du Blindfisch!“, entgegnete sie ungeduldig und zeigte auf ein gegen den Schein der Sonne schwaches, grünlich-schimmerndes Licht. Ein Licht, das schon im nächsten Moment wieder verschwunden war und nun den Blick auf ein silbriges Objekt freigab.
„Nun, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass das ein Raunschiff ist. Aber hier? Und wo in aller Welt kommt es her?“, sinnierte der Doktor.
„Ich denke, wir sollten uns im Moment lieber fragen, wo es hin will“, gab Donna nervös zu bedenken. „Es sieht nämlich ganz so aus, als steuert dieses Ding direkt auf uns zu!“
„Verflixt! Donna, ich sag’s nicht gerne, aber ich fürchte, du hast recht.“
Der Doktor konnte gerade noch die Türen der TARDIS zuwerfen und ein angespanntes „Festhalten!“ brüllen, als das fremde Raumschiff sie auch schon erreicht hatte und mit einem lauten Knall rammte. Für einen Augenblick hatte Donna das Gefühl, als würde der Aufprall ihr Reisegefährt auseinanderreißen. Der Doktor und sie wurden kräftig durchgeschüttelt, doch schon in der nächsten Sekunde wurde es wieder ruhig um sie.
Mit einem schelmischen Grinsen meinte der Timelord:
„Wie gut, dass ich diesmal die Schilde hochgefahren hatte.“
Und Donna wollte auch lieber nicht wissen, was wohl das letzte Mal
ohne die Schilde passiert war, stattdessen fragte sie: „Und was jetzt?“
„Jetzt, Donna ... jetzt werden wir uns dieses Schiff mal etwas genauer ansehen“, erwiderte dieser, hechtete an die Konsolen und nur wenige Augenblicke später materialisierte die TARDIS im Inneren des Raumschiffes.
Und während er sich seinen Mantel überwarf, fügte der Doktor hinzu: „Wollen doch mal sehen, wer hier so einfach aus dem Nichts erscheint!“
Mit einem ergebenen Seufzen folgte Donna ihm und schaute daraufhin - ebenso wie der Mann an ihrer Seite - in dem Moment, als sie die Türen öffneten, in den Lauf einer geladenen Maschinenpistole.
So viel also zu einem ruhigen und beschaulichen Nachmittag!
~~~ooOoo~~~
Rodney wusste nicht, ob der plötzliche Ruck, der gerade durch das Schiff gegangen war, oder Caldwells herrische Aufforderung „Dr. McKay dringend auf die Brücke!“ – direkt in seinem Ohr - ihn aus dem Nickerchen an seinem Schreibtisch gerissen hatte. Tatsache aber war, dass er es hasste, aus dem Schlaf gerissen zu werden – egal wie triftig der Grund hierfür auch sein mochte.
„Was ist los?“, erwiderte er deshalb mürrisch.
„Wir sind soeben aus dem Hyperraum getreten“, erläuterte ihm der Colonel knapp.
Im ersten Moment wollte Rodney sich schon freuen, bis ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, dass er wohl unmöglich zehn Tage lang geschlafen haben konnte – und schon gar nicht in dieser Rücken zerstörenden Haltung. Die unbefriedigende Schlussfolgerung hieraus war, dass etwas ganz und gar nicht nach Plan lief. Was für eine Überraschung ...
In Rekordzeit erreichte McKay die Brücke der Daedalus.
„Also, noch mal, was ist passiert?“
„Allem Anschein nach hat der Hyperantrieb versagt“, antwortete Caldwell. „Irgendwelche Ideen, woran das liegen könnte, Doktor?“, fügte er dann noch hinzu und sah Rodney bedeutungsvoll von der Seite an.
„Wenn Sie damit andeuten wollen, dass meine ...“
Weiter kam Rodney nicht, denn in diesem Augenblick meldete Major Marks: „Sir, wir haben hier ein nicht identifiziertes Flugobjekt auf dem Schirm!“
„Was? Wo?“, fragte McKay, bevor auch nur irgendjemand der Anwesenden reagieren konnte.
„Direkt vor uns“, erwiderte Marks. „Wir müssten es eigentlich sehen können.“
Daraufhin richteten sich sämtliche Augenpaare auf die Front der Kommandobrücke. Nur wenige Sekunden später war das Objekt auch schon herangekommen, prallte mit einem dumpfen „Klonk“ seitlich des Fensters auf und war wieder verschwunden.
Rodney fing Caldwells Blick auf, als dieser ihn zweifelnd anschaute.
„War das ...?“
„Das war ...“
Für einen weiteren Moment starrten sich die beiden Männer noch irritiert an, bevor sie unisono die Köpfe schüttelten und wie aus einem Mund sagten: „Nein!“
„Also, was ist jetzt mit dem Hyperantrieb?“ griff Rodney – die gerade gemachte Beobachtung verdrängend - das eigentliche Thema wieder auf. „Gab es sonst irgendwelche Anomalitäten?“
„Der Hyperantrieb ist ausgefallen und bis auf die Supernova, die uns langsam aber sicher trotz unserer Schilde den Allerwertesten versengt, gibt es nichts“, führte Caldwell mit einem ironischen Lächeln auf dem Gesicht aus. „Und deshalb werden wir uns jetzt auch von hier verziehen. Major Marks, Sublichtantriebe auf volle Leistung!“
„Jawohl, Sir!“, bestätigte der Major.
„Eine Supernova?“, hakte Rodney nun ungläubig nach.
„Ja, Dr. McKay, das sagte ich doch bereits. Eine Super...“
„Colonel Caldwell, Sir, hier spricht Sergeant Higgins …”
„Ach, genug mit diesen Unterbrechungen ...“, murmelte Rodney, als Caldwell neben ihm auf den Funkspruch antwortete: „Was gibt es, Sergeant?“
„Sir, auch wenn Sie es jetzt vielleicht nicht glauben, aber ... also, ich bin gerade im Waffenlager und ... also, das müssen Sie sich ...“
„Sergeant, dürfte ich Sie wohl in aller Form darum bitten, einen einem Marine würdigen Bericht abzuliefern!“, fuhr der Colonel ungehalten dazwischen.
„Ja, Sir! Jawohl, Sir!“, entgegnete Sergeant Higgins eingeschüchtert. „Sir, melde gehorsamst, im Waffenlager hat sich gerade eine Polizei-Notruf-Box materialisiert, Sir!“
Nach einer kurzen Pause schob er noch ein verwundert klingendes „Und sie ist blau, Sir!“ hinterher.
Trotz der ungläubigen Blicke, die sich Caldwell und McKay ein weiteres Mal zuwarfen, hakte der Colonel im Befehlston nach: „Irgendwelche Aktivitäten, Sergeant?“
„Nein, Sir! Moment ... jetzt doch, die Türen öffnen sich“, hörten sie den scheinbar noch sehr jungen Marine über Funk sagen, wobei er den nervösen Unterton nicht aus seiner Stimme verbannen konnte. Als Nächstes erklang das Geräusch einer P90, die entsichert wurde, gefolgt von einem lauten „Oi!“
Ohne zu zögern, forderte Caldwell Verstärkung für den Sergeant an und erklärte diesem daraufhin: „Verstärkung ist unterwegs, Sergeant. Halten Sie unsere ... Besucher solange in Schach und bringen Sie sie dann auf die Brücke.“
Als er die Verbindung unterbrochen hatte, fügte er grimmig hinzu: „Dann wollen wir doch mal sehen, wer uns hier aus heiterem Himmel beehrt.“
***
Nur wenige Minuten später hörte die Crew auf der Brücke eine weibliche Stimme, die unmissverständlich klarmachte: „Und stichst du mir mit diesem Ding noch einmal in den Rücken, dann setzt es was!“
Kurz darauf erschienen – eskortiert von vier Marines – ein großer, fast schon hagerer Mann in einem blauen Anzug und braunem Mantel, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben, und eine rothaarige Frau mit blassem Teint, die einen der Marines erbost anblitzte, in McKays Blickfeld. Der wirre Haarschopf des Mannes erinnerte Rodney an irgendjemanden.
Neugierig und ungewohnt sprachlos starrte Rodney das Pärchen an. Der Mann schien von seinen Bewachern völlig unbeeindruckt, denn er begann jetzt, mit staunend hochgezogenen Augenbrauen und einem freudig erregten Ausdruck auf dem Gesicht in dem Kommandoraum umherzuschlendern.
„Wunderbar, ganz wunderbar! Ein wirklich schönes Schiff haben Sie hier, Mister ...?“
„Steven Caldwell,
Colonel Steven Caldwell, Kommandant des Erdschiffes Daedalus,“ beantwortete Caldwell die unausgesprochene Frage in einem Tonfall, der ohne Zweifel klarmachen sollte, wie die Autoritäten in diesem Moment verteilt waren. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Oh, ich bin der Doktor. Und das ist Donna, Donna Noble.“
„Soso, der Doktor? Und weiter?“, mischte sich Rodney nun in das Gespräch mit ein.
„Einfach nur der Doktor“, erwiderte dieser lächelnd und wandte sich wieder an Caldwell. „Also, ...“
„Moment mal bitte ... Doktor in was?“, fuhr McKay erneut dazwischen und verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust.
„In so ziemlich allem“, antwortete der Doktor schlicht.
„Ha! Unmöglich ...“, rief Rodney triumphierend aus. „Colonel, wir sollten diesen Hochstapler schnellstmöglich ins Stargate-Center ...“
„Dr. McKay!“, fiel ihm Caldwell mit einem vernichtenden Blick ins Wort.
„Hola, jetzt wird es interessant. Also, Sie sagten ‚Erdschiff’, daraus schließe ich, dass Sie von der Erde sind ...“
„Sie sind ja ein ganz Schlauer“, grummelte McKay, der sich noch nicht recht entscheiden konnte, ob er sich angesichts seines Versprechers schämen oder ärgern sollte.
„Oh, Sie werden noch merken
wie schlau ...“, bemerkte der Doktor grinsend. „Also, wo waren wir? Ach ja ... Sie sind von der Erde,“ fuhr er fort und begann, vor Caldwell und Rodney auf- und abzulaufen, „aber von einem Stargate-Center habe ich noch nie etwas gehört. Na ja, und das sollte ich wohl, sollte es etwas Derartiges geben. Immerhin habe ich nur die besten Kontakte auf ihrem schönen Planeten. Torchwood, UNIT ... um nur zwei zu nennen. Außerdem gibt es ... Moment, welches Datum haben wir noch gleich?“
„Den 17. August 2006“, antwortete Caldwell irritiert.
„Ja, genau ... Moment ... nein! Doch. Natürlich! Sehen Sie, das ist genau der Grund, warum es an dieser ganzen Sache einen riesengroßen Haken gibt. Zu dieser Zeit gibt es auf der Erde noch keine Raumschiffe, die zu interstellaren Flügen fähig wären. Abgesehen von euren Shuttles habt ihr Menschen noch nichts Vergleichbares. In 500 Jahren ... nun, genauer gesagt, in 487 Jahren, drei Monaten und ... acht Tagen, da wird die Menschheit zu dieser Form des Reisens im Stande sein. Ich muss es wissen, ich war dabei. War ein toller Tag, eine großartige Feier ... mit Bananen-Shakes und allem, was dazu gehört. Ich liebe Bananen ...“
„Wovon zum Teufel reden Sie da?“, unterbrach McKay ihn genervt. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so viel reden, ohne einmal Luft zu holen?
„Bananen! Nie eine echte Party ohne Bananen. Oh, Sie meinen die Sache mit den Raumschiffen ... sagte ich nicht eben etwas von einem riesengroßen Haken?“, erwiderte der Doktor und strahlte Donna nun wissend an, die sich ihrerseits köstlich zu amüsieren schien, während dem Rest der Anwesenden die sprichwörtlichen Fragezeichen auf der Stirn standen.
„Also gut“, fuhr der Doktor fort und begab sich wieder zu seiner Begleiterin, „dann versuche ich es noch mal anders zu erklären. Erinnern Sie sich an das große Raumschiff über London? Letztes Weihnachten?“
„Die Goa’uld?“, fragte Caldwell verwirrt nach.
„Die Goa-
was ...? Naaah, das waren die Sycorax!“, erklärte der Doktor, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre.
Rodneys Blick wanderte zu Donna. Doch anstatt von ihr einen Hinweis darauf zu bekommen, dass es sich hierbei nur um einen Scherz - und dazu noch um einen sehr schlechten Scherz - handelte, hob diese nur abwehrend die Hände und meinte: „Schauen Sie mich nicht an. Ich hab’s auch nicht mitbekommen. Ich war an dem Tag etwas ... ähm ... indisponiert.“
„Ja, aber das ist doch der Punkt!“, rief der Mann im Mantel nun aus. „Sie können es gar nicht gesehen haben.“
„Und warum nicht?“ Langsam wurde McKay dieses Rätselraten echt zu dumm.
„In was haben Sie noch mal
Ihren Doktor, Doktor?“
Das ging jetzt eindeutig zu weit. Rodney stellte sich gerade hin, reckte kampflustig das Kinn und sagte mit einem unverkennbaren Hochmut in der Stimme: „In Astrophysik und ...“
„Sie können dieses Raumschiff gar nicht gesehen haben“, führte der Doktor, ohne sich auch nur im Ansatz für Rodneys PhDs zu interessieren, weiter aus, „weil die Sycorax nicht über
Ihrer Erde erschienen sind.“
Er machte eine dramatische Pause und ließ dann die Katze aus dem Sack.
„Sie sind in einem Paralleluniversum gelandet!“
Rumms, das hatte gesessen. Schlagartig war es still geworden, nur noch das leise Piepsen und Summen diverser Geräte war zu hören. Jeder auf der Brücke starrte den Doktor, der sich scheinbar diebisch über seine geniale Offenbarung freute, an. Doch plötzlich stürmte eben dieser auf einen der Computermonitore zu, zauberte einen silbrigen, Stift-artigen Gegenstand mit blau-leuchtender Spitze aus der Innentasche seines Mantels hervor und fuhr damit kreuz und quer über den Bildschirm.
„Jetzt müssen wir ... na ja, wohl viel mehr
ich, herausbekommen, was diesen Dimensionsübertritt hervorgerufen hat, denn normalerweise geht so etwas mit einem Riss im Raum-Zeit-Kontinuum einher, der bewirkt, dass unser beider Universen in nicht allzu ferner Zukunft mit einem großen Bang das Zeitliche segnen. Ich würde sagen, uns bleiben noch etwa 24 Stunden bis Belgien und dann ... Aaah, Sie benutzen den Hyperraum zum Reisen. Brillant! Sehr clever. Interessante Vorrichtung, aber leider auch sehr anfällig für äußere Einflüsse wie Supernovae und dergleichen. Ja, aber natürlich, das ist es! Sie sind im entscheidenden Moment durch die Supernova geflogen. Das hat eine Instabilität im Subraum hervorgerufen und zusammen mit der enormen Energie der Nova den Riss in den Dimensionen bewirkt. Aber jetzt mal ehrlich, wer ist denn auf diese letzten Modifikationen gekommen?“
Neugierig blickte der Doktor auf und ließ seinen Blick über die noch immer wie zur Salzsäule - angesichts des gerade Gehörten – erstarrten Menschen im Kommandoraum schweifen. Er blieb bei McKay hängen, dessen Ausdruck auf dem Gesicht nun schneller wechselte, als er es bei einem Menschen jemals erwartet hätte. Doch noch bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, erklang hinter den Anwesenden eine leicht schnarrende Stimme:
„Diese Modifikationen wurden von Dr. McKay durchgeführt. Die originale Konfiguration des Hyperraumantriebes, wie ihn mein Volk entworfen hat, hätte ein solches Ereignis in die Kalkulationen mit einbezogen.“
Bei diesen Worten teilte sich die Menge und bescherte dem Doktor eine freie Sicht auf den Asgard, der in diesem Moment die Brücke der Daedalus betrat und von Rodney mit einem konsternierten Blick bedacht wurde.
„Oooh ... hallo!“, rief der Doktor freudig aus, ging vor dem kleinen Außerirdischen in die Hocke und reichte ihm die Hand. „Ich bin der Doktor. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Ich bin Hermiod von den Asgard“, erwiderte dieser würdevoll.
„Und ich entnehme Ihren Worten, dass die Menschen hier den Hyperantrieb von Ihrem Volk haben?“
„Das ist korrekt“, antwortete Hermiod.
„Doktor ...?“ machte sich nun Donna bemerkbar. Und nachdem dieser sich wieder erhoben und an ihre Seite gesellt hatte, raunte sie ihm verstohlen zu: „Das ist ein Alien!“
„Ach, komm, Donna! Du hast doch schon mit vielen Aliens Bekanntschaft gemacht“, flüsterte er zurück und fügte dann schmunzelnd hinzu: „Mit Verlaub gesagt, einer davon steht gerade neben dir.“
„Ja, aber ... der hier ist ...
nackt!“
Diese letzten Worte – nicht mehr so ganz im Flüsterton hervorgebracht – veranlassten den Asgard, den Kopf leicht zu neigen und Donna aus großen Augen heraus verwirrt anzublinzeln. Seltsamerweise hatte diese kleine Geste etwas derart Zurechtweisendes an sich, dass Donna darauf nichts mehr erwiderte.
„Okay, jetzt noch mal langsam“, ließ sich jetzt Caldwell vernehmen, während er sich von seinem Kommandostuhl erhob und auf den Doktor und Donna zuging. „Sie sagen also, dass wir in einem Paralleluniversum, einer alternativen Realität, gelandet sind, Doktor. Das war doch richtig? Einfach nur Doktor, ja?“
„Yup, zu beiden Fragen“, erwiderte dieser und lehnte sich dabei an eine der Konsolen.
„Gut, das kann ich noch nachvollziehen. Immerhin haben wir es schon oft genug mit derlei Dingen zu tun gehabt. Aber wir hatten bisher noch nie das Problem, dass gleich zwei Universen dabei ... wie nannten Sie es? ... ‚nach Belgien gehen’.“
„Nun, ich denke, Sie sind auch noch nie mit einem modifizierten Hyperraumantrieb durch eine Supernova geflogen?“, gab der Doktor grinsend zu bedenken, was ihm ein verwirrtes, aber auch erstauntes Kopfschütteln seines Gegenüber einbrachte.
„Oh, und das liebe ich so an euch Menschen! Immer höher, schneller, weiter ... ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Fabelhaft!“
„Sie reden ja gerade so, als ob Sie kein Mensch wären“, warf Rodney argwöhnisch ein. „Also, wer sind Sie wirklich?
Was sind Sie?“
In diesem Moment verschwand das jungenhafte Grinsen auf dem Gesicht des Doktors. Er stieß sich von der Konsole ab und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Und plötzlich schien es, als umgäbe ihn eine unsichtbare, aber machtvolle Aura, als er mit fester Stimme erklärte: „Ich bin ein Timelord. Ich bin vom Planeten Gallifrey in der Konstellation von Kasterborous. Ich bin 904 Jahre alt. Und ich werde derjenige sein, der Sie wieder nach Hause bringt.“ Etwas sanfter fügte er hinzu: „Reicht Ihnen das, Dr. McKay?“
„Ja, ähm, das muss es wohl, oder?“, entgegnete Rodney nun vollends verwirrt.
„Na dann ... allons-y!“
Mit diesen Worten stürmte der Doktor wieder an den Monitor, zückte erneut seinen blau-leuchtenden Stift und brachte den Computer dazu, ihm sämtliche Informationen über Reiserouten, Hyperantrieb, Schaltpläne und diversen anderen Dingen zu zeigen. Rodney wollte schon Caldwell und Donna folgen, um zu sehen, was der Timelord dort genau trieb, als jetzt etwas, was der Doktor gesagt hatte, mit einiger Verzögerung seinen Verstand erreichte. Er hielt Donna zurück und fragte ungläubig: „Hat er eben 904 Jahre gesagt?“
„Ja. Nicht ganz unsere Altersklasse“, erwiderte sie schmunzelnd. „Aber dafür hat er sich noch ganz gut gehalten, oder?“
Rodney stieß ein ergebenes Seufzen aus. Er hatte doch mittlerweile schon so einige Merkwürdigkeiten und Paradoxen erlebt. Warum sollte ein 904 Jahre alter Timelord – was auch immer das genau bedeuten mochte – nicht dazu gehören? Und mit einem letzten Kopfschütteln gesellte er sich nun auch zu den anderen, die dem Doktor, der jetzt eine dunkle Hornbrille aufgesetzt hatte, über die Schulter schauten. Insgeheim überlegte Rodney, ob der Mann diese Brille wirklich brauchte oder ob er diese nur auf der Nase spazieren führte, um noch ein wenig schlauer zu wirken. Doch noch bevor er diese Überlegungen zu Ende gebracht hatte, wurde er durch ein laut geschrienes „JA!“ des Doktors äußerst unsanft aus seinen Gedanken gerissen.
„Was?“, fragte Rodney erschrocken und genervt zugleich und versuchte dabei, sein Herz wieder zu einer normalen Gangart zu überreden. Ob so ein Verhalten wohl einen Waffenschein brauchte?
Der Doktor drehte sich zu ihnen um und erklärte teils enthusiastisch, teils nachdenklich: „Die gute Nachricht ist, ich weiß, wie Sie wieder nach Hause, in ihr eigenes Universum, kommen und wir dabei gleichzeitig den Riss im Raum-Zeit-Gefüge kitten können. Wir brauchen Sie nur auf dem exakt gleichen Weg zum exakt gleichen Zeitpunkt zurückzuschicken. Die weniger gute Nachricht ist, dass ...“
„Lassen Sie mich raten“, fiel ihm Rodney ins Wort, „die weniger gute Nachricht ist, dass dieser exakte Zeitpunkt seit nun gut einer halben Stunde vorbei ist. Vorbei wie in ‚vorüber’, ‚in der Vergangenheit liegend’, ‚Geschichte sein’ ... und solange Sie uns keine Zeitmaschine präsentieren können, ist Ihr schöner Plan leider überhaupt nichts wert.“
„Mein lieber Dr. McKay“, meldete sich plötzlich Donna an seiner Seite zu Wort und hakte sich wie selbstverständlich bei Rodney ein, was ihn dazu veranlasste, vor Überraschung nach Luft zu schnappen und die rothaarige Frau aus großen Augen anzustarren, „ich denke, der Doktor wollte nicht andeuten, dass die Zeitreise das Problem darstellen wird. Richtig, Doktor?“
Die Antwort hierauf war ein zustimmendes Schnalzen, das von einem Augenzwinkern begleitet wurde.
„Sehen Sie, Dr. McKay, sein ...ähm ...
Raumschiff“, erklärte Donna weiter und warf dem Doktor dabei einen neckenden Blick zu, „also, ich weiß nicht, ob Sie die TARDIS schon gesehen haben, aber sie ist in der Lage, durch Raum
und Zeit zu fliegen, okay, sofern man diese Höllenritte ‚fliegen’ nennen kann.“
„Sie ... Sie meinen, diese ... diese blaue Box, die uns gerammt hat ... das ist Ihr Raumschiff?“, stotterte Rodney verwirrt. „Und das Ding ist auch noch eine ... eine Zeitmaschine?“
„Ganz richtig“, bestätigte nun der Doktor. „Die TARDIS vermag es mittels einer transdimensionalen Spirale, die sämtliche Punkte in Raum und Zeit verbindet – auch als Zeitvortex bekannt -, zu jedem beliebigen Ort zu jeder beliebigen Zeit zu reisen. Na ja, was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass ich noch nicht weiß, wie wir
Ihr schönes Raumschiff quasi Huckepack mit durch die Zeit nehmen wollen.“
Noch völlig perplex starrte McKay den Doktor an, der sich jetzt wieder an eine der Konsolen gelehnt hatte und nachdenklich mit seinem Leuchtstift – er musste ihn unbedingt bei Gelegenheit noch fragen, was das eigentlich für ein Ding war – gegen sein Kinn klopfte. Doch während ein Teil von Rodneys Gehirn noch immer die Offenbarung einer echten und wahrhaftigen Zeitmaschine verarbeitete, begannen seine grauen Zellen in einem anderen Teil schon damit, eine Lösung für das Huckepack-Problem auszutüfteln. Und als Donna sich in diesem Moment wieder bei ihm aushakte und somit praktisch die Verbindung zwischen ihnen löste, kam ihm eine Idee.
„Also, Mr. Timelord“, begann Rodney, was ihm ein amüsiertes Lächeln seines Gegenübers einbrachte, „Ihre TARDIS wird doch sicher so etwas wie einen Schutzschild haben, oder?“
„Hat sie“, antwortete der Doktor schlicht.
„Gut“, entgegnete Rodney – insgeheim erleichtert darüber, dass seine geniale Idee nicht hier schon ihr unrühmliches Ende feierte. „Wenn wir nun den Schild der Daedalus dahingehend modifizieren, dass sich das Kraftfeld nach innen richtet, und den Schild der TARDIS wiederum so verändern, dass sich dieser nach außen wendet und damit unseren Schild sprichwörtlich bei sich einhakt, sollten wir eine Kraftfeldblase erzeugen können, die unser beider Schiffe vereinigt – natürlich nur temporär. Dann können Sie uns, wie Sie es ausdrückten, Huckepack nehmen, wir müssten nur wieder den Hyperantrieb zum Laufen bringen, was nicht besonders schwierig sein sollte, da ich ja glücklicherweise an Bord bin und Hermiod nicht auf sich allein gestellt ist, und dann nichts wie ab nach Hause.“
Selbstbewusst lächelte McKay den Doktor an, während der Rest der Anwesenden vor hoffnungsvoller und gespannter Erwartung den Atem anhielt. Der Doktor erwiderte Rodneys Blick – abgesehen von der hochgezogenen linken Augenbraue – zunächst mit ausdrucksloser Miene, bevor sich sein Mund plötzlich zu einem breiten Grinsen verzog.
„Brillant! Wirklich, das ist brillant!“, rief er begeistert aus. „Die Idee hätte von mir kommen können.“
Und Rodneys Lippen verzogen sich daraufhin ganz automatisch zu einem recht selbstgefälligen Lächeln, wobei er sich jedoch tief in seinem Innern eingestehen musste, dass er froh war, dass der Doktor ebenso dachte wie er. Denn auch wenn er es wahrscheinlich niemals öffentlich zugegeben hätte, empfand er doch so etwas wie Respekt für diesen seltsamen Mann mit seinen merkwürdigen Allüren, es schien fast so, als ob ihre Geister irgendwie verwandt wären.
„Nun, dann sollte ich mir wohl als Nächstes mal Ihr Raumschiff ansehen, Doktor“, meinte McKay und griff nach seinem Tablet-PC, den er in weiser Voraussicht aus seinem Quartier mitgebracht hatte.
„Molto bene“, ließ der Doktor verlauten. „Kommst du, Donna?“
„Wenn du nichts dagegen hast, Doktor, bleibe ich lieber hier“, antwortete sie. „Schließlich habe ich nicht jeden Tag die Gelegenheit, auf der Kommandobrücke eines ...
richtigen Raumschiffes zu stehen.“
„Donna!“
„Jetzt geht schon, ihr beiden Genies!“, fuhr Donna fort, ohne auf den gekränkten Einwurf ihres Begleiters zu achten. „Ich würde bei dem ganzen Technikgebrabbel ohnehin nach zwei Minuten einschlafen. Habt Spaß!“
Rodney stand während dieses Schlagabtausches, der eigentlich gar keiner war, schmunzelnd daneben. Donna war wirklich nicht auf den Mund gefallen, dennoch merkte er deutlich, dass diese raue Herzlichkeit ein Ausdruck tiefer Freundschaft war.
„Wollen wir dann, Doktor?“, fragte McKay.
„Aber sicher“, entgegnete der Timelord, augenscheinlich noch immer ein wenig bedröppelt, doch sobald er sich umgewandt hatte, war auch das jungenhafte Grinsen wieder präsent und er zwinkerte Rodney verschwörerisch zu. Und dieser Mann sollte tatsächlich 904 Jahre alt sein? Doch Rodney konnte einfach nicht anders, als dieses Grinsen zu erwidern.
***
Nur wenige Minuten später waren die beiden Männer bei der TARDIS angelangt. Und im ersten Moment war Rodney nur erleichtert darüber, dass ihm seine Sinne keinen Streich gespielt hatten, denn wer konnte schon Halluzinationen in einem fremden Universum brauchen? Doch schon im nächsten Augenblick wurde er sich bewusst, wie grotesk das Ganze bei Tageslicht – oder vielmehr bei Waffenkammerlicht – anmutete. Diese kleine - sehr kleine! - blaue Box sollte ein Raumschiff sein? Noch dazu eins, das durch die Zeit reisen konnte? Fast hätte er wieder auf die Theorie mit den Halluzinationen zurückgegriffen, doch dann besann er sich und meinte: „Ähm, sieht nett aus ... vielleicht ein wenig ... äh ...“
„Innen ist sie größer“, fiel ihm der Doktor lächelnd ins Wort. „Kommen Sie.“
Mit diesen Worten fischte der Doktor einen Schlüssel aus seinem Mantel, schloss damit die Tür auf und machte eine einladende Handbewegung in Rodneys Richtung. McKay zögerte noch eine Sekunde, doch dann gab er sich einen Ruck und betrat die TARDIS ... und wäre vor Verblüffung beinahe rückwärts wieder herausgefallen, als er das Innere des Schiffes sah.
„Ich sagte doch, innen ist sie größer“, wiederholte der Doktor amüsiert.
„Das ... das ist unglaublich“, staunte Rodney. „Das Innere muss dimensional transzendent sein, sich also praktisch in einer anderen Dimension befinden. Einfach überwältigend!“
Und nun war es an der Reihe des Doktors seinen Gast überrascht anzusehen. Normalerweise wartete er, bis sich seine jeweiligen Besucher von dem ersten Schock erholt hatten, um dann zur Tagesordnung überzugehen. Manchmal versuchte er auch, ein wenig die Gegebenheiten zu erklären, womit er verständlicherweise nur in den allerwenigsten Fällen Erfolg hatte. Aber dieser Dr. McKay hatte tatsächlich ein geradezu beeindruckendes Verständnis für die Materie.
„Nun, Dr. McKay, ich denke, wir werden ganz hervorragende Arbeit zusammen leisten“, erwiderte er zufrieden, während er sich seinen Mantel auszog und achtlos über eines der korallenartigen Gebilde warf, die die TARDIS durchzogen.
***
„Also, Steven, Sie sagen, dass Ihre Leute Atlantis wiederentdeckt haben, nur dass sich dieses gar nicht auf der Erde, sondern in einer anderen Galaxie befindet? Oh, das klingt irgendwie romantisch. Ich würde mir das zu gerne einmal ansehen ...“
Donna war mit Caldwell, nachdem dieser ihr die Kommandobrücke, das Hangardeck und diverse andere Teile des Daedalus gezeigt hatte, in die Messe gegangen, um sich bei einer guten Tasse Tee noch weitere Geschichten über das andere Universum anzuhören.
„Gerne, nur leider sieht es so aus, als ob wir für derartige Ausflüge keine Zeit haben“, erwiderte der Colonel mit echtem Bedauern in der Stimme. „Aber ich könnte Ihnen Bilder von Atlantis zeigen, wenn Sie möchten?“
„Oh ja, das wäre schön“, antwortete Donna lächelnd.
Doch in diesem Moment meldete sich Major Marks über Funk und bat Caldwell, dringend auf die Brücke zu kommen.
„Was gibt es, Major?“
„Wir haben ein fremdes Raumschiff auf unserem Schirm, das sich unserer Position nähert.“
„Ich bin auf dem Weg“, gab Caldwell knapp zurück und fügte an Donna gewandt hinzu: „Ich fürchte, die Bilder werden erst einmal warten müssen.“
Wenige Augenblicke später erreichten der Colonel und Donna die Brücke, wo ihnen Marks sofort die neuesten Daten über das unbekannte Raumschiff präsentierte.
„Colonel, wenn es Kurs und Geschwindigkeit beibehält, wird es uns in etwa zehn Minuten erreicht haben.“
„Haben wir schon Sichtkontakt?“
„Nein, dazu ist es noch zu weit entfernt, aber der Signatur nach, ist es etwas, das wir noch nicht kennen“, entgegnete der Major.
„Aber der Doktor könnte wissen, mit wem wir es hier zu tun bekommen“, überlegte Caldwell laut, während er schon sein Interkom aktivierte, um McKay anzufunken. „Dr. McKay?“
„Anwesend, aber beschäftigt. Was ist los?“ kam es etwas genervt zurück.
„Könnten Sie bitte den Doktor auf die Brücke schicken? Wir bekommen Besuch!“
„Was soll das heißen ‚wir bekommen Besuch’?“, hakte Rodney irritiert nach.
„Das soll heißen, dass uns ein fremdes Raumschiff entgegenkommt und ich hoffe, dass der Doktor uns sagen kann, ob es sich dabei um Freund oder Feind handelt“, erklärte Caldwell angespannt.
„Oh ... okay, wir sind sofort da!“
***
Keine zwei Minuten später waren McKay und der Doktor auf der Brücke eingetroffen. Mittlerweile konnten die Sensoren die ungefähre Form des sich nähernden Raumschiffes ausmachen. Rodney musste sofort an einen etwas abgerundeten, aufrecht fliegenden Rombus denken. Etwas romantischer ausgedrückt, hätte man auch sagen können, dass dieses Schiff einer geschlossenen Lilienblüte glich, allerdings mit etwas im Mittelteil, das entfernt an eine kugelförmige Handgranate erinnerte. So viel zur Romantik.
„Und, Doktor? Sind Sie denen schon begegnet? Wer oder was ist das?“, fragte Caldwell und lehnte sich dabei in seinem Kommandostuhl vor.
Der Ausdruck auf dem Gesicht des Doktors hatte sich verdüstert und seine Stimme klang frostig, als er antwortete: „Sontaraner.“
„Und das bedeutet?“, hakte Rodney verwirrt nach.
„Ärger!“
„Aber haben wir die nicht gerade erst ...?“, meinte Donna, unterbrach sich dann selbst und blinzelte den Timelord ungläubig an.
„Nein, Donna, du vergisst, dass
diese Geschichte erst in zwei Jahren passieren wird“, erinnerte der Doktor sie. „Und ich hoffe wirklich, dass dieses Schiff dort ein anderes ist, denn sonst könnten wir auf fatale Weise in unsere eigene Zeitlinie eingreifen ... und das wäre alles andere als gut.“
Aber wer sind nun diese ... Sontaraner?“, wollte der Colonel wissen.
„Ein Klonvolk, das nichts lieber tut, als Krieg zu führen, egal gegen wen und aus welchem Grund. Darin sehen sie ihre Bestimmung“, erklärte der Doktor grimmig.
„Nett“, meinte Caldwell lakonisch. „Und ich gehe mal davon aus, dass unsere Zeitreisevorrichtung nicht in den nächsten ... ähm ... sechs Minuten fertig sein wird?“
„Nein“, antwortete Rodney anstelle des Doktors. „Die Verkabelungen und groben Montagen sind zwar schon erledigt, und Hermiod hat auch schon den Hyperraumantrieb repariert, aber für die Feinjustierungen und genauen Berechnungen brauchen wir sicher noch ... hm, was würden Sie sagen, Doktor? Eine Stunde? Zwei, wenn es hochkommt.“
Der Doktor nickte leicht abwesend, sein Blick war noch immer nachdenklich auf die Energiesignatur des sontaranischen Raumschiffes auf dem Monitor gerichtet.
„Nun gut, da ich, ehrlich gesagt, keine große Lust auf Ärger in einem fremden Universum habe, werden wir einen kleinen Hyperraumsprung unternehmen. Nach unserer Zeitreise werden wir dann wieder hierher zurückkommen“, erklärte Caldwell seinen Plan, der allerdings einen kleinen Haken hatte ...
„Äh, also, das können wir nicht“, meinte Rodney zerknirscht. „Wir benötigen für den Huckepack-Flug eine enorme Menge an Energie und deshalb haben wir die Energieversorgung für den Hyperantrieb abgeklemmt und in das System eingefügt. Und das wieder rückgängig zu machen, würde noch mehr Zeit in Anspruch nehmen.“
„Noch vier Minuten bis sie in Reichweite sind“, meldete Major Marks.
„Okay, was ist mit den Sublichtantrieben, Dr. McKay?“, wollte Caldwell wissen.
„Äh, nun ja, die auch.“
„Das soll also heißen, dass wir keine Möglichkeit haben, diesen Kriegstreibern auszuweichen?“
„Sieht ganz so aus“, entgegnete Rodney und schluckte.
„Also gut, wenn wir keine Wahl haben, werden wir uns eben auf einen Kampf vorbereiten. Major, fahren Sie die Schilde hoch!“, befahl Caldwell.
„Oh ... das geht leider auch nicht.“
„Und hätten Sie vielleicht die Güte, mir zu erklären, warum das auch nicht geht?“, fragte der Colonel mit mühsam beherrschter Stimme. „Haben Sie da etwa auch die Energieversorgung angezapft?“
„Nein, natürlich nicht“, erwiderte McKay augenrollend. „Aber wie Sie sich sicher erinnern werden, haben wir den Schild dahingehend umfunktioniert, dass er jetzt nach innen greift. Aber der Nachteil dieser Schildausrichtung liegt ganz offensichtlich in der Tatsache, dass er nun nichts mehr von außen abwehren kann“, belehrte ihn Rodney weiter.
„Also schön, und was jetzt? Mir gehen hier langsam die Optionen aus, Dr. McKay. Denn ich glaube kaum, dass wir mit unseren Railguns, ein paar F-302 und ohne Schilde uns lange gegen diese Sontaraner behaupten können“, meinte Caldwell herausfordernd und wandte sich dann an den Timelord. „Doktor? Haben Sie noch eine Idee?“
Und endlich schien wieder Leben in den Doktor zu kommen, der bis dahin nur stumm dagestanden hatte.
„Zunächst einmal ... nein, Sie hätten nicht die geringste Chance, Colonel. Die Sontaraner führen seit 50.000 Jahren Krieg, nun, hauptsächlich gegen die Rutons, aber wie auch immer, sie würden Sie in Nullkommanix vom Himmel geholt haben, wenn sie es darauf anlegten ... und, na ja, das werden sie wohl“, erläuterte der Doktor sachlich. Doch dann erschien wieder das schon beinahe vertraute Grinsen auf seinem Gesicht. „Aber wir haben immer noch eine Waffe ...“
„Welche?“ fragten Caldwell und McKay gleichzeitig, woraufhin der Doktor mit seinem Zeigefinger auf seine Stirn zeigte und sagte: „Diese hier!“
„Sie sind da, Sir“, meldete Major Marks und sah dabei seinen Kommandanten etwas verunsichert an.
„Überlassen Sie mir das Reden“, sagte der Timelord in einem Tonfall, der mehr nach einem Befehl als einer Bitte klang. Und Caldwell erwiderte diesen lediglich mit einem knappen Nicken. Daraufhin zückte der Doktor wieder seinen silbernen Stift, richtete diesen auf das Kommunikationssystem der Daedalus und sagte mit fester Stimme: „Ich rufe das sontaranische Kommandoschiff unter Berufung auf die 2. Direktive der Intergalaktischen Gefechtsvereinbarung. Hier spricht John Smith.“ Etwas leiser, an McKay und Caldwell gewandt, fügte er hinzu: „Ich bleibe lieber erst mal inkognito.“
„Colonel, wir empfangen ein Audio- und ... äh, Videosignal“, teilte Marks den Anwesenden mit.
„Bringen Sie es auf den Schirm, Major“, entgegnete Caldwell und erhob sich im gleichen Moment von seinem Sitz, um näher an den Übertragungsmonitor zu seiner Linken heranzutreten, wobei er aber dennoch dem Doktor den Vortritt ließ. Und nach einem kurzen Moment, in dem auf dem Monitor nur ein atmosphärisches Bildrauschen zu sehen war, erschien darauf etwas, das Rodney dazu veranlasste, ein überraschtes „Oh!“ auszustoßen. Auf den ersten Blick musste er bei der Uniform oder Rüstung, die das Wesen trug, an Captain Buzz Lightyear denken, nur dass darin ein Kopf steckte, der nicht wenig Ähnlichkeit mit einer halben Kartoffel hatte.
„Hier spricht General Storr, Oberbefehlshaber der 9. Sontaranischen Kampfflotte, auch bekannt als ‚der Vernichter’“, erklärte das Wesen mit stolzerfüllter Stimme und McKay sah, wie der Doktor Donna kurz erleichtert zuzwinkerte. Offenbar war dies tatsächlich ein anderes Schiff als das, das den beiden in zwei Jahren begegnen würde. Rodneys Kopf schwirrte. An diese Art, die Geschehnisse zeitlich einzuordnen, musste er sich erst noch gewöhnen. Doch zunächst einmal fuhr General Storr fort: „Was haben Sie uns zu sagen, John Smith, bevor wir Ihnen den Krieg erklären?“
„Nun ja, im Grunde genommen dreht sich mein Anliegen um genau diese Kriegserklärung, General. Sehen Sie, wir kommen gerade eben aus einem Ressourcen erschöpfenden Kampf mit den ...“ Unvermittelt stockte der Doktor.
„... mit den Goa’uld“, flüsterte Rodney ihm zu.
„... den Goa’uld“, griff der Timelord die Idee auf und nickte McKay verstohlen zu. „Ein wirklich kampferprobtes, mit allen Wassern gewaschenes Volk, das keine Gnade gegenüber seinen Feinden kennt. Sie waren uns haushoch überlegen und doch haben wir gekämpft, gekämpft bis es fast keine Hoffnung mehr gab. Und obwohl wir unterlegen waren, haben wir nicht aufgegeben und letzten Endes den wohlverdienten Sieg davongetragen.“
Der Doktor machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen und Rodney sah, wie der Sontaraner fast anerkennend die wulstigen Lippen verzog. Offensichtlich gefiel ihm, was er hörte.
„Doch unglücklicherweise sind wir nicht unbeschadet aus diesem Kampf herausgegangen. Viele Männer haben ihr Leben lassen müssen, die Antriebe dieses feinen Schiffes sind zerstört und auch die Schutzschilde versagten ihren Dienst. Wir sind praktisch völlig wehrlos ...“
Bei diesen Worten sog Caldwell scharf die Luft ein und Rodney zischte dem Doktor entgeistert zu: „Sind Sie irre? Müssen Sie denen gleich all unsere Schwachpunkte aufzählen? Das ist doch Wahnsinn!“
Plötzlich legte sich eine Hand auf Rodneys Arm.
„Vertrauen Sie ihm“, flüsterte Donna und lächelte ihm beruhigend zu. „Er weiß, was er tut.“
„Doch wenn die Geschichten wahr sind, die man sich erzählt, dann sind die Sontaraner ein stolzes Volk, ein Volk voller ruhmreicher Helden, ein Volk mit Ehre. Und ein Sieg gegen einen völlig wehrlosen Feind wäre kein Triumph, sondern lediglich ein Sieg geboren aus Feigheit. So sagt mir denn, General Storr, ist es richtig, was man sich erzählt? Oder sind die Legenden doch nur leere Erzählungen?“
„Natürlich sind die Geschichten wahr. Wir sind die stolzesten Krieger des Universums!“, erwiderte der General hochmütig.
„Dann, General Storr, gesteht uns einen Aufschub des Kampfes zu. Meine Männer und ich wollen uns angemessen darauf vorbereiten können, damit dieses Gefecht uns allen zur Ehre gereicht“, schloss der Doktor seine doch recht theatralische Rede ab und nun verstand Rodney, worauf der Timelord hinauswollte. Auch Colonel Caldwell ließ langsam wieder die Luft entweichen, die er die letzte Minute über angehalten hatte.
„Weise gesprochen, John Smith“, entgegnete der Sontaraner. „Sie haben eine Stunde. Dann greifen wir an. Sontar-ha! Sontar-ha!“
Und mit einem letzten „Sontar-ha!“ endete die Übertragung.
„Sie haben es gehört, Dr. McKay. Eine Stunde. Und die wollen wir doch nicht verschenken, oder?“ rief der Doktor Rodney enthusiastisch zu und stürmte schon in Richtung TARDIS.
„Kommen Sie, Doktor“, sagte Donna und hakte sich wieder einmal bei dem noch immer verblüfft schauenden McKay ein. Rodney sah sie kurz an, schüttelte schicksalsergeben, aber dennoch grinsend den Kopf und folgte dann ihr und dem Doktor.
***
59 Minuten später ...
„Dr. McKay? Sind wir soweit?“, fragte Caldwell über Interkom. „Es liegt mir wirklich fern zu drängeln, aber die Sontaraner beginnen gerade damit, ihre Gleiter zu starten und ich würde gerne hier verschwunden sein, bevor sie das Feuer eröffnen.“
Rodney schaute daraufhin den Doktor fragend an, rief sich dann aber ins Bewusstsein, dass dieser den Colonel ja gar nicht hatte hören können und wiederholte dessen Anliegen noch einmal laut.
„Alles klar“, erwiderte der Timelord und fügte noch hinzu: „Sagen Sie Ihrem Colonel, er soll sich festhalten. Die Reise könnte etwas holprig werden.“
Rodney runzelte die Stirn, als er bemerkte, wie Donna kurz die Augen verdrehte, während sie sich schon mal einen Haltegriff an der Konsole der TARDIS suchte, und gab dann die Warnung mit einem mulmigen Gefühl im Magen an Caldwell weiter.
„Na, dann wollen wir mal“, rief der Doktor mit unverkennbarer Vorfreude in der Stimme, grinste Rodney breit an und begann damit, diverse Knöpfe, Rädchen und etwas, das wie eine in der Konsole eingelassene Luftpumpe aussah, zu bearbeiten.
„Erst mal den thermalen Puffer belüften ... dann ein wenig Gas auf den Steuerregulator geben ...“
Staunend beobachtete Rodney, wie die Gebilde in der Glassäule, die aus der Mitte der Konsole erwuchs, langsam anfingen, sich zu bewegen. Unwillkürlich musste er an ein hydraulisches Getriebe denken, obwohl die Antwort hierauf ganz sicher nicht so einfach war.
„... noch ein wenig mit den Zeiton-Kristallen spielen und dann, zu guter Letzt, die Handbremse lösen!“
Mit diesen Worten legte der Doktor einen großen Hebel um und es passierte ... nichts.
„Was?“ Die Augen des Doktors flogen auf und er starrte irritiert auf die Glassäule.
„Was ist los, Doktor“, fragte Donna alarmiert.
„Oh, nein! Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein ... Dr. McKay, den Hammer!“
„Was?“
„Unter der Konsole, den Hammer. Schnell, geben Sie ihn mir!“
Rodney bückte sich und tatsächlich hing unter dem Teil der Konsole, wo er gestanden hatte, ein großer Hartgummihammer. Er schnappte sich das ungewöhnlich gewöhnliche Werkzeug und überreichte es dem Doktor. Dieser riss ihm den Hammer förmlich aus der Hand und schlug dann damit auf verschiedene Teile der Armaturen ein und schon im nächsten Moment wusste Rodney, was der Timelord mit ‚etwas holprig’ gemeint hatte. In seinen Augen war das allerdings die Untertreibung des Jahrhunderts, wenn nicht sogar des Jahrtausends gewesen, als die TARDIS nun einem bockenden Esel gleich – und so wohl auch die Daedalus, wie er annahm – durch das Zeitvortex gerissen wurde. Krampfhaft bemühte Rodney sich, nicht den Halt zu verlieren, während er mit einiger Verwunderung registrierte, dass der Doktor und Donna vor Freude jauchzten und lachten. Und er hatte immer gedacht, Sheppard hätte eine seltsame Art von Humor ...
~~~ooOoo~~~
Auf der Kommandobrücke des sontaranischen Mutteschiffes stampfte General Storr wütend mit dem Fuß auf, als er sah, wie sich das fremde Raunschiff fast aufreizend träge dematerialisierte und sich somit dem Wirkungskreis seiner Jäger entzog. So knapp!
Und nachdem er die Staffel zurückbeordert hatte, flüsterte er nur: „Feiglinge!“
~~~ooOoo~~~
“Nun, Colonel, hiermit haben Sie ihr Schiff zurück“, meinte der Doktor lächelnd. „Alle Verbindungen zur TARDIS sind gekappt, sämtliche Energieversorgungen wiederhergestellt und in Ihrem Computer sind die genauen Koordinaten und Berechnungen für den Rückflug eingegeben.“
„Danke, Doktor“, entgegnete Caldwell und schüttelte diesem dabei die Hand. Dann wandte er sich an Donna und sagte: „Es war mir ein Vergnügen, Miss Noble.“
„Donna, bitte. Wir waren doch schon bei den Vornamen angekommen, nicht wahr, Steven?“, erwiderte sie, blinzelte ihm schelmisch zu und bevor dieser es sich versah, zog sie ihn in eine enge Umarmung und verpasste ihm einen Abschiedskuss auf die Wange. Schadenfroh grinsend beobachtete Rodney, wie das Gesicht des Colonels einen feinen Rotton annahm – zumindest solange, bis er selbst von Donnas Sympathiebekundungen ‚heimgesucht’ wurde. Sogar Hermiod, der anlässlich der Verabschiedung zur TARDIS gekommen war, wurde mit einem Schmatzer bedacht, den er wortlos, aber dafür mit einem umso heftigeren Blinzeln zur Kenntnis nahm.
„Nun, wenn Sie keine Einwände haben, verzichte ich auf die Küsserei und sage nur, es war mir ebenfalls ein echtes Vergnügen“, warf der Doktor nun schmunzelnd ein. Dann wandte er sich Rodney zu, deutete eine leichte Verbeugung und sagte schlicht:
„Doktor.“
„Doktor“, antwortete Rodney auf die gleiche Weise und erwiderte die Verbeugung, wobei er insgeheim davon überzeugt war, dass diese bei ihm nur halb so elegant ausfiel wie bei dem Timelord.
Daraufhin ergriff der Doktor Donnas Hand und zog sie mit sanfter Gewalt in die TARDIS. Und kaum, dass er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, hechtete er auch schon wieder an die Steuerkonsole und fragte seine Begleiterin: „Und? Wo soll es jetzt hingehen? Oder möchtest du die abgebrochene Auszeit fortsetzen?“
„Nein, ganz sicher nicht“, entgegnete Donna lachend. „Aber wie wäre es jetzt mit den Dinosauriern? Ich könnte mir vorstellen, dass das ganz ruhig und nett werden könnte ...“
„Was immer du willst, Donna“, erwiderte er grinsend und begann mit den Vorbereitungen.
~~~ooOoo~~~
Draußen, vor der TARDIS, beobachtete Rodney staunend, aber auch ein wenig wehmütig, wie sich die kleine, blaue Notrufbox vor seinen Augen auflöste. Dann folgte er Caldwell leise seufzend auf die Brücke. Doch erst, als sich etwa zehn Minuten später das Hyperraumfenster, das sie in ihr eigenes Universum zurückbringen sollte, öffnete, fiel Rodney plötzlich ein, dass er ganz vergessen hatte zu fragen, was das eigentlich für ein merkwürdiges Gerät gewesen war, mit dem der Doktor die ganze Zeit über rumgefuhrwerkt hatte. Nun, vielleicht sollte er die Modifikationen, die zu dieser Begegnung geführt hatten, doch noch nicht dem Datenmülleimer überlassen? Und ganz sicher konnte es auch nicht schaden, genauere Berechnungen über zukünftige Supernovae anzustellen.
Und mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen erreichte Rodney das heimatliche Universum.
Ende